Pro:
wahre Geschichte, man wird "mitgenommen" durch den Ich- Erzähler, sehr detailiert
Kontra:
für manchen vielleicht zu langatmig
Empfehlung:
Ja
Das Buch „Kein Engel an meiner Seite“ habe ich schon länger, und es berührt mich immer noch, darum ist es meinerseits für berichtwürdig befunden.
Es ist ein Buch zur Thematik HIV. Ich möchte mich nicht groß dazu auslassen, das würde den Rahmen sprengen nur soviel:
HIV ist ein Virus (Humane Immundefizienz-Virus)- eine Immunschwächekrankheit die Folge. Die Viren greifen in die DNA- replikation (so was macht unser Körper immerfort damit wir überhaupt überleben können) der T-Zellen ein, schädigt diese somit, nutzt diese als Wirt und macht sich damit gleichzeitig immun gegen virenbekämpfende Medikamente und die Körperabwehr. Irgendwann bricht die dazugehörige Krankheit AIDS aus und man stirbt schlussendlich an banalsten Dingen, weil die Helferzellen im Körper so gering geworden sind, dass das Immunsystem seinen Name nicht mehr verdient. Ich bin kein Mediziner, ich habe versucht es plausibel zu erklären.
Die Ansteckung erfolgt mittels Körperflüssigkeiten (Blut, Sperma, Muttermilch)- durch bloßes Küssen und damit ein bisschen Speichel oder gar nur einen feuchten Händedruck steckt man sich nicht an.
Weltweit sind über 33 Mio. Menschen infiziert, täglich sterben ca 5700 Menschen daran.
Viele Babies die mit HIV geboren werden, erleben ihren zweiten Geburtstag mangels medizinischer Versorgung nicht. (nach diepresse.com)
In Deutschland belief sich die Zahl Ende 2007 auf ca 59.000, davon 8700 wo AIDS bereits ausgebrochen ist. 80 % davon sind Männer, Kinder sind es weniger als 1%. (lt. Wikipedia)
Die Daten für Interessierte:
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Kaufpreis: 7,95€
431 Seiten
Verlag: Lübbe; Auflage: 13., Aufl. (29. Oktober 1991)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3404612167
ISBN-13: 978-3404612161
Größe und/oder Gewicht: 18,7 x 12,6 x 2,8 cm
Übersetzt aus dem Amerikanischen durch Jutta Hain
Die Autoren
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Elizabeth Glaser und Laura Palmer haben das Buch geschrieben.
Elizabeth Glaser, geb. Meyer, war Frau von Paul Michael Glaser, Darsteller von Starsky in Starsky und Hutch. Die beiden hatten sich 1975 kennen gelernt. Es war ihre Tochter Ariel zur Welt und 1985 ihren Sohn Jake.
Sie starb 1994 an AIDS im Alter von 47 Jahren.
Laura Palmer hat sie beim Schreiben ihres Buches unterstützt.
Das Buch kann als Elisabeth Glasers Biografie bezeichnet werden, so dass ich dann im Inhalt noch auf sie zu sprechen komme.
Inhalt:
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Elizabeth Glaser bringt 1981 ihre Tochter Ariel zur Welt. Nicht zu stillende Blutungen nach der Geburt führen dazu, dass Elizabeth dreieinhalb Liter Blut übertragen werden müssen.
Jahre später, nachdem sich bei Ariel mysteriöse Krankheitsanzeichen einstellen, muss sie erfahren, dass das Blut HIV infiziert war. Als dieses Wissen zu ihr vordringt ist auch schon ihr Sohn Jake infiziert.
Ariel durchlebte eine Odysee an Untersuchungen bis erkannt wurde, woran sie leidet. Das Wissen über HIV war Anfang der 80er letzten Jahrhunderts noch sehr eingeschränkt und wurde bei Kindern auch nicht wirklich vermutet. Erst 1985 wurden Blutkonserven auf HIV überprüft. Wenn schon galt es als Homosexuellenerkrankung.
