Pro:
eleganter Flakon im Art-Decó-Stil, komplexer Duft mit frischen und sinnlich-warmen Duftelementen, trotz einer gewissen Raffinesse und Subtilität sehr gut tragbar, angemessenes Preis-Leistungs-Verhältnis
Kontra:
zu sehr jungen Frauen paßt dieser Duft meiner Meinung nach weniger
Empfehlung:
Ja
Ich schreibe heute über einen meiner neueren Lieblingsdüfte, nämlich über das Eau de Toilette „Clear Day (Woman)“ von Etienne Aigner.
++++++++++++++++ INHALT +++++++++++++++
1. Einkaufsort und Kaufpreis
2. Hersteller und Produktinformationen
3. Inhalt und Inhaltsstoffe
4. Verpackung und Flakon
5. Kurzinformationen über Etienne Aigner
6. Duftaufbau und Duftcharakteristik
7. Haltbarkeit, Ergiebigkeit und Verträglichkeit
8. Zu wem paßt dieser Duft?
9. Meine abschließende Bewertung
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1. Einkaufsort und Kaufpreis
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Das Eau de Toilette für Damen (im folgenden auch „Parfüm“ genannt) habe ich vor zwei oder drei Monaten nach einem ausgiebigen Schnuppertest bei „Hertie“ gekauft, da ich von dem Duft spontan sehr angetan war. Man kann das Duftwässerchen auch in allen anderen großen Kaufhäusern und z.B. bei „Müller“ und „Rossmann“ kaufen. Bezahlt habe ich für 50 ml 36,50 Euro, was ich für einen angemessenen Preis halte, da es sich immerhin um ein Marken-Parfüm handelt. Für „Chanel“ oder „Yves Saint Laurent“ müßte ich noch um einiges mehr zahlen.
Wer sparen will oder muß, dem empfehle ich, vor dem Kauf einen Blick in den „Rossmann“-Onlineshop unter www.rossmann.de zu werfen, dort wird das Eau de Toilette gelegentlich nämlich zum Sonderpreis angeboten. Wenn man Glück hat, kann man es zum absoluten Schnäppchenpreis weit unter 20 Euro, also wesentlich billiger als im Kaufhaus erwerben. Dann sollte man auch schnell zugreifen.
2. Hersteller und Produktinformationen
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Hergestellt wird das Eau de Toilette von der Etienne Aigner Cosmetics GmbH, Ammerthalstr. 9, 85551 Kirchheim bei München. Auf der Verpackung ist weder ein Kundentelefon noch eine Internetadresse angegeben. Der Internetauftritt von „Aigner“ ist im übrigen derart bescheiden, daß ich ihn hier nicht empfehlen möchte. Spezifische Informationen über den Duft findet man sowieso nicht, was ich sehr bedauerlich finde.
Es handelt sich um ein Eau de Toilette (Natural Spray). Der Alkoholgehalt beträgt 82 % Vol. Von „Clear Day“ gibt es im übrigen auch einen Männer-Duft. Für die Frauenwelt steht ferner aus der gleichen Duftlinie ein Bath & Showergel bereit, 500 ml kosten bei „Hertie“ 19,90 Euro. Andere Produkte von „Clear Day“ habe ich nicht entdeckt. Von „Aigner“ gibt es darüber hinaus noch weitere Düfte für Frauen und Männer, die regelmäßig auch zu halbwegs günstigen Preisen in einem bekannten Auktionshaus im Internet angeboten werden. Ich nenne nur „Private Number“, „Statement“ und „Explosive“. Natürlich kann man diese Düfte auch ganz normal in jedem guten Kaufhaus erwerben.
3. Inhalt und Inhaltsstoffe
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Der Flakon hat einen Inhalt von 50 ml.
Folgende Inhaltsstoffe sind auf der Verpackung angegeben: Alcohol Denat., Parfum (Fragrance), Aqua (Wasser), CI 19140 (Yellow 5). Das Produkt ist leicht entflammbar und trägt auf der Rückseite der Verpackung einen entsprechenden Warnhinweis.
