Pro:
Hm, nette Geschichte..oder so und pädagogisch wertvoll ;)
Kontra:
Nicht einfach zu lesen,schleppender Anfang, keine zeitgemäße Sprache... ausserdem Unterrichtslektüre ;)
Empfehlung:
Ja
Anlässlich der Bücheraktion hab ich's nun endlich geschafft ein Buch raus zu kramen über das es sich zu schreiben lohnt. Nämlich Theodor Fontanes 'Effi Briest'. Ein literarischer Klassiker wie man so schön sagt...dürften ja auch viele mehr oder weniger freiwillig schon gelesen haben, da es zur Pflichtlektüre in der Oberstufe zählt. Naja, ob das Buch nun wirklich so lesenswert ist wie mich meine Lehrerin glauben machen wollte, darüber lässt sich ja streiten. Ich hab's zumindest dank einer 10-seitigen Kursarbeit noch mehr als gut in Erinnerung... das kann man nun positiv oder negativ auslegen ...:)
Um was geht's?
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Die Protagonistin Effi ist gerade mal 16 Jahre alt und eher Kind als Frau. Sie ist von Hausher an Wohlstand und Ansehen in der Gemeinde gewöhnt. Aber da die Handlung im 19. Jhd. spielt hat sie das passende Alter zum Heiraten erreicht. Für sie kommt natürlich nur ein Mann in gehobener Position in Frage, der ihr die Beibehaltung ihres gehobenen Lebensstandards garantiert. Der 20 Jahre ältere Baron Innstetten kann ihr dies bieten, da er als Landrat fungiert. Da beide adelig sind, kommt natürlich nur eine Standesehe in Frage, welche von Effis Eltern arrangiert wird. Man könnte es auch als Zweckehe bezeichnen; Effi kann ihren sozialen Status wahren und Innstetten bekommt eine repräsentative Frau...was seine berufliche Karriere fördern wird. Nach der Heirat ziehen die beiden nach Kessin. Effis Tätigkeitsbereich beschränkt sich nur auf kulturelle Gebiete und gesellschaftliche Anlässe, in privaten Entscheidungen hat sie kein Mitspracherecht. Sie wird von ihrem autoritären Mann eher wie ein Kind behandelt und fühlt sich einsam in der fremden Umgebung. Da die Ehe nicht auf Liebe basiert, ist Innstetten natürlich austauschbar. Effi bekommt kaum Aufmerksamkeit von ihm und langweilt sich bald. Da kommt die Begegnung mit dem Major Crampas gerade recht und bietet ihr Zerstreuung. Die beiden beginnen eine kurze Affäre die erst beendet wird als Effis Mann ins Ministerium beordert wird, und sie nach Berlin umziehen. Dort scheint sich das Schicksal etwas zu wenden. Effi gliedert sich in der Gesellschaft ein, gebärt eine Tochter und verlebt einige glückliche Ehejahre. Doch dieses währt nicht lange...
--- Wer den Schluss nicht wissen will, darf hier ausnahmsweise mal scrollen :)
Durch einen Zufall entdeckt Innstetten nämlich die Korrespondenz zwischen Crampas und Effi...nach Durchsicht der Liebesbriefe weiß er natürlich über Effis Ehebruch Bescheid; ein regelrechter Eklat. Er verschwendet nicht viel Zeit und weiht seinen Bekannten Wüllersdorf in die Geschehnisse ein. Er bittet diesen dem Major Crampas einer Forderung zum Duell zu überbringen und als sein Sekundant zu fungieren. Schon einige Tage später reist Innstetten zum Major. Im Duell triumphiert er und erschießt Crampas. Doch da zu der Zeit das duellieren schon gesetzlich verboten war muss Innstetten dafür einige Wochen ins Gefängnis.
Während all das geschieht befindet sich Effi in Kur und erfährt erst durch einen Brief ihrer Eltern was vorgefallen ist. Nun weiß sie, dass sie alles verloren hat: ihren Mann, ihre Tochter, ihre Eltern und nicht zuletzt auch ihre gesellschaftliche Stellung als Ministerialrätin. Erst Jahre später, nach einer traumatischen Begegnung mit ihrer Tochter Annie - die nun ganz unter dem Einfluss Innstettens steht - und aufgrund einer schweren Nervenkrankheit, sehen ihre Eltern über ihr Ansehen in der Gemeinde hinweg und Effi darf zu ihnen zurückkehren. Doch sie ist labil und verkraftet den gesellschaftlichen Fall und den Verlust der Familie nicht. Sie wird immer öfter krank und erliegt schließlich ihrem Gebrechen.
Kritik
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Von Büchern die man aufgrund schulischer Anordnung lesen muss erwartet man ja grundsätzlich erst mal nichts gutes. Und schon auf der ersten Seite hatte ich das dringende Bedürfnis das Buch so schnell wie möglich wieder zuzuklappen. Theodor Fontane hat einen unglaublich ausschweifenden Stil. Er verwendet ewig lange ineinander verschachtelte Sätze, die mit allen möglichen irrelevanten Details gespickt sind, dass man schon all seine Konzentration braucht um der Handlung folgen zu können...zumindest ergeht es einem auf den ersten Seiten so. Da alles sehr langatmig ist, hab ich lange gebraucht um mich richtig einzulesen, denn die ersten Kapitel sind wahrlich nicht sehr spannend geschildert. Doch ändert sich die zum Glück zur Mitte des Buches, da auch die Geschichte interessanter und die Handlung langsam nachvollziehbarer wird.
