Tauben im Gras (Taschenbuch) / Wolfgang Koeppen Testberichte

Tests und Erfahrungsberichte

• 30 Charaktere in nur einem Buch

  

  28.01.2013, 15:24 Uhr von
  westsider4293
  

  3

  Bewertungen (16) / Kommentare (7)
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  Pro:

  - interessantes Thema

  Kontra:

  - teilweise unübersichtliche Gedankensprünge - viele Charaktere

  Empfehlung:

  Ja

  Wolfgang Koeppens Roman Tauben im Gras ist sprachlich bemerkenswert. Sein Sprachstil reicht vom alltäglichen bis hin zum journalistischen Wortgebrauch. Auch die strukturellen Merkmale sind für das Gesamtverständnis ausgesprochen wichtig.
  
  Personen
  Was sofort ins Auge springt ist, dass der Roman keinen einzelnen Helden besitzt. Insgesamt treten mehr als dreißig Personen in dem Roman auf, wobei nur wenige von ihnen tief entwickelte Charaktere sind, was dem Leser teilweise ziemlich verwirrt. All die Personen sind jedoch von großer Bedeutung, da diese dazu dienen Übergänge zwischen den Handlungsstträhnen herzustellen, indem sie mit den Hauptpersonen interagieren.
  Einige Personen im Roman lernen wir aber besser kennen, und zwar dadurch, daß Koeppen uns Einsicht in ihre Gedanken gibt. Teilweise ist also eine Art innerer Monolog vorhanden und wir können die Denkweise der Figuren nachvollziehen.
  
  Die sieben Figuren, die wir am besten beschreiben und verstehen können, spielen auch für die Handlung wichtige Rollen. Am Anfang des Romans begegnen wir Philipp. Er ist ein frustrierter Schriftsteller, der sich nicht mehr ausdrücken kann. Er ist isoliert und findet am Leben gar keine Freude mehr. Emilia, die Frau von Philipp, war vor dem Krieg eine reiche Erbin. Dieses Vermögen hat sie jedoch im Krieg verloren. Sie trinkt viel und gerät häufig außer Kontrolle, wenn sie getrunken hat. Sie behauptet felsenfest, dass sie Philipp liebt. Dies scheint jedoch gelogen zu sein.
  Odysseus Cotton ist ein schwarzer Amerikaner, der die Stadt besuchen und sich anschauen will. Er ist fast das Gegenbild zu Philipp: er handelt, er bewegt sich und ist aktiv, und die Ereignissee, die in der Geschichte geschehen, scheinen meist um ihn zu kreisen. Odysseus verbringt die meiste Zeit mit Josef, dem Gepäckträger vom Bahnhof. Dieser Josef ist fast der einzige stabile Charakter im Buch. Im Umgang mit den anderen Figuren des Romans kommt er teilweise als kindisch, aber immer als »normal« vor, im Unterschied zu vielen anderen Charakteren.
  Washington Price ist, wie Odysseus, auch ein schwarzer amerikanischer Soldat. Washington ist die einzige positiv dargestellte Figur in der Erzählung. Carla, die deutsche Geliebte von Washington, steht aber wieder für die negative Seite. Sie ist eine schwache Frau ziemlich schwache Frau.
  
  

  Handlung

  Eine wirkliche Handlung ist nicht zu erkennen. Die Personen, die auftreten ähneln eher Schauspielern die ihre Rolle gut kennen, aber keinem Drehbuch folgen. Koeppen berichtet von einfachen Vorgängen innerhalb von einem Tag. Er zeigt, wie sich die verschiedenen Charaktere treffen und wie sie miteinander umgehen und sich behandeln. Der Tag ist, wie man mit Hilfe der Schlagzeilen feststellen kann, der 20. Februar 1951, und die Stadt ist München, die nie direkt genannt aber oft angedeutet wird.
  Im Vordergrund steht weniger die Handlung, sondern eher die Gedanken der Figuren und wie sich diese Gedanken entfalten. Das Hauptthema des Romans ist eigentlich nicht Vergangenheitsbewältigung, wie in so vielen Nachkriegsbüchern der Fall war, sondern Gegenwartsbewältigung. Diese Menschen können, aus verschiedenen Gründen, mit ihrer heutigen Welt nicht zurechtkommen und alle suchen irgendwie Zuflucht oder Rettung aus ihren Umgebungen. Koeppens Erzähltechnik verläuft so, daß der Erzähler eher als Kamera funktioniert und uns Einsicht in die Privatleben und Einzelhandlungen der Menschen gibt.
  Die Handlungen, die im Laufe der Geschichte vorkommen, kann man ohne weitere Erklärung verstehen. Odysseus trägt in dem Roman die Rolle eines Leitfadens.
  
