Pro:
interessante Ausgrabungsstätten, Kultur und Religion pur
Kontra:
vielleicht die Sicherheitslage, wobei das von außen immer schlimmer aussieht als es wirklich ist
Empfehlung:
Ja
Im Rahmen eines zehnmonatigen Aufenthaltes in Israel habe ich auch den einen oder anderen Ausflug nach Jerusalem unternommen. Vielleicht gleich zu Anfang: Diese Stadt macht süchtig. Am Ende meines Aufenthaltes, als ich eigentlich endlich noch in den Süden und runter nach Eilat wollte, bin ich dann doch noch einmal für eine Woche in Jerusalem gelandet.
Geschichte
Wie ich wohl nicht allzu sehr auszuführen brauche, hat Jerusalem eine sehr bewegte Geschichte hinter sich. Seit hunderten von Jahren streiten Juden, Christen und Muslime um und in dieser Stadt, die für solche Gefechte eigentlich wirklich viel zu schade ist.
Gegenwart
Momentan ist Jerusalem in West- und Ostjerusalem aufgeteilt, wobei der Osten muslimisch-arabisch ist und zu Palästina gehört.
In der Altstadt gibt es vier verschiedene Viertel - arabisch/muslimisch, arabisch/christlich, jüdisch und armenisch. Jedes dieser Viertel hat einen ganz eigenen Charakter.
Anreise
Ich bin immer mit dem Bus am zentralen Busbahnhof in Jerusalem angekommen. Hier ist meist (insbesondere kurz vor Beginn des Shabbat) sehr viel los und man steht schon mal etwas länger an der Sicherheitskontrolle Schlange. Von hier aus bin ich meist zu Fuß in die Altstadt, es geht aber natürlich auch mit Bus oder Taxi.
Wenn man von außer Landes kommt, landet man wohl meist am Ben-Guerion-Flughafen in Tel Aviv. Von hier aus ist es mit dem Bus ungefähr eine Stunde bis nach Jerusalem (alternativ Mietwagen oder ähnliches).
Die Buspreise in Israel sind meiner Erfahrung nach recht günstig. Für die zweistündige Fahrt von meinem Wohnort bis nach Jerusalem habe ich umgerechnet 6-7 € bezahlt.
Sehenswert
Hier fällt es mir sehr schwer, mich auf ein paar wesentliche Dinge festzulegen. Es kommt wohl vor allem auch darauf an, mit welchen Erwartungen man hierher kommt. Ich zum Beispiel interessiere mich für alles, was irgendwie mit Geschichte, Kultur, Religion und Archäologie zu tun hat . . . und da bietet Jerusalem schon eine ganze Menge.
Ich werde mich hier zunächst vor allem auf die Altstadt konzentrieren.
- Die Altstadt -
Die Altstadt, insbesondere das jüdische Viertel. Hier gibt es zahlreiche archäologische Ausgrabungsstätten (ich empfehle ein Kombiticket), nette kleine Geschäfte und vieles mehr. Weiterhin kommt man von hier aus zur Klagemauer und dem Tempelberg, sozusagen das Herzstück Jerusalems. Die Klagemauer selbst hatte ich mir irgendwie immer größer vorgestellt, aber sie ist trotzdem bemerkenswert, insbesondere, wenn man sich ihre Geschichte vergegenwärtigt. An der Mauer selbst läuft alles streng getrennt nach Männern und Frauen. Touristen wird hier auch mit einer Kippa (für die Männer) bzw. einem Kopftuch (für die verheirateten Frauen) ausgeholfen. Es gibt meines Wissens drei verschiedene Zugänge zur Klagemauer, alle sind strengstens bewacht (Tasche wird durchleuchtet etc.).
-rund um den Tempelberg -
Der Tempelberg ist ebenfalls absolut sehenswert. Ich hatte das Glück, hochzudürfen. Reguläre Öffnungszeiten gibt es hier allerdings nicht, kommt immer auf die Lage und den muslimischen Verantwortlichen an. Auch hier natürlich die üblichen Sicherheitskontrolle, der diesmal (sehr zu meinem Erstaunen) meine Bibel zum Opfer fiel (konnte sie mir allerdings anschließend wieder abholen . . .). Vom Tempelberg aus hat man auch einen wunderbaren Blick auf den Ölberg. Die Moschee sowie der Felsendom dürfen leider nur von Muslimen betreten werden, sehen aber auch von außen schon sehr beeindruckend aus.
