Der Untergang (DVD) Testberichte

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Auf yopi.de gelistet seit 11/2011
5 Sterne
(20)
4 Sterne
(8)
3 Sterne
(4)
2 Sterne
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Summe aller Bewertungen
  • Action:  viel
  • Anspruch:  sehr anspruchsvoll
  • Romantik:  niedrig
  • Humor:  wenig humorvoll
  • Spannung:  spannend

Pro & Kontra

Vorteile

  • Realitätsnah, gut für den geschichtsunterricht geeignet
  • dialogreich, zeichnet die schwierigkeit und grausamkeit eines Krieges, Ausstattung der DVD
  • authentische Wiedergabe des Geschehens man kann immer etwas dazulernen viele Effekte
  • Eine Darstellung dieses Zeitabschnittes, die sich gerade für eine deutsche Produktion erstaunlich um Sachlichkeit bemüht, statt in anzuzweifelnder Einseitigkeit ausschließlich zu verurteilen.
  • Film, Bild, Ton

Nachteile / Kritik

  • Verharmlost
  • wer den Film versteht für den spricht hier nichts Kontra
  • teilweise etwas zum Ermüden
  • Siegerverbrechen wurden nicht erwähnt, einige historische Details wurden zeitgeistgemäß dargestellt oder weggelassen.
  • Extras hätten ein wenig üppiger ausfallen können

Tests und Erfahrungsberichte

  • Wolfsschanze VS. Führerbunker - Was geschah wirklich?

    Pro:

    -

    Kontra:

    -

    Empfehlung:

    Ja

    Einleitung:
    ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

    Ein Film, der das Blut in den Adern des Rezipienten gefrieren lässt. Ein Film, der eine unglaubliche Faszination ausstrahlt. Das Böse - Es ist doch gigantischer und faszinierender, als man zu glauben pflegt. "Der Untergang" ist meines Erachtens nach wieder einmal ein sehr guter deutscher Film. Ein mehr als brisantes Thema, das aber gekonnt und detailliert beleuchtet wird. Die unterschiedlichsten Charakter treffen aufeinander und zeigen ihren mehr oder weniger bedingungslosen Glauben an den Endsieg beziehungsweise an den Steuermann des

    Produktfotos & Videos

    Der-untergang-dvd
    Bild 1 - Der Untergang (DVD) von Mathi15
    am 04.11.2005
    Der-untergang-dvd
    Bild 2 - Der Untergang (DVD) von Mathi15
    am 04.11.2005

    Kommentare & Bewertungen

    • sigrid9979

      sigrid9979, 03.02.2009, 19:18 Uhr

      Bewertung: sehr hilfreich

      Sehr gut beschrieben. Lg Sigi

    • Alphanova1

      Alphanova1, 12.03.2006, 18:22 Uhr

      Bewertung: sehr hilfreich

      Lg!!! Lukas

    • buddy05

      buddy05, 13.11.2005, 07:42 Uhr

      Bewertung: sehr hilfreich

      Wahnsinn- genialer Bericht-) lg buddy

    • Nicoleoprz

      Nicoleoprz, 08.11.2005, 14:52 Uhr

      Bewertung: sehr hilfreich

      super bericht will den film auch sehen. lg nici

  • Der Untergang DVD

    3
    • Action:  durchschnittlich
    • Anspruch:  anspruchsvoll
    • Romantik:  niedrig
    • Humor:  wenig humorvoll
    • Spannung:  spannend
    • Altersgruppe:  ab 12 Jahren
    • Meinung bezieht sich auf:  DVD-Version

    Pro:

    Gute Darsteller, gute Bild und Tonqualität der DVD

    Kontra:

    Historisch nicht immer einwandfrei

    Empfehlung:

    Ja

    Der Untergang (DVD)

    Filminhalt:

    „Der Untergang“ spielt in Berlin, im April 1945. Die Rote Armee ist in die Hauptstadt eingerückt, in den Strassen tobt der Häuserkampf und, obwohl Berlin nicht mehr zu halten ist leistet der Volkssturm erbitterten Widerstand.
    Von all dem bekommt Adolf Hitler nichts mit, da er die letzten Kriegstage hinter dicken Mauern im „Führerbunker“ erlebt. Obwohl Berlin verloren ist weigert sich „der Führer“ die Stadt zu verlassen um, wie Architekt Albert Speer es ausdrückte, „auf der Bühne zu stehen wenn der Vorhang fällt“.

