Pro:
Vom Anfang bis zum Ende spannend, packend und fesselnd erzählt...
Kontra:
Wirkt teils etwas unrealistisch und konstruiert...
Empfehlung:
Ja
Meine ehemaliger Kollege mal Krimis, er mag Island und er mag Gletscher… was lag also näher, als ihm zum Geburtstag den in Island spielenden Krimi GLETSCHERGRAB zu schenken. Nur leider kannte er ihn schon… Nein, leider ist eigentlich falsch… glücklicherweise kannte er es schon – denn so habe ich es behalten und selbst gelesen…
##### ALLGEMEINES #####
Titel: Gletschergrab
Originaltitel: Napóleonsskjölin
Jahr: Original 1999
Die deutsche Übersetzung erschien 2005
Übersetzt von Coletta Bürling und Kerstin Bürling
Seitenanzahl: 366
Verlag: Bastei Lübbe
ISBN: 3-404-15262-X
Preis: 7,90 €
##### UM WAS ES GEHT #####
Der Vatnajökull, der größte Gletscher Europas, birgt ein Geheimnis. Denn dort stürzte im zweiten Weltkrieg ein Flugzeug der amerikanischen Armee ab. Bisher gelang es nicht, das Flugzeug, das inzwischen unter einer dicken Eisschicht verborgen ist, zu bergen. Die brisante Fracht scheint also sicher, das Geheimnis gut behütet. Doch dann beginnt der Gletscher sich zu bewegen, die Eiskappe schmilzt…und legt das Flugzeug frei. Die US-Basis im isländischen Keflavik schickt eine Mannschaft los um das Wrack zu bergen und die Fracht unauffällig in Sicherheit zu bringen, den der Carr, Chef des Geheimdienstes, weiß zu welcher Katastrophe es kommen könnte, wenn alles ans Licht kommt. Doch so einfach wie erhofft ist die Aktion nicht und gerät auch bald aus dem Ruder… erst trifft er US-Trupp auf ein isländisches Rettungsteam, das am Gletscher eine Übung abhält… dann sieht er sich Kristin gegenüber, einer jungen Frau, die Angst um ihren Bruder hat. Ihr Bruder gehörte dem besagten Rettungsteam an… und ist spurlos verschwunden. Zuvor aber berichtete er ihr über sein Handy noch von den seltsamen Dingen, die am Gletscher vor sich gehen… Kristin weß nicht viel, aber schon viel zu viel um die die Operation in Gefahr zu bringen. Und nun wird sie verfolgt, muß flüchten – und will um ihr Leben zu retten, muß sie dieser seltsamen Geschichte selbst auf den Grund gehen…
##### DER AUTOR #####
Zu den größten Erfolgen des 1961 ist Reykjavik geborenen Autors gehören die Romane „Nordermoor“ und „Engelsstimme“, für die er auch mit dem „Nordic Crime Novel’s Award“ ausgezeichnet wurde – und die ich Euch auch empfehlen kann. Nach seinem Studium im Fach Geschichte arbeitete Indridarson als Journalist und Filmkritiker. Heute lebt er in seiner Heimatstadt, zusammen mit seiner Frau und drei Kindern, und arbeitet als freier Autor. Seine Bücher belegen seit Jahren die obersten Ränge von Islands Bestsellerliste und der Autor hat sich einen der vordersten Plätze der europäischen Krimiautoren erobert.
##### LESEPROBE #####
Bevor ich ein Buch kaufe, lese ich gerne erst einmal hinein…. Manchmal liegt mir der Stil eines Autoren überhaupt nicht – und meist merke ich das schon nach den ersten Zeilen Vielleicht macht Ihr es genauso. Ich habe Euch einen Abschnitt vom Anfang des Buches herausgesucht…
1945
Auf dem Gletscher tobte ein Orkan.