  Ich persönlich lese das Buch zur Zeit in der Schule und finde es ehrlich gesagt ziemlich langweilig. Jedoch denke ich, dass dieses Buch für Leute die gerne auch mal etwas anspruchsvollere Bücher lesen geeignet ist. Man sollte sich nur viel Zeit nehmen und sich womöglich eine Liste der ganzen Charaktere anlegen, da man sehr schnell vergisst, welche Rolle die einzelnen Charaktere im Zusammenhang haben.
  
  Ich werde diesen Bericht auch auf ciao.de veröffentlichen. weiterlesen schließen

  Kommentare & Bewertungen

  • 

    goat, 28.01.2013, 20:38 Uhr

    Bewertung: sehr hilfreich

    Herzlich Willkommen auf Yopi. Freue mich über Gegenlesungen von Dir. Werd dann bei Ciao auch mal gucken, wo ich Dich finde. LG Melanie

  • 

    XXLALF, 28.01.2013, 19:22 Uhr

    Bewertung: sehr hilfreich

    ...und liebe grüße

  • 

    monagirl, 28.01.2013, 16:41 Uhr

    Bewertung: sehr hilfreich

    Gruß Mona, Gegenlesung wäre schön

  • 

    [email protected], 28.01.2013, 16:18 Uhr

    Bewertung: sehr hilfreich

    Einen lieben Gruß Annabelle Schaust du auch mal bei mir rein?

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• Kein großer Wurf, trotz experimenteller Aura

  

  27.08.2012, 12:12 Uhr von
  Inita_13sasu
  

  3

  Bewertungen (17) / Kommentare (3)
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  Pro:

  Lesenswert weil anders in Bezug zur Zeit der Veröffentlichung

  Kontra:

  Protagonisten zu bieder, ohne Positives

  Empfehlung:

  Ja

  Da das Buch als Meilenstein deutscher Nachkriegsliteratur gilt hat es vor ein paar Wochen den Weg aus meinem Bücherschrank (wo es zugegeben ein paar Jahre verbracht hat) auf den Lesetisch gefunden. Inzwischen habe ich mich durchgekämpft. Das kling nicht unbedingt nach Lesespaß und es war auch zumindest für mich keiner. Koeppen schreibt einen modernen Roman, woran ja im Prinzip nichts auszusetzen ist.
  
  Eine fortlaufende Handlung sucht man vergeblich; auch das MUSS nicht sein, ich habe andere "schwierige" Autoren gelesen. An Koeppens Stil allerdings konnte ich mich nicht gewöhnen. Endlose Aufzählungen, viele Substantive, englische Einschübe, historische und literarische Bezüge machen die Sätze stockend und schwerfällig. Ein Lesefluss kommt nicht auf. Wo andere "schwierige" Autoren poetisch und elegant sind, ist Koeppen zäh und holprig. Seine Vorbilder? Queneau, Dos Passos, Joyce, vermute ich. Manchmal versucht er sich an der Technik des "Gedankenstroms", aber das kann Joyce einfach besser.
  
  Die vielen Gestalten dieses Romans schleppen sich düster und ohne Hoffnung durch die maroden Nachkriegskulissen, und einmal dachte ich (was mit dem Buch zugegeben wenig zu tun hat): "wenn alle zu der Zeit so gewesen wären wie die Protagonisten dieses Buches läge unser Land immer noch in Trümmern". Aber das nur am Rande. Wie schon erwähnt, es gibt viele Protagonisten in diesem Buch, eine Art Kaleidoskop von Einzelschicksalen. Die Komposition des Romans gefällt mir im nachhinein gut: wie Koeppen die Figuren in einer Art Finale zusammenführt ist schon großartig gemacht, keine Frage. Auch wenn man ein wenig Geduld braucht, um die Absicht des Autors zu erkennen. Trotzdem blieb bei mir nicht das Gefühl zurück, ein Meisterwerk gelesen zu haben.
  
  Ein großer Wurf ist dieses Buch meines Erachtens nicht; es ist aufgrund seiner ungewöhnlichen Komposition und einer gewissen "experimentellen" Aura (in der deutschen Literatur eher selten) durchaus lesenswert, aber irgendwie ist man doch froh, wenn man die letzte Seite geschafft hat und sich wieder anderen - vielleicht weniger hochgelobten - Büchern zuwenden kann. weiterlesen schließen

  Kommentare & Bewertungen

  • 

    goat, 27.08.2012, 23:07 Uhr

    Bewertung: sehr hilfreich

    Freue mich über Gegenlesungen. LG Melanie

  • 

    Baby1, 27.08.2012, 12:46 Uhr

    Bewertung: sehr hilfreich

    .•:*¨ ¨*:•. Liebe Grüße Anita .•:*¨ ¨*:•.

  • 

    sigrid9979, 27.08.2012, 12:24 Uhr

    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich wünsche Dir noch einen schönen sonnigen Montag