    Der Film schildert eindrucksvoll die letzten Kriegstage im Führerbunker bis hin zu Hitlers Hochzeit mit Eva

    Kommentare & Bewertungen

    • sweetie1984

      sweetie1984, 20.04.2005, 13:11 Uhr

      Bewertung: sehr hilfreich

      ..mir schon seit er im Kino gelaufen ist vor ihn mir anzuschaun und bin bisher leider noch immer nicht dazu gekommen. :o)LG

  • Naturalistische Darstellung

    3
    • Action:  durchschnittlich
    • Anspruch:  anspruchsvoll
    • Romantik:  sehr niedrig
    • Humor:  kein Humor
    • Spannung:  langweilig
    • Altersgruppe:  ab 12 Jahren
    • Meinung bezieht sich auf:  Kino-Version

    Pro:

    -

    Kontra:

    -

    Empfehlung:

    Ja

    Der Untergang Hitlers und des Dritten Reiches darf nun auch - bisher vor allem im Buch von Joachim Fest nachzulesen - auf der Leinwand miterlebt werden.

    Hatte der Regisseur Hirschbiegel im Film "Experiment" einen tatsächlichen Vorfall dramatisch verarbeitet und dabei einen langsam, aber stetig ansteigenden Spannungsbogen erzeugt, so beschränkt er sich jetzt auf die fast pure Wiedergabe der Geschehnisse, die den Untergang darstellen.

    Ob diese Betrachtungsweise jedem gefallen wird, darüber werde ich weiter unten noch diskutieren.


    1942 erleben wir Hitler bei der Auswahl seiner Sekretärinnen. Vor allem die hübsche Traudl Junge (die erst vor 2 Jahren

    Kommentare & Bewertungen

    • Tom1978

      Tom1978, 26.09.2004, 12:17 Uhr

      Bewertung: nicht hilfreich

      Du hast die Intention der Macher nicht verstanden!

    • antjeeule

      antjeeule, 25.09.2004, 13:39 Uhr

      Bewertung: sehr hilfreich

      Wolfgang, da kennst du ja meine Gedanken schon, weil ich dir beim Nachbarn dazu kommentierte. Die Rezension ist - wie gewohnt - sehr gut. LG, Antje

  • Vom Faszinosum der Macht und des Bösen

    3
    • Action:  sehr wenig
    • Anspruch:  sehr anspruchsvoll
    • Romantik:  sehr niedrig
    • Humor:  kein Humor
    • Spannung:  durchschnittlich
    • Altersgruppe:  ab 12 Jahren
    • Meinung bezieht sich auf:  Kino-Version

    Pro:

    Bruno Ganz, Juliane Köhler

    Kontra:

    Siehe Bericht; so kurz nicht darstellbar

    Empfehlung:

    Ja

    "Die großen politischen Verbrecher
    müssen durchaus preisgegeben werden,
    und vorzüglich der Lächerlichkeit.
    Denn sie sind vor allem keine
    großen politischen Verbrecher,
    sondern die Verüber großer
    politischer Verbrechen, was etwas
    ganz anderes ist."
    (Bertolt Brecht)

    „Es müsste eigentlich jeder wissen,
    dass wir auf dem Boden der Geschichte
    stehen, und wenn wir das ignorieren,
    dann sind wir schlecht beraten.
    Es geht um einen gravierenden Punkt
    in der deutschen Geschichte, und wenn
    wir den vergessen, ist das schlecht für
    uns alle, weil wir dann ein kollektives
    Trauma nicht bearbeiten, nicht


    Dem Schrecklichen den Schrecken nehmen. Durch was? Durch Authentizität? Durch dramaturgische Annäherung an das Echte, Wahre? Durch haarscharfe Kalkulation mit dem Kern, der Substanz dessen, was sich in wenigen Tagen im Führerbunker abspielte? Ich habe da meine Zweifel.