4. Verpackung und Flakon
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Die äußere Umverpackung aus Karton ist in den edlen Farben Gold und Silber gehalten, wie man der Produktabbildung oben entnehmen kann. Der Flakon ist für mich nicht unwesentlich, weil ich bei einem nicht ganz billigen Parfüm auch großen Wert auf ein ansprechendes Design lege. Leider kann man den Flakon bei dem oben eingestellten Foto nicht mit jeder Einzelheit erkennen, so sieht man z.B. kaum, daß die äußere Umhüllung aus geeistem, also undurchsichtigem Glas besteht, während sich das Eau de Toilette in einem zweiten, transparenten Glasmantel befindet. Die Flasche selbst ist schmal und von eleganter Formgebung. Da ich mich für Kunstgeschichte interessiere, fällt mir sofort auf, daß sich der Flakon an den Stilformen des Art Déco in Frankreich orientiert und klare Bezüge zum inzwischen klassischen Design der zwanziger Jahre aufweist. Unverkennbar ist die sachlich-klare Linienführung und eine gewisse formale Strenge mit der Tendenz zur Geometrisierung. Dekorative Elemente wurden bei diesem Flakon nur sehr zurückhaltend eingesetzt, so z.B. bei der kleinen transparenten Verschlußkappe, die mit einer goldenen Halbkugel verziert ist.
Wenn ich diesen stilvoll-eleganten Flakon betrachte, kann ich nur sagen, der Glasdesigner versteht etwas von seinem Handwerk und die Anleihen beim Art Déco finde ich überaus gelungen. Der Flakon besticht meiner Meinung nach durch seine klassisch-elegante Gestaltung und eine sehr gelungene Formgebung, außerdem liegt er gut in der Hand und ich muß beim Einsprühen keine Verrenkungen machen. Der Flakon bekommt von mir die Note 1, denn ich finde ihn rundum gelungen.
5. Kurzinformationen über Etienne Aigner
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Ich gebe gern zu, daß mir Etienne Aigner bis vor einiger Zeit eher als Hersteller von exklusiven Lederwaren bekannt war, als Parfüm-Designer sagte mir dieser Name weniger. Tatsächlich fing der in Ungarn geborene Etienne Aigner, ein gelernter Buchbinder, nach dem Zweiten Weltkrieg an, in Paris exklusive Gürtel, Handtaschen und sonstige Lederwaren zu entwerfen. Seine extravaganten und formschönen Modelle waren schnell begehrt und machten ihn als Designer von Ledermoden so bekannt, daß er bald für die berühmten Modehäuser, z.B. für Dior, arbeitete. Im Jahr 1950 ging Aigner nach New York, wo er seine eigene Marke gründete. Unter dem Label „Aigner“ werden bis heute edle Ledertaschen, Ledergürtel und Geldbörsen verkauft, daneben auch Geschenkartikel und diverse Parfüms für Damen und Herren. Etienne Aigner wurde 95 Jahre alt und starb im Jahr 2000 (Quelle: eigene Internetrecherchen).
Die Marke „Aigner“ ist im übrigen leicht zu erkennen, denn sowohl die Lederwaren als auch die Parfüms werden von einem Hufeisen in leicht gerundeter „A“-Form verziert.
6. Duftaufbau und Duftcharakteristik
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Ich kann mich noch sehr genau an meinen ersten Dufttest von „Clear Day“ im Kaufhaus erinnern. Nach dem Aufsprühen auf mein Handgelenk machte ich wider besseren Wissens den Fehler, sofort daran zu schnuppern, doch mir stieg nur eine starke Alkoholnote in die Nase, die daraufhin zu kitzeln anfing. Natürlich sollte man eine gewisse Zeit, mindestens zehn Sekunden, warten, bis man am Duft schnuppert, um die Kopfnote wahrzunehmen. Die Kopfnote ist der erste entscheidende Dufteindruck, der einem in die Nase steigt. Bei der Kopfnote werden vor allem flüchtige Riechstoffe freigesetzt, die darüber entscheiden, ob einem der Duft gefällt oder nicht. Wenn mir die Kopfnote nicht zusagt, was bei vielen Düften der Fall ist, lasse ich das Parfüm in jedem Fall stehen, weitere Schnupperversuche wären dann sinnlos.
