Kurzgeschichten Testberichte
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Tests und Erfahrungsberichte
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Stille Begegnung
5Pro:
eine Stimme sprach zu mir
Kontra:
nichts
Empfehlung:
Ja
>>>>>Vorgeschichte<<<<<
>>>>>Vorgeschichte zu Meersburg<<<<<
>>>>>Kerngeschichte<<<<<
>>>>>Vorgeschichte<<<<<
Dies ist kein Reisebericht, auch wenn es am Anfang so erscheinen mag.
Wir schreiben das Jahr 1990
Mir flatterte im Juli ein Reiseprospekt ins Haus. Darin wurde eine Busreise an den Bodensee angeboten.
Eine Großtante von mir sagte schon, als ich noch ein Teenager war: „einmal in deinem Leben musst Du an den Bodensee fahren.“
Das war die Gelegenheit.
Ich meldete mich an.
Im August ging es dann mit einem klapprigen Reisebus von Norddeutschland runter zum Bodensee.
Die Sitzplätze im Bus waren so verteilt, dass man neben seinem/r zukünftigen Zimmerpartner/in saß. So konnte man sich schon im Bus etwas beschnuppern.
Ich teilte meine Sitzbank im Bus und später am Ziel das Zimmer, mit einer Dame die gern und viel redete. Sie war aber sonst sehr lieb, hatte nur einen Fehler. Überall saß sie am liebsten im Kaffee, ich aber wollte die Städte und die Umgebung erkunden. Wozu war ich sonst hier her gefahren. Kaffeetrinken konnte ich zu Hause.
Unser Hotel war nicht direkt am Bodensee, sondern etwas abseits.
Jeden Morgen nach dem Frühstück, ging es dann auf Tour, Richtung Bodensee.
>>>>>Vorgeschichte zu Meersburg<<<<<
Am vierten und letzten Tag fuhr uns der Busfahrer nach Meersburg.
Dort konnte jeder für sich die Stadt erkunden. Meine Zimmerpartnerin wollte mal wieder Kaffeetrinken. So zog ich allein los.
Es gibt oberhalb des Bodensees eine Art Terrasse. Von dort aus hat man einen wunderschönen Ausblick auf den Bodensee.
Rechts von der Terrasse befindet sich die Meersburg. Hier lebte für einige Zeit die Schriftstellerin **** Annette von Droste Hülshoff **** Sie kehrte immer wieder vom Münsterland, ihrem eigentlichen Wohnort, hier her zurück.
In der Meersburg schloss sie für immer die Augen.
Ich kannte ihre Biographie besser, wie jeder Andere. Warum sei kurz erklärt.
Meine Lehre absolvierte ich bei der Urenkelin von dem Arzt und Schriftsteller
Levin Schücking. Er war ein Freund und Förderer der Schriftstellerin. Ihm hat sie viele Gedichte gewidmet.
>>>>>Kerngeschichte<<<<<
Mich zog die Burg wie magisch an. So entschloss ich mich, sie zu besichtigen.
Mein Weg führte mich durch viele Räume. In ihrem Arbeitszimmer berührte ich ihren Schreibtisch, an dem sie viele Stunden verbrachte.
Dann kam ich in ihr Sterbezimmer.
Links ein Stehpult. Auch dort hat sie ihre Texte verfasst.
Rechts ihr Bett. Dort ist sie für immer eingeschlafen.
An der Wand über dem Bett, ihr Bild.
Am Kopfende des Bettes ein Kreuz.
Ich stand *** ALLEIN *** an ihrem Sterbebett und dachte an alle die Dinge die ich von meiner Chefin wusste.
*** Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner rechten Schulter. ***
*** Ich war wie gebannt. ***
*** Eine Stimme sprach zu mir. ***
„DU KANNST ES, MACH WAS DRAUS“
Ich: „WAS MEINST DU DAMIT?“
„WAS WILLST DU MIR DAMIT SAGEN?“
Ich bekam keine Antwort, sie war nicht mehr da.
