Pro:
Ein Buch dessen Spannung sich langsam, aber stetig aufbaut. Unbedingt lesen!
Kontra:
Kein Kontra
Empfehlung:
Ja
<><><> Prolog <><><>
Der Roman wartet mit einem spektakulären Beginn auf.
In einer alten Scheune, außerhalb des Ortes Waldstein im beschaulichen Frankenland, findet ein Hundekampf statt. Es geht um viel Geld bei diesem verbotenen Treiben, die Teilnehmer, alles ganz normale, „brave“ Bürger? Mit Namen spricht man sich gegenseitig nicht an, obwohl sich die meisten Anwesenden kennen. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf?
<><><> Szenenwechsel<><><>
wir lernen Toni kennen, den Besitzer der einzigsten Kneipe in Waldstein. Waldstein, das an diesem brütend heißen Sommermittag einer Geisterstadt gleicht. Die Ladenbesitzer halten ihre verdiente Mittagsruhe von 13:00 bis 15:00 Uhr. Kein Lüftchen regt sich. Die Hauptstraße liegt verlassen und staubig, eine Szenerie wie aus einem Western. 12 Uhr mittags fällt mir ein und genau so müsst Ihr Euch das auch vorstellen.
Toni poliert seine Gläser im dämmrigen Schankraum. Ein Gast sitzt am Tresen, Willy, stadtbekannter Säufer, den jeder und doch keiner kennt. „Es braut sich was zusammen“ murmelt Willy.
<><><> Motorengeräusch,<><><>
ein Wagen hält vor der Kneipe. Brackmann, seines Zeichens der Polizist des Ortes betritt das Lokal. Auch er hat schwer mit der Hitze zu kämpfen. Auf seine obligatorische Frage : „Ist alles in Ordnung“, auf die er eigentlich gar keine Antwort erwartetet, wiederholt Willy den Satz: „Es braut sich was zusammen“.
Aber was sollte sich zusammenbrauen in diesem Kaff, in dem nie etwas geschieht? In dem jeder jeden kennt oder zumindest zu kennen glaubt?
<><><> Brackmann <><><>
stammt ursprünglich aus Frankfurt. Auch dort war er schon Polizist gewesen. Irgendwann hatte er es nicht mehr ertragen immer wieder dem sinnlosen Tod gegenüber zu stehen, Frankfurt ist ein anderes Pflaster, Mord- und Totschlag, Drogen und Prostitution sind „Tagesgeschäft“ in der Großstadt.
Eines Nachts war er scheißgebadet aufgewacht und wusste: „Ich kann das nicht mehr“. Die erste Panikattacke machte sich mit Herzrasen bemerkbar. Unerträgliche Schlaflosigkeit folgte. Dann kam der erste Zusammenbruch...., weitere folgten. Dann der erste Klinikaufenthalt. Brackmann sah sich vor die Wahl gestellt, entweder seinen Beruf aufzugeben, oder den Standort zu wechseln und sich versetzen zu lassen, in eine ruhige Gegend. So war er eines Tages in Waldstein gelandet. Hier, wo sich im wahrsten Sinne des Wortes Fuchs und Hase gute Nacht sagten, glaubte er Ruhe zu finden. Doch die Panik blieb. Immer wieder, immer wieder...
Er hatte Tabletten, die halfen. Aber er wusste auch, das war keine Dauerlösung.
<><><> Eigentlich <><><>
doch nicht so spektakulär, wie der Anfang vermuten lässt? Ein Kaff, eine Kneipe, ein Säufer, ein depressiver Polizist?
Von Seite zu Seite lernen wir mehr Bewohner kennen, ihre Eigenarten, kurze Abrisse ihrer Vergangenheit und wir lernen auch die in und um Waldstein alles beherrschende Familie, zumindest dem Namen nach kennen: Die Vandenbergs, denen nicht nur halb Waldstein gehört, sondern die anscheinend auch überall ihre Finger drin haben.
Die Tage sind langweilig und heiß in diesem Sommer, Neuigkeiten gibt es hier nicht. Ein Bilderbuchort auf den ersten Blick. Schmucke Häuser hinter weiß gestrichenen Gartenzäunen und gepflegten Vorgärten.
