Dr. Seltsam oder Wie ich lernte die Bombe zu lieben (DVD) Testberichte
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- Action: viel
- Anspruch: anspruchsvoll
- Romantik: sehr niedrig
- Humor: sehr humorvoll
- Spannung: spannend
Pro & Kontra
Vorteile
- wunderbare Satire, exzellent besetzt,
Nachteile / Kritik
- nichts,
Tests und Erfahrungsberichte
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We'll meet again, don't know where, don't know when
29.01.2010, 13:54 Uhr von
atrachte
Schönen Tag euch allen. Meine Testberichte könnt ihr auch bei Dooyoo und Ciao lesen. Beim lesen w...5Pro:
wunderbare Satire, exzellent besetzt,
Kontra:
nichts,
Empfehlung:
Ja
Ein halbes Jahrhundert. In etwa so lange währte das filmische Schaffen von Regisseur Stanley Kubrick, der es in dieser Zeit auf die verhältnismäßig geringe Anzahl von sechzehn Filmen, von denen dreizehn Werke Spielfilmlänge besitzen, geschafft hat. Das mag sicherlich nicht nach viel klingen, vor allem in einer Zeit in der Kino zum austauschbaren Massenprodukt verkommen ist und nur noch selten den Anspruch als Kulturobjekt gerecht wird, doch wie so oft erweist sich der Spruch das „Qualität über Quantität geht“ auch im Falle des Amerikaners als sehr richtig. Anders lässt es sich wohl auch nicht erklären, das Kubricks Filme regelmäßig diverse Listen der „Besten Filme“ anführen, alleine neun seiner Werke lassen sich auf dem virtuellen Filme-Mekka imdb.com unter der Liste der „Top 250“ finden. Zurecht? Darüber darf natürlich der Einzelne entscheiden. Nichtsdestotrotz soll an dieser Stelle eine kleine Hommage-Reihe starten, welche meine Favoriten Kubricks ehren soll. Den Anfang macht dabei die groteske Satire „Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben“ (1964) über den Wahnsinn des Krieges und des Wettrüstens, verpackt in einem sehr schwarzen, aber auch sehr genialen Humor.
„Gentlemen, you can't fight in here! This is the War Room.“
- Präsident Merkin Muffley -
In der heißen Phase des kalten Krieges Anfang der 1960er Jahre benötigt es nur jeder noch so kleinen Provokation um den dritten Weltkrieg, oder schlimmer, die Vernichtung allen Lebens auf der Erde durch die Zündung atomarer Sprengköpfe, auszulösen. Letzteres scheint tatsächlich die Absicht des Verrückt gewordenen US Air Force Generals Ripper (Sterling Hayden) zu sein, denn in seinem Wahn, das die Sowjets schon bald über die USA herfallen werden und bereits das Trinkwasser vergiftet haben um den amerikanischen Mann einer „Säfte“ zu berauben, tüftelt er den Plan aus selbständig, mit Atombomben bestückte, Bomber Richtung des Feindes zu schicken um diesen zuerst anzugreifen. Da der Befehl zum Angriff mit atomaren Sprengköpfen jedoch nur vom Präsidenten selbst gemacht werden kann, umgeht Ripper diese Bestimmung mit dem „Code Red“, der es auch Generälen und Offizieren ermöglicht ohne die Einwilligung der amerikanischen Führung zum atomaren Angriff zu blasen. Unter den entsetzten Augen des britischen Captain Mandrake (Peter Sellers, 1) werden die Bomber los geschickt.
Um den schlimmsten Ernstfall noch rechtzeitig zu verhindern, trifft sich die amerikanische Führung, unter Leitung von Präsident Muffley (Peter Sellers, 2), in einem unterirdischen Komplex, genannt den „War Room“. Hier ist man, bis auf den hitzköpfigen General Turgidson (George C. Scott), alles andere als begeistert von den Plänen Rippers, weshalb man sich gar entschließt direkt mit der sowjetischen Führung das weitere Vorhaben zu besprechen. Gleichzeitig versucht man noch immer vergebens Ripper direkt zu kontaktieren, dieser hat sich jedoch vollkommen auf seinem Stützpunkt verschanzt und setzt alles daran, das niemand die Rückzugcodes für die Bomber in die Hände bekommt. Als im War Room durch den russischen Botschafter de Sadesky (Peter Bull) auch noch verkündet wird das sobald die Sowjetunion angegriffen wird die „Weltvernichtungsmaschine“ gezündet wird, scheint der Untergang der Menschheit perfekt. Einzig und alleine der deutsche Wissenschaftler Dr. Seltsam (Peter Sellers, 3) scheint nun noch eine Lösung in seinem immer wieder zum Hitlergruß ausrufen wollenden Ärmel zu haben...
„Mein Führer! I can walk!“
- Dr. Seltsam -
„Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben“ gilt bei vielen Cineasten noch heute, und das sicherlich auch vollkommen zurecht, als eine der besten Satiren auf die Militärmaschinerie. Dabei war der Film ursprünglich gar nicht mal als schwarz-humoristische Sicht auf Generäle, ihre Besessenheit von Macht sowie den Politikern der einst verfeindeten USA und der Sowjetunion und deren wahnhaftes Wettrüsten gedacht, sondern entwickelte sich erst im Laufe des Drehs als bitterböse Abrechnung mit diesen. Und das ausgerechnet zu einer Zeit, in der die Welt gerade erst haarscharf an dem Ausbruch des dritten Weltkrieges vorbeigeschossen ist (man erinnere sich an die Kuba-Krise 1962) und man in einem, von der Hetzjagd auf Kommunisten geprägten, Land wie den USA nicht sonderlich viel übrig hatte für kritische Politfilme. So ist es sehr bezeichnend das im Erscheinungsjahr von „Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben“ ein weiterer, ebenfalls auf der Grundlage des Romans „Red Alert“ basierender Film namens „Angriffsziel Moskau“ erschienen ist, der im Prinzip die gleiche Thematik wie auch Kubrick behandelt, diese jedoch sehr viel ernster.
Den Spagat, eine im Grunde ernsthafte Thematik extrem zu überzeichnen und somit erst den Wahnsinn des ganzen aufzuzeigen, gelingt „Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben“ mühelos. So bietet der Filmn ein Wechselbad der Eindrücke, auf der einen Seite lacht man darüber wenn Captain Mandrake versucht den Präsidenten über ein Münztelefon zu erreichen um ihn die Rückzugcodes für die Bomber zu geben, was jedoch daran zu scheitern droht das der Brite selbst nicht genug Kleingeld bei sich hat und man ihm partout nicht auf Kosten der Regierung zum War Room durch stellen will. Das ganze ist im Grunde natürlich zum schreien komisch, andererseits zeigt der ganze Film über, wie in Zeiten von Massenvernichtungswaffen vieles von sehr kleinen Dingen und einzelnen Menschen abhängt. Man stelle sich nur einmal vor, es hätte wirklich einen paranoiden Militärmann wie Ripper gegeben, der auf eigene Hand die Sowjets mit Atombomben beschießt. Die Tatsache, das der Film auf der einen Seite als äußerst humoristische Farce durchgeht, es aber gleichzeitig schafft zu sensibilisieren, ist erstaunlich und in diesem Maße beinahe konkurrenzlos.
