Pro:
bissig und immer auf den Punkt
Kontra:
der K(r)ampf um die Karten
Empfehlung:
Ja
...dann bleibt kein Auge trocken und manches Mal das Lachen im Halse stecken.
Sie sind bissig, sie sind originell, sie sind unglaublich flexibel, heiß begehrt und nicht tot zu kriegen:
die Mitglieder des Ensembles der 'HERKULESKEULE'
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Wo?
Stünde da nicht ganz groß 'Herkuleskeule' drüber, man würde glatt vorbei gehen, an diesem nun wahrlich nicht gerade schmucken Plattengebäude ziemlich im Zentrum von Dresden.
Nun ja, wer Kultur in einem schmucken Gebäude genießen will, der geht halt in die Semperoper.
Wer aber Kult auf einer schmucklosen Bühne erleben will, der versucht Karten für die 'Herkuleskeule' zu bekommen.
Hausadresse:
Sternplatz 1, 01067 Dresden
Parkplätze im Umfeld genügend,
aber meistens belegt ;-)
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Die Geschichte:
Seit 1961 schwingen sie ihre Keulen und wurden damit älter als der Staat, in dem sie aufgewachsen - ein Ende nicht in Sicht.
Ihren 40. Geburtstag feierte das begehrte Dresdner Kabarett mit dem Programm 'Komische Leichen', auf das ich später noch kurz eingehen werde.
Zu DDR-Zeiten geliebtes und gefürchtetes (je nachdem *g*) politisches Kabarett, ziehen sie auch heute noch das Publikum magisch an und spielen ausnahmslos vor vollem Haus.
Wolfgang Stumph (u.a. bekannt durch Fernseh-Comedy wie 'Salto postale' und 'Salto kommunale' gehörte ebenso zum Ensemble wie Uwe Steimle (jetzt mit Solo-Programm) und Manfred Breschke (der u.a. auch häufig bei 'Hallervorden Spotlights' zu sehen ist/war und heute in Dresden mit seinem Partner Thomas Schuch ein eigenes und tolles Kabarett betreibt).
1987 kam es zu einer legendären Kabarett-Veranstaltung, die laut Aussagen von Dabeigewesenen ihresgleichen suchte (ich war leider nicht dabei, da die Mauer ja noch dicht war):
Die 'Herkuleskeule' spielte gemeinsam mit der 'Lach- und Schießgesellschaft'.
Die 'Herkuleskeule' spielte in München.
Natürlich traten später auch Dieter Hildebrandt, Gerhard Polt und Co. hier in Dresden in der 'Herkuleskeule' auf - zahlreiche Bilder im Foyer geben Auskunft über die 'hochkarätigen' Gastpieler :-)
Mittlerweile begeistern die drei Damen Gloria Nowack, Birgit Schaller und Brigitte Heinrich, sowie die drei Herren Rainer Bursche, Frank Weiland und Michael Rümmler, gemeinsam mit der Jens-Wagner-Band Abend für Abend das Publikum, welches aus Ost und West hier zusammenströmt.
Geleitet wird das Kabarett von Wolfgang Schaller, der seit 1970 zum Ensemble gehört und sich als dessen satirischer Autor wohl nicht nur Freunde gemacht hat.
Mehr zur Geschichte könnt Ihr auf der Homepage der 'Herkuleskeule' nachlesen. Adresse gibt's zum Schluss.
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Der Saal:
Geht man die breite Treppe von der Garderobe nach oben, so empfangen den Besucher Bistro-Tische, ein kleiner Ausschank und an den Wänden jede Menge Bilddokumentationen.
Der Saal, welchen man spätestens nach dem Gong betritt, bietet ca. 230 Gästen Platz und wurde durch kleine Tische (so kann man sein Pausengetränk problemlos mitnehmen und abstellen) und eine Anordnung der Stühle in Sitzgruppen wunderbar aufgelockert (im Gegensatz zu den früheren Holzstuhlreihen, wie ich sie auch noch kenne).
Die Stühle sind so angeordnet, dass man von jedem Platz recht gut sehen kann.
Oft genug kommen die Kabarettisten auch direkt ins Publikum - es ist wirklich immer ein Heidenspaß :-))
Die Akustik ist ausnehmend gut.
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Das Ensemble:
Wer dazu gehört, habe ich ja schon oben erwähnt.
