Pro:
günstig, sparsam, viel Platz, kräftig, sehr bequem
Kontra:
keine komplette Sicherheitsausstattung, teilweise \\\\\\\"veraltete\\\\\\\" Technik
Empfehlung:
Ja
Hallo liebe Leser,
nach nun fast einem Jahr „Testzeit“ möchte ich euch einen Test zu einer Anschaffung schreiben, die „Normalsterbliche“ nicht so oft tätigen. Ich meine damit ein Auto.
Da ich eher zu den Normalverdienern gehöre und meine Familie mittlerer Weile aus 4 Personen bestand, wobei man bei zweien zuschauen kann, wie sie wachsen. Wurde der Wunsch nach einem größeren Auto immer größer. Der Toyota Corolla leistete zwar sehr zuverlässig seine Dienste, murrte nicht und war in der Zeit bei uns nicht einmal ausserplanmässig in der Werkstatt, aber er war dann doch definitiv zu klein für ein 4-köpfige Familie. Man bedenke, das der Kinderwagen den Kofferraum vollends ausfüllte.
Nachdem feststand, das sich noch Erdenbürger in unsere Familie möchte, war klar, das spätestens jetzt ein anderes Auto her muss – ein Van.
Also suchte man natürlich erstmal auf dem Gebrauchtmarkt was es denn alles so schönes gibt und in welchen Preisklassen sich die großen Van bewegen.
Mein Traum war ja eigentlich ein VW T4…aber an diesem Auto muss wahrscheinlich Gold eingebaut worden sein und davon nicht zu wenig. Er ist quasi völlig überteuert und somit für eine Familie im Normalfall nicht bezahlbar. Renault Espace und Chrysler Voyager gefielen auch richtig gut, zumindest vom Aussehen her. Die Pannenstatistik und der schlechte Ruf eilten denen aber schon voraus.
Aber es gibt ja noch mehr, z.B. die Sharan/Galaxy/Alhambra und die Eurovans vom PSA-Konzern. Diese fielen eigentlich aber auch raus, da sie meiner Meinung nach auch zu teuer sind.
Da fiel mir dann ein, das Kia ja auch einen Van im Angebot hat – den Carnival. Optisch gefiel er mir und meiner Frau ja schon immer. Und als wir dann den Preis sahen haben wir uns dann auch für einen neuen EU-Wagen entschlossen.
Optik
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Der Kia Carnival ist von der Größe her schon sehr imposant. Allein von den Abmessungen her ist er schon einiges größer als ein Sharan oder Eurovan. Die rundlichen Formen machen ihn insgesamt noch wuchtiger. An dem Auto fällt sofort die Turbohutze auf der Motorhaube ins Auge, was natürlich auch ein optischer „Leckerbissen“ ist. Allerdings gibt es diese nur beim Diesel. Vom Design her ist der Carnival relativ rund gehalten und einige würden das sicher eher als unspektakulär und altbacken nennen. Aber ich sehe das nicht so ganz, denn allein schon optisch animiert dieser Van mehr zu langsamen als zu rasen.
Toll und praktisch sind die zwei großen Schiebetüren, welche die Führungsschienen unter der letzten Scheibe haben. Wirkt halt optisch schön glatt, kein Ecke oder Kante.
Überall gibt es ein bisschen Chrom zum putzen was das Auto von außen auch ein wenig Luxus verrät und zu dem auch sehr schön aussieht.
Von Innen kann der Carnival auch überzeugen, sehr angenehme und gemütliche, große Einzel sitze in der ersten und zweiten Sitzreihe. In der dritten Sitzreihe sind im Prinzip auch zwei Einzelsitze, die aber zur Mitte hin etwas breiter sind und auch für drei Personen zugelassen sind. Was sofort auffällt und sich auch als sehr praktisch herausstellte, dass der Schalthebel in die Mittelkonsole integriert ist und man so einen Durchgang nach hinten hat. Wenn man möchte kann man bis in die dritte Sitzreihe durch gehen.