Es passiert nichts, bis zu dem Tag an dem Marie Olsen stirbt. Einfach so, morgens hatte sie noch ihren Laden geöffnet und am Abend war sie tot. Sie hinterlässt drei Briefe und bringt damit eine Lawine ins Rollen, die ungeahnte Ausmaße annimmt.
<><><> Meine Meinung <><><>
In dem vorliegenden Roman von Andreas Franz wird eine zuerst unmerkliche Spannung aufgebaut, die sich von Seite zu Seite steigert. Man kann das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen.
Die einzelnen Charaktere sind sehr gut und einfühlsam beschrieben. Ich habe die Personen während des Lesens richtig vor mir gesehen.
Es gelingt dem Autor ein sehr plastisches Bild von Waldstein, seinen Bewohnern und deren Befindlichkeiten aufzubauen. Hinter der Fassade des braven Bürgers tun sich nach und nach Abgründe auf, und sogar die Honorationen des Ortes, wie der Arzt, der Pfarrer und der Bürgermeister haben Dreck am Stecken und das nicht zu knapp.
Der Stil des Buches ist nicht reißerisch, eher still, viel alltägliches wird beschrieben, aber auf eine Art und Weise, die sogar eine Landschaftsbeschreibung spannend werden lässt.
Ich habe das Buch in „einem Rutsch“ gelesen und ich bin sicher, das werden die Leseratten unter Euch sicher auch tun. Lasst Euch einfach mal nach Waldstein entführen, lernt die Bewohner kennen und erlebt die Katastrophe mit, die sich zwar ankündigt, aber dann doch überraschend und mit voller Wucht über diese Idylle, die keine ist hereinbricht.
<><><> Leseprobe <><><>
Charlie wachte um kurz vor fünf am Nachmittag auf. Er Wachte meist erst am Nachmittag auf, wenn er am Abend zuvor sturzbesoffen ins Bett gefallen war. Üblicherweise wachte er immer von allein auf, doch diesmal riß ihn dröhnender Lärm von der Straße aus dem Schlaf.
"Welches gootverdammte Arschloch macht mitten in der Nacht solch einen Höllenlärm?!" fluchte er in sein Kopfkissen. Er lag in der gleichen Stellung in seinem Bett, wie er nachts zuvor hineingefallen war. Sein Schädel brummte, er hatte Mühe die Augen zu öffnen. Sein Mund war trocken, wie immer, wenn er gesoffen hatte. Seine Blase schmerzte von der Menge Urin, die sich im Laufe des Tages und der Nacht angesammelt hatte. Sein rechter Arm war eingeschlafen und als er ihn bewegen wollte, glaubte er, ein Termitenschwarm krabbelte durch ihn hindurch. Das grelle Licht der Sonne fiel direkt durchs Fenster, und selbst wenn er die Augen öffnen wollte, so konnte er es im Moment noch nicht, denn das Licht stach mit tausend Nadeln auf einmal mitten in sein Hirn.........
"Verflucht" stieß er hervor, "was ist denn hier passiert?" Er rieb sich verwundert die Augen, schaute auf die Soldaten, die nicht mehr existierenden Häuser, die Ruinen, die sich vor ihm ausbreiteten....
<><><> Der Autor <><><>
Andreas Franz wurde 1954 in Quedlinburg geboren. Von Beruf ist er Übersetzer für Französisch und Englisch.
Erschienen sind von ihm schon mehrere Romane:
Das achte Opfer
Das Syndikat der Spinne
Der Jäger
Die Bankerin
Jung, blond, tot
Letale Dosis
Kaltes Blut
Tod eines Lehrers
Das Verlies
Andreas Franz ist verheiratet und hat 5 Kinder. Ihr könnt seine Homepage besuchen. Die URL: www.andreas-franz.org
<><><> Infos <><><>
Bei meiner Ausgabe handelt es sich um ein Taschenbuch, erschienen bei Knaur.
ISBN 3-426-60616-X
Bezahlt habe ich 8,90 Euro.
<><><> <><><> <><><>
So, ich hoffe Euch mit meinem Bericht nicht gelangweilt zu haben.
Wenn ja, tut’s mir leid, wenn nein, hat sich die Mühe gelohnt!
Dieser Bericht erscheint auch in anderen Verbraucherplattformen und das immer unter meinem Lieblingsnick "campino".
<><><> <><><> <><><> weiterlesen schließen
Bewerten / Kommentar schreiben