Das Lächeln der Fortuna. 10 CDs. (Hörbuch) / Rebecca Gablé Testberichte
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Pro & Kontra
Vorteile
- unterhaltsam, stellenweise Action und Sex, detailreicher politischer und kultureller Hintergrund, relativ preisgünstig, passende Musik, kompetenter Sprecher
- gut erzählt
- Martin May, die Einbindung historischer Geschehen in die Geschichte
Nachteile / Kritik
- sehr umfangreich, erfordert viel Geduld und Überblick, minimale Fehlerquote bei der Aussprache englischer Namen, könnte spannender sein
- gekürzt
- zu Beginn die Musik, eventuell die Länge
Tests und Erfahrungsberichte
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Wenn Fortuna lächelt...
4Pro:
Martin May, die Einbindung historischer Geschehen in die Geschichte
Kontra:
zu Beginn die Musik, eventuell die Länge
Empfehlung:
Ja
Vor einiger Zeit bekam ich ein dickes Geschenk ... das 1196 Seiten umfassende Taschenbuch "Das Lächeln der Fortuna". Bisher kam ich aber nicht dazu, es zu lesen. Ehrlich gesagt schreckt dieses Bündel an Seiten doch etwas ab - hat die Autorin doch immerhin drei Jahre beim Schreiben daran verbracht!
Zufällig kam ich dann aber in den Besitz des Hörbuches und da ich jeden Tag mindestens zwei Stunden im Auto verbringe, habe ich dort also das Buch gehört.
= Das Hörbuch =
ist im Jahr 2004 bei Lübbe Audio (Bergisch-Gladbach) erschienen. Das Cover, welches mit dem Buch fast identisch ist, wurde oben abgebildet (Gestaltung Reinhard Borner). Es handelt sich um eine inszenierte Lesung der gekürzten Romanfassung. Aufgenommen wurden 10 CD`s, deren Gesamtspielzeit 748 Minuten beträgt - fast 12,5 Stunden also.
Aufgenommen wurde dieses Hörbuch unter der redaktionellen Leitung von Dr. Arno Hoven im DaCapo - Studio in Breckerfeld.
Für 29,90 € ist das Werk unter der ISBN 3 - 7857 - 1429 zu erwerben.
= Die Autorin =
wurde im September 1964 am Niederrhein geboren. Nach dem bestandenen Abitur und einer Ausbildung zur Bankkauffrau übte sie ihren Beruf vier Jahre auf einem Stützpunkt der Royal Air Force aus. Hier begann ihr Interesse für Großbritannien. Neben dem Klavierspielen und dem Singen in einer Rockband war das Schreiben eines ihrer Hobbies - 1990 hatte sie ihren ersten Kriminalroman fertiggestellt (Jagdfieber) und begann ein Literaturstudium in Düsseldorf. Besonders das Mittelalter reizte sie. Seit 1996 ist sie nun freie Schriftstellerin. Sie wohnt in der Nähe von Mönchengladbach.
Mittlerweile gibt es vier Kriminalromane und vier Historische Romane aus ihrer Feder. Der fünfte Historienroman wird für den Herbst dieses Jahres angekündigt. Unter dem Titel "Die Hüter der Rose" wird das Werk, das ich hier vorstelle, fortgesetzt. Die Autorin plant es zur Trilogie auszubauen.
Wer mehr über Rebecca Gablé und ihre Werke erfahren möchte, sollte sich bei www.gable.de umschauen.
= Der Sprecher =
heisst Martin May. Der gebürtige Coburger wurde bereits 1979 im Alter von 18 Jahren als Schauspieltalent entdeckt. Er ist in mittlerweile über 100 Rollen in Film, Fernsehen und Theater zu sehen. Bei vielen wird er vor allem durch sein Mitwirken in Wolfgang Petersens "Das Boot" ein Begriff sein.
Heute lebt Martin May mit seiner Familie in Hamburg.
= Die Geschichte =
beginnt im Jahr 1360. Seit 1337 wütet der Hundertjährige Krieg.
