Pro:
gute Grafik, gute Synchronisation, ansprechendes Kampfsystem, abwechslungsreiche Spielwelt
Kontra:
kurze Spieldauer, Story eindimensional
Empfehlung:
Ja
Hallo, nach einer etwas längeren Auszeit melde ich mich zurück; mit einem wie ich hoffe sehr gutem Bericht zur Rollenspielhoffnung Fable für XBOX.
‹‹‹••››› Einleitung ‹‹‹••›››
Viele Spieler träumen bis heute davon, endlich einmal in einem Spiel tun und lassen zu können was sie wollen und auch die Konsequenzen korrekt zu erfahren. Was lange als Utopie eines freien Rollenspieles galt rückt nun allerdings langsam aber sicher immer weiter in den Bereich des Möglichen. Mit Gothic 1 und 2 legte Piranha Bytes bereits einmal vor, doch Peter Molyneux, der geistige Vater von Fable, wollte mehr.
Er wollte bahnbrechende Grafik, ein immer realistischeres Gefüge der Welt und Konsequenzen für jede Handlung des Spielers in eine Fantasy-Welt einbinden, die ihresgleichen suchen sollte. Von der Vision zur Wirklichkeit ist es allerdings ein langer Weg, und so unterscheidet sich das fertige Spiel natürlich in einigen Punkten, vor allem aber in der Komplexität von der Vision.
‹‹‹••››› Story / Gameplay ‹‹‹••›››
Die Story beginnt eher unüblich bereits in der Kindheit des Helden. Unser namenlos verbleibender Held muss als erstes einige gute Taten vollbringen, um das Geld für ein Geburtstagsgeschenk für seine Schwester zusammenzubekommen.
So will es jedenfalls der Vater.
Doch bereits hier zeigt sich das Hauptaugenmerk von Fable: die Entscheidung, ob man lieber strahlender Held oder bösartiger Diener der Unterwelt werden möchte. So bekommen wir von einem Händler den Auftrag, auf seine Waren aufzupassen, während er sich kurz erleichtert. Aber natürlich wird einem die Entscheidung für das Gute nicht so einfach gemacht.
Kaum haben wir unsere Position vor den Kisten des Händlers eingenommen kommt auch schon ein kleiner Jungs auf uns zu: „Komm, lass uns was zerdeppern! Nun sei doch keine Memme! In den Kisten ist sicher was Tolles drin! “, schallt es uns entgegen.
Wer standhaft bleibt, der erhält einige Punkte für das Gute, wer nicht, der für das Böse. Mögen sich kleinere Entscheidungen, wie das Zerstören fremden Eigentums, noch eher gering auswirken, so stehen später um einiges gewichtigere Entscheidungen an. Trotzdem bleibt die Belohnung immer gleich, weswegen es vom Spieler allein abhängt, welchen Weg er einschlagen möchte.
Kaum haben wir uns über die ersten kleinen Aufgaben ein bisschen mit der Welt vertraut gemacht trifft unseren Helden bereits der erste Schicksalsschlag. Sein Dorf wird von Räubern überfallen. Nicht fähig, sich selbst zu schützen, versteckt sich unser Held und muss Leid und Trauer mit ansehen, als sein Dorf niedergebrannt wird. Er glaubt seine Schwester und seinen Vater für immer verloren.
Just in dem Moment, als er kurz davor steht, von einem Räuber getötet zu werden, rettet ihn ein mysteriöser Zauberer. Er bringt den Jungen in die Gilde, in der er nun seine Ausbildung zum Helden machen soll. Während des Aufenthaltes in der Gilde lernen wir in einem ansprechend verpackten Tutorial die Grundzüge des Spiels und der durchaus komplexen Steuerung, die jedoch nach ein paar Minuten plötzlich wie geschmiert funktioniert.