    Bernd Eichingers vor Kinostart allerorten beworbenes Drama „Der Untergang” schildert die Zeit zwischen dem letzten Geburtstag Hitlers und der Kapitulation Deutschlands und der Wehrmacht im Bunker in Berlin, in dem sich Hitler, Eva Braun, zeitweise der als „Architekt des Dritten Reiches” titulierte Speer, Himmler, Goebbels samt Familie, die Generäle Keitel und Jodl sowie etliche andere Führungskräfte, Militärs und SS-Angehörige sowie die Sekretärin Hitlers, Traudl Junge, aufhielten. Der Film basiert auf dem von Joachim C. Fest, dem ehemaligen Mitherausgeber der FAZ, geschriebenen gleichnamigen Buch sowie den Aufzeichnungen der inzwischen verstorbenen Ex-Sekretärin Hitlers, Traudl Junge, die bereits in einem Film André Hellers „Im toten Winkel – Hitlers Sekretärin” (2002) über ihre Erinnerungen an diese Zeit berichtet hatte.

    Zum Teil ist der Film aus der Perspektive von Traudl Junge erzählt, teilweise wohl aus den verschiedenen Aufzeichnungen rekonstruiert. Es lassen sich mehrere „Gruppen” erkennen: Einmal die Sekretärinnen, die „unbedarft”, „naiv” und „nichts wissend” über die Gräuel des Nazi-Regimes die Arbeit im Führerbunker annahmen. Was diese Perspektive angeht, ist der Film Hellers fast aufschlussreicher, obwohl sich mir bei Sicht von „Im toten Winkel” schon die Frage stellte, worauf Heller letztendlich hinaus wollte. Ob diese Perspektive in Hirschbiegels Film tatsächlich der von Traudl Junge entspricht, ist schwer zu entscheiden. Im Film hat Alexandra Maria Laras Frau Junge eher eine teilnahmslos beobachtende Rolle, die möglicherweise der Naivität, von der Frau Junge Jahrzehnte später Heller berichtete, entsprechen mag.

    Die zweite Perspektive ist eindeutig die Hitlers, der sich derart in seine eigene verbrecherische Ideologie verrannt hat, dass ein Abweichen weder in Hinsicht Kapitulation, noch im Hinblick auf eine mögliche Flucht ihm möglich erscheint. Hitler hält daran fest, dass entweder der Endsieg erfolgen muss oder das deutsche Volk sein Existenzrecht verloren hat. Die Befehle an seine unmittelbare Umgebung sind eindeutig; und erst als er sich selbst und anderen gegenüber offen zugibt, dass eine totale Niederlage unausweichlich ist, entscheidet er sich für den Selbstmord – ebenso wie Goebbels, der gemeinsam mit seiner Frau entscheidet, in einem nicht nationalsozialistischen Deutschland sollten beider Kinder nicht leben.

    Eine dritte Perspektive ist die der unmittelbaren Umgebung Hitlers. Hier finden wir bis zum letzten Atemzug treue Anhänger Hitlers (v.a. Goebbels) und Realisten, die zwar nicht offen aussprechen, kapitulieren zu wollen, die Situation aber für völlig hoffnungslos halten und das auch sagen.

    Ergänzt wird diese Situation im Bunker im Film mit Szenen über Bomben- und Granatenangriffe sowie mehr angedeutete Reaktionen einzelner Soldaten, Kinder und anderer Zivilisten auf die immer brenzliger werdende Situation.

    Die meisten dieser in den Büchern und im Film geschilderten Fakten sind seit langem bekannt: das Festhalten Hitlers am „Endsieg”, der Selbstmord Hitlers und Eva Brauns, die Ermordung der Kinder Goebbels durch ihre Eltern, die Selbstmorde von Goebbels und seiner Frau, das Festhalten der Militärs und Politiker am Treueid zum „Führer” bis zum bitteren Ende wider besseres Wissen über die wirkliche militärische Situation usw.

