Wolfsmond. Der dunkle Turm 5 (gebundene Ausgabe) / Stephen King Testberichte
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Pro & Kontra
Vorteile
- Packende Kampfszenen; einfallsreiche Geschichte; neue Charaktere
- die lang ersehnte Fortsetzung
- Endlich teil 5!
- Der vielleicht bisher beste Teil der Serie, unzählige Verbindungen zu Kings anderen Büchern, durchweg spannend
- King ist immer noch ein guter Handwerker.
Nachteile / Kritik
- wo ist denn der Turm geblieben?
- die Übersetzung ins Deutsche läst zu wünschen übrig
- Quo vadis, King? Selten schlecht übersetzt
- Die deutsche Übersetzung der schon gewohnten Begriffe
- Episodenhaft zerfahrene Beliebigkeit.
Tests und Erfahrungsberichte
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Wo Wölfe nicht echt sind und Kinder verschwinden...
07.07.2005, 22:55 Uhr von
Astarte
Centjägerei mit lieblosen Berichten unterstütze ich nicht ... ich finds schade!5Pro:
Packende Kampfszenen; einfallsreiche Geschichte; neue Charaktere
Kontra:
wo ist denn der Turm geblieben?
Empfehlung:
Ja
Wie viele andere Fans und Verehrer von Stephen Kings Turm-Saga musste auch ich lange bis zur Erscheinung des fünften Teils – Wolfsmond – warten. Mehrere Male stand ich in meiner Club-Filiale und musste enttäuscht wieder nach Hause trotten. Klar, dass ich dann auch nicht auf das Taschenbuch wartete, sondern mir die etwas teurere gebundene Ausgabe gönnte. Nachdem ich Roland und sein Katet nun schon so lange gefolgt war, musste ich unbedingt so schnell wie möglich wissen, wie es weitergeht. Ich fing dann auch sofort an zu lesen.
Die gebundene Ausgabe enthält keine Zusammenfassung der vorangegangenen Bände, wie dies im Taschenbuch der Fall ist. Aber ich halte dies ohnehin höchstens in sofern sinnvoll, als das der Widereinstieg in die Geschichte in klein wenig einfacher wird. Ich empfehle, bei Interesse mit Band 1 zu beginnen, ansonsten geht der Sinn der Geschichte wirklich verloren und schmälert außerdem den Lesegenuss. Tut Euch das bitte nicht an, es wird auch dem Autor nicht in geringster Weise gerecht. Auf jeden Fall war ich auch ohne die besagte Zusammenfassung sofort wieder voll in der Geschichte drin.
Also, wie geht es weiter? Nachdem die fünf Gefährten auf den Pfad des Balkens zurückgekehrt sind, der sie vielleicht in nicht allzu weiter Ferne zu ihrem lang ersehnten Ziel – dem dunklen Turm – bringen soll, gelangen sie in einen kleinen Ort namens Calla Bryn Sturgis. Die dort ansässigen Farmer haben ein schweres Los zu tragen: Die Hälfte ihrer Kinder – es gibt hier zu 99 % Zwillingsgeburten – sind „minder“, d.h. geistig und emotional zurückgeblieben bzw. behindert; so dass sie nur noch für einfache Arbeiten zu „gebrauchen“ sind, tatsächlich erinnern die Kolosse, welche an extrem schmerzhaften Wachstumsschüben leiden, eher an etwas intelligentere Tiere.
Doch sind diese Kinder nicht von Geburt an in dieser erbärmlichen Verfassung. Ungefähr einmal pro Generation wird das Dorf von unheimlichen Wolfsreitern auf grauen Pferden heimgesucht und einer der Zwillinge entführt. Wenn sie zurückkehren, sind sie nicht mehr wie vorher. Bisher waren die Farmer ohnmächtig, doch glauben sie, mit Hilfe von Rolands Katet – in welchen die Farmer die letzten wahren Revolvermänner erkennen - vielleicht eine Chance zu haben. Denn der nächste Überfall ist lange fällig und viele gesunde Kinder würden ihren Verstand verlieren sowie das Los einer nur kurzen Lebensdauer tragen müssen.
Andy, der Roboterkurier bestätigt diesen Überfall und die Reisenden erklären sich bereit, den hilflosen Farmern beizustehen. Dabei bekommen sie Schützenhilfe von Pater Callahan, einer Romanfigur aus „Brennen muss Salem“ – auch hier wird wieder die Verknüpfung des Turmepos mit allen anderen Werken Kings wieder mal deutlich. Dabei wird den Helden eine Möglichkeit geboten, zwischen den Welten zu wechseln, die zwar nicht ganz ungefährlich, aber doch von großem Nutzen ist. Denn in einer Höhle des Dorfes geraten sie auf eine Tür, welche eine Verbindung zu unserer und vielen anderen Welten darstellt.
Es gilt, im Jahre 1977 unserer Welt eine Rettungsaktion durchzuführen und eine Rose zu schützen, die vielleicht die Parallele zum dunklen Turm darstellt.
Doch gibt es noch ein weiteres Problem: Susannah ist schwanger. Aber nicht etwa von Eddie, nein, sie erwartet ein Kind von dem Dämon, welchen sie in Band drei (tot) ablenken musste, damit Jake nach Mittwelt gezogen werden konnte. Zunächst verheimlicht sie ihre Erkenntnis, vertraut sich aber dann doch den anderen an. Besonders Eddie ist geängstigt, doch sollen wir darüber erst im sechsten Teil (Susannah) erfahren.
Ob es den Freunden gelingt, den Farmern zu helfen? Nun, das will ich hier nicht verraten. Besonders über die Wölfe möchte ich schweigen, denn das würde die Spannung zerstören. Woher hat Andy, der Roboter, seine Informationen? Kann man ihm wirklich trauen? Gibt es eventuell noch einen Verräter? Ihr dürft gespannt sein.
Leider kommen wir dem Turm wiederum nicht sehr viel näher, da sich das Buch fast ausschließlich um das Dorf und seine Einwohner dreht. Doch einige Erkenntnisse sind schon sehr bedeutend, so zum Beispiel das Geheimnis der Rose.
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Meine Meinung zu diesem Buch: Der Umstand, dass ich es an einem Wochenende durch hatte, sagt wohl schon viel zur Lesequalität aus. Wieder einmal ist es King gelungen, den Leser derart zu fesseln, dass er alles um sich herum vergisst. Mir haben besonders die kleinen Morbiditäten und natürlich die Kampfszenen gefallen. Doch spielt auch Humor und eine große Trauer zum Ende diesen Teils eine Rolle, wodurch es mir an nichts gefehlt hat. Doch finde ich es persönlich ein wenig schade, dass der Band uns dem eigentlichen Ziel, nämlich unserem heiß ersehnten Turm, so wenig näher bringt. Die Tatsache, dass zum Zeitpunkt, wo ich das Buch beendet hatte, wiederum relativ lange auf Band sechs warten musste, machte dies nicht besser. Leser, die dieses Epos später begonnen haben, als schon das Gesamtwerk erschienen war, hatten dieses Problem freilich nicht. Dennoch volle Punktzahl für den Meister des Horror, denn die Spannung an sich macht dieses kleine Manko meiner Meinung nach doppelt wieder wett. Band 5 macht auf alle Fälle große Lust auf die beiden letzten Bücher, und ich kann Euch versichern: Ich sollte nicht enttäuscht werden. Ich stimme allen Fans und Kritikern zu, dies ist Kings absolutes Meister- und Lebenswerk, welches dem Herrn der Ringe in nichts nachsteht.