Ariel muss nicht nur damit leben, dass sie zu Kindergeburtstagen ausgeladen wird, sie hat viele körperliche Beschwerden zu ertragen. Dennoch ist sie bis zuletzt ein fröhliches Kind.
Mit 7 Jahren starb sie.
Elizabeth gründete im selben Jahr eine Stiftung. Sie wollte auf das Problem Kinder- AIDS aufmerksam machen und die Forschung auf diesem Gebiet voran treiben. Medikamente für Erwachsene wurden nur schleppend für Kinder zugelassen und das Problembewusstein bei Ärzten und gleich recht in der Öffentlichkeit war bei weitem nicht ausreichend.
Sie kämpfte selber gegen die Krankheit, wollte aber für ihren Sohn Jake soviel wie möglich tun.
Das Buch beschreibt den Leidensweg von Ariel bis hin zum Tod. Es geht ausführlich auf die Entstehung der Stiftung ein und nimmt den Leser mit auf den steinigen Weg sich Gehör und vor allem finanzielle Mittel zu verschaffen. So wird man als Leser mitgenommen zum amerikanischen Präsident und anderen namhaften Menschen.
Elizabeths eigene Krankheitsgeschichte fließt mit ein. Pauls Karriere als Schauspieler und Regisseur wird zwangsläufig mit eingeflochten- er war sehr viel auf Reisen und nicht verfügbar. (Paul Michael Glaser war zB. Regisseur bei „Running Man“ , einem Film mit Schwarzenegger- 1987).
3 kleine Leseproben:
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Ariel wurde schließlich aus dem Krankenhaus entlassen, und als wir Florida im November verließen, war sie zwar kräftiger, aber nicht gesund. Gesicht und Lippen hatten wieder Farbe, aber sie hatte immer noch Anfälle von Durchfall und wachte mit Schmerzen auf. Die Ärzte in Florida hatten diagnostiziert, dass Ari an einem hämolytischen Harnsyndrom litt, einer Blutkrankheit, die im allgemeinen zu Nierenversagen führt.
Es war dasselbe alte Santa Monica, aber meine Kinder und ich galten plötzlich als gefährlich. Anfangs fühlte ich mich so merkwürdig wie alle anderen. Wenn ich ujemanden zu Hause besuchte, der nicht Bescheid wusste, spürte ich ein Kribbeln. Was, wenn mir jemand einen Kaffee aus der eigenen Tasse anbot? Sollte ich annehmen? Oder wenn jemand etwas zu essen teilen wollte? Oder wenn die Gabel nicht richtig abgewaschen wurde? Würde ich etwas Unrechtes tun? Unsere Welt war beängstigend klein, und unser eigenes Haus wurde zu unserer Festung.
Die Grundlage war, dass Paul und ich uns zutiefst liebten, aber das bedeutet wenig, wenn wir an diese Liebe nicht herankamen um sie zu berühren, Wenn wir in all diesen oberen Schichten festsaßen, mußten wir den Schmutz abschütteln und uns zu den sauberen Wassern der Leibe hin bewegen. Jedem der Probleme Ärger, Frustration und Trauer konnte man sich stellen und es bearbeiten, wenn man auf der Grundlage der Liebe anfing.
Meine Meinung:
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Das Buch hat mich wie gesagt sehr berührt. Ich- Erzähler mag ich sowieso. Es handelt sich um ein biografisches Buch- es nahm mich also mit auf dem Weg der Elizabeth. Ich habe da auch regelrecht mitgefiebert.
Die medizinischen Aspekte werden gut und ausführlich beschrieben, so dass jeder Laie, das alles gut mitverfolgen kann. Bildhafte Sprache und Beschreibungen, Wiedergabe von Gesprächsinhalten erleichtern es, mittendrin zu sein.
Sehr langatmig beschreibt die Autorin die Gründung ihrer Stiftung und die Beschaffung der Gelder, den Weg ehe sie eben "bekannt" war und sich etablieren konnte. Mich hat das keineswegs gestört, das könnte aber für andere Stein des Anstosses sein.
