Frauenkirche Testberichte
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Pro & Kontra
Vorteile
- weltweit einamlig, sehr interessant
- Das Projekt macht Hofnung auf mehr.
Nachteile / Kritik
- nichts
- Langes anstehen
Tests und Erfahrungsberichte
-
Frauenkirche oder Herrendom ??
5Pro:
siehe Text
Kontra:
siehe Text
Empfehlung:
Ja
Ein highlight für mich in diesem Jahr war der Besuch der neu errichteten Frauenkirche in Dresden und davon möchte ich euch berichten, weil mich dieses Erlebnis wirklich nachhaltig beeindruckt hat.
Wenn man Dresden besucht bzw. irgendwie in der Nähe ist, sollte man es nicht versäumen, dieses einmalige Bauwerk zu besichtigen.
Laßt euch nicht abhalten von der weitläufigen Meinung, da würde man ewig Schlange stehen müssen usw. ... klar, es steht eine Schlange, aber das geht so schnell und mal 20 Minuten warten, das hat noch keinem geschadet und man kann sich die Kirche von außen schon genauer betrachten. Es lohnt sich wirklich.
Ich weiß nicht ob sie schon zum Weltkulturerbe zählt, jedenfalls finde ich sie ist es wert, so eingestuft zu werden.
Eintritt braucht man nicht zahlen !!!!
Ich möchte euch jetzt gern einige Daten zum Bauwerk erläutern:
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Die Frauenkirche, wie sie 1945 zu Trümmern wurde, war nicht der erste Bau an dieser Stelle, vorher befand sich dort schon seit mehr als 1000 Jahren ein Ort des Gebets. Hier stand die älteste Kirche Dresdens. Sie war Maria geweiht und hieß „Unserer lieben Frau"
Jetzt wissen wir auch, warum die heutige Kirche „Frauenkirche" heißt, das ist einfach eine Ableitung der alten Bezeichnung der Kirche.
Seitdem am 6. Juli 1539 auch in Dresden die Reformation Einzug hielt, ist die Frauenkirche evangelisch-lutherisch.
Zu Beginn des 18. Jhd. war der Vorgängerbau (gotische Bauweise) in sehr schlechtem Zustand. Unter August dem Starken wurde beschlossen, diese Kirche abzureissen und eine neue zu bauen. Grundsteinlegung war am 26. Aug. 1726.Der Bau wurde 1743 abgeschlossen als das Turmkreuz aufgesetzt wurde und er kostete 288 000 sächsische Taler.
Georg Bähr der Architekt ist sehr bekannt geworden durch den Bau der Frauenkirche. Die Kuppel ist einmalig schön und interessant, ähnlich der der St. Peter in Rom. Wegen der Kuppel gilt die Frauenkirche auch heut noch als der bedeutendste Steinkuppelbau nördlich der Alpen.
Das Kirchenschiff hat einen relativ kleinen Grundriss von etwa 45 x 45 meter, aber die Höhe ist imposant - die Innenkuppel ist sage und schreibe 37 Meter hoch und der Hauptkuppelraum hat sogar eine Höhe von 68 Metern.
Helle Farbtöne und gedämpfte Farben machen diese Kirche schon seit jeher zu etwas besonderem. Die Lichtschwingung ist festlich und eindrucksvoll aber auch fröhlich und locker und leicht fühlt man sich, wenn man diese Kirche betritt, nichts bedrückendes, was manchmal Kirchen so an sich haben, ist hier zu spüren, sondern einfach Lebensfreude pur.
meine Meinung zur heutigen wiederaufgebauten Frauenkirche:
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Man kann sie bald nicht mehr Kirche nennen, ich würde sagen, Frauenmuseum wäre ein besserer Ausdruck für dieses Gebäude, jedenfalls während der Besuchszeiten für die breite Öffentlichkeit. Ich hatte beim ersten Hineingehen den Eindruck wegen des Lärms, in eine Markthalle zu kommen, aber wenn man dann im Innenraum verweilt, alles etwas auf sich wirken lässt und sich vorstellt, was es für eine riesige Leistung aller Beteiligten am Wiederaufbau war, dann bekommt man schon eine Gänsehaut. Ich freue mich auch vorallem für die vielen Dresdener Menschen, die noch die alte Frauenkirche kannten, die ihr Leben war und die miterleben mussten, wie sie auf einmal nur noch ein Schutthaufen war.
Und die vielen Jahre über wurde sie nicht wieder aufgebaut sondern war ein Mahnmal gegen den Krieg.
Ich finde diese Kirche ist und bleibt etwas besonderes nicht nur für uns Deutsche sondern für die Welt als Zeichen des Friedens, dass nie wieder so etwas passieren sollte.
Ich bin beeindruckt von diesem Gebäude, von der Fülle an Eindrücken, die man mitnimmt und überhaupt von der Klarheit und farblichkeit der Innenausstattung. Sie strahlt Lebensfreude aus aber auch das Schicksal der Zerstörung wird dadurch nicht vergessen gemacht. Der Altarraum ist in weiß und gold getaucht und alles schaut sehr hell und festlich aus.
Es wurden ja teilweise, wie sicher viele von euch wissen, es ging ja in diesem Jahr desöfteren durch die Presse, die alten Steine verwendet und ich finde, diese fügen sich, obwohl sie farblich nicht zu den neuen passen, super genial in das Außenbild mit ein. Sie zeigen die alte Frauenkirche und die neu erstandene in einer Einheit, warum soll man ein solches Experiment nicht machen?
Jedes kleinste Detail ist liebevoll und in mühevoller Kleinstarbeit wieder rekonstruiert worden teilweise mit Hilfe von alten Bildern oder Erzählungen von Personen, die die Kirche kannten.
Man kann nicht genug den Hut vor den Bauarbeitern und Architekten ziehen und auch die vielen Spender, die nicht allein dazu beigetragen haben, dieses imposante und eindrucksvolle Gebäude wieder erstehen zu lassen. Man hat den Innenraum wieder so gestaltet wie er 1738 auch farblich gewesen war und auch die traditonellen Verfahren wie Polimentvergoldungen und Kalk- und Kaseinfarben wurden wieder verwendet.
Das Bild von Dresden vom Ufer der Elbe aus gesehen ist einfach ein toller Anblick mit seinen alten Bauten, mit der Kreuzkirche, der Semperoper und den alten Brücken über die Elbe und jetzt endlich steht auch das Wahrzeichen Dresdens wieder in der Mitte: DIE FRAUENKIRCHE !!!!!
Die Zerstörung:
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Kurz möchte ich auch nicht eine Daten zur Zerstörung unerwähnt lassen: am 13. Februar 1945 in der Nacht wurde beim Luftangriff auf Dresden die berühmte Frauenkirche mit zerstört, so wie auch 15 km² Fläche von Dresden, man muss sich das mal vorstellen. Vorerst aber hielt die Frauenkirche nach dem Wahnsinn stand, viele Menschen suchten darin Schutz aber zum Schluss musste auch sie weichen und fiel dem Wahnsinn KRIEG zum Opfer. Die Steinkuppel sank und knallte dann durch die enorme Hitzeentwicklung in sich zusammen. Die gesamte hölzerne Inneneinrichtung wurde natürlich zerstört.