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Leseprobe:
„Wer ist Carter?“, fragte Susannah. „Ist das der Präsident vor… Ronald Reagan?“ Die beiden letzten Wörter garnierte sie mit einem übertriebenen Blinzeln. Eddie hatte es bislang noch nicht geschafft, sie davon zu überzeugen, dass Reagan wirklich Präsident gewesen war. Auch Jake hatte sie nicht geglaubt. Sie war sich sicher, dass Jake von Eddie dazu überredet worden war, dessen Lügenmärchen zu bestätigen, aber darauf fiel sie nicht herein. Zur Not konnte sie sich Paul Newman als Präsident vorstellen, vielleicht sogar Henry Fonda (…), aber der Moderator von Death Valley Days? Im Leben nicht.
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Wieder über 900 Seiten der besten Geschichte, die ich bisher gelesen habe!!!
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Stephen King, geboren 1947 in Maine, konnte mit einer Auflage von weit über 100 Millionen seinen Erfolg weltweit verbuchen. Sein Durchbruch gelang ihm 1973 mit Carrie. Der Turm ist sein finales Werk, King begibt sich damit zur wohlverdienten Ruhe. Schade!
Das Buch ist erschienen im Heyne Verlag, ISBN: 3453530233, und ist als Taschenbuch für € 10,95 zu haben bzw. als Hardcover für 25,90,- Erhältlich in jedem Buchhandel oder online. Wenn Euch das zu teuer ist, schaut einfach bei Ebay nach, da gibt´s eigentlich immer angebotene Bücher aus dem Turm-Epos.
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Der Turm rückt näher
04.12.2004, 15:47 Uhr von
winterspiegel
Mein Hauptaugenmerk konzentriert sich auf Bücher, Hörspiele, Filme und DVDs. Stephen King ist imm...Pro:
Der vielleicht bisher beste Teil der Serie, unzählige Verbindungen zu Kings anderen Büchern, durchweg spannend
Kontra:
Die deutsche Übersetzung der schon gewohnten Begriffe
Empfehlung:
Ja
Eine Einleitung (wenn’s beliebt)
Vor nunmehr weit über 30 Jahren saß ein angehender Buchautor mit Namen Stephen Edwin King vor seiner Schreibmaschine und hämmerte eine Story in die Tasten, die ihn sein ganzes schriftstellerisches Leben lang begleiten sollte.
Im Abstand von meist mehreren Jahren (zwischendurch lieferte er regelmäßig seine weltbekannten Bestseller ab) erschienen die einzelnen Bände - die im Stil einer weitreichenden mystischen Suche angelegt wurden, und die verschiedenste Genres beinhalteten – in den Buchhandlungen.
Ausgehend von einer Anfangs eher geradlinigen Abenteuergeschichte, die noch nicht so richtig wusste was sie eigentlich will, entwickelten sich die späteren Publikationen im Laufe der Zeit zu einem atemberaubenden Mix aus Science Fiction, Fantasie, Mittelalter- und Wild-West-Epos, wie es ihn so ganz sicher bisher noch nicht gegeben hat.
Dementsprechend ist der eigentliche Kern um den es in den bis dato fünf erschienenen Romanen letztendlich geht, viel zu universell um ihn in eine einzige Sparte zu stecken. Der springende Punkt ist sozusagen losgelöst von Raum und Zeit.
Wenn sich der Leser auf den Weg machen sollte (und der beginnt zweifelsohne am Anfang mit dem ersten Teil von „Schwarz“) beginnt für ihn vielleicht selbst unter Umständen eine Suche nach dem Ursprung und nach dem Sinn, der hinter dem Großen und dem Kleinen stecken mag. Dies hat King gewissermaßen anhand der Geschichte um den sagenhaften dunklen Turm versinnbildlicht, den er als eine Kraft darstellt, die ganze Welten bisher im Gleichgewicht gehalten hat.
Doch dieses Gefüge wurde (und wird) von Mächten gestört, die anfangs noch relativ unbekannt sind, im Laufe der Handlung aber immer mehr ans Tageslicht gezerrt werden, und die es letzten Endes zu bekämpfen gilt, um die Balance, das Weltgefüge wieder herzustellen. Da bei einem Scheitern letztendlich unweigerlich alle Welten zerbrechen würden.
Der einzige Ort an dem das Gleichgewicht wiederhergestellt werden kann ist der dunkle Turm selbst. Davon ist jedenfalls Roland der Held dieser monumentalen Saga überzeugt, nachdem er schon ein halbes Leben voller Entbehrungen und Gefahren sich dieser einen Sache verschrieben hat und diese über alles stellt.
In den bisher erschienenen Geschichten „Schwarz“, „Drei“, „tot“ und „Glas“ wird diese Reise als eine komplex angelegte, sagenhafte Erzählung wiedergegeben, in der Kings Talent zu schreiben recht unorthodox, aber mit einer – wie ich meine - regelrecht in den Bann ziehenden Leidenschaft umgesetzt wurde.
Stephen King stellt die bisherigen Ereignisse in diesem nun vorliegenden Fünften Teil „Wolfsmond“ wie bei den schon vorangegangenen in einer knappen Zusammenfassung vor. Zugleich warnt er aber davor es nicht eher zu lesen, bevor man sich die Vorgänger zu Eigen gemacht hat.
Dem kann ich mich wirklich nur anschließen. Denn die bisherige Erzählung strotzt nur so von Rückblenden, eine unüberschaubare Anzahl von (mehr oder weniger wichtiger) Protagonisten, vielen Zeitsprüngen, unterschiedlichsten Handlungsorten, ausführlichen Nebenhandlungssträngen und, und, und…
In Wolfsmond beginnt im Grunde die Suche von Roland und seinen nach und nach zu ihm gestoßenen Weggefährten wohl erst so richtig ernsthaft (in „Glas“ wurde ja der größte Teil darauf verwendet in Rolands Vergangenheit zu blicken.)
Den Reisenden um den Revolvermann stellen sich aber erst noch mehrere harte Bewährungsproben in den Weg, die erst noch in Angriff genommen und überwunden werden müssen, bevor sie sich wieder ihrer eigentlichen Aufgabe zuwenden können – die Suche nach dem DUNKLEN TURM.
