Pro:
einfach geschrieben - interessante Personen - spannend
Kontra:
keine typische Vampirgeschichte
Empfehlung:
Ja
Und schon wieder ein Buch – ich weiß auch nicht woher ich immer die Zeit nehme, Bücher zu verschlingen **gg**. Heute soll es mal um einen für mich etwas ungewöhnlichen Roman gehen:
AM ABGRUND von WOLFGANG HOHLBEIN
Dabei handelt es sich um den ersten Band der
CHRONIK DER UNSTERBLICHEN
die inzwischen aus sechs Bänden besteht (der sechte Band ist allerdings noch nicht erschienen!).
Und ungewöhnlich ist das Buch für mich insofern, das ich Vampirgeschichten eigentlich garnicht mag. Mich hat Graf Dracula niemals interessiert - und das ich trotzdem zu diesem Buch gekommen bin ... tcha, ich weiß eigentlich auch nicht so genau, warum. Es war eigentlich mehr Zufall, ich habe im Bertelsmann Club die Buchserie gefunden, die ersten vier Bände waren dabei auf je 9,90 Euro reduziert (gebunden!) und irgendwie hat mich die Aufmachung angesprochen.
Das Buch ist in einen gräulich-grün gehalten. Im Hintergrund ein altes Schloß – im Vordergrund der Kopf eines jungen Mannes – und dann ist da noch ein Schwertgriff. Es sieht unheimlich aus und irgendwie auch ein bißchen außergewöhnlich.
Nachdem ich die Rückseite des Buches gelesen hatte, wurde ich skeptisch – da das Buch aber günstig war und ich mal wieder verzweifelt auf der Suche nach einer Quartalsabnahme habe ich dann doch zugeschlagen, so nach dem Motto: man kann ja mal reinlesen – wenn´s nicht gefällt gibt es ja immer noch Ebay – da wird man das bestimmt wieder los.
Gleich am ersten Abend habe ich mich dann ans reinlesen gemacht. Was ich gefunden habe, will ich euch hier kurz vorstellen.
Andrej Delany lebt in Transsilvanien. Er ist ein junger Mann auf der Suche nach sich selbst. Aus seinem Heimatort wurde er vor Jahren (ungerechtfertigter Weise) vertrieben – seine geliebte Frau hat er bei der Geburt ihres Kindes verloren. Ziellos streift er durch das Land und eher zufällig findet er sich plötzlich in der Nähe seines Heimatdorfes wieder.
Vorsichtig nähert er sich, weiß er doch nicht, wie die Bewohner auf ihn reagieren werden. Nun, sie reagieren garnicht ... denn was Andrey vorfindet ist ganz anders als erwartet. Die Bewohner wurden in dem alten Wachturm des Dorfes zusammengetrieben – ein Teil grausam getötet – die anderen verschleppt. Nur ein alter Mann hat die Folterungen überlebt, er bittet Andrej um Erlösung durch den Tod. Und dann taucht noch Frederic auf, ein Junge von 13 Jahren, der dieser Massenhinrichtung nur zufällig entkommen konnte, weil er in den Bergen nach einer entlaufenen Ziege suchte.
Frederic ist verzweifelt, ein Teil seiner Familie ist tot, der andere Teil verschleppt – aber er ist auch voller Hass auf die Männer die seine Familie ausgerottet haben. Männer, die scheinbar die Inquisition waren – auf der Suche nach einem Mann, der sich dem Teufel verschrieben haben soll ...
Andrej nimmt sich Frederics an – gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach Frederics Familie (die weit entfernt wohl auch Andrejs Familie sind, denn in diesem kleinen Dorf waren eigentlich alle irgendwie miteinander verwandt). Ziemlich schnell wird klar das die Verfolger sich in große Gefahr begeben – und plötzlich werden sie selbst verfolgt, gejagt, überfallen ...
Langsam muss Andrej erkennen, das diese Geschichte noch weiter reicht als er dachte. Scheint es doch plötzlich so, als sei er „der Mann, der vom Teufel besessen ist“ ... Wer ist er wirklich? Warum heilen Verletzungen bei ihm viel schneller als bei normalen Menschen? Warum kommen bei einem Wirtshausbrand so viele Unschuldige um, aber er kann, obwohl mehr als nur schwer verbrannt, überleben? ...
Mehr werde ich euch hier nicht über den Ablauf der Geschichte verraten. Jetzt komme ich lieber zu dem Eindruck, den ich von diesem Roman hatte. Zunächst einmal: Ich war angenehm überrascht. Denn dieser Roman ist sicher keine typische Vampirgeschichte wie man sie kennt. Hier geht es weniger um blutsaugende Wesen – dafür mehr um das Schicksal eines „Menschen“.
