Pro:
schlichte Möbel, z.T. preiswert, durchdachter Selbstbau aus handlichen Paketen
Kontra:
dem Kundenansturm nicht gewachsen, abruptes Einstellen von Produktlinien
Empfehlung:
Nein
Untertitel: Warten hoch 3
Hin und wieder kann auch MANN es nicht vermeiden, sich bei IKEA (in meinem Fall: IKEA Eching, 25km nördlich München) ins Getümmel zu stürzen: insbesondere wenn MANN im Zustand "mit Partner, weiblich" ist. Nicht, daß ich etwas gegen IKEA hätte: für mich ist das ein Möbelladen wie viele andere auch, und der Hauptgrund, warum ich mitunter dahin gehe und nicht zu Segmüller oder Hiendl oder Mahler ist, daß IKEA auf dem Weg zur Verwandtschaft liegt, nämlich direkt an der A9. Rein praktische Erwägungen, typisch Mann eben. Was "Partner, weiblich" betrifft: findet IKEA schlicht so hervorragend, daß kein Vorbeifahren an diesem Laden möglich ist; für IKEA ist immer Zeit. (Nebenbei: am Weg zur räumlich weiter entfernten Verwandschaft liegen auch noch der Chemnitzer und (seit neuestem) der Dresdner IKEA, und auf der Suche nach bestimmten Teilen haben wir an einem einzigen Tag auch schon mal alle drei aufgesucht...)
IKEA...
IKEA (als Info für alle, die keine Werbung sehen und keinen "Partner, weiblich" haben oder jemals hatten) ist ein Möbelhaus, dessen besondere Spezialität darin besteht, daß man alle Möbel i.d.R. gleich mitnehmen kann und selbst montieren darf. Anders ausgedrückt: IKEA, home of BILLY. Vorteil für IKEA: Möbel werden in halbwegs handlichen Paketen verkauft, das spart Lager- und Transportkapazitäten. Vorteil für den Kunden: es gibt preiswerte Möbel, das trifft jedoch nicht auf das ganze Sortiment zu. Der Selbstbau geht meist unproblematisch über die Bühne (bei anderen Herstellern allerdings auch), die Qualität ist mittelmäßig, weswegen unser Wohnzimmer IKEA-freie Zone ist (einvernehmlich, wohlgemerkt).
In der Vergangenheit habe ich mich an zwei Stellen schonmal mächtig über IKEA geärgert. Einmal wurde eine Farbvariante abgeschafft (kirsche, ein rötliches Braun) und einmal wurde eine nette Badserie gestrichen (TAKERN), die gar nicht lang im Angebot war. (Den fehlenden TAKERN-Schrank haben wir in Chemnitz aufgetrieben, aber die kirschfarbenen Aufsätze zum Regal BILLY waren einfach nicht mehr finden). Insofern sind andere Hersteller von mir bevorzugt, die meist eine klar definierte Mindest-Nachkauffrist bieten (Brinkmann beispielsweise 3 Jahre).
...und ECHING...
Zugegeben, der Echinger IKEA hat es wirklich nicht leicht. Der einzige IKEA im Großraum München, Augsburg, Ingolstadt, Landshut -- da kann über mangelnde Nachfrage wirklich nicht geklagt werden. Bis vor kurzem auch eine der ältesten IKEA Niederlassungen, ihrerzeit zwar durchaus großzügig geplant, aber irgendwann dann doch hoffnungslos überlastet. Nach mehreren Jahren Umbau gibt es nun eine neue Autobahnabfahrt (von der A92), mehr Parkplätze und eine zweispurige Zufahrt, und auch Innen wurde umgebaut. Die Warenausgabe wurde verlegt und mit eigenen Parkplätzen ausgestattet, die Möbelausstellung ist großzügiger geworden. Dennoch ist besonders Samstags "Warten hoch 3" angesagt, wie am Beispiel des vergangenen, durchschnittlichen Samstags deutlich wird.
...Warten...
Um eine Frage zum Möbelsystem EFFEKTIV beantwortet zu bekommen, haben wir fast eine Viertelstunde gewartet, bis eine der beiden Beraterinnen für das Segment "Büromöbel" Zeit hatte. Dann mußten wir noch etwas mit den Abmessungen herumrechnen, und wußten dann, was wir wollten.
Bei IKEA gibt es zwei grundsätzliche Möglichkeiten, einzukaufen: in einer großen Halle im Erdgeschoß lagern die verpackten Teile zur Selbstmitnahme, oder man bekommt einen Zettel ausgedruckt, zahlt an der Kasse und geht zur Warenausgabe. Unsere Möbel liefen über die Warenausgabe, die zeitaufwendigere der beiden Alternativen. Denn:
...Warten...
mußten wir erneut auf eine der Beraterinnen, denn nur über deren Computer erhält man den Bestell/Auftragszettel. Eine reichliche Viertestunde später durfte ich dann mein Begehr vorbringen, und einer plötzlichen Eingebung folgend fragte ich nach einem Rabatt, da ich immerhin drei Stück desselben Möbels kaufte. Der Blick der guten Frau belehrte mich eines Besseren; genausogut hätte ich (frei nach Beckenbauer) fragen können, ob denn schon Weihnachten sei. Wir halten fest: Rabatte hat man bei IKEA nicht nötig, das Geschäft brummt auch so, und meiner durch die Warterei nicht allerbesten Laune half das auch nicht auf.