45 Jahre lang waren diese Trümmer zu sehen ....
Wiederaufbau:
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Ich finde es interessant, dass bereits 1988 von einem Wieeraufbau der Frauenkirche gesprochen wurde. Um die Wende formierte sich eine Bürgerinitiative und am 13. Februar 1990 ging der Appell aus Dresden in die Welt, alle sollten helfen, den Wiederaufbau zu unterstützen. Weil ohne finanzielle Unterstützung wäre das alles nicht möglich gewesen.
1994 wurde die Stifung Frauenkirche ins Leben gerufen. Mehr als 100 000 private Spender haben auch dazu beigetragen, das alles so funktionieren konnte.
Der erste Schritt für den Wiederaufbau erfolgte 1993. Die Enttrümmerung musste vonstatten gehen, was ja auch kein leichtes Unterfangen ist. Die noch verwertbare historische Substanz wurde gesondert gelagert und nummeriert, um dann wieder Verwendung zu finden.
Im Mai 1994 wurde der erste Stein versetzt und der Bau begann und am 22. Juni 2004 wurde mit dem Aufsetzen der Turmhaube und des vergoldeten Turmkreuzes der äußere Bau abgeschlossen. Der Innenausbau war dann 2005 beendet und die Kirche konnte am 30. Oktober 2005 geweiht werden.
Ihr habt sicher gemerkt, dass ich ins Schwärmen geraten bin, aber dieses Bauwerk ist wirklich etwas einmaliges besonderes, auch für mich, der ich kein Dresdener bin und die Kirche nicht in ihrem damaligen Zustand kenne.
Ich war wohl in den 80er Jahren mal einen Tag in Dresden, aber damals habe ich die Trümmer, muss ich zu meiner Schande gestehen, nicht so wahrgenommen, umso mehr freut es mich, dass ich die wiedererstandene Kirche in diesem Jahr sehen konnte.
P.S. Ich habe umfangreiches Informationsmaterial zu rate gezogen und dort auch einige geschichtliche Daten entnommen, ist klar, das diese Daten nicht von mir stammen können.
Vielen Dank fürs Lesen, Bewerten und ggf. Kommentieren. weiterlesen schließen -
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Das Symbol der Versöhnung
Pro:
Das Projekt macht Hofnung auf mehr.
Kontra:
Langes anstehen
Empfehlung:
Ja
Betrachten kann man die Kirche ja nur von Außen (bis auf die Unterkirche im Keller). Und was sieht man? Eine steinerne Glocke inmitten einer riesigen Fläche von Baugruben, Rohbauen und Brachflächen.
Man sieht leicht, dass der Aufbau der Frauenkirche erst der Anfang sein kann um diese Wunden im Herzen der Stadt zu schließen. Toll finde ich auch, dass so genannte Dresden-Trusts auf der ganzen Welt (Lateinamerika, USA, GB, ...) Geld Sammeln. Das Sieger sich so betroffen ihren Besiegten zeigen gibt es nicht noch einmal auf der Welt. Der Sohn eines englischen Bomberpiloten über Dresden hat z.B. das Turmkreutz mitgefertigt. Die Führung in die Frauenkirche (Keller) und die Vorträge hierzu sind im Gegensatz zu allen anderen Führungen völlig kostenlos. Jeder kann jedoch für sich entscheiden, ob er einen kleinen Beitrag für dieses Symbol der (Un)Menschlichkeit leistet. Auch zu empfehlen ist der Blick von der Frauenkirche der wiederum aber ordentliche 5€ kostet. Als Ausweichmöglichkeiten sind hier der Hausmannsturm vom Schloss 2,50€ (mit Museum), die Kreutzkirche (Heimat des Kreutzchores) 1€ und Rathausturm ?€ zu nennen.
Das besondere an dieser Kirche ist die besagte Steinkuppel, die es zu dieser Zeit nördlich der Alpen nirgends gab. Sie wurde so fest Gebaut, dass 2 Kriege und 3 Bombenangriffe ihr nichts anhaben konnten. Die Preußen mussten frustriert unverrichteter Dinge die Belagerung Dresdens abbrechen, denn sie hatten alle Kanonenkugeln auf die Frauenkirche geschossen, die jedoch abprallten.
Zufall brachte die Kirche erst der Feuersturm von Dresden, der die Säulen aus Sandstein schmelzen ließ. (Ähnlich wie beim World Trade Center in New York) Und das auch erst 2 Tage nach dem Bombenangriff auf Dresden. Der Vortrag in der Unterkirche vertieft die Problematik der Statik noch.
Darum ist auch im historischen Zusammenhang der Besuch dieser bedeutsamsten protestantischen Kirche in Europa Pflicht! weiterlesen schließen -
Auferstanden aus Ruinen
Pro:
weltweit einamlig, sehr interessant
Kontra:
nichts
Empfehlung:
Ja
In meinem heutigen Bericht möchte ich allen Lesern die Dresdner Frauenkirche näher bringen. Ihre Geschichte spiegelt auch die Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg wider, denn aus Ruinen haben die Menschen wieder etwas geschaffen.
Gliederung:
1. Geschichte der Frauenkirche
2. Biographie George Bährs
3. Wiederaufbau der Frauenkirche
1.Die Geschichte der Dresdner Frauenkirche
Der Ursprung der Frauenkirche geht auf die kleine romanische Kirche „Zu unserer lieben Frauen“ aus dem 11. Jahrhundert zurück. Diese über die Jahrhunderte mehrfach umgebaute Kirche entsprach durch ihren schlechten Bauzustand und die Größe nicht mehr den Bedürfnissen der Zeit, sodass der Stadtrat 1722 den Beschluss fasste, eine neue, größere Kirche zu bauen. Die Planung des neuen Gotteshauses wurde dem Ratszimmermeister und Architekten George Bähr anvertraut, welcher schließlich 1726 seinen endgültigen Entwurf präsentierte, der kurz darauf von der Stadt genehmigt wurde. Dieser sah u.a. die Errichtung einer zentralen Steinkuppel über einem kreisförmigen Grundriss vor. Der Bau wurde größten Teils aus Spenden der Dresdner Bürger finanziert.
Die Grundsteinlegung für den Bau erfolgte am 26. August 1726. Ein heftiger Streit zwischen Bausachverständigen veranlasste den Rat, die Arbeiten am Kirchenbau zwischenzeitlich zu stoppen. Immer wieder musste sich George Bähr mit den Vertretern des Hofes, der Kirchenleitung und den Dresdner Ratsherren auseinander setzten. Seine Ideen zur Architektur der Kirche wurden entweder als zu provinziell, zu bürgerlich oder schlicht als unpassend kritisiert. Trotz aller Anfeindungen setzte Bähr seine Vorstellungen mit viel Geduld und großem Verhandlungsgeschick durch.
