Pro:
zeitloser Sound in viele Variationen
Kontra:
nichts, rein garnichts
Empfehlung:
Nein
"Tribute To Gershwin"
Gershwin und sein Stück "Summertime"
(die besprochene CD gibt es so nicht zu kaufen, die einzelnen Stücke sicher, irgendwo...)
Diese Wochenende ist ja mein letztes mit viel Zeit. Also, lesst langsam, wer weiss, wann ich wieder sowas zu stande bringe. Geniesst!
George (eigentl. Jacob) Gershwin, geboren am 26,September 1898 als Sohn russischer Einwanderer in Brooklyn/New York.
Sein Hauptwerk, die anti-rassistische "Volksoper" Porgy and Bess (1926/35) wurde erst nach dem 2. Weltkrieg ein nachhaltiger Welterfolg. Gershwin, seit 1931 auch Filmmusik-Komponist, starb am 11. Juli 1937 in Beverly Hills. Er litt an einem Hirntumor.
Es war eine Zeit, in der die Farbigen von angemalten weissen Schauspielern dargestellt wurden. Aber Goerge Gershwin besetzte diese Rollen mit Farbigen, schuf somit eine Oper über und mit Farbigen.
In "Porgy and Bess" ist nichts sonderlich edel, die Musik klingt nicht nach Wagner oder Puccini, sondern nach amerikanischer Volksmusik und Spiritual.
George Gershwin hat der amerikanischen Musik seinen Stempel aufgedrückt.
Nun im kurzen Umriss die Geschichte aus Tragik und Leidenschaft, der das Stück "Summertime" entstammt.
Die Einwohner des Stadteils Catfish Row sind arm und der Fischfang kann sie nicht ernähren. Hier lebt der Krüppel Porgy, der Bess liebt.
Als Bess eine Zuflucht braucht, nimmt er sie auf.
Bess verläßt ihn wieder wegen einem anderen Mann, kehrt zurück, bietet Porgy wieder um Schutz vor Crown, so der Name des Mannes.
Als Crown in sein Messer fällt, wird Porgy verhaftet und Bess geht mit Sportin Life, einem neuen Verehrer, nach New York, wo das Leben besser sein soll. Als Porgy entlassen wird, folgt er ihr...
Nun sind wir dort, wo ich mit Euch hin will: Beim Stück Summertime aus der Oper Porgy und Bess.
Seit gestern habe ich eine Kopie.
Ich will Euch erzählen, in wie vielen Versionen es dieses Stück gibt. Sicher zähle ich hier nicht alle auf.
Die erste Version kenne ich schon sehr lange. Gesungen von der guten alten Janis Joplin. Es weckte bei mir melancholische Emotions, ich stellte mir dabei Leute ohne Wohnung vor: "Summertime is living easy...", hatte keinerlei Verbindung zu der Oper Porgy und Bess,
hörte eben der guten alten Janis zu, dachte dabei halt an Berber im Sommer...
Vor kurzem sassen ganneff und ich bei einem sehr guten Freund, redeten, im Hintergrund (aber nicht etwa besonders leise) lief Musik. Nach geraumer Zeit sagte ich zu unserem Freund, wir nennen ihn mal Wolfgang,
"hier, die Musik, die kenn ich irgendwie" und nach 'nem Moment:" das singt eigentlich die Janis..." worauf Wolfgang mich erstmal aufklärte, dass dieses Stück zu der Oper Porgy und Bess gehört. Dieser Titel war mir selbstverständlich ein Begriff, ist doch mein Vater ein sehr grosser Opernfan. Da schau an dachte ich, da könnte ich dem Vatter ja mal die Janis antun. Aber erstmal spielte mir der Wolfgang zwei Stunden Summertime vor:
Angefangen mit Billie Holliday und Louis Armstrong, dessen rotizge Trompete immer ein grosses Vergnügen ist, dass ich nicht weiss, ob er lieber singen oder trompeten soll: Geigen beginne, dann setzt Satchmos Trompete mit der bekannten Melodie ein, Billie Hilliday mit ihren großartigen Stimme beginnt ihren Gesang, Arnstrong übernimmt mit seiner unverkennbaren Stimme, die Geigen werden mal wieder kräftiger, dann singen sie zusammen, Satchmo gibt ein paar seiner Töne von sich und echot dann ihren Gesang. Sicher eine der ursprünglichsten Interpretationen. 4:49 Minuten
Ray Charles: Geigen beginnen und direkt beginnt Ray Charles' Gesang, schleppend und nur vom Piano begleitet, Schlagzeug und andere Musikgeräusche kommen dazu, doch immer dominiert Rays Stimme. Zu seinem Gesang gesellt sich der einer Frau (leider nicht auf meinem Cover erwähnt), ihre Stimme ist sehr jazzig. Das Thema kommt ganz klar rüber. 6:11 Minuten
Bill Evans: Bassig beginnt es mit Piano und leichten Schlagzeug, sehr locker, das Thema ist erst nur leicht zu erahnen, eine jazzige Version, swingig, man kann hören, wie sich die Band langsam erwärmt...doch immer noch ist das Thema nur zu erahnen. Der bass kommt wieder stärker, improvisiert anscheinend, kommt stärker, spielt so rum, während die anderen Instrumente langsam wieder mehr dazu kommen und das Piano endlich das Thema erkennen lässt. Eine sehr schöne, rein instrumentale und recht freie Interpretation. 5:55 Minuten
Herbie Hancock: Der Song beginnt mit einem Piano, eine Frau (leider nicht aufgeführt) setzt ein mit sehr gutem Gesang, volle Stimme, eine Klarinette hebt sich klar aus den anderen Instrumenten hevor und trällert. Der Gesang ist melancholisch, eine Mundharmonika kommt hinzu, wird von Piano verdrängt/abgelöst, das Thema aber ist einwandfrei zu erkennen. Stelle ich auch in die Jazz-Ecke.
