Pompeji (gebundene Ausgabe) / Robert Harris Testberichte
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Pro & Kontra
Vorteile
- Das Thema könnte so schön aufgearbeitet werden
- Story, geschichtlicher Hintergrund, Spannung
- Spannende Mischung aus Geschichte & Katastrophenthriller ...
Nachteile / Kritik
- Langatmig, niveaulos, unrealistisch
- In Teilen die Konvesationen
- ... der es an Originalität manchmal erschreckend gebricht.
Tests und Erfahrungsberichte
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Der Untergang Pompejis
3Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
„Pompeji“ ist ein 381 Seiten umfassender historischer Roman von Robert Harris. Die gleichnamige englische Originalausgabe erschien im Jahr 2003. Die deutsche Übersetzung stammt von Christel Wiemken.
Inhalt
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Nach dem Verschwinden des Wasserbaumeisters Exomnius wird der junge Aquarius Marcus Attilius Primus im Jahr 79 n. Chr. als dessen Nachfolger von Rom nach Misenum gesandt. Attilius ist nun für die Aqua Augusta verantwortlich, ein gewaltiges Aquädukt, das die Städte Pompeji, Nola, Acerrae, Atella, Neapolis, Puteoli, Cumae, Baia und Misenum mit Wasser versorgt. Doch eines Tages versiegt das Wasser in der Hafenstadt Misenum und auch in den meisten anderen an das Aquädukt angeschlossenen Städten.
Während die Stimmung der Einwohner Misenums immer schlechter wird, da die Wasserversorgung durch die Obrigkeit streng rationiert wird, reist Attilius nach Pompeji, wo das Wasser noch fließt. Doch ganz in der Nähe der Stadt vermutet der Wasserbaumeister das Leck in den Leitungen des Aquäduktes.
Des Weiteren kann er in Pompeji auch Nachforschungen bezüglich seines verschwundenen Vorgängers Exomnius anstellen. Doch viele der von ihm Befragten scheinen etwas vor ihm zu verbergen. Seine Neugier führt schließlich so weit, dass der nichtsahnende Aquarius selbst Opfer eines Anschlags werden soll.
Doch sein vorrangiges Problem ist erst einmal die Reparatur der blockierten Aqua Augusta, um die von der Wasserversorgung abgeschnittenen Städte endlich wieder mit dem kostbaren Nass zu beliefern.
Währenddessen häufen sich kleinere Erdbeben und Erschütterungen. Doch noch ahnt niemand, dass der nahegelegene Vesuv kurz vor dem Ausbruch steht.
Meine Meinung
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Mit „Pompeji“ habe ich nach längerer Zeit mal wieder zu einem Roman gegriffen, der im Römischen Reich der Antike spielt.
Und wie die meisten Romane dieser Art habe ich auch „Pompeji“ gerne gelesen. Mit seiner Geschichte erweckt Robert Harris eine längst vergangene Zeit wieder zum Leben.
Das Ende des Buches steht natürlich bereits von Anfang an fest, nämlich der Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 n. Chr.. So beziehen sich die Zeitangaben der Kapitel auch alle auf den Tag des Ausbruchs des Vulkans.
Jedem Kapitel vorangestellt ist ein kurzer Abschnitt aus einem Werk über Vulkanologie, die dem Leser vermutlich erklären sollen, was gerade im Inneren des Vulkans passiert. Dies mag zwar in Bezug auf den in der Geschichte bevorstehenden Ausbruch des Vesuvs recht interessant sein, ich habe es allerdings eher als störend empfunden, da dadurch die eigentliche Geschichte stets unterbrochen wird und die Ausführungen mir auch nicht immer wirklich zur Handlung zu passen schienen.
Ansonsten hat mir der Roman aber recht gut gefallen. Insbesondere schafft es Robert Harris, dem Leser sehr gut zu vermitteln, was für ein Wunderwerk die Aqua Augusta im Grunde genommen gewesen ist und welche Bedeutung sie für das Leben der Einwohner der von ihr mit Wasser versorgten Städte des Römischen Reiches hatte. Und aus der Sicht des für sie zuständigen Wasserbaumeisters Attilius wirkt das Ganze auch sehr anschaulich.
Aus diesem Grund empfehle ich den Roman gerne weiter und vergebe als Bewertung gute drei Sterne.
Daten
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Pompeji / Harris, Robert
Wilhelm Heyne Verlag, 2005
Taschenbuch, 381 Seiten
ISBN: 978-3-453-47013-2
Preis: 8,95 Euro weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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ko123456, 25.07.2008, 15:35 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
sehr gut. Freue mich auf Gegenlesungen. Grüße!
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MasterSirTobi, 12.07.2008, 17:12 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
Da hast du dir ein SH verdient. LG MST
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Wie's die Römer, äh, Neapolitaner machten...
09.12.2006, 19:56 Uhr von
dottigross_juliaa
Halli-hallo! Ich schreibe nicht nur bei yopi, sondern auch bei dooyoo und ciao. Mein Gästebuch be...Pro:
Das Thema könnte so schön aufgearbeitet werden
Kontra:
Langatmig, niveaulos, unrealistisch
Empfehlung:
Ja
| Fakten
Titel: Pompeji
Autor: Robert Harriy
Verlag: Heyne
ISBN: 3-453-47013-3
Preis: 8,95
Seiten: 378
| (Kauf-)Lesegrund
Mein Kollege las gerade den Roman "Pompeji" und da er wusste, dass ich dieses Jahr Pompeji besucht hatte, lieh er mir das Buch. Seine Worte: "Das ist total interessant! Man erfährt, was damals passiert ist und da du dort warst, interessiert es dich bestimmt auch. Weißt du was, ich gebe es dir gleich. Ich bin zwar noch nicht fertig, aber ich habe noch so viele Perry-Rodan-Hefte aufzuholen. Ich komme gar nicht mehr hinterher."
Nun, was erfahren wir daraus? Das mein Kollege üblicherweise Perry-Rodan-Hefte liest und von dem Roman "Pompeji" total begeistert war. Spätestens hier hätte ich skeptisch sein sollen...
| Autor
Robert Harris wurde 1957 in Nottingham geboren. Nachdem er in Cambridge studiert hatte, wurde er Reporter bei BBC, Redakteur beim "Observer" und schließlich Kolumnist bei zwei namhaften Zeitungen. Er schrieb unter anderem "Der lautlose Tod", "Vaterland", "Aurora" und "Enigma". Sein neuestes Werk heißt "Imperium".
| Inhalt
Wir schreiben das Jahr 79 n. Chr. Dies sind die Abenteuer des Aquarius Marcus Attilius Primus, der mit seiner unzuverlässigen und arroganten Besatzung aufgebrochen ist, neue Wasserquellen zu erforschen und alte Wasserleitungen zu reparieren....