    Zum gegebenen Zeitpunkt war der Krieg des nationalsozialistischen Deutschlands endgültig verloren; daran konnte es keine Zweifel geben. Berlin war von der Roten Armee eingekreist. Und die Alliierten dachten zu diesem Zeitpunkt (nicht mehr) an irgendwelche Verhandlungen mit den Spitzen der NS-Regierung. Die bedingungslose Kapitulation Deutschlands und der Wehrmacht war schon lange beschlossene Sache der Alliierten und wurde dann, am 7. und 8. Mai 1945, ja auch vollzogen. Die Situation im Bunker war demnach eine, aus der heraus irgendeine Wende in Krieg und Politik nicht mehr möglich war.

    Es stellt sich daher die Frage, welche Absichten Eichinger und sein Regisseur Oliver Hirschbiegel mit der Inszenierung dieses Films verfolgen. Eichinger äußerte sich in einem Interview wie folgt:

    „Der Film beschreibt keinen Mikrokosmos, sondern in epischer Form einen Endzustand wie ein Zeitraffer. Ein Zeitraffer der genau das aufzeigt, was in den ganzen zwölf Jahren des Hitlerregimes stattgefunden hat. Das war der Auslöser für den dramaturgischen Ansatz. Mit meinem Drehbuch habe ich versucht, etwas über das gesamte Regime zu erzählen, allerdings auf einen Zeitraum kondensiert, den man in den Griff kriegen kann. Dabei findet man natürlich immer wieder neue Elemente, aber nie die endgültige Antwort.” (2)

    Tatsächlich finden sich im Film einige Anhaltspunkte für diese prognostizierte Absicht – etwa die gnadenlose Skrupellosigkeit Hitlers gegenüber allem und allen, die sich – auch nur verbal – seinen Absichten, taktischen oder strategischen Zielen usw. entgegenstellen, sowie die entsprechend brutale Mentalität auch dem eigenen Volk gegenüber, das es nicht verdient habe, weiter zu existieren, wenn es nicht in der Lage sei, seine Feinde zu eliminieren.

    Um es vorwegzunehmen: Meine Einwände gegen diese Art der Visualisierung beziehen sich ausdrücklich nicht darauf, dass man etwa die Person Hitlers oder anderer nationalsozialistischer Größen in einem Film nicht darstellen dürfe. Es kann kein Verbot geben, Personen der Geschichte in einem Film zu zeigen, auch wenn es sich um Völkermörder handelt. Meine Einwände beziehen sich auch nicht darauf, der Film könne von heutigen faschistischen Gruppierungen für deren Propaganda ge- oder missbraucht werden. Dies ist angesichts der Darstellung im Film kaum möglich.


    1. VISUELLE AUTHENTIZITÄT UND HISTORISCHE ERKENNTNIS

    Die dramaturgischen Mittel Eichingers sind ein Kernpunkt meiner Kritik. Eichinger wählt eine Mischung aus dokumentarischem Film und (mehr oder weniger) klassischer Tragödie, er nennt das „epische Form”, um der „Sache” ganz nahe zu kommen. Diese Nähe zu Ereignissen und Personen reicht von der äußeren Annäherung vor allem in bezug auf Hitler über detailgetreue Nachbildungen des Bunkers bis hin zur Sprache Hitlers, der Wiedergabe von Gesprächen nach den entsprechenden Aufzeichnungen, soweit noch vorhanden, kurz „Nähe” wird erzeugt durch den Versuch, authentisch zu werden, zu bleiben und diese Authentizität über die gesamte Zeit des Films – immerhin zweieinhalb Stunden – zu halten und dem Publikum zu vermitteln.