General "Buck" Turgidson: „Hmm... Strangelove? What kind of a name is that? That ain't no Kraut name is it, Stainesey?“
Mr. Staines: „He changed it when he became a citizen. Used to be Merkwürdigeliebe.“
General "Buck" Turgidson: „Well, a Kraut by any other name, uh Stainesey?„
Inszenatorisch mag „Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben“ für viele aus heutiger Sicht hoffnungslos veraltet sein, all denen sei jedoch gesagt, das dies keinesfalls den Genuss des Filmes auch nur im geringsten eindämmt. Denn Kubrick beweist hier, wie in kaum einen anderen seiner Filme, wie man aus wenigen Mitteln, viel machen kann. So sind alleine die Handlungsorte mit einer Anzahl von drei verschiedenen Hauptsets schon äußerst knapp gehalten, schaffen es aber auch nicht nur die Spur von Eintönigkeit aufkommen zu lassen. Ganz im Gegenteil. Das liegt nicht zuletzt an den exzellent besetzten Charakteren, welche einen Rundumschlag auf die damalige Polit- und Militärprominenz darstellt. Da hätten wir zum einen den vollkommen paranoiden General Ripper, dessen Nachname nicht nur zufällig an den britischen Frauenmörder aus der Legende angelehnt ist. Dieser vollkommen durchgedrehte Militärmann, der glaubt das die „Ruskis“ das amerikanische Trinkwasser vergiftet hätten um die Männer unfruchtbar zu machen und deshalb selbst nur noch destilliertes und Regenwasser trinkt, steht für die die fatale Paranoia der McCarthy-Ära, in welcher die Angst vor den Kommunisten nicht nur groteske, sondern auch erschreckende Züge angenommen hat. In dieser Zeit waren es ausgerechnet deutsche Wissenschaftler, ehemalige Nazis, die man sich ins eigene Boot geholt hat um gegen die Russen bessere Waffen zu bauen un im technischen Vorteil zu sein. Dr. Seltsam, bzw. Strangelove, wie er im Original heißt, steht genau für diese Gruppe, die in die USA emigriert, doch von der alten Idelogie kein bisschen abgewandert ist. Kubrick greift natürlich zu einer extremen Überzeichnung von Dr. Seltsam, so will seine rechte Hand eigenständig immer wieder zum Hitlergruß ausholen, er selbst bezeichnet den Präsidenten gar als Führer. Vor allem am Ende, in dem Dr. Seltsam einen Monolog über die einzige Möglichkeit hält, wie die Menschheit nach der Zündung der „Weltvernichtungsmaschine“ weiterbestehen kann, schließt sich der Kreislauf wieder, sodass die sich zutragende Szenerie so durchaus auch mit der deutschen Führung des dritten Reiches hätte stattfinden können.
All diese grotesken Charaktere, es gibt natürlich einige mehr als die beiden oben beschriebenen, werden allesamt fabelhaft gespielt. Sterling Hayden („Der Pate“, Die Rechnung ging nicht auf“) spielt den vom Wahn befallenen Genreal Ripper mit einer perfekt funktionierenden Mischung aus purer Lächerlichkeit und bitter-bösen Ernst, Westernheld Slim Pickens („1941 – Wo bitte geht’s nach Hollywood“, „Bonanza“) spielt den patriotischen Cowboy aus Texas Major Kong, welcher die berühmte Rittszene auf der Atombombe gen Ende bestreitet, mit vollkommener Überzeugung an die amerikanischen Ideale glaubend, das man sich unweigerlich an den Bush-Clan erinnert fühlt, George C. Scott („Anatomie eines Mordes“, „Titanic“) als General Turgidson sorgt mit seiner vollkommen übertriebenen Mimik für wahres Gelächter. Den Höhepunkt des Filmes bietet jedoch Peter Sellers („Der rosarote Panther“, „Casino Royale“). Zum einen spielt er den wohlgesinnten Briten Captain Mandrake, der versucht Ripper aufzuhalten, den überforderten, aber doch sehr gut überlegten Präsidenten Merkin Muffley sowie den titelgebenden Dr. Seltsam. Drei sehr unterschiedliche Charaktere, die allesamt mit einer wahren Freude von Sellers gespielt werden und, vor allem Dr. Seltsam, unvergessen bleiben.
Original Filmtitel:
Dr. Strangelove or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb (1964)
Länge des Filmes:
Ca. 91 Minuten
Darsteller:
Peter Sellers...Group Captain Lionel Mandrake / President Merkin Muffley / Dr. Strangelove
George C. Scott...General 'Buck' Turgidson
Sterling Hayden...Brigadier General Jack Ripper
Keenan Wynn...Colonel 'Bat' Guano
Slim Pickens...Major 'King' Kong
Peter Bull...Russian Ambassador Alexi de Sadesky
James Earl Jones...Lieutenant Lothar Zogg
Tracy Reed...Miss Scott
...
Regisseur:
Stanley Kubrick
FSK:
Ab 16 Jahren
Fazit ////
Seine Kernaktualität mag „Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben“ mittlerweile sicherlich verloren haben, trotzdem kann man nicht abstreiten das die kongeniale Satire auf die Kriegsmaschinerie und den Wahnsinn des Wettrüstens auch in der heutigen Zeit noch immer funktioniert, in welcher viele Nationen weiterhin auf ihre Atombomben bestehen und das Militär noch immer in einer erschreckend mächtigen Entscheidungsposition steht. Filmisch gesehen überzeugt dieses noch recht frühe Werk von Kubrick, neben seinem schwarzen Humor, vor allem durch den hervorragend besetzten Cast, allen voran natürlich Peter Sellers.
9/10 Punkte für „Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben“ und somit fünf Sterne als Wertung. weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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"No fighting in the war room"
Pro:
geniale Kalte-Kriegssatire
Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Regie: Stanley Kubrick
Darsteller: Peter Sellers
Inhalt:
Der verrückte US-General Jack D.Ripper glaubt an eine sowjetische Verschwörung, die durch Trinkwassermanipulation für seine Impotenz gesorgt haben soll, und schickt seinen in der Luft befindlichen Bombern den Befehl, die Sowjetunion mit Nuklearwaffen anzugreifen und riegelt die Luftbasis ab.
Im "War Room" beraten der Präsident und seine militärischen und zivilen Berater nach Auswegen aus der Krise. Während Teile des Militärs darauf drängen doch die komplette Bomberflotte loszuschicken, um die Sowjetunion so hart zu treffen, daß kein Gegenschlag mehr möglich ist, versucht der Präsident einen Krieg zu verhindern und auf die Russen einzureden.
Doch der eintreffende russische Botschafter hat eine schlechte Nachricht: die Sowjets haben ein sogenanntes "Doomsday Device" gebaut, eine Reihe von nuklearen Sprengköpfen, die bei einem Angriff per Computer automatisch ausgelöst werden und die Erde für Jahrzehnte komplett verstrahlen.
Verzweifelt versucht man nun einerseits die Basis von General Ripper zu überrennen und an die Rückrufcodes der Flugzeuge zu kommen, andererseits gibt man die Flugrouten der Bomber an die Sowjets weiter, sodaß diese die Bomber abschießen können (sehr zum Mißfallen so manchen Militärs). Dies gelingt fast vollständig - bis auf eine Maschine, die bei einem Abschußversuch beschädigt und den Rückrufcode nicht empfangen kann. Deren Besatzung ist wild entschlossen, ihren Auftrag auszuführen, nichtsahnend, daß alles Leben auf der Erde am Spiel steht.
Kritik:
In Dr. Seltsam räumt Kubrick mit dem Kalten Krieg gnadenlos auf: durch hemmungslose Überzeichnung wird v.a. die Paranoia angeprangert die das Verhältnis USA-UdSSR prägt. Das Versagen eines US-Generals im Bett - da können doch nur die Russen schuld sein! - als Auslöser für eine atomare Weltkrise. Im "War Room" geht's dann noch bizarrer zu: der russische Botschafter fotografiert diesen mit getarnten Kameras heimlich ab, der Luftwaffenbeauftrage wird da gleich mißtrauisch und fängt ein Gerangel mit dem Botschafter ein (beendet durch den legendären Zwischenruf "no fighting in the war room" vom Präsidenten).
Am Ende wird auch im Angesicht der nuklearen Katastrophe noch gestritten. Um wenigstens die genialsten Köpfe zu retten, müßten sich diese in Berwerke (als Schutz vor der Strahlung) zurückziehen, aber das könne doch nicht sein, daß da die Russen einen Vorteil hätten.
Die Titelfigur des Dr. Seltsam (grandios gespielt von Peter Sellers, der nebenbei auch noch den Präsidenten und einen britischen Luftwaffeoffizier spielt) ist der Gipfel der Skurrilität: der brilliant analytische Berater des Präsidenten, jedoch als Ex-Nazi noch dem alten Regime ein wenig verhaftet (so nennt er den Präsidenten von Zeit zu Zeit "mein Führer" und muß andauernd seine rechte Hand unterdrücken, den Nazigruß auszuführen).
Dies ist eine deutliche Anspielung und Kritik an der Integration von Wissenschaftlern aus dem früheren Nazideutschland um
den technologischen Wettlauf (insbesondere in der Weltraumfahrt um Wernherr von Braun) gegen die Sowjetunion zu gewinnen.