Na ja, ganz so wie im Raumschiff Enterprise ist es nun doch nicht. Denn eigentlich geht es hier nicht um Sience Fiction, sondern um einen "historischen Kriminalroman". Doch manche Dinge sind mir in diesem Roman aufgefallen, die nach Fiction klingen. So z.B. als der Autor vom Strand bei Herculaneum erzählt, an dem Sonnenschirme und bunte Vergnügungsboote stehen. Oder an der Stelle, an der ein Mann dem anderen den Mittelfinger zeigt.... Nun ja, darüber später mehr. Erst einmal kurz erklärt, worum es in diesem Roman geht.
Der neue Aquarius Marcus Attilius Primus stellt eines Morgens fest, dass das Wasser der Aqua Augusta nach Schwefel riecht. An anderer Stelle sterben Fische in einer Fischfarm. Die Schuld wird dem verantwortlichen Sklaven gegeben, welcher zur Strafe den Muränen zum Fraß vorgeworfen wird. Für den Sklaven kann der Aquarius nichts mehr tun, doch als er erkennt, dass die Fischfarm das Wasser aus einer "verseuchten" Leitung erhält, lässt er den Zulauf des Reservoirs schließen. Aus diesem Wasservorrat muss nun die ganze Stadt und das Umland versorgt werden. Ihm ist klar, dass er die Ursache dieser "Wasserverseuchung" finden muss, bevor der Vorrat zur neige geht. Er hat nur zwei Tage für dieses Unterfangen Zeit....
Seine Arbeit wird ihm nicht leicht gemacht. Da ist zum einen Corax, der offensichtlich etwas zu verbergen hat und ihn - den jungen Aquarius - kaum unterstützt. Zum anderen ist da der profitgierige Emporkömmling und Ex-Sklave Ampliatus, der den jungen Aquarius Marcus Attilius Primus auf seine Seite ziehen möchte. Und dann ist da noch die Vergangenheit des Aquarius, die ihm immer noch zu schaffen macht und die ihn daran hindert, sich in die hübsche Millionärstochter Corelia zu verlieben.
| Meinung zum Schreibstil
Ich muss zugeben, als ich anfing, das Buch zu lesen, nahm ich den Namen des Autors gar nicht war. So fehlten mir von Anfang an der erforderliche Respekt und die Erfurcht, die der Name "Robert Harris" in einem auslösen sollte. Das hatte allerdings einen Vorteil: Ich ging äußerst unbefangen an die Sache heran!
So fiel mir schon nach wenigen Seiten auf, dass ich einen Roman vor mir hatte, der sich durch einfache Sätze, klare Beschreibungen und einem übersichtlichen Aufbau auszeichnet. Eigentlich ein Schreibstil, der mir gefällt. Was mich während des Lesens allerdings sehr störte, waren die teils "unanständigen" Ausdrücke oder Szenen. So wird zum Beispiel von einem Mann berichtet, der "nichts ausließ, nicht einmal Tiere". - Auch die Dialoge bewegen sich auf diesem Niveau. An dieser Stelle möchte ich ein Textbeispiel wiedergeben, auch wenn es mir unangenehm ist. Doch ich möchte verdeutlichen, in welchem Stil das komplette Buch geschrieben ist.
[Quelle: Pompeji, Heyne-Verlag, S. 94] - Der Kai stank nach Kot und Fischabfällen. Unter ihnen, zwischen den Pfeilern des Piers, schwappten eine verfaulte Melone und der weiße, aufgedunsene Kadaver einer Ratte im Wasser. Ein Thema für Poeten! Plötzlich sehnte sich Attilius nach einem dieser kalten, nördlichen Gewässer, von denen er gehört hatte - dem Atlantik vielleicht oder dem Mare Germanicum, wo die Gezeiten täglich Sand und Felsen sauber spülten; einem Ort, der gesünder war als dieser lauwarme römische Teich.
Er sagte: »Wenn wir die Augusta in Ordnung gebracht haben, kann Becco meinetwegen jede Frau in ganz Italien vögeln.«
»Hast du das gehört, Becco? Dein Schwanz wird bald so lang sein wie deine Nase...«
An anderer Stelle stellt der Autor eine Szene dar, in der ein Sklave seinen Herrn massiert hat. Dazu schreibt er folgendes: "Brittius lag jetzt auf dem Rücken, und der junge Sklave hatte ihm offenbar mehr gegeben als nur eine Massage, denn sein Penis war rot und angeschwollen und zeigte auf die fette Rundung seines Bauches." [Quelle: Pompeji, Heyne-Verlag, S. 137]
Genau an dieser Stelle beschloss ich, das Buch aus der Hand zu legen und es nicht zu Ende zu lesen. Ich bin der Meinung, man hätte die einfache und manchmal deftige Art der damaligen Umgangsform anders darstellen können, als der Autor das getan hat. Ich bin sicher, einige werden das Argument vorbringen "so ging das damals eben zu" und "die Menschen waren damals eben so, das ist erwiesen". Aber das hätte man sicherlich einfallsreicher tun können, als Robert Harris das getan hat, indem er solche Szenen immer und immer wieder in ähnlicher Weise darstellte. Die Ausschweifende Lebensweise der Bevölkerung der damaligen Zeit nimmt in diesem Buch eine viel zu dominierende Rolle ein und das Thema des Vesuv-Ausbruchs wird in den Hintergrund gedrängt.
| Meinung zum Inhalt
Und somit bin ich schon mitten drin im Thema "Inhalt", der leider nicht dazu beitrug, dass mir der Roman gefiel. Ich hatte eigentlich erwartet, dass mir Informationen zum Ausbruch des Vesuvs geliefert werden, die meine Neugierde wecken würden. Ich hoffte, dass mir das Buch Dinge bestätigte, die ich in den Ausgrabungsstätten von Pompeji "live" bereits gesehen oder erfahren hatte. Aber bis zur Hälfte des Buches - also bis zu der Stelle, an der ich mit dem Lesen aufhörte - erfuhr ich nur oberflächlich, wie die damalige Wasserversorgung aufgebaut war, und dass Sklaven die Galere mit Muskelkraft in Bewegung setzten. Dafür erfuhr ich jedoch, welchen Freizeitaktivitäten die Menschen damals nachgingen. So erzählt der Autor z.B., dass am Strand von Herculaneum Sonnenschirme aufgestellt waren und man die Reichen dort liegen sehen konnte. Außerdem schwammen Vergnügungsboote im Wasser und Kinder spielten im Sand. Solche Beschreibungen fand ich unrealistisch. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Menschen der damaligen Zeit ein Sonnenbad nahmen. Viel mehr vermute ich, dass sie sich im kühlen Inneren des Hauses aufhielten, wenn draußen die Mittagshitze brannte. An anderer Stelle zeigte ein Mann einem anderen den Mittelfinger. Mittelfinger? Man(n) soll schon 79 n. Chr. den Mittelfinger gezeigt haben??? Auch wenn ich nichts Gegenteiliges beweisen kann, möchte ich diese Behauptungen doch anzweifeln. Auf jeden Fall stießen mir diese Abschnitte unangenehm auf und es gab immer wieder ähnliche Stellen, an denen ich den Kopf schüttelte und mir die Lust am Weiterlesen verging.
