Pro:
Eine Optik, die die Augen leuchten lässt
Kontra:
Enorm hoher Eintrittspreis
Empfehlung:
Ja
Wenn Touristen die Stadt Prag zum ersten Mal besuchen, dann gibt es für sie eine Menge zu besichtigen. Natürlich gehört auch ein Gang über die Prager Burg dazu. Und wer dort ist, der muss förmlich auch einmal in das Goldene Gässchen gehen. Die Besichtigung dieser kleinen Straße ist zwar schnell erledigt, sorgt aber einfach für gute Laune. Und so war auch ich nach langer Zeit wieder einmal im Goldenen Gässchen, als ich gemeinsam mit Menschen zu Gast in Prag war, die der Moldau-Metropole ihren Erstbesuch abstatteten.
Der Ort des Geschehens
Wer von der Metro-Station Malostranska aus den Weg hinauf auf die Prager Burg beschreitet, der mag zwar ziemlich außer Atem sein, wenn er das Tor des Hradschin durchschreitet, er wird aber auch bald für seine Mühen belohnt. Nur 100 Meter hinter dem Eingang der Burg geht es rechts ab (ein Hinweisschild hilft beim Finden) - und dann ist auch schon der Eingang zum Goldenen Gässchen erreicht. Der allerdings ist für den normalen Touristen gesperrt, denn für das Betreten wird Eintritt verlangt. Das ist sicher legitim, aber die Umsetzung ist mehr als nur ärgerlich, denn es gibt keine Eintrittskarten nur für diese Gasse, sondern eine, die mehrere Objekte auf der Prager Burg beinhaltet. Und diese Eintrittskarte ist teuer, lag bei meinem letzten Besuch bei mehr als 300 Kronen (etwa 12 Euro) pro Person. Das ist eigentlich zu viel für einen kurzen Blick in das Gässchen - aber dennoch: Wer es noch nie gesehen hat, der sollte zahlen. Und sich nicht ärgern.
Die Geschichte
Das Goldene Gässchen (tschechisch: Zlata ulicka) ist ein Gässchen an der Innenmauer der Prager Burg und einer der größten Touristenmagneten der Stadt. Berühmtheit erlangte es vor allem deswegen, weil hier unter der Aufsicht Kaiser Rudolfs II. Alchemisten gewirkt haben sollen, um für ihn künstliches Gold und den Stein der Weisen zu erzeugen. Die elf kleinen Häuser stammen aus dem 16. Jahrhundert und wurden als Unterkünfte für die Burgwachen des Königs gebaut. Später zogen vor allem Goldschmiede in die Hütten ein, wovon die Gasse wahrscheinlich ihren Namen erhielt. Im 19. Jahrhundert war das Goldene Gässchen sehr heruntergekommen; es siedelten sich nur mehr arme Leute dort an. Zwischen 1916 und 1917 lebte hier Franz Kafka und arbeitete im Haus Nr. 22 an seinen Werken (Informationen: Wikipedia).
Meine Meinung
Im Goldenen Gässchen wohnen keine Menschen mehr. Aber viele arbeiten hier. In den kleinen, eng aneinander liegenden Häusern gibt es Geschäfte, in denen Kunsthandwerk und Souvenirs verkauft werden, zudem gibt es Cafés und ein kleines Museum. Das alles aber spielt bei mir keine Rolle, denn allein die äußerliche Optik macht den Reiz dieser Sehenswürdigkeit aus. Die Häuser sind wirklich sehr klein, beim Betreten muss der Kopf eingezogen werden. Und sie sind bunt. Ostereier-Farben habe ich das genannt, was als Anstrich gewählt wurde - und ich glaube, diese Bezeichnung trifft es wunderbar. Dort ist eine kleine Außentreppe zu sehen, die auf das Dach eines der Häuser führt, hier können sogar die tief herabhängenden roten Dachpfannen angefasst werden - eine Welt im Miniatur-Format. Die sorgt dafür, dass ich ein ständiges Lächeln im Gesicht trage, wenn ich durch das (Sack-)Gässchen gehe. Und irgendwie sorgt diese Optik für gute Laune, lässt den anstrengenden Aufstieg zur Burg vergessen.
Aber natürlich bleibt das Ärgernis des sehr hohen Eintrittspreises, das die wenigsten Menschen dadurch verhindern können, indem sie ihren Presseausweis vorzeigen und so statt 300 nur noch 10 Kronen zahlen. Wem der geforderte Preis nun wirklich zu hoch ist, wer aber dennoch zumindest einmal einen Blick in das Goldene Gässchen geworfen haben will, für den gibt es einen kleinen Trick, denn er kann das benachbarte und ebenfalls durchaus sehenswerte Spielzeug-Museum besuchen, das für seine Besichtigung einen wesentlich geringeren Obulus verlangt. Und dieses Spielzeugmuseum hat in seinen oberen Stockwerken Fenster, die zum Goldenen Gässchen hinaus blicken lassen - immerhin eine Alternative. Ansonsten besteht natürlich auch die Möglichkeit, die 300 Kronen zu bezahlen und all die anderen Objekte zu besichtigen, zu denen durch die erworbene Eintrittskarte Einlass gewährt wird, wobei vor allem der Wladislaw-Saal auch mehrere Blicke wert ist. Hier erfolgte übrigens der erste Prager Fenstersturz. Aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte. Im Goldenen Gässchen denke ich lieber an die Alchimisten mit all ihren Geheimnissen - und vielleicht auch an Franz Kafka, dessen Werke hier natürlich auch in deutscher Sprache zu erwerben sind. weiterlesen schließen
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