Bei „Clear Day“ entwickelte sich mein erster Schnuppertest jedoch hervorragend, denn nach dem Verfliegen der Alkoholnote stieg mir ein hesperidisch-frischer Duft mit feinen Blumenakkorden in die Nase, den ich in der Form nicht erwartet hatte. Wer mit dem selten verwendeten Begriff „hesperidisch“ nichts anfangen kann: Dieser ist schwer zu übersetzen, in Zusammenhang mit Parfüm könnte man ihn am ehesten als Duft von unreifen Orangen und Äpfeln bezeichnen. Der Duft ist fruchtig mit einer ganz besonderen Note und mit dem Duft reifer Früchte ist er nicht zu verwechseln, da er „herber“ ausfällt. Die Blumenakkorde stammen meiner Meinung nach von weißen Lilien und Iris, vielleicht auch von Freesien, sind aber nicht dominant. Jedenfalls war ich von der frischen Kopfnote, gepaart mit einem Hauch von Spritzigkeit, sehr angetan und gespannt, wie sich die Herznote entwickeln würde, die sich in den nächsten Minuten auf meinem Handgelenk voll entfaltete.
Die Herznote, auch „Mittelnote“ genannt, sollte sich harmonisch an die Kopfnote anlehnen bzw. diese ergänzen, sie bildet sozusagen das Mittelstück der Duftkreation. Und auch hier war ich sehr angenehm überrascht, denn der hesperidisch-frische Duft wurde von einer warmen, sinnlichen und ansatzweise auch holzigen Duftnote komplettiert, die mich sofort an Sandelholz, Ambra, Bitterorange, Pomeranze und Zypresse denken ließ. Die frische Note trat nun deutlich in den Hintergrund und machte einem warmen und sinnlichen Dufterlebnis Platz. Einen Hauch der frischen Duftnote konnte ich jedoch nach wie vor wahrnehmen.
Geradezu perfekt wirkte die Basisnote (auch „Fondnote“ genannt) auf mich. Auch hier dominierte ein warmer Grundton, der durch den Duft von Hyazinthen und eine dezente Moschusnote sehr passend akzentuiert wurde. Eigentlich bin ich kein Anhänger von Hyazinthenduft, aber in Kombination mit der warmen Grundnote wurde eine sehr interessante und gefällige Duftmischung daraus. Auf der Homepage von „Rossmann“ ist zu lesen, daß der inzwischen „klassische“ Duft „ein frisches Wohlgefühl verleiht“. Daß der Duft „klassisch“ ist, würde ich jederzeit unterschreiben, mit dem Begriff „Frische“ ist er jedoch nur unzureichend umschrieben, denn tatsächlich umfaßt der Duft mehrere komplexe Komponenten, die ihn für mich immer wieder zu einem echten Dufterlebnis werden lassen. Ich finde den Begriff „Frische“ auch deshalb nur teilweise zutreffend, weil „Clear Day“ durch Subtilität besticht. Man sollte deshalb der Duftbeschreibung auf der Homepage nicht unbedingt Glauben schenken, sonst könnte es in Erwartung eines reinen und frischen Duftes zu einem Fehlkauf kommen.
Keine Frage: Dieser Duft ist rundum gelungen und ich bin regelrecht begeistert von dieser ungewöhnlichen Duftmischung. Ich finde ihn reichhaltig und vielschichtig, in einem gewissen Umfang sogar raffiniert. Auch eine subtile Eleganz kann ich ihm nicht absprechen. Dabei wirkt er in keiner Weise schwer, opulent oder aufdringlich. Ich empfinde ihn als sehr gut tragbar, denn er dominiert seine Trägerin nicht, sondern unterstreicht auf gekonnte Weise ihre weibliche Ausstrahlungskraft. Es ist ein toller Duft und ich verwende ihn ausgesprochen gern.
7. Haltbarkeit, Ergiebigkeit und Verträglichkeit
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Ich verwende fast täglich Parfüm und in der letzten Zeit habe ich leider häufig die Erfahrung gemacht, daß die Haltbarkeit von Düften sehr zu wünschen übrig läßt. In extremen Fällen haftet der Duft nur eine oder höchstens zwei Stunden, was ich gerade bei einem teuren Duftwässerchen entschieden zu wenig finde. Die Basisnote, die den intensivsten Dufteindruck hinterläßt, sollte meiner Meinung nach mehrere Stunden zu riechen sein. Auch hier hebt sich „Clear Day“ wohltuend vom Durchschnitt ab, denn der Duft haftet auf meiner Haut mindestens 4 bis 5 Stunden, was ich einen akzeptablen Wert finde. Wenn ich das Eau de Parfüm morgens nach dem Duschen auftrage, kann ich sogar am Abend noch einen Hauch davon erschnuppern.
