Pro:
ein schöner gemütlicher Tag
Kontra:
die Probleme macht man sich selbst
Empfehlung:
Ja
Hofbräuhaus München - ein historisches Kleinod
Aufgrund der sehr schlechten Bewertungen von einigen Usern auf den verschiedensten Plattformen über das Hofbräuhaus in München von denen ich annehme, das sie nie im Hofbräuhaus waren oder sich dort nur den Kopf zugeknallt haben, schreibe ich diesen Bericht.
Dieses Haus hat weit mehr zu bieten, als nur als verkommene, überteuerte Touristenabzocke, mit schlechtem Essen bezeichnet zu werden. Das tollste was ich las, waren dreckige Tische, unsaubere Toiletten, unfreundliches Personal, überteuertes, schlechtes Essen, nur Touristen - Japaner und Amerikaner - keine Münchner,
Hallo, geht's noch schlimmer, wäre ich der Wirt und würde so was lesen, würde ich diese User verklagen.
Weil
1. Toiletten
*********
Es gibt auf allen öffentlich zugänglichen Toiletten, eine Toilettenfrau oder -Mann, die für die Sauberkeit zuständig sind. Diese Menschen putzen hinter jedem her, auch wenn, was es nicht selten gibt, man meint, es wäre ein Wolpertinger zugange gewesen. Manche Leute meinen, dass sie auf öffentlichen Toiletten mal die Sau rauslassen können, zuhause gestylt, im Lokal als Edelmensch etepete, und auf der Toilette, da kann man endlich so sein, wie man will, es sieht ja keiner, da kann man doch mal auf den Boden pinkeln oder über die Brille kacken.
Man muss es ja nicht selbst putzen und schleicht sich lächelnd heraus. Solche Geschichten kann jeder Toilettenmann, täglich erleben. Aber um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, putzt er/sie das kommentarlos oder mit Gebrummel weg und dies oft mehrmals täglich. Am Ausgang steht ein Tellerchen, da kann man sich dann erkenntlich zeigen. Viele tun dies nicht.
Also schaut euch diese Menschen einmal mit anderen Augen an, wechselt auch mal ein Wort mit ihnen oder lasst euch mal erzählen, was sich so manche Bierdimpl einfallen lassen um andere zu ärgern.
2 Tische und Sauberkeit in der Schwemme
**********************************
(diese ist gleich, wenn man durchs Hauptportal reinkommt)
Hier wird meinst von Stammpersonal bedient, die auch für die Sauberkeit der Tische, des Bodens und ihres Schrankes verantwortlich sind. Man spricht im Bayrischen von einem Revier, was etwa 6 Tische hat.
Die Kellner- und Kellnerinnen sind stets bemüht, sofort die Holztische, die teilweise noch aus dem 16 Jahrhundert stammen, und entsprechende Einritzungen, Brandflecken usw. aufweisen, sauber zuwischen. Dies ihr Schöngeister ist kein Dreck, sondern historische Hinterlassenschaft. Auch wenn es einmal passiert dass das Bier statt in der Kehle auf dem Boden landet wenn der Mageninhalt wieder hochkommt , rennt diese Kellnerin und putzt sofort alles weg.
3. Servicepersonal - Schwemme
*************************
In jedem Revier gibt es eine Stammbedienung, die für diesen Bereich verantwortlich ist. Diese Stammbedienungen kennen ihre bayrischen Stammgäste. Die Stammgäste gehen auch nicht ins Hofbräuhaus, sondern zu ihrer Maria, Vreni oder Resi oder wie sie alle heißen. Sie kennt die Macken ihrer Kunden, seine Wünsche und seinen Stammkrug und er die ihrigen. Kommt neues Personal kann sie/er sich an das Stammpersonal halten und bekommt auch Hilfe von ihnen.