Dinah Washington: Piano, kräftige Trompete, leises Schlagzeug, dann schlägt die Trompete richtig grell zu (Applaus aus dem Publikum) und spielt das Thema, sauber und schön, zum Abschluss kommen Piano und Schlagzeug auch noch mal richtig zum Zug. Ebenfalls sehr schön. 2:22 Minuten
Lena Horne: Es beginnt BigBandLike, direkt kommt Lenas kräftige, angenehme Stimme dazu, gewinnt sofort Oberhand, gefühlvoll, sehr harmonisch. Zum Schluss hin wird Lenas Stimme sehr dominant. Gefällt mir auch sehr gut. 2:50 Minuten
Charlie Parker: Geigen, Harfen, dann Trompeteneinsatz, sehr melodisch und angenehm (meine Assoziation war: einer alten Filme, wo die Damen die Treppen herunter schweben...aber entfernt, fall Ihr das versteht, werte LeserInnen. Dieser Vergleich kam aber NICHT durch die Trompete)),
das Thema klar zu erkennen. 2:41 (Anmerkung: Stephen King nennt im Buch "Der Talisman" einen guten Farbigen "Charlie Parker")
Wynton Marsalis: Beginnt schon sehr jazzig, das Piano klimpert, ein Saxophon trällert dazu unter der Begleitung anderer Blasinstrumente. Nur das Piano gibt klar das Thema von sich, das Saxophon ist sehr jazzig und eindringlich. Eine Mischung zwischen Jazz und BigBandSound. Ich mag das. 4:58 Minuten
Mahalia Jackson: Ein Piano beginnt schleppend zu spielen, dann beginnt Mahalias grossartiger Gesang. sie singt sich ein, spielt mit den Noten und ihrer Stimme, das bekannte Stück wird durch ihre Stimme wieder ganz neu. Klasse Sängerin! 6:35 Minuten
Big Mama Thornton: Bandeinsatz und direkt mächtiger Einsatz von mächtiger Big Mama. Ganz neuer Rhytmus von Keyboard (vermute ich), zaghaft wagt sich eine E-Gitarre vor, eine Orgel macht den gleichen Versuch, aber Big Mama dominiert mit wunderprächtigem Gesang. 4:06 Minuten
Joe Henderson: Bass beginnt zu summen, Schlagzeug kommt hinzu, Saxophon macht sich breit, Trompete ist auch nicht ruhig, free-jazzig das Ganze, teilweise ist das Thema nicht zu erkennen...aber dann kommt die E-Gitarre mit dem Thema und eine Sängerin (die diesmal nicht so dominiert) spielt zum Schluss auch mit dem Song und ihrer Stimme. Weniger eindrucksvoll. Aber auf keinen Fall nervend. 7:10 Minuten
Booker T. & The MG's: Wieder beginnt ein Bass, ein Keyboard kommt hinzu, die Gitarre, slow gespielt das Ganze, doch verspielt durch das schneller gespielte Keyboard im Hintergrund.Das Thema kommt klar rüber, die Musik ist erst sehr soft, um dann gewaltiger zu werden...dann übernimmt die E-Gitarre die Führung und spielt das Thema aus, singend, leicht quietschend (while my gitarre gently weeps :-)), die andern gesellen sich wieder dazu, um das Stück ausklingen zu lassen. 4:33 Minuten
The Ventures: Das hört sich an wie guter Rock der Anfänge, Schlagzeug, Gitarre, Bass. Das Thema ist gut zu erkennen, beim Hören assoziiere ich allerdings irgendwie Cowboys. 1:15 Minuten
The Platters: BigBandSound, schöne Frauenstimme, BackgroundBoys, Rhytmus etwas schleifend, eine Mundharmonika dominiert neben der guten Sängerin. 2:23 Minuten
Peter Gabriel: Es beginnt mit einer Mundharmonika, BigBandSound setzt ein, Peter Gabriel singt mit seiner angenehmen Stimme, die auch entsprechend dem Thema mal anschwillt und leidet. Die BigBand ist nun mehr im Hintegrund, die Mundharmonika begleitet Peter. Er spielt mit seiner Stimme, nicht schlechter als seine Vorbilder (dass er nicht wie Janis singen kann, verzeihe ich ihm), er hat meine Erwartungen auch hier voll erfüllt. 3:43 Minuten
Sarah Harmer: Beginnt mit akustischer Gitarre, dann direkt Sarahs Gesang, völlig anders als ihre Vorgängerinnen, aber sehr gut! Sie und die Gitarre. Bei ihr kann man den Text sehr gut verstehen.