Wolfsmond / Handlung (Die Welt hat sich weitergedreht)
Nachdem sich die Gruppe um den Revolvermann Roland – Eddie, seine Frau Susannah, Jake und Oy zum Ende von „Glas“ sich mit dem in tausend Masken auftretenden alten Widersacher Marten/Maerlin (oder vielleicht doch ein gewisser Randall Flagg) auseinandergesetzt haben, folgen sie weiterhin der Spur des Balkens, der sie auf direktem Weg zum DUNKLEN TURM bringen soll. Diese Schicksalsgemeinschaft (Ka-Tet) kommt auf ihrem Weg – wobei sie Mitt-Welt schon lange hinter sich gelassen haben – an einen beschaulich scheinenden kleinen Flecken namens Calla Bryn Sturgis vorbei.
Dieses Dorf wird seit Generationen immer wieder von schrecklichen bewaffneten Reitern heimgesucht, die von den Einheimischen voller Angst nur die Wölfe genannt werden. Diese Furcht und Schrecken verbreitenden Kreaturen verschleppen jeweils immer einen der Zwillinge des Ortes, die noch im Kindesalter sind, wobei Zwillinge beim Nachwuchs in der Calla die Regel und nicht die Ausnahme sind.
Doch diese bedauernswerten Geschöpfe werden nach einigen Wochen ihres Aufenthaltes in Donnerhall - dem düsteren Aufenthaltsort der Wölfe - ihres Verstandes beraubt und als Idioten zurückgeschickt. Das kurze Leben, das diesen Wesen dann noch beschieden ist, besteht dann nur noch aus Schmerzen und Stumpfsinn.
Tian, einer der Farmer der gleich zwei Zwillingspärchen großzieht, will nicht, dass sie so enden wie seine Schwester, die aus dem dunklen Reich mit dem Verstand eines Einjährigen zurückgeschickt wurde. Er findet Unterstützung beim Geistlichen des Ortes Pater Callahan, der vor langer Zeit unter mysteriösen Umständen, in dieses Land und diese Welt gekommen ist.
Nachdem auch die meisten Zweifler von Calla Bryn Sturgis überzeugt worden sind, dass es doch besser wäre zu kämpfen, als dabei wegzuschauen, während die Wölfe ihre Kinder holen kommen, nimmt Callahan Verbindung mit Roland und seinen Revolvermännern auf, die für die Einwohner die Kastanien aus dem Feuer holen sollen.
Er bietet ihnen einen Handel an, den sie unmöglich ausschlagen können. Denn unter den Brettern seiner Kirche hat der Geistliche etwas verborgen, das die Revolvermänner unbedingt haben wollen, auch wenn es sehr gefährlich ist in seine Nähe zu kommen.
Challahan erzählt dem Ka-Tet Stück für Stück seine Erlebnisse, nachdem er von Jerusalems Lot (Brennen muss Salem) geflüchtet ist, und sich danach beinahe vom Teufel Alkohol zerstören ließ. Er berichtet wie er schließlich unter Verwendung dieser diabolischen Kugel, die nun in seiner Kirche ruht, in diese Welt geworfen wurde.
Der Revolvermann schart seine Vertrauten um sich, und zusammen machen sie sich an die umfangreichen Vorbereitungen, um auf den Angriff der Wölfe aus Donnerhall vorbereitet zu sein, der nun nicht mehr lange auf sich warten lässt.
Doch auch Susannah die von einem weiteren Alter Ego heimgesucht wird, und das nachdem sie sich von gleich zweien befreit zu sein glaubte, muss einen Kampf austragen, der alles andere als einfach ist. In ihr wächst nämlich etwas heran, dass definitiv nicht Eddis Baby ist, und einen unheilvollen Schatten auf die Gefährten zu werfen beginnt. Dennoch gehen die Kampfvorbereitungen unvermindert weiter…
Die Kritik (alles 19 (?)
Stephen Kings fünfte Etappe, des auf sieben Teile angelegten Turm-Zyklus ist von Akira Kurosawas „Die sieben Samurai“ inspiriert. Das heißt im Groben und Ganzen für die Story, dass hier ein übermächtiges Ausbeuterheer am Werk ist, das eine hilflose Dorfgemeinschaft in regelmäßigen Abständen heimsucht. Diese Ansiedlung will sich aber nicht mehr länger drangsalieren lassen, und heuert deswegen eine schlagkräftige Leibgarde zu ihrer Verteidigung an.
In diesen allumfassenden Plot von Wolfsmond werden die vielen schon aus den vorhergehenden Büchern bekannten Handlungsstränge eingebettet und weiterverfolgt. Wie gehabt geht der Autor auch in unzähligen Querverweisen auf seine anderen Romane ein, sodass ein Wechselspiel zwischen Kings fast gesamtem Werk unvermeidlich ist.
Auch wird immer mal wieder Bezug zu den DUNKLEN TURM Büchern 1 bis 4 genommen, um dem Leser den Zusammenhang sehr schnell wieder ins Gedächtnis zu gerufen, auch wenn die Lektüre der Vorgänger schon eine Weile her sein sollten. Ein willkommener Widererkennungswert dürfte dem treuen King Leser deshalb ebenso garantiert sein, wie das eine oder andere viel versprechende Aha-Erlebnis, das den Eingeweihten eine noch intensivere Leseerkenntnis mit auf den Weg gibt. (Hier versucht leider die deutsche Übersetzung ihr Möglichstes um das zu verhindern, doch dazu etwas später mehr.)
So bekam Pater Challahan, der schon im Roman „Brennen muss Salem“ sich vom Meister des Horrors heraufbeschworenem Bösen stellen musste, in Wolfsmond eine nicht unwesentliche Rolle zugesprochen, die sicher – so meine Vermutung, auch in Bezug auf die Finalen Bände - noch einiges versprechen wird. Ob dem Gottesmann insgesamt im Buch etwas zu viel Raum zugestanden wurde, um seine durchaus nicht uninteressante Geschichte zu erzählen, darüber lässt sich sicherlich streiten. Ganz am Ende des fünften Teiles ist er aber zumindest für eine dicke Überraschung gut, die King ganz knapp an einer Selbstkarikatur vorbei einbaute, die aber fraglos für den nötigen Cliffhängereffekt zu „Susannah“ dem nächsten und vorletzten Teil der Saga sorgen wird.
Sehr schön fand ich auch, dass der anfänglich verschlossene und wortkarge Heldencharakter Roland Deschain sich in Wolfsmond wieder ein Stück von seiner Unnahbarkeit verabschiedet hat. Allerdings ohne allzu viel von seinem Heldenmythos der ihn nach wie vor umgibt einzubüßen. Nachdem schon in „Glas“ ein weitgreifender Einblick auf seine Jugend- und Liebesjahre gestattet wurde, wirkt er hier noch einmal ein wenig menschlicher, oder auch sympathischer wenn sich bei ihm sogar gesundheitliche Probleme andeuten. Dennoch bleibt er dem ungeachtet meist „der harte Hund“ der sein Ziel ohne Rücksicht auf sich selber und andere verfolgt.