Ebenso großartig sind die Szenen an Bord des nachgebauten B-52 Bombers (die US Behörden wunderten sich nachher wie man eine so genaue Rekonstruktion eines derartigen Bombers zusammengebracht hatte), die ein Gefühl der Authenzität vermitteln, gepaart mit der herrlich klischeehaft überdrehten Besatzung, allen voran Major Kong, der Prototyp des Redneck-Prolo - in den Atomkrieg zieht er nur mit seinem besten Hut (extra im Bordsafe verstaut) am Kopf.
Fazit:
"Dr. Seltsam" ist eine herrlich überdrehte Satire auf den kalten Krieg (mit ziemlicher Sicherheit sogar die beste), in ästhetischem schwarz/weiß abgefilmt und mit brillianten Schauspielerleistungen, allen voran vom überragenden Peter Sellers. weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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Der Kalte Krieg wird auf die Schippe genommen!
16.06.2004, 15:28 Uhr von
Kater
Hallo ihr Lieben! Ich finde es schade, dass yopi nicht mehr bestimmte Kategorien vergütet. Bsp.: ...5- Action: viel
- Anspruch: anspruchsvoll
- Romantik: sehr niedrig
- Humor: sehr humorvoll
- Spannung: spannend
- Altersgruppe: ab 16 Jahren
- Meinung bezieht sich auf: andere Version
Pro:
Der Sarkasmus, etc.
Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Es ist die Zeit des ,,Kalten Krieges". Captain Mandrake (Brite) bekommt gerade einen Anruf von US-General Ripper, dass er Alarmstufe 1 auslösen soll und alle Kommunikationsgeräte in Beschlag nehmen soll. Ripper hat gerade ein Geschwader Atombomber auf den Weg zur UdSSR geschickt! Die Besetzung eines solchen Flugzeugs bekommt gerade die Nachricht, Plan R auszuführen, einen atomaren Angriff auf die Russen.
Zuerst können sie nicht glauben, welche Nachricht sie da gerade erhalten haben, doch dann bereiten sie sich auf den Angriff vor. Sie holen ein Paket aus einem Schoss im Flugzeug, wodrin für jedes Besatzungsmitglied ein Brief mit den Anweisungen des R-Plans liegt.
Währendessen erklärt General Ripper Captain Mandrake, warum er die Russen angreifen will, er möchte nämlich, dass alles, was mit Kommunismus zu tun hat, ausradiert wird!! Im Pentagon erfährt der Präsident der USA gerade von seinem Vorhaben und fragt sich, ob nicht doch er die alleinige Autorität über solche Entscheidungen hätte...Die hat er! Eigentlich. Aber jetzt kann er eh nichts mehr machen, weil General Ripper ja alle Funkverbindungen sperren lassen hat und deshalb kann er die Flugzeuge auch nicht zurückrufen.
General Turgenson, der den Präsidenten gerade über die Situation aufgeklärt hat, hat auch die Sicherheitstests erfunden, bzw. verwaltet sie. Als der Präsident ihm die Schuld in die Schuhe schieben will, sagt der, dass ein ,,kleiner" Fehler ja nicht ausschlaggebend wäre, das ganze Programm zu verdammen. Jetzt veranlasst der Präsident, dass der russische (!) Botschafter ins Pentagon kommen soll, um sich mit ihnen zusammen zu beraten!(?)...
Meine Meinung zum Film:
Ein wirklich sarkastisch, satirischer Knüller, den der Regisseur Kubrick da gelandet hat! Er verarscht damit nicht nur die Russen und die Amerikaner, nein, die ganze Welt! Schon allein die doch ständige Aufmerksamkeit der Besatzungsmitglieder eines Flugzeuges ist übertrieben. Statt wachsam zu lauern, lesen die Playboy oder der Pilot steht auf und geht nach hinten, um sich mit seinen Kumpels zu unterhalten! Ich mein, es könnte ja vielleicht was passieren, währenddessen...aber daran denken die ja nicht, weil nackte 60er Jahre Models ja viel wichtiger sind, als der Krieg, der droht auszubrechen.
Auch als sie die Nachricht kriegen Plan R auszuführen, müssen sie erst noch mal in der flugzeugischen Gebrauchsanweisung nachlesen, wo auch solch wichtige Sachen drin stehen, wo z.B. das Notproviantpaket ist und was sich darin alles ,,Notwendiges" befinde...(Man sieht: Wrigley's Spearment, Nylonstrümpfe, Lippenstifte ... eh..Transenklub?)
Auch die Angriffsziele, bzw. auch die Orte, von denen die Atombomber starten sind konfus und wirr geordnet, wie man auf der Karte im Pentagon sehen kann. Dieser Karte nach zu urteilen, greifen die Bomber nämlich aus allen Himmelsrichtungen an, was in Wirklichkeit damals völlig unmöglich war. Lustig find ich auch, dass Turgensons Frau ihn mitten in seiner Rede im Pentagon anruft! Ich meine, darf sie eigentlich die Nummer haben? Nein, natürlich nicht! Hier zeigen sich nun wieder Kubriks satirische vom Lachen hervorgerufenen Seitenstiche! Jedoch schon allein die Vorstellung ist beängstigend, dass ein General die Mittel dazu hat einen Erstschlag auszuführen, ohne dass ihn zunächst jemand daran hindert!
Ein wirklich gelungener Klassiker der Politsatire!
Drehort: Großbritanien 1963.
Regie: Stanley Kubrick.
Darsteller: Sterling Hayden alias US-General Ripper,
Peter Sellers alias
Präsident, Dr. Seltsam und Captain
Mandrake!!
Lauflänge: 90 Minuten.
Schwarzweiß
FSK: Ab 16 Jahren.
By Kater ;-)
Für Ciao und Yopi. weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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Dem kalten Krieg wird eingeheizt
09.04.2003, 18:40 Uhr von
0-8-15
Tja, war lange nicht mehr hier und wundere mich warum hier alles so anders aussieht. Hups, mein A...Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Was mag sich wohl hinter diesem ungewöhnlichen Namen verbergen? Eine rabenschwarze Satire von Stanley Kubrick natürlich, hattet ihr etwas anderes gedacht?
Aber was bedeutet nun dieser ‚seltsame’ Titel? Um das zu erklären muss man natürlich ein wenig ausholen, ich möchte nur sagen, dass wie so oft auch hier der deutsche Titel im Gegensatz zum Original ein wenig ‚verhunzt’ wurde. Eigentlich müsste es heißen: „Dr. Seltsam, oder wie ich lernte mich nicht mehr zu sorgen und die Bombe zu lieben“ („Dr. Strangelove or how I learned to stop worrying and love the bomb“).
************** Handlung **************
Um zu erklären was es mit der besagten Bombe auf sich hat und warum man sie lieben lernen könnte, werde ich euch die Geschichte erzählen (Vorsicht, ich werde auch das Ende verraten):
Wir schreiben das Jahr … Hmm keine Ahnung, aber die Geschichte spielt in der Nachkriegszeit, sprich in der Zeit des Kalten Krieges. Der General Jack D. Ripper nimmt den kalten Krieg in die Hand. Er befiehlt seiner B52-Staffel, allesamt mit atomaren Sprengköpfen und Zielen in Russland ausgerüstet, einen Angriff nach Plan R. Plan R ist ein Plan für den Fall, dass die normale Befehlskette unterbrochen wurde, d.h. die Befehlsgewalt in der Hand des Stützpunktgenerals liegt. Hinzu kommt, dass der normale Funkverkehr sofort unterbunden wird, und nur noch über eine spezielle Frequenz, mit einem speziellen Code (den nur Jack D. Ripper kennt) kommuniziert werden kann. Folglich wird der Angriff sofort nach Befehl ein Selbstläufer, der nur mit dem entsprechenden Funkcode gestoppt werden kann.
Setzt man voraus, dass der Angriff gelingt, wird Russland wohl mit aller Macht gegen Amerika vorgehen. Das wird auch dem Pentagon bewusst. Allerdings scheint die einzige Möglichkeit zu sein mit aller Streitmacht Russland anzugreifen, um einem möglichen Antwortschlag vorzubeugen. Soweit der Plan des zugegeben etwas verrückten Generals Jack D. Ripper.
Nachdem aber der Stützpunkt des Generals von den Amerikaner weitgehend eingenommen wird (ist schon irgendwie paradox), begeht Ripper Selbstmord und nimmt so das Geheimnis des Rückholcodes mit ins Grab. Das Pentagon hat derzeit schon die Russen informiert, die daraufhin beginnen die ersten Bomber abzuschießen.
