Die Chronik der Unsterblichen 01. Am Abgrund (gebundene Ausgabe) / Wolfgang Hohlbein Testberichte
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Pro & Kontra
Vorteile
- Schreibstil, Andrejs Sprüche
- einfach geschrieben - interessante Personen - spannend
- Es gibt insgesammt 6 Bücher bis jetzt von der Reihe \"Chronik der Unsterblichen\" also man kann gleich weiter machen, die nächsten sind genauso gut.
- Spannend Fesselnd Wolfgang Hohlbein Vampire / Fantasy
Nachteile / Kritik
- zu viele offene Fragen, zu sehr Highlander bezogen
- keine typische Vampirgeschichte
- Nichts für wenig leser, weil es keine Abgeschlossene Geschichte ist sondern eins von mehreren Büchern.
- nichts
Tests und Erfahrungsberichte
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Hohlbein und die Vampire - Wer hat wen gebissen?
0Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Nein
Und wieder mal ein Hohlbein-Buch über Vampire. Ich kann's nicht lassen, obwohl ich es inzwischen wirklich besser wissen müßte. Na, egal. Bevor ich mich darüber auslasse, sollte ich vielleicht erstmal eine kleine Inhaltsangabe schreiben. Kurz wird sie auf jeden Fall, weil in dem Buch fast gar nichts passiert ist.
Eine Warnung, daß ich hier schon wieder das Ende bekannt gebe, werde ich diesmal unterlassen, da es keine Überraschungen gibt, die man verraten könnte. Dafür gibt es im ganzen Roman schon viel zu viele Andeutungen, als daß am Ende noch was Neues kommen könnte.
Inhalt
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Andrej Delany kommt in sein Heimatdorf zurück (nachdem man ihn von dort aufgrund eines Kirchenraubs verjagt hatte), um seinen Sohn zu suchen. Doch die Einwohner des Dorfes sind - wie auch sein Sohn - grausam hingerichtet worden. Zumindest ein Teil, der andere wurde verschleppt, wie er von dem jungen Frederic erfährt, der als einziger das Massaker überlebt hat und zufälligerweise auch noch ein enger Verwandter von Andrej ist.
Gemeinsam nehmen sie die Verfolgung auf und die Täter entpuppen sich schließlich als Inquisitor inklusive Leibgarde. Sie verfolgen sie bis nach Constanta. Unterwegs wechseln sich allerdings Verfolgte und Verfolger immer mal wieder ab, so daß Andrej und Frederic öfter mal angegriffen werden oder in einen Hinterhalt geraten, was sie selbstverständlich alles mehr oder weniger unbeschadet überstehen. Dabei weist Hohlbein ständig darauf hin, wie schnell sich die Wunden der beiden "Helden" regenerieren.
In Constanta angekommen trifft Andrej auf Maria, die zufälligerweise auch noch die Schwester des Inquisitors ist, und verliebt sich in sie. Doch ihr Bruder nützt diese Gelegenheit aus und tritt Andrej auf dem Marktplatz gegenüber, zusammen mit den goldenen Rittern aus seiner Leibgarde...
Nach einem Kampf greift Frederic zum Dolch und jagt ihn Vater Domenicus durch die Kehle. So müssen die beiden schon wieder fliehen.
Mit der Hilfe eines alten Mannes wollen sie die Gefangenen, unter denen sich auch der überlebende Rest von Frederics Familie befindet, befreien, doch der Alte entpuppt sich im entscheidenden Moment als Herzog von Constanta. Die Falle schnappt zu und Andrej landet im Gefängnis. Frederic wird vom Herzog getötet.
Nach einem fingierten Überfall erhält Andrej die letzte Chance, sich gegen seinen inzwischen zum Erzfeind gewordenen Gegner - Malthus, den goldenen Ritter - zu verteidigen. Er erfährt während dem Kampf von ihm, daß sie beide von derselben Art abstammen: Menschen, deren Wunden sich schnell regenerieren und die "ein Stück Unsterblichkeit" erlangen können, indem sie das Blut von einem der ihren trinken. Das Wort "Vampir" fällt allerdings kein einziges Mal, aber darauf läuft es ja wohl hinaus.
