Pro:
Man kann sich behandeln lassen.
Kontra:
Gegen Hepatitis C gibt es keinen Impfstoff
Empfehlung:
Nein
Ich möchte euch heute eine Geschichte erzählen die mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt hat.
Im vergangenen Jahr wurde ich an der Halswirbelsäule operiert, die Operation verlief sehr gut und in diesem Punkt geht es mir heute auch wieder sehr gut. Der Tag meiner Entlassung kam und ich erhielt von meinen Stationsarzt den vorläufigen Entlassungsbericht. Das Gesicht des Arztes verriet mir, dass er mir etwas sagen musste, sein Blick war sehr ernst und fragend. Dann begann er zu erzählen, vorerst noch belanglose Dinge, die ich bereits wusste.
Doch dann sagte er mir etwas was mich im ersten Moment aus den Puschen gehoben hat, mir den Boden unter den Füßen weg riss. Frau P. wir haben bei ihnen Hepatitis C festgestellt. Ich stand völlig unter Schock, das sollte erst einmal verdaut werden.
Im Grunde kann ich von Glück reden, das in der Klinik diese Test vor einer OP immer durchgeführt werden sonst wüsste ich es wahrscheinlich in 5 Jahren noch nicht einmal. Für mich ging im ersten Moment wirklich die Welt unter, immer wieder stellte ich mir die Frage wo ich das her haben sollte.
Ich habe nie Drogen genommen, trinke keinen Alkohol, habe keine Bluttransfusion bekommen und würde gern wissen wie so etwas passieren kann. Menno warum gerade ich????
Ich bin von Beruf Altenpflegerin, lange Zeit habe ich ambulant gearbeitet, Patienten mit HIV und Hepatitis C gehörten zu meinem Patientenkreis. Habe ich mich vielleicht dort angesteckt? Mehrfach habe ich bei Unfällen erste Hilfe geleistet, keine Handschuh getragen weil keine im Verbandskasten waren. Hatte da ein Unfallopfer Hepatitis C? Jetzt könnte ich mir das Leben sehr schwer machen und immer wieder eine Antwort auf meine Frage suchen
„Wo habe ich das her“
Eine Antwort werde ich ganz bestimmt nicht finden. Der Schock sitzt auch heute noch tief, meine Persönlichkeit hat sich verändert und ich fühle sehr oft als Außenseiter. Hepatitis C ist meldepflichtig und wenn man bei einem Arzt behandelt wird, wo dieser womöglich mit meinem Blut in Kontakt kommen könnte, bin ich verpflichtet es ihm zu sagen. Man sollte es kaum glauben, aber ich bin auch schon fort geschickt worden, die Behandlung wurde abgebrochen. Ich fühlte mich diskriminiert und allein gelassen.
Was ist Hepatitis C eigentlich?
Hepatitis bedeutet „Leberentzündung. Dafür gibt es viele Ursachen, zum Beispiel Krankheitserreger, Medikamente oder Giftstoffe. In meinem Fall wird die Entzündung von einem Virus, dem Hepatitis-C-Virus, verursacht. Das Hepatitis-C-Virus wird über infiziertes Blut übertragen. Nachdem das Hepatitis-C-Virus in den Körper gelangt ist, dringt es in Leberzellen ein, vermehrt sich dort sehr schnell und beginnt die Leberzellen zu schädigen. Nun versucht unser -körpereigenes Abwehrsystem, das Virus zu bekämpfen, indem es befallene Leberzellen zerstört. In den meisten Fällen setzt sich das Virus im Körper fest und kann ohne Medikamente nicht besiegt werden. Aus der akuten Infektion wird eine chronische, wenn sechs Monate nach der Infektion das Hepatitis-C-Virus immer noch nachweisbar ist. Das ist bei drei von vier Betroffenen der Fall. Ich war hier wohl die dritte Person. Eine Impfung gegen Hepatitis C gibt es nicht, ein Schutz kann also auch nicht geschaffen werden.
Ich habe mir die Frage gestellt wie häufig Hepatitis C vor kommt, Weltweit sind 150 Millionen Menschen mit dem Hepatitis-C-Virus infiziert. In Deutschland sind schätzungsweise 500.000 Menschen betroffen und eine bin ich davon. Wenn man sich jetzt überlegt, das dreiviertel nicht einmal wissen das sie infiziert sind, macht mich alles noch nachdenklicher.
Wie wird Hepatitis C übertragen?
Die Übertragungswege des Virus sind oft unbekannt, ich weiß ja auch nicht woher ich das Virus haben könnte. Nur ganz wenige Menschen können wirklich nachvollziehen, wann und wie sie sich infiziert haben. Generell gilt, dass Hepatitis C über infiziertes Blut übertragen werden kann. Eine Infektion ist also überall möglich, wo jemand mit Blut, getrocknetem Blut oder auch mit Medikamenten, die aus Blut hergestellt wurden. In Berührung gekommen ist. Wenn die Haut oder Schleimhaut intakt ist, kann das Virus den Menschen nicht infizieren. Die Möglichkeit einer Infektion kann also nur bestehen wenn Risse auf der Haut sind oder auch Schleimhäute rissig sind. So gelangt das Virus in die Blutbahn.
Eine Übertragung durch den Geschlechtsverkehr ist sehr selten, es sei denn Erkrankungen der Geschlechtsorgane liegen vor, wie zum Beispiel Herpes oder andere Verletzungen. Weiter bestehen Ansteckungsmöglichkeiten beim Tätowieren und Piercings.
Wie verläuft die Krankheit?
Man ist nicht mehr so belastbar wie früher, den Leistungsknick habe ich im vergangenen Jahr wahrgenommen. Die Symptome treten in unterschiedlichen Schweregraden auf. Wer ständig Müde ist muss aber nicht gleich an einer Hepatitis c erkrankt sein, es gibt noch andere Gründe.