Nach etwa der Hälfte des Buches hatte sich immer noch nichts Nennenswertes ereignet und die Story fing an, mich zu langweilen. Ich schloss das Buch und gab es meinem Kollegen zurück. Aufgrund dieser kurzen Erfahrung, dürfte ich wohl keinen Erfahrungsbericht verfassen. Aber nachdem ich nur die Hälfte des Buches gelesen hatte, war meine Meinung ganz klar festgelegt: dieses Buch ist Mist! Es ist sowohl stilistisch als auch inhaltlich dümmlich, niveaulos und nicht einmal als leichte Lektüre am Strand von Caorle geeignet. Jeder Groschen-Liebesroman ist ästhetischer, gefühlvoller und unterhaltsamer als dieses Buch. Wer sich für die Geschichte Pompejis und des Vesuvs interessiert, wird hier meiner Meinung nach enttäuscht. Da ziehe ich jedes langatmige Sachbuch diesem Schundroman vor. Und auch wenn ich hier vielen anderen Yopi-Autoren widersprechen muss (aua, schlagt mich nicht!), die von dem Buch begeistert waren, weil es angeblich fesselnd und spannend sei, so kann ich absolut keine Kaufempfehlung aussprechen.
| Fazit
Auf meiner Homepage gibt es eine Bücherwurm-Liste. Unter "Ab in den Müll damit" landet ab sofort auch dieser Roman.
In diesem Sinne... alles bleibt anders... Eure Dotti
[...auch bei ciao und dooyoo unter ähnlichem Nick tätig ;-) ] weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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willibald-1, 13.12.2006, 15:11 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
Ich kenne das als Hörbuch und fand es total klasse!
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Macht und Wasser am Fuße des Vesuvs
19.11.2005, 10:13 Uhr von
rider-of-apocalypse
ich hätet gerne einen Dodge, nen neuen Rechner, ein neues Notebook, eine Eigentumswohnung oder ei...Pro:
Stoty, Stil, ...
Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Seit ich vor mehreren Jahren den Roman VATERLAND von ROBERT HARRIS las, zähle ich diesen Roman zu meinen absoluten Lieblingsromanen und so war es dann auch wenig verwunderlich, dass ich mir nach und nach auch die übrigen Romane dieses Autoren kaufte (und natürlich auch las).
Zuletzt las ich den jüngsten Roman dieses Autoren, der den Titel POMPEJI trägt und der nun auch Thema meines heutigen Beitrags sein soll.
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ALLGEMEINES
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ROBERT HARRIS, im Jahre 1957 in Nottingham geboren, studierte in Cambridge, bevor er als Reporter bei der BBC, Redakteur beim "Observer" und Kolumnist bei der "Sunday Times" und beim "Daily Telegraph" arbeitete. Im Jahre 2003 erhielt er als bester britische Kolumnist den "British Press Award".
Neben mehreren Sachbüchern verfasste der mit Ehefrau und vier Kindern in Berkshire lebende ROBERT HARRIS folgende Romane (nicht chronologisch sortiert):
- VATERLAND
- ENIGMA
- AURORA
- POMPEJI
Seinen Roman POMPEJI (sowohl deutscher, als auch Originaltitel) veröffentlichte ROBERT HARRIS im Jahre 2003, die deutschsprachige Ausgabe erschien nur wenig später im Verlag Wilhelm Heyne und ist meines Wissens bisher nur in einer gebundenen Ausgabe erhältlich, die um etwa 22,00 € kosten dürfte.
Ich habe diesen Roman, wie so viele andere auch, bei www.ebay.de ersteigert und wurde so Besitzer einer ungekürzten Lizenzausgabe für "Der Club".
Titel: Pompeji
Originaltitel: Pompeji
Autor: Robert Harris
Jahr (Originalausgabe):
Jahr (deutschspr. Ausgabe):
Verlag: Wilhelm Heyne
Seitenzahl: 379
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INHALT
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Golf von Neapel, 79 nach Christi
Nach dem Verschwinden von Exomnius, dem für das Aquädukt Aqua Augustus zuständigen Aquarius (Wasserbaumeisters) entsendet Rom mit Attilius einen jungen Nachfolger in die Region am Fuße des Vesuvs.
Kaum im Amte muss Attilius auch schon feststellen, dass sich ein Wasserreservoir nur noch sehr spärlich füllt und auch scheint das Wasser in ungewöhnlichem Maße Schwefel zu enthalten. Nur wenig später bricht dann auch die Wasserversorgung mehrerer Städte in der Region zusammen und so muss der Aquarius nun schnellstmöglich die Ursache finden und die Wasserversorgung wiederherstellen.
Aufgrund der Berichte, die ihn aus den umliegenden Städten erreichen, kann er den Schaden an der Aqua Augusta räumlich eingrenzen und der schnellste Weg in diese Gegend führt über Pompeji. Da der Seeweg die schnellste Verbindung nach Pompeji darstellt, bittet er den Kommandanten der römischen Seestreitkräfte, Plinius, um ein Schiff, das ihn von Misenum nach Pompeji bringen soll und diesem Wunsch kommt Plinius auch nach, obwohl Corax, Attilius Vorarbeiter, die gesamte Fahrt für unnötig hält und dieses auch bei jeder sich bietender Gelegenheit kund tut.
In Pompeji angekommen muss Attilius zunächst Material und auch Arbeitskräfte organisieren, die benötigt werden um das Aquädukt zu reparieren. Unerwartete Hilfe erhält er dabei von Ampliatus, einem ehemaligen Sklaven, der nach dem Tod seines Herrn die Freiheit erlangte und der durch Immobilienspekulationen nach dem siebzehn Jahre zurückliegenden, verheerenden Erdbeben in Pompeji zu immensem Reichtum und Macht gekommen ist. Dieser stellt ihm sowohl ausreichend Material, als auch einen Trupp seiner Sklaven zur Verfügung, was aber nichts an der offenkundigen Abneigung der beiden Männer ändert.