In einer Zwischensequenz wird einer der Bomber, dessen Kommandeur ein richtig typischer Cowboy-Hut-Yankee ist, von einer russischen Rakete getroffen, woraufhin der Funk ausfällt und Treibstoff verloren geht. Aber die Maschine fliegt, motiviert von einigen Yankee-Sprüchen, knapp über dem Boden unbeirrt weiter. So bekommt sie auch nichts von dem Rückruf mit, der, nachdem ein englischer Austauschgeneral den Code entschlüsselt hat, an alle Bomber ergeht.
So sitzen nun der amerikanischer Militärstab, samt Präsident, russischem Botschafter und Dr. Seltsam (ein ehemaliger Naziwissenschaftler) im Pentagon und grübeln was nun zu tun ist, als plötzlich der russische Gesandte mit brenzligen Informationen herausrückt: Die Russen haben eine so genannte ‚Weltvernichtungsmaschine’ gebaut (auch hier gilt: die Übersetzung ist wieder irgendwie misslungen, im Original heißt es ‚Doomsday-Bomb’, also ‚die Bombe des jüngsten Gerichts’, woraufhin der Bezug zur Bombe aus dem Filmtitel natürlich wesentlich klarer wird), eine Kette von atomaren Bomben, die die gesamte Menschheit vernichtet und Leben auf der Erde für etwa 93 Jahre unmöglich macht. Ausgelöst wird sie automatisch, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Eine solche Voraussetzung ist zum Beispiel ein Angriff mit Nuklearwaffen (na, dämmert's?).
Also kommt Dr. Seltsam mit der rettenden Idee: Ein ausgewählter Nukleus der amerikanischen Bevölkerung soll sich in Bergwerken verstecken und die nächsten 100 Jahre dafür sorgen, dass die menschliche Rasse nicht ausstirbt. Zu diesem Zweck muss natürlich der ethische Grundsatz der Monogamie aufgehoben werden, so dass zeugungsfähige Männer sich mit bis zu zehn zeugungsfähigen Frauen paaren können (bzw. müssen!). Tja und das ist auch die Antwort auf den Filmtitel, denn plötzlich scheinen alle Anwesenden (Männer) total begeistert von dieser düsteren Idee…
Das plötzliche Filmende an dieser Stelle wird mit einem allseits bekannten Showdown realisiert. Der Schauplatz ist wieder unser unbeirrbarer B52-Bomber, der Probleme mit den Klappen des Bombenauswurfes hat. Also macht sich unser Yankee-Kommandant dran dies zu reparieren. Leider schafft er es zwar die Klappen zu öffnen, aber nicht wieder rechtzeitig von der Bombe zu steigen, woraufhin er Cowboy-Hut-Schwenkend, auf der Bombe reitend, zu Boden saust. Es folgen dann nur noch viele Explosionen (was wohl die Doomsday-Bomb darstellen soll) und der Film ist zu ende.
************** Some words about the Film **************
Ja, was soll ich dazu noch sagen? Für die damalige Zeit (1964, deswegen der Film auch Schwarz-Weiß) war der Film sicherlich bahnbrechend satirisch. Auch heute noch lässt die Parodie auf die Wettrüstung und Panikmache des Kalten Krieges herzhaft auflachen. Flache Komik ist zwar vorhanden, tritt aber im Hinblick auf den Zwischen-den-Zeilen-Witz in den Hintergrund. Schade fand ich das sehr plötzliche Ende, aber nach einigem Grübeln wurde mir bewusst, dass die Frage „Was bedeutet der Titel?“ ja geklärt war. Alle beginnen die Bombe zu lieben, weil dadurch zwar fast die gesamte Menschheit vernichtet wird, sie aber in den nächsten 100 Jahren herzhaft den fleischlichen Genüssen frönen dürfen. Diese Reduktion auf niedere Instinkte der Menschen, lässt den gesamten Kalten Krieg doch sehr lächerlich aussehen, was sicher auch so beabsichtigt war.
Entgegen anderen Filmen Kubricks, finden sich hier keinerlei unnötige Ausschweifungen, was sich auch in der kurzen Filmdauer zeigt (90 Minuten). Man sieht hier auch die Erfahrung des Regisseurs bezüglich (Anti-)Kriegsfilmen, denn der Angriff auf die Militärbasis ist beängstigend realistisch, was auf die Umsetzung mit Handkameras zurückzuführen ist.
Der Film wurde 1964 für vier Oscars nominiert: Bester Regisseur, Bester Schauspieler (P. Sellers), Beste Drehbuch-Adaption und Bester Film.
Bosley Crowther, von der New York Times, beschreibt den Film als den „entsetzlichsten kranken Scherz, der mir je untergekommen ist, und gleichzeitig eine der klügsten und scharfsinnigsten Satiren über die Unbeholfenheit und den Wahnsinn des Militärs, die je auf der Leinwand zu sehen war.“
************** Schauspieler **************
Hier will ich gar nicht so viel dazu sagen. Den etwas älteren unter euch (oder denen, die gerne mal einen älteren Film sehen) ist die Starbesetzung von Peter Sellers und George C. Scott sicher ein Begriff. Peter Sellers trumpft natürlich auch hier als brillanter Komiker auf, aber auch die anderen Schauspieler wirken passend. Ein wenig Übertreibung der Charaktere gehört bei einem solchen Film natürlich dazu und wirkt, entgegen vielen moderneren Komödien, nur wenig lächerlich.
************** DVD-Details (Special Edition) **************
Spieldauer: 90 Minuten
Bild: Schwarz/Weiß PAL
Ton: Dolby Digital
Sprachen: Englisch, Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch (alles Mono)
Bildformat variiert zwischen 1.66:1 und 1.85:1 (was auch immer das bedeuten soll)
Extras:
- Trailer
- Dokumentationen
- Press Kit
- Filmografien
Der Film ist eine Columbia Tristar Produktion
************** Fazit **************
Lange habe ich keinen so schwarzen Film mehr gesehen und mein ebenfalls schwarzes Herz (nur im Bezug auf Humor!) hatte seine helle Freude daran! Für alle Fans von Kubrick, Peter Sellers, schwarzen Satiren und alten Schwarz-Weiß-Filmen unbedingt zu empfehlen. Wer aber auf modernes Kino steht, mit vielen bunten Special Effekts, der sollte es dann doch lieber sein lassen.
Gruß 0-8-15 weiterlesen schließen -
Heute lassen wir die Welt unter gehen!
26.12.2002, 17:52 Uhr von
Sowan
Filme, Bücher und Musik - das sind meine Welten. Darüber schreibe ich und das lese ich auch am l...Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Abschließen möchte ich dieses Jahr so, wie ich es begonnen habe: Mit einem Film-Klassiker der derzeitig erschreckend aktuell ist. Genau genommen handelt es sich bei dem Film, den ich heute bespreche, um eine Satire - wie ja auch die Unterrubrik hier bei ciao zeigt. Das "Dr. Seltsam oder wie ich lernte die Bombe zu lieben" dennoch Bestandteil diverser SF-Lexika ist, liegt wohl daran, daß er 1963, als er erschien, schlicht und ergreifend unter die Rubrik SF gefallen ist. Ich lasse dies einfach mal im Raum stehen, ich persönlich halte dieses Werk für eine der gelungensten Polit-Satiren überhaupt.
Der Film
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1963 in England erschienen unter der Regie des Meisters Stanley Kubriks ist der s/w-Film ohne Zweifel ein Klassiker. Allerdings gehört er zu den stillen Klassikern der Filmgeschichte. Während alle Welt derzeitig immer mehr auf Spezialeffekte, bombastische Inszenierung und möglichst viel Drumherum achtet, lebt dieser Film genau vom Gegenteil. Die Spezialeffekte (wie beispielsweise der Ritt auf der Bombe) sind sparsam, aber genial eingesetzt. Der Film ist eine s/w-Produktion und lenkt die Aufmerksamkeit auf die wirklich genialen Darstellungen.
Der Titel
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Ist im deutschen leicht gekürzt wiedergegeben, was aber nachvollziehbar ist. Der Original-Titel lautet: 'Dr. Strangelove Or: How I Learned To Stop Worrying And Love The Bomb'.