Robin, der zwölfjährige Sohn vom Earl of Waringham, lebt nun fünf Jahre in der Klosterschule St. Thomas. Als der Abt Jerome of Berkley ihn zu sich beordert, ahnt Robin nichts Gutes und seine Gedanken werden bestätigt. Jerome klärt ihn darüber auf, dass sein Vater tot ist. Allerdings ist er nicht für England gefallen oder ein Opfer der Pest geworden, sondernhat sich nach der Verhaftung wegen Hochverrates angeblich selbst erhängt. Damit wurden ihm alle Ämter und Lehen aberkannt und auch Robin ist nun kein Lord mehr. Er ist nur noch ein Niemand, ein Besitzloser. Der Abt macht Robin das Angebot, ihn weiter im Kloster zu beherbergen, dieser verlässt aber bei Nacht und Nebel diesen Ort und begibt sich zum Gut, das ehemals seiner Familie gehörte. Aufgrund seiner pferdepflegerischen Fähigkeiten wird er als Stallbursche aufgenommen.
Hier trifft er auf Geoffrey Dermond, den neuen Earl of Waringham und dessen Familie. Besonders dessen Sohn Mortimer versteht es immer wieder, Robin zu schikanieren. Nicht nur beim gemeinsamen Unterricht am Schwert stehen sich beide feindlich gegenüber.
Durch besondere Umstände kommt Robin in den Besitz von wichtigen Schriftstücken die der Duke of Lancaster an seinen Bruder, den Schwarzen Prinzen geschrieben hat... und befindet sich mitten in der Politik. So lernt er die Welt der Feldzüge, Aufstände und aller verbundenen Gefahren und Triumphe kennen.... und auch verschiedene wichtige Personen, männlich und weiblich.
= Meine Meinung =
Als ich die dicke CD-Box in mein Auto legte, dachte ich darüber nach, dass diese Geschichte mich nun sechs Tage lang begleiten würde. Ich hoffte auf einen fulminaten Beginn, der es schafft, einen auch wirklich zu fesseln. Also legte ich die erste CD ein...
.... und bekam fast einen Anfall. Denn nach ein paar netten Worten der Autorin in normaler Lautstärke ertönte eine Musik, die zwar schön anzuhören, aber von einem ohrenbetäubenden Ausmaß war. So schnell konnte ich gar nicht den Regler zügeln... Mitten in die Musik begann aber auch Martin May mit seiner Arbeit und seine ersten Sätze gingen in den Harfen- und anderen Klängen einfach unter. Irgendwie wollte die Musik auch gar kein Ende nehmen, so dass ich etwas unschlüssig war, worauf ich mich nun mehr konzentrieren sollte. Nach etwa zwei Minuten verstummte dann die Melodie und ich konnte mich ganz der Stimme des Erzählers und der Geschichte widtmen.
Glücklicherweise ist dieses der einzige Abschnitt auf allen CD`s, bei denen es mit der Abstimmung zwischen "Hintergrund" und Sprecher hapert. Ansonsten wird jeder neue Track zwar ebenfalls musikalisch eingeleitet, aber dieses ganz harmonisch. Es ist eine mittelalterliche Weise, die wohl auch auf alten Instrumenten gespielt wird. Leider fehlt allerdings ein Hinweis darauf, was es für ein Stück ist und wer sich dafür verantwortlich zeigt.
Da auch die Stimme dann von gleichbleibender Lautstärke ist, kann man nach diesem Anfangserlebnis den Regler einfach so eingestellt stehen lassen.
Martin May liest das Buch mit einer sehr angenehmen Stimme, der man wirklich sehr gut zuhören kann. Ich habe lediglich bei dem Familiennamen "Hoccleve" ein wenig seine Aussprache angezweifelt, aber da mag auch sein, das ich mich irre.
Wenn weibliche Personen in wörtlicher Rede beschrieben sind, so wird die Stimme von May merklich sanft, aber nicht zu leise. Bei "bösen" oder der Hauptfigur bösgesinnten Personen wird sie schon recht heftig.