Kurz und gut: Am Ende tötet Andrej Malthus, trinkt sein Blut und macht seine erste "Transformation" mit. Dann steht er zum letztenmal dem Herzog gegenüber, wird aber gerettet von - ratet mal! - Frederic (!), der praktisch von den Toten auferstanden ist, weil der Herzog so dumm war, den Dolch nicht IN sondern KNAPP NEBEN sein Herz zu stoßen. Zu blöd aber auch...
Die Gefangenen können sie leider nicht mehr retten, weil der Inquisitor sie als Sklaven an einen Piraten verkauft hat. Auch Vater Domenicus selbst können sie nicht mehr habhaft werden, weil der immer noch im Sterben liegende Inquisitor ebenfalls bereits ein Schiff bestiegen hat und nach Rom gesegelt ist. Daß seine Schwester ihn begleitet, kann man nur vermuten, denn die ist Hohlbein plötzlich keiner Erwähnung mehr wert.
Am Ende wird der Leser auf den nächsten Band vertröstet, nachdem Andrej sich heldenhaft dazu entschließt, dem Piratenschiff nachzusegeln und Frederics Familie aus der Sklaverei zu befreien... to be continued.
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Und jetzt soll ich hier auch noch meine Meinung zum Besten geben? Die läßt sich am besten mit einem Satz ausdrücken, den eine meiner Freundinnen vor ein paar Tagen sagte: "Ich hab noch nie einen so schlechten Autor gelesen!"
Ehrlich, dieser Roman, sofern man ihn überhaupt als solchen bezeichnen kann, ist so verdammt schlecht, daß man sich stundenlang mit wachsender Begeisterung darüber auslassen könnte.
Punkt 1: paradoxe Inhalte
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Hohlbein widerspricht sich schon wieder selbst, sowohl in einzelnen Formulierungen, als auch in inhaltlichen Bezügen.
Beispiele:
S. 8: "[...] Haß, der sich schließlich in einer blutigen Gewalttat entladen hatte, bei dem Gott sei Dank niemand ernsthaft zu Schaden gekommen war."
Eine blutige Gewalttat, bei der aber keiner verletzt wurde? Na, sowas schafft wohl nur Hohlbein.
Religösität des Helden:
Andrej wird nie als besonders fromm dargestellt, aber auch nicht als Kirchenhasser. Deshalb verwundert es doch ein wenig, wenn er auf der einen Seite von seiner Tochter spricht, "bevor sie der Herr zu sich geholt hatte", auf der anderen Seite die Geistlichen aber als "Pfaffen" beschimpft. Später im Buch steht dann noch öfter, daß er eigentlich gar nicht an Gott glaubt. Ja, was denn nun?
Ständig wird auf Andrejs lichtempfindliche Augen hingewiesen:
S. 15: "seine äußerst lichtempfindlichen Augen"
S. 20: "Über die Jahre waren seine Augen immer lichtempfindlicher geworden..."
Aber nachdem man ihn tagelang in einem stockfinsteren Kerker gefangen hielt und ihn schließlich nach draußen brachte, heißt es plötzlich auf S. 274: "Seine Augen gewöhnten sich rasch an das grelle Tageslicht."
Punkt 2: verwendete Anreden
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Auch etwas, das mich das ganze Buch hindurch gestört hat: Hohlbein wechselt ständig vom Persönlichen ins Unpersönliche. So heißt es beispielsweise auf S. 10: "Andrej zögerte lange...", aber bereits auf S. 11 steht: "Delany wollte lächeln..."
Das ist irritierend und bringt das Gesamtbild des Helden gehörig ins Wanken, da Hohlbein so schreibt, als würde es sich um ZWEI Personen handeln. Mit der Zeit überliest man es einfach, aber am Anfang treten dadurch doch ein wenig Orientierungsprobleme auf.
Punkt 3: Wiederholungen
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Daß Hohlbeins Wortschatz und Ausdrucksweise nicht besonders abwechslungsreich sind, ist bereits bekannt. Ich verweise hier auf die Homepage eines Fanclubs, auf der man tatsächlich die am häufigsten verwendeten Ausdrücke zusammengesammelt hat
>>>>> http://hohlbein.swoh.de/
Bei "Am Abgrund" ist es mit den Wiederholungen wirklich schlimm. Zum einen wird fast auf jeder Seite hingewiesen, was in sein Stiefvater, Michail Nadasdy alles gelehrt hat, und außerdem kommt zumindest am Anfang ständig der Hinweis auf den angeblichen Kirchenraub und seine Depressionen bzgl. dem Tod seiner Frau.
