Pro:
Sehr interessante und auch für Neulinge der Materie geeignete Spezies
Kontra:
Recht groß, schwarz, stark behaart - Der Stoff aus dem Arachnophobiker(alb)träume sind .
Empfehlung:
Ja
Ursprünglich war es die Ex-Pharaonin, welche sich mittels Anschaffung einer Vogelspinne selbst zu therapieren gedachte. Höchst erfolgreich, wie man aus heutiger Sicht sagen muss. "Lola" markiert aber auch den Beginn meiner eigenen "Spinnen-Karriere" vor 4 Jahren und eigentlich war es auch nicht geplant, dass Merkwürden auch Pfleger von einigen Achtbeinern wird. Wiewohl ich die Tiere immer faszinierend fand und mich nicht davor ängstigte. Jedenfalls nicht sonderlich. Selbst meine holde Göttergattin hat ihre anfänglichen Berührungsängste überwunden und betüddelt die mittlerweile 8 arachnoiden Hausgenossen, beinahe genauso wie mich und unsere Katzen.
[Rendevous mit Lola | Damenwahl ]
Die Grammostola pulchra ist optisch gesehen DAS Sinnbild sämtlicher Spinnenängste und dank ihres angsteinflößenden Äußeren quasi die Personifizierung dessen, was einigen Menschen den Schlaf raubt: Lackschwarz, behaart, lange & schlanke Beine – in Relation zum Körper – und riesige Kiefer gaukeln eine Gefährlichkeit vor, die so nicht gegeben ist. Doch das weiß man insbesondere als Arachnophobiker(in) und Neuling zunächst einmal nicht.
Kaum zu glauben, dass beim Zoofachhandel und in Foren immer wieder ihr Name fällt, wenn es darum geht es mal mit einer "Anfängerspinne" zu versuchen. Wie kann eine solche Monstrosität für Einsteiger geeignet sein? Aber nun gut, wenn's denn gegen die Phobie hilft, soll's recht sein. Zudem ist mein Arbeitskollege bereits seit einigen Jahren passionierter Terrarianer, der nicht nur Spinnen, sondern auch Frösche und Chamäleons beherbergt. Er bestätigte die Informationen und riet zu einer Grammostola - entweder G.pulchra oder G.rosea/cala. Die seien unkompliziert.
Nach weiterer Recherche über ein paar Wochen hinweg tat sich ein subadultes Tier auf, dass in Frage kam. Der Anbieter – ein überregional recht bekannter Züchter – bot per Internet Pulchra-Weibchen aus eigener Nachzucht zu einem sehr akzeptablen Kurs an, der weit unter dem lag, was man in im Zoogeschäft dafür hinblättert. Zwar besteht grundsätzlich die Möglichkeit Spinnen auch über Versand zu beziehen, doch halte ich dies für unnötige Quälerei. Außerdem ist es immer besser, sofern man die Möglichkeit hat, sich vor Ort ein Bild von Tier und Anbieter zu machen. Kurzum: Lola bekam ein neues Heim.
Wissenswertes:
In ihrer ursprünglichen Heimat lebt die Art auch in menschlichen Behausungen, gerade den hiesigen Restaurantbesitzern ist sie sogar willkommen: Eine gewisse Population hält Ungeziefer aus dem Lokal fern und kann schon fast als Qualitätssiegel gelten. Wie man anhand des Steckbriefs ersehen kann, erstreckt sich die Verbreitung von Lolas Verwandtschaft von Brasilien bis hinunter nach Uruguay, welches ihr auch den Namen verleiht, da sie dort zum ersten Mal entdeckt wurde. Das Attribut „schwarz“ trägt sie verdient, das erwachsene Tier ist tatsächlich tiefschwarz nach der Häutung, wechselt jedoch bis zum nächsten Intervall allmählich in ein Schoko-Braun hinüber.
Sie gehört zu einer bodenbewohnenden und sehr langlebigen Art, 25 Jahre sind keine Seltenheit, sondern eher die Regel. Infolgedessen wachsen sie auch nur sehr langsam und erwachsen (adult) werden sie etwa mit 5 Jahren. Lola (Nachzucht von 1998) hat kurz vor dem Jahreswechsel 2003/2004 erst den Schritt in die Geschlechtsreife gemacht. Seither wächst sie auch deutlich langsamer. Sie ist ohnehin nicht gerade eine der größten Vertreter unter den Vogelspinnen und erreicht eine Körperlänge zwischen 6 und 8 cm, wobei die Spannweite ihrer Beine von 10 – 15 cm variiert.
