Pro:
regt die Phantasie an, kindgerecht geschrieben, Botschaft, Gedichte
Kontra:
teilweise doch etwas zu hart für Kinder?
Empfehlung:
Ja
Meine Freundin beklagt sich jedes Jahr, dass ich kreative Geschenke machen würde und ihr nie etwas einfiele. Da ich mir zu ihrem Geburtstag dieses Jahr wieder viele Gedanken gemacht habe (ich empfinde das zwar nicht so), sah sie sich wohl ein wenig in Zugzwang und hatte sich für Weihnachten etwas besonderes für mich überlegt.
Ich bekam eine Tafel leckere Schokolade, einen Besuch im Schokoladenmuseum und das Buch "Charlie und die Schokoladenfabrik", das ich zusammen mit der Schokolade an einem Nachmittag verschlungen habe.
_Die Geschichte
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Der kleine Charlie Bucket lebt mit seinen Eltern und seinen beiden Großeltern in einem kleinen Holzhaus in sehr ärmlichen Verhältnissen.
Großvater Josef, Großmutter Josefine, Großvater Georg und Großmutter Georgine teilen sich seit 20 Jahren ein Bett, aus dem sie ebenso lange nicht mehr aufgestanden sind. Zu Essen haben die Buckets jeden Tag nur Kohl und Kohlsuppe, aber einmal im Jahr, an seinem Geburtstag bekommt Charlie Schokolade geschenkt, die er ganz alleine essen darf.
Die Schokolade ist von Wonka, der weltbesten Schokolade vom weltbesten Schokoladenhersteller Willy Wonka, dessen Fabrik gleich bei Charlie um die Ecke ist.
Seit Jahren hat kein Mensch mehr einen Fuß in Wonkas Fabrik setzen dürfen. Man sieht nie einen Arbeiter rein- oder rausgehen, aber irgendwas wird wohl die besten Süßigkeiten der Welt herstellen.
Eines Tages liest Charlies Vater in der Zeitung, dass Willy Wonka fünf goldene Eintrittskarten für eine Fabrikbesichtigung in seinen Tafeln Schokolade, die in die ganze Welt ausgeliefert werden, versteckt hat. Das Kind, das eine goldene Karte findet, darf Wonkas Fabrik besichtigen und hinterher soviel Schokolade mit nach Hause nehmen, dass es für ein Leben lang reicht.
Für Charlie wäre es das Größte, Wonkas Fabrik zu besichtigen, aber da sich die Buckets nur einmal im Jahr eine Tafel Schokolade gönnen könne, weiß er, dass seine Chancen, eine der goldenen Eintrittskarten zu finden, nicht sehr groß sind.
Und tatsächlich, nach ein paar Wochen schon, sind 4 der 5 Karten gefunden und Charlies Geburtstagstafel war leider "nur" aus Schokolade.
Eines Tages aber findet Charlie im Schnee einen Dollar, kauft sich davon zwei Tafeln Schokolade und findet tatsächlich die letzte goldene Eintrittskarte.
Zusammen mit seinen Großvater Josef und den anderen Kindern mit ihren Begleitern, darf er nun Willy Wonkas Schokoladenfabrik besuchen.
Willy Wonka ist ein komischer Kauz mit bunten Klamotten und einen Zylinder auf dem Kopf. Er nimmt die Kinder mit auf eine wunderbare Reise tief unter der Erde, wo die Herstellung wunderbarer Süßigkeiten stattfindet, mit.
In der Schokoladenfabrik arbeiten keine Menschen, sondern "Umpa Lumpas", kleine Männchen, die sich von Kakaobohnen ernähren und für ihr Leben gerne singen.
Während Charlie und sein Großvater einfach nur fasziniert von der Fabrik sind und den Zauber auf sich wirken lassen, benehmen sich die anderen Kinder reichlich daneben und bekommen dafür auch nach und nach ihre gerechte Strafe.
_Die Figuren (Kinder)
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Charlie Bucket: ist ein lieber Junge, der zwar arm, aber mit seiner Familie glücklich ist. Charlie ist brav, bescheiden und behandelt alle Menschen mit dem nötigen Respekt. Als Geburtstagsgeschenk reicht ihm jedes Jahr eine Tafel Schokolade, auf die er sich freut als würde er einen großen Schatz bekommen.
Augustus Glubsch: ist unglaublich fett. Er schaufelt den ganzen Tag Süßigkeiten, bevorzugt Schokolade, in sich hinein und sieht aus als hätte man ihn aufgepumpt. Wenn es um Schokolade geht, vergisst er alles um sich herum.
Veruschka Salz: ist eine verzogene kleine Göre, die von ihrem Vater jeden Wunsch erfüllt bekommt. Ihr Vater legte sogar für mehrere Tage seine eigene Fabrik lahm, um für Veruschka eine Eintrittskarte zur Schokoladenfabrik zu finden. Bescheidenheit und Respekt sind Fremdwörter für Veruschka.
Violetta Beauregarde: ist ein vorlautes kleines Mädchen. Sie benimmt sich wie eine kleine Erwachsene und will immer und überall die beste sein. So ist sie sehr stolz darauf, einen Kaugummi-Rekord zu halten und schon seit drei Monaten auf dem gleichen Stück herumzukauen. Für Schokolade hat sie nicht sehr viel übrig, aber sie wollte unbedingt eine der goldenen Eintrittskarten haben.
