Pro:
gute Stimmung, Kreativität beim Kostüm freier Lauf gesetzt, gute Kontakmöglickeit für Singles
Kontra:
Toilettenwege zu weit, Bars überfüllt, Bahnen zu wenig eingesetzt
Empfehlung:
Ja
Liebe Leute,
nun soll es auch von mir einen Exklusiv-Live-Bericht vom närrischen Treiben auf D E R Karnevalshochburg schlechthin geben. Nur für euch bin ich fünf Tage an die Domstadt Köln gereist und war sozusagen mittendrin in Jubel, Trubel und Heiterkeit.
1. Die Organisation
*+*+*+*+*+*+*+*+*
Mein Freund Jörn war schon zweimal beim Karneval dabei und hatte bereits letztes Jahr gemeinsam mit seinem besten Kumpel Martin beschlossen, die Feier-Orgie auch jetzt nicht ausfallen zu lassen. Schnell waren außer uns dreien noch vier weitere Mitreisende gefunden. Fünf Tage, von Freitagfrüh bis Mittwochmorgen, sollte sie dauern. Mit dem HLX-Flieger bezahlten wir für Hin-und Rückflug von Berlin schließlich nur 64 € pro Narrennase.
Der Schlafplatz war zum Glück auch kein Problem. Mein Freund, sein Kommilitone und ich schliefen bei meiner Freundin, die anderen bei Bekannten einer anderen. Anstelle des Geldes für die Unterkunft haben wir unseren Gastgebern eine Flasche Sekt mitgebracht und sämtliche Einkäufe übernommen.
Mein Freund bereitete mich auf alles vor, indem er mir eine Karnevalshits-CD gab, und meinte, die solle ich ab jetzt dreimal täglich hören. Dann sagte er mir, ich dürfe auf garkeinen Fall „Helau“ schreien, das Wort „Fasching“ (wie hierzulande nun mal üblich) benutzen oder gar ein „Alt“ bestellen. Die CD habe ich kein einziges Mal gehört, dafür aber alle genannten Wörter komplett aus meinem Wortschatz gestrichen.
Dann einigten wir Mädels uns darauf, als böse Engel zu gehen, kauften bei H&M rote Glitzerkleider und rote Flügel, um gleich auszusehen.
2. Was wir erlebt haben
*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*
Unsere Gastgeber empfahlen uns für den ersten Abend den Zülpicher Platz, dort seien viele Bars aneinandergereiht. Mit einem „Freikölsch“ gelockt, stürmten wir den ersten Laden, der von einer echten ausrangierten Dampflok geschmückt war. Der DJ spielte Kölner Karnevalshits, die man schon beim dritten Refrain mitsingen konnte. Dazwischen wurden Partyhits gemischt, die gut tanzbar waren und ebenso jeder kannte. Der Saal bebte, alles war krachend voll und ich hatte ein riesiges Problem: ich musste mal! „Ok“, dachte ich, „jetzt machst du schnell deine Flügel ab und drängelst dich dann mit all deiner Power durch die Menge!“ Aber weit gefehlt, jeder Zweite wollte mich bützen (Anm.: mir ein Küsschen geben), jeder Vierte mir an den Hintern greifen, jeder Fünfte an den Busen und jeder Zehnte noch ganz woanders hin…und meine Blase war voll bis oben hin. Niemals hätte ich gedacht, dass Kölsch so sehr treibt. Dennoch gelang es mir irgendwie, mich quer durch den Laden zu schieben und Aaaaah! War das ein Gefühl. Nie zuvor war ich so froh, eine Toilette gefunden zu haben.
Danach beschlossen wir, weiter zu ziehen. Doch unsere Enttäuschung war groß, als wir vor jedem Laden eine riesige Schlange sahen oder Eintritt verlangt wurde. 30 Minuten, einen halben Chickendöner und drei Kölsch später hatten wir dann endlich eine Discobar mit mexikanisch-südlichem Flair gefunden. Von außen durch Tücher abgedeckt, wirkte sie recht unscheinbar und war deswegen recht leer, als wir kamen. „Endlich Platz zum Tanzen!“, freuten sich meine Engelsflügel und ich.
Irgendwann kam dann ein Notarzt, der eine anscheinend zu besoffene Prinzessin aus der Menge trug. Ihr leichenblasses Gesicht warnte mich davor, auch nur einen weiteren Tropfen Alkohol zu trinken.