Wie im Trance verließ ich die Burg. Ich sah nicht die vielen Menschen die um mich waren.
Im Schlossgarten steht eine Büste von ihr. Dort stand ich und langsam kam ich in die Gegenwart zurück.
>>>>> Fazit <<<<<
Lange Zeit habe ich darüber nachgedacht, was sie wohl damit meinte.
Heute weiß ich es!
Aber es bleibt mein Geheimnis.
diesen Bericht schrieb ich am 29.11.2003 unter Ciao/arbeitsmaus weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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Die Meerfrau
12.05.2004, 00:01 Uhr von
campino
Mein erster Gedichtband ist erschienen! "Es hat lange gedauert" ISBN 978-3-86268-370-3, Taschenbu...Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Am Morgen, wenn das Rund der Sonne aus dem silbern glänzenden Meer auftaucht ist die schönste Zeit.
Kühl ist es und sie zieht die Jacke enger um den Körper. Der Hund ist schon weit voraus. Der Sand knirscht unter ihren Schuhen, und wenn sie schneller gehen will, knickt sie immer wieder um. Es ist nicht so einfach, dem Hund in angemessenem Tempo zu folgen. Sand so weit das Auge reicht. Wäre nicht der Salzgeschmack auf den Lippen, sie käme sich vor wie Kara ben Nemsi bei einem Marsch durch die Wüste.
Immer schon, seit sie denken kann, war dieser morgendliche Gang zum Meer Bestandteil ihres Lebens. Ein Ritual, das mindestens einmal im Jahr stattfinden musste. Es begann als sie noch ein Kind war, lange Kindersommer an der Nordsee. Jeden Morgen ging sie an der Hand des Vaters den Weg zum Strand um das Meer zu begrüßen und Zwiesprache mit dem Wind und den Wellen zu halten. Auch damals war es oft kühl, aber der Vater grub ihr eine Kuhle, in die sie sich setzte und so war sie vor dem Wind geschützt. Er setzte sich neben sie und erzählte Geschichten. So saßen sie eng aneinander gekuschelt und malten sich aus, was wohl auf der anderen Seite des Meeres war.
Als sie älter wurde, gab es Jahre ohne Meer. Im Nachhinein waren das keine guten Jahre. Sie brauchte das Meer. Sie brauchte die Wellen und das Brausen des Windes um Kraft zu gewinnen, um zu leben. Einmal bis zum Horizont blicken, einmal tief durchatmen. Das reichte wieder für die restlichen 364 Tage.....
Sie hatte sich oft gefragt, wie es wohl wäre, für immer hier zu leben. Aber wäre dieser jährlich einmal stattfindende Zauber dann nicht verflogen, alltäglich geworden?
Sie wusste es nicht, sie wollte es auch nicht wissen. So wie es war, war es gut.
Als sie die letzte Düne umrundet hatte, breitete sie die Arme aus und rannte den Wellen entgegen. Der Hund, schon klatschnass, lief auf sie zu und schüttelte das Fell. Glitzernde Wassertropfen verfingen sich in ihren Haaren und liefen wie Tränen über ihr Gesicht.
Alle die sie liebte, hatte sie mindestens einmal mitgenommen. Mitgenommen ans Meer, egal wie es hieß, Nord- oder Ostsee, Mittelmeer oder Atlantik. Und so verbanden sich mit den verschiedenen Küsten auch die Erinnerungen an verschiedenen Menschen. Und sie betrachtete diese Erlebnisse an diesem Meer, mit diesen Menschen die ihr nahe standen als Geschenke. Sie teilte dieses einmalige Erlebnis, und damit gab sie viel von sich preis.