Nun gibt es auch Gäste, die in der Stoßzeit, also um die Mittagszeit oder am frühen Abend meinen, sich in den Gängen gelangweilt nach einer Sitzmöglichkeit umschauen zu können. Egal wie viel Kellner, voll bepackt mit Bierkrügen, die bis zu 24 kg wiegen können oder Schlitten auf den Schultern, um ihn herumlaufen müssen, er bleibt stehen, wie angewurzelt und wundert sich wenn, ihn dann irgendwann ein Kellner unfreundlich anblafft, nachdem er ihm zum x-mal aufgefordert hat, den Weg freizumachen.
So wie man in den Wald hineinruft, wird man auch bedient. Ist jemand schnippisch und frech bekommt er auch eine patzige Antwort. Meint einer das er hier rumgrabschen kann, dem kann es passieren das er eine Watschen bekommt, und das zurecht.
Eine Bedienung ist kein Freiwild. Sie verdient ihr Geld hart. Versucht doch selbst mal, 8 Stunden im Laufschritt, 18 kg Bier in Brusthöhe zu schleppen, oder Schlitten mit Essen, durch eine "Wir wissen noch nicht. wo wir uns hinsetzen wollen, blöd gaffende Menge", zu tragen, dann bekommt dieser harte Beruf auch ein anderes Gesicht. Ich bewundere diese Damen und Herren.
Schlechtes, überteuertes Essen
*************************
Hoppla hab ich mir gedacht, als ich das las, was meint dieser User damit
Aber leider schrieb er dass er nicht mal dort gegessen hatte, für ihn bestand die Hofbräuküche aus Leberkäs den er aber auch nicht probiert hatte.
****
Also versuch ich nun meine Erfahrungen mit der Küche und den Preisen hier niederzuschreiben.
****
Im Keller des Hofbräuhauses befindet sich eine riesige Schlachterei, in der täglich mehrere Schweine und Rinder fachgerecht zerlegt ihrer Vollendung als Schnitzel,- Braten,- Steakfleisch oder Geschnetzeltem entgegenfiebern. Hier stellt man vielerlei Würste, Leberkäs und alle Schmankerl selbst her. Bei der Masse an Essen die hier täglich über den Tisch gehen, kann ich absolut sicher sein, kein Gammelfleisch zu bekommen.
Hier dürfen Kochlehrlinge noch von Hand Gemüse schnippeln und Salate putzen, Es gibt selbst gemachte Desserts, Kuchen und Eis. Also frischer und gesünder geht es nimmer.
Die Küche ist übrigens offen und wenn man sich an die seitlich vor der Küche befindlichen Tische, die mit Tischdecken den Hungrigen Gästen, vorbehalten sind, setzt, kann man den Köchen auch bei ihrer Arbeit zuschauen.. Hier liegen auch Speisekarten auf den Tischen und ein Blick hinein, bestätigt dass die Preise den München Standards entsprechen und keineswegs überteuert sind. Es gibt eine Tageskarte und eine Standardkarte in der auch internationale Gerichte angeboten werden.
Wer es preiswerter mag, der kann sich am Imbissstand selbst eindecken, der am Anfang des Küchentraktes neben dem Spülraum liegt Hier findet man kleine Speisen, wie Schwartenmagen, warmen Leberkäs, Schweizerkäs, usw. und Brot und Brezen. Viele Stammgäste kaufen sich hier, ihre Wurst für Zuhause.
Ferner darf man auch hier, seine Speisen mitbringen und zu einer Maß Bier oder einem Weizen verzehren. Auch hier bringt die Bedienung, auf Wunsch ein Besteck und einen Teller.
Wem dieser Standard nicht ausreicht, sollte sich in den ersten Stock ins Restaurant begeben, dort wird er von netten Bedienungen, an gedeckten Tischen mit gedämpfter Schrammerlmusik, mit internationalem Flair und Speisen bestens verwöhnt
Nun zu den Touristen
*****************
Da das Hofbräuhaus in der ganzen Welt besungen wird, wollen auch viele Menschen diesen historischen Prachtbau sehen. Aber nicht nur Amerikaner und Japaner, die übrigens sehr nett sind trifft man hier, sondern Menschen aus der ganzen Welt. Und warum nicht - es ist eine einmalige Steuereinnahme für den bayrischen Staat, dem das Hofbräuhaus gehört und der hier durch die Pacht aber auch durch den Bierumsatz gut verdient.