    Bruno Ganz sieht aus wie Hitler, spricht wie Hitler, gebärdet sich wie Hitler und so weiter. Kein Zweifel besteht daran, dass Ganz hier (für sich genommen) eine grandiose Leistung vollbringt – auch wenn einige seiner Wutausbrüche (besonders gegen Schluss des Films) eher unfreiwillig lächerlich erscheinen. Und doch hatte ich die ganze Zeit über das Gefühl, ich sehe nicht Hitler – sondern Bruno Ganz in der Maske des Massenmörders. Dieser Drang, man kann fast sagen: selbstauferlegte Zwang zur Authentizität scheitert von vornherein übrigens bei den anderen Nazi-Größen. Weder Ulrich Matthes, noch Corinna Harfouch haben Ähnlichkeit mit den historischen Nazi-Größen Goebbels und Frau, und auch in Ulrich Noethen sah ich eher den Schauspieler als Himmler. Diese frappante Diskrepanz zwischen Schauspielern und gespielten Personen fällt bei „Der Untergang” deshalb ganz besonders auf und ins Gewicht, weil die historischen Personen, besonders Hitler selbst, seit Jahrzehnten in Mimik, Gestik, Aussehen, Sprache, in fast allen möglichen Einzelheiten der Person usw. und im Unterschied zu vielen anderen historischen Figuren in einer dermaßen hohen Intensität über die unterschiedlichen Medien in der Öffentlichkeit ein Bild „hinterlassen” haben, dass eine Identifizierung über einen „authentischen” Schauspieler so gut wie zum Scheitern verurteilt ist.

    Eichinger hat Recht, wenn er sagt, dass man das NS-Regime und alles, was mit ihm verbunden ist, kaum visualisieren kann, indem man zum Maßstab der Visualisierung Vollständigkeit der Fakten und Ereignisse macht. So hat etwa Roman Polanski in „Der Pianist” (2002) am Schicksal einer einzigen Person, unter Konzentration auf den polnischen Pianisten Szpilman die ganze Brutalität der Zeit dermaßen erschütternd in Szene gesetzt, dass ein Rekurs auf andere Ereignisse dieser Zeit oder gar Naziführer völlig unnötig war.

    Eichinger hat jedoch Unrecht, wenn er meint, der zum Scheitern verurteilte Glaube an Vollständigkeit könne über die Hintertreppe quasi wieder eingeführt werden, indem man den von ihm gewählten Ausschnitt aus der betreffenden Zeit in der dramaturgischen Darstellung durch den Drang nach Authentizität „ersetzt”, den (hier sehr kurzen) Zeitausschnitt sozusagen mit prallen Fakten, „echten” Personen und Detailverliebtheit bis zum Rand füllt. Dies ruft bei manchem den bewundernden Satz hervor: „Der Film ist so realistisch.” Kein Film ist realistisch, sondern versucht höchstens, über verschiedene Stilmittel einer Realität Ausdruck zu verleihen. Dies ist aber etwas anderes. Selbst ein Dokumentarfilm zeigt immer nur Ausschnitte einer bestimmten Realität, Ausschnitte, die vom Dokumentarfilmer subjektiv gewählt wurden. Andere Dinge, die er nicht zeigen will, bleiben außen vor.

    Das Zauberwort in diesem Kontext hieße: Verfremdung. Schon die klassische Tragödie, sei es die antike, sei es die Shakespeares kannte keinen Drang nach „Echtheit” dessen, was Person und Handlung betraf. Dialog und v.a. Monolog waren die dramaturgischen Instrumente, um eine historische Person gerade über den Weg der Distanz (!!) näher zu bringen. Brecht machte in seinem Stück „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui” aus Hitler einen Gangster und verlagerte den Schauplatz der Geschichte nach Chicago. Andere Autoren kritisierten z.B. Stalin, indem sie die Geschichte der „heiligen Inquisition” und den Großinquisitor in Spanien zum Schauplatz wählten. Eichingers Film jedoch dramatisiert nicht wirklich, weil er immer wieder „realistisch” sein will, ohne es wirklich zu können. Es gibt z.B. keinen – etwa „Hamlet” vergleichbaren – „unrealistischen” Monolog und damit verfremdenden Effekt, der eben gerade über diese Distanzierung von der realen Person ins Zentrum des Wichtigen vorstoßen könnte.