[Wanted - Alive! | Lolas Portrait ]
Ordnung: Aranae (echte Spinnen)
Familie: Theraphosinae (echte Vogelspinnen)
Art: Grammostola pulchra
Erstmals eingeführt: Unbekannt / irgendwann um 1930
Deutsches Synonym: Schwarze Uruguay Vogelspinne
Vorkommen: von Brasilien über Chile bis Uruguay
Typus: tagaktiver Bodenbewohner / bastelt gern
Gefahrenpotenzial für den Pfleger: Niedrig
Verbreitung / Verfügbarkeit: Häufig
Nachzucht: Möglich und dementsprechend oft im Handel
Biometrische Daten (adult):
Farbe: Tiefschwarz (komplett), zeitweise schoko-braun
Abmaße (Körperlänge / diagonale Spannweite): ca. 7/15 cm
Wachstumsgeschwindigkeit: langsam
Lebenserwartung: 20 – 30 Jahre (w)
Charakter: anfängertauglich, sehr ruhig und umgänglich
Umgebungsbedingungen:
Bodengrund: Trockener Kokosmulch oder Holzraspeln
Luftfeuchtigkeit: unkompliziert – zwischen 40 und 95% rel.
Temperatur: anspruchslos - zwischen 16 und 32° C
Terrariumgröße: Mittel bis Groß (ab BTH - 30 x 30 x 20 cm / flache Bauweise)
Futter: Insekten, Würmer, auch blanchiertes Hühnerfleisch
Bepflanzung: hängend (empfohlen) – baut gern um
Behausung: Höhle aus Holz (empfohlen) oder Korkrinde
Besonderheiten:
Sie überfrisst sich gern, daher mit Bedacht füttern (etwa 1 x pro Woche), G.Pulchra ist sehr wärmeliebend und aus diesem Grunde auch oft sehr durstig, daher den Wassernapf stets gut gefüllt halten. Baut das Terrarium nach ihren Vorstellungen um, spinnt fleißig und mit wachsender Begeisterung, was ihr den Spitznamen „Hausmeisterspinne“ eingebracht hat. Feuchten Bodengrund und Zugluft mag sie nicht.
Verhalten:
Dank ihrer recht lang wirkenden Beine macht sie den Eindruck, als könne sie jeden Moment los spurten und attackieren, doch das täuscht, denn ihr Wesen ist eher ruhig und unhektisch. Sie bewegt sich für gewöhnlich bedächtig und majestätisch-gemessenen Schrittes fort. Ohne Frage kann sie aber auch anders, wer Lola einmal in Action gesehen hat, behauptet nie wieder sie sei träge. Es ist hier zweifellos eine Frage des Wollens und nicht des Könnens.
Gefahrenpotential:
Sie gehört zu den Bombardierspinnen und besitzt demzufolge auch Brennhaare zur Verteidigung in ihrem Arsenal, allerdings im Vergleich zu anderen Vogelspinnen nur sehr wenige. Lola kennt die Fachliteratur über ihre Spezies wohl sehr genau und ist ein Musterbeispiel an Freundlichkeit und die Ruhe selbst. Sie droht selten, geschweige denn dass sie je bombardiert oder gar gebissen hätte. Dabei ist der Biss von ihr einigen Berichten zufolge sehr schmerzhaft, da sie für eine mittelgroße Art, vergleichsweise enorme Chelizeren (Fänge) besitzt, die erstaunliche Fleischwunden hervorrufen können.
Die eigentliche Giftwirkung ihres Bisses ist jedoch schwach und für den Menschen als relativ harmlos zu bezeichnen. Nur Allergiker, die empfindlich gegenüber Insektengift sind, sollten es nicht drauf ankommen lassen. Wiewohl Spinnen natürlich keine Insekten sind, ist die Giftrezeptur sehr verwandt. Ein Spinnenbiss kommt von der Wirkung her in etwa einem Wespenstich gleich. Es ist nach meiner Erfahrung nahezu unmöglich eine G.pulchra durch angemessenen Umgang mit ihr soweit zu provozieren, dass sie wirklich zubeißt.
Fazit
Sie wird gern als Anfängerspinne feilgeboten und gepriesen, das stimmt auch, sofern man mit ihr respektvoll umgeht. Vom Charakter her sind sie sehr ruhig und friedlich, sie jedoch absichtlich zu ärgern ist eine verdammt schlechte Idee. Wer es schafft, dass ihn eine Grammostola beißt, hat es in 99% der Fälle nicht anders verdient. Sie ist in Sachen Umgebungsvariablen nicht sehr wählerisch und verträgt eine breite Spanne an Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Bodenbeschaffenheit. Pulchras sind recht zeigefreudige Tiere, deren abwechslungsreiche Verhaltensmuster zu beobachten dadurch nicht schwer fällt. Ideal also, um unbegründete Spinnenängste abzubauen, wenngleich Spinnen als solche natürlich keine Kuscheltiere sind. Trotz (oder vielleicht grade wegen) ihres martialischen und bedrohlich wirkenden Äußeren, ist man immer wieder erstaunt, dass das "Monster" eigentlich gar keines ist.
So Long
Der Chitinpanzer-Pharao weiterlesen schließen
Bewerten / Kommentar schreiben