Auch einige eklige Szenen einzubauen hat sich King nicht nehmen lassen. Als sich zum Beispiel bei Susannah wieder einmal eine andere Person aus ihrem Unterbewusstsein regt, die die Kontrolle über sie übernehmen will, und die dann zu einem Streifzug der besonderen Art aufbricht, könnte das einem den Appetit für eine Weile schon gründlich verleiten. Weitere genau beschriebene Horrorelemente wechseln sich aber mit teils wundervollen, beinahe poetischen Passagen ab, wenn der Autor unter anderem die Schönheit der Rose beschreibt, die ein wichtiges Verbindungsglied zum Turm zu sein scheint, oder wenn er den starken Zusammenhalt seiner ungewöhnlichen Reisetruppe (auch wenn es für den Außenstehenden ganz und gar nicht danach aussieht: Alles samt und sonders Revolvermänner) immer wieder von neuem beschwört.
Ein weiteres Hauptaugenmerk hat King besonders auf Zahlenmystik gelegt. Als die Revolvermänner sich gegen die Wölfe im (leider ein wenig kurzen) Showdown entgegenstellen sind sie natürlich 7 an der Zahl wie ja schon die Helden in Kurosawas Original und natürlich auch in John Sturges Neuverfilmung „Die glorreichen Sieben“. Eine mächtige Zahl, wie der Autor nicht ohne Augenzwinkern bemerkt. Auch wurden einige ziemlich populäre zeitgenössische Figuren in die Story eingebaut, die mit Sicherheit nicht nur auf ausnahmslosen Beifall der Fans treffen werden. Doch dieses Stilmittel hat King ja schon von je her immer mal wieder benutzt und ich finde, dass gerade solche unerwarteten Gastauftritte die Story durchaus lebendig und realitätsnah erscheinen lassen.
Aber vor allem die Ziffer 19 wird immer wieder wie ein Springteufel aus dem Hut gezogen, und ihr einen so wichtigen Einfluss zugestanden, sodass sie immer wieder, auch im unterschiedlichsten Zusammenhang zitiert wird. Hierzu sei nur noch kurz angemerkt, dass in Kings eigenem Leben die Zahl eine nicht unerhebliche Bedeutung hat. Am 19 Juni 1999 erlitt der Autor seinen schweren Unfall, der ihn um ein Haar das Leben kostete. Andauernd stoßen aber auch seine Helden immer wieder auf diese ominöse, geheimnisvolle Zahl. Ihre wahre Bedeutung für die Geschichte und das ganze Ausmaß ihrer Symbolik, wird aber wohl erst in den nächsten beiden Folgen ersichtlich werden.
Auch erfährt man Stück für Stück ganz allgemein ein wenig mehr, was den geheimnisvollen DUNKLEN TURM eigentlich ausmacht. Wie er immer stärker aus dem Lot gebracht wurde, und damit schließlich das Gefüge der (Parallel)Welten die er bisher im Gleichgewicht gehalten hat durcheinander wirbelt. King lässt natürlich bei diesem - wie bei den schon vorangegangenen Büchern so viel Spielraum, um des Rätsels Lösung (wie viele Fans wohl hoffen – die große Offenbarung) immer nur anzudeuten und dem Mysterium allenfalls mit Kinderschritten die Geheimnisse abzuzwacken. Immerhin stehen noch zwei ganze Bücher aus, bis das ganze Werk zu einem - hoffentlich würdigen - Abschluss gebracht wird.
Noch ein paar Worte zu der Umsetzung von Wulf Bergner, der ja auch die Übersetzung der von King neu bearbeiteten Turm Teile 1 bis 4 vornahm. Bei der deutschen Sprachübersetzung von „Wolfsmond“ gibt es einige Ungereimtheiten, die sicher vor allem alteingesessenen Fans die der Reihe teils über viele Jahre die treue gehalten haben, doch etwas sauer aufstoßen wird. Denn diese Leser haben sich natürlich an die markanten Begriffe und Sätze gewöhnt, die den Romanen bisher zu Eigen waren. Und jetzt kommt dieser Übersetzer daher, und muss auch noch seine eigene Auslegung dieser eigentlich feststehenden Formulierungen mit einbringen.
Der Verlag stellt sich da natürlich schützend vor Herrn Bergner, mit dem Hinweis, dass ja King selbst einige Veränderungen an den Turm-Folgen vorgenommen-, und der Übersetzer ja die gesamte Saga bei der Neuauflage sowieso neu definiert hat.
Dass damit Neueinsteiger weniger Probleme haben dürften ist natürlich schon klar, aber der treue Liebhaber der Folgen wird halt ein ums andere Mal ins stutzen kommen, wenn sich eingebürgerte Wortbedeutungen, wie etwa zum Beispiel der Ort „Donnerhall“ zu „Donnerschlag“, das Brettspiel „Schloss“ zu „Kastell“, oder der eigentlich unumstößliche Leitsatz „die Erde hat sich weitergedreht“ zu einem „die Erde hat sich weiterbewegt verändern - und das wie schon angedeutet nicht unbedingt zum Besseren.
Das Resümee (und sage meinen Dank)
Stephen King hat mit diesem fünften Teil des Turm-Zyklus mit Sicherheit gezeigt, dass die Luft aus seinem Engagiertesten schriftstellerischen Werken noch lange nicht raus ist. Ganz im Gegenteil. So wie es nach dem mehr als erstaunlichen Epilog von Wolfsmond ausschaut, fängt die ohnehin schon episch angelegte Geschichte erst richtig an, seine uferlosen Dimensionen abzustecken und richtiggehend spannend zu werden. Für mich zumindest so viel versprechend, dass ich dem nächsten Teil mit Ungeduld entgegenfiebere.
Aber auch wohl den Meisten, die sich bislang in die phantastischen Welten von Roland und seinen Revolvermännern entführen ließen, dürften die Lektüre dieses weiteren Meilensteins, das den Leser sicher dem Turm ein gutes Stück näher bringen wird, insgesamt äußerst positiv aufgenommen haben.
© winterspiegel für Ciao & Yopi
Stephen King
Wolfsmond (Der dunkle Turm 5)
Roman
Wilhelm Heyne Verlag
939 Seiten
Preis: 25 Euro weiterlesen schließen -
Die Blechwolf-Jagd der Glorreichen Vier
21.06.2004, 23:56 Uhr von
Hindenbook
Das wär's 'dank' der neuen AGB für mich bei Yopi.de. Mit der Einstellung der 'Zahlungen' kann ich...Pro:
King ist immer noch ein guter Handwerker.
Kontra:
Episodenhaft zerfahrene Beliebigkeit.