Erstmal Platz genommen fällt wieder auf, das Fahrer und Beifahrer sehr weit auseinander sitzen – sehr viel Ellenbogenfreiheit. Sogar so viel, das man einen Tisch, der am Beifahrersitz montiert ist hochklappen kann, was sich als sehr praktisch erwiesen hat.
Insgesamt wirkt das dunkle Cockpit mit den silbernen Elementen und Wurzelholzapplikationen sehr edel. Die Armaturen und verwendeten Materialien wirken auf den ersten Blick hochwertig, sind aber leider teilweise ziemlich kratzempfindlich.
Technik
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Zur Technik kann man sagen, nix neues oder revolutionäres. Hier wurde eher auf solide und bekannte Technik gesetzt, was nicht heißen will, das der Carnival keine „Spielereien“ hat. Mit Regen- und Lichtsensor z.B. kann auch er dienen. Allerdings solche Sachen wie ESP oder Seitenairbags sucht man vergeblich, besonders ärgerlich ist, das sie noch nicht einmal für teuer Geld bei Kia nachgerüstet werden können. Was auch negativ ins Auge fällt, ist die Bremsanlage. Bremsen an sich tut sie nicht schlecht, aber das ändert nichts am langen Bremsweg. Ich denke wenn man hinten anstatt der Trommelbremsen Scheibenbremsen eingebaut und die vorderen Scheibenbremsen etwas größer dimensioniert hätte, wäre das sicherlich besser gewesen. Immerhin gibt es schon eine Einzelradaufhängung auch an der Hinterachse, was auf jeden Fall für ein sicheres Fahrgefühl beiträgt.
Die Motorenpalette erstreckt sich auf sagenhafte zwei Modelle. Zum einen durstigen V6-Benziner mit 150PS und zum anderen einen Diesel mit 144 PS. Von der Wirtschaftlichkeit her kann man sich eigentlich nur für den Diesel entscheiden, so wie ich es auch getan habe.
Alles in allem hat der Carnival im Vergleich zu anderen Van´s auf dem Markt die ältere und schlechtere Technik.
Praxis
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Tja in der Praxis schlägt sich der Carnival eigentlich sehr gut. Die Fahrleistungen vom Motor her sind durchaus vergleichbar mit einem 115PS TDI-Sharan und die sind ja nicht unbedingt langsam. Wenn man es drauf anlegt erreicht man laut Tacho auch mal die 200km/h. Aber das ist eigentlich die Geschwindigkeit die man mit diesem Auto fahren sollte. Aber eine Reisegeschwindigkeit von 130-150 km/h, kann man durchaus über eine längere Strecke fahren. Bei der Beschleunigung kommt natürlich das Drehmoment von 310 Nm zu Tage und das spürt man auch beim Gas geben. Im Vergleich hält man auch schon mal einen Sprint mit einem Golf oder ähnlichem mit. Aber dafür ist das Auto ja eigentlich nicht gedacht.
Zum Verbrauch kann man eigentlich nur sagen, durchaus sparsam. Mein geringster Verbrauch bisher waren 7,2 l auf 100 km, allerdings war das auch nur Autobahn und eine konstante Reisegeschwindigkeit von 120-130 km/h. Im Normalfall fahre ich aber viel Kurzstrecke, zwar auch Autobahn, aber der Motor erreicht gerade mal die Betriebstemperatur. Hier liegt der Verbrauch vom Wagen bei ca. 8,5 l. Durch den großen 75l Tank sind natürlich recht große Reichweiten möglich, wenn wohl auch keine 1000 km.