Am 9. Februar 1727 fand schließlich der letzte Gottesdienst in der alten Kirche statt; danach wurde sie abgerissen. Bis 17333 wurde nun die Innenkuppel der neuen Kirche fertiggestellt. Währenddessen erhielt der Freiberger Orgelbauer Gottfried Silbermann den Auftrag zum Bau einer Orgel. Am 28. Februar 1734 fand der Weihegottesdienst in der halbfertigen Kirche statt. Nun begann der Bau der umstrittenen steinernen Kuppel und die Fertigstellung des Äußeren der Kirche. Ebenso wurde noch bis 1736 das Innere der Kirche fertiggestellt (so wurde die Kirche innen eingerichtet; glanzvoll bemalt und verziert – es gab viele Emporen und rund 3500 Sitzplätze; Hochaltar und Kanzel wurden vollendet und die Silbermann-Orgel montiert). !738 starb der Baumeister George Bähr, sodass die Arbeiten von seinem Schüler Johann Georg Schmidt übernommen wurden. Noch im selben Jahr wurde die Kuppel der Frauenkirche vollendet. Am 27.05.1743, knapp fünf Jahre nach dem Tode George Bährs, vollendete man den Monumentalbau schließlich durch das Aufsetzten eines Kuppelkreuzes in 93 m Höhe.
Das Besondere an dem Entwurf von Bähr war nicht die steinerne Kuppel an sich, sondern die konkave Form, die an eine Glocke erinnerte. Da dies weltweit einmalig war, brachte es dem Gebäude die Bezeichnung „Die Steinerne Glocke“ ein. Die Akustik des Gebäudes und der Klang der Silbermann waren so großartig, dass sich 1736 und 1741 sogar Johann Sebastian Bach zu mehreren Konzerten überreden ließ. Der Bau der Frauenkirche war eine Meisterleistung der Barockarchitektur war gleichzeitig eine der größten Kirchen des Protestantismus.
Während des Siebenjährigen Krieges nahmen preußische Truppen 1760 die sächsische Residenz unter Beschuss, aber die Frauenkirche hielt dem Bombardement stand. Erst von 1924 bis 1930 und 1938 wurde die Kirche wieder mit hohem Aufwand restauriert, da u. a. bereits die Kuppel Risse aufwies.
Für mehr als 200 Jahre prägte die steinerne Glocke die Silhouette Dresdens. Erst der 2. Weltkrieg legte die Kirche in Schutt und Asche. In der Nacht vom 13. zum 14. Februar 1945 flogen alliierte Kampfgeschwader mehrere Angriffe auf die Stadt Dresden. Zehntausende Menschen starben. Die genaue Anzahl kann niemand bestimmen, da sich in der Stadt viele Flüchtlinge aufhielten. Neben den menschlichen Tragödien, welche sich im Bombenhagel abspielten, hatte der Angriff aber auch eine verheerende Wirkung auf das barocke Dresden. Fast die komplette Innenstadt wurde zerstört. Viele der barocken Schätze wurden ein Opfer der Flammen. Die Frauenkirche überlebte den Bombenhagel wie durch ein Wunder. Es schien, als hätte sie Bombenangriffen ein zweites Mal getrotzt. Sie ragte als Hoffnungsschimmer aus den Ruinen, doch völlig ausgebrannt löste sich der Sandstein der inneren Stützpfeiler auf und konnte so schließlich das Gewicht der Kuppel nicht mehr tragen. Die Frauenkirche stürzte am 15. Februar 1945 in sich zusammen.
Nach dem Krieg erfolgten schon erste Untersuchungen über den archäologischen Wiederaufbau der Frauenkirche. Bereits 1946 lagen verschiedene Entwürfe und Bemühungen zum Wiederaufbau der Kirche vor. Durch die Restaurierungen in den Jahren 1924 ‑ 1930 und 1938 lagen schon Dokumentationen und Planungsunterlagen vor. Bereits 1948 erfolgte eine Bergung des ca. 600 Kubikmeter großen wiederverwendbarem Steinmaterials, welches für einen späteren Wiederaufbau katalogisiert wurde. Allerdings ließen die politischen Verhältnisse eine weitere Fortsetzung der Arbeiten nicht zu. Erst 1965 sollte auf Beschluss des Stadtrates die Frauenkirche als "Mahnmal gegen den Krieg" erhalten bleiben. 50 Jahre lang stand die Ruine als Mahnmal an den Krieg und die Zerstörung Dresdens, währenddessen sich der bauliche Zustand immer verschlechterte, sodass in den Jahren 1988 und 1992 noch einmal dringend erforderliche Sicherungsarbeiten an der Ruine vorgenommen werden mussten. Im Februar stimmte dann die Evangelisch‑Lutherische Landeskirche dem Wiederaufbau der Frauenkirche zu und ein Jahr später fasste der Dresdner Stadtrat schließlich den Beschluss, den Wiederaufbau zu genehmigen und zu unterstützen.
2.Biographie von George Bähr
Nachdem feststand, dass an Stelle der alten Frauenkirche ein viel größeres, prächtigeres Gotteshaus gebaut werden sollte, machte eine Persönlichkeit von sich reden, deren Grabmal später in den Katakomben des neuen Gebäudes einen Platz erhielt ‑ der Ratszimmermeister und Architekt der Frauenkirche George Bähr. Der Lebensweg dieses Mannes war wenig dramatisch, über sein Ende hingegen ist bis auf den heutigen Tag kaum etwas Genaueres bekannt.
Am 15. März 1666 wurde er in der kleinen Erzgebirgsgemeinde Fürstenwalde geboren und auf den Namen George getauft. Ob er in seinem Geburtsort, im nahegelegenen Dippoldiswalde oder ganz wo anders, fern seiner Heimat, den Beruf des Zimmerers erlernt hat, ist nicht genau nachvollziehbar. Vielleicht zog es ihn bald in das damals "weltstädtische" Dresden. Wie eine urkundliche Notiz im Brevier der Dreikönigskirche belegt, ist er jedenfalls 1693 nach jahrelanger Wanderschaft hier ansässig und inzwischen längst ein gestandener Zimmermannsgeselle. Zwölf Jahre später wurde der 39jährigen George Bähr von den Stadtvätern zum Ratszimmermeister ernannt. Dresden war zu jener Zeit eine außerordentlich glanzvolle Metropole, was Hauptsächlich auf die Regierungszeit Augusts des Starken zurückzuführen war. Aus ganz Europa richteten sich Blicke auf die Stadt an der Elbe, und so wird man sich sicher gut überlegt haben, wem man als ersten Zimmermeister der Residenz ernennt und demjenigen damit eine große Ehre übergibt. Trotz dieser hohen Würde und Verpflichtung vergingen weitere sechs Jahre, bevor Bähr das Bürgerrecht zugesprochen bekam, da er kein Haus o.ä. besaß und deswegen konnte man damals nicht einfach Bürger werden. 1711 hatte George Bähr dann endlich das notwendige Wohnhaus erworben, an dem er bald einige Veränderungen vornahm und zu einer mustergültigen Zimmermannswerkstätte ausbaute. Mit der Ernennung zum Ratszimmermeister sind der weitere Lebensweg und die Taten Bährs ziemlich lückenlos nachzuvollziehen. So errichtete er beispielsweise gemeinsam mit dem Ratsmaurermeister Johann Christian
Fehre von 1705 bis 1708 die Kirche in Loschwitz, ab 1710 entstand in Dresden die alte Waisenhauskirche, und drei Jahre später baute er in Schmiedeberg und Forchheim. 1722 äußerte er sich gutachterlich zur alten
Frauenkirche, bevor er dann im selben Jahr mit der Fertigung von Plänen für die Neuerrichtung beauftragt
wurde. Verstorben ist Bähr am 16. März 1738. Die Umstände seines Todes sind bis heute jedoch reine
Spekulation. Angeblich ist er an "Stickfluss und Verzehrung" (eine Art Lungenkrankheit) gestorbenen.