Während Attilius auf die Rückkehr von Corax, den er losgeschickt hat um den beschädigten Teil der Aqua Augusta zu suchen, wartet, versucht er, das Verschwinden seines Vorgängers, der in Pompeji lebte aufzuklären, doch außer einem Chaos von Papieren, das er bereits in seiner Dienstunterkunft in Mesinum vorgefunden hat, kann er keine neuen Erkenntnisse gewinnen.
Während Attilius mit seinen Arbeitern aufbricht, ohne auf den noch immer nicht zurückgekehrten Corax zu warten, beschließt Plinius in Mesinum ein Wasserreservoir für kurze Zeit zu öffnen, wobei er auf einen in einen im Reservoir versteckten enormen Geldbetrag findet, den nur Exomnius dort versteckt haben kann.
Attilius und seine Arbeiter können die beschädigte Stelle des Aquädukts schnell in unmittelbarer Nähe des Vesuvs entdecken, wobei der Aquarius zu seiner Überraschung feststellt, dass die Aqua Augusta hier nicht aufgrund eines Einsturzes verstopfte, sondern sich vielmehr der Boden gehoben zu haben scheint.
Während Attilius und seine Arbeiter damit beginnen, die Aqua Augustus zu reparieren, taucht plötzlich Corlia, die Tochter Ampliatus an der "Baustelle" auf und warnt ihn, dass ihr Vater seine Ermordung in Auftrag gegeben hat. Auch bringt sie Unterlagen ihres Vaters mit, die zu belegen scheinen, dass Ampliatus seinen Vorgänger bestochen hat.
Obwohl er sich zu Corelia hingezogen fühlt, schickt der Aquarius sie wieder zurück nach Pompeji und als die Reparatur erfolgreich beendet ist, beschließt Attilius, noch den nahe gelegenen Vesuv zu erkunden und noch bevor er sich darüber wundern kann, dass er auf keinerlei Tiere trifft, entdeckt er in einer Senke die Leiche seines Vorgängers. Doch auch an der Leiche kann er, obwohl diese bereits mehrere Tage in der Senke liegen muss, keinerlei Lebewesen, nicht einmal die sonst üblichen Insekten, entdecken. Plötzlich erscheint auch Corax, der offensichtlich von Ampliatus den Auftrag erhielt, Attilius zu töten, doch bevor es zum Kampf kommt, bricht auch Corax tot zusammen, so dass Attilius erkennt, dass sich in der Senke giftige Gase gesammelt zu haben scheinen.
Nun endlich erkennt Attilius, dass der Vesuv unmittelbar vor einem verheerenden Ausbruch steht, der auch nur kurze Zeit später beginnt.
Während sich bereits Massen von Geröll und Asche vom Vesuv über die umliegenden Städte ergießen, begeben sich der naturwissenschaftlich interessierte Plinius und Attilius wieder in das besonders in Mitleidenschaft gezogene Pompeji um neben Corelia auch eine umfangreiche Bibliothek zu retten ...
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ANMERKUNGEN
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Mit POMPEJI schuf ROBERT HARRIS einen Roman, den ich als eine Art Geschichtsthriller bezeichnen würde. Mit dem Ausbruch des Vesuvs im Jahre 79 und der daraus resultierenden Zerstörung Pompejis bediente er sich eines realen geschichtlichen Ereignisses und wählte dies als Hintergrund für seine Geschichte, die in den letzten vier Tagen (22. bis 25. August) um diesen Vulkanausbruch (beginnend am zwei Tage vor und endend am letzten Tage des Ausbruchs) spielt.
Dabei schaffte es der Autor mich nicht nur von der ersten Seite an, mich mit seiner Geschichte zu fesseln, sondern auch mich zu faszinieren. Die Wasserversorgung der Römer an sich ist schon faszinierend und der Umstand, dass Fließgeschwindigkeit und Druck präzise berechnet wurden, aber auch das Erkennen der Bedeutung einer funktionierenden Wasserversorgung zu einer Zeit, in der eine heute lächerliche Entfernung von 60 Meilen noch in Tagesmärschen angegeben wurde, steigert diese Faszination noch mehr und hätte wohl bereits genug Stoff für eine Roman geliefert.
Die geschilderten Intrigen des Ampliatus, der einen Beamten (den Aquarius) besticht um Wassersteuer zu sparen, lassen sich mit nur kleinen Variationen so ebenso in die heutige Zeit transportieren wie der geschilderte Aufbau des nach dem Erdbeben zerstörten Pompeji mit Geld, dass eigentlich gar nicht vorhanden war. Selbiges gilt auch für den Einfluss und die Abhängigkeit, der Stadtoberen von Ampliatus, die im Wesentlichen der gegenseitigen Abhängigkeit von Staat und Industrie/Kapital entspricht und so könnte man POMPEJI durchaus auch, zumindest teilweise, als historischen Politthriller bezeichnen.
Daneben kann aber auch die beschriebene Machtlosigkeit der Menschen mit all ihren Errungenschaften gegenüber den Naturgewalten, hier in Form des Ausbruchs des Vesuvs, auf recht beängstigende Weise faszinieren, zumal diese Hilflosigkeit ja auch heute noch besteht, wie uns Erschreckende Naturereignisse in der letzten Zeit demonstriert haben.
Als faszinierend empfand ich aber auch die zahlreichen Details, die ROBERT HARRIS in seine Geschichte einarbeitete. So beschreibt er beispielsweise die Speisefolge bei einem Essen im Hause des zu erheblichen Wohlstand gekommenen ehemaligen Sklaven Ampliatus (heute würde man ihn wohl als neureich bezeichnen), bei der neben einem mit lebenden Vögeln gefülltes gebratenes Schwein und in Honig frittierten Mäusen auch eine Muräne, die zuvor einen Menschen gefressen hat, gereicht wird.
Überhaupt ist Ampliatus einer der für mich interessantesten Charaktere des Romans. Angefangen von seiner niederen Herkunft als Sklave, die ihm immer wieder bewusst gemacht wird, die er aber auch nicht immer verleugnen kann, angetrieben von der Gier nach Geld und Macht, aber auch der Rache an der Familie seines früheren Herrens ist er mit seinem Festhalten an Pompeji und der fehlenden Akzeptanz durch die Oberschicht (bzw. der mit seiner Macht aufgezwungenen Akzeptanz) ist er schon fast eine tragische Figur.
Aber auch viele der übrigen Charaktere schienen mir sehr interessant. Ob es sich dabei nun um den naturwissenschaftlich interessierten Kommandeur der Seestreitkräfte Plinius, die aufsässige Tochter Corelia oder aber den sich Rom und der Familientradition verpflichtet fühlende Aquarius Attilius (der ja letztlich die eigentliche Hauptfigur ist) handelt, sind nicht nur Orte und Begebenheiten, sondern eben auch die Personen hervorragend beschrieben.