Die Geschichte
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Captain Lionel Mandrake erhält den Befehl eine Staffel von B-52ern, welche mit Atomwaffen bestückt sind, in den Einsatz zu schicken um die UDSSR anzugreifen. Offensichtlich hat der Feind bereits begonnen die Vereinigten Staaten zu bombardieren. So gibt er - zögerlich - den Einsatzbefehl. Dieser Einsatzbefehl ist nur unter Eingabe eines Geheimcodes widerrufbar.
Bedauerlicherweise ist General Jack D. Ripper, sein Vorgesetzter, Kenner des Rückrufcodes und der Kommandant des Luftwaffenstützpunktes, durchgedreht. Er glaubt fest an die 'kommunistische Weltverschwörung' und ist davon überzeugt, daß die Kommunisten das Trinkwasser langsam vergiften. Deshalb trinkt Ripper auch nur destilliertes Wasser. Zu Rippers Bedauern erkennt aber offensichtlich außer ihm keiner die perfiden Pläne der Kommunisten. Kein Wunder, alle trinken ja das vergiftete Trinkwasser! Aus diesem Grunde sieht sich der General dazu genötigt zu handeln. Eigenmächtig befiehlt er den Angriff des Feindes um Amerika zu retten. Zudem läßt er den Luftwaffenstützpunkt durch seine Leute hermetisch abriegeln und gibt den Befehl auf alles und jeden, welcher sich nähert, zu schießen. Auch wenn es sich scheinbar um amerikanische Soldaten handelt, denn diese sind garantiert nur Spione der Feinde.
Im Pentagon bleibt die Situation natürlich nicht unerkannt. Der Präsident, der den Krieg nach Möglichkeit verhindern will, kämpft an allen Fronten, um das Schlimmste zu vermeiden. Er holt sogar den russischen Botschafter in das Pentagon. Gemeinsam telefonieren sie mit Moskau.
Die Stimmung im Pentagon ist leicht hysterisch, vor allem als man erfährt, daß ein erfolgreicher Angriff auf den Feind eine 'Weltuntergangsmaschine' auslösen wird. Die Maschine, die eigentlich zur Abschreckung dienen sollte, ist nagelneu und der CIA wußte noch nichts von ihr. Wird Russland angegriffen wird einfach die Welt zerstört - dies verhindert schließlich den Sieg des Feindes.
Verzweifelt versucht man nun an den Rückrufcode zu gelangen, indem man den Luftwaffenstützpunkt stürmt. Unter großen Verlusten gelingt dies auch, aber leider ist General Jack D. Ripper in seinem Patriotismus nicht zu stoppen. Für sein Vaterland ist er auch bereit den Tod auf sich zu nehmen, und so erschießt er sich selbst und nimmt den Rückrufcode mit sich in das Jenseits ...
Darsteller
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Peter Sellers ist in diesem Film gleich in einer Dreifachrolle zu sehen, er brilliert als verzweifelter Captain Lionel Mandrake, zudem spielt er Präsident Muffley und den obskuren Dr. Seltsam, der zuweilen statt 'Mr. President' dazu neigt 'mein Führer' zu sagen. In weiteren Rollen sind George C. Scott als Gen. Buck Turgidson, Sterling Hayden als paranoider Gen. Jack D. Ripper, Keenan Wynn (Col. Bat Guano), Slim Pickens (Major King Kong), Peter Bull (Botschafter de Sadesky), Tracy Reed und noch einige andere zu sehen.
Resümee
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Sowan ist von dem Film sehr angetan. Der Humor liegt zum Teil im Detail - allein die Namen der Figuren sind bemerkenswert - zum anderen Teil ist er offensichtlich und driftet öfters in das Absurde ab. Aber bei all dem bleibt ein bitterer Beigeschmack. Da sind sie nun, all die Männer die Macht und Gewalt über die Geschicke der Menschen haben, und sie alle haben so ihre Macken und Kanten. Der eine ist paranoid, der andere größenwahnsinnig, wieder andere kämpfen verzweifelt gegen den ganz normalen Wahnsinn an und werden dabei immer wieder in ihre Grenzen verwiesen. Wenn beispielsweise der arme Captain Lionel Mandraker, der als einziger noch etwas bewirken könnte und das Unheil abwenden könnte, verzweifelt versucht im Pentagon anzurufen, dann weiß man nicht ob man lachen oder weinen soll. Alle Telefone sind defekt und für die einzige noch funktionierende Telefonzelle fehlt das nötige Kleingeld. Mandraker ist hingebungsvoll bemüht der Dame an der Vermittlung klar zu machen wie wichtig es sei ihn sofort zum Pentagon durchzustellen, was an dieser jedoch gnadenlos abprallt.
In einem weiteren Handlungsstrang sehen wir Zuschauer immer wieder die Besatzung einer der B-52er Maschinen. Obgleich stark angeschlagen schlägt sich die wackere Mannschaft immer weiter durch.
Kubriks ist mit 'Dr. Seltsam' eine traurig komische Satire gelungen. Leider hat Sowan aus aktuellem Anlaß gelegentlich das bittere Gefühl, daß diese gelungene Polit-Satire nicht zwangsläufig Fiktion bleiben muß ... gelegentlich fragt sich Sowan, als kleines Wesen hier auf Erden, ob 'die da Oben', diese Männer, die die Geschicke der Welt leiten, wirklich noch ganz klar im Kopf sind. Sowan hofft es ganz innig, und in diesem Sinne wünsche Euch allen mit diesem letzten Bericht für dieses Jahr einen wunderschönen Start in eine neues - hoffentlich friedliches - Jahr.
Spielzeit
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95 Minuten
Julmond 2002 ev, für ciao und yopi Sowan weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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We’ll meet again ... but when?
Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Wenn man so will, hat Stanley Kubrick drei Anti-Kriegs-Filme gedreht – natürlich „Full Metal Jacket“ (1987), sicherlich „Wege zum Ruhm“ (1958), und „Dr. Seltsam“, in dem Peter Sellers gleich drei Rollen spielte. „Dr. Seltsam“ ist eine für seine Zeit, aber auch noch heute bissige, ja bitterböse Satire auf die Ideologie der atomaren Abschreckung, die die gesamte Nachkriegszeit bis hinein in die 70er Jahre beherrschte, nicht zuletzt aber auch deswegen aktuell, weil der Film die „Hardliner“-Strategen in Washington gründlich und vernichtend dorthin stellt, wo sie hingehören: in die Ecke der Brandstifter. Selten hat sich ein Film derart treffsicher mit der Strategie des atomaren Gleichgewichts auseinander gesetzt. Und sicher hat auch dieser Film wenigstens ein bisschen zur Ablösung der Gleichgewichts-Ideologie durch die Ende der 60er Jahre begonnene Politik der vertrauensbildenden Maßnahmen, Abrüstung und Rüstungskontrolle beigetragen, die nach dem Zusammenbruch der realsozialistischen Staatenwelt durch die gefährliche US-geführte „Weltsicherheitspolitik“ der Stärke vernichtet wurde.
Inhalt
General Ripper (Sterling Hayden) scheint verrückt geworden zu sein. Oder doch nicht? Ripper trinkt nur noch destilliertes Wasser und meint, die Russen würden kein Wasser, nur Wodka saufen. Warum? Sie hätten das Wasser vergiftet – Teil einer kommunistischen Weltverschwörung. Die Bedrohung wird in Rippers Vorstellungswelt immer klarer, und so ordnet er eines Tages den „Code Red“ an (was eigentlich nur der Präsident darf, falls ein unmittelbarer Angriff auf die USA bevorsteht) und schickt atomar bestückte B-52-Bomber Richtung Sowjetunion. Der auf dem Stützpunkt anwesende britische Captain Mandrake (Peter Sellers – zum Ersten) ist entsetzt. Als er in Rippers Büro darauf hinweist, dass nichts für einen Angriff von sowjetischer Seite spreche – er zückt ein Radio, in dem Schlagermusik spielt und keine Katastrophennachrichten verkündet werden – und von Ripper verlangt, ihm den Code zu nennen, mit dem allein die Bomber zurückgeholt werden können, stößt er auf taube Ohren und verschlossene Türen. Ripper ist gewillt, die atomare Vernichtung der „roten Horden“ durchzuziehen, Mandrake ist hilf- und machtlos.