Er konnte die Hand nicht vor Augen sehen. Er konnte kaum den Kompass erkennen, den er in der Hand hielt. Umkehren war unmöglich, selbst wenn er gewollt hätte. Es gab auch nichts, wohin er sich hätte wenden können. Der Sturm biss ihn, peitschte ihm ins Gesicht und fegte ihm aus allen Richtungen harten und kalten Schnee entgegen. Der Schnee blieb in seiner Kleidung hängen, und bei jedem Schritt sank er bis übers Knie ein. Er hatte jegliches Zeitgefühl verloren und wusste nicht, wie lange er schon gelaufen war. Er konnte keinen Unterschied zwischen Tag und Nacht ausmachen; dieselbe schwere Dunkelheit hatte ihn eingehüllt, seitdem er losgegangen war. Er wusste nur, dass er am Ende seiner Kräfte war. Er machte jeweils ein paar Schritte hintereinander, ruhte sich aus und ging dann weiter. Ein paar Schritte. Pause. Schritt. Pause. Schritt. Pause. Schritt.
...und einen weiteren von Seite 31
In dieser Hinsicht waren sich die Geschwister überhaupt nicht ähnlich. Wenn der Winter kam würde Kristin sich am liebsten verkriechen und erst im Frühjahr wieder zum Vorschein kommen. Sie unternahm niemals Ausflüge ins Hochland, und im Winter verreiste sie überhaupt nicht in Island. In den Sommerferien heilt sie sich an die Ringstraßen an der Küste und übernachtete in Hotels. Ansonsten verbrachte sie ihren Urlaub im Ausland: in den USA, wo sie studiert hatte, oder in London bei Freunden, die dort lebten. Zur dunklen Jahreszeit in Island buchte sie manchmal eine Woche Strandurlaub im Süden. Sie ertrug die Dunkelheit und die Kälte nur schwer. Manchmal wurde sie von Depressionen gepackt, wenn die Dunkelheit sie zu verschlingen schien.
Abgesehen davon verstanden sich die Geschwister gut. Weitere Geschwister gab es nicht und trotz des Altersunterschieds von zehn Jahren – oder gerade deswegen – hatten sie sich immer nahe gestanden.
Ich denke das ist ausreichend um sich ein Bild vom Stil des Autors zu machen...
##### MEINE MEINUNG #####
Arnaldur Indridason hat hier einen ein spannenden und absolut fesselnder Spionage-Thriller geschrieben. Die Spannung beginnt bereits im Prolog und zieht sich dunaufhaltsam durch das komplette Buch, keine einzige Minute ist es langweilig oder zäh.
Kristin, die eigentliche Hauptperson des Romanes ist gut beschrieben, wirkt vertraut und real… man kann sich gut in ihre Situation versetzen und fiebert mit ihr mit, wenn sie dem Geheimnis immer näher kommt. Auch die anderen Charaktere sind für meinen Geschmack gut beschrieben und es fällt nicht schwer sich in sie hinein zu versetzen, man meint sie schon lange zu kennen…
Die fesselnde und rasante Geschichte ist so gut erzählt, dass es auch kaum stört, dass sie teilweise ein klein wenig konstruiert, etwas übertrieben und daher unrealistisch erscheint…Aber die faszinierende Art, in der Indridason die Geschichte erzählt, lässt das eigentlich eher unwichtig werden.
Das Buch ist sehr angenehm, leicht verständlich und gut lesbar geschrieben und ich hatte es in nur ein wenigenTagen auch ausgelesen. Ebenso unglaublich wie eigentlich die ganze Geschichte ist auch das überraschende Ende, an dem man endlich erfährt, um was es sich bei der geheimnisvollen Fracht eigentlich handelt… Das ist es, was man vom Anfang an des Buches unbedingt wissen will. Und damit wird auch eine packende Spannung aufgebaut! Der Autor beherrscht den Spannungssaufbau wie kaum ein anderer!
Mit seinen Erlendur-ROmanen lässt sich dieses Buch nicht vergleichen - und wer das erwartet, wird möglicherweise enttäuscht sein. Denn dieses Buch ist ganz anders... Wer spannende Spionage-Thriller mag, ist mit diesen Buch sicherlich gut bedient! Mir persönlich hat dieser Thriller sehr gut gefallen, aber die anderen Romane, die ich bisher von diesem Autor gelesen habe, haben mir noch besser gefallen (vielleicht weil seine Erlendur-Krimis weniger brutal sind?). Dieser Roman ist sicherlich nicht sein Meisterwerk,. Aber dennoch ist auch dieses Buch durchaus lesenswert und von mir bekommt es vier von fünf Sternen. weiterlesen schließen
Bewerten / Kommentar schreiben