Samstag hatten wir nach einem Niederlande-Kurztrip eine ganz besondere Location ausgemacht, ein Partyboot mitten auf dem Rhein. Dort bezahlte man 6 € Eintritt, bekam aber im selben Gegenwert Baguettes, Kölsch und Feiglinge. Außerdem war die Stimmung auf den Tanzflächen so gut, dass sogar die Schiffsscheiben schwitzten. Doch um eins wurden wir rausgeschmissen, das Boot wollte nicht länger Partyboot sein, sondern wieder zum Kaffeedampfer werden. Doch zum Glück wussten wir noch von Freitag, wo man an diesem Abend wirklich was erleben konnte. Also liefen wir vom Heumarkt quer durch die Altstadt zum Zülpicher Platz. Und an dieser Stelle sei ein Tost auf die KVB gesprochen: Danke Jungs, ihr seid echt die einzigen, die es fertig bringen, über Karneval tatsächlich sämtliche Innenstadtlinien nur alle 20 Minuten fahren zu lassen! Ehrlich, die Bahnhöfe waren wie die Züge auch, total überfüllt, sodass wir zwangsweise über eine Stunde durch die Stadt irrten, bevor wir an der Location vom Tag davor angelangt waren. Dort hatten wir viel vor, und zwar: Feiern bis zum Morgen, denn der erste Zug der anderen fuhr erst um 6 Uhr wieder.
Nach dem Partysamstag, waren wir Sonntag nur noch zu einem Zoobesuch im Stande und bekamen so wenigstens etwas von Köln mit, was nicht mit dem Karneval zu tun hatte. Während die anderen in Unkel abends schon wieder kräftig feierten, machten wir in Weiden einen Spielabend und gingen früh schlafen, um fit zu sein für Rosenmontag. Da standen wir nach einigen Missverständnissen erst gegen 14 Uhr „Kamelle“ und „Strüssje“-rufend am Festumzug auf dem „Aldermaat“ und bestaunten all die bunten Wagen. Doch die Mottos der geschmückten, edlen Karossen interessierten unsere Jungs wenig, die waren nur rattenscharf auf Heidi Klum, von der sie dann auch Strüssje zugeworfen bekamen. Wir Mädels lernten einen US-Soldaten kennen, der uns gegen 5 Bütsje nach ganz vorne schleuste.
Mit zwei vollen Kamellerucksäcken und einem riesigen Strüssje-Strauß kehrten wir schließlich beim Italiener ein und tauschten all unsere Erfahrung bei viel Kölsch aus. Danach war klar: für uns drei war Karneval längst nicht vorbei, nur die anderen hatten wohl am Abend zuvor zu viel „gefieret“ und wollten nach Hause. Schnell hatten wir den nächsten Schuppen gefunden. Dort lernten wir zwei Kölner Teufelinnen kennen, die alle Texte auswendig kannten und sie uns beibrachten. Auch ein blauer Scheich war da, der mir ein Kölsch nach dem anderen ausgab. Ausgelassen und mit viel Spaß tanzten wir noch einige Stunden, bis Jörn aufgab, indem er plötzlich rausstürzte. Sofort wusste ich, was los war, rannte hinterher und gab ihm mit den Worten „Lass alles heraus!“ den wohl wichtigsten Beistand. Anschließend machten wir zu zweit noch mal in der Tram die schmerzhafte Erfahrung, dass Mäcces-Tüten schon nach dem ersten Wurf durchsuppen. Wenn wir Nils, Jörns Kommilitonen nicht gehabt hätten, ich weiß nicht, ob ich dann an diesem Morgen mein Bett noch gefunden hätte…
So war für mich schon Dienstag Aschermittwoch und ich war froh, dass ich nicht mit den Jungs noch aufs Dorffest musste.
3. Fazit
*+*+*+*
Auf meiner Reise habe ich eine Menge gelernt. Nicht nur, wie man sich schnell zur Toilette durchboxt oder wie man Freigetränke ergattert, nein, auch, wie wichtig Freundschaften sind, was Köln doch für eine schön Stadt ist und dass Alkohol ganz schönen Schaden anrichten kann. Insgesamt habe ich für 5 Tage nur 200 Euro ausgegeben, und das mit Shopping (und DAS will bei einer Frau schon was heißen). Wegen der Verkehrsmittel und des zu vielen Alkohols muss ich allerdings von diesem Trip 2 Sterne abziehen, ich kann es echt nicht jedem weiterempfehlen. Wer das mitmacht, sollte ein Partyfreak sein und sich auch von langen Fußwegen den Spaß nicht verderben lassen. Auch, wenn ich nächstes Jahr bestimmt nicht nochmal zum Karneval nach Köln fahren werde: Alles in Allem hat sich die Reise für mich persönlich jedoch gelohnt. Noch lange werden wir Sieben uns daran zurückerinnern. weiterlesen schließen
Bewerten / Kommentar schreiben