Ein Ausdruck, an den man sich ruhig gewöhnen kann, da er in JEDEM von Hohlbeins Bücher dutzenweise vorkommt, ist "wie zufällig legte er seine Hand auf den Schwertknauf" oder Ähnliches. Egal ob Schwert, Dolch oder Revolver (in moderneren Romanen), seine rechte Hand (ja, die Helden sind grundsätzlich Rechtshänder) liegt immer ganz zufällig auf der Waffe, wenn auch nur eine Spur von Gefahr zu erkennen ist. Um dies deutlich zu machen, gebe ich hier die Seitenzahlen an, damit keiner glaubt, ich bilde mir das nur ein:
Seiten 13, 16, 92, 100, 115, 117, 122, 160, 171, 176, 182, 196, 201
Daß es später nicht mehr auftaucht, liegt einzig und allein daran, daß der "Held" ständig gefesselt ist und man ihm die Waffen abgenommen hat.
Das Gleiche könnte ich übrigens mit den ganzen Ahnungen, Vorahnungen und Gefühlen machen, die der Held ständig hat, aber das ist mir dann doch ein wenig zuviel Arbeit, denn der Roman besteht zu ca. 80% aus Vorahnungen.
Punkt 4: Die Personen
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Auch eine Macke von Hohlbein, daß er einfach nicht fähig ist, sympathische Helden zu erschaffen. Seine sogenannten "Helden" sind grundsätzlich depressiv, leicht verwundbar und trotzdem zäh wie Rindsleder. Sie gehen durch die Hölle, werden ständig verwundet (mehrere Schwertkämpfe, fast verbrannt, mit Holzpflöcken und Speeren an Balken genagelt, tagelang ohne Nahrung im Kerker gefangengehalten usw. - und ich spreche hier ausschließlich von Andrej in "Am Abgrund", wohlgemerkt!). Frederic wird sogar von einem Dolch durchbohrt und ins Wasser geworfen, trotzdem kommt er wieder zurück und zieht sich den Dolch Zentimeter für Zentimeter wieder aus dem Körper, genauso wie Andrej die Armbrustbolzen wieder aus seiner Hand holt. Sehr anregend. Hohlbeins sadistische Ader schlägt jedenfalls wieder voll durch.
Menschen, die wirklich sympathisch wären oder wenigstens Charakter besäßen, werden entweder sofort "entsorgt" - der Inquisitor spielt persönlich nur in einer einzigen Szene mit, in der er tödlich verwundet wird -, oder spielen eine so geringe Nebenrolle, daß man sie theoretisch ganz weglassen könnte, s. Maria.
Punkt 5: Die Handlung
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Auch hier kann man praktisch über die Hälfte weglassen, ohne daß es groß ins Gewicht fallen würde. Die meiste Zeit wird entweder gekämpft oder geflohen. Die Handlung ist linear geschrieben, d. h. es gibt nicht eine einzige noch so winzige Nebenhandlung, keine Perseptivenwechsel oder anderes. Immer ist es Andrej, dessen Erlebnisse erzählt werden. Kein Wort davon, was aus Frederic geworden ist, nachdem ihm der Herzog den Dolchstoß verpaßt hat - ja, nicht einmal der Dolchstoß selbst wird dem Leser nahegebracht. Man erfährt davon erst, als der Herzog es Andrej irgendwann kurz vor Schluß ganz nebenbei erzählt.
Auf die Klischees, die Hohlbein schon immer gerne verwendet hat, möchte ich nicht mehr näher eingehen, denn es dürfte ja allseits bekannt sein, daß Vampire das Blut aus der Halsschlagader trinken, selbst wenn das Opfer mit dem Schwert erschlagen wurde und das Blut aus vielen Wunden läuft. Daß man Vampire mit Holzpflöcken töten kann, die man ihnen ins Herz jagt, ist auch bekannt. Und daß besagte Vampire in Transylvanien leben, weiß auch schon jedes Kind.