Alles in allem kann man die gesamte Zeit wirklich gut zuhören, was bei der Länge sehr wichtig ist.
Pro CD sind 13 bis 17 Tracks gesetzt. Diese Aufteilung empfinde ich als gut gelungen. So kann man bei zwischenzeitlichen Pausen schnell noch einmal den vorhergehenden Track hören und ist wieder voll im Geschehen.
Was mir auch sehr gut gefällt, ist das Cover. Zum einen ist es fast identisch mit dem Einband des Buches, so das ein sofortiger Wiedererkennungsmoment gegeben ist. Aber auch das verwendete Gemälde an sich finde ich sehr gelungen. Leider steht als Quelle nur, das es der British Library entstammt... und ein Suchen dort habe ich nach einiger Zeit aufgegeben.
Das Bild steht aber im unmittelbaren Zusammenhang mit der Geschichte des Buches. Auch auf dem Gemälde sind die Herrscher zu sehen...an der Nabe des Rades der Fortuna und als alleroberste Instanz, dann sieht man auch die Kirchenmänner, die den Anschein machen, als würden sie vor den gekrönten Häuptern doch das ein oder andere Mal "kriechen". Etwas tiefer sind die Adligen, die auf der einen Seite aufsteigen, auf der anderen Seite aber auch wieder herunterfallen. Ganz unten liegt ein scheinbar einfacher Mann, der aus dem Rad (aus der Gesellschaft oder aus dem Rad der Fortuna??) herausfällt. All dieses findet sich eben auch in dem Roman wieder.
Was mir an dem Historischen Roman sehr gefällt, ist seine durchaus enge Bindung zur britischen Geschichte. Einige wichtige Ereignisse der Zeit von 1337 bis 1399, wie der Ausbruch des Hundertjährigen Krieges, der Kastillienfeldzug, der Tod des Schwarzen Prinzen, die Bauernrevolte oder auch der Schottlandfeldzug werden zeitlich treffend und gut recherchiert eingefügt.
Dabei werden auch verschiedene historische Personen so geschildert, wie man sie aus Geschichtsbüchern heraus kennt. Da ich mich sehr und besonders für die britische Geschichte interessiere, war ich hier wirklich freudig überrascht, denn oft nutzen die Autoren ihre künstlerische Freiheit um das Leben des einen oder den Tod eines anderen ein bisschen vor- oder nachzuverlegen. Man merkt hier deutlich, das Rebecca Gablé selbst von den historischen Hintergründen beeindruckt und gut informiert ist.
Wer sich in der Vergangenheit aber nicht ganz gut auskennt, dürfte bei der Vielzahl der mitwirkenden Personen - immerhin circa 70 - doch etwas verwirrt sein. Zumal es beispielsweise sieben verschiedene Männer namens Thomas oder aber jede Menge Earls gibt... so diese of Warringham, of Woodstock, of Warwick, of Walworth...um nur ein paar zu nennen.
Was ein bisschen zum Schmunzeln anregt, ist die Tatsache, dass der sympatische Held der Geschichte wirklich am Ende immer derjenige ist, der von Fortuna das Lächeln geschenkt bekommt. Er muss zwar durch manches tiefe Tal, aber dahinter scheint immer die Sonne. Naja, man gönnt es ihm ja durchaus!
Insgesamt bietet der Roman aber eine wirklich gut gelungene Mischung aus Spannung, etwas Erotik, viel Geschichte und ist damit absolut unterhaltsam.
Ich kann diese CD durchaus empfehlen, bin mir aber auch sicher, wenn man sich an das Buch erstmal herangewagt hat, so lässt es sich auch zügig selbst lesen.
Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.... wobei ich wohl allein aus Zeitgründen wieder die Hörbuchfassung wählen werde.