Ich habe mal eine Rezesion gelesen bevor ich das buch selber hatte, in jener wurde gemeint, das Buch seie schwülstig und übertrieben, kitschig geradezu. Dem kann ich absolut nicht zustimmen. Elizabeth Glaser ist keine Schriftstellerin, sie beschreibt offenherzig im Angesichte des Todes ihre Geschichte. Das finde ich beachtlich. Sie wirbt auch nicht für die Stiftung oder heischt um Mitleid- letzteres war etwas, was sie gar nicht wollte. Sie wollte Verständnis und vor allem Akzeptanz der Krankheit ihrer Kinder, damit selbige einen soweit eben unter den Umständen möglich, normalen Alltag wie andere Kinder erleben können (Schulbesuch, etc).
Ich musste an der Stelle als Ariel stirbt erst einmal weinen. Ich würde gerad bei Ich- Erzählern (was bei biografischen Büchern ja nicht selten ist) immer gern ins Buch reinspringen und etwas am Verlauf ändern- also bei solchen Schicksalen. Wenn man bedenkt, dass Ariel noch leben könnte, sie hat sich ja durch die Muttermilch angesteckt.
Das Leben was die Glasers führten, kann man als spannend und interessant bezeichnen, auch ohne diesen AIDS- Aspekt schon. Bereits der Einstieg ins Buch machte mir Lust es zu lesen, nach dem Prolog begann das erste Kapitel damit, wie Elizabeth eben Paul kennen lernt, in dem Moment hatte sie gerad ihrem Therapeut erklärt warum sie Solo bleiben möchte. Das Kennenlernen und dann das weitere Leben des baldigen Ehepaares wird gut und lesenswert beschrieben. Die Schwierigkeiten, die der Verlauf ihres Lebens und der Verlust von Ariel mit sich bringt, werden in Worte gefasst und ich fand das alles sehr lesenswert. Ich kannte, gesteh ich zu meiner Schande, Paul Michael Glaser vorher nicht wirklich, da ich die Serie "Starsky und Hutch" mangels entsprechendem Alter selber nie gesehen habe, nur davon gehört hatte.
Das Buch ist nicht kompliziert, aber es ist keinesfalls flach oder kitschig, es geht tief. Nicht alle 400 seiten sind dahingehend gleich- genau darum lässt es sich, finde ich, angenehm lesen- ich war nicht erschlagen von zuviel Krankheit oder Stiftung oder Ergründugen von tiefsinnigen Dingen- da es eben schon wechselte.
Ich find es außerdem toll, dass Fotos im Buch sind, auf seperaten Seiten, so dass man sie gut auch ohne zu lesen oder Buchtext drumherum zu haben angucken kann.
Ich empfehle das Buch mit 4 Sternen, ich würde es wieder kaufen- aber es ist vielleicht für Manchen zu traurig oder gerad der Teil wo es um die Stiftung geht nicht für jeden Leser lesenswert.
Nachbemerkungen:
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Jake Glaser lebt trotz HIV immer noch ohne, dass die Krankheit ausgebrochen ist. Er ist aktiv in Elizabeths Stiftung. Er hat eine Genmutation vom Vater geerbt auf Grund deren Existenz die Krankheit AIDS an sich nicht ausgebrochen ist. Selten, aber gibt es.
Mich macht es traurig, dass Elizabeht nie mehr erkebt hat, dass Jake ein anderes Schicksal als Ariel vorbehalten ist. Zuglich bin ich froh, immer wieder zu lesen, dass er noch lebt. (ich schau das alle paar Monate nach)
1988, das Jahr der Stiftungsgrünung fand übrigens erstmalig auch der Welt-AIDS-Tag statt, der ist jedes Jahr im Dezember.
Zum Weiterlesen:
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http://www.paulmichaelglaser.org/et_2001_german.html
http://www.pedaids.org/Home.aspx
(dieser Bericht erschien zuerst auf dooyoo unter dem Name Rappelzapppel) weiterlesen schließen
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