Egal in welcher Situation man sich befindet, die Steuerung bleibt meist übersichtlich, wer sich die Zeit nimmt, bestimmte Hotkeys nach seinem Willen zu belegen wird vermutlich nicht ein einziges Mal die falsche Taste drücken. Während unser heranwachsender Held seine Übungen absolviert, winken bereits erste Belohnungen, was dem Tutorial einen besonderen Reiz verleiht. Doch genug des Trainings, wir wollen hinaus in die Welt und ein Held werden!
Mit dem Heldendiplom in der Tasche machen wir uns auf, unseren Ruf als Held zu verdienen. Auch hier zeigt sich ein weiterer Hauptaspekt von Fable: Das Bekanntheits-System. Belächeln uns die Leute in den Städten anfangs nur, so werden sie uns mit zunehmender Bekanntheit immer freundlicher gesonnen und applaudieren schon mal spontan, wenn wir denn ein guter Held sind, oder fliehen vor uns als bösem Helden.
Bis dahin jedoch ist es ein weiter Weg und der führt nur über Quests und Trophäen aus diesen. In der Heldengilde hält man immer bereits eine oder mehrere Aufgaben für uns bereit, häufig können wir aber auch hier alternative Routen einschlagen und uns entweder auf die Seite von Räubern oder deren Jägern stellen.
Töten wir auf unseren Reisen große Endgegner, so hinterlassen diese spezielle Trophäen, mit denen wir vor so vielen Leuten wie möglich protzen sollten um Bekanntheit zu erlangen, natürlich könnten wir aber auch Großtaten vollbringen, indem wir uns spezielle Bürden auferlegen, wie z. B. eine Quest ohne Rüstung zu lösen.
Dafür sollten wir allerdings unseren Helden sehr gut trainieren, denn natürlich gibt es auch in Fable Erfahrungspunkte für erledigte Monster und Gegner. Dabei hinterlassen die Gegner einmal allgemeine Erfahrungspunkte in Form grüner Kugeln, geben aber auch Erfahrung für eine bestimmte Richtung unserer Fertigkeiten, sobald wir diese einsetzen, greifen wir z. B. einen Troll mit einem Feuerball an, so steigt unser Wert in Magie.
Nun kommt ein weiterer Faktor ins Spiel, der vor allem stupiden Rambos ein Dorn im Auge sein könnte, der Kampfmultiplikator. Mit jedem gelandeten Treffer steigt dieser und wir erhalten immer mehr Erfahrungspunkte pro Treffer, je höher er steigt. Werden wir jedoch zwischendurch wieder getroffen, so fällt er um maximal 5 Punkte ab. In etwa etwas mehr, als man mit einer gelungen Schwertcombo erhält. Somit ist Vorsicht geboten, will man nicht wertvolle Erfahrungspunkte verschwenden, was sich in gut getimtem Blocken niederschlägt, welches allerdings wieder sehr leicht von der Hand geht.
Hat man genügend Erfahrungspunkte gesammelt kehrt man jederzeit mit einem speziellen Medaillon, welches man immer bei sich trägt, zurück in die Gilde und verteilt diese Erfahrung auf seine Talente. Dabei gilt jedoch, wer nur mit dem Schwert durch die Lande zieht wird so schnell kein großer Magier, denn nur allgemeine Erfahrung kann auf alle Fähigkeiten verteilt werden, Erfahrung für den Einsatz von Stärke beanspruchenden Fähigkeiten, wie dem Schwertschlag, investiert man wiederum in Lebenserhöhung oder Körperkraft.
Trotzdem brauchen wir uns nie vor der nächsten Quest zu fürchten, wenn wir mal weniger erfolgreich Monster gejagt haben, das Spiel bleibt durchweg sehr leicht und gerade Profis, die recht schnell die richtige Art finden mit den Monstern fertig zu werden, fühlen sich vor allem später sogar unterfordert. Damit bleibt Fable ein Spiel, dass sich eher an Einsteiger im Genre richtet.