Vielen Dank für`s Lesen, Bewerten und Kommentieren, Bavaria
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anonym, 27.09.2006, 15:56 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
Liebe Grüße Edith und Claus
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blackangel63, 14.05.2006, 23:05 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
************** <br/>*****SH****** <br/>*****LG****** <br/>****ANJA**** <br/>**************
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Ein farbenprächtiger Gobelin des Mittelalters
Pro:
unterhaltsam, stellenweise Action und Sex, detailreicher politischer und kultureller Hintergrund, relativ preisgünstig, passende Musik, kompetenter Sprecher
Kontra:
sehr umfangreich, erfordert viel Geduld und Überblick, minimale Fehlerquote bei der Aussprache englischer Namen, könnte spannender sein
Empfehlung:
Ja
Nach dem Tod seines Vaters, des wegen Hochverrats angeklagten Earl of Waringham, zählt der zwölfjährige Robin zu den Besitzlosen und ist der Willkür der Obrigkeit ausgesetzt. Besonders Mortimer, der Sohn des neuen Earl, schikaniert Robin, wo er kann. Zwischen den Jungen erwächst eine tödliche Feindschaft. Aber Robin geht seinen Weg, der ihn zurück in die Welt von Hof und Adel - an die Seite des charismatischen Duke of Lancaster - führt.
Doch das Rad der Fortuna dreht sich unaufhörlich, und während ein junger, unfähiger König England ins Verderben zu reißen droht, steht Robin plötzlich wieder seinem alten Todfeind gegenüber... (Verlagsinfo)
Die Autorin
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Die Autorin Rebecca Gablé studierte Literaturwissenschaft, Sprachgeschichte und Mediävistik in Düsseldorf, wo sie anschließend als Dozentin für mittelalterliche englische Literatur tätig war. Heute arbeitet sie als freie Autorin und Übersetzerin. Sie lebt mit ihrem Mann in einer ländlichen Kleinstadt am Niederrhein. Die begrüßt den Hörer zu Beginn des Hörbuchs.
Der Sprecher
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Martin May, 1961 geboren, wurde bereits mit 18 Jahren von Rudolf Noelte als Schauspieler entdeckt. Es folgten über 100 weitere Rollen bei Film, Fernsehen und Theater, unter anderem in Wolfgang Petersens Welterfolg "Das Boot".
Die Textfassung wurde von Dr. Arno Hoven gekürzt. Dass es sich um eine so genannte "inszenierte Lesung" handelt, merkt man lediglich daran, dass verschiedene musikalische Motive eingeschoben und unterlegt sind, natürlich auch am Anfang und Schluss. Diese Musik stammt von Marcel Schweder. Sie erklingt besonders während dramatischer und romantischer Szenen.
Handlung
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Die Lebensgeschichte von Robin of Waringham umfasst rund 50 Jahre. Er wurde 1348 geboren, doch als wir ihn kennenlernen, ist er schon 12 und man schreibt das Jahr 1360. Seit 22 jahren herrscht Krieg mit Frankreich, und die Auseinandersetzungen scheinen kein Ende zu nehmen. Fünf Jahre im Kloster von Abt Jerome of Berkeley reichen Robin dicke, so dass er lieber ausbüxt, als noch mehr Askese zu ertragen. Doch Robin ist der Sohn eines Ritters, der wegen Hochverrats angeklagt wurde und sich in seiner Zelle erhängt hat, bevor man ihn hinrichten konnte. Folglich verlor er ebenso wie Robin Titel und Land, die beide vom König verliehen waren. Aber Robin glaubt an die Unschuld seines Vaters. Seine Mutter ist an der Pest gestorben (1348 ging in ganz Europa der Schwarze Tod um), und seine Schwester Agnes lebt im Kloster.
Neue Freunde, alte Feinde
Auf der Burg von Waringham gibt ihm der rechtschaffene, aber strenge Stallmeister Conrad eine Stellung als Pferdeknecht, und Robin legt ein ungewöhnliches Talent im Umgang mit diesen Tieren an den Tag. Doch er macht sich nicht nur Freunde wie Isaac, sondern auch Feinde. Der Vorarbeiter Stephen glaubt, Robins Vater habe ihm die Frau ausgespannt und maträtiert ihn bis aufs Blut. Doch als Robin das edle Schlachtross Argos heilt, darf es auf jeden Fall bleiben.
