Pro:
Flüssig zu lesen
Kontra:
Täter bleibt blasse Randfigur
Empfehlung:
Ja
Es ist heiß in diesem Sommer in London, ungewöhnlich heiß, und die Stadt heizt sich täglich mehr auf. Der Jahrhundertsommer, am Anfang freudig begrüßt, wird langsam zur Qual. Die Menschen sind wie unter einer Glocke gefangen. Nur einer genießt diese Hitze. Er beobachtet die heißen Körper der Frauen. Er riecht sie, er prägt sie sich ein, er ergötzt sich an ihrer schweißnassen Haut. Heimlich !
Drei Frauen geraten in diesem heißen Sommer ins Visier eines Mannes, der sie erst mit Briefen terrorisiert. Der ihnen ankündigt, dass sie nicht mehr lange leben werden. Der erregt beobachtet, wie die Angst von ihnen Besitz ergreift. Der ihnen immer näher kommt und auch vor heimlichen Besuchen in den Wohnungen seiner Opfer nicht zurückschreckt. Der schließlich zuschlägt!
Details zur Handlung:
Folgende Frauen werden seine wehrlosen Opfer:
Da wäre zunächst die etwas naive, junge Lehrerin Zoe.
Ohne ihre Wassermelone wäre sie wohl nicht berühmt geworden, und ohne die Hitze hätte sie sich diese Melone sicher nicht gekauft. An einem Tag wie jedem anderen überwältigt sie nämlich mit Hilfe dieser „Waffe“ mutig einen Handtaschendieb und gerät dadurch als Heldin in die Schlagzeilen. So muß wohl unser Psychopath auf Zoe aufmerksam geworden sein.
Das zweite Opfer wird die in ihrer Art völlig andere kühle, kontrollierte Hausfrau Jennifer, die überzeugt ist, alles im Griff zu haben. Jenny wird schon seit langem von ihrem Ehemann Clive betrogen und als dieser von der Polizei zu den dringend Tatverdächtigen hinzugezogen und verhaftet wird, nimmt das Schicksal seinen Lauf…
Jenny, die bis zur Festnahme ihres Mannes von der Kripo rund um die Uhr bewacht wurde und sich zuletzt in Sicherheit glaubt, wird von einem Fremden angesprochen, der behauptet, er könne die Unschuld ihres Gatten beweisen… was er dann auch tut…nämlich, indem er Jennifer auf brutalste und bestialischste Weise ermordet.
Auch bei seinem dritten Opfer glaubt sich der Mörder seines Sieges sicher. Aber dieses Mal täuscht er sich.
Sein potenzielles drittes Opfer –Nadia- ist anders als Zoe und Jenny. Trotz des Psychoterrors erstarrt die Kinder-Entertainerin nicht wie das Kaninchen vor der Schlange. Sie setzt sich zur Wehr. Sie dreht den Spieß um. Sie beginnt eine heiße Affäre mit dem leitenden Polizei-Kommissar. Schon bald hat sie einen Verdacht und der verheiratete Kommissar wird leicht erpressbar.
Clever droht Nadja ihm nämlich, seiner Frau alles zu erzählen, wenn sie nicht Einsicht in sämtliche vorangegangene Polizei-Akten bekäme.
Aus diesen Unterlagen fischt sich Nadja einige für sie wichtige Adressen und Telefonnummern, um sich selbst auf Jagd zu begeben.
Als sie schließlich *ihren* Mörder gefunden zu haben scheint, stellt sich heraus, dass dieser ein hieb- und stichfestes Alibi vorweisen kann. Nadja ist zunächst verwirrt, lässt sich aber nur kurz täuschen…
…und setzt alles auf eine Karte!
Mein persönlicher Eindruck zum Roman:
Liest man die Kurz-Zusammenfassung des Buches, so, wie ich es in meiner Bücherei tat, erscheint einem dieses Werk zunächst als absolut lesenswert. Jedenfalls ging es mir so.
Doch das 412 Seiten-umfassende vierte Wert der Autorin konnte mich leider nur mässig fesseln.
Der Sommermörder wird als Psycho-Thriller beschrieben. Nungut, unter einem solchen verstehe ich ein Werk, das u.a. die Psyche (wie hier) der Opfer und vor allem auch die des Täters näher hinterfragt und durchleuchtet.
Nach meinem Dafürhalten wird in dem beschriebenen Roman die Täterpsyche kaum behandelt und deshalb bleibt dieser für mich eindeutig eine zu blasse Figur am Rande.
Nur ganz vereinzelt beschreibt er seine Gefühle…dies wird im Buch dann mit abgehobener kursiver Schrift deutlich gemacht.
Etwas sensibler und einfühlsamer werden die Ängste und Gefühle der Opfer behandelt und beschrieben. Hier unterscheiden sich die drei Frauen, die lediglich ihren kleinen Körperwuchs gemeinsam haben, ganz entschieden voneinander. Jede von ihnen geht ihren eigenen Weg, um mit dem Terror umzugehen.
Insgesamt ist der Roman recht flüssig zu lesen, jedoch fehlte mir entschieden ein aufrecht gehaltener Spannungsbogen. Auch ohne sensationsmäßig ins Blutrünstige abzugleiten, hätte man aus der Themenvorgabe wesentlich mehr herausholen können.
Dennoch las ich das Werk der Autorin innerhalb von sechs Tagen durch; dies mag u.a. auch daran gelegen haben, da ich mir ständig eine noch aufkommende sensationelle Wendung insgeheim erhofft hatte… die aber eben nicht aufkommen wollte.
Geschrieben ist der „Sommermörder“ hauptsächlich aus Sicht der Frauen und dies in der Ich-Form, was ich durchaus positiv bewerte, da mir dies beim Lesen das Gefühl vermittelte, hautnah am Geschehen zu sein.
Insgesamt möchte ich den Roman nicht gänzlich schlecht machen… er liest sich durchwegs flüssig und die Frauen-Profile wirken lebendig, wenn man dies an der Stelle überhaupt so nennen mag.
Wie ich eingangs bereits erwähnt hatte, lieh ich mir obigen Roman in unserer hiesigen Bücherei aus und machte mich deshalb im Internet bezüglich des Kaufpreises schlau:
Als gebundene Ausgabe kostet der Sommermörder 22 €
in der broschierten Version bezahlt man 8,90 €.
Bei der Autorin Nicci French handelt es sich um ein Pseudonym, hinter welchem sich das Journalisten-Ehepaar Nicci Gerrard und Sean French verbirgt.
Von ihnen sind außerdem erschienen:
Das Krimi-Debüt „Der Glaspavillon“
„Höhenangst“
„Ein sicheres Haus“
„Das rote Zimmer „ (allesamt bei Amazon erhältlich)
Der Roman „Der Sommermörder“ erschien als Originalausgabe 2000 unter dem Titel „Beneath the Skin“ bei Michael Joseph, London.
ISBN-Nr. 3-570-00304-3
Mein Fazit:
Wer einen leicht-verdaulichen Krimi ohne größeren Tiefgang sucht, ist hier gut bedient. Für diejenigen, welche mehr auf brillante Psychothriller stehen, rate ich von vorliegendem Roman eher ab.
Zusammenfassend gesehen vergebe ich drei von fünf möglichen Punkten.
Eure Leseratte
Madrianda
(Erstveröffentlichung bei ciao)
14.05.2003
yopi 27.02.2004 weiterlesen schließen
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