Pro:
sehr spannend
Kontra:
Wo ist Frederic??? - keine typische Vampirgeschichte
Empfehlung:
Ja
Nachdem ich euch schon die beiden ersten Bände von
WOLFGANG HOHLBEIN´S
CHRONIK DER UNSTERBLICHEN
vorgestellt habe folgt heute Band Nummer drei.
DER TODESSTOSS
Zunächst einmal eine ganz kurze Einführung in die anderen beiden Bände damit ihr schon mal grbo wisst, auf was ihr euch hier einlasst. Andrej Delany hat im Leben alles verloren - seine Familie, seine Frau, seine Heimat ... und er hat - im Sterben liegend - eines gewonnen: die Unsterblichkeit. Er wurde zum Vampyr. Allerdings fällt es ihm nicht leicht, dieses Schicksal anzunehmen - er hadert mit sich und seinem Leben, ja, er fürchtet sich vor dem, was er einst werden könnte. Und er macht sich auf die Suche nach einer Antwort auf die Frage: WARUM bin ich so geworden?
Begleitet wird er dabei zunächst von einem entfernten Verwandten, Frederic, fast ein Kind noch. Später stößt der "Pirat" und Sklavenhändler Abu Dun zu ihnen ...
Inzwischen sind zehn Jahre ins Land gegangen. Andrej und Abu Dun sind gute Freunde geworden - gemeinsam ziehen sie durch das Land - immer auf der Suche nach ... irgendwas. Vom Krieg und Leid haben sie genug gesehen, so verlassen sie Transsilvanien - nur um in einem anderen Land dasselbe wie bisher zu erleben. In einem kleinen Dorf werden einige Zigeuner als "Hexer" verurteilt und verbrannt. Nur ein junges Mädchen überlebt dank Andrej und Abu Dun. Warum fühlt sich Andrej so zu ihr hingezogen?
Er erkennt sehr schnell den Grund - das Mädchen ist wie er - "Unsterblich" – doch gleichzeitig ist sie krank und vermag sich nicht recht zu erholen. Sie erzählt den beiden noch von ihrem Schicksal - das eine Krankheit sie an den Rand des Todes gebracht hat, das sie aber überlebte und plötzlich ... "anders" war. Eine weise Frau, eine Puuri Dan der Zigeuner kannte den Grund ihres "Anderswerdens", allerdings weiß sie nicht mehr genau, wo diese Frau lebte. Dann stirbt das Mädchen über Nacht.
Andrej weiß nicht, was er davon halten soll - eine "Unsterbliche" die an einer Krankheit stirbt ... und was ist mit ihm selbst? Kann dies auch sein Schicksal sein? Er beschließt, gemeinsam mit Abu Dun nach der Puuri Dan zu suchen ...
Beide kommen in ein kleines, unscheinbares Dorf names Trentklamm - ein unheimliches Dorf. Sie werden mit Mißtrauen und Hass empfangen - doch einer der Männer (Birger) bittet sie zu bleiben und zu helfen. Vor einiger Zeit wurde das Dorf von der Inquisition überfallen, viele Bewohner getötet oder in ein nahes Kloster geschleppt - darunter auch seine Tochter. Mit Hilfe von Andrej und Abu Dun möchte er sie befreien.
Während Abu Dun mißtrauisch bleibt stimmt Andrej zu. Sie machen sich auf den Weg zum Kloster, werden aber unterwegs von "gräßlichen Geschöpfen" überfallen - eines dieser Geschöpfe verletzt Andrej schwer - und plötzlich scheint alles anders. Er verliert seine "Vampyrsinne" - seine Verletzungen heilen nur noch schleppend und er spürt, das etwas mit ihm geschen ist, das sein ganzes Wesen zu verändern scheint ....
Tcha, mehr zum Inhalt werde ich hier nicht verraten - ich schreibe aber noch einiges über den Eindruck, den das Buch bei mir hinterlässt und vielleicht könnt ihr da noch das eine oder andere des weiteren Handlungsverlaufs herauslesen.
Zunächst einmal: Dieses Buch ist für mich das beste der drei Bände die ich bisher von der "Unsterblichen Saga" gelesen habe. Trotzdem war ich zunächst etwas enttäuscht, hatte ich doch einen direkten Übergang von Band zwei in Band drei erwartet, so wie es bei Band eins und zwei auch war. Hier liegen aber zehn Jahre zwischen beiden Büchern - zehn Jahre, über die ich nichts erfahre - und das, obwohl Buch zwei mit einem Knalleffekt endet den ich unbedingt aufgelöst haben wollte! Dieser Knalleffekt betrifft Ferderic, der in den ersten beiden Bänden stets bei Andrej war ... und jetzt plötzlich sang und klanglos verschwunden ist. Verflixt noch mal!