Zur Rechten des Tempelbergs erstreckt sich eine weitere Ausgrabungsanlage (Ophel genannt), die ein sehr gutes Bild vom Jerusalem der Frühzeit vermittelt. Audioguides in verschiedenen Sprachen helfen dem Besucher, mit den ganzen Steinen etwas anfangen zu können.
- Marktchaos und Religion -
Auch der Shuk (Markt) im arabischen Viertel ist definitiv sehenswert, allerdings auch ziemlich überfüllt und anstrengend, da man von so ziemlich jedem Händler angesprochen wird, insbesondere (wie in meinem Fall) als alleinreisende Frau. Das ist überhaupt etwas, was mir ein wenig negativ aufgefallen ist und auch der Grund, warum ich mich nur ein einziges Mal ins muslimisch-arabische Viertel gewagt (und auch prompt verlaufen) habe . . . Für die Mutigen unter uns gibt es in diesem Viertel die Via Dolorosa. Hier soll Jesus sein Kreuz entlang getragen haben.
Und wo wir schon gerade bei Religion sind: An Kirchen mangelt es in Jerusalem wahrlich nicht. Besonders ist mit hierbei die Grabeskirche in Erinnerung geblieben. Nicht nur wegen ihrer Größe und der Menschenmassen, durch die man sich kämpfen musste. Auch die Architektur ist wirklich beeindruckend.
Die meisten Kirchen in einer Reihe findet man wohl am Ölberg. Der mutige Tourist sei allerdings gewarnt: In brütender Hitze den ganzen Berg hoch- und wieder runterzulaufen ist nicht unbedingt eine intelligente Idee. Auch hat man hier wieder mit recht vielen anderen Leuten zu rechnen. Ich persönlich fand es immer ganz spannend mitzubekommen, aus welchen Ecken der Welt die Leute alle nach Jerusalem zum Pilgern kommen. . .
Gut gefallen hat mir auch die Pater-Noster-Kirche relativ weit oben am Ölberg. Hier findet sich an den Wänden und teilweise kunstvoll verziert das Vaterunser in so ziemlich jeder Sprache der Welt.
Am Ölberg liegt auch noch der jüdische Friedhof, der aufgrund seiner Größe beeindruckt, ansonsten jedoch nicht besonders spannend ist.
- Jaffator und Davidszitadelle -
Einer der Zugänge zum Altstadt ist durch das Jaffa-Tor. Hier findet sich auch gleich noch eine Ausgrabungsstätte/Museum namens „Davidszitadelle“. Faszinierender Ausblick auf den Tempelberg und auch auf den „neuen“ Teil von Jerusalem. Dazu wieder Türme zum hochklettern und verschiedene Ausstellungsräume, die die Geschichte der Stadt sehr kurzweilig präsentieren.
- Unterkunft und Verpflegung -
In der Altstadt gibt es einige Hostels, in denen man in Schlafsälen unterschiedlicher Größe preiswert übernachten kann. Richtige Hotels findet man allerdings eher außerhalb. Auf dem Shuk und in den kleineren Geschäften der Altstadt findet man das nötigste für die Selbstverpflegung, ansonsten gibt es im Rest von Jerusalem wirklich alles, was man braucht.
Gut an Jerusalem ist außerdem, dass es hier keinen wirklichen Ruhetag gibt. Am Shabbat, wenn die jüdischen Geschäfte alle geschlossen sind, bekommt man im arabischen Teil der Stadt problemlos was zu essen... (in meinem Wohnort konnte man das total vergessen . . .).
Persönliche Eindrücke und Fazit
Im Grunde könnte man seine komplette Zeit in Jerusalem hier in der Altstadt verbringen. Mich fasziniert diese Stadt gleich aus mehreren Gründen sehr. Zum einen war es schon immer ein Traum von mir, mal in das Land zu gehen, in dem Jesus gelebt hat (ja, ich bin was man wohl religiös nennt). Auch wenn an der einen oder anderen Stelle angesichts der Realität Ernüchterung eintritt, war es doch ein einschneidendes Erlebnis. Zum anderen fasziniert mich die Geschichte Israels bzw. des jüdischen Volkes sehr stark. Und nirgends kann man so gut in diese Geschichte eintauchen wie hier. weiterlesen schließen
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