Der Roman spielt ja zu Beginn des 19. Jhd...was natürlich bedeutet, dass man etwas mit den Denk- und Handlungsweise von damals aneckt...Sachen wie arrangierte Ehen und sich duellierende Männer dürften wohl eher die Ausnahme bilden heutzutage - oder sie werden zumindest in anderer Form ausgetragen ;)
Was einem sofort auffallen dürfte beim lesen ist die traditionelle Rollenverteilung...oder nennen wir's Ungleichgewicht der Geschlechter. Denn Effi ist das klassische Beispiel dafür, welche Aufgaben Frauen damals hatten: Haushaltsführung und Kindererziehung. Wie spannend. Ok, diese Rollenverteilung gibts ja auch heute noch zu Hauf...aber das macht die Sache ja nicht unbedingt besser. In wohlsituierten bzw. adeligen Kreisen übten Frauen aus Prestigegründen keine berufliche Tätigkeit aus. Zudem hatten sie damals kein Wahlrecht und eine Mitgliedschaft in politischen Vereinen war untersagt. Den Männern dagegen standen alle beruflichen und gesellschaftlichen Möglichkeiten offen. Dieser bürgerliche Partriarchismus kommt in dem Buch auch in vollem Umfang zur Geltung.
Als erstes Bsp. wäre da die Standesehe, die von Effis Eltern arrangiert wird. Patriarchalische Ansichten verliehen dem Mann damals die bürgerliche und rechtliche Gewalt über seine Frau. Und natürlich ist Innstetten ein autoritärer Ehemann der Effi weder im gesellschaftlichen noch im privaten Bereich ein Mitspracherecht gewährt.
Ausserdem hatten Männer jederzeit das Recht Ehebruch zu begehen, da man von der Frau erwartete, dass sie dies verzeih. Im umgekehrten Fall hatte das natürlich weitreichendere Folgen. Durch Effis Affäre mit dem Major hat sie jeglichen Anspruch auf Unterhalt sowie das Sorgerecht für ihre Tochter verloren. All ihr Ehrgeiz und ihre Bemühungen gesellschaftlichen Ansprüchen gerecht zu werden haben plötzlich keine Bedeutung mehr...denn sie wird verstoßen und finanziert sich ihr Leben nur durch elterliche Zuwendungen.
Der Unterschied zwischen den Geschlechtern führt also nur im Hinblick auf das weibliche Geschlecht zu Sonderregelungen und Inkonsequenzen...wie typisch. Was man ja auch beim Duell feststellt. Denn obwohl es gesetzlich verboten war, erschießt Innstetten den Major und muss dafür unglaubliche 6 Wochen ins Gefängnis...wobei die Strafe eigentlich zwischen 3 Monaten und 5 Jahren lag. Aber es war ja auch'n Mann :)
Na gut dafür kann der Autor ja nix...denn so war das zur damaligen Zeit eben. Logisch, dass ich das nicht gut finde. Aber es ist dennoch interessant zu lesen wie die Gesellschaft sich verändert hat - naja zumindest im weitesten Sinne.
Also so richtig empfehlen würde ich das Buch ja nicht wirklich oder zumindest nur eingeschränkt...ich mochte es zwar ganz gerne lesen, aber es ist nunmal keine leichte Lektüre, die man Abends vorm einschlafen liest. Man muss sich schon etwas Zeit dafür nehmen. Hilfreich wäre es da natürlich, wenn man sich in die Figuren hinein versetzen kann...ist mir aber eher schwer gefallen. Der Stil des Autors sowie die Zeit in welcher der Roman spielt ist garantiert nichts für jedermann...obgleich viele das Buch wohl gezwungenermaßen eh schon kennen. Freiwillig hätte ich mir das Werk wohl nicht angetan und nur, weil Fontane zu den sogenannten Größen der deutschen Literatur zählt muss das nicht heißen, dass er nur erstklassige Werke abgeliefert hat...zudem sollte man was für die Epoche der Romantik übrig haben, da 'Effi Briest' typisches Vorzeigewerk selbiger ist. Was man noch berücksichtigen sollte, ist dass die Wortwahl nicht ganz zeitgemäß ist und man des öfteren auf Wörter stößt, die einem spanisch vorkommen...für diese 'Wortkreationen' gibts aber im Anhang meist passende Erklärungen. Dennoch hat mir das Buch ganz gut gefallen, auch wenn ich es keine zweites mal lesen würde. Dafür ist wie schon erwähnt der Einsteig in die Geschichte viel zu schwer, da der Spannungsaufbau zu Beginn recht schleppend ist und sich über mehrere Kapitel hinzieht. Im Gegensatz dazu, überschlagen sich die Ereignisse gen Ende schon fast, was mich ins gesamt gesehen mit 'mittelmäßig' urteilen lässt... ist halt kein typischer Bestseller, aber aufgrund der tragischen und teilweise auch stereotypen Handlung guter Stoff für ne Soap ;) Naja zumindest ist der Grad zwischen Trivialliteratur und Fontanes Werk recht schmal...sollte wohl jeder für sich rausfinden was er davon hält.
Merci fürs lesen und bewerten
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