Diese Enttäuschung vergisst man dann beim Lesen aber sehr schnell. Die Charaktere von Andrej und Abu Dun haben sich entwickelt - sie sind dem Leser jetzt noch näher als zuvor. Auch die Freundschaft der beiden, die sich inzwischen entwickelt hat kommt hier sehr gut zum tragen - eine Freundschaft zwischen zwei so gegensätzlichen Charakteren. Andrej: innerlich zerrissen, immer auf der Suche nach Antworten, ein Vampyr, der sein Vampyrsein fürchtet und hasst - eine etwas düstere und tragische Gestalt (aber nicht unsympatisch). Und dann Abu Dun der irgendwo das Gegenteil zu sein scheint: er steht mit beiden Beinen im Leben und nimmt alles so wie es kommt. Er hat eine dunkele Vergangenheit als Sklavenhändler und trotzdem kommt er als die "hellere, fröhlichere" Figur rüber. Er besitzt einen ziemlich schwarzen Humor, bei dem der Leser sicher mehr als einmal schmunzeln muss.
Auch die Geschichte in dem Buch unterscheidet sich ein wenig von den ersten beiden Bänden. Ging es da in erster Linie um Andrej, um seine Zerrissenheit und seine verzweifelte Suche nach Antworten so findet der Leser hier eher eine Episode aus der langen Reise von Abu Dun und Andrej wieder. Natürlich spielt Andrejs Charakter und seine Gedanken und Gefühle auch hier eine große Rolle - aber sie sind Teil einer abgeschlossenen Geschichte. Einer Geschichte, die so spannend geschrieben ist das sie mich nicht mehr losgelassen hat. Ich habe das Buch in zwei Tagen verschlungen - fingernägelkauend habe ich auf meinem Sofa gekauert und konnte mich kaum davon überzeugen mal aufzustehen und etwas zu essen zu machen (**gg**)
Sonst ist das Buch wieder sehr einfach geschrieben, obwohl man als Leser schon aufpassen muss, das man nicht zwischendrin den Faden verliert. Hohlbein liebt es, in seinen Büchern immer wieder ähnliche Situationen auftauchen zu lassen (die aber nicht unmittelbar zusammenhängen). Als Leser muss ich da schon manchmal sortieren was jetzt wohin gehört. Hört sich ein bißchen kompliziert an, ist es aber eigentlich nicht – man muss sich nur daran gewöhnen und vielleicht auch mal ein paar Seiten zurückblättern um nochmal kurz nachzulesen (so ging es mir jedenfalls einige Male in diesem Buch). Dann kommt aber schnell das Aha-Erlebnis und schon geht wieder weiter.
Warnen möchte ich an dieser Stelle alle diejenigen die auf der Suche nach anspruchsvoller Vamirliteratur sind: dieses Buch will unterhalten, nicht mehr, aber auch nicht weniger! Anspruch ist hier eher ein Fremdwort – es ist eine einfache aber spannende Geschichte die erzählt wird. Dabei bedient sich Hohlbein nicht immer typischen Vampirklischees sondern er entwickelt eher seine ganz eigenen Vampire, dadurch bekommt das Buch seinen speziellen Charakter, kann aber vielleicht Freunde echter Vamirliteratur enttäuschen.
Wie bereits erwähnt ist „Der Todesstoss“ das dritte Buch der Chronik der Unsterblichen – nun wird sich vielleicht mancher fragen, ob es möglich ist gleich mit diesem Buch in die Serie einzusteigen. Ja und nein – ich glaube das man dieses Buch durchaus als Einzelband betrachten kann und sich nach kurzem Einlesen schnell in die Handlung hineinfindet – andererseits wird man aber niemals die tiefe der Gefühle und Gedanken von Andrej begreifen können wenn man die Vorgeschichte nicht kennt. Deshalb würde ich auf jedem Fall empfehlen mit Band eins zu beginnen und dann chronologisch weiterzulesen.
Die „Chronik der Unsterblichen“ besteht bisher aus sechs Bänden.
Band 1: Am Abgrund
Band 2: Der Vampyr
Band 3: Der Todesstoss
Band 4: Der Untergang
Band 5: Die Wiederkehr
Band 6: Die Blutsgräfin (noch nicht erschienen)
Jeder Band hat ca. 350 - 400 Seiten und kostet gebunden je 22,90 Euro (amazon.de) – von den ersten Bänden gibt es aber auch bereits günstige Taschenbuchausgaben.
Mein Fazit zu „Der Todesstoss“: die ganze Serie ist (bis zu Band drei, die andere kenne ich ja noch nicht) empfehlenswert, aber „Der Todesstoss“ ist für mich das bisher stärkste Buch. Wer leichte Vamiprromane mag der liegt hier auf jeden Fall richtig.
@ Prisca – Februar 2004 – ich schreibe für Yopi und Ciao, manchmal auch für Dooyoo weiterlesen schließen
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