Pro:
Pro: schnell gelernt, macht Spaß, kann man immer spielen
Kontra:
Karten in Deutschland schwer erhältlich
Empfehlung:
Ja
Heute: Scopa – ein altitalienisches Kartenspiel
Geneigte Leser und Leserinnen,
wie einige treue Stammleser und Abonnenten meiner Artikel bestimmt schon rausgelesen haben, bin ich ja ein kleiner Mischling. Mütterlicherseits Türkin, väterlicherseits Italienerin. Das ist auch gut so, denn da prallen zwei große Kulturen aufeinander. Und beide haben extrem viel zu bieten. Ich habe daher beschlossen, demnächst in Ciao mehr darüber zu schreiben, z.B. über Lebensmittel, die man hier nur im entsprechenden Feinkostladen oder im Land selber erhält und sonst nirgends und wie das da so schmeckt.
Aber heute möchte ich mit einem anderen Thema anfangen, es geht um Scopa, ein sehr altes und inzwischen auch sehr bekanntes und beliebtes Kartenspiel aus Italien:
Ich habe, um den Artikel etwas stimmungsvoller zu gestalten, etwas napoletanische Volksmusik im Hintergrund aufgelegt, die haben zwar so einen Dialekt, dass man überhaupt nichts mehr versteht, aber egal. Der Sound ist fett.
°°° altprähistorische Vorgeschichte: °°°
Scopa heißt übersetzt erst mal soviel wie Besen. Das Wort scopare im altitalienischen heißt: auskehren, auswischen (was auch der Sinn des Spieles ist) in Neuitalienischen hat sich die Bedeutung gewandelt in ähh... bimsen, fücken, oder so.
Traditionell stammt dieses Kartenspiel aus Neapel, wo auch meine Oma ursprünglicherweise herkommt und heute Gott sei Dank seit dem Krieg nicht mehr lebt. Ich habe es vor vielen Jahren von ihr gelernt, dem besten Scopa-Meister aller Zeiten. Inzwischen hat sich das Spiel über ganz Italien verbreitet. Das Spiel wird nicht mit den uns bekannten Karten gespielt, sondern hat eigene Karten und Symbole.
Man könnte es in Deutschland z.B. mit dem Schafkopfen vergleichen: ein traditionelles Spiel, das eigentlich nur in Bayern gespielt wird und eigene spezielle Karten hat, dass man aber über die Landesgrenzen hinaus kaum kann / kennt.
°°° Die Karten: °°°
Das Spiel besteht aus insgesamt 40 Karten mit 4 verschiedenenen Symbolen. Man spielt Scopa mit sogenannten „Carte Napoletane“. Die Symbole sind mit unseren Karten vergleichbar: bei uns gibt es Herz, Caro, Pik und Kreuz. Im Scopa gibt es jeweils 10 Karten mit den Symbolen Keulen (bastoni), Schwertern (spade), Kelchen (coppe) und Münzen, auch Sonnen genannt (denari). 4 Symbole x 10 Karten = 40 Karten.
Es sind auf den Karten keine Zahlen aufgedruckt, der Wert ergibt sich auf der aufgedruckten Anzahl der Symbole, z.B. Schwert 3 hat 3 aufgedruckte Schwerter. Der Zahlenwert geht von 2 – 7. Die 1er Karten werden auch Asse genannt, haben letztendlich aber nicht die uns bekannte Bedeutung eines Asses, sondern einer ganz normalen 1er Karte. Die einzige Karte, die sich von den anderen NUR optisch unterscheidet, ist das Münz-Ass. Da ist als Symbol ein doppelköpfiger goldener Adler abgebildet. Danach kommen die Figurenkarten, die 8 ist ein Bube mit dem Symbol in der Hand, die 9 ist ein Reiter und die 10er-Karte ein König.
Die Scopa-Karten sind in der Regel nur halb so groß wie unsere Spielkarten, optisch aber sehr schön gestaltet.
°°° Spieleranzahl: °°°
Man kann das Spiel mit 2, 3 oder 4 Personen spielen. Wenn man zu zwei oder zu dritt spielt, dann spielt jeder Spieler für sich alleine. Wenn man zu viert spielt, dann spielen 2 Spieler gemeinsam, diese setzen sich dann diagonal gegenüber. Kann man dann selbst bestimmen, wer mit wem zusammenspielen will. Wichtig ist nur, dass man sich gegenseitig nicht in die Karten schaut. Nach dem Spiel werden die Karten der gemeinsamen Spieler zusammengelegt und gemeinsam ausgewertet.
°°° Ziel des Spieles: °°°
Natürlich viele Punkte sammeln. Man kann dabei selbst festlegen, ob man bis zu einer bestimmten Punktzahl spielen will und dann gewinnt, wenn man als erster die ausgemachte Punktzahl erreicht oder von Haus aus sagt, dass z.B. nach 6 Runden Schluß ist. Meine Oma und ich haben immer ne bestimmte Rundenzahl nach dem Essen gespielt, und der Verlierer musste dann an der Eisbude ne Runde schmeißen.