    Das Problem der Authentizität hat aber noch eine andere Seite. Das Bild Hitlers oder anderer derart seit Jahrzehnten in den Medien verhandelter Personen scheint – trotz aller individuellen Nuancen in den Vorstellungen einzelner – geprägt durch eine Unmenge an historischen Forschungsergebnissen, die über die Medien zu zentralen Aussagen gebündelt und popularisiert werden. Hitlers Bild scheint in den Grundfesten festgefügt. Wir müssen uns allerdings darüber im klaren sein, dass es – so paradox das klingen mag – zwischen historischer Person und historischem (und übrigens im Laufe der Zeit verändertem oder modifiziertem) Bild über diese Person eine nicht zu überwindende Differenz gibt. Personen haben so und so gelebt, gehandelt usw. Bilder verändern sich, nicht zuletzt auch in Abhängigkeit von sozialen, politischen, kulturellen Veränderungen. Dieses Phänomen und Problem ist in der historischen Forschung seit langem bekannt. Alle Naselang, sprich alle Generationen, modifiziert sich das Bild von Epochen und Personen der Geschichte.

    Der Versuch nun, in der authentischen Visualisierung den „richtigen” Hitler zu finden, ist selbst geprägt von den Vorstellungen, die die Autoren über diese Person haben. Das Authentische kann sich also als trügerisch erweisen. Dabei meine ich nicht so sehr die Fakten über den Holocaust, das NS-Regime usw., sondern hier v.a. die Darstellung der Person selbst. Das Hitler als „das absolut Böse” gilt, ist der Kitt, die Klammer, um den Drang nach Authentizität so realistisch und verständlich machen zu wollen.

    Kurzum: Der Versuch einer authentischen, „echten”, „realistischen” Darstellung der Person und die Vermittlung dieses Ansinnens in der Öffentlichkeit verleitet in doppelter Hinsicht dazu, für bare Münze zu nehmen, was in Wirklichkeit subjektives Empfinden und Denken der Autoren des Films respektive der Bücher, die als Vorlage dienten, ist – selbst wenn Tausende und Abertausende über Situation und Personen vielleicht ähnlich empfinden oder denken. Denn die entscheidende Frage ist, was – trotz dieser möglichen Übereinstimmung – die Handlung des Films darüber hinaus aussagen kann, selbst wenn man das Problem der avisierten detailgetreuen und authentischen Darstellung einmal beiseite lässt.


    2. GESTALTEN MACHEN GESCHICHTE?

    Der Drang nach Authentizität kann vieles bedeuten, zum Beispiel: Man will „es” endlich wissen? Doch Film wie auch der dahinter stehende Autor Joachim C. Fest deuten auf etwas anderes. Fest gehört zu jener Sorte Historiker, die in der Geschichte v.a. das Werk „gestaltender” Männer sehen. Nun kann man kaum bezweifeln, dass Männer wie Hitler, Stalin, Bismarck, Napoleon und wie sie alle heißen mögen (Frauen scheiden hier offenbar selbstverständlich aus) „gestaltend” gewirkt haben. Gerade an einem Film wie „Der Untergang” jedoch wird bei näherer Betrachtung deutlich, dass die gesamte Vorgeschichte der Katastrophe von 1945 völlig ausgeblendet ist und auch in den Äußerungen und Handlungen der Personen im Bunker nicht mehr zum Ausdruck kommt. Um nur ein Beispiel zu nennen: Lange bevor Hitler und seine Epigonen in der Weimarer Republik politischen Einfluss bekamen, existierte in Deutschland und zuvor im Kaiserreich eine breite sowohl antisemitische, als auch rassistisch-kolonialistische Grundüberzeugung (bis hinein in die Arbeiterbewegung), die z.B. von Verbänden wie den „Alldeutschen”, später von den Freikorps und vielen mehr oder weniger einflussreichen Gruppen propagiert wurde. Der Mord an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht durch Freikorps-Mitglieder war ein tragischer Höhepunkt dieser politischen Atmosphäre direkt nach dem ersten Weltkrieg. Die sog. „Dolchstoßlegende” war ebensowenig eine Erfindung Hitlers. Und die Existenz der Deutschnationalen war nicht ihm geschuldet. Es gab einen Boden, ganz unabhängig von Personen wie Hitler oder Goebbels. Und nur auf diesem Boden konnten Hitler, Goebbels und einige andere das vollbringen, was zum Holocaust führte.