General Turgidson (George C. Scott) hat es gar nicht gern, wenn man ihn bei seinen Schäferstündchen stört. Das Pentagon lädt zur Krisensitzung, nachdem Präsident Muffley (Peter Sellers – zum Zweiten) von der Auslösung des atomaren „Gegenschlages“ informiert wurde. Turgidson hält einen militärisch-nüchternen Vortrag über die Umstände, die nun eingetreten sind, und weist immer wieder darauf hin, dass er sich über das Verhalten Rippers nicht äußern wolle, bevor er nicht genau wisse, warum der den „Code Red“ ausgelöst hat. Der Vernichtung der Sowjetunion stünden leidliche 25 Millionen Tote in den Vereinigten Staaten gegenüber, falls die Russen zurückschlagen würden, meint Turgidson, als ob er aus der Bilanz eines Unternehmens zitiere.
Muffley hingegen zitiert – unter Protest Turgidsons – den russischen Botschafter de Sadesky (Peter Bull) in das geheime Kommandozentrum des Pentagon, um ihn und dann auch den sowjetischen Premier Kissof zu unterrichten. Letzterer ist am roten Telefon kaum ansprechbar. Auch er hat sein Schäferstündchen und scheint besoffen. De Sadesky erfährt, dass das Pentagon keinen Kontakt zu Ripper hat, der sich und Mandrake eingebunkert hat, und man daher auch mangels Kenntnis des Rückzugs-Codes die Bomber nicht erreichen könne. De Sadesky seinerseits verkündet, dass in diesem Fall die neue sowjetische „Weltvernichtungsmaschine“ in Gang gesetzt werde, und wenn das geschehe, gebe es ebenfalls keine Möglichkeit, den Prozess der atomaren Vernichtung zu stoppen.
Muffley ordnet an, den Stützpunkt Rippers zu erobern, was den Truppen schließlich auch gelingt, allein Ripper zog es angesichts dessen vor, sich im Bad zu erschießen und den Code mit in die Ewigkeit zu nehmen. Muffley informiert die Russen über alle Geheimnisse der Bomber, Mandrake kommt – es geschehen noch Wunder – hinter den Code, etliche Bomber werden von den Sowjets abgeschossen. Aber einer kann unter dem Radar weiter seinem Ziel entgegen steuern. Denn in Major „King“ Kongs (Slim Pickens) Bomber wurde durch einen Raketenangriff der Funk lahmgelegt.
Nicht verzagen: Man hat ja schließlich noch den Wissenschaftler Dr. Strangelove (Peter Sellers zum Dritten), den ehemals besten Mann aus Hitlers Expertengremium, den die USA nach 1945 „erbten“. Nicht nur dessen rechter, steifer Arm trauert dem Führer noch nach. Die Elite der Vereinigten Staaten, Männer und zehn Mal so viele Frauen sollen sich in die atomar angeblich sicheren Bergwerke begeben, um ein unterirdisches Dasein zu fristen (immerhin: pro Mann zehn Frauen!), um nach Ablauf der atomaren Halbwertszeit „das Reich“ (welches auch immer) wiederersten zu lassen ... We’ll meet again – wherever, whenever.
Inszenierung
Kubricks Schauplätze sind ein Bomber – unter Leitung des texanischen und texanisch sich aufführenden Major „King“ Kong, der mit patriotischen Sprüchen nicht sparsam umgeht und den Cowboy-Hut nie absetzt –, die Umgebung des Luftwaffenstützpunkts, das Pentagon und das Büro Rippers – ein von der Inszenierung her gesehen sparsamer Umgang mit räumlichen „Ressourcen“ angesichts der drohenden atomaren Vernichtung, aber eben ausreichend, um das Szenario in einer zugleich erschreckenden wie komödiantischen Weise zu entfalten. Auf diesen Schauplätzen lässt Kubrick seine Figuren tanzen, Figuren, die sich bemühen, dem Ernst der Lage gerecht zu werden und darin gnadenlos scheitern. Als da sind:
Der völlig verrückte, aber eben die militärische und politische Logik des „Kalten Krieges“ letztlich nur zu Ende denkende und von einem diffusen kommunistischen Feindbild beherrschte, ja übermannte General Ripper, der das Gespenst von vergiftetem Wasser (die Sowjets hätten das Wasser mit Fluorid angereichert) an die Wand malt und sozusagen zum therapeutischen Ausgleich ständig mit einer übergroß, ja phallisch wirkenden Zigarre im Mund herumläuft.
Zwischen Ripper und dem atomaren Desaster steht anfangs nur der Brite Mandrake, der sein Entsetzen, seine Angst, seine Panik angesichts der Situation kaum verbergen kann, das aber genau muss, weil er ansonsten Ripper, der seine Pistole demonstrativ auf dem Schreibtisch liegen hat, zu fürchten hätte. Mandrake reißt sich zusammen und wartet auf eine günstige Gelegenheit.
Dann ist da ein Präsident, der es im Grunde nicht fassen kann, was um ihn herum und in Richtung Feindstaat passiert, der versucht ruhig zu bleiben, auch als er den zu allem Überfluss angetrunkenen sowjetischen Präsidenten am Telefon beruhigen und zu „geeigneten Maßnahmen“ überreden muss, um das Schlimmste abzuwenden.
Hinzu gesellt sich ein General, Turgidson, der wahrscheinlich auch in einer Situation, in der ihm eine Bombe vor die Füße geworfen würde, noch in strenger militärischer Logik seine Vorträge halten und seine Überlegungen preisgeben würde.
Im letzten US-Bomber schließlich „King“ Kong aus Texas, der – als der automatische Auslöser für die Bombe nicht funktionieren will – texanisch-praktisch die Sache selbst in die Hand nimmt und sich auf die Bombe setzt, als wenn er einen Gaul im Rodeo besteigen würde. Slim Pickens spielt diese Rolle hervorragend, auch wenn statt ihm auch – zum Vierten – Peter Sellers vorgesehen war, der sich jedoch ein Bein gebrochen hatte und im übrigen (als Engländer) den texanischen Akzent nicht beherrschte.
Dialoge und Verhalten der Beteiligten demonstrieren auf eindrückliche Weise das gefährliche Spiel der Strategie der atomaren Abschreckung. Nicht nur dies. Nomen est Omen: Ripper: gleich Jack the Ripper; Mandrake: Alraunwurzel, der nachgesagt wird, die Potenz zu steigern; „Buck Turgidson“: „buck“ bedeutet Zuchthengst, „turgid“ angeschwollen; Merkin Muffley: „merkin“ bedeutet im Slang weibliche Schamzone, „muff“ Schamhaare (der Präsident möchte nicht als Massenmörder in die Geschichte eingehen – obwohl es nach einem atomaren Gegenschlag wohl keine Geschichte mehr geben wird); Kissof: „kiss-off“ bedeutet etwa Anfang eines Desasters; de Sadeski: der Marquis de Sade; King Kong muss niemand erklärt werden und last but not least „strange love“: perverse Liebe.
Apropos: Während der Sitzung im Pentagon ruft Turgidsons Geliebte an. Der plappert am Telefon:
„Gut, schau Kleines, ich kann nicht, kann mit Dir jetzt nicht sprechen, aber..., mein Präsident braucht mich jetzt. Selbstverständlich würde Bucky eher wieder bei Dir sein (Pause) – selbstverständlich, es ist nicht nur körperlich. Ich respektiere Dich zutiefst als menschliches Wesen. Eines Tages mache ich Dich zu Mrs. Buck Turgidson. (Pause), – hör zu, geh’ wieder schlafen. Bucky ist zurück, sobald er kann. In Ordnung? Hör zu, Süße, vergiss nicht Deine Gebete.“
Ebenso bissig und aufschlussreich ist Dr. Seltsams Rede über ein Leben nach dem Tod, sprich: nach dem atomaren Endsieg-Kahlschlag (die Analogie zu den deutschen Wissenschaftlern, die nach dem zweiten Weltkrieg begierig durch die USA aufgenommen wurden, oder auch zu dem deutschstämmigen Henry Kissinger sind offensichtlich):
„Strangelove: Ich würde die Wahrscheinlichkeit nicht völlig außer Betracht lassen, einen Kern der menschlichen Spezies zu erhalten. Es würde ziemlich einfach ... eh, eh ... [er fährt seinen Rollstuhl ins Licht; in seiner schwarzen Brille spiegelt sich das Neonlicht] sein, ganz unten in eh ... einigen unserer tieferen Bergwerke. Radioaktivität würde nie in eine Grube einige Tausend Fuß tief eindringen, und in wenigen Wochen könnten genügend Verbesserungen dort leicht durchgeführt werden.