Stammgäste
**********
Auch hier ein unterschiedlich, gemischtes Publikum, der Geschäftsmann, neben dem Bauarbeiter ist genauso möglich, wie ein Professor neben einer Hausfrau oder der Künstler neben dem Studen und alle verstehen sich.
An Stammtischen die sich hier treffen fallen mir gerade ein
Das bayrische Patentamt
Die alten Telefoner
Bayernversicherung
Deutsches Bundespatenamt
Achener und Münchner Versicherung
Die Geschäftsleitung der Esso AG
Oberpostdirketion
Wetteramt
Da gibt es aber viele mehr, wie die vielen Rentnerstammtische die sich morgens treffen und ihre Stammkrügerl haben.
Weitere Räumlichkeiten
*******************
Im ersten Stock befinden sich das Restaurant, und mehrere kleine Räume die man mieten kann.
Ein Stockwerk darüber ist der Festsaal, in dem fast täglich bayrische Veranstaltungen stattfinden. Aber auch Faschingsevents, der Maibockanstich und andere Veranstaltungen finden hier statt.
Wer es lieber luftig mag, kann sich auf die Terrasse, die man über das Restaurant oder den Biergarten erreicht setzen und hat einen wunderschönen Blick in den Biergarten.
Und last not least der Biergarten selbst. Herrliche uralte Kastanienbäume, sorgen im Frühjahr, Sommer und Herbst trotz der zentralen Innenstadtlage für eine gute Luft und ein erholsames Vergnügen.
****
Mein Tipp an alle die sich für so alte Bauten und der sich darin noch zum Teil befindlichen Originalausstattung mit Gemälden, Stuckaturen und Gewölben interessieren,
Man sollte sich dieses Haus in Ruhe anschauen. Man kann alle öffentlichen Räume besichtigen, die beste Zeit dafür ist morgens ab 9 Uhr oder abends nach 22 Uhr.
Das Hofbräuhaus ist täglich geöffnet
Aber auch hier dem arbeitenden Personal nicht im Wege stehen, wenn man anständig fragt, bekommt man auch eine anständige Antwort und manchmal kann man auch ein Schwätzchen halten oder ein Stammgast erklärt einem einiges. Ich hatte da nie Probleme und dufte mir im Obergeschoß den Jägersaal ansehen, der eine tolle geschnitzte Bestuhlung und Tische mit gedrechselten Beinen aus dem 18 Jahrhundert hat.
Wie finde ich das Hofbräuhaus
************************
Das Hofbräuhaus liegt etwa mittig zwischen Marienplatz, Isartorplatz und der Residenz. Stellt man sich nun ein Dreieck vor. So geht man am Marienplatz, beim Beck am Rathauseck, links hoch, die erste Seitenstraße rechts rein, an lauter kleinen Kneipen und Bars vorbei, in die man nicht gehen sollte. Ja und da sieht man es auch gleich.
Vom Isartorplatz, Richtung Marienplatz stehend geht man die erste Straße rechts rein und steht nach cirka 5 Minuten am Hintereingang des Hofbräuhaus.
Von der Residenz geht man geradeaus in die Altstadt und kommt direkt darauf zu.
Wuchtig und trotzig mit kleinern Türmchen und Erkerchen steht dieses im Sommer mit schönen Blumen geschmückte Gasthaus da. Und vom Nordgipfel zwinckert die Figurine des 1. Braugehilfen Julius, den kommenden Gästen zu.
Was sagt die Geschichte
*****************************
Herzog Wilhelm der V, der aus Niedersachsen stammte, also, ein Preuße, war das bayrische Bier nicht gut genug und so ließ er sich dieses für sich und seinen Hofstaat aus der Stadt Einbeck herankutschieren.