Empfehlung:
Ja
Kurzkritik für Ungeduldige
Weiterhin zieht es den Revolvermann Roland von Gilead und seine Gefährten zum Dunklen Turm, der Zentrum und Stütze des Universums darstellt. In der Mittwelt - Ort der Handlung - tun sich Dimensionstore, Zeitfallen u. a. Hindernisse auf, hinter denen zahlreich scheußliche Bösewichter lauern, um die Reisenden daran zu hindern. Zusätzlich aufgehalten werden sie dieses Mal von den hilflosen Bewohnern eines Grenzdorfes, das von einer Horde maskierter Finsterlinge überfallen zu werden droht. Roland und die Seinen sollen ihnen helfen. Sie nehmen den Kampf gegen eine gewaltige Übermacht auf, der zudem eindrucksvolle Hightech-Bewaffnung zur Verfügung steht ... - So knapp lässt sich das auf knapp 1000 Seiten breit getretene Getümmel zusammenfassen. Der fünfte Band der "Dark Tower"-Serie ist ein verworrenes Episoden-Epos mit enormen Längen, das Substanz durch Geschwätz, geheimnistümelnde Andeutungen und Inventar aus früheren King-Werken ersetzt. Immer wieder gelingen dem Verfasser fesselnde Szenen, die aber durch allzu viel leer gedroschenes Stroh entwertet werden. Eigentlich nur noch ein Buch für jene, die wissen wollen, wie's weitergeht.
Inhalt
Ihre Reise durch die Mittwelt, eine parallele Welt, die durch mysteriöse Portale mit unserer Erde verbunden ist, hat den Revolvermann Roland Deschain von Gilead und seine drei durch Dimension und Zeit zu ihm gekommenen Gefährten Susannah (aus 1964), Jake (1977) und Eddie Dean (1987) ein Stück näher an den mystischen "Dunklen Turm" gebracht, der das symbolische Zentrum des geordneten Universums darstellt. Die Mächte des Chaos' versuchen unter dem Einfluss des Scharlachroten Königs diesen Turm in ihre Gewalt zu bringen. Gelingt ihnen das, ist die Welt, wie wir oder die Bewohner von Mittwelt sie kennen, verloren - dann herrscht der König mit Schmerz und Tod.
Zur Zeit ziehen Roland und die Seinen durch ein Grenzland im Westen der Mittwelt. Hier leben die Menschen nach eigenen Gesetzen und Regeln und fahren gut damit. Der Alltag ist hart, der Boden karg, gefährliche wilde Bestien streifen durch die Nacht. Aber die Männer und Frauen, die in oder um die kleine Stadt Calla Bryn Sturgis leben, kennen es nicht anders und sind zufrieden.
Doch nun kündigt sich Böses an: Die "Wölfe von Calla" sind wieder auf einem ihrer seltenen, aber unbarmherzigen Raubzüge. Söldner des Bösen sind es, die in Werwolf- Gestalt für noch grässlichere Herren kämpfen, munkelt man. Sie ziehen durch das Land und fordern von den Farmern Ausrüstung, Verpflegung - und Zwillingskinder! Diese werden einer unbekannten Prozedur unterzogen, die sie als hirnlose, in groteske Höhe wachsende "Minder" zu ihren Familien zurückkehren lässt.
Tian Jaffords will seinen Nachwuchs nicht den Wölfen opfern. Er ruft seine Mitbürger zum Widerstand auf. Pere Donald Callahan, der Dorfgeistliche, stellt sich auf seine Seite. Die Männer von Calla sind keine Kämpfer und scheuen die Gewalt. Doch Callahan, der einst aus den USA des Jahres 1983 nach Mittwelt kam, kennt eine Alternative. Er hat von Roland und seinen Gefährten erfahren und weiß, dass die Revolvermänner von Gilead verpflichtet sind, den Schwachen ihrer Welt zu helfen, wenn diese sie darum bitten.
Die uralte Verpflichtung wird von Roland Ernst genommen, obwohl nicht alle Bewohner der Calla hinter ihm stehen. Viele fürchten die Rache der Wölfe oder haben keine Kinder, die in Gefahr sind. Außerdem gibt es Verräter, die für die Wölfe spionieren. Der Feind weiß Bescheid, bevor die eigentliche Schlacht beginnt. Ohnehin kämpfen Roland und seine Gefährten an zwei Fronten: Im fernen New York gilt es die geheimnisvolle Rose, Symbol für den Fortbestand der universellen Ordnung, vor den Schergen des Scharlachroten Königs zu schützen ...
Handlung
"Wie man Überdruss und Ideenarmut zum Programm erhebt": Auch das wäre ein passender Titel für diese Besprechung. Schon längst hat sich Stephen King entweder geistig von seinem einstigen literarischen Lieblingskind, der "Saga vom Dunklen Turm", verabschiedet, oder sich in den filzigen Schlingen des Monumentalwerk verheddert; vermutlich trifft beides zu. Aber die Fans heulen nach Fortsetzung, Verträge wurden geschlossen. So muss King wohl oder übel immer wieder ‘ran, um sich neue Episoden einer inzwischen recht sinnfreien Reise aus dem Hirn zu wringen.
Zwanzig Bände hatte der Verfasser ursprünglich angedroht; sieben werden es letztlich bleiben, denn King hat die Notbremse gezogen. Freilich sind die Teile 4 und jetzt 5 auf ein Seitenmaß angeschwollen, welches das Gesamtwerk, sollte sich King nicht disziplinieren, zum Stapel getürmt zu einem ganz eigenen Turm formen werden.
"Getretener Quark wird breit, nicht stark" - eine alte Binsenweisheit, die hier einmal mehr Bestätigung findet. Wer meinte, nach Turmband 4 - "Glas" - könne es unmöglich noch schlimmer kommen, muss sich hier eines Schlechteren belehren lassen. Es stört nur beiläufig die Unmöglichkeit, als nicht Eingeweihter noch in die Geschichte "einzusteigen" - der Verfasser selbst warnt in seinem Vorwort allzu wagemutige Leser: Es gilt sich durch vier Bände zu kämpfen, will man den Anschluss finden.
Gravierende Kritik richtet sich gegen die Kluft zwischen Ambition und Ausführung. Lässt man sich durch Kings Wortgedonner oder seine allgegenwärtigen Andeutungen auf angeblich gewaltiges Geschehen im geheimnisvoll multidimensionalen Gefüge des Universums (das bei ihm eher ein Multiversum ist) nicht beeindrucken, kann man "Wolfsmond" in zwei simpel gestrickte Handlungsstränge zerlegen.
Da ist zum einen die Fortsetzung der Reise zum Dunklen Turm. Obwohl es inzwischen angeblich eilt, ihn zu erreichen, bevor der böse Gegner sich seiner bemächtigt, bummeln Roland & Co. recht gemächlich durch Zeit und Raum. Sie haben mehr als genug damit zu tun, das immer schwerer werdende Gepäck unbewältigter Konflikte mich sich zu schleppen, das ihnen King in den vergangenen vier Bänden aufgebuckelt hat. Identitätskrisen, üble Flashbacks, Streitigkeiten, diverse Besessenheiten - ständig sucht eine neue Plage unsere kleine Schar heim, die stets ausführlich diskutiert werden muss.