Wir setzten den Rundgang fort; allen IKEA-Nichtkennern sei gesagt, daß IKEA die Ausstellung in einem Rundgang anordnet. Man betritt das Gebäude und wird zunächst in den ersten Stock geleitet, und dort geht man, von Schildern geleitet, von einer Abteilung in die andere, auf einem Schlängelpfad durchs erste Stockwerk und anschließend durchs Erdgeschoß. Die Krönung des Rundgangs sind allerlei unnütze Kleinigkeiten, an denen man selten vobeikommt, ohne doch etwas nützlich zu finden, und schließlich die Möbelmitnahmehalle, die wir aber rechts liegen ließen. Es gibt diverse Abkürzungsmöglichkeiten, um bestimmte Abteilungen zu überspringen (sehr nützlich).
Nach der Möbelmitnahmehalle kommt schon der Kassenbereich, wo es wieder heißt:
...Warten...
Der Kassenbereich ist auch umgebaut worden, es gibt auf gleichem Raum jetzt mehr Kassen, was dazu führt, daß die unverändert langen Schlagen sich etwas schneller bewegen. Tatsächlich bewegten sich alle Schlangen schneller, nur die unsrige nicht. Die Kassenkraft hatte bei JEDER ec-Transaktion Schwierigkeiten und brauchte die Kollegin von nebenan, schaffte es nicht, die Bons richtig abzureißen und mußte daher ständig die Bonrolle neu einlegen, wozu selbstredend wieder die Kollegin ranmußte. Summa summarum hat die Kasse wieder 25 Minuten gedauert, und wir hatten den begehrten Zettel.
Spätestens hier, nach Bezahlung der Möbel, könnte eigentlich der entsprechende Bereitstellungsauftrag bei den Jungs von der Warenausgabe aus dem Computer kullern. Tut er aber nicht, und man muß sich zur Warenausgabe bemühen (neuerdings in Eching mit dem Auto, auf einen engen und recht kleinen Parkplatz, wo ein gewaltiges Durcheinander herrscht). Man geht mit seinem Zettel zum Schalter, freut sich über die vielen Menschen und die vielstellige Warteliste, bekommt eine Nummer wie bei einer beliebigen Behörde, und setzt das
...Warten...
fort. Immerhin hat IKEA dieses Ärgernis erkannt und verspricht jedem, der länger als 10 Minuten plus 1 Minute je Rechnungsposten warten muß, ein Getränk. Gesagt getan, nach 15 Minuten hab' ich dann man nach dem Getränk gefragt und hätte eine Wertmarke bekommen, einzulösen im Bistro irgendwo auf dem Gelände. Der Witz: im Wartebereich stehen Automaten, aus denen Getränke verkauft werden -- für die gilt die Wertmarke (natürlich) nicht. Sondern König Kunde darf sich gefälligst dorthin begeben, wo IKEA den Service vorgesehen hat. Nein danke. Übrigens: meine persönliche Wartezeit in der albernen Warenausgabe betrug knapp eine halbe Stunde.
...Er(g/l)ebnis...
Angesichts der Tatsache, daß halbwegs schönes Wetter und IKEA bei weitem nicht voll war, sind die Wartezeiten schlicht indiskutabel, insbesondere an der dämlichen Warenausgabe. An einem halbwegs verregneten Herbsttag muß dort das reine Chaos herrschen...
Man gewinnt den Eindruck, IKEA hat den Kunden nicht nötig; der Warenausgeber, den ich etwas verärgert darauf aufmerksam machte, daß die versprochene Erfrischung der Einfachheit halber aus einem der im Wartebereich stehenden Automaten kommen dürfte, grinste nur dümmlich und zuckte die Schultern -- eine adäquate Ergänzung zu der mürrisch-negativ beschiedenen Rabattfrage.
Auch wenn es mir nicht gelingen wird, IKEA Eching vollständig zu vermeiden (liegt einfach zu günstig am Weg), gehe ich dennoch nicht mit Begeisterung in diesen Laden. Vielleicht verbessert sich die Situation ja, wenn endlich die Filiale Brunnthal öffnet (dort könnte ich dann auch während der Woche mal eben hinfahren).
Zu IKEA Eching fällt mir an Pluspunkten eigentlich nur die mittlerweile gute Parksituation und die Erreichbarkeit ein. Die Minuspunkte (Wartezeiten, desinteressiertes Personal, Auslaufen von Möbelserien/Farben, generelle Qualität und "Anmutung" der IKEA-Prdukte) überwiegen deutlich, und es bleiben zwei mickrige Sternchen.
PS: Glücklicherweise wollte ich keine Küchenmöbel, da hätte wirklich gegolten "Warten hoch 3"...
(zuerst auf ciao unter mephisto99 gepostet) weiterlesen schließen
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