Aufgrund der hohen Kosten wurde vom Rat beschlossen, eine eigene Brauerei zu bauen, die den Herzog und seinen Hofstaat versorgen sollte. Dieser Vorschlag wurde dem Herzog im Jahre 1589 unterbreitet und dieser beauftragte noch am selben Tag einen Braumeister, mit der Planung desselben, und kurz darauf wurde in den neuen Braugebäuden am Alten Hof das erste Braunbier gebraut.
Nach dem Ableben von Wilhelm der V übernahm sein Sohn Maximillian der Erste seine Geschäfte und da ihm das Starkbier nicht schmeckte verbot er kurzerhand allen in Bayern ansässigen Brauereien Weissbier zu brauen und sicherte sich dadurch das Weissbier Monopol.
Bedingt durch die Beliebtheit des Bieres beschließt man 1605 die Weissbierbrauerei auszulagern und baut am Platzl eine neue Sudstätte. Da dieser Bau ja bezahlt werden musste, erlaubt Maximillian 1610 per Edikt, das alle Gastwirtschaften sein Bier beziehen dürfen.
1614 wird er Maibock erfunden, ein Starkbier, das dem Einbecker sehr ähnlich ist und die Stadt München im Dreißigjährigen Krieg vor der Plünderung und Brandschatzung bewahrte. Diese konnten sich von den Plünderungen durch 344 Eimer Maibock freikaufen.
Zur Hochzeit von seinem Sohn Ludwig mit Theresa von Sachsen-Hildburghausen am 17.10.1810 spendiert der menschenfreundliche Maximilllian seinem Sohn ein Fest dessen Highlight ein 11 km langes Pferderennen ist. Er erlaubt den Gastronomiebetrieben und seiner königlich-bayrischen Sudstätte, dort Zelte aufzustellen. Die Wiese wurde zu Ehren der Braut, in Theresienwiese umbenannt. Und ein Bier mit mehr Stammwürze, das Oktoberfestbier wurde geboren.
Erst 16 Jahre später, am 1. Oktober 1844 erlaubt König Ludwig per Dekret den öffentlichen Ausschank und die Bewirtung für die für alle Menschen, also das gemeine Gesindel.
Das Hofbräuhaus war geboren.
*************************
Da das Hofbräuhaus nun zu eng für die Brauerei und Gaststätte war, wurde an der Inneren Wiener Straße über den damaligen Lagerkellern ein neues Sudhaus errichtet.
Am 2. September 1896 beginnt der neue Umbau und Abriss des Verwaltungsgebäudes und am 22 September 1898 wurde das Hofbräuhaus in neuem Gewand, so wie es heute dasteht, wieder eröffnet.
1935 komponiert der Berliner Wiga Gabriel zum Text seines Freundes Klaus Richter aus Hindelang
"In München steht ein Hofbräuhaus".
Wilhelm Gebauer verlegte es in seinem Verlag in Leizig und erlaubte der bayrischen Blasmusik auf dem Dürkheimer Wurstmarkt, dieses Lied zum ersten Mal zu spielen. Den Erfolg kennt wohl jeder.
Nach dem 2 Weltkrieg, während dessen das Hofbräuhaus von 3 Bomben getroffen wurde, war nur noch ein kleiner Teil der Schwemme funktionsfähig.
Erst im Jahr 1958 sind die Renovierungsarbeiten im Hofbräuhaus abgeschlossen und der Festsaal wird wieder, im Original, eröffnet.
Fazit:
******
Es sollte sich keiner nehmen lassen, durch abwertende Berichte, diesen geschichtsträchtigen Bau zu besuchen, und sich ein eigenes Urteil zu bilden.
Die Speisen sind sehr gut, das Bier köstlich und genügend andere Erfrischungsgetränke um sich einen schönen Tag zu machen. Das Gefühl in einem Haus zu sein, in dem ihre Majestät mit seinem Hofstaat, eventuell genau an diesem Platz gesessen hat, ist enorm.
Wem es in der Schwemme zu laut ist, der kann sich ja in der rechts gleich nach dem Eingang befindliche Stübchen dem Alt Stadelheim setzen. Dort ist die Musik nicht so laut.
Vielleicht treffen wir uns ja mal weiterlesen schließen
Bewerten / Kommentar schreiben