Von den Sitzen her bin ich immer noch begeistert, sehr bequem - auch auf längeren Strecken. Als sehr praktisch hat sich auch der komplett elektrisch verstellbare Fahrersitz erwiesen. Gerade so ist es möglich auch während der Fahrt mal unkompliziert Einstellungen vorzunehmen, um mal in eine andere Sitzposition zu gelangen. Das Platzangebot ist einfach genial. Vorn findet man ja im Normalfall in jedem Auto eine vernünftige Sitzposition, so auch beim Carnival. Aber hinten ist das nicht unbedingt der Fall, aber beim Carnival gibt es auch hier soviel Platz, das 1,90m große Menschen sehr bequem länger reisen können. Ganz hinten wird es für drei Leute zwar etwas enger von der Breite her, aber Beinfreiheit hat mindestens noch wie in einem Golf auf den hinteren Plätzen – auf jeden Fall akzeptabel.
Der Kofferraum ist bei voller Besetzung zwar recht klein, aber immer noch größer als bei Sharan und Co. Zum anderen kann man auch noch reichlich Gepäck zwischen den Sitzen und zwischen Sitzen und Schiebetüren unterkriegen. Im Urlaubstest heißt das, 6 Personen können für 5 Tage Zelten fahren und bekommen alles notwendige mit. Das will doch schon was heißen, oder?
Wenn wir nicht in den Urlaub fahren, nehmen wir die Sitze trotzdem immer mit. So bleibt man immer auf alles vorbereitet und hat eigentlich trotzdem reichlich Gepäckraum. Man kann die Sitze zweimal klappen, aber wir haben sie meistens nur einmal geklappt.
Wenn man die letztere Sitzreihe ausbaut, weil man zum Beispiel nicht ganz so viele Kinder hat, ist der Laderaum fast schon zu groß. Sieht schon lustig aus, wenn man ins Auto reinklettern muss, weil etwas nach ganz vorn gerutscht ist.:)
Bei voller Bestuhlung bekommt man übrigens immer noch zwei größere Einkaufskörbe hinter die letzte Sitzreihe und man kann ja auch darauf noch einiges stapeln.
Sehr nützlich und praktisch sind natürlich die großen Schiebetüren die zur Sicherheit auch mit einer Einrastfunktion ausgestattet wurden, so können sie nicht mehr selbstständig zu gehen.
Preis und Fakten
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Die hier in Deutschland erhältlichen Kia Carnival kostet von 24.420,- € bis hin zu 34.550,- €.
Auf jeden Fall eine Menge Geld, allerdings bekommt man einen großen und komfortablen Van. Im teuersten Fall sind auch so tolle Sachen wie z.B. Multimediapaket enthalten und einige optische Spielereien sind auch noch extra dran. Aber mit EX-Version hat man schon einigen Luxus inklusive, die sich lohnen. Als wichtigstes wahrscheinlich die Klimaautomatik zu nennen. In der günstigsten Variante ist aber zumindest eine Klimaanlage enthalten. Wer die komplette Liste der Austattungsvarianten haben möchte findet diese unter www.kia.de, diese hier wiederzugeben wäre unsinnig, da Kia selbst Dinge wie die Digitaluhr als Extra aufgezählt werden.
Ich denke mal vom Preisleistungsverhältnis schneidet die EX-Austattung schon ganz gut ab, da sie eine Menge Mehr-Komfort für vergleichsweise „wenig“ Geld bietet.
Es geht aber noch günstiger! Und zwar kann man den Kia Carnival auch als EU Wagen kaufen. In meinem Fall habe ich dem deutschen Preis gegenüber fast 6000 € gespart. Habe zwar ein Jahr weniger Garantie und auch keinen Parksensor, aber dafür habe ich 6000 € gespart. Den Parksensor habe ich mir bei Ebay für 120,-€ ersteigert und selbst eingebaut. War zwar ganz schön fummelig aber hat auch Spaß gemacht. Allerdings ist es schon krass, wenn man in die Stoßstangen des neuen Autos Löcher bohren muss – tut ganz schön weh.
Als Einstiegspreis für den günstigsten EU-Carnival habe ich 18.000 € im Internet finden können, zwar die geringste Ausstattung, aber für 18.000 € bekommt man ja schon fast keinen besser ausgestatteten Kombi.