Herbst. Ein Strand an der niederländischen Küste. Es war spät im Jahr und sie vermisste ihr Meeresritual schon seit 2 Jahren. Sie hatte dem Mann, den sie über alles liebte vom Meer erzählt. Wie wichtig es für sie war. „Bitte, lache nicht darüber, ich brauche und ich liebe es.“
Er lachte nicht. Er fuhr einfach los mit ihr, ohne zu sagen, wo das Ziel lag. Das Hotel war teuer, aber es lag direkt am Meer und sie gingen Hand in Hand den Wellen entgegen.
Das ist Vergangenheit. Heute geht sie den Weg wieder alleine. Er ist auch wieder am Meer. An ihrem Meer, in „ihrem“ Hotel. Sie hat ihn gesehen. Hand in Hand.
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So, nun hoffe ich wie immer, Euch mit meinem Bericht nicht gelangweilt zu haben.
Wenn ja, tut’s mir leid, wenn nein, hat sich die Mühe gelohnt!
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Die Produktbewertung in dieser Rubrik ist natürlich Quatsch. Ich bewerte trotzdem und zwar das Meer........ weiterlesen schließen -
Der Krawattenmörder
Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Als Mary J Swet am Montag morgen die Zeitung aufschlug viel ihr ein Artikel ins Auge: „Schöner Laden mitten in der Stadt. Preis verhandelbar!!! Kontakt unter 0432/696969.“ Mary rief an und eine dunkle, aber trotzdem warme Stimme war am anderen Ende. Sie machte einen Termin, für den Nachmittag, aus. Am Nachmittag war Mrs Swet vor dem Laden, es war einer den sie sich schon immer gewünscht hatte. Ein Mann mit schwarzer Kleidung lief auf Swet zu und sprach mit leiser Stimme: „Der Laden kostet 1500 Euro. Es ist ein sehr schöner Laden und viele Leute kommen und kaufen etwas.“
„Warum wollen sie den Laden denn nicht selbst behalten?“ Der Mann antwortete nicht sondern gab ihr den Vertrag, denn er sah dass sie ihn haben wollte. Mary J Swet unterschrieb und drei Tage später konnte sie ihr Krawattengeschäft eröffnen. Es stimmte, dass sehr viele Leute kamen, aber erst nach einer Weile. Mary fragte eine Frau, wieso sie denn gezögert hätte, aber sie antwortete nur: „Das war meine Intuition.“ Ein Polizist kam in den Laden und fragte eilig, ob sie eine schwarze Krawatte hätte. Swet zeigte ihm die schönsten. Der Polizist war so in Eile, dass er vergaß zu bezahlen. Es kauften noch neun andere Männer eine Krawatte von Mrs Swet. In dieser Nacht passierte es, dass zehn Männer tot aufgefunden wurden die alle Krawatten mit der Aufschrift „MARY J SWET“ trugen. Mary J wurde am nächsten Tag, nichts ahnend, von der Polizei abgeführt, denn alle dachten, dass sie die Männer umgebracht hätte.
J forderte eine genaue Untersuchung der Leicht. Als die Polizei zu ihr kam und meinte, dass Wirkmahle an der Leiche gefunden wurden, die aber nicht von Menschen hervorgerufen wurden. Swet dachte sich, dass sie einen Selbstversuch machen sollte. Der Polizist meinte, dass er es auch machen wolle, da sie das Tuch nur für andere verhext haben könnte. Bei diesem Versuch wurden Videokameras aufgestellt um das Gesehen zu beobachten. Der Wächter legte sich die Krawatte an und Punkt Mitternacht bemerkte er, dass irgendetwas die Krawatte immer mehr zu zog. Mary machte diesen Versuch auch bemerkte, aber nichts. Für den Wächter kam jede Hilfe zu spät, denn er war bereits nach 30 Sekunden tot. Mary J Swet wurde frei gelassen. Doch was war mit dem Laden den Mary J Swet besaß? Hatte er etwas damit zu tun???
Die Polizei fragte Mrs Swet, ob sie noch wüsste, wie der Mann ,der ihr den Laden verkauft hatte, aussah.