‹‹‹••››› Sound ‹‹‹••›››
Die deutsche Synchronisation ist dabei meist sehr gut, die Sprecher arbeiten professionell, lediglich bei der Übersetzung hat man sich den einen oder anderen faux pas geleistet, aber dies wird lange nicht jeder bemerken. Bei der Musik besinnt man sich auf untermalende Töne, die sich gut ins Geschehen einfügen, meist jedoch einfach aus der Wahrnehmung verschwinden. Wie, da läuft seit 10 Minuten Musik? Ab und zu setzt die Musik allerdings fast episch an und kündigt unheilsschwanger von den nächsten Feinden, erfüllt also ihre Aufgabe zufrieden stellend ohne Stilbruch zu begehen oder Ohrwurmqualitäten zu entwickeln.
‹‹‹••››› Grafik ‹‹‹••›››
Doch jeder bekommt etwas geboten, denn allein die Grafik ist mehr als einen zweiten Blick wert. Das ganze Spiel über mit einem leichten Weichzeichner überzogen, zeigt sich das Bild in allen erdenklichen Farben.
In der Nähe der Heimat unseres Helden finden sich vor allem saftiges Grün und viele Blumen, in einigen düstereren Gegenden dominieren Braun- und Grautöne, trotzdem wirkt nicht einmal der dunkelste Sumpf eintönig, wohl auch wegen der vielen Details, die sich neben den meist ziemlich strikt vorgegebenen Wegen finden.
Da Wehen Blüten im Wind, jedes einzelne Blatt der Bäume scheint einen Schatten zu werfen und selten ist etwas nur statisches Beiwerk. Dies hat natürlich seinen Preis, nämlich die Framerate. Nicht selten fällt diese sogar unter 30 fps, trotzdem hat man nie den Eindruck, das Spiel würde ruckeln, da es insgesamt auch eher langsam abläuft.
Dabei sind die Texturen immer sehr hoch aufgelöst, jedoch noch lange nicht so gut wie bei unserem Helden, der auch optisch klar im Vordergrund steht. So können wir unser alter Ego jederzeit mit einer neuen Frisur oder anderer Kleidung deutlich aufwerten. Sogar Tattoos sind möglich, jedoch in keinem Falle endgültig, Entfernen ist bei allem möglich, was wir an unserem Helden verändern.
Der wiederum zeigt sich anfangs noch eher schmächtig, wird jedoch mit steigenden Talenten immer breitschultriger und kerniger und altert im Verlaufe seines Abenteuers entsprechend, auch wenn er ab 65 Jahren nicht mehr weiteraltert um nicht mitten im Endkampf an Herzversagen zu versterben oder den neuesten Zauberspruch wegen Alzheimer zu vergessen.
Dabei ist wirklich jedes Detail sehr gut bearbeitet, Haare wehen im Wind, Klamotten fallen ohne Clipping-Fehler über Beine und Arme und schlagen realistische Falten, solange es keine starren Plattenpanzer sind, denn jedes Ausrüstungsteil macht sich optisch sofort bemerkbar. Und dies hat auch Eindruck auf euer Ansehen im Volk, fürchten sich die Leute noch vor jemandem im Kettenhemd, so steigt ihre Freundlichkeit wenn man Abendgarderobe anlegt.
‹‹‹••››› Die Welt retten und sonst? <‹‹‹••›››
Allerdings lässt sich der Held auch dadurch beeinflussen, was er isst. Mampfen wir jeden Tag nur Fleisch, werden wir langsam fett, essen wir hingegen nichts, schadet uns das auch nicht. Genauso kann man auch Alkohol konsumieren, mit allen ersichtlichen Folgen. Jedoch hat unsere Statur keinen Einfluss auf unser Kampfgeschick, auch als Fettwanst metzeln wir noch locker flockig Balverine, Hobbs und Räuber. Dabei treten die Gegner immer gut in Szene gesetzt auf, selten hat man das Gefühl seit Stunden gegen die gleichen Gegner zu kämpfen, sondern muss sich immer wieder auf neue Arten einstellen.