°°° Spielvorbereitung und –ablauf: °°°
Ein Spieler mischt die Karten und gibt jedem Spieler 3 Karten, die dieser in die Hand aufnimmt und keinem zeigt. In die Mitte des Tisches werden 4 Karten vom Stapel offen ausgelegt. Die restlichen Karten kommen erstmal beiseite.
Es wird reihum im Uhrzeigersinn gespielt, d.h. der Spieler links vom Kartengeber fängt an. Es werden 3 Runden gespielt (weil man ja 3 Karten auf der Hand hat). Sobald eine Runde um ist, verteilt der Kartengeber wieder 3 Karten an die Spieler, das geht so lange, bis keine Karten mehr vorhanden sind. Erst dann ist ein Spiel aus.
Für das nächste Spiel ist dann der Spieler, der anfangen durfte und links vom Kartengeber sitzt, an der Reihe mit mischen und Karten geben.
Ziel des Spieles ist, mit den Karten auf der Hand möglichst viele Punkte zu sammeln. Wie das geht, erfahrt ihr jetzt:
In der Tischmitte liegen bereits 4 Karten zu Spielbeginn aus. Der Spieler, der an der Reihe ist, versucht, Punkte zu sammeln, indem er Karten von der Tischmitte sammelt, einen sogenannten Stich macht. Ist dies nicht möglich, muß er eine seiner Handkarten offen auf den Tisch zu den anderen Karten legen und der nächste Spieler ist dran.
Pro Zug darf der Spieler immer nur 1 Karte ausspielen, d.h. entweder nimmt er mit seiner Karte andere offene Karten vom Tisch auf oder er muß eine Karte auf den Tisch legen, wenn er nicht punkten kann / will.
Stiche macht man folgendermaßen:
am einfachsten ist es natürlich, wenn man eine Karte auf der Hand hält, von der derselbe Kartenwert bereits auf dem Tisch liegt.
Beispiel: auf dem Tisch liegt die Keulen-2. Man selbst hat die Schwert-2 auf der Hand. Indem der Spieler seine Schwert-2 Karte offen auf die Keulen-2 legt, zeigt er seinen Anspruch an. Er nimmt die beiden Karten vom Tisch und macht somit einen Stich. Die aufgenommenen Karten legt der Spieler umgedreht mit der Rückseite vor sich ab. Diese Karten gehören beim Punktezählen ihm und sind aus dem Spiel raus.
Kartenkombis:
Auf dem Tisch liegen mehrere Karten, darunter z.B. eine 2-er und eine 4-er Karte. Dies ergibt den Wert 6 zusammengerechnet. Es liegt aber keine Karte mit dem genauen Wert 6 auf dem Tisch. Unser Spieler hat zufällig eine 6-er Karte in der Hand. Damit darf er sich die beiden Karten mit seiner 6-er Karte nehmen und stechen. Er darf nicht mehrere Karten aus seiner Hand ausspielen, kann aber beliebig viele Karten von der Tischmitte mit dem Gesamtzahlenwert 6 aufsammeln (z.B. auch die Kombi ein As (Zahlenwert 1), eine 2-er und eine 3-er Karte = 6). Die aufgenommenen Karten kommen zu seinem restlichen Karten, die er bereits gesammelt hat, auf den Stapel.
Sonderregel:
liegt eine Karte auf dem Tisch, die ebenso durch andere 2 Karten durch kombinieren denselben Wert ergeben, den der Spieler auch als Karte auf der Hand hat, so muß er die gleichewertige Karte nehmen. Klingt zwar kompliziert, ist es aber nicht:
Beispiel: auf dem Tisch liegen 3 Karten, ein Reiter, eine 5-er Karte und eine 4-er Karte. Der Reiter zählt als 9 und 5+4 ergeben mathematisch bekanntlich auch 9.
Unser Spieler hat auch eine Reiter-Karte in der Hand, möchte aber gerne mehr Karten sammeln, indem er die 5-er und 4-er Karte aufnimmt. DIES IST NICHT ERLAUBT ! Wenn der gleiche Kartenwert, in unserem Beispiel der Reiter, schon auf dem Tisch liegt, dann MUSS der Spieler diese Karte aufnehmen.
der SCOPA:
jetzt wird es heiß: schafft es ein Spieler, alle Karten vom Tisch abzuräumen, bekommt er einen Extra-Punkt, weil er einen Scopa geschafft hat. Er hat den Tisch wortwörtlich „ausgefegt“. Das wird dann folgendermaßen angezeigt: seine Sammelkarten, die er bereits hat, liegen mit der Rückseite nach oben. Der Spieler legt eine Karte mit der Bildseite nach oben auf seinen Kartenstapel, damit er diese nacher beim Auszählen als Scopa-Karte erkennt. Der nächste Spieler, der dran ist, muß dann in seinem eine Karte ausspielen, weil es ja nichts mehr zu holen gibt.
der letzte Stich:
irgendwann geht das Spiel zu Ende, weil keine Karten mehr vorhanden sind. Der Spieler, der den letzten Stich holt, bekommt alle verbleibenden Karten, die in der Tischmitte liegen, sofern er sich damit keinen Scopa holt.