Mittlerweile habe ich Konzentrationsprobleme, in Schüben Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme. Der Schweregrad dieser Beschwerden ist von Mensch zu Mensch verschieden. Die Krankheit mit allen ihren Spätfolgen schreitet voran. Die Gefahr einer Leberzirrhose oder einen Leberkrebs zu entwickeln, sinkt mit einer Therapie.
Welche Folgen hat die chronische Hepatitis C?
Ein ganz großer Teil der Menschen hat jahrelang überhaupt keine Beschwerden. Für Menschen, die unter chronischer Hepatitis C leiden, besteht ein erhöhtes Risiko für Leberzirrhose, d.h. eine massive Schädigung der Leber. Dabei wird funktionstüchtiges Lebergewebe nach und nach durch Bindegewebe ersetzt. Ist die Leber erst geschädigt, nimmt ihre Leistung nach und nach ab. Diese Erkrankung kann zum Leberversagen und zum Tod führen. Hat sich erst eine Zirrhose entwickelt, ist auch das Risiko für Leberkrebs drastisch erhöht. Manchmal bleibt nur noch die Lebertransplantation.
Was muss ich jetzt beachten?
Familienmitglieder, Freunde und Arbeitskollegen haben oft Angst, sich bei einem Hepatitis-C-Infizierten anzustecken. Völlig zu Unrecht! Bei normalen Kontakten i Familienleben, wie zum Beispiel, in den Arm nehmen, kuscheln und küssen oder beim gemeinsamen Trinken aus einem Glas und der gemeinsamen Nutzung von Besteck und Geschirr, kann das Virus nicht übertragen werden. Rasierapparate, Nagelscheren und Zahnbürsten sollten nicht gemeinsam benutzt werden. N diesen Gegenständen können sich Blutspuren mit dem Virus befinden, die man z.B. über kleinere Verletzungen übertragen werden können. Die Reinigung dieser Gegenstände mit Wasser und Seife reicht nicht aus, sie müssen desinfiziert werden. Der Virus selbst stirbt erst bei einer Temperatur von 140 Grad Celsius ab. Bei uns hat jeder seine eigenen Sachen, wir achten peinlichst darauf, dass niemand meine Nagelschere oder meinen Rasierer benutzt.
Wie wird die Hepatitis C behandelt?
Bei Menschen mit chronischer Hepatitis C ist sehr wahrscheinlich die körpereigene Interferon-Produktion nicht ausreichend, um das Virus erfolgreich abzuwehren. Eine Interferon-Therapie unterstützt daher das Immunsystem bei der Bekämpfung des Hepatitis-C-Virus. Interferon alfa ist eine natürlich vorkommende Eiweiß-Zucker-Verbindung, ein sogenannter Glykoprotein. Es wird vom menschlichen Körper zur Abwehr von Fremdstoffen gebildet und unterstützt das Immunsystem bei der Bekämpfung von Viren. Interferon alfa spielt als Botenstoff eine entscheidende Rolle zur Bekämpfung de Hepatitis-C-Viren.
Ich gehöre zu den Infizierten mit dem Genotyp 1, die Therapie wird 48 Wochen dauern, eine Therapieverkürzung ist nur möglich wenn sich die Virus last in den ersten Wochen deutlich senkt. So habe ich eine Chance die Hepatitis C vielleicht doch zu besiegen.
Es wird eine sehr harte Zeit auf mich zukommen.
Die Behandlung mit Interferon alfa wird mir durch Nebenwirkungen den ganz normalen Alltag erschweren. Auftreten können Grippe-artige Beschwerden, Fieber, Stimmungsschwankungen, Knochenschmerzen, Appetitlosigkeit du Gewichtsverlust, Haarausfall, Trockene Haut, Blutbildungsstörungen. Grundsätzlich sollte man sich sofort mit seinem Arzt in Verbindung setzen. Jeder Mensch reagiert auf die Therapie anders. Die einen sind gar nicht oder nur in geringem Maße von den Nebenwirkungen betroffen, andere stärker. Ganz gleich, ob und welche Nebenwirkungen ich persönlich erleben werde, es gibt immer einen Weg Nebenwirkungen zu mildern.
Grundsätzlich gilt:
Alkohol und Zigaretten belasten die Leber und sind deshalb während der Therapie und auch danach Tabu. An dieses Gebot sollten sich alle unbedingt halten, wenn man den Behandlungserfolg nicht leichtfertig aufs Spiel setzten will.
Ich möchte ein Leben ohne Hepatitis C
Hepatitis C ist eine Erkrankung, die oft einen schleichenden Verlauf mit kaum spürbaren Beschwerden zeigt. Viele Menschen wissen nicht dass sie krank sind, so wie ich es auch nicht gewusst habe. Wer sich nicht sicher ist, sich fragt, könnte ich auch betroffen sein, der sollte zum Arzt gehen und sich testen lassen. Ich hatte Glück, so bezeichne ich es heute. Hätte ich mich nicht an der Wirbelsäule operieren lassen, wüsste ich immer noch nicht wie krank ich bin.
Ich will gesund werden, meine Chancen stehen 60%, dass es mir gelingen wird. Nicht gerade viel, aber ich glaube an mich, meine Kraft, meinen Willen. Ich glaube ganz fest daran dass ich nach dieser Therapie, die im April beginnen wird, wieder ein gesunder Mensch sein werde.
Ich bedanke mich bei allen Lesern und verabschiede mich für heute.
Beste Grüße
Eure pinky/i1959
Dieser Bericht wird auch auf anderen Plattformen erscheinen. Ciao und PV weiterlesen schließen
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