Micky Schießer: schaut den ganzen Tag lang fern, bevorzugt Sendungen, bei denen viel geschossen wird. Für sein Umfeld interessiert er sich nicht, er sieht nur fern, auch Filme, die langweilig sind.
_Meine Meinung
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Ich bin kein Kind mehr und auch weit davon entfernt selbst Kinder zu haben und dennoch hatte ich großen Spaß beim Lesen.
Allerdings ist "Charlie und die Schokoladenfabrik" definitiv ein Buch für Kinder, da es die Phantasie sehr schön anregt und auch kindlich geschrieben ist.
Die Charaktere werden am Anfang des Buches kurz beschrieben, was aber in der Geschichte selbst noch einmal ausführlich geschieht, wenn geschildert wird, wie die Reporter über die Kinder, die die Eintrittskarten zur Schokoladenfabrik gefunden haben, berichten.
Beim Lesen hatte ich sehr häufig den Gedanken "das könnte man Kindern schön vorlesen", denn manche Passagen sind recht spannend geschrieben und Wörter, die man dabei betonen müsste, sind auch schon in Großbuchstaben abgedruckt.
Überhaupt wäre es meiner Ansicht nach besser, Kindern das Buch vorzulesen und es sich von ihnen vorlesen zu lassen. Auf jeden Fall halte ich es es für ratsam, kleinere Kinder / Leseanfänger nicht mit dem Buch alleine zu lassen.
Erstens, weil dort einige lange, nicht so leicht zu lesende Wörter wie zum Beispiel "Zahnpastatuben-Deckel-Zuschrauber" enthalten sind und zweitens, weil es doch einige pikante, vielleicht ein wenig "brutale" Szenen gibt, die Kinder unter Umständen alleine nicht so gut verarbeiten könnten.
Wie die einzelnen Kinder in der Schokoladenfabrik Opfer ihres eigenen Charakters werden und was mit ihnen geschieht (z.B. Schrumpfung und anschließende Streckbank), fand ich schon recht heftig und für Kinder alleine schwer zu verdauen - mag aber auch sein, dass ich den Intellekt von Kindern unterschätze, Eltern werden vermutlich besser wissen, was sie ihren Kindern zumuten können.
Märchen sind ja eigentlich auch nie harmlos und so werden Kinder meinen Einwand vermutlich auch nicht nachvollziehen können und schließlich gehört es zu einer Belehrungsgeschichte dazu, dass dem Bösen böses und dem Guten gutes widerfährt.
Gut und Böse wird von Roald Dahl auch immer schön getrennt, schon in der Beschreibung der Kinder, kommentieren Charlies Großeltern die anderen Kinder als Gören und grässliche Mädchen, wohingegen Charlie immer der gute Junge ist.
Lediglich Willy Wonka ist nicht klar einzuordnen, er hat immer etwas hinterhältiges an sich, ist aber im Grunde ein guter Mensch.
Insgesamt gesehen ist "Charlie und die Schokoladenfabrik" von Roald Dahl ein modernes Märchen, bei dem der arme Held der Geschichte am Ende viel gewinnt, weil er lieb und nett ist, seine Eltern ehrt und sich an den kleinen Dingen des Lebens freut, weil er mit dem wenigen, was er hat, zufrieden ist. Die unartigen Kinder hingegen, die gierig und faul sind, werden bestraft.
"Charlie und die Schokoladenfabrik" ist mit seinen knapp 160 Seiten (Ausgabe des Rowohlt Taschenbuchverlages) zwar etwas länger als ein klassisches Märchen, lässt sich jedoch ebenso gut lesen. Die Sätze sind kurz und in Umgangssprache geschrieben und die Beschreibungen der Schokoladenfabrik regen die Phantasie an, so dass man sich in die Geschichte und das Geschehen wirklich hineinversetzen kann und einfach nicht wieder aufhören und somit raus aus Wonkas Schokoladenfabrik möchte.
Außerdem ist die Geschichte in viele kleine Kapitel (meist nicht länger als 4-5 Seiten) unterteilt, was mir als Kind immer gut gefallen hat, weil man so doch besser aus der Geschichte aussteigen kann. Wenigstens ein Kapitel zu Ende gelesen zu haben, ist immer ein gutes Gefühl und lässt das Buch auch nicht so mächtig erscheinen.
Was mir ebenfalls sehr gut gefallen hat (und hier weiß ich auch, dass Kinder das lieben), sind die Gedichte bzw. die Lieder der Umpa Lumpas.
Sobald ein Kind auf irgendeine Weise für sein Verhalten bestraft wurde und sich somit erstmal von den anderen Besuchern entfernt, fangen die Umpa Lumpas zu singen an und die Liedtexte sind im Buch abgedruckt.
Die 8-jährige Enkelin unserer Nachbarin ist ganz verrückt nach Gedichten und hier im Buch finde ich die kleinen gereimten Texte richtig gut.
_Information
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Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag (rororo Rotfuchs)
Autor: Roald Dahl
Titel: "Charlie und die Schokoladenfabrik
Seiten: 159
ISBN: 34-9921-211-0
_Mein Fazit
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"Charlie und die Schokoladenfabrik" ist eine zuckersüße Geschichte, die in einfachen, gut verständlichen Worten geschrieben ist, eine immer noch gültige "Moral von der Geschicht" hat und, Phantasie anregt...und Lust auf Schokolade macht. Also: Zähneputzen nicht vergessen!! weiterlesen schließen
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