    3. DAS FASZINOSUM DER MACHT

    Der Film aber – und auch Fests Hitler-Biographie, die schon etwas älter ist – kulminiert in der Darstellung der Machtzentrale des faschistischen Deutschlands in dem Zeitpunkt, als die Macht rapide zu schwinden beginnt. Die Konzentration auf dieses Moment in der Geschichte des NS-Machtapparates verbindet sich auf eine trügerische Weise mit dem vehementen Drang nach Authentizität. Eichinger sagt in dem bereits zitierten Interview:

    „Das ist ein sehr komplexes Thema. Es wäre zu einfach, zu sagen, das Liebäugeln mit großen Untergängen, mit großem Pathos sei eine deutsche Tugend oder Untugend. Ich scheue mich, dies als typisch deutsches Syndrom darzustellen. Vielleicht ist den Deutschen etwas anderes als dieser Untergangssog eigen: Die Pflichterfüllung. Sie fühlen sich selbst als Verräter, wenn sie aufgeben. Man gibt nicht auf, das tut man einfach nicht. Man beschwert sich nicht, man nimmt es hin, das ist die Pflicht – und die Obrigkeitshörigkeit stelle ich eher als Tugend oder Untugend der Deutschen hin. Aber mit den gleichen Voraussetzungen hätte ähnliches auch in anderen Ländern passieren können.” (2)

    Ich will nicht behaupten, dass es eine verschwörerische Absicht bei Planung und Herstellung dieses Films gewesen sei, „das Liebäugeln mit großen Untergängen” oder „die Pflichterfüllung” bis zum Untergang zu visualisieren. Doch meinem Eindruck nach ist das genau das Ergebnis dieses Films. Der historische Erkenntnisgewinn des Films ist gleich Null. Der „moralische” oder „ideologische” Erkenntnisgewinn allerdings gründet sich auf einen geradezu fatalen Drang: Man will „ihn” sehen, so wie „er” war, in seiner „echten”, wenn auch verbrecherischen Größe. Die Faszination an der Macht, an der uneingeschränkten (wenn auch längst niedergegangen) Macht und am Bösen, gepaart mit der nötigen voyeuristischen Dynamik, die nicht nur uns als Kinogängern gegeben ist, zeitigt ein merkwürdiges Interesse an diesem Film. Man will alles sehen, auch, wie Frau Goebbels ihre Kinder betäubt und ihnen dann Giftkapseln zwischen die Zähne steckt, um sie zu ermorden. Der Film zeigt diesen Mord in aller Länge. Wozu? Um zu beweisen, wie brutal sie angesichts der verinnerlichten NS-Ideologie war? Wussten wir das nicht schon vorher? Die Frage ist nicht, ob man so etwas zeigen darf, sondern warum es gezeigt wird.

    Ich will hier gerne zugeben, dass ich mir diese Szene genauso angeschaut habe wie alle anderen: Vom ersten bis zum letzten Kind. Aber warum schauen wir uns das an? Weil es an diesem skrupellosen, erbärmlichen Auswuchs einer verbrecherischen Ideologie tatsächlich etwas Faszinierendes, Fesselndes, Anziehendes gibt. Der Grund dafür ist einfach und kompliziert zugleich: Es ist das Unfassbare, Unbegreifliche, verstandesmäßig nicht Ergründbare einer Ideologie und ihrer praktischen Folgen, also der letzte Rest dessen, was weder die historischen und sozialen Wissenschaften, noch der gemeinhin „gesunde Menschenverstand” eben restlos erklären können, das, was wir weder in unserem Kopf verstehen, noch in unserem Herzen nachempfinden können.

    Aber gerade in dieser Hinsicht ist „Der Untergang” das, was ich verantwortungslos nennen möchte. Das bedeutet: er gibt keine Antwort, täuscht es aber aufgrund seines Drangs nach Authentizität vor. Das wiederum kann dieser Film kaum verantworten. Wenn sich Eichinger scheut, das „Liebäugeln mit großen Untergängen, mit großem Pathos” als „deutsche Tugend” zu behaupten, ist die Karre schon halb in den Dreck gefahren. Wenn er die Pflichterfüllung bis zum bitteren Rest – das heißt über Leichen(berge) – nennt, dabei aber offen lässt, ob sie als „Tugend oder Untugend” zu qualifizieren ist, ist die ganze Karre im Dreck.