Ob die Ursache aber wahrhaftig Lungenöden war, war damals und ist bis in die Gegenwart fraglich. Nachdem Ableben begrub man den Toten auf dem alten Johannesfriedhof vor dem Pirnaischen Tor. Seinen Wunsch, ihn in der neuen Frauenkirche zu bestatten, erfüllte man ihm 1738 merkwürdigerweise nicht. Es gab aber auch Gerüchte, dass er vom Gerüst gestürzt wäre und an den Folgen verstorben ist. 1854 wurden die Überreste Bährs schließlich dort beerdigt, wo er es sich gewünscht hatte. Man nutzte damals die Gelegenheit, seine sterblichen Reste zu untersuchen. Das Ergebnis wurde schriftlich festgehalten und verblieb wohl bei der Familie des Baumeisters. 1932 übergab eine Urenkelin George Bährs das Dokument der Frauenkirchengemeinde. In dem Schriftstück war ein Befund als eindeutig ausgewiesen, dass Bähr tatsächlich einen Schädelbruch erlitten hatte.
3.Der Wiederaufbau der Frauenkirche
Seit ihrer Zerstörung 1945 stand die Ruine im Zentrum Dresdens. Die Kirche wurde notdürftig abgesichert und sollte als Mahnmahl an den Schrecken des Krieges erinnern. Bereits seit 1982 versammelten sich Dresdener Bürger am Tag der Zerstörung mit Kerzen vor der Ruine der Frauenkirche, um der Tragödie zu gedenken. Nach der deutschen Wiedervereinigung begann eine Bürgerinitiative um den bekannten Trompeter Prof. Güttler den Wiederaufbau zu fordern bzw. fördern. Doch aufgrund der Kosten des Projektes waren viele Dresdner Bürger zunächst dagegen. Aber dank dem euphorischen Einsatz verschiedener Organisationen und der positiven Unterstützung aus der ganzen Welt änderte sich bald die Einstellung vieler Menschen zum Wiederaufbau der Kirche.
Am 13. Februar 1990, dem 45. Jahrestag der Zerstörung Dresdens, trat eine Bürgerinitiative zum Wiederaufbau der Frauenkirche an die Öffentlichkeit. Der Leitspruch war „RUF AUS DRESDEN“. Diese warb für den Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche und suchte Unterstützung und Sponsoren aus der ganzen Welt, um ihr Ziel zu erreichen. So kam es, dass sie positive Resonanz z.B. aus Großbritannien, Frankreich oder den USA erhielt. 1991 wurde die Stiftung „Frauenkirche Dresden e.V.“ gegründet und kurz darauf übertrug man ihr die Bauherrschaft für den Wiederaufbau. Gleichzeitig war diese auch für die Finanzierung verantwortlich. Im Februar 1991 stimmte dann die Evangelisch-Lutherische Landeskirche dem Wiederaufbau zu und ein Jahr später fasste der Dresdner Stadtrat den Beschluss, den Wiederaufbau zu genehmigen und zu unterstützen. So wurde der Wiederaufbau beschlossen: Finanzierung fast ausschließlich aus Spendengeldern, archäologische Enttrümmerung und originalgetreuer Wiederaufbau unter Verwendung gefundener Steine bis zum 800jährigen Stadtjubiläum der Stadt Dresden im Jahr 2006.
Nun konnte der Wiederaufbau beginnen: 1992 startete die Planungsarbeit und bereits im Februar 1993 konnte die Baustelle der Stiftung „Frauenkirche e.V.“ übergeben werden. Die archäologische Enttrümmerung begann. In einer Zeit von nur 18 Monaten wurde der ca. 13m hohe und 22.000 Kubikmeter große Trümmerberg geräumt. Dabei wurden alle gefundenen Steine im Computer katalogisiert und jeweils bis zu 170 Merkmale wie zum Beispiel Beschaffenheit und Lage mit aufgenommen. Diese Steine lagerten in großen Regalen und warteten dort auf ihren Einbau im wohlmöglich größten Puzzle der Welt. Es wurden Tausende wiederverwendbarer Architekturteile und Mauersteine geborgen, sowie das herabstürzte Turmkreuz, das Grabmal George Bährs und weitere sehr interessante Funde.
Im Rahmen der Archäologischen Enttrümmerung wurden geborgen:
8447 steinerne Funde der Fassade
ca. 2000 Einzelstücke des Altarbereiches
ca. 90000 Steine der Hintermauerung
Ende Mai 1994 war man schließlich mit der Freilegung der Ruine fertig. Nun konnte man den kreuzförmigen Grundriss des Kellers deutlich erkennen. Die noch existierenden Ruinenteile der Kirche werden in den Wiederaufbau einbezogen. Richtung Kulturpalast befanden sich die angelegten Regale mit den nummerierten und archivierten Trümmerteilen. Auf der CEBIT 1994 stellte IBM eine 3D-Darstellung der wiederaufgebauten Frauenkirche vor, die aufgrund ihrer Genauigkeit und ihres Detailreichtums nicht nur für Gäste faszinierend war, sondern auch für die Planung des Wiederaufbaus genutzt wurde.
Am 27. Mai 1994 konnte der eigentliche Wiederaufbau mit der ersten Steinversetzung beginnen. Unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit wurde eine Kupferkapsel mit Zeitdokumenten in das Bauwerk versenkt und der erste Stein des Portals A gesetzt. Zuerst wurden die alten Kellergewölbe als Unterkirche wiederhergerichtet. Dabei wurde einerseits auf modernste Technik zurückgegriffen, andererseits musste längst vergessengeglaubte Handwerkskunst neu erlernt werden. Es folgten die Abschließung der Sicherungsgrabungen um die Frauenkirche, Errichtung des unterirdischen Außenbauwerkes und Fortsetzung weiterer Aufbaumaßnahmen. Bereits am 21. August 1996 weiht Landesbischof Volker Kress die fertiggestellte Unterkirche in einem festlichen Gottesdienst ein. Die sanierte Krypta der Kirche steht fortan für Andachten und Konzerte zur Verfügung. Jetzt konnte der Aufbau der Außenwände beginnen. Aus den unterschiedlichsten Richtungen wurde Hilfe angeboten: Steinmetze spendeten regelmäßig Meisterstücke für den Wiederaufbau, weltweit einzigartiger Mörtel wurden für Dresden entwickelt und viele der beteiligten Firmen bieten ihre Leistungen zum Selbstkostenpreis an. Ein riesiges Wetterschutzdach wurde über der Baustelle installiert, damit auch bei ungünstiger Witterung gearbeitet werden konnte.