Aber an dieser Stelle möchte ich ganz besonders auf die Fähigkeiten der Ensemble-Mitglieder hinweisen, die nicht nur wortgewandt und ausdrucksstark die Texte ans Publikum bringen, sondern mit stimmgewaltigem Gesang, ausdrucksvollem Tanz, beeindruckender Mimik und Gestik und vor allem glänzendem Zusammenspiel zu wahren Beifallsstürmen mitreißen.
Dabei scheuen sich die Akteure nicht, ihr Publikum direkt mit einzubeziehen, sei es, dass sie im 'Grand Brie' als Abschluss eine Polonaise durch den Saal ziehen oder in den 'Komischen Leichen' sich gleich zu Beginn des Programms ein Gast als meckernder Wessi aufführt und schließlich als Ensemble-Mitglied outet.
Die Band ist das unverzichtbare I-Tüpfelchen, mal schmalzig, mal fordernd, mal locker-beschwingt... je nach Situation, vor allem aber können die Musiker wunderbar improvisieren und beteiligen sich ihrerseits mit kleinen Solo-Einlagen am Programm.
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Karten und Preise:
Wie schon erwähnt, ist es immer ein K(r)ampf, Karten zu erhalten.
Für die Wochenenden fast aussichtslos, wenn man nicht Monate vorher bestellt hat.
Allerdings besteht immer mal wieder die Aussicht, an der Abendkasse Einzelkarten zu erwerben.
Bestellt werden können die Karten per Mail (schnelle Antwort garantiert), per Fax, per Telefon oder direkt vor Ort.
Die Preise bewegen sich von 8,00 € bis 13,00 € wochentags (je nach Platzgruppe), am Wochenende 2,00 € mehr.
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Das Programm:
Natürlich wechselt das Programm der 'Herkuleskeule' oft - über das jeweils aktuelle Programm kann man sich in den Vorankündigungen der 'Herkuleskeule' (ein Vierteljahresheftchen), auf der Homepage oder natürlich in den Tageszeitungen und Dresdner Veranstaltungszeitschriften informieren.
Die letzten zwei Programme, die ich gesehen habe, waren:
'Grand Brie'
und
'Komische Leichen'
Beide Programme waren spitzenmäßig und würden mich auch ein zweites Mal begeistern.
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'Grand Brie'
Hier erlebt das Publikum eine Samstagabendshow der Extraklasse, bei der auf vielfältige Weise auf die Lachtränendrüsen gedrückt und dem Zwerchfell der Gäste keine Pause gegönnt wird.
Neben der klasse Moderation, die Dieter Thomas Heck und Carmen Nebel auf höchst amüsante Weise verballhornt, tritt eine umwerfende und stimmgewaltige Tina Tröner sowie ein röhrender Joe Cacker auf.
Das Glück steht im Vordergrund und äußert sich z.B. im Glückwunsch für den 1.000 verprügelten Arbeitslosen.
Eingegangene Spenden werden angesagt von einer 'Sexbombe' á la Dolly Buster... es ist wirklich zum Schießen!
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Auch das Geburtstagsprogramm
'Komische Leichen'
lässt keine Wünsche offen, ganz nach dem Motto: 'Totgesagte leben länger'.
Und weil schon so oft 'totgesagt', will die 'Herkuleskeule' in diesem Programm das politische Kabarett begraben und sich zeitgemäßeren Dingen zuwenden. So wird überlegt, ob das Haus des Kabarett nicht besser in einen ein Big-Brother-Container oder einen Freizeitpark mit Sommerskispringschanze umfunktioniert werden soll.
Doch alle noch so originellen Umbauvorschläge fallen dem Spar-Rotstift zum Opfer, so dass die letzte Frage: 'Was mach mer nu?' nur mit einem Wort beantwortet werden kann: 'Kabarett'.
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Einem Ehepaar ins Wohnzimmer schauen konnte ich vor ein paar Wochen bei dem Programm
'Sendestörung'
Gloria Nowack und Frank Weiland haben ein Problem, als der Fernseher den Geist aufgibt - sendegstört eben. Und so bekommt der Zuschauer hautnah zwischenmenschliches Theater in Form von herrlichen Dialogen und wunderbarer Situationskomik geboten, wobei in so mancher Szene so manchen Zuschauer sicher das Gefühl überkommen haben mag, in einen Spiegel zu blicken ;-)
Am Ende mag man fast bedauern, dass plötzlich der Fernseher wieder funktioniert.
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Fazit:
Wer Kabarett liebt und in Dresden weilt, sollte sich diesen satirischen Leckerbissen auf keinen Fall entgehen lassen!
Und wer einmal da war, der will wieder hin.
Hier nun die URL:
http://www.herkuleskeule.de
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