So schaffte es ROBERT HARRIS dann auch gerade mit seinen gelungenen Darstellungen und Beschreibungen, dass ich mich schnell in Ort und Zeit der Story hineinversetzen konnte.
ROBERT HARRIS gliederte die 379 Seiten seines Roman POMPEJI in vier Abschnitte, die jeweils einen Tag der Ereignisse beinhalten. Diese Abschnitte sind wiederum in Kapitel untergliedert, die jeweils mit der Uhrzeit des jeweiligen Tages und einem Zitat (häufig aus Literatur über Vulkanausbrüche im Allgemeinen und über den beschriebenen Ausbruch im Speziellen) eingeleitet werden.
Für seinen Roman wählte der Autor eine sehr angenehm und flüssig zu lesende Sprache und einen Stil, der es mir jederzeit möglich machte, mich in die Story hineinzuversetzen und dieser zu folgen. Die detaillierten Beschreibungen von Personen, Orten und Zusammenhängen tragen dabei viel zum Verständnis und zur Nachvollziehbarkeit der Geschichte bei und langweilen nicht in einer einzigen Zeile.
Ein kleine bemerkenswerte Randnotiz sei mir an dieser Stelle noch gestattet. Unmittelbar vor POMPEJI von ROBERT HARRIS las ich DAS ZWEITE GEDÄCHTNIS von KEN FOLLETT und obwohl sich beide Romane in ihrer Handlung auf den ersten Blick recht deutlich unterscheiden, so bemerkte ich schnell einige Parallelen. Abgesehen davon, dass in beiden Romanen eine Form von Intrigen vor dem Hintergrund eines realen geschichtlichen Ereignisses thematisiert wurde (nur eben in völlig unterschiedlichen Zeiten), schildern beide Romane eine Zeitspanne von nur wenigen Tagen und auch die Einleitung der einzelnen Kapitel mit Nennung der Uhrzeit und einem zur Grundthematik passenden Zitat sind einander sehr ähnlich.
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LESEPROBE
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In der Piscina mirabilis war das letzte Wasser abgeflossen, und das große Reservoir war leer - ein seltener Anblick. Das letzte Mal war das vor einem Jahrzehnt der Fall gewesen; damals war das Becken zum Zwecke der Erhaltung entleert worden, damit die Sklaven den abgesetzten Schlamm herausschaufeln und die Wände auf Risse untersuchen konnten. Plinius hörte aufmerksam zu, als ihm der Sklave das Funktionieren des Systems erklärte. An technischen Dingen war er immer interessiert.
"Und wie oft geschieht das?"
"Etwa alle zehn Jahre, Befehlshaber."
"Also wäre es bald wieder fällig gewesen?"
"Ja, Befehlshaber."
Sie standen auf den Stufen des Reservoirs, ungefähr auf halber Höhe - Plinius, sein neffe, sein Sekretär Alexion und der Wassersklave Dromo. Plinius hatte befohlen, dass nichts verändert werden sollte, bis er eingetroffen war, und ein Seesoldat stand an der Tür Posten und verwehrte Unbefugten den Zutritt. Aber die Nachricht von der Entdeckung hatte sich verbreitet , und auf dem Platz hatte sich die übliche neugierige Menge eingefunden.
...
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FAZIT
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Von der ersten Seite an empfand ich POMPEJI von ROBERT HARRIS als gleichermaßen fesselnd wie faszinierend und es fiel mir schwer, den Roman aus der hand zu legen.
Ich spreche hier also letztendlich eine uneingeschränkte Empfehlung aus und urteile mit einem klaren SEHR GUT ! weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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Doro1975, 03.12.2005, 22:52 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
Uii, das klingt gut. Werde ich mir mal merken. LG Doro
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anonym, 20.11.2005, 13:22 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
Sehr Hilfreich :o) Einen schönen Sonntag wünsch ich Dir noch.
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Nightmare, 19.11.2005, 10:28 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
Wie Ich finde, ist dir dieser Bericht gelungen. <br/>Ich Bewerte dein Bericht mit Sehr Hilfreich, <br/>weil er mir gut gefallen hat. <br/>Wenn du Interese am Yopi-Forum haben solltes <br/>dann schau doch mal rein bei uns,melde dich mit <br/>deinem Yopi N
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Fesselnder Thriller!!!
31.05.2004, 21:31 Uhr von
JustOliver
Momentan fast nur bei Trivago. Super interessant, schaut doch mal vorbei!!!Pro:
Story, geschichtlicher Hintergrund, Spannung
Kontra:
In Teilen die Konvesationen
Empfehlung:
Ja
Geschichte find ich nicht nur interessant, wenn es darum geht, Geo-Hefte zu lesen. Auch mag ich es sehr, wenn Krimis oder sonstige Bücher, die ich gerne lese, vor geschichtlichem Hintergrund spielen. Diese Vorliebe ließ mich schon vor einigen Jahren ein großer Fan von Robert Harris werden. Nun habe ich gerade sein neustes Werk durch und bin davon sehr beeindruckt.
BISHERIGE BÜCHER VON R. HARRIS
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Harris ist dafür bekannt, dass er seine Bücher vor geschichtlichem Hintergrund spielen lässt. Weltruhm errang er mit seinem Buch Vaterland, in dem ein Kriminalfall vor dem Hintergrund aufgebaut wird, dass Deutschland den Krieg gewonnen hat und Hitler immer noch an der Macht ist. Dieses Buch wurde auch verfilmt, ist als Film jedoch nur mittelprächtig. Auch sein 2. Werk Enigma, ein Thriller vor dem Hintergrund der Entschlüsselung des Geheimcodes der deutschen U-Boote im 2. Weltkrieg, wurde im letzten Jahr verfilmt. Vorgänger des nun vorliegenden Buchs war Aurora, das mir persönlich am wenigsten gefallen hat.
