Pro:
vergleichsweise hochwertige Unterhaltung
Kontra:
Leider spielt Edgar Hoppe nicht in allen Episoden mit
Empfehlung:
Ja
Ich bin ein richtiger Serienmuffel. Ich glaube, die letzte Serie, die ich so richtig mit Begeisterung verfolgt habe, war "Liebling Kreuzberg". Da haben mir natürlich insbesondere die ersten Folgen gut gefallen, deren Drehbücher noch vom seligen Jurek Becker stammten, der seinem Spezl Manne Krug die Rolle als knorziger Anwalt auf den Leib geschrieben hatte. Dann und wann schalte ich mich wohl auch in die öffentlich-rechtliche Mutter aller Soaps "Lindenstraße" ein (und sei es nur, weil Harry Rowohlt da mittut), aber ansonsten bleibt in mir alles still und kein Sturm kommt auf, wenn ich in meiner TV-Zeitschrift die Bezeichnung "Serie" lese.
Nun bestätigen aber bekanntlich Ausnahmen die Regel, und diese Ausnahme heißt bei mir "Großstadtrevier". Neue Folgen der Serie gibt's derzeit montags um 18.50 im ersten Programm der ARD zu sehen, das dritte Programm des NDR bietet mittwochs um 22.15 zusätzlich noch Wiederholungen alter Folgen. Die, die derzeit zu später Stunde gesendet werden, scheinen sämtlich aus dem Jahr 1996 zu stammen: seitdem 1986 die erste Folge über den Bildschirm flackerten, ist die Serie offensichtlich zum Dauerbrenner geworden, und die derzeit aktuelle Staffel ist laut einschlägiger Angaben unter http://www.daserste.de/revier/ bereits die 19.
Im Mittelpunkt sämtlicher Geschichten um das "Großstadtrevier" steht Streifenpolizist Dirk Matthies, gespielt von Jan Fedder, den ich wohl auf ewig mit seiner Rolle in "Das Boot" und der Frage nach Haaren in der Nase verbinden werde. Seite an Seite mit seiner Kollegin Tanja König (Andrea Lüdke) legt der ewige Junggeselle den großen Haien wie kleinen Fischen, in denen im Titelsong der Gruppe "Truck Stop" die Rede ist, das Handwerk.
Von der ursprünglichen Mannschaft des Großstadtreviers sind heute allerdings nur noch Jan Fedder, Maria Ketikidou (als Hariklia "Harry" Möller) und Till Demtrøder als Henning Schulz übriggeblieben. Edgar Hoppe - manchem vielleicht auch bekannt als die Synchronstimme der Schiffsratte Hein Blöd aus den Käpt'n Blaubär-Geschichten - als von Figurproblemen geplagter Dietmar Steiner vermisse ich dabei besonders.
Die Geschichten, die die Serie erzählt, haben alle eines gemeinsam: Es menschelt kräftig darin, und neben Episoden, in denen der jeweilige Fall und die daran beteiligten Figuren im Vordergrund stehen, stehen immer auch wieder Folgen, in denen es eher um die Interna im Großstadtrevier geht - wie zum Beispiel die stetigen Grabenkämpfe mit Kriminalrat Iversen (Lutz Mackensy, die personifizierte gute Laune in der Stimme des Werbefernsehens), dem die Beamten des Reviers wie ihre Erfolge ein steter Dorn im Auge sind. Was angenehm auffällt, ist die Tatsache, dass beileibe nicht jede Folge mit einem Happy End aufwartet - der Grundtenor der Serie ist zwar ein durchaus positiver, und das Hauptanliegen ist sicherlich auch nicht, Einblicke in den Polizeialltag zu gewähren, sondern gut zu unterhalten. Trotzdem stellt die Serie erkennbar einen gewissen Anspruch an sich selbst, und dazu gehört wohl auch, dass am Ende einer Folge nicht zwangsläufig Friede, Freude und Eierkuchen zu stehen haben: die Gewerkschaft der Polizei müsste, denke ich, mit der Serie zufrieden sein - eine bessere TV-Öffentlichkeitsarbeit für die Trachtengruppe Grün-Weiß können sich die Ordnungshüter wohl kaum wünschen.
Im Laufe der Jahre hat, so mein Eindruck, so ziemlich alles, was im TV Rang und Namen hat, ein Gastspiel im Großstadtrevier gegeben; immer wieder tauchen in Nebenrollen Gesichter auf, die man kennt - unvergessen ist mir eine Folge, in der der selige Dieter Krebs als Trickbetrüger den arglosen Hans Paetsch (oft als "Märchenonkel der Nation" gefeiert) über den Löffel balbiert.
Ich selbst verdanke der Serie übrigens sogar einen heißen Literaturtipp: Nachdem in einer Folge ("Heidehonig"), lang ist's her, immer mal wieder der Hinweis auf ein Buch mit dem schönen Titel "Kolks blonde Bräute" fiel, habe ich mir das Buch von Frank Schulz einfach mal auf Verdacht zugelegt - und das habe ich nie bereut. Das Buch gibt es übrigens auch als Hörbuch, und das wird gelesen von keinem Geringeren als Harry Rowohlt. Womit wir kurz vor Schluss sogar noch den Bogen zwischen hamburgischem Großstadtrevier und Münchner Lindenstraße geschlagen hätten.
R e s ü m e e
Dauerbrenner des gebührenfinanzierten Fernsehens, der bald ins 20. Jahr geht und den ich zwischendurch immer wieder gern sehe. Jede Folge muss ich zwar nicht sehen, und ich würde mich wohl auch nicht aus ausgesprochenen Fan der Serie bezeichnen; trotzdem ist das "Großstadtrevier" angesichts dessen, was in diesen Tagen sonst an Serienkost geboten wird, sicherlich überdurchschnittlich. weiterlesen schließen
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