Die Geschichte von Andrej ist spannend aufgebaut - ich selbst habe diesen jungen Mann schnell in mein Herz geschlossen. Vor allem, weil er eine recht tragische Person ist – ein junger Mann auf der Suche nach sich selbst – voller Zweifel und Fragen – voller Hass, dem er sich aber nicht hingeben will sondern den er eher in Frage stellt. Er will nicht töten um des Töten willens, er tötet nur um sich zu verteidigen. Sein Klammern an Frederic, der ihm als Einziges noch geblieben ist in seinem Leben – und seine Befürchtungen, als er erkennen muss, wie groß der Hass in Frederic bereits geworden ist, obwohl der doch erst dreizehn Jahre alt ist. Seine ersten Gefühle für Maria – und sein Entsetzen, als er erkennen muss, das sie die Schwester seines ärgsten Feindes ist.
Ja, ich mag Andrej – und ich mag das Buch. Ich mag die Art wie es geschrieben ist. Mit Sicherheit nicht besonders anspruchsvoll. Es ist ziemlich einfach geschrieben – ausschmückend, manchmal auch leicht grausam (obwohl ich es nicht als sehr brutal ansehen kann – dazu ist die Sprache des Buches zu einfach). Es läuft in ziemlich gleichmäßigen Bahnen ab: Andrej und seine Selbstzweifel – ein Kampf auf Leben und Tod – Andrej und seine Selbstzweifel – ein Kampf auf Leben und Tod ... so in etwa könnt ihr euch das vorstellen.
Stellenweise ist es sehr vorhersehbar – manchmal bietet es dann aber doch die eine oder andere kleine Überraschung für den Leser. Es ist leichte Unterhaltung pur – und es hat mich in jeder Hinsicht gefesselt. Ich mag die Figuren in den Buch – ich mag den Schreibstil von Hohlbein ... ich habe die 350 Seiten in zweieinhalb Tagen verschlungen und lese jetzt schon Band zwei.
Wobei ich zugeben muss, die 350 Seiten dieses Buches, das noch dazu recht groß geschrieben ist, lassen sich wirklich ganz leicht weglesen – nicht zuletzt wegen dem sehr einfach Stils, dem sich Hohlbein hier bedient. Wer gern psychologische Hintergedanken in einem Buch finden will, der ist hier völlig fehl am Platz. Es ist zwar emotional und man kann sich als Leser wunderbar in Andrejs Situation versetzen ... trotzdem würde ich den Roman eher als oberflächlich-einfach bezeichnen.
Der Romanendet ganz klar ... irgendwo mittendrin – man weiß als Leser sofort, das die Geschichte um Andrej und Frederic weitergehen muss ... und zum Glück hat Hohlbein sich ja auch entschieden, den Leser hier nicht seiner eigenen Fantasy zu überlassen, sondern er hat weitere Bände geschrieben. Natürlich, wenn einem dieses Buch nicht begeistert hat kann man es bei diesem ersten Band belassen – es ist dann eben ein Roman mit offenem Ende. Wen die Geschichte aber gepackt hat, der wird sich sicher noch weitere Bücher der Serie kaufen – wobei ich unbedingt ein Lesen in der geschriebenen reihenfolge empfehle. Alles andere führt nur zu Verwirrungen!
Zum Abschluß möchte ich einfach euch noch kurz über die komplette Buchserie informieren:
Die Chronik der Unsterblichen
Band 1: Am Abgrund
Band 2: Der Vampyr
Band 3: Der Todesstoss
Band 4: Der Untergang
Band 5: Die Wiederkehr
Band 6: Die Blutsgräfin (noch nicht erschienen)
Alle Bände haben um die 350 Seiten und kosten gebunden je 22,90 Eur0 (amazon.de) – die ersten vier Bände sind aber auch schon als Taschenbuch-Doppelband erschienen (je 8,-- Euro). Mitgliedern im Bertelsmann Club kann ich nur die reduzierten Bände empfehlen, für 9,90 Euro kann man da eigentlich nichts falsch machen.
Mein Fazit:
Eine Vampirgeschichte die selbst mir gefällt, allerdings ist es auch keine typische Vampirgeschichte, wie ich sie vorgestellt habe! Ich würde allen interessierten lesern empfehlen, einfach mal in Band 1 hereinzulesen – und danach zu entscheiden ob sich die Anschaffung der kompletten Serie lohnt.
@ Prisca – Januar 2004 – ich schreibe für Ciao und Yopi und manachmal auch für Dooyoo weiterlesen schließen
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