Strang Nr. 2 ist wahlweise als genialer Schachzug oder als bodenlose Unverfrorenheit zu bewerten. King macht gar keinen Hehl daraus, dass der Kampf gegen die Wölfe der Calla eine (sacht) ins Fantastische verfremdete "Hommage" an den Westernklassiker "The Magnificent Seven" (dt. "Die glorreichen Sieben") aus dem Jahre 1960 ist: Die friedlichen Bewohner eines abgelegenen Dorfes werden regelmäßig von Banditen überfallen. Um sich zu wehren, heuern die Bürger eine Schar professioneller Revolvermänner an, die den Schurken nach vielen Schlachten und unter großen Verlusten den Garaus macht.
Zwar weist King darauf hin, dass sich auch Hollywood diesen Stoff bereits "entliehen" hatte (er basiert auf Akira Kurosawas "Sieben Samurai" von 1954), aber er kann anders als die Macher der US-Version ganz sicher nicht für sich beanspruchen, aus der Vorlage etwas Originelles geschaffen zu haben. Also versucht er es erst gar nicht bzw. will seine Leser auf seine Seite ziehen, indem er sie mit allerlei Insider-Mätzchen ablenkt. So finden wir unter den Bewohnern der Calla viele, die in Gestalt und Benehmen den Figuren klassischer Westernfilme und -geschichten gleichen. Einige tragen sogar bekannte Namen; so heißt ein prominenter Dorfbürger Wayne D. Overholser - im "realen Leben" ein bekannter Verfasser von Wildwest-Romanen. Und "Calla Bryn Sturgis" erinnert an John Sturges, der "Die Glorreichen Sieben" inszeniert hat.
Weil es inzwischen kaum noch möglich ist, sich im Gestrüpp der "Turm"-Saga zurecht zu finden, schaltet King immer wieder Rückblenden - und noch mehr Rückblenden. Ständig komplizierter wird das Geschehen. King täuscht auf diese Weise eine Tiefe vor, die seine Geschichte bei kritischer Betrachtung einfach nicht (mehr) hergibt.
Womit die Verflechtungen gerade erst anfangen. King hat damit begonnen, nicht nur die "Turm"-Saga", sondern auch sein eindrucksvolles Gesamtwerk zu einem eigenen Kosmos zu formen. Er bezieht sich immer wieder auf Ereignisse, die nicht in der Mittwelt ihren Ursprung nahmen. So ist Pater Callahan, den unsere Reisenden in der Calla treffen, eine Figur aus "Salem's Lot" (1975; dt. "Brennen muss Salem"). Plötzlich mischen auch die Vampire aus dem Marstenhaus beim Kampf um den Turm mit. King scheint es gleichgültig zu sein, wie bemüht das wirkt.
Längst lappt das "Turm"-Universum umgekehrt in die "normalen" King-Werke hinein. "Black House" (2001; dt. "Das Schwarze Haus") ist sogar fast eine "inoffizielle" Episode. "Hearts of Atlantis" (1999; dt. "Atlantis") knüpft ebenfalls Gemeinsamkeiten. "Glas" spielte u. a. in der Welt von "The Stand" (1978/90; dt. "Das letzte Gefecht"). Weitere Querverbindungen aufzulisten überlasse ich denen, die solche Nitpicker-Spielereien schätzen. (Ganz zu schweigen von der Fahnung nach kingfremden "Gaststars" wie den "Schnaatz" aus den "Harry Potter"-Abenteuern.) Das Ergebnis straft den Aufwand Lügen. King leistet hier eine Fleißarbeit, die er lieber in eine straffe Handlung investieren sollte.
Bleiben bei allem Gemurre eigentlich auch positive Aspekte? Selbstverständlich, denn King war und ist ein gewandter Geschichtenerzähler, der sein Handwerk beherrscht. Zuverlässig stößt man genau dann, wenn man den "Wolfsmond" eigentlich schon in einem einsamen Winkel des Bücherschranks untergehen lassen möchte, auf eine fesselnde Passage, die den Verfasser auf der Höhe zeigt. Recht souverän weiß er zudem die Genres zu mischen: "Wolfsmond" ist Fantasy, Science Fiction, Horror, Western, Thriller, Liebesgeschichte ... Die Liste dürfte unvollständig sein.
Im großen Finalkampf zieht das Tempo an. Da spürt man endlich den alten King-Zauber wieder. Hoffentlich hält er an, denn es gilt sich bald durch die beiden abschließenden Bände der "Turm"-Saga zu kämpfen. King setzt zum Befreiungsschlag an und wirft sie binnen einen Jahres auf den Buchmarkt. Anschließend haben er und wir endlich unsere Ruhe.
Figuren
Roland von Gilead hat Arthritis. Susannah ist mit einem Dämonenbaby schwanger und wieder schizophren. Gatte Eddie macht sich berechtigte Sorgen. Nesthäkchen Jake wird erwachsen und begehrt gegen Ersatzvater Roland auf. Weiter keine besonderen Vorkommnisse in der Schar unserer Revolverhelden. Was immer diese bewegt, wir kennen es bereits, denn es sind nur Variationen (allzu) bekannter Seelenqualen.
Die Bewohner der Calla sind Statisten aus einem Italo-Western, der in den Kulissen der Cowboy-Seifenoper "Gunsmoke" (dt. "Rauchende Colts") gedreht wurde. Handfestes Landvolk, schlicht im Geiste, aber gut und mutig - dieses Lied singt King auf so vielen Buchseiten, dass man es rasch über hat. Er beherrscht die Klaviatur der menschlichen Alltäglichkeit so gut wie bisher, aber was nützt das, wenn es ihm misslingt, uns diese "Howdy"-Phrasen dreschenden Popanz-Pioniere wirklich nahe zu bringen?
Pater Callahan ist keineswegs die tragische Gestalt, die der Autor gern aus ihr gemacht hätte. Für den King-Historiker ist es zweifellos interessant zu erfahren, welche "Fortsetzung" die Ereignisse aus "Brennen muss Salem" nahmen. Hier dehnen sie sich allerdings über mehrere Rückblenden aus, die fast schon ein eigenes Buch füllen könnten. Mit dem eigentlichen Geschehen haben Callahans Erlebnisse grundsätzlich nichts zu tun, obwohl King schließlich eine dürftige Verbindung konstruiert.
Was sich sonst diesseits und jenseits der Dimensionsportale tummelt, ist so zahlreich, dass es schwerfällt den Überblick zu behalten. So wichtig ist es allerdings gar nicht. Zumindest die Bösen treten ohnehin in immer neuen Masken auf. Der King-Fachmann erkennt hier erneut manchen alten Bekannten. Immerhin gelingt dem Verfasser auch hier manchmal ein Glückstreffer: Service-Roboter Andy macht als Parodie auf den Blechmann aus "Der Zauberer von Oz" eine gute Figur. Und wie es aussieht, tritt King im Schatten des Turm womöglich höchstpersönlich in seine literarische Welt.