Zum Jahreswechsel 1998 konnten in den Außenmauern bereits die Rundbögen der Außenmauern geschlossen werden. Auch im Inneren gingen die Bauarbeiten gut voran. Die ersten Emporen konnten bereits errichtet werden. Im April 1999 konnte ein wichtiger Bauabschnitt vollendet werden. Mit dem Versetzen des letzten Steines an den Kapitellen der Pfeiler im Kirchenraum wurden die Pfeiler abgeschlossen. Das gesamte Mauerwerk hatte nun eine Höhe von 24 Meter erreicht. Das alte Ruinenteil des Nord‑West‑Treppenturmes wurde mit dem neuen Mauerwerk der Treppen verbunden; der Kircheninnenraum nahm langsam Gestalt an. Bis Ende 1999 wurde das Kranzgesims unterhalb der Innenkuppel versetzt. Im August 2000 konnte die Kuppel über dem Chor (Innenhalle) bereits geschlossen werden.
Ein besonderer Höhepunkt des Jahres 2000 war die feierliche Übergabe des Kuppelkreuzes der Frauenkirche durch das Englische Königshaus. Ein englischer Kunstschmied fertigte das über 7 Meter hohe Kuppelkreuz nach Originalvorlagen. Im Jahr 2001 war der Wiederaufbau schon weit fortgeschritten. Die Innenkuppel war bereits geschlossen, der Altar wurde restauriert, die Stahlgerüste der Emporen waren schon eingezogen. Im Mai 2002 begannen dann schließlich die Bauarbeiten an der Außenkuppel. Während die unteren Gerüste langsam verschwanden, erhob sich ein neues Gerüst rund um die entstehende Kuppel, sodass der Rumpf der Frauenkirche (ca. 51 Meter) bereits zu erkennen war. In dieser Phase des Kuppelbaus sollten monatlich bis zu 300m Sandstein verbaut werden. Es wurden nun aber keine alten Steine mehr verwendet, da diese nicht mehr die für die schwierige Kuppelkonstruktion notwendige Festigkeit besitzen. Heute ist der Bau der Kuppel nahezu abgeschlossen und man hat schon mit dem Abbau des Lehrgerüsts begonnen. Nun muss die Kuppel von allein halten. Des weitern finden noch viele Arbeiten an der Kirche nebenbei statt, so z.B. der komplette Innenausbau der Kirche, Putzer sind noch an der Kuppel tätig Schlosser bauen Geländer, Leitern und Abdeckroste, Klempner verblechen und Schutz gegen Tauben wird angebracht, es wird verfugt, die Treppentürme werden fertig gestellt, die ersten Vorbereitung für den Bau im Winter werden getroffen usw.
Am Pfingstsonnabend ertönten erstmals alle ihre Glocken - die sieben neugegossene und eine historische aus der alten Frauenkirche.
Bis zum Jahr 2006 werden 130 Millionen Euro verbaut sein. Einen Großteil davon haben Dresdner Bürger, ihre Gäste und Stiftungen aus der ganzen Welt bereits gesammelt. Die Bauarbeiten sind dem kalkulierten Zeitplan bereits mehr als ein Jahr voraus. Man erwartet deshalb, dass der Barockbau äußerlich bis Ende 2004 fertiggestellt ist und der Innenausbau im Jahr 2005 abgeschlossen wird.
Fazit:
Ein einmaliges Bauwerk mit einer langen und tragischen Geschichte, die dank hilfsbereiter Spender ein gutes Ende nahm. Egal ob man sich für Geschichte, Baukunst und Kultur interessiert oder nicht – die Dresdner Frauenkirche sollte man gesehen haben. Erst dann sieht man, was Menschen leisten können, wenn sie Hand in Hand arbeiten. weiterlesen schließen -
Ein Meisterwerk entsteht neu
27.02.2003, 17:03 Uhr von
aprikow
Querfeldein durch die Welt, vor allem aber: Medien, Städteplanung und Gesellschaft ... Überraschu...Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Der Dresdner an sich neigt gewöhnlich dazu, seine Stadt durch eine rosarote Guiness-Buch der Rekorde-Brille zu betrachten: Man finde hier die schönste Markthalle Deutschlands, die größte Raddampferflotte der Welt, das architektonisch bemerkenswerteste Messegelände und dgl. Hybris mehr. Nun ja. Einmalig und über die städtischen Grenzen hinaus bekannt ist aber auf jedem Fall die Frauenkirche - und ihr derzeitiger Wiederaufbau. Das ist auch angemessen so, denn wo wird schon heutzutage ein Gebäude dieser Größenordnung abseits kommerzieller Interessen errichtet? Man kann auf diese Leistung mit recht stolz sein; dass eine Stadt, - ihre Verwaltung, ihre Bürger - dieses Bauvorhaben auf den Weg gebracht haben. Und man kann froh und zufrieden sein, dass vor 300 Jahren ein visionärer Ratszimmermeister mit Namen George Bähr in der Stadt weilte, der als erster und sehr vehement einen Kirchenneubau vorantreiben wollte. Was ja dann auch geschah.
Aber der Reihe nach.
Einzigartigkeit
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Die Frauenkirche ist vor allem wegen ihrer einmaligen gewaltigen Steinkuppel berühmt geworden. Zur damaligen Zeit war diese eine bautechnische Revolution und ihre Ausführung eine handwerkliche Meisterleistung. Jetzt mag man eventuell einwenden, St. Peter in Rom - dieser geniale Bau von Michelangelo - kröne schließlich auch eine Steinkuppel, den Florentiner Dom ebenfalls. Der Singularität der Frauenkirchenkuppel tut das aber keinen Abbruch, denn vergleicht man die drei Kuppeln, so fällt auf, dass die Frauenkirchenkuppel gleichsam mit dem Kirchenbau verwachsen ist, das italienischen Pendant dagegen aufgeschichtet wirkt. Und in noch einem Punkt gibt es einen Unterschied: Bährs Kuppel ist sehr viel höher gewölbt, Michelangelos und Brunellescos (so heißt der Erbauer des Florentiner Doms) Kuppeln sind dagegen ausgewogen, symmetrisch (bei einer Kuppel spricht man dann vom „Goldenen Schnitt“).
Aber damit wir uns nicht in Kleinigkeiten verlieren folgt nun erst einmal ein historischer Baugeschichtsabriss.