INHALT
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Pompeji ist ein Thriller vor dem Hintergrund der letzten 2 Tage von Pompeji. Im Mittelpunkt der Story steht der Wasserbaumeister Attilus, der in Misenum für die Funktionstüchtigkeit der Aqua Augusta, einem Aquädukt, verantwortlich und ersetzt seinen verschollenen Vorgänger Exomnius. Nach einer gescheiterten morgendlichen Expedition zum Finden einer Wasserader, wird er von der Tochter des Ampliatus, einem früheren Sklaven und heute jedoch sehr wohlhabenden Bürger Misenums, zum Hause des Ampliatus gerufen. Dort soll ein Sklave hingerichtet werden, da er dafür verantwortlich gemacht wird, dass in einem Fischteich sämtliche MEERBARBEN verendet sind. Attilus findet heraus, dass dieses an einem überhöhten Schwefelanteil im Wasser liegt, doch kommt diese Erkenntnis für den Sklaven zu spät. Bei seinen Nachforschungen hinsichtlich der Verunreinigungen des Beckens entdeckt er, dass das Aquädukt ein Leck haben muss, denn das Wasserreservoir Misenums läuft langsam leer. Er lokalisiert den Schaden in der Nähe Pompejis, und begibt sich mit seinen Handwerkern am nächsten Tag dorthin. Bei seiner Suche nach Unterstützung trifft er erneut auf Ampliatus, der auch in Pompeji sehr einflussreich ist und die Machthaber der Stadt in seiner Hand hat. Ampliatus hilft Attilus, deutet jedoch an, dass er sich gerne mit Attilus auf illegale Weise arrangieren möchte, um die Wasserversorgung seiner vielen Bäder in Pompeji zu sichern. Attilus lehnt ab und beginnt zu ahnen, was zu dem Verschwinden seines Vorgängers geführt haben mag. Gleichzeitig beauftragt Ampliatus einen Mann, Attilus zu töten. Dieser erhält jedoch Unterstützung von Ampliatus Tochter. Die Zuspitzung der Ereignisse beginnt....
SCHREIBWEISE
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Das Buch ist faszinierend und man lernt so viel mehr als nur die Geschichte dabei. Wahnsinnig interessant sind die Darstellung zur Baukunst der Aquädukte. Faszinierend auch die Auszüge aus Vulkanologie-Lexika zu Beginn jedes Kapitels, mittels derer der Leser vieles über Vulkane und auch vieles über den Ausbruch des Vesuvs in Pompeji lernt. Hier macht sich bezahlt, dass Harris sich stets um intensive Recherche für seine Bücher bemüht. Somit sind sie mehr als nur unterhaltend sondern der Leser lernt dabei noch eine ganze Menge.
Faszinierend ist auch die Art und Weise, wie Harris Spannung aufbaut. Denn im Grunde gibt es zwei Höhepunkte. Zum einen die Lösung des mysteriösen Verschwindens des Aquarius. Dieses wird gelöst, wo der Leser jedoch noch gut 100 Seiten vor sich hat. Die Spannung baut jedoch nicht ab, denn nun weiß der Leser, dass der Vulkanausbruch kurz bevorsteht. Und man fiebert mit, ob es dem Held gelingt, sich zu retten. Dies wird unterstützt durch eine beeindruckend authentische Darstellung des Vulkanausbruchs. Somit konnte ich die letzte Etappe des Buchs gar nicht unterbrechen und habe sie in einem weg gelesen, völlig versunken in den Schilderungen des Autors.
Sprachlich ist das Buch recht einfach zu lesen. Hier mache ich eigentlich den einzigen Kritikpunkt fest, denn Harris bedient sich teilweise sehr trivialer Kommunikation zwischen seinen Figuren, die mir manchmal ein wenig zu modern für die Zeit der Handlung war.
ALLGEMEINE DATEN
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Verlag Heyne
ISBN: 3-453-87748-9
379 Seiten Hardcover
20,-- Euro
FAZIT
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Absolut lesenswert und damit eine unbedingte Empfehlung. Das Buch ist fesselnd vom Anfang bis zum Ende, nicht nur durch die Handlung, sondern auch durch die vielen interessanten Dinge, die der Leser beim Lesen lernen kann. Wer auf Bücher mit einem gewissen Anspruch steht und geschichtlich interessiert ist, findet hier ein Buch, das aus meiner Sicht seines Gleichen sucht. weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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Vor den Göttern sind alle gleich: tot
25.05.2004, 00:56 Uhr von
Hindenbook
Das wär's 'dank' der neuen AGB für mich bei Yopi.de. Mit der Einstellung der 'Zahlungen' kann ich...Pro:
Spannende Mischung aus Geschichte & Katastrophenthriller ...
Kontra:
... der es an Originalität manchmal erschreckend gebricht.
Empfehlung:
Ja
Kurzkritik für Ungeduldige
Im Jahre 79 n. Chr. beherrscht das Römische Imperium die bekannte Welt. Der neue Kaiser Titus ist stolz darauf, über ein hochzivilisiertes Reich zu herrschen. Da kommt es im Südwesten Italiens zu einem peinlichen Zwischenfall: Der große Viadukt, die "Aqua Augusta", versiegt. Der Wasserbaumeister Attilius erkennt, dass sich eine Katastrophe abzeichnet: Der nahe gelegene Vulkan Vesuv ist keineswegs erloschen, sondern steht kurz vor einem Ausbruch, der die dicht besiedelte Region völlig überraschen wird. Alle Warn- und Gegenmaßnahmen kommen indes zu spät; die antike Welt geht zumindest am Golf von Neapel unter ... - Mischung aus Historien- und Katastrophenroman, in beiden Bereichen sorgfältig recherchiert, angenehm sachlich und doch stimmungsvoll geschrieben. Manchem Leser (bzw. mancher Leserin) mag die obligatorische Liebesgeschichte zu kurz kommen, aber Robert Harris konzentriert sich auf die Tage vor und nach der berühmten Eruption, die Weltgeschichte schrieb. Keineswegs das von der Werbung behauptete Literaturereignis, aber immerhin eine spannende, lesenswerte Geschichte.
Inhalt
Nur wenige Tage nach seiner Ankunft in der süditalienischen Hafenstadt Misenum wird der junge Marcus Attilius Primus auf eine harte Probe gestellt. Aus Rom hat man den Wasserbaumeister in die Provinz geschickt, um dort die Aqua Augusta zu warten. Der gewaltige Aquädukt versorgt gleich neun Städte im Umfeld des Berges Vesuv mit dem nötigen Wasser. In der heißen und trockenen Region stellt er die Lebensader dar.
Doch in diesem August 79 n. Chr. versiegt die Aqua Augusta plötzlich. Eine Katastrophe für besagte Städte, aber auch für Attilius' Karriere, bekommt er das Problem nicht umgehend in den Griff. Gaius Plinius, der Befehlshaber der römischen Westflotte, die in der Bucht von Neapel stationiert ist, fordert umgehend Abhilfe. Der fähige Politiker und berühmte Universalgelehrte fürchtet den Zorn des jungen Kaisers Titus, der auf Zwischenfälle wie diesen gewalttätig zu reagieren pflegt.