(Copyright 21.06.2004/Dr. Michael Drewniok) weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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Stormwatch2k3, 22.06.2004, 00:09 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
Ich bete mal, das sich dieser Roman im Gegensatz zu "Dreamcatcher" einer Verfilmung unterzieht. ~~Gruß Norman~~
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Die suche nach dem Turm geht weiter
Pro:
die lang ersehnte Fortsetzung
Kontra:
die Übersetzung ins Deutsche läst zu wünschen übrig
Empfehlung:
Ja
Hallo Horror und Fantasy Fans
Nach sechs Jahren endlich die erlösende Meldung in der Presse, es gibt einen neunen Band der Dark Tower Bücher.
Mit „ Wolfsmond „ bringt Stephen King nun den fünften Band auf den Markt. Gleichzeitig kommt schon die Ankündigung für den sechsten Band „Susannah „ der noch in diesem Jahr auf den Markt kommen soll und auch der letzte Band, „ Der Dunkle Turm „ soll ende dieses oder anfang nächsten Jahres in Amerika erscheinen. Bis die deutsche Übersetzung bei uns kommt, dauert dann noch etwas.
--- Der Autor ---
Stephen King wird nicht umsonst der „ Master of Horror „ genannt. Seit seinem Erstlingswerk, Carry, ging es steil Bergauf. King ist aber nicht nur in Sachen Horror genial, auch die Fantasy Richtung liegt ihm, was er mit Drachenauge bewiesen hat. Er wird oft in einem Atemzug mit Tolkien ( Herr der Ringe ) und Frank Herbert ( Dune Saga ) genannt.
Zu seinem besten Werken gehören meiner Meinung nach immer noch „ The Stand“ und der Dark Tower Zyklus, der mittlerweile aus 5 Bänden besteht. Seine Schreibsweise ist recht spannend, er verrät oft einige Seiten im voraus was Passiert und zieht dadurch die Spannung ins unermäßliche denn man will ja wissen wie es pasiert
--- Schreibstiel ---
Das Buch selbst ist wie erwartet Spannend und schnell gelesen, also absolut kurzweilig. Wie bei den meisten Dark Tower Roman ist es sinnvoll die Vorgeschichte zu kennen. Gegen ende will man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen denn die Spannung steigt immer mehr.
--- Die Story ---
Wolfsmond hat eigentlich mehrere Handlungssränge.
Im Vordergrund steht die Geschichte um die „ Calla Bryn Sturgis „ diese Stadt die einmal jede Generation von den sogenannten „ Wölfen „ , Menschenähnliche Wesen mit Wolfsmasken,heimgesucht.Diese überfallen alle Städte in der Umgebung und nehmen von jedem Zwillingspaar im alter zwischen 5 und 17 Jahren jeweils einen Zwilling mit. Fast alle Ehepaare haben hier in der Calla und Umgebung Zwillinge. Diese werden nach einigen Wochen dann wieder mit einem Zug zurückgeschickt. Leider sind alle Kinder die zurückkommen Schwachsinnig, oder wie im Buch genannt, Minder. Die meisten haben ein kurzes und schmerzhaftes Leben vor sich.
Jedes Mal bevor diese Wölfe kommen werden diese von einem Kurierroboter namens Andy (viele weitere Funktionen) angekündigt.
Diesmal will ein Bauer Namens Tian und seine Frau Zalia das nicht hinnehmen und versucht die Einwohner der Calla zum Widerstand aufzurufen. Unterstützung erhalten sie von Pater Callahan, dessen Geschichte auch im Buch erzählt wird. Sie hat Ihren Anfang in Salems Lot, bekannt aus dem Buch „ Brennen muß Salem „ von King.
Dieser berichtet, das Revolvermänner in der Gegend sind die man um Hilfe im Kampf gegen die Wölfe bitten könnte.
Hier kommen dann Roland und seine Freunde ins Spiel.
Auf die bitte Pater Callahans besuchen Sie die Stadt und bieten ihre Hilfe an die dann am ende zu dem entscheidenden Kampf führt ….
Leider haben Roland, Eddie, Jacke uns Susannah auch eigene Probleme. In einer anderen Ebene des Dunklen Turms, die, aus der Eddie, Jack und Susannah stammen, gilt es eine Rose, die eng mit dem Schicksall des Dunklen Turm verbunden ist, zu beschützen und zu allem übel ist Susannah, oder besser gesagt, ein anderes Ich von Ihr, mit dem Namen Mia, schwanger. Und dieser „kleine Kerl“ ist nicht das was man denkt …
Das ist mal so im groben worum es bei Wolfsmond geht. Die Geschichte des Paters erzählt dieser selbst den Revolvermännern eines Abends in seiner Kirche. Ich will euch auch nicht zu viel Erzählen denn wer will schon vorher wissen wie es ausgeht ???
--- Fazit ---
Was als erstes auffällt ist die Übersetzung von Wulf Berger. Diese weicht im Stil etwas von den anderen Büchern ab ( tot z.B. wurde von Joachim Körber übersetz ). So wird in Glas ein Strategiespiel Namens Schloß öfters erwähnt, dieses ist eine art Schach. In Wolfsmond heißt dasselbe Spiel auf einmal „ Kastell „
Neben der Anspielung auf „ Brennen muß Salem „ gibt es hier und da weitere Anspielungen auf andere Bücher, wie Atlantis von Stephen King oder Harry Potter.
Kennt man die Vorgeschichte und läst sich von der nicht ganz so guten Übersetzung abschrecken hat man hier ein sehr kurzweiliges Werk vor sich das am ende nur eine Frage offen läst …… Wann kommt Band 6, Susannah. Wer die anderen Bände nicht kennt kommt mit der Haupthandlung, der Kampf gegen die Wölfe, gut zurecht, hat aber Probleme mit den Nebenhandlungen
Wer kann, sollte sich das Buch im englischen Original gönnen.
Also dann liebe Stephen King Freunde und die, die es werden wollen
Long Days and Pleasant Nights
Euer Uli weiterlesen schließen -
Long Days and Pleasant Nights!
Pro:
Endlich teil 5!
Kontra:
Quo vadis, King? Selten schlecht übersetzt
Empfehlung:
Ja
Nach sechs Jahren ist es endlich so weit, der langerwartete 5. Band von Stephen Kings Saga "Der Dunkle Turm" ist endlich in den Buchläden. In Deutschland seit ein paar Tagen, das englische Original schon seit Anfang November. Ich habe es auf englisch gelesen (und das ist auch gut so) werde aber auch ein paar Worte zur deutschen Fassung verlieren.