Erwähnenswert ist vielleicht noch, daß das alles erst in den letzten 50 Seiten kommt, vorher gibt es nur Andrej und Frederic, die die Mörder der Dorfangehörigen verfolgen. Warum man diese Leute überhaupt getötet hat, verstehe ich auch noch nicht so ganz. Theorien darüber liefert Hohlbein mehrere (mit dem Teufel im Bunde, Sklaven usw.). Aus den "Helden" dann gleich Vampire zu machen, wirkt zum einen völlig fehl am Platz, zum anderen absolut lächerlich.
Punkt 6: Klappdeckeltext
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"Osteuropa im 15. Jahrhundert.
Wie ein Blitz aus heiterem Himmel wird ein kleines Dorf im fernen Transsilvanien von den grausamen Vollstreckern der Inquisition in Schutt und Asche gelegt. Die Überlebenden werden verschleppt; nur der junge Frederic entkommt dem brutalen Überfall.
Als Frederic herausfindet, daß die heimtückische Tat einzig und allein dem Schwertkämpfer Andrej galt, ist es schon fast zu spät. Aber Andrej spürt den jungen Mann auf und nimmt ihn mit auf eine abenteuerliche und unglaublich gefährliche Reise quer durch Transsilvanien."
Das steht also hinten auf dem Buch. Nun, davon sollte man sich nicht irritieren lassen. Woher weiß man eigentlich, daß die Geschichte im 15. Jahrhundert spielt? Im ganzen Buch gibt es keinen Anhaltspunkt darauf, es sei denn, man kennt sich in der Geschichte aus und kann die Türkenüberfälle datieren.
Der erste Absatz ist im großen und ganzen richtig, aber den zweiten kann man getrost vergessen. Frederic findet nicht heraus, daß der Angriff Andrej galt, zumindest sagt er es nie. "... ist es schon fast zu spät" - wofür? Ehrlich, ich hab keine Ahnung. "Andrej spürt den jungen Mann auf" - ist überhaupt nicht wahr; Frederic findet IHN und schließt sich ihm an. "quer durch Transsilvanien" stimmt auch nicht, weil sie das Gebiet gleich zu Anfang verlassen.
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Fazit
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Das Buch ist die reinste Geldverschwendung und ich kann jedem nur dringend davon abraten. Die Handlung ließe sich auf zwei Seiten unterbringen und der Rest ist nur Wiederholung, Wiederholung, Wiederholung.
Mir ist schon öfter aufgefallen, daß Hohlbein sich immer mehr dem Drehbuchstil zuwendet, d. h. seine Romane klingen wie billige Actionfilme. Der Leser braucht keine Phantasie mehr, um sich die Szenen auszumalen, sondern wird genauestens darauf hingewiesen, auf welchen Markierungen die Kämpfer zu stehen haben, und wer zuerst einen Schwerthieb führen darf.
An manchen Stellen baut Hohlbein dennoch auf die Vorstellungskraft des Lesers, indem er viele Sachen einfach offenläßt, in der Hoffnung, dadurch Spannung zu erzeugen. Leider sucht er sich immer die falschen Szenen aus und erreicht damit eher das Gegenteil. Denn meistens weiß man ohnehin schon, was passiert. Für Überraschungen sind Hohlbeins Bücher schon lange nicht mehr gut. Der Titel "Am Abgrund" dürfte sich wohl eher auf Hohlbeins derzeitige Schöpfungsphase als auf den Inhalt des Buches beziehen.
Zum Abschluß sei noch erwähnt, daß ich mich auf die Ausgabe vom Bertelsmann beziehe (Buch-Nr. 07336 1, ISBN gibt es hier leider nicht). Gekostet hat es damals 29,90 DM und hat 359 Seiten (mit riesiger Schrift).
Danke für's Lesen und noch einen schönen Tag,
Eure Haramis (für Ciao, Yopi und Dooyoo) weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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heidi_henkel, 31.03.2004, 01:03 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
Sorry, das weniger hilfreich war nicht gerechtfertigt. Doch ein sehr hilfreich ist es auch nicht weil ich ganz anders über das Buch denke. OK?
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