Pro:
Plot, Optik, Darsteller, Realitätsnähe, ...
Kontra:
. . .
Empfehlung:
Ja
Ich habe vor kurzem in meiner Videothek wahllos "Die Dolmetscherin" gegriffen, nach überfliegen des Inhaltes, einfach mal mitgenommen. Was soll ich groß sagen, ich wurde an diesem Abend hervorragend unterhalten.
Inhalt:
Die Simultanübersetzerin Silvia Broome, tätig bei den Vereinten Nationen, bekommt zufällig ein Gespräch über ein Attentat an einen afrikanischen Diktator mit, der während seiner Rede vor der UNO, ermordet werden soll. Nach kurzem zögern meldet sie dies den Sicherheitsbehörden. Hier trifft sie auf den FBI-Agenten Tobin Keller und seine Kollegin Dot Woods. Das FBI, und hier besonders Tobin, zweifeln an der Glaubwürdigkeit, doch gehen die Sache gewissenhaft an und erkennen den Ernst der Lage. Beim Versuch das Attentat zu verhindern, müssen sie nicht nur versuchen, die bestmögliche Sicherheit des potentiellen Opfers zu gewährleisten, sie müssen auch Silvia vor einem Killer schützen. Es kommt zu diversen Vorfällen, so werden nach und nach alle politischen Gegner des Diktators getötet. Und irgendwie scheint Silvia doch etwas zu verschweigen. Agent Keller forscht genauer. Die Vergangenheit der Dolmetscherin wird aufgedeckt und läßt einiges im neuen Licht erscheinen. Die Zeit für das FBI wird knapp, es kommt der Tag des Attentats . . .
Charaktere:
SILVIA BROOME (Nicole Kidman) ist eine selbstbewußte starke Frau, sie wirkt unnahbar und kühl. So stellt sich ihre Person zu Beginn dar. Im Fortgang des Films stellt sich heraus, daß sie eine sehr bewegte Vergangenheit (damit ich hier nicht schon den Spaß am Film verderbe, werde ich nicht näher darauf eingehen) hat, in der sie einige Schicksalsschläge zu überstehen hatte. Schnell wird klar, Silvia hat Selbstzweifel und Angst.
TOBIN KELLER (Sean Penn) ist ein sehr erfahrener FBI-Agent, der erst vor kurzem seine Frau bei einem tödlichen Unfall verloren hat. Er ist innerlich zerwühlt und man merkt ihm deutlich an, daß er diesen schweren Schicksalsschlag noch nicht verarbeitet hat. Er braucht etwas was ihn ablenkt. Daher ist er auch nach kurzer Zeit wieder im Dienst. In seinem Job geht er mit Herz und Verstand an diesen Fall.
Im wesentlichen waren es ja nur diese beiden Personen, sie sind Dreh- und Angelpunkt. Daher möchte ich auch keinen der anderen Charaktere hier versuchen zu beschreiben. Von ihren Personen wurde im Film einfach zu wenig preisgegeben. Auffällig wäre da noch DOT WOODS, die Kollegin von Tobin. Sie wirkt auch sehr erfahren, als könne sie in Ihrem Job nichts mehr überraschen. Dot fällt häufig durch ihre sarkastischen Bemerkungen auf. Tja, vielleicht noch der Diktator, Präsident ZUMANIE (Earl Cameron) der arrogant, selbstverliebt und wahnsinnig daherkommt.
Meinung:
Es ist ein ungewöhnlicher Thriller. Denke ich da an den Anfang, in dem drei Personen (Ein schwarzer Mann und zwei weiße Männer, von denen einer Fotograf ist) in Matobo mit einem Jeep durch eine triste Landschaft fahren, um dann zu einem zerstörten Fußballstadion zu gelangen. Der Fotograf muß im Auto warten, während sich die anderen beiden Männer in das Stadion begeben. Hier treffen sie auf fußballspielende Kinder, nach einer kurzen Unterhaltung führt sie eines der Kinder in einen Raum. Es offenbart sich ein schrecklicher Anblick, der Raum ist voll mit Leichen. Sie hören Stimmen und Geräusche, gehen wieder raus auf den Platz. Hier hat eines der Kinder plötzlich ein Gewähr im Anschlag und erschießt sie. Von den Schüssen alarmiert bringt sich der Fotograf in Sicherheit. Szenenwechsel, wir befinden und auf einmal im UN-Gebäude in New York. Diesen Vorfall hat man immer irgendwie im Gedächtnis, erst im Verlaufe des Filmes soll er noch eine entscheidende Rolle spielen. Matobo?? Ja ihr habt richtig gelesen, aber bitte nicht im Atlas nachschlagen! Hier hat sich Regisseur Sydney Pollack sich eines kleinen Tricks bedient, er hat einen völlig neuen Staat geschaffen und diesem auch noch gleich einen eigene Sprache verpasst. Warum Pollack dies getan hat dürfte wohl jedem klar sein. Er kennt natürlich die politische Situation in vielen afrikanischen Staaten und möchte es somit vermeiden ihnen zu Nahe zu treten. Er mag somit gesetzlichen Problemen aus dem Weg gegangen sein, doch bin ich mir sicher das dieser Plot so manchem afrikanischen Staat nicht gefallen wird.