Der Dieselmotor arbeitet mit der Commonrail-Technik hat sage und schreibe 2,9 l Hubraum und 144 PS. Er bringt satte 310Nm Drehmoment an die Vorderachse, was für durchaus flotte Fahrweise reicht. Das 5-Gang Getriebe lässt sich exakt und leichtgängig schalten. Was etwas stört ist der riesige Wendekreis von 12,8 m, aber wenn das im Hinterkopf behalten wird, kann man sich ja darauf einstellen.
Fazit
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Bis jetzt habe ich keinerlei Defekte oder Ausfälle zu bemängelt. Ich habe den Kia seit ca. ¾ Jahr und bin jetzt fast 22.000 km gefahren und denke, man kann da schon mal seine Meinung bilden. Bekannter hat sich zum gleichen Zeitpunkt den neuen Renault Espace gekauft und will den mittlerer Weile wandeln und sein Geld zurück, weil er so oft in der Werkstatt war.
Optisch finde den Kia Carnival echt toll, gerade weil er sich zu anderen Vans stark unterscheidet. Die Technik ist sicherlich nicht die modernste und auch die Sicherheitsmerkmale sind auch nicht so umfangreich, aber dafür bezahlt man auch dementsprechend weniger und ich denke das gerade Familien sich für den kleineren Preis entscheiden. Die Motorisierung finde ich persönlich absolut ausreichend, wer mehr will kann sich mittels Chiptuning den Motor auf ca. 180 PS pushen. Das Auto wiegt übrigens leer schon 2200 kg, das sollte man immer im Hinterstübchen behalten, wenn man sich mit höheren Geschwindigkeiten bewegt – die Bremsen werden es mit längerer Lebensdauer danken.
Das hohe Gewicht hat natürlich auch den Vorteil, das man das Auto ohne bauliche Veränderung als Kombinationskraftfahrzeug anmelden kann (Auflasten), welches dann nach Gewicht besteuert wird. Das ist auch eine gehörige Ersparnis, ca. 480€ ohne Auflastung und 173€ mit Auflastung. Allerdings ist Hr. Eichel ja auch drauf und dran diese Sparmöglichkeit aufzuheben – noch ist es aber so.
Bis jetzt bereuen wir unsere Entscheidung den Kia Carnival gekauft zu haben in keinster Weise. Er ist bis jetzt sehr zuverlässig und eigentlich ein Sparmobil. Günstig in der Anschaffung und auch günstig im Unterhalt. Prestige eines VW T4 oder ähnlichem ist uns egal, uns muss das Auto zuverlässig von A nach B bringen und das tut der Carnival sehr gut.
Gibt es denn nur gute Sachen an diesem Auto und nichts zu bemängeln? NEIN! Mich stört zum Beispiel ein Sache ganz gewaltig, und zwar sind die Außenspiegel so schön groß, das man wirklich viel sieht, aber leider setzten sich da auch so schön die Regentropfen ab. Das heißt bei Regen sieht mit nicht wirklich viel außer halt diesen blöden Regentropfen. Mittler Weile bietet Kia ja auch beheizbare Außenspiegel an, vielleicht werde ich diese nachrüsten. Dann könnte dieses Problem auch behoben sein.
Was ich auch etwas unschön ist, ist die Tatsache: Das Auto ist recht laut, aber noch im erträglichen Bereich, das liegt aber daran, das es halt ein Diesel ist. Ein kräftiger Brummbär.
Aber sonst gibt es nix was mich wirklich an diesem Auto stört. Falls etwas unerwartetes auftreten sollte, werde ich hier natürlich berichten.
Sonstiges
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Die Seite von Kia erreicht man unter www.kia.de.
Ein wirklich hervorragendes Forum findet man hier, www.kia-board.de . Das ist ein Forum, welches für Kia generell gilt, aber es gibt für jeden Typ eine extra Kategorie.
Bis zum nächsten Bericht,
Enrico weiterlesen schließen
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