Vorgeschichte
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Zu Beginn des 11. Jahrhunderts war Dresden nicht mehr und nicht weniger als ein kleines Fischerdorf. Zu dieser Zeit gründeten die Bischöfe von Meißen in eben diesem Fischerdorf eine Kirche, die sie „unserer lieben Frauen“ weihten. Der Name hat sich bekanntlich erhalten. Um 1200 kamen die Markgrafen (wiederum von Meißen) auf die Idee, neben dem Fischerdorf Dresden eine kleine befestigte Stadt zu errichten. Gleichzeitig wurde die Fischerdorfkirche zur Pfarrkirche der Stadterhoben; für die fleißigen Kirchgänger wurde extra eine Pforte in die Stadtmauer gebaut, damit sie zu ihr gelangen konnten. Erst um 1520 ließ Herzog Georg den Stadtmauerverlauf so ändern, dass die Frauenkirche sich nun innerhalb der Stadtgrenzen befand. Und 30 Jahre mussten vergehen, ehe die alten Befestigungsanlagen abgebrochen wurden; es entstand somit vor der Kirche eine unbebaute Fläche, die bis heute nicht bebaut ist: der Dresdner Neumarkt.
Im Zuge der Reformation wurde die Kreuzkirche am Altmarkt zur Pfarrkirche erhoben und die Frauenkirche als reine Begräbniskirche degradiert. Mit dieser Entscheidung war unwillentlich der Untergang der alten Frauenkirche besiegelt, denn das ununterbrochene Beerdigen direkt neben der Kirche hatte fatale Folgen: Die Grundmauern wurden baufällig, 1722 mussten die Glocken vom Turm geholt werden, 1727 fand der letzte Gottesdienst statt, die Kirche wurde abgebrochen. Die alte Frauenkirche, ein romanisches dreischiffiges Langhaus mit gotischem Chor, hatte ausgedient.
Vorplanungen für eine neue Kirche
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Wir befinden uns mittlerweile im Zeitalter August des Starken. Dresden ist unter seiner Regentschaft und Prunksucht zu einer ansehnlichen Residenzstadt emporgewachsen. Diese höfische Baukunst hatte nichts anderes im Sinn, als das Macht- und Geltungsbedürfnis August des Starkens zu verherrlichen. Als Gegenpol wollte George Bähr, der mittlerweile vom Rat der Stadt mit der Planung eines Neubaus beauftragt war, ein Gebäude errichten, welches u.a. auch als ein Kulturdenkmal für das emporstrebenden Bürgertum angesehen werden sollte. Mit diesen emanzipatorischen Gedanken machte er sich natürlich nicht nur Freunde. Graf Wackerbarth, königlicher Gouverneur, beauftragte zeitgleich und heimlich seinen Lieblingsarchitekten Knöffel, einen Kirchenneubau zu planen. Bährs erster Entwurf war zu kostspielig und wurde abgelehnt. Diesem ersten Entwurf war ein griechisches Kreuz als Grundriss zugrunde gelegt. Knöffel dagegen favorisierte die Quadratform mit einem Kreis als Innenraum. Aber auch er konnte sich nicht beim Rat und der Kirche durchsetzten, so dass wiederum Bähr einen neuen Entwurf vorlegte, dieser wurde 1726 auch bewilligt.
Der Bau beginnt
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In seinem erneuerten Entwurf hat sich Bähr Knöffels Idee eines quadratischen Grundrisses zu Eigen gemacht und durfte nun endlich in der zweiten Jahreshälfte 1726 mit dem Bau beginnen. Immerwährende finanzielle Engpässe führten zu einem sehr langsamen Baugeschehen, 1729 war gerade mal der Hauptsims erreicht. Nun erst teilte Bähr den verdutzten Stadtvätern mit, dass er gedenke, die Kuppel ganz aus Stein zu errichten, in seinen Zeichnungen war davon niemals die Rede. Entsprechend groß war die Empörung und der Streit. Bähr versuchte zu argumentieren, dass Stein billiger als Kupfer sei, (und Sandstein allemal, weil dieser sich direkt vor den Toren befand) und die Feuergefahr geringer.
Es half nichts, der Bau wurde 1732 direkt über dem Kuppelhals mit Holz abgedeckt, und der Innenausbau forciert. 1736 wurde Gottfried Silbermanns Orgel aufgestellt, die darauffolgend von Johann Sebastian Bach ihre künstlerische Weihe erhielt.
Erst durch eine Entscheidung des Königs wird der Kuppelbau wieder in Angriff genommen. Für George Bähr aber waren die vergangenen Baujahre wohl zu kräfteraubend und zermürbend, er starb 1738, ohne sein Lebenswerk vollendet zu sehen. Er wird in der Gruft der Frauenkirche beerdigt, sein Grabstein nach 1996 beim Enttrümmern entdeckt und restauriert.
Bährs Schüler führten den Bau erfolgreich zu Ende, 1743 wurde das goldene Kuppelkreuz aufgesetzt, die damals 288 000 Taler teure Kirche war fertig und wurde geweiht.
Zeitraffer
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Nicht lange nach der Fertigstellung begann der siebenjährige Krieg. 1760 stand die preußische Armee unter Friedrich II vor den Toren Dresdens und legte die Stadt zu großen Teilen in Schutt und Asche. Auch die Frauenkirche wurde mehrmals durch Kanonen beschossen, zeigte sich aber dessen unbeeindruckt und veranlasste den Preußenkönig zu dem Satz: „Laß er den alten Dickkopp stehen“.
Acht Jahre später besuchte Goethe Dresden und stiegt die Frauenkirche hinauf um von oben auf das immer noch zerstörte Stadtbild zu blicken. In seinem Werk „Dichtung und Wahrheit“ berichtet er darüber wie folgt: „Von der Kuppel ... sah ich diese leidigen Trümmer zwischen die schönste städtische Ordnung hineingesäet; da rühmte mir der Küster die Kunst des Baumeisters, welcher Kirche und Kuppel auf einen so unerwünschten Fall schon eingerichtet und bombenfest erbaut hatte.“
Wie wir heute wissen, trafen die Worte des Küsters nicht auf die Bomben des 20. Jahrhunderts zu. Am 14.02.1945, einen Tag nach einem schweren Bombenangriff sank nicht nur die Innenstadt, sondern auch die trutzige Kuppel der Frauenkirche in sich zusammen.
Was bleibt – was kommt?
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George Bährs Meisterleistung hat den Zentralbau populär gemacht. Sicherlich, schon im Zuge der Reformation wurde rechteckig gebaut (die Schlosskapelle in Torgau ist gutes Zeugnis dafür). Aber erst durch die Vollendung der Frauenkirche, die ganz auf protestantische Bedürfnisse hin gebaut worden ist (Hauptzweck ist die Predigt, also müssen alle den Pfarrer gut sehen und hören können, die Kanzel bekommt eine größere Bedeutung, Altäre und sonstige Gebets/Andachtsorte verlieren an Bedeutung), erst durch diese neue Zweckmäßigkeit erlangt die Zentralkirche größere Bedeutung und wird fortan bei Kirchenneubauten favorisiert.