Die Wahrheit ist gefährlich
Als er 17 ist, kommt der neue Eral auf die Burg. Geoffrey, an die 40 Jahre alt, ist mit der ängstlichen Lady Matilda verheiratet und hat einen verzogenen Sohn namens Mortimer, dem er alles durchgehen lässt. Doch Mortimer liebt Macht und Grausamkeit; Conrad lässt er beispielsweise Isaac wegen einer Nichtigkeit bis aufs Blut auspeitschen. Immerhin erfährt Robin von den neuen Herren die Wahrheit über seinen Vater: Der verriet nicht den König, sondern seinen Feldherrn, den Schwarzen prinzen Edward, und fiel einer üblen Intrige zum Opfer. Er erhängte sich nicht selbst, sondern da half jemand nach. Der Brief, der seinen Verrat belegen sollte, war eine Fälschung. Jetzt hat Robin allen Grund, sich an den Drahtziehern dieser Intrige zu rächen und so den guten Ruf seiner Familie wiederherzustellen. Doch genau dies fürchtet die neuen Burgherren: dass ihnen Robin ihren Anspruch streitig macht.
Am 23. Dezember passieren zwei wichtige Dinge: Mortimer verwundet seinen Rivalen Robin in einem unfair geführten Schwertkampf, doch als sich Robin verbinden lassen will, findet er statt Conrad nur dessen Frau Maria ohnmächtig vor: Sie liegt in den Wehen. Zum Glück trifft Robins elfjährige Schwester Agnes ein, die bei den Nonnen die Heilkunst gelernt hat und nun Hebamme werden will. Sie kann Maria helfen, doch Agnes' antiklerikale Ansichten sollen sich noch als sehr gefährlich für Robin of Waringham erweisen. Denn allerlei Rebellen klerikaler (Bischof Wyclif und John Ball) und bäuerlicher Herkunft (Wat Tyler) machen von sich reden, und das 14. Jahrhundert erweist sich eine der unruhigsten und gefährlichsten Epochen Englands überhaupt.
Die Liebe der Teenager
Als im Sommer 1366 Mortimers Kusine Alice Parras auf die Burg zu Besuch , verliebt sich Robin sofort in die kluge, schöne junge Frau. Obwohl sie erst 15 ist, lädt sie ihn bereits selbstbewusst zu einem Schäferstündchen ein. Als sie von sich erzählt, legt sie einen Willen zur Macht an den Tag, der Robin beeindruckt. Als Hofdame der Königin ist sie bereits im Dunstkreis der höchsten Macht und weiß sich viele, ähem, "Freunde" - darunter den König - zu machen, von denen Robin, wie er enttäuscht erfährt, nur einer ist. Sie schenkt ihm als Andenken ein schönes Amulett. Jahre später hat Alice Robins Leben und Zukunft in der Hand...
Schreckensherrschaft und Flucht
Sir Geoffrey ist bei einem Turnier gestorben, und Mortimer tritt seine Nachfolge mit grausamen Taten an. Doch Robin und Agnes erben nun die Schmuckstücke und die Familienbibel, die ihnen ihr Vater hinterlassen hat. Als sich Lady Matilda vergiftet, zieht Mortimer endlich an den Hof des Königs, um sodann in den Krieg nach Frankreich zu ziehen.
Um Mortimers Schergen zu entgehen, macht sich Robin mit seinem taubstummen Freund Leofric und seines Vaters Schwert auf den Weg nach Canterbury, eine große Stadt östlich von London. Dort geraten sie in einen hitzigen Schwertkampf mit Earl Mortimer, der gerade wichtige Depeschen des Herzogs von Lancaster an den Schwarzen Prinzen überbringen soll. Robin verletzt Mortimer, doch will er ihn nicht töten. Vielmehr betäubt er ihn mit Opium und raubt ihm seine Rüstung.
Als er nach Frankreich reist (beziehungsweise flieht), gibt er sich fortan selbst als Earl Mortimer of Waringham aus. Eine äußerst riskante Sache, wie sich herausstellt, als Robin im Feldlager seines Erzfeindes eintrifft: beim Schwarzen Prinzen Edward...