Präsident: Wie lang würden man dort unten bleiben müssen?
Strangelove: ...Ich würde ...uh, vielleicht uh... [er hat mit seinem steifen Arm zu kämpfen, der sich immer wieder zum Hitlergruß nach oben bewegt] hundert Jahre denke ich ..., das wäre nicht schwierig, mein Führer!!!! [Strangelove reißt sich zusammen] Kernreaktoren könnten, eh ..., [wieder der Arm] Pardon, Herr Präsident. Kernreaktoren könnten Energie fast unbegrenzt zur Verfügung stellen. In Gewächshäusern könnten Pflanzen angebaut werden. Tiere könnten gezüchtet und geschlachtet werden. Eine schnelle Aufstellung aller vorhandenen Bergwerke im Land müsste her, aber ich würde schätzen, dass für mehrere Hunderttausende unserer Leute dort Platz wäre.
Präsident: Gut, ich, ... ich würde es hassen, entscheiden zu müssen ..., wer oben bleibt und ..., wer runter geht.
Strangelove: Das wäre gar nicht erforderlich, Herr Präsident. Das könnte mit einem Computer erledigt werden. Und ein Computer könnte so eingerichtet und programmiert werden, dass Faktoren wie Jugend, Gesundheit, sexuelle Fruchtbarkeit, Intelligenz und Querschnitt der notwendigen Fähigkeiten darüber entscheiden. Selbstverständlich würde es absolut lebenswichtig sein, dass unsere Regierung und die hohen Militärs dabei sind, um die erforderlichen Grundregeln der Führung und der Tradition zu garantieren und zu vermitteln.“
Und so spannt Kubrick den Bogen eben auch vom Sieg über den Nationalsozialismus hin zur Strategie der atomaren Abschreckung und wieder – natürlich auf höherem (atomaren) Niveau – zurück zu Menschenzüchtung, Diktatur und Volksgemeinschaft.
Allerdings: Kubrick lässt dies wenigstens im Film nicht zu. In einer ihm eigenen Art endet der Film in einer fast schon virtuosen Groteske des Tanzes der atomaren Pilze: We’ll meet again. Und statt eines sich erübrigenden
Fazits
hier der Schlusssong von Vera Lynn „We’ll Meet Again Some Sunny Day“:
We'll meet again, don't know where, don't know when
But I know we'll meet again, some sunny day
Keep smiling through, just like you always do
Till the blue skies drive the dark clouds far away
So will you please say hello to the folks that I know
Tell them I won't be long
They'll be happy to know, that as you saw me go
I was singing this song ...
Die DVD:
Ton und Bild:
Das Bild ist für das Alter dieses in schwarz-weiß gedrehten Filmes eigentlich relativ gut. Allerdings schwankt das Bildverhältnis zwischen 1:1,66 und 1:1,85. Die Seitenränder wechseln mehrmals, was allerdings nicht besonders stört. Der Ton in Dolby Digital ist, wenn auch in beiden Sprachen in Mono, in Ordnung.
Neben der deutschen Fassung kann man sich auch den englischen Originalton geben. Das lohnt sich auf jeden Fall, alleine schon um Peter Sellers in den Rollen als Brite, Amerikaner und Deutscher zu hören. Seine Aussprache passt hundertprozentig zu den jeweiligen Rollen.
2001 erschien eine neuere Version, die auch die französische, spanische und italienische Version beinhaltet (jeweils in Mono).
Features:
Die Zusatzausstattung der DVD ist überschaubar, aufgrund des Alters des Filmes aber durchaus okay.
Über das mit Standbildern einfach gestaltete Menü kann man eines der stolzen 28 Kapitel direkt anwählen.
Zusätzlich findet man in den zusätzlichen Filminfos den englischsprachigen Kinotrailer (mit deutschem Untertitel), Filmografien von George C. Scott, Sterling Hayden, Peter Sellers, Keenan Wynn und Stanley Kubrick, verschieden sprachige Filmplakate und mehre Fotoaufnahmen vom Set.
An Untertiteln stehen Englisch, Polnisch, Tschechisch, Ungarisch, Isländisch, Hindi, Hebräisch, Dänisch, Schwedisch, Finnisch Norwegisch, Türkisch und Griechisch zur Auswahl.
Wertung: 10 von 10 Punkten.
Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben
(Dr. Strangelove or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb)
USA 1964, 93 Minuten
Regie: Stanley Kubrick
Drehbuch: Stanley Kubrick, Peter George, Terry Southern, nach dem Roman „Red Alert“ von Peter George
Musik: Laurie Johnson
Kamera: Gilbert Taylor
Schnitt: Anthony Harvey
Spezialeffekte: –
Hauptdarsteller: Peter Sellers (Captain Lionel Mandrake / President Merkin Muffley / Dr. Strangelove), George C. Scott (General „Buck“ Turgidson), Sterling Hayden (Brigadegeneral Jack D. Ripper), Keenan Wynn (Colonel „Bat“ Guano), Slim Pickens (Major T. J. „King“ Kong), Peter Bull (Alexi de Sadesky, russischer Botschafter), James Earl Jones (Lt. Lothar Zogg), Tracy Reed (Miss Scott), Jack Creley (Mr. Staines), Frank Berry (Lt. H. R. Dietrich), Robert O’Neill (Admiral Randolph), Glenn Beck (Lt. W. D. Kivel), Roy Stephens (Frank), Shane Rimmer (Captain G. A. „Ace“ Owens)
Offizielle Homepage: –
Internet Movie Database: http://us.imdb.com/Title?0057012
Weitere Filmkritik(en):
„Chicago Sun-Times“ (Roger Ebert):
http://www.suntimes.com/ebert/ebert_reviews/1999/07/strang0711.html
„Movie Reviews“ (James Berardinelli):
http://movie-reviews.colossus.net/movies/d/dr_strangelove.html
© Ulrich Behrens 2002 für
www.ciao.com
www.yopi.de
www.dooyoo.de weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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XXLALF, 03.09.2010, 09:03 Uhr
Bewertung: besonders wertvoll
hiiiiii, da werden erinnerungen wach. und dennoch kann ich mich nicht so recht für den film begeistern, jedoch deinem bericht gebührt ein bw, und ganz liebe grüße
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Erbarmungslos verrückt...
10.05.2002, 01:53 Uhr von
tom.112
Hallole! Es ist so weit: ich habe endlich mein Diplom in der Tasche und mein Studium hinter m...Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Da ich in den vergangenen Tagen etwas gekränkelt habe, konnte ich mich mal wieder ausgiebig meiner DVD-Sammlung widmen. Nach und nach werde ich zu den verschiedenen Filmen Beiträge schreiben - sofern meine Produktvorschläge irgendwann umgesetzt werden.
Beginnen möchte ich mit dem 1964 produzierten Film "Dr. Seltsam oder: wie ich lernte, die Bombe zu lieben" (Originaltitel: "Dr. Strangelove, or how I learned to stop worrying and love the bomb"). Das Drehbuch bassiert auf dem Roman "Red Alert" von Peter George und wurde zusammen mit Peter George und Terry Southern von keinem geringeren als Stanley Kubrick geschrieben, der auch Regie führte und den Film produzierte. Kubrick ist vielen bekannt durch die Filme "Shining", "Clockwork Orange" oder "2002 - Odyssee im Weltraum".
Meine Meinung bezieht sich auf die DVD, die 1999 bei Columbia Tristar-Homevideo erschienen ist.
Der Film:
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Der Film spielt während des Kalten Krieges, als die Vereinigten Staaten und die damalige Sowjetunion ständig auf der Lauer lagen, ob der eine nicht den anderen durch einen atomaren Erstschlag vernichten würde. Die USA unterhielten Anfang der 60-er Jahre noch riesige Bomberflotten, die ständig innerhalb kürzester Zeit ihre Ziele in der UdSSR erreichen und mit Nuklearwaffen angreifen konnten.
