Pro:
spannend, realisitisch, eigene Lebensgeschichte
Kontra:
viel mit Grausamkeiten durchzogen
Empfehlung:
Ja
Zum Buch:
# Taschenbuch: 235 Seiten
# Verlag: Droemer/Knaur (1. Februar 2004)
# Sprache: Deutsch
# ISBN-10: 3426777541
# ISBN-13: 978-3426777541
# Preis: 8,95 €
Zur Autorin:
Sabatina James ist eine Frau aus Pakistan. Sie schaffte es, sich aus der Unterdrückung muslimischer Frauen zu befreien. Sie gründete den Verein Sabatina e.V. und hilft anderen Mädchen und Frauen, sich aus der Unterdrückung zu befreien.
Inhalt:
Ihre Eltern sind Muslims. Sie leben in einem kleinen österreichischen Dorf. Hier wächst Sabatina auf. Doch dann wird sie 16 und ihre Eltern finden, dass sie zu westlich geworden ist. Sie schicken sie in eine Koran-Schule nach Pakistan, wo sie geschlagen und misshandelt wird. Als Sabatina auch noch gegen ihren Willen heiraten soll, flieht sie aus dem Martyrium und kehrt nach Europa zurück. Doch trifft sie dort die harte Antwort des Islam umso mehr: Ihre Familie kündigt an, sie zu töten. Erneut muss sie fliehen und sich verstecken ...
Textausschnitt:
"Mein Tagebuch lag auf dem Fußboden, die meisten Seiten heraus gerissen und über den gesamten Fußboden verstreut. Sie hat es gefunden und gelesen, berichtet Aisha und kroch unter ihre Bettdecke. In diesem Moment kam meine Mutter ins Zimmer. Noch bevor ich Hallo sagen konnte, schlug sie schon auf mich ein. Krachend landete ihre rechte Hand auf meiner linken Wange. Was bildest du dir ein?, schrie sie, du bist eine Nutte! Sie riss mich an den Haaren, schleifte mich durchs Zimmer und schleuderte mich gegen die Wand."
Schreibstil:
überaus spannend, jugendlicher Schreibstil, bestürzend, erschütternd, lebendig, erfrischend
Meinung:
Ganz zu Anfang des Buches schreibt die Autorin:
"Auf Anraten der Polizei wurden die Namen aller handelnden Personen in diesem Buch aus Sicherheitsgründen geändert. Doch die Beschriebenen existieren; sie leben in Österreich und Pakistan."
Das alleine sagt schon aus, wie vorsichtig Sabatina, auch ein Pseudonym, mit ihrer Geschichte umgehen muss.
Als Kind in Pakistan geboren, reist ihr Vater als erste Person der Familie nach Deutschland aus. Zweimal jährlich besucht er seine Familie in Pakistan. Öfter geht es nicht, denn er arbeitet. Immer wieder verspricht er der Familie, sie könne nachkommen, doch Jahre gehen ins Land. Erst als Sabatina 10 Jahre alt ist, verwirklicht sich das Vorhaben. Da der Vater mittlerweile in Österreich lebt, zieht die Familie dorthin. Mit der Zeit fühlt sich Sabatina wohl in der westlichen Kultur und Lebensweise, findet Freunde und fasst Fuß. Die Eltern dagegen lehnen die westliche Kultur ab und machen dem Mädchen damit das Leben zur Hölle. Schminken und enge Jeans oder T-Shirts tragen verweigern ihr die Eltern. In den Tagebucheinträgen Sabatinas findet die Mutter Hinweise darauf, dass sie einen westlichen Jungen küsste. Die Mutter rastet aus und befiehlt, Sabatina nach Pakistan in eine Koranschule zu schicken, damit sie von der allzu freien Denkweise kuriert wird. Sabatina flieht in eine Zufluchtsstätte für Jugendliche. Sie vertraut sich den Betreuern an und erhält den Rat, ihren Eltern zu gehorchen. Sie geht also nach Pakistan, besucht auf Wunsch ihrer Eltern die Schule, ist seit ihrer Geburt einem Cousin zur Hochzeit versprochen. Doch in der Schule wird sie geschlagen und misshandelt. Rebellisch, wie sie nun mal ist, gelingt ihr die Flucht aus Pakistan zurück nach Österreich. Sie wechselt ihren Glauben, tritt dem Christentum bei. Ihre Eltern sprechen das Todesurteil über sie aus.
Erschreckend und ohne jegliches Verständnis für diese von Männern beherrschte Welt las ich das Buch. Es ist für uns Europäer nicht nachzuvollziehen, dass es solche Denkweisen überhaupt noch geben kann. Die Mädchen und Frauen sind dort entrechtet, gelten als entehrt, werden sie vergewaltigt. Es ist eine verkehrte Welt. Was soll es bringen, belogen und betrogen zu werden, getreten und gepeinigt, gedemütigt bis aufs Blut. Die Darstellungen der jungen Frau erzeugten Gänsehaut, ließen Schauer über meinen Körper laufen. Ich fühlte mich mitten in die Geschehnisse hinein versetzt, schüttelte stellenweise den Kopf aus Missverständnis. Das erlebte Leid des Mädchens ließ mich mitfiebern, mich in Gedanken auf ihre Seite stellen und den Hass auf ihre Eltern aufkommen. Sabatina erzählt von dem Stellenwert der Frauen in Pakistan, lässt uns Leser in den Glauben des Islam schauen, in eine von Männern beherrschte Welt. Sie stellt sich ganz klar auf die Seite unserer freien westlichen Kultur und unseres Glaubens. Es kann nicht Gottes Wille sein, dass ein Geschlecht unterdrückt und das andere hoch erhoben wird. Es ist das beste Buch, dass ich über Pakistan je gelesen habe.
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