Die Trümmer der Frauenkirche wurden zu DDR-Zeiten in ein Mahnmal gegen „Faschismus und Imperialismus“ umfunktioniert, weil einfach die Gelder für einen Wiederaufbau fehlten. Denn auch zu DDR-Zeiten gab es Wiederaufbaupläne.
Dass heute die Kräne sich drehen, die Bauleute hämmern, die Besucher staunen –das grenzt an ein kleines Wunder, aber an ein schönes. Zu über 50 %wird das 250-Millionenprojekt aus Spenden finanziert, mit gutem Beispiel gehen die Amerikaner und Briten voran. Aber auch hierzulande wird eifrig gespendet, nicht immer die großen Beträge, aber bescheidene, ehrliche, fröhliche.
Wer mehr über den Wiederaufbau erfahren möchte, sich vielleicht selbst daran beteiligen möchte, dem seien folgende Seiten zu empfehlen:
hxxp://www.frauenkirche.org/
hxxp://www.frauenkirche-dresden.org/
hxxp://www.frauenkirche.ipro-dresden.de/
Schluss
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Ich freue mich, dieses Jahrhundertprojekt hautnah miterleben zu dürfen; wenn ich will sogar täglich (muss ich nur aus dem Bürofenster linsen). Und ich hoffe, dass die Frauenkirche nicht nur das architektonische Wahrzeichen dieser Stadt wieder wird sondern gleichermaßen ein Zeichen für Versöhnung und Verständnis. Jeder rußgeschwärzte Originalstein erinnert uns an 12 Jahre dunkelste deutsche Geschichte. Jede großzügige Spende aus Amerika oder Großbritannien erkennen wir als Geste der Verständigung an. Jeder Besuch in der schon fertigen Unterkirche macht uns Lust, mitzuerleben, wie diese Kirche bald wieder das Stadtbild dominieren wird. Viel Zeit zum staunen bleibt nicht mehr, in vier Jahren soll alles fertig sein.
Also, auf nach Dresden! Und ihr werdet erstaunt sein, wenn euch eingefleischte Dresdner berichten, dass sie auch noch über den schönsten Flughafen, das größte Stadtfest, den schönsten Milchladen ....... usw. verfügen. Ich verweise auf den Anfang meines Berichts! Obwohl, das mit dem Milchladen stimmt wohl doch ....
Grüße einstweilen aus Elbflorenz von aprikow weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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Steinerne Glocke, aber auch Dickkopf genannt
Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Heute möchte ich über Dresdens berühmteste Baustelle schreiben. In der ganzen Welt spendet man für den Wiederaufbau der Frauenkirche.
Zunächst etwas zu ihrer Geschichte:
Ursprünglich stand an dieser Stelle seit dem 11. Jahrhundert eine kleine Friedhofkirche, zu der die Menschen aus einem Umkreis von ca. 12 km kamen. Im Mittelalter befand sie sich noch außerhalb der Stadtmauer. 1546 wurde die Frauenkirchsiedlung mit in die Stadt einbezogen.
Der alte Kirchenbau war schließlich viel zu klein und außerdem baufällig geworden, so dass es 1727 zum Abriss und zum Bau der heutigen Frauenkirche durch George Bähr kam. Zunächst hatte er aus Kostengründen den Bau einer hölzernen kupferbeschlagenen Kuppel geplant. 1729 kam er mit seinem Plan eine steinerne Kuppel zu bauen heraus und gab zu, dass er das schon von Anfang an so geplant und die Wände und Pfeiler danach berechnet hatte.
Die steinerne Kuppel war allerdings immer umstritten und deren Einsturz wurde immer wieder vorhergesehen. Ausgelöst wurden diese Diskussionen durch Risse in den 8 Pfeilern und Bögen. Erst 1739 wurde endgültig beschlossen, dass die steinerne Kuppel bleibt.
1760 wurde sie durch Dutzende Kugeln getroffen. Dabei gab es einige beschädigte Steinplatten, aber der „Dickkopp“ wie sie vom Preußenkönig ärgerlich bezeichnet worden sein soll, hielt dem Beschuss stand. Auch am 13.Februar blieb sie noch stehen. Am 14. Februar erschien es wie ein Wunder, dass die Kirche als einziges Bauwerk scheinbar unversehrt diese Hölle überstanden hatte. Das es dann doch zur Zerstörung auch dieses Dresdner Wahrzeichen kam, lag an dem Brand, der im Inneren den Sandstein der Kuppel ausglühte und diese zum Einsturz brachte. Während in der Hofkirche viele Schätze in Sicherheit gebracht wurden, war das in der Frauenkirche nicht geschehen, weil kein Mensch an die Zerstörung wirklich glaubte.
Ganz überraschend bekam ich vor wenigen Tagen nun die Gelegenheit, die Frauenkirche zu besichtigen.
Schon als kleines Kind habe ich eine Beziehung zu diesem berühmten Bauwerk entwickelt.
Zuerst war es die Nähe des riesigen Trümmerhaufens inmitten der Stadt, der sich gleich neben meiner Schule auftürmte. Als ich dann den Kirchenbau im „Alten Dresden“ von Löffler und auf alten Ansichtskarten sah, wünschte ich mir, dass die Frauenkirche wieder aufgebaut wird. Damals, als kleines Mädchen, glaubte ich, dass sie dann wieder erstehen wird, wenn in unserer zertsörten Stadt alle Menschen wieder eine schöne Wohnung bekommen haben.
Später schwand diese Hoffnung, denn es wurde beschlossen, den riesigen Trümmerhaufen als Mahnmal zu erhalten. Ringsum den Trümmerberg waren Heckenrosen gepflanzt wurden. Irgendwie hatte ich mich damit abgefunden und immer wieder führte mich der Weg dorthin.
Nach der Wende ging dann mein Kindertraum doch noch in Erfüllung.
Regelmäßig führte uns nun unser Sonntagsspaziergang zur Baustelle und seit 1993 begleitete uns auch oft die Videokamera dabei. Zuerst sahen wir der Beräumung zu und staunten, wie sich die Regale mit vielen wieder-verwendbaren Steinen füllten.
Der 13. Februar 1994 – ein eisig kalter Tag – sah uns in der langen Schlange warten und dann durch die bereits beräumte Kirchenruine gehen. Mit eiskalten Händen nahm ich zitternd vor Kälte, aber auch irgendwie aufgeregt in der Frauenkirche zu sein, den freigelegten Altar auf, der noch relativ gut erhalten war.
Jahr für Jahr wuchs dann der Bau. Immer wieder stieg das Schutzdach mehrere Meter nach oben. Im Sommer konnten wir durch das Gerüst erahnen, wie die Kirche aussehen wird.