Da der Duft lange anhaftet, ist auch seine Ergiebigkeit dementsprechend groß. Normalerweise ist es völlig ausreichend, wenn ich mich morgens damit einsprühe und tagsüber ist es nicht notwendig, mich noch einmal neu zu parfümieren. Wenn ich ausgehe, verwende ich etwas mehr von dem Eau de Toilette, da abends die Duftkonzentration ruhig etwas höher ausfallen kann. Schließlich will frau dann erkennbar gut duften. Übrigens: Ein einmal geöffnetes Parfüm sollte innerhalb eines halben Jahres aufgebraucht werden, da die Duftintensität durch Luft- und Wärmeeinwirkung dann nachläßt. Bei meinem „Clear Day“ wird das sicher kein Problem sein, denn da ich den Duft sehr gern mag, wird der Flakon wahrscheinlich nicht so lange reichen.
Bisher habe ich das Eau de Toilette ausgezeichnet vertragen und Hautreizungen oder sonstige Irritationen sind bei mir nicht aufgetreten. Ich bin allerdings in dieser Hinsicht ziemlich unempfindlich. Wer als Allergiker mit Parfüm Probleme hat, sollte vor dem Kauf einen ausgiebigen Test machen, um ganz sicher zu gehen, daß er den Duft auch gut verträgt.
8. Zu wem paßt dieser Duft?
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Ich kann gleich vorausschicken, zu wem dieser Duft meiner Ansicht nach nicht paßt. Nennen würde ich in diesem Zusammenhang Mädchen und sehr junge Frauen, denen diese eher klassische Duftrichtung mit einem Hauch von Eleganz und Raffinesse vermutlich (noch) nicht steht. Auch sehr sportliche oder burschikose Frauen werden den Duft weniger mögen. Meiner Meinung nach paßt er ausgezeichnet zu weiblichen Frauen ab einem Alter von etwa dreißig, die selbstbewußt sind und einen eher ungewöhnlichen Duft (im wahrsten Sinne des Wortes) zu tragen verstehen. Auch „ältere“ Frauen können ihn sehr gut benutzen, wie ich finde.
Grundsätzlich würde ich sagen: Wer die klassischen Düfte „Chanel Nr. 5“ oder „Yvresse“ von Yves Saint Laurent mag, um nur zwei Beispiele zu nennen, der wird auch „Clear Day“ mögen. Wenig bis gar nicht geeignet ist das Eau de Toilette dagegen für Liebhaberinnen von schweren orientalischen Düften und auch die Anhängerinnen von sehr süßlichen oder blumigen Duftrichtungen werden bei „Clear Day“ nicht auf ihre Kosten kommen.
Frau kann den Duft übrigens sowohl tagsüber als auch am Abend tragen, was mir ebenfalls sehr gut gefällt. Am Abend darf die Duftkonzentration ruhig etwas höher auffallen, tagsüber parfümiere ich mich nicht ganz so stark.
9. Meine abschließende Bewertung
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Nach so viel Lobhudelei über die Duftkreation von Monsieur Aigner kann auch meine endgültige Bewertung nur positiv ausfallen. Das Eau de Toilette „Clear Day (Woman)“ ist meiner Meinung nach ein sehr schöner und attraktiver Duft mit einem komplexen Duftaufbau, der von hesperidisch-frisch bis klassisch-elegant reicht und durch seine Vielschichtigkeit und Raffinesse besticht. Der Duft verfügt über eine lange Haltbarkeit und ist besonders für weibliche Frauen hervorragend geeignet. Daß er sowohl tagsüber als auch abends tragbar ist, empfinde ich als großen Vorteil. Allein schon der klassische Flakon im Art-Decó-Stil wirkt sehr formschön und ist eine wahre Augenweide. Bei diesem Duft paßt für mich einfach alles: der Flakon, der Duftaufbau, die Haltbarkeit und das Preis-Leistungs-Verhältnis, das ich bei einem so schönen Duft für absolut angemessen halte.
Das Eau de Toilette „Clear Day“ von Etienne Aigner erhält deshalb von mir die verdienten 5 (Duft-)Sterne sowie eine ausdrückliche Kaufempfehlung.
©Dr.Claudia10/3/2005ciao.com/März2005yopi.de weiterlesen schließen
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