Mein Eindruck
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Das Lächeln der Fortuna, das dem historischen Roman seinen Titel gibt, ist von Natur aus eine recht trügerische Sache. Denn Frau Fortuna, wie sie in Carl Orffs "Carmina Burana" genannt wird, ist ein recht wankelmütiges Frauenzimmer, das nicht immer dem Tüchtigen und Rechtschaffenen seine Gunst erweist, sondern leider allzu häufig auch dem machthungrigen Intriganten und der rachsüchtigen Lady.
Das muss schon in jungen Jahren auch Robin of Waringham feststellen, wie ich oben skizziert habe. Doch selbst noch in dem für seine Zeit hohen Alter von 50 Jahren ist er nicht davor gefeit, sich plötzlich an einem Baum mit einem Strick um den Hals aufgeknüpft zu sehen. Und nur Fortunas flatterhaftes Händchen hilft ihm in letzter Sekunde aus dieser misslichen Lage, in die er während Wat Tylers Plünderung Londons geraten ist.
Die große Bühne
Robin würde ja gerne ein großer Spieler auf der historischen Bühne sein, doch warum haben wir nirgends in den Chroniken von ihm gelesen? Nein, Robin, falls es ihn je gab, lebte und wirkte im Schatten der Mächtigen, die auf der Bühne der Welt zu sehen waren. Und wie das Beispiel von Wat Tylers Bauernaufstand deutlich macht, war diese geringere Bedeutung vielleicht ganz gut für Robin. Er ist zwar nicht gerade ein Nobody, aber als treuer Gefolgsmann des königskritischen Duke of Lancaster spiegelt Robins Schicksal und das seiner Familienangehörigen ziemlich genau zahlreiche Konflikte wider, die sich in der englischen Gesellschaft auf allen möglichen Ebenen entwickelten. Robins Mikrokosmos reflektiert den Makrokosmos der verbürgten Historie.
Wie schon aus den Historienstücken Shakespeares bekannt, bestand laufend der Konflikt zwischen den drei Königen, mit denen Robin zu tun hat, und dem Adel, dem auch Robin schließlich angehört. Dieses Thema wird in der Handlung selbstredend nicht umgangen, sondern in alle seine Verzweigungen hinein verfolgt.
Nebenkonflikte
Doch dieser Konflikt hat zwei angrenzende Aspekte, die ebenfalls eine wichtige Rolle spielen: a) der Hundertjährige Krieg in Frankreich, von dem Robin lediglich die erste Hälfte miterlebt, und b) die rebellierende Geistlichkeit, deren Wortführer, Bischof Wyclif und John Ball, das Ohr des einfachen Bauern haben. Führt der Krieg zur Einführung einer neuen Steuer, so ist es John Ball, der die Bauern zum Aufstand aufruft. Die Szenen, in denen sich König und Kronrat vor einfachen Bauern verstecken müssen, ist schon sehr ironisch - wenn sie nicht so bedrohlich wäre.
Progessiv vs. rückständig
Robin ist ein für die Verhältnisse seiner Zeit unglaublich aufgeklärter Herrscher auf seinem Lehen. Nicht nur schützt er mit seinem Leben dasjenige selbst einfachster Arbeiter und Leibeigener, sondern er unternimmt auch alles, um seine Getreuen in Wohlstand zu setzen. Obendrein schützt er eine Hexe - oder zumindest würde die katholische Kirche, die im Land eine beträchtliche Macht darstellt, seine Schwester Agnes am liebsten auf dem Scheiterhaufen verbrennen, weil sie mit ihren Hebammen- und Arztkünsten während der Pest mehr als einmal den Urteilen der Pfaffen zuwidergehandelt und diese als Idioten bloßgestellt hat.
Zu allem Überfluss gewährt sie dem Rebellenführer John Ball Unterschlupf. Obwohl Robin davon erfährt, ist Blut dicker als Wasser - Agnes darf leben. Robins Tochter Anne, die von ihrer Mutter ins Kloster gesteckt worden war, hat das Zweite Gesicht. Robin beschützt sie trotzdem. Diese Figuren seien nur als weitere Beispiele für die Konflikte zwischen rückständigen und progressiven Ansichten genannt.