Aber in Plinius gewinnt Attilius trotzdem einen Verbündeten. Der junge Mann fasziniert ihn mit einer gewagten Theorie: Der Aquädukt muss unterhalb des Vesuv gebrochen sein. Seit vielen Jahren schweigt dieser Vulkan. Immer näher sind ihm die Siedlungen gekommen. Zeichnet sich jetzt ein neuer Ausbruch ab? Plinius findet gewisse Anzeichen. Attilius soll vor Ort die Situation prüfen und natürlich die Wasserleitung reparieren.
Mit seinem Team macht sich der Wasserbaumeister nach Pompeji auf. In Sichtweite des Vulkans beunruhigen seit einiger Zeit leichte Erdstöße die Bevölkerung. Die korrupte Stadtregierung fürchtet allerdings eher die Aufdeckung der Tatsache, dass sie seit langer Zeit im Bund mit Attilius' Vorgänger die Aqua Augusta heimlich anzapfen lässt. Sie trägt daher Sorge, dass der Wasserbaumeister Misenum nicht mehr erreicht. Der geplagte Mann merkt bald, dass er um sein Leben fürchten muss, doch diese Erkenntnis ist nichts gegen die Entdeckung, dass der Vesuv kurz vor einem gewaltigen Ausbruch steht. Alle Warnungen kommen zu spät, und so nimmt das apokalyptische Geschehen seinen Lauf ...
Handlung
Obwohl auf unserer Erde eine erkleckliche Anzahl ruhender und tätiger Vulkane existiert, gibt es eigentlich nur zwei historische Ausbrüche, die sich in die Annalen förmlich eingebrannt haben. Der eine ereignete sich 1883, als die indonesische Insel Krakatau in die Luft flog und 36.000 Menschen in den Tod riss; der Knall war noch in vielen tausend Kilometern Entfernung vernehmbar.
Der andere war die Eruption des Vesuv 79 n. Chr. Nicht nur die Zahl der Opfer förderte die Überlieferung. Die Katastrophe ereignete sich praktisch im Herzen des Römischen Reiches, d. h. in einem bemerkenswert zivilisierten Land, und vernichtete blühende Metropolen. Deshalb wurde sie zur Kenntnis genommen, genau untersucht und beschrieben. Fast zwei Jahrtausende später kam unter der erstarrten Lava und Asche zudem das nicht vollständig vernichtete, sondern vor allem verschüttete Pompeji wie aus einer Zeitkapsel wieder zum Vorschein und enthüllte eine buchstäblich versunkene antike Welt.
Pompeji war wieder im Munde der Zeitgenossen. So ist es bis heute geblieben; die ausgegrabenen und konservierten Ruinen können besichtigt werden. Sie bilden den Schnappschuss einer Geschichte, der am 24. August 79 abrupt fixiert wurde. Dabei spielten sich unbeschreibliche menschliche Dramen ab, von denen wir ebenfalls wissen: Immer wieder fanden die Archäologen in den Trümmern von Pompeji Hohlräume. Ausgegossen mit Gips, stellten sie sich als Negativabdrücke von Leichen dar - Bürger der Stadt, die von der Lava oder der heißen Asche überrascht und im Augenblick ihres gewaltsamen Todes detailgetreu konserviert wurden. Wer diese gruseligen Abgüsse einmal gesehen hat, vergisst sie nicht mehr.
Die Präsenz der Katastrophe und der mit ihr verbundenen Schicksale bilden die eine Quelle, aus der Robert Harris schöpfen kann. Dazu kommt die historische Bedeutung des Ereignisses. Zumindest innerhalb ihrer Grenzen fühlten sich die Römer als Herren der Welt. Militärisch waren sie stark, aber Technik und Wissenschaft gediehen ebenfalls. Die Aqua Augusta war nur Teil eines ausgeklügelten Systems von Aquädukten, die Wasser noch in die entferntesten, unwirtlichsten Regionen des Reiches brachten und dadurch dessen Besiedlung und Expansion überhaupt erst ermöglichten.
Der römische Mensch hatte sich scheinbar die Natur untertan gemacht und war stolz darauf. Aus solchem Stolz erwuchs zu allen Zeiten Überheblichkeit, was zur Fehleinschätzung von Situationen führte, selbst wenn man es besser wissen müsste. Obwohl die Naturwissenschaft im ersten nachchristlichen Jahrhundert noch in den Kinderschuhen steckte, wussten römische Forscher - hier repräsentiert durch den historischen Plinius - schon einiges über mögliche Ursachen und vor allem Vorzeichen für Erdbeben und Vulkanausbrüche. Es wollte nur niemand wirklich wissen, denn so etwas konnte doch im Imperium einfach nicht geschehen!
Die Trägen und Selbstgerechten wurden eines Besseren belehrt - und schwer erschüttert. Wie konnten die Götter Pompeji untergehen lassen? Nie mehr wurde dieses Naturereignis vergessen. Zwar siedelten Menschen wieder am Vesuv, aber sie achteten nunmehr besser auf warnende Vorzeichen. Eine Katastrophe wie die von 79 ist daher trotz neuerlicher Ausbrüche ausgeblieben.
Eine starke Kulisse hat sich Robert Harris klug für seine Geschichte ausgesucht. Diese füllt den Rahmen freilich nur bedingt aus, wie die Kritik moniert. Ob man ihr zustimmt, kommt auf den Standpunkt an. Harris erzählt eine spannende, vorzüglich recherchierte Story. Er rekonstruiert die zeitgenössische römische Welt mit enormer Anschaulichkeit. Fragt sich nun, ob das schon den eigentlichen Zweck erfüllt: zu unterhalten nämlich.
Diese Intention schein für einen Harris-Roman zu wenig zu sein. Seit "Fatherland" (1992, dt. "Vaterland") ist Robert Harris ein Bestsellerautor. Dies soll er für die Verlagswelt tunlichst bleiben, so dass jedes neue, potenziell einträgliche Werk von einem unerhörten Werberummel begleitet wird. Kein Harris-Werk nach "Vaterland" rechtfertigt diesen Aufwand wirklich, aber alle sind sie auf die Bestsellerlisten gepusht worden. "Pompeji" ist da keine Ausnahme.
Macht man sich frei von der Vorstellung, ein "bedeutender" Autor verkaufe sich dieses Mal unter Wert, und akzeptiert die Realität, dass Harris ein guter Handwerker, aber nicht mehr ist, bereitet die Lektüre von "Pompeji" viel Vergnügen. Harris kennt sich aus, er benutzt (oder missbraucht) die Vergangenheit nicht als exotische Staffage. Seine Erzählung kann sich so nur am Golf von Neapel Anno 79 ereignen. Dem Leser ist das bald klar. Von Geschichte muss er (oder sie) keine Ahnung haben. Harris liefert alle erforderlichen Fakten - wiederum als Element der Handlung.
