Pro:
anspruchsvoll, spannende Fortsetzung
Kontra:
Keine
Empfehlung:
Ja
Zwölf Jahre nach der Befreiung Arrakis von den Harkonnen und der Niederlage der Imperialen Truppen (Sardauker), wird der Wüstenplanet belagert.
„Belagert zu werden ist das unausweichliche Schicksal der Macht“. So die Worte Herzog Paul´s >Muad`dib< Atreides, dem es nach zwölfjähriger Regentschaft über Arrakis, noch immer nicht gelungen ist, die Straßen seiner Hauptstadt Arrakeen bei Nacht sicher zu machen. Jedoch hat er dem Planeten ein grünes Geschenk beschert.
Schattenspendende Bäume und Obstgärten, blühende Büsche und Rankengewächse prägen das Stadtbild und Teile der Wüste. Eine karge Landschaft, die zu großen Teilen idyllische Züge angenommen hat. Aber es gibt auch Fremen die der Meinung sind, Muad`dib verschwende das Wasser wie ein Verrückter. Paul >Muad`dib< Atreides ist es zudem gelungen, ein riesiges Imperium aufzubauen, das weit über die Grenzen Arrakis hinausreicht. Doch Paul >Muad`dib< Atreides Djihad (religiöser Kreuzzug der Fremen), der sich über das ganze, bekannte Universum ausdehnte, kostete auch unzähligen Leben.
Ein Krieg, den er selbst nie gewollt hat und eine Tatsache, die ihn schwer belastet und zwiespältig gemacht hat.
Eine Gruppe von Verschwörern trachtet ihm nach dem Leben, wie einst seinem Vater Leto Atreides. Am meisten beunruhigt Paul jedoch, dass selbst einige Fremen zu den Verschwörern zählen. Gleichzeitig lockt ihn der Ruf der Wüste, dem zu folgen er durchaus gewillt ist. Zuvor bedarf es aber eines rechtmäßigen Erben, der seine Nachfolge antritt.
Ungeduldig erwarten indes die außerhalb der Stadt lebenden Fremen seine Rückkehr in die Wüstenregion, während Staatsgeschäfte, Politik und nicht zuletzt der Djihad, ihn als Herzog und Regent über Arrakis mehr fordern, als jemals zuvor. Trotz aller Vorsicht und Wachsamkeit, entgeht er nur knapp einem Anschlag seiner Feinde. Er trägt jedoch schwere Verletzungen davon und begibt sich schließlich mit seiner geliebten Chani in die Wüste.
Dort angekommen, sollen seine Visionen ein Ende finden. Er fügt sich seinem Schicksal und macht sich alleine auf den Weg, um in den unendlichen Weiten der Wüste zu sterben.
Muad`dib wird zur Legende und zum Märtyrer.
Erst 1969 (erschien1971 als dt. Ausgabe), vier Jahre nach dem letzten Teil des Wüstenplaneten, erschien Frank Herberts -Der Herr des Wüstenplaneten-.
John W.Campell (Herbert´s Verleger), der beim ersten Roman noch vollauf begeistert war, lehnte die Fortsetzung -Der Herr des Wüstenplaneten- rundweg ab. Seiner Meinung nach hatte der Autor aus Paul Atreides einen Antihelden gemacht. Das paßte nicht in das damalige Konzept des Verlegers. Frank Herbert aber ließ sich nicht beirren, und gerade diese Tatsache gibt seiner Fortsetzung die Glaubwürdigkeit und Tiefe, die den Dune-Zyklus so einzigartig macht.
Der Herr des Wüstenplaneten ist der schmalste Band der Wüstenplaneten-Reihe. Zugleich aber vielleicht auch der bedeutendste, denn er eröffnet Herbert´s Zukunfts-Saga alle Möglichkeiten, läßt die Geschichte eine dramatische Wendung nehmen und vermeidet so die Gefahr von Wiederholungen.
Wird der Leser im ersten Band noch Zeuge der Geburt eines Helden, Messias und Regenten, so wird er nun einem Paul Atreides zwiespältig gegenüberstehen. Nun wird, mit einer fast erschreckenden Deutlichkeit, klar, in welch einem künstlichen Mythos die Hauptfigur hineingeboren wurde. Paul Atreides wird selbst zum Despoten und gleichzeitig zum Opfer seiner eigenen Visionen.
Wenn auch die Grenzen zwischen Gut und Böse, Sympathie und Antisympathie klar gesteckt sind, so ist man doch immer wieder versucht, den Gegenspielern Paul >Muad`dib< Atreides, ein gewisses Maß an Verständnis entgegen zu bringen. Der Leser wird automatisch die Geschehnisse des ersten Bandes noch einmal Revue passieren lassen, um darüber nachzudenken, ob die Euphorie am Ende des ersten Bandes, nicht einer tiefen Trauri gkeit gewichen ist. An dieser Stelle wird die Geschichte ergreifender als jemals zuvor.
So jedenfalls sollte und muß ein Roman, eine Geschichte geschrieben sein, um zu einem unsterblichen Epos zu werden.
Fazit: Man läuft Gefahr, an nichts anderes mehr zu denken, als an den Wüstenplaneten. Die „Geister“ von Arrakis schwirren einem durch den Kopf, und sind zugleich Beweis dafür, dass es sich um eine der genialsten SF-Storys aller Zeiten handelt.
Wenn der zweite Band auch viele Fragen aufwirft und diese zum Teil unbeantwortet bleiben, wenn man die Politik eines Paul Atreides auch nicht immer verstehen oder tolerieren mag, so ist doch gerade diese Tatsache ein Beweis für die Genialität des Autors.
Denn seien wir doch einmal ehrlich, wer von uns versteht schon immer die Politik der gegenwärtigen Zeit? Trotzdem hegen wir Sympathien für deren unterschiedlichsten Vertreter.
**Dieser Bericht wurde von mir auch bei anderen Communities veröffentlicht.** weiterlesen schließen
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