Sie sagte: „Der Mann war ca. 1,89m; sportliche Figur; dunkle Kleidung und blonde Haare.“
„Hatte die Person einen Bart, eine Brille oder andere Auffälligkeiten?“
„Ja, er hatte eine sehr dunkle , aber sehr angenehme Stimme.“
Die Polizei fertigte ein Phantombild an und hängte es in der ganzen Stadt aus. Es meldeten sich drei Zeugen, die gesehen hatten wie der Mann mit Mary sprach und alle sagten, dass er O-Beine gehabt hätte und sehr große Füße. Die Polizei fragte nach der Telefonnummer, welche Mrs Swet anrief. Sie hatte noch einen kleinen Zettel mit der Telefonnummer „0432/696969“. Als der Polizist diese Nummer anrief kam: „Kein Anruf unter dieser Nummer!“ Der Polizist rief die Auskunft an und fragte nach der Nummer. Die Person am anderen Ende sagte, das die Nummer einem gewissen John Petersen gehöre und er seit zwei Tagen unter der Nummer „0432/131313“ zu erreichen sei. Die Polizei sagte zu Mary, dass sie die Nummer von ihrem Haustelefon anrufen solle und ein Treffen mit ihm vereinbaren. Mary J Swet rief bei der Nummer an und die Stimme vom ersten Anruf sagte, dass er mit einem Treffen nicht einverstanden sei, da er keinen Grund wüsste. Die Polizei hörte das Gespräch ab und konnte somit ausmachen, wo der Mann sich befand. Am nächsten Morgen fuhren sie zu dem Haus des Mannes und beschatteten ihn. Sie alle sahen, wie er auf seinem Hausfriedhof geheime Flüche aussprach, sich in den Finger schnitt und je einen Tropfen Blut auf jeden Grabstein tropfte und ein Bild von Mary J Swet anfluchte. Er war so beschäftigt, dass er nicht bemerkte, das er beobachtet wurde. Er drehte sich ruckartig um und ging zu seinem Auto, als ob er gestört worden wäre. Der Mann fuhr fort. Die Polizisten nutzten die Gunst der Stunde und gingen in das Haus. Es war sehr erschreckend, da er nur Bilder von Mary J Swet und ihrer Familie hatte. Er hatte auch Bilder der Toten von Swet. Mary war geschockt, denn von allen Toten aus ihrer Familie waren die Gräber geschändet. Auf dem Dachboden fanden sie ein Buch und ein paar Kräuter. Alles wurde beschlagnahmt und alles wurde untersucht. Die Polizei fand heraus, dass alle Pflanzen zum verfluchen verwendet werden und in dem Buch standen sämtliche Tagesabläufe von Mrs Swet. Als die Polizei noch einmal in das Haus von John Petersen ging war alles weggeräumt und nur noch ein Zettel da: „Ich bin nicht blöd. Ich habe alles verflucht und ihr werdet euch noch wundern. Hättet ihr euch doch bloß nie in meine Angelegenheiten eingemischt. Jeder das was er verdient und Swet, welche meine Liebe nicht erwidert hat es verdient, das ihr Laden ein MÖRDERgeschäft ist.“ Die Polizisten gingen mit Mrs Swet zu einer Zauberin, die sie mit einem Schutzzauber belegte. Zwei Tage später bekam Mary einen Anruf von John Petersen. Er erkundigte sich wie ihr Laden läuft und meinte, dass er sie noch früh genug kriegen würde. Swet ging zur Polizei und wollte, dass es eine Tätersuche im ganzen Land gibt. Als das Geschah bekamen sie 5 Wochen später einen Anruf, das John Petersen gesehen wurde bzw. sich in dem Hotel aufhalten würde. Die Polizei fuhr dort hin und sicherte das ganze Hotel ab. Als sie das Zimmer stürmten kam der Mann plötzlich mit einem Messer auf die Polizisten los und stach einen nieder. Ein Polizist zog die