Was ist "Der Dunkle Turm"? Es handelt sich um eine große Fantasy-Saga, die am Ende 7 Bücher umfassen wird und außerdem das Zentrum von Stephen King's literarischem Schaffen darstellt. Obwohl sie vom Stil recht anders sind als die anderen Bücher von Stephen King werden doch viele Figuren und Ereignisse aus seinen anderen Büchern mit eingeflochten. Es würde mich nicht wundern, wenn sich am Ende herausstellen würde, dass so ziemlich alle Bücher von Stephen King über den "Dunklen Turm" irgendwie zusammenhängen.
"Der Dunkle Turm" besteht bisher aus 5 Bänden, die im Abstand von jeweils ca. 5 Jahren geschrieben wurden:
1) The Gunslinger - Schwarz
2) The Drawing of the Three - Drei
3) The Waste Lands - tot
4) Wizard and Glass - Glas
5) Wolves of the Calla - Wolfsmond
Band 6 (Song of Susannah) und 7 (The Dark Tower) werden im Laufe des nächsten Jahres erscheinen.
Außerdem gibt es wie gesagt andere Bücher, die einen Teil der Geschichte miterzählen. Wichtige Bücher wären The Stand, Brennen muss Salem, Schlaflos, Black House, Atlantis...
Worum geht es in diesem munumentalen Werk?
In "The Gunslinger" lernen wir den letzten Revolvermann Roland kennen, der den "Mann in Schwarz" jagt. Von diesem bekommt er wichtige Informationen für seine Suche nach dem Dunklen Turm, der das Zentrum aller Welten darstellt und der vom Bösen besetzt wurde. Um seine und alle Welten zu retten muss Roland den Dunklen Turm erreichen.
Dazu erwählt er in "Drawing of the Three" Gefährten, den Drogenkurier Eddie und Susannah, die von einer gespaltenen Persönlichkeit kuriert werden muss. In The Waste Lands kommt der Junge Jake hinzu, den Roland schon in the Gunslinger getroffen hatte. Sie finden den Weg zum Turm und beginnen den letzten Abschnitt ihrer gefährlichen Reise. Wizard and Glass führt den Leser zurück in eine Episode aus Rolands Jugend und in Wolves of the Calla wird die Reise zum Turm schließlich fortgesetzt.
Das ist zwar überhaupt keine ausreichende Beschreibung all der Ereignisse und Storylines aus den ersten Büchern, aber das würde den Rahmen sprengen. Außerdem geht es hier ja um Band 5. Die nachfolgende Beschreibung enthält ein paar Spoiler, aber da ohne gehts nicht.
In diesem Buch kommen Roland und seine Gefährten in das Dorf Calla Bryn Sturgis, das alle 25 Jahre von wolfsähnlichen Geschöpfen heimgesucht wird, die den Menschen einen Teil ihrer Kinder stehlen. Doch dieses Mal soll das nicht geschehen und Roland und seine Freunde sollen dabei helfen. Na, woran erinnert das? Die glorreichen Sieben? Die Sieben Samurai? Richtig, daher stammt die Grundidee.
Aber die Wölfe sind nicht das einzige Problem, dass Rolands Ka-Tet hat. In unserer Welt wird eine Rose, die dort den Dunklen Turm vertritt, von dunklen Mächten bedroht und so müssen die Gefährten einen Weg in unsere Welt finden, um sie zu retten. Dabei kommt ihnen jemand zu Hilfe, der Stephen King Lesern schon bekannt ist. Pater Callahan, der Priester aus "Brennen muss Salem" ist ebenfalls in Calla Bryn Sturgis gestrandet und kennt einen Weg zurück nach New York im Jahr 1977. Und es gibt ein weiteres Problem. Wie man im letzten Buch schon erahnen konnte ist Susannah schwanger, aber nicht mit einem normalen Kind, sie trägt das Kind eines Dämon in sich. Und der sorgt dafür, dass wieder eine dunkle Seite in ihr ausbricht...
Viel zu tun also für Roland und seine Freunde.
Das alles wird äußerst spannend erzählt, erreicht aber irgendwie nicht die Qualität der vorherigen Bücher. Ich weiss nicht, woran es liegt, aber es ist anders. Die Figuren, vor allem Roland, unterscheiden sich teilweise von dem Charakter, der ihnen in den vorangegangenen 4 Bänden aufgeprägt wurde. Außerdem gibt es einige sehr seltsame Wendungen der Geschichte, so dass man sich nach dem Lesen Sorgen um die Richtung macht, in die sich "Der Dunkle Turm" entwickelt. Vor allem am Schluss gibt es einen Hammer, den ich hier natürlich nicht verraten möchte. Aber andere Beispiele als kleine Spoiler: Die Wölfe benutzen Sneetches als Waffen, ein Wort, dass man aus Harry Potter kennt, und irgendwann werden sie sogar als "Sneetch - Harry Potter Modell" gekennzeichnet. Außerdem haben sie Lichtschwerter wie in Star Wars und kleiden sich wie Dr. Doom aus den Marvel-Comics...
Alles recht selsam, mal abwarten, was sich King dabei gedacht hat.
Jetzt aber noch ein paar Worte zur deutschen Fassung.
Ich habe Teil 5 gwie gesagt auf englisch gelesen und bin dann zufällig in einem Buchladen über die deutsche Version gestolpert. Schon auf den ersten Blick kann ich sagen, dass die Übersetzung einfach nur graußlich ist. OK, die Bücher sind bestimmt nicht einfach zu übersetzen, im Original haben einige Figuren einen sicherlich unübersetzbaren Akzent und benutzen schwer zu übersetzende Floskeln. Außerdem erfindet King auch für einige Vorgänge einfach Wörter, die in der Übersetzung durch bekannte, unpassende deutsche Wörter ersetzt werden. Ein Beispiel, die Figuren des Buches können sich im Schlaf an einen anderen Ort versetzen, ähnlich wie das Beamen in Startrek. Im englischen heißt dieser Vorgang todash, ein Wort, das bisher nicht existierte. Im deutschen heißt das nun flitzen!!! Unter flitzen verstehe ich ja eher, nackt übers Fussballfeld zu rennen... ;-)
Ich habe die anderen Bücher des Dunklen Turm alle in beiden Sprachen gelesen und kann nur sagen, die englischen sind um Längen besser. Bei den deutschen gewinnt man sogar manchmal den Eindruck, dass der Übersetzer eines der Folgebücher die vorangegangenen nicht mal gelesen hat!
Also, langer Rede kurzer Sinn: wer des englischen einigermassen mächtig ist sollte sich die deutsche Übersetzung sparen und das Original lesen.
Fazit: Eine gute Fortsetzung der Reihe, die zwar Lust auf mehr macht, aber auf Frage aufwirft, in welche Richtung King die Reihe treibt. Auf jedenfall lesen, aber wer es noch nicht getan hat sollte dringend vorher die anderen Bücher der Reihe lesen! weiterlesen schließen
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