Die Söhne
Doch die Sünden der Väter sollen sich vererben bis in 15. Glied - oder so, prophezeit die Bibel. Deshalb können auch die beiden Söhne Robins und seines Widersachers Mortimer keineswegs dem Schatten, den die Vergangenheit auf ihr Leben legt, entgehen. Obwohl Raymond und Mortimer junior gemeinsam auf eine Mission nach Nordfrankreich ziehen und eine grauenhafte Entdeckung von nationaler Bedeutung machen, so scheint ihnen doch allzeit Wasser zum Verhängnis zu werden. Doch wenn sich Raymond und Mortimer junior miteinander versöhnen können, dann können dies vielleicht auch ihre beiden Väter?
Womit ich laufend meine Schwierigkeiten hatte, ist natürlich der riesige Umfang des auftretenden Personals. Die Kerntruppe mag vielleicht nur ein Dutzend Figuren umfassen, doch selbst diese zu überblicken, kostet bereits Anstrengung.
Humor
Es gibt nicht allzuviel Humor in diesem gewaltigen Roman, aber Isaac, Robins erster wichtiger Freund, ist ein Garant für ironische Seitenhiebe. Diese leichtere Gangart ist ein wahrer Lichtblick inmitten des andauernden Dramas, das in vielfältigen und unerwarteten Formen über Robin und seine Angehörigen hereinbricht. Dass auch Robin mal unverhofft an einem Strick baumeln kann, ist einer jener grotesken Streiche von Frau Fortuna, die einen sehr schrägen Humor der Dame verraten.
Amor omnia vincit
Natürlich gehören auch Erotik und Sex zu den unverzichtbaren Zutaten eines historischen Romans. Schließlich gilt seit Adam und Eva der Satz "Love conquers all (amor omnia vincit)". Mit einer von amerikanischen und englischen Romanen ungewohnten Unverblümtheit schildert die Autorin die mal mehr, mal weniger befriedigenden sexuellen Begegnungen zwischen Fünfzehnjährigen, zwischen jungen Eheleuten, zwischen untreuen Verheirateten und vielen Leuten mehr.
Ja, sogar das Thema Homosexualität wird nicht ausgespart. Denn der Thronprätendent Henry, der spätere König Heinrich IV. (ab 1399), wird wegen seiner Ehelosigkeit ständig der Schwulität geziehen, und das ist für eine politische Karriere selten günstig. Dass es jedoch in ganz Britannien keinen einzigen Homosexuellen gegeben haben soll, darf wohl mit Fug und Recht bezweifelt werden.
Der Sprecher
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Martin May ist offensichtlicher Routinier in Sachen Sprechen und Vortrag. Seine Lesung, die im Überfluss mit Musik oder Sound unterlegt ist, überzeugt durch eine deutliche Aussprache, hervorhebende Pausen und eine sympathische Satzmelodie. Es gibt Sprecher, die ihren Text einfach herunternudeln, ohne auf Betonung und Pausen zu achten. May gehört zum Glück nicht dazu. Die knapp 750 Minuten (12,5 Stunden) sind daher durchaus zu ertragen, und mit Spannung legt man die nächste CD ein.
May hat nur ein Handicap, und das ist die begrenzte Tonhöhe seiner Stimme. Deshalb musste ich stets die Ohren spitzen, um herauszufinden, wem denn nun eine Stimme zuzuordnen sei. Das war nicht immer einfach und mehrmals verlor ich den Faden, weil nicht klar war, wer gerade sprach. Ganz besonders bei den häufigen Dialogen zwischen Robin und seinem Dienstherrn, dem Herzog von Lancaster, war das der Fall. Frauen- und Kinderstimmen sind leichter herauszuhören, denn Mays Stimme hebt sich dann oder wird sanfter.