Eines Tages fällt es dem amerikanischen General Jack D. Ripper (Sterling Hayden, "Asphalt Dschungel") ein, dass er diese Bomberflotte in Gang setzen könnte, um der vermeintlichen wortwährenden Infiltration der Kommunisten eine Ende zu setzen. Während Truppen versuchen, den Stützpunkt der Luftflotte einzunehmen, um so an den Rückholcode für die Bomber zu gelangen, klärt Ripper den britischen Austauschoffizier Group Captain Lionel Mandrake (Peter Sellers, "Der rosarote Panther") über die kommunistische Weltverschwörung auf. Während die Besatzung des Flugplatzes verbissen gegen die vermeintlich russischen Angreifer kämpft und das Büro um sie herum zerschossen wird, erfährt Mandrake alles über die Flouridation des Wassers, durch die die Körpersäfte der Nicht-Kommunisten vergiftet werden sollen. Natürlich merkt er schnell, dass sein General alles andere als normal ist und versucht selbst aus ihm den Rückholcode herauszuholen. Dieses Unterfangen endet jedoch mit dem Selbstmord Rippers abrupt. Trotzdem gelingt es ihm den Code herauszufinden und das Bomberkommando kann die Maschinen zurückrufen - bis auf eine.
Die B-52 von Major Kong (Slim Pickens) mit ihren 50 Megatonnen Wasserstoffbomben wurde durch einen Raketentreffer beschädigt und hat keinen Funkkontakt mehr zur Heimat und die Besatzung (u.a. James Earl Jones) glaubt noch immer, dass der dritte Weltkrieg ausgebrochen sei. Durch die Beschädigungen an der Maschine können sie auch nicht ihr ursprüngliches Ziel sondern nur ein Ausweichziel, einen Raketenkomplex in den Weiten Russlands, anfliegen.
Während der Bomber unbeirrt weiter sein Ziel anfliegt, versucht der amerikanische Präsident Muffley (Peter Sellers) mit dem russischen Botschafter und dem betrunkenen Generalsekretär zu verhandeln und so einen Atomkrieg zu verhindern. Leider weiß niemand, wo der eine Bomber hinfliegt. Da die UdSSR aber das Wettrüsten aufgegeben hat, gibt es ein weiteres Problem: irgendwo mitten in Sibirien steht die unabschaltbare Weltvernichtungsmaschine, die automatisch die ganze Welt mit einer radioaktiv verseuchten Wolke vernichten soll wenn die Sowjetunion angegriffen werden soll. Auf diese Weise sollte das teure Wettrüsten mit einer einfachen, aber ebenso abschreckenden Waffe gestoppt werden.
Nachdem dies bekannt wird, tritt im Pentagon erstmals der Wissenschaftler Dr. Seltsam auf (und wieder Peter Sellers). Der Deutsche, der inzwischen als Waffenexperte für die Amerikaner arbeitet und dessen eine Körperhälfte partout nicht mit der anderen Seite auskommt und sich gerne an den Führer erinnert, entwickelt einen abstrusen Plan, wie die Menschheit trotz der "Doomsday Device" gerettet werden kann. Dieser Plan beinhaltet die Verbringung von ausgewählten Menschen in Bergwerkstollen für über 100 Jahre, um so den Fortbestand der Zivilisation zu retten.
Ausnahmsweise verrate ich einmal das Ende des Filmes, da dieses eigentlich auch nebensächlich ist. Der Film hat kein Happy End: die B-52 erreicht ihr Ziel und wirft ihre tödliche Fracht ab. Dabei kommt es zu der weltberühmten und sehr oft kopierten Szene (z.B. auch mehrmals in "The Simpsons") in der Slim Pickens auf der Bombe ihrem Ziel entgegen reitet.
Die DVD:
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Ton und Bild:
Das Bild ist für das Alter dies in schwarz-weiß gedrehten Filmes eigentlich relativ gut. Allerdings schwankt das Bildverhältnis zwischen 1:1,66 und 1:1,85. Die Seitenränder wechseln mehrmals, was allerdings nicht besonders stört. Der Ton in Dolby Digital ist, wenn auch in beiden Sprachen in Mono, in Ordnung.
Neben der deutschen Fassung kann man sich auch den englischen Originalton geben. Das lohnt sich auf jeden Fall, alleine schon um Peter Sellers in den Rollen als Brite, Amerikaner und Deutscher zu hören. Seine Aussprache passt hundertprozentig zu den jeweiligen Rollen.
2001 erschien eine neuere Version, die auch die französische, spanische und italienische Version beinhaltet (jeweils in Mono).
Features:
Die Zusatzausstattung der DVD ist überschaubar, aufgrund des Alters des Filmes aber durchaus okay.
Über das mit Standbildern einfach gestaltete Menü kann man eines der stolzen 28 Kapitel direkt anwählen.
Zusätzlich findet man in den zusätzlichen Filminfos den englischsprachigen Kinotrailer (mit deutschem Untertitel), Filmografien von George C. Scott, Sterling Hayden, Peter Sellers, Keenan Wynn und Stanley Kubrick, verschiedensprachige Filmplakate und mehre Fotoaufnahmen vom Set.
An Untertiteln stehen Englisch, Polnisch, Tschechisch, Ungarisch, Isländisch, Hindi, Hebräisch, Dänisch, Schwedisch, Finnisch Norwegisch, Türkisch und Griechisch zur Auswahl
Meine Meinung:
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Kubrick hat mit den 90 Minuten von "Dr. Seltsam" eine bitterböse und tiefschwarze Komödie geschaffen, mit der er den Wahnsinn des Wettrüstens und des Ost-West-Konfliktes scharf kritisiert. Er nimmt nicht nur die Kriegstreiberei und das Abenteurertum der Militärs, sondern auch die weiterverbreitete Angst vor dem Kommunisten ganz gewaltig aufs Korn.
General Buck Turgidson (George C. Scott, "Exorzist III") steht für das Militär, das schon während des drohenden Weltuntergangs Angst davor hat, dass die Sowjetunion die USA beim Wettlauf um die besseren Bergwerke übertrumpfen könnte und hier wieder eine Lücke (die berühmten "Gaps") sieht. Schon die pure Anwesenheit des Botschafters im Pentagon ist für ihn ein purer Graus.
Die wahnsinnigen Theorien des General Rippers über die kommunistische Verschwörung repräsentieren die unglaubliche Angst der Bevölkerung vor den Kommunisten, die in den USA teilweise schon jenseits von Gut und Böse waren (man denke nur an die McCarthy-Ära).
Aber auch mit vielen kleine Details übt der verstorbene Kubrick erheblich Kritik: die Aufzählung der Ausstattung der Notausrüstung der Bomberbesatzung spiegelt vieles über die Selbsteinschätzung der Amerikaner wider.
Besonders interessant ist auch die Musik von Laurie Johnson. Die Variationen von "When Johnny comes marching home again" sind später auch wieder in vielen anderen Filmen (z.B.: "Die Hard III") aufgetaucht. Besonders auffällig ist die Verbindung von gefälligen Melodien und eher abschreckenden Bildern wie den Bombern oder am Ende die vielen Nuklearexplosionen, die in einem krassen Gegensatz stehen.
Dr. Seltsam ist sicher kein Film, den man sich mal eben schnell anschauen kann. Man sollte schon etwas über die damaligen Hintergründe wissen, weshalb die hohe FSK-Freigabe von 16 meines Erachtens in Ordnung ist.
Viele Szenen und die überspitzte Darstellung der Charaktere (z.B. Major Kong, der seinen Cowboy-Hut nach dem Angriffsbefehl aus dem Safe des Flugzeuges holt) in dem Film sind wirklich witzig, aber wenn man bedenkt, das dass alles wirklich möglich war und wie kurz das Ende teilweise bevorstand, dann kann einem schon das Lachen im Hals stecken bleiben. Daneben entwickelt der Film auch eine gewisse Spannung, wobei das Ende wirklich nur eine Nebenrolle in der überspitzten Darstellung der damaligen Verhältnisse spielt.
Der Film trägt den Untertitel "Erbarmungslos verrückt..." vollkommen zu recht und ich kann ihn wirklich nur empfehlen - besonders wenn man auf böse und makabere Satiren steht. Trotz der Qualität und der Ausstattung der DVD (Amazon, 25,99 €) gebe ich ihm die volle Wertung. weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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Plugge, 10.05.2002, 02:05 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
Schöner Bericht! Sehr ausführlich geschrieben
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Informationen
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