Der Ton ist nüchtern, fast sachlich. Die Ereignisse sprechen ohnehin für sich. Eine schmalzige Lovestory zwischen prasselnden Magmabrocken bleibt fast gänzlich aus. Sie existiert in Ansätzen, wirkt aber eher jenen Teilen des Publikums geschuldet, die angeblich darauf bestehen. Dem apokalyptischen Geschehen eingeflochten ist weiterhin ein kriminalistischer Subplot. Der wäre allerdings tatsächlich nicht unbedingt nötig gewesen, aber gab es nicht auch auf der sinkenden Cameron-"Titanic" eine Verfolgungsjagd samt Schießerei ...?
Es gibt da halt das traditionelle Problem des Katastrophenromans (oder -films): Das Geschehen spitzt sich auf den buchstäblichen finalen Knall zu, darf sich aber nicht darauf beschränken, weil selbst ein Vulkanausbruch keine mehrhundertseitige Handlung allein tragen kann. Seit jeher müssen daher Intrigen, Liebesgeschichten und ähnliche zwischenmenschliche Verwicklungen das Publikum bei Laune halten, das indes mit steigender Ungeduld auf das versprochene Inferno wartet. Bricht es dann herein, werden die bisher verfolgten Handlungsstränge Nebensache. Auch in "Pompeji" regiert ab Seite 291 nur noch der Vesuv. Er schürzt den Handlungsknoten bzw. löst die meisten Figuren in heißer Lava auf. Irgendwann verlässt die Geschichte die beiden Hauptdarsteller; ihr Schicksal ist nicht mehr wichtig angesichts des gewaltigen Untergangs-Panoramas.
Figuren
Salopp lässt es so ausdrücken: Weil der Vesuv die eigentliche Hauptfigur ist, konnte sich Verfasser Harris die Arbeit an den menschlichen Protagonisten einfach machen. Oder fällt es nur Ihrem Rezensenten auf, dass Wasserbaumeister Attilius eine leicht variierte Version des Film-"Gladiators" Maximus ist? Freilich war bereits der ein Bündel personifizierter Klischees: ein durch und durch redlicher, unbestechlicher Mann mit erzharten ethischen Grundsätzen, der sich so beim verderbten Establishment unbeliebt macht und um sein Leben kämpfen muss, während er gleichzeitig eine wichtige Mission erfüllt. Dies ist in diesem Fall ganz klassisch die Rettung einer schönen Frau. Eine weitere Parallele: Auch Attilius hat gar tragisch seine Familie verloren und ist ein gebrochener Mann, bis ihn eine neue Liebe aus seinem Elend erlöst.
Nicht gerade ein Charakter mit Ecken und Kanten. Glücklicherweise geht Attilius einem interessanten Job nach und reist an gefährliche Orte. Zu ihrem Pech kann uns die schöne Corelia mit solchen Attraktionen nicht ablenken. Ihr bleibt nur die - immerhin zeittypische - Rolle der aufmüpfigen jungen Frau mit Grips in einer chauvinistischen Männergesellschaft. Sie darf sich hier und da gegen den bösen Vater auflehnen und geistige Selbstständigkeit demonstrieren, aber es kommt dann doch der Punkt, an dem sie auf männliche Rettung - hier durch Attilius - warten muss.
Ein Spiel wie dieses benötigt natürlich einen Bösewicht. Da haben wir die im antikrömischen Ambiente stets beliebten dekadenten Adligen, die es sich auf Kosten des Volkes und vor allem unzähliger Sklaven gut gehen lassen, schlemmen, saufen, kleine Jungs notzüchtigen und was der Durchschnittsamerikaner sonst noch seinem Bild vom sittenlosen (Alt-)Europa einfügt. Über diesen Geisterbahn-Ganoven thront der gerissene Ampliatus, dem Harris jedoch echte Tiefe verleihen kann: Der Ex-Sklave wird nicht von einem diffusen "Drang zum Bösen", sondern von seinen Komplexen getrieben, die ihn seine traumatisierende Vergangenheit nicht vergessen lassen. Leider lässt ihn Harris zu schlechter Letzt wahnsinnig werden, was die tragische Ambivalenz dieser Figur umgehend in Vergessenheit geraten lässt.
Die eigentliche Hauptfigur ist deshalb Gaius Plinius. Hier zeichnet Harris das überzeugende Bild eines Genies mit menschlichen Schwächen am Ende seines Lebensweges. Plinius ist alt und krank, der neue Kaiser mag ihn nicht und wird ihn kaltstellen. Doch über alle Alltagsprobleme ist Plinius erhaben, sobald sich ihm ein wissenschaftliches Problem stellt. Er ist ein Universalgelehrter, was aufgrund des zeitgenössischen Wissensstandes noch möglich war: Plinius speichert in seinem Hirn quasi das gesamte bekannte Wissen seiner Zeit - und er zögert niemals dazuzulernen. Deshalb stürzt er sich umgehend auf die Chance, einen Vulkanausbruch aus der Nähe zu beobachten, und er klagt nicht, als er bemerkt, dass es ihn das Leben kosten wird. Es wäre schön, hätte Harris mehr "plinianische" Figuren geschaffen, aber vermutlich wäre dies für ihn mit Mehrarbeit verbunden, wenn er daran geht, aus "Pompeji" ein Filmdrehbuch zu machen (was er zweifellos schon während der Romanniederschrift berücksichtigt hat); Hollywood liebt keine vielschichtigen Charaktere ...
Kurzkritik für Ungeduldige
Autor
Robert Harris wurde 1957 im britischen Nottingham geboren. Er studierte im vornehmen Cambridge und arbeitete nach seinem Abschluss als Journalist und Redakteur für diverse Zeitungen sowie für die BBC. Als Kolumnist ist er noch heute tätig und wurde 2003 dafür mit dem "British Press Award" ausgezeichnet.
Harris ist der Verfasser mehrerer Sachbücher. 1992 legte er mit "Fatherland" (dt. "Vaterland") seinen ersten und sicherlich besten Roman vor. Das mit diesem Parallelwelt-Nazi-Garn erregte Aufsehen nützte ihm sehr, auch seine nächsten Werke auf die Bestsellerlisten zu hieven. "Enigma" und "Aurora" erfuhren darüber hinaus den für solche Erfolge üblichen Sprung ins Kino. "Pompeji" ist Harris' vierter Roman, der wiederum hohe Auflagezahlen erfuhr, was allerdings auch an einer geradezu aggressiven Vermarktung lag, die den Roman nahezu zeitgleich in die Buchmärkte der Welt drückte.
(Copyright 24.05.2004/Dr. Michael Drewniok) weiterlesen schließen
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