Zwischdrin ist sie still, die Gitarre spielt recht frei vor sich hin. Der Gesang beginnt wieder, ein Mann singt mit. 3:31
Morcheeba u. Hubert Laws: Vom ersten Ton an ist das Thema zu erkennen, der Gesang ist etwas schleppend, die Musikbegleitung zuerst zurückhaltend, dann kommt das Schlagzeug stärker rüber,
Flöten sind zu hören (es könnten aber auch Klarinetten sein, ich bin ja kein Musikexperte) und es passt. Eine E-Gitarre meldet sich etwas lauter, aber immer dominiert der gesang. 4:34 Minuten
Jerry Garcia: Eine wunderschöne akustische Gitarre ist zu hören, das Thema noch unklar, aber sehr angenehm. Die Gitarre wird härter angefasst...das ist absolut frei interpretierter Gershwin. Zwischendrin ist das Thema zu erahnen, ja, zu hören, aber es gehört doch Aufmerksamkeit dazu. Jazz kurz vor der Grenze, nach der ich ihn nicht mehr mag. Grosses Lob für Jerry Garcia. 7:17 Minuten
Pat Metheny: Es beginnt mit einer wunderschönen akustischen Gitarre, sehr melodisch, dann setzt die E-Gitarre mit dem Thema ein, begleitet von der akustischen. Sehr schön spielt die E-Gitarre das Thema, locker, leicht, angenehm in Richtung Jazz gehend. Die akustische ist wieder allein, spielt das Thema nur sehr frei an, die elektrische kommt wieder dazu mit dem klar gespielten Thema, spielt dann aber auch damit herum. 5:11 Minuten
Jewel: Wieder eine ältere Aufnahme. Applaus, die Sängerin fragt:"You know summertime?" Dann beginnt eine akustische Gitarre, leise, diese großartige Sängerin zu begleiten. Welch ein Rhytmus in dieser Stimme! Die Gitarre und der Applaus beenden diesen Liveauftritt, bei dem ich gern dabei gewesen wäre. 3:27 Minuten
Modern Jazz Quartet: Sehr angenehm jazzig verpackte Version des Themas, das klar zu erkennen ist. Diesmal bestimmt ein Xylophon den Rhytmus, leises Schlagzeug gibt die Begleitung. Sehr schön, rein instrumental. Später übernimmt ein Piano die Führung, Schlagzeug immer soft dabei. Es wird etwas flotter, das Piano kräftiger, nur um wieder abzunehmen und vom Xylophon abgelöst zu werden, das dann langsam zum Ende kommt. 7:36 Minuten
Stereophonics: Eine sehr gute Sängerin mit tiefer, kräftiger Stimme singt uns zur akustischen Gitarre das Lied so, wie es sich Gershwin vielleicht gedacht hat. Gefühlvoll, leicht depressiv aber nicht zu schleppend, irgendwie doch kraftvoll. Eindringlich mit leicht rauher Stimme.
Swingle Singers: ein Chor! Hohe Stimmen: hier kommt Summertime a capella daher. Eigentlich mag ich das garnicht, aber bei diesem Stück, dass mir immer mehr ans Herz wächst, muss ich eine Ausnahme machen: es gefällt mir. 3:20 Minuten
Oper (Interpret unbekannt): Orchestermusik, tatsächlich. Eine Opernsängerin gibt uns in sehr hohen Tönen Summertime. Natürlich kein Vergleich zu den anderen Versionen, nicht für mich. Aber hören kann man es. 2:32 Minuten
Janis Joplin u. Jimi Hendrix: Das ist mit die liebste Interpretin, auch wenn die anderen Sängerinnen verdammt gut sind. Gegen Janis kommt keine bei mir an. Und wenn der Hendrix dazu die Gitarre quält! Es ist das geilste aller Stücke, ich kann es nicht anders beschreiben. Jetzt hat der Hendrix wieder in seine Gitarre gebissen, glaub ich...ich kann die feelings garnicht zu Euch rüberbringen, sorry. Mir fehlen die Worte... 4:14 Minuten
Angelique Kidjo: Last, but not least! Summertimeauf französisch mit afrikanischem Rhytmus bietet uns Angelique. Auch hier habe ich Probleme, die Musik und die Empfindungen im Worte zu packen.
Es ist einfach gut.
Nachdem ich das alles nun ins Reine getippt habe, hoffe ich, dass Ihr nun mal ausnahmslos mit mir zufrieden seit.
Dieser Text ist zweimal korrekturgelesen. Verbliebnene Fehler interessieren mich nicht und sind zur Jagd freigegeben. weiterlesen schließen
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