Die bei so manchem Synchronsprecher üblichen Aussprachefehler halten sich bei May sehr in Grenzen. Die einzigen erwähnenswerten Male, dass er völlig daneben liegt, sind die Aussprache der Städte Reading (korrekt ist ä statt i in der ersten Silbe) und Salisbury (korrekt ist å statt ej in der ersten Silbe).
Unterm Strich
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"Das Lächeln der Fortuna" ist ein farbenprächtiger und actionreicher Gobelin von miteinander verwobenen Geschichten, der das Westeuropa des 14. Jahrhundert für den heutigen Leser zum Leben erweckt. Mit Vergnügen folgt man dem Werdegang des enteigneten und entehrten Robin of Waringham bis an die Spitze des Hofstaates, erlebt seine Liebesabenteuer ebenso mit wie seine Kriegsteilnahme in Frankreich.
Das England des 14. Jahrhundert befand sich in einem gigantischen Umbruch, der vom Hundertjährigen Krieg mittenmang in den Erbfolgestreit der Rosenkriege führte, aus denen dann schließlich die Tudors siegreich hervorgingen: Heinrich VIII. und Elisabeth die Große waren das glorreiche Ergebnis.
Doch der Roman erzählt nicht aus der Vogel-, sondern quasi aus der Froschperspektive. In diesem Mikrokosmos spiegelt sich der Makrokosmos der Staatshändel. Dass sich dieser Mikrokosmos weitaus interessanter, unterhaltsamer und lehrreicher erweist, ist das unleugbare Verdienst der Autorin und ihrer peniblen Recherche über jene Zeit. Das Einzige, was mich wunderte, ist die Tatsache, dass das Buch nicht mit dem Tod der Hauptfigur endet.
Das Hörbuch
... ist möglicherweise viel actionreicher und erotischer als die Buchvorlage. Kein Wunder, denn der Zuhörer soll ja nicht einschlafen, sondern unterhalten werden. An menschlichem Drama mangelt es jedenfalls nicht, und auch der Überblick über die Gesamtentwicklung geht nicht verloren. Allerdings ist es für den Hörer, der keine Notizen macht, ziemlich schwierig, den Überblick über die Vielzahl der Figuren zu behalten.
Der Sprecher Martin May erledigt seine Aufgabe ausgezeichnet, auch wenn ihm dabei ein oder zwei Aussprachefehler unterlaufen. Aber angesichts eines Umfangs von fast zwölfeinhalb Stunden ist dies eine erfreulich geringe Fehlerquote, geradezu ein Nichts. Mit seinem Vortragsstil ermöglicht May ein unterhaltsames Vergnügen am Hörbuch. Die Musik ist passend zur Epoche ausgewählt. Die guten Wünsche der Autorin, die am Anfang zu hören sind, erfüllen sich - der Hörer ist es zufrieden.
Just like Follett?
Es fällt nicht schwer, das Hörbuch mit Ken Folletts überragendem Werk "Die Säulen der Erde" zu vergleichen. Doch eine zweiter Blick überzeugt uns davon, dass Folletts Werk ein weitaus stärkeren Willen zu Struktur und zu innerer Spannung verrät. Follett hat auf professionelle Weise mehrere Spannungsbögen eingebaut, von denen der erste sich schließlich als der längste erweist - die Lösung eines Kriminalfalls von staatlicher Bedeutung.
Solche Spannungsbögen sind in "Das Lächeln der Fortuna" nicht so einfach zu finden, aber es gibt sie durchaus, vor allem im Konflikt zwischen Robin und Mortimer. Mich aber hat "Das Lächeln der Fortuna", als eine Verkettung von Episoden, nicht so befriedigt zurückgelassen, wie das der stringente Aufbau von "Die Säulen der Erde" vermochte. Folletts Buch (und Hörbuch) ist immer noch mein Favorit, was Mittelalterromane anbelangt.
Michael Matzer (c) 2005ff
Info: 1997; LübbeAudio, Bergisch Gladbach 09/2004; 748 Minuten auf 10 CDs, EU 29,90, ISBN 3-7857-1429-7 weiterlesen schließen
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