Dabei trägt unser Held dann aber leider einige Wunden davon, die sich auch später noch auf seinem Körper als Narben abzeichnen. Dies beeinflusst jedoch keineswegs seinen Einfluss auf das, je nach Vorliebe, andere oder gleiche Geschlecht. Sind wir erst bekannt genug, flirten wir mit den Damen, machen ihnen Geschenke und bieten ihnen schließlich einen Ehering. Die Herzensdame willigt jedoch nur ein, wenn ihr bei ihr wirklich einen Stein im Brett habt, und vor allem ein Haus besitzt.
In jedem Dorf gibt es ein Haus zu kaufen, wer die Besitzer mit Waffengewalt aus dem Weg räumt, der kann auch deren Wohnungen erstehen. Diese Wohnung können wir mit immer mehr Zierrat versehen und verschönern, bis wir schließlich einfach einige unserer Trophäen aufhängen, die, vor allem wenn wir das Haus einfach vermieten anstatt mit unserer Traumfrau einzuziehen, den Wert des Hauses erheblich steigern.
Dabei beschränkt man uns allerdings nicht in der Anzahl unserer Partner, Monogamie scheint man nicht zu kennen, denn wer genügen Häuser hat, kann quasi jede Frau des Spieles heiraten und mit ihr dem typischen Eheleben, mit allem außer Kindern, nachgehen.
Doch wer hat denn dafür Zeit, wenn man ein Held werden will? Erst einmal wohl niemand, schließlich gilt es später, wie immer, die Welt zu retten. Dabei erkennt ihr langsam etwas über eure Geschichte und die eurer früh verstorbenen Mutter. Um nicht zu viel zu verraten sei gesagt, dass eure Familie später immens wichtig in der Story wird und ihr schließlich nach einigem Verrat und Lügerei dem Endboss gegenübersteht, denn außer der Kurzgeschichten der Quests wird die Story selten, und wenn, dann häufig in einer Art Wandmalerei weitererzählt.
‹‹‹••››› Spiellänge ‹‹‹••›››
Während wir uns allerdings stetig ohne große Mühen durch Scharen von Monstern metzeln fällt uns auf, dass dem Spiel schlicht die Komplexität eines Gothic fehlt. Es steht nie zur Debatte, was denn nun gut oder böse ist, geschweige denn, dass ihr auf irgendeine Weise geistig herausgefordert werdet. Bevor das Spiel allerdings ins Stupide ausartet, ist es schlicht vorbei. Nach spätestens 20 Stunden sehen wir den Abspann und wenn wir denn Lust haben, diesen komplett zu ertragen, dürfen wir danach mit unserem Helden den wohlverdienten Ruhestand mit unserer Ehefrau begehen oder einfach noch ein paar Monster metzeln, wie es uns beliebt, auch wenn die Story vollendet ist.
Wer das Spiel allerdings in vollen Zügen genießen will, der sollte sowieso 2 Durchgänge einlegen, ein mal als guter, ein mal als böser Held und möglichst sogar 3 Durchgänge, um alle Talente in Fernkampf, Nahkampf oder Magie auszubauen und die wunderschönen Effekte eines Feuerballes Stufe 3 genießen zu können.
‹‹‹••››› Fazit ‹‹‹••›››
Fable ist ein optisch sehr gutes Action-RPG, dass allerdings in Sachen Komplexität und Anspruch nicht mit der Konkurrenz mithalten kann. Die Möglichkeiten der Selbstverwirklichung in einem Spiel grenzen jedoch langsam an die Sims, wem dies nicht passt, der kann es aber zum Glück ignorieren. Dem großen Hype konnte das Spiel nie gerecht werden, allerdings ist es immer noch sehr gut, wenngleich der geringe Umfang es leicht abwertet, vor allem, weil das Spiel sehr linear verläuft. Insgesamt ein gelungenes Spiel mit leichten Detailschwächen und sehr guter Optik.
Mit freundlichen Grüßen
Imperato
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