Seit einiger Zeit kann man bereits in die Unterkirche, wo Führungen, Vorträge und Konzerte stattfinden. Dabei wird weitere Spenden zum Neuaufbau gesammelt. Außerdem gibt es viele Möglichkeiten, durch Erwerb der Videos, Uhren und vieler anderer Dinge oder durch einfache Geldspenden den Wiederaufbau tatkräftig zu unterstützen.
Als dann in diesem Sommer die ersten Gerüste fielen, war ich schon erstaunt, wie viel heller Sandstein zum Vorschein kam. Hatten sie also doch fast nur neue Steine genommen, habe ich mich gefragt. Darauf bekam ich bei der Führung eine Antwort. Viele der geborgenen Steine stecken in den dicken Wänden und sind also genutzt worden. Die Steine, die man genau lokalisieren konnte, sind als dunkle Steine im Mauerwerk zu sehen. Interessant war auch, dass jeder neue Stein mit Werkzeugen, die den historischen entsprechen, bearbeitet wurde, damit die Oberfläche der historischen entspricht. Was für eine Arbeit!
Inzwischen überragt die Frauenkirche alle Gebäude ringsum und man ahnt die wirkliche Höhe, die sie bald erreichen wird. Vor kurzem wurde nun das letzte Mal das Schutzdach gehoben.
Neugierig betrat ich nun die Frauenkirche. Innen dominieren noch die Gerüste und hoch oben an der Kuppel wird fleißig gearbeitet. Leider durften wir da nicht mehr hinauf.
Bei unserer Besichtigung beobachteten wir die Arbeiten am Altar und was für mich besonders interessant war, wir sahen eine Probeachse, die bereits farblich gestaltet ist. Der gesamte Innenraum wird einmal so bemalt sein, so dass man dann nicht mehr unterscheiden kann, was Sandstein, Holz oder anderes Material ist. Pastelltöne in grün und ocker scheinen dabei zu dominieren. Es wird ziemlich bunt sein, was aber dem historischen Vorbild entspricht. Mir hat es gefallen. Mal sehen wie es wirkt, wenn das ganze Kirchenschiff so gestaltet ist.
Es war echt beeindruckend in der Frauenkirche zu stehen und ich freue mich schon darauf, wenn sie wieder in alter Schönheit außen und innen zu besichtigen sein wird. Sicher werde ich dann mal ein Konzert darin besuchen.
Vielleicht habe ich mit diesem Bericht einige auf die Frauenkirche neugierig gemacht. Sie steht am Neumarkt zwischen Brühlscher Terrasse und Altmarkt.
Von dort ist es nicht weit zum Fürstenzug (einer meiner letzten Bericht) und zum Schloss. Man kann sie schon nicht mehr übersehen. weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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anonym, 23.04.2007, 19:41 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
Ich habe sie im Dezember 2005 besucht. Man steht davor und staunt und ist auch ein wenig berührt. Gruß Leseratee.
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Bummel Power-Sightseeing durch Dresden
25.05.2002, 21:30 Uhr von
DijkBerlin
Wenn ich mich ein paar Minuten am Tag aus dem Job loseisen kann, schreibe und lese ich fleißig Me...Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Die sächsische Hauptstadt ist zu jeder Jahreszeit eine Reise wert. Doch im Advent, wenn der Duft von Stollen und Lebkuchen durch die Straßen zieht, verwandelt sich die Altstadt in ein großes Wintermärchen.
Beschaulich, gemütlich und ohne Hektik, so präsentiert sich Dresden in den Wintermonaten. Mit Beginn der kalten Jahreszeit ebben die Touristenströme ab. Wer nun das Elbflorenz besichtigt, kann in aller Ruhe die zahlreichen Sehenswürdigkeiten genießen. Und die liegen nur wenige Gehminuten voneinander entfernt:
Sehenswert: Albertinum (Neumarkt); Deutsches HygieneMuseum (Lingner-Platz)-, Frauenkirche, wird nach der Zerstörung 1945 derzeit wieder aufgebaut(ist ganz eingehüllt !!!); Schloß (Teile nach Wiederaufbau der Öffentlichkeit zugänglich); ein Bummel über die Augustusbrücke (Dresdens älteste Brücke) in die Neustadt.
August der Starke ließ am Eibufer zahlreiche Barockbauten errichten. Das malerische Panorama inspirierte viele Künstler und verhalf Dresden zum Beinamen Elbflorenz'.
Am Altmarkt liegt das Rathaus mit dem markanten achteckigen Turm. Wer sich die Mühe macht seine Aussichtsplattform zu erklimmen, erhält als Belohnung einen schönen
Blick auf die Altstadt aus der Vogel- perspektive. Auffällig: viele Kräne. Überall sind Handwerker damit be-schäftigt, die historische Sub-stanz zu retten. Berühmteste Bau-stelle der Stadt ist die Frauenkirche, die im Krieg vollständig zerstört wurde und nun mit privaten Spenden wieder aufgebaut werden soll. Wohl jeden Besucher zieht es in Dresdner Zwinger, früher barocker Festplatz, heute Heimstatt von Museen und Galerien. Unter anderem ist hier die Gemäldegalerie alter Meister und das Porzellanmuseum untergebracht. Ein weiterer Prachtbau des Barock ist die Semper-Oper, die im zweiten Weltkrieg zerstört und erst 1985 wieder eröffnet wurde. Von hier aus kann man über den Theaterplatz an der Katholischen Hofkirche vorbei durch den Langen Gang schlendern. 24.000 Kacheln aus Meißner Porzellan erzählen im Fürstenzug die Geschichte der Wettiner. Ein Spaziergang am Elbufer entlang führt zu den Brühlschen Terrassen, wegen des großartigen Elb-Ausblicks auch „Balkon Europas" genannt. Wer Schmuck und Juwelen und andere Kostbarkeiten liebt, sollte unbedingt das Grüne Gewölbe besuchen, die bedeutendste Schatzkammer in Europa. Der krönende Abschluß unseres damaligen vorweihnachtlichen Spaziergangs durch Dresden war ein Besuch auf dem Striezelmarkt, einem der bekanntesten Weihnachtsmärkte Deutschlands. Wer sich danach bei Kaffee und Kuchen ein wenig aufwärmen möchte, kann im direkt am Markt gelegenen Cafe Kreutzkamm den Original Dresdner Christstollen genießen. Dieser Köstlichkeit verdankt der Weihnachtsmarkt übrigens seinen Namen, denn früher wurde der Stollen Striezel genannt. Aktuelle Preise vom Weihnachtsmarkt:
- Thüringer Rostbratwurst 4,- DM
- Glühwein 3,50 DM + 2,50 DM Pfand
- 12 Kräppelchen mit Zucker 5,- DM
Am Wochenende war der Striezelmarkt stark überfüllt, dennoch sehenswert. weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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Goldband, 08.12.2002, 12:04 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
Was hat denn dein Bericht mit der Frauenkirche zu tun ? Sonst gefällt mir die Schilderung der Altstadt während des Striezelmarktes wirklich gut.
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