Wie im Inhalt aufgezeigt geht es in diesem Film darum ein Attentat zu verhindern und die Hintergründe aufzuspüren. Dies wird auch mit zunehmenden Spannungsaufbau und einigen doch sehr überraschenden Wendungen in Angriff genommen. Hier denke ich vor allem an diverse Beschattungen, welche sehr interessant dem Zuschauer dargeboten werden. Für mich rückt aber mit weiterem Filmverlauf die Beziehung der beiden Hauptakteure immer mehr in den Vordergrund. Schon das erste Aufeinandertreffen erzeugt eine Spannung zwischen Beiden. So ist Silvia Broome eine Frau des Wortes, ihre Fähigkeiten stellt sie auch gleich unter Beweis als sie dem Agenten Tobin Keller alle Einzelheiten des Vorgangs wiedergibt, bei dem sie Ohrenzeuge wurde. Tobin nimmt alles zur Kenntnis, doch ist für ihn die Körpersprache wichtig. Hier beobachtet er diese attraktive selbstsicher auftretende Frau genau. Und was Tobin sieht macht ihn mißtrauisch. Und ohne zuviel zu verraten kann ich hier sagen dieses Mißtrauen ist begründet. Doch im Verlaufe des Plots nähern sich diese beiden Charaktere immer mehr. Beide haben persönliche Schicksalsschläge hinnehmen müssen, die jeder auf seine Art und Weise versucht zu Verarbeiten. Dieses menschliche Näherkommen gestaltet der Regisseur so raffiniert, daß es einem Spaß macht dieses Schauspiel zu verfolgen. Man fragt sich ständig, ob sie sich freundlich oder feindlich gesonnen sind.
Nicole Kidman füllt ihre Rolle voll aus, sie schafft es die Wandlung von der kühlen selbstsicheren zur unsicheren, warmen und ängstlichen, von Selbstzweifeln geplagten Frau glaubhaft darzustellen. Es ist ihr gelungen diesen undurchsichtigen Charakter der Silvia dem Zuschauer überzeugend näher zu bringen. Ich war mir nicht immer sicher, welche Rolle sie bei dem Attentat spielt.
Sean Penn hatte es dagegen schon schwere in die, in meinen Augen, facettenarme Rolle des Tobin Keller zu schlüpfen. Mich konnte er dennoch überzeugen, einerseits der erfahrene Cop der unbedingt das Attentat verhindern möchte andererseits den trauernden aber auch mitfühlenden Menschen Silvia gegenüber. Ich empfand am Anfang für Tobin Mitleid, wegen seiner verunglückten Frau, doch auch im gleichen Augenblick wirkte er ein wenig unsympathisch, durch sein Mißtrauen Silvia gegenüber. Als er gegen Ende immer mehr aus sich herausgeht und von sich preisgibt, war nur noch Sympathie da.
Ich glaube ihr habt schon erkannt, daß mir der Film sehr gut (exzellent um es in 5 Sternen auszudrücken) gefallen hat. Dem Regisseur ist es gelungen fast zwei Filme in einem Film unterzubringen. Nämlich zum Einen ein geplantes Attentat zu verhindern und ein Komplott aufzudecken und zum Anderen die Annäherung zweier Personen die vom Schicksal schwer getroffen wurden, es aber schaffen nach langwieriger Annäherung einander zu vertrauen und so ihre Schicksalsschläge besser verarbeiten können. Der Film wirkt auf mich auch sehr realitätsnah. Das liegt nicht nur daran das hier tatsächlich im UN-Gebäude in New York gedreht werden durfte, sondern auch an den aktuellen politischen Hintergrund des Plots. Ich denke dabei an die tatsächlichen Unruhen in Afrika, aber auch an die von Sydney Pollack gezeigten bewaffneten Kinder, dies ist ein Fingerzeig auf alle Gruppierungen die Kinder rekrutieren und als Soldaten mißbrauchen.
Ich empfehle `Die Dolmetscherin´ jedem, der einen sehr durchdachten, spannenden Politthriller sehen möchte. Doch solltet Ihr Euch auf einen zweistündigen Film einstellen. Keine Angst er ist sehr kurzweilig.
DVD Infos (Daten beziehen sich auf Kauf DVD, die ich mir schnell aus einem Online-Shop besorgt habe, ich hatte eine Verleihversion aus der Videothek) :
Filmlange: 124 Minuten
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
Sprachen: Deutsch (Dolby Digital 5.1) Englisch (Dolby Digital 5.1)
Format: Dolby, Surround Sound, PAL
Bildformat: 16:9, 2.35:1
Features: Alternatives Ende, Unveröffentlichte Szenen, Sydney Pollack über die Entstehung des Films, Dreharbeiten bei den Vereinten Nationen; Trailer, Ein Tag im Leben eines Dolmetschers; Pan & Scan vs. Widescreen; Audiokommentar von Regisseur Sydney Pollack
Na ja, da es eine Verleih – DVD meiner Videothek war, ist es mir gar nicht aufgefallen, daß es hier noch ein Alternativende gibt ( muß man halt mit leben, wenn kein Cover da ist). Schade, ich hätte es gern gesehen. Okay, ich hätte es vielleicht übers Menü mitkriegen können? Aber ganz ehrlich, ich hatte nach den 2 Stunden auch nicht mehr das Bedürfnis auf der DVD nach irgendwelchen Features zu suchen. Mir schien der Film schlüssig und außerdem wollte er erst mal verarbeitet werden. Wenn ich es mir richtig überlege, bei den Leih-DVDs habe ich mir noch irgendein Bonus oder Zusatzmaterial angeschaut.
Egal, für Euch dürfte noch wichtig sein, daß der Film ein hervorragendes Bild hat und der Ton dem nichts nachsteht.
Wer sich die DVD kaufen möchte, dem kann ich nur raten, noch ein Weilchen zu warten. Der Preis von derzeit knapp 20 Euro erscheint mir doch sehr hoch.
Ein schönes Filmvergnügen wünscht
eswareinmal weiterlesen schließen
Bewerten / Kommentar schreiben