°°° Auswertung: °°°
sind alle Karten ausgespielt, erfolgt die Auswertung:
- der Spieler mit den meisten Karten bekommt einen Punkt. Bei Gleichstand gibt es keinen Punkt
- der Spieler mit den meisten Münz-Karten bekommt einen Punkt. Bei Gleichstand wieder gar nüchts.
- der Spieler, der die meisten 7-er Karten hat („la premiera“ genannt), bekommt einen Punkt.
- der Spieler mit der Münz-7, auch schöne 7 oder sette bello genannt, bekommt einen Punkt
- jeder Scopa ist ein Punkt
°°° Spielvariante: °°°
keine Scopa-Karten zur Hand, aber Riesenbock – was tun, sprach Juppiter ?!
No problem – man kann auch sein übliches Haushaltskartenset mit Herz, Kreuz, Caro und Pik umfunktionieren. Dazu nimmt man einfach die Karten mit den Zahlenwerten 1 – 10. Die Herz-Karten entsprechen dann den Münz-Karten, die anderen Symbole haben in dem Spiel sowieso keine relevante Bedeutung.
Das ist vielleicht die ersten Einstiegsspielrunden auch zu empfehlen – man kennt seine Karten und hat schnell die verschiedenen Zahlenwerte zusammengerechnet.
Man kann aber auch die Karten von 1 – 7 sieben nehmen und danach Bube, Dame und König äquivalent zu Bube, Reiter, König einsetzen. Das würde ich aber nicht gleich zu Anfang machen, weil: Diese Karte haben außer der hohen Punktzahl nichts besonderes. Als ich das Spiel meiner vielleicht zukünftigen Schwiegermutter + - oma erklären wollte, waren die ganz geil auf den König – weil sie immer dachten, das sei Trumpf - falsch gedacht. Wenn man diese Karten von vornherein gleich gar nicht hernimmt, kommt es auch gar nicht erst dazu...
°°° Tipps und Tricks: °°°
- man sollte bei dem Spiel immer versuchen, die 7-er Karten und vor allem die Münz-7 (auch sette bello, die schöne 7 genannt) abzusahnen. Das gibt nacher Punkte.
- man sollte beim abräumen immer versuchen, möglichst viele Karten abzustauben oder versuchen, die Münz-Karten abzuräumen.
- mitdenken hilft: wenn man sich etwas konzentriert, weiß man ungefähr, welche Karten schon ausgespielt wurden, bzw. was der Gegner in der Hand halten könnte. Damit kann man etwas strategischer seine eigenen Karten ausspielen.
- Karten sammeln ist nicht alles: wenn nur noch 1 Karte auf dem Tisch liegt oder 2 Karten mit niedrigen Punktwerten, ist die Möglichkeit groß, dass der Gegner absahnt und sich Extra-Punkte einfährt. Lieber eine Karte ausspielen und versuchen, in der nächsten Runde abzuräumen. Wenn der Punktwert der offenen Karten auf dem Tisch höher ist als 10, besteht kein Scopa-Risiko.
°°° Hersteller / wo man Scopa-Karten herbekommt: °°°
Hersteller dieser kleinen hübschen bunten Karten ist DalNegro. Im Internet auch zu finden unter www.dalnegro.com. Die Seite ist in englisch und italienisch verfügbar. Man kann sich die Karten zwar da nicht bestellen, es ist aber ein Vertriebsnachweis angegeben.
Am einfachsten erhält man diese Karten in Italien in einem Tabbachaio, einem Zigarettenladen, wenn man dort nach „Carte Napoletane“ fragt. Ich habe für meine Karten ca. 4,50 € bezahlt.
Vielleicht bekommt man die Karten auch in größeren Spielwarengeschäften oder in italienischen Läden in Deutschland, so genau weiß ich das leider nicht...
°°° FAZIT: °°°
Ich selbst spiele Scopa sehr gerne und bringe es auch anderen gerne bei. Das Spiel ist schnell erklärt und gelernt und macht danach eigentlich Heidenspaß, weil man schnell den Bogen raus hat und dann das Zocken losgeht. Es klingt vielleicht komplizierter als es ist, wenn man es liest. Eigentlich ist man schon ab der 2. Runde fast voll dabei. Das einzige, was man können muß, ist bis 10 zählen und das hat man schnell gelernt :o)
Scopa fördert die kleinen grauen Zellen ein wenig, ohne sie übermäßig zu strapazieren. Mit persönlich wird es erst nach ca. ner halben Stunde erst etwas langweilig, könnte dann aber nach einem halben Tag wieder voll loslegen.
Da eine Runde immer ca. 5 –10 Minuten dauert, kann man immer mal schnell ein kleines Ründchen einlegen.
Bisher waren alle, denen ich das Spiel beigebracht habe, begeistert davon. Probiert es mal aus, es ist wirklich extrem nett.
Danke fürs Lesen und Bewerten,
minnimooh alias Scopa-Braut weiterlesen schließen
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