    4. FAZIT

    Ja, ja, und trotzdem ist „Der Untergang” doch ein guter Film. Oder? Jeder kann doch selbst beurteilen, wie er oder sie ihn in seine eigene Sicht der Dinge einbaut. Alle haben Verstand und sind vernünftig genug, ihn und das, was er zeigt, richtig zu bewerten. Oder? Und schließlich ist er nun wirklich kein Film, der von Neonazis missbraucht werden könnte.

    Das ist er nicht. Doch er tut eben eines nicht, was gerade heutzutage so bitter nötig wäre: Das Faszinosum der Macht auf eine überzeugende Weise zu desavouieren und zu dekonstruieren.

    P.S. Das alles heißt nicht, man solle sich den Film nicht anschauen. Im Gegenteil halte ich es für wichtig, dass beispielsweise auch Schulklassen den Film ansehen. Das würde sicherlich zu einer fruchtbaren Diskussion Anlass geben, denn der Film reizt zum Nachdenken, Nachfragen, Nachhaken.

    Wertung: 5,5 von 10 Punkten.


    (1) Corinna Harfouch im Interview:
    http://www.der-untergang.de/corinna-harfouch.php3
    (2) Eichinger im Interview:
    http://www.der-untergang.de/bernd-eichinger.php3

    Der Untergang
    Deutschland 2004, 150 Minuten
    Regie: Oliver Hirschbiegel

    Drehbuch: Bernd Eichinger, unter Verwendung von Joachim Fests „Der Untergang” und Traudl Junges „Bis zur letzten Stunde”
    Musik: Stephan Zacharias
    Director of Photography: Rainer Klausmann
    Schnitt: Hans Funck
    Produktionsdesign: Bernd Lepel, Gregor Mager
    Darsteller: Bruno Ganz (Adolf Hitler), Alexandra Maria Lara (Traudl Junge), Corinna Harfouch (Magda Goebbels), Ulrich Matthes (Goebbels), Juliane Köhler (Eva Braun), Heino Ferch (Albert Speer), Christian Berkel (Dr. Schenck), Matthias Habich (Prof. Dr. Werner Haase), Thomas Kretschmann (Hermann Fegelein), Michael Mendl (General Weidling), André Hennicke (SS-Gruppenführer Mohnke), Ulrich Noethen (Heinrich Himmler), Birgit Minichmayr (Gerda Christian), Rolf Kanies (General Hans Krebs), Justus von Dohnanyi (General Burgdorf), Dieter Mann (Feldmarschall Wilhelm Keitel), Christian Redl (General Alfred Jodl), Götz Otto (Otto Günsche), Thomas Limpinsel (Heinz Linge), Thomas Thieme (Martin Bormann)

    Internet Movie Database:
    http://german.imdb.com/title/tt0363163


    © Ulrich Behrens 2004

    Kommentare & Bewertungen

    • XXLALF

      XXLALF, 15.09.2011, 15:44 Uhr

      Bewertung: besonders wertvoll

      ein super bericht, der eindeutig ein bw verdient hat. und ganz liebe grüße

    • Estha

      Estha, 15.06.2006, 23:17 Uhr

      Bewertung: sehr hilfreich

      .•:*¨¨*:•. ... sh ... .•:*¨¨*:•.

    • melle7484

      melle7484, 02.10.2004, 12:49 Uhr

      Bewertung: sehr hilfreich

      Sehr lang, aber sehr gut! Bis denn, Melle

    • PatMcNamara

      PatMcNamara, 21.09.2004, 21:17 Uhr

      Bewertung: sehr hilfreich

      ist sehr nützlich, keine frage, aber mir persönlich war etwas zu viel geschichte drin. Es könnte einem fast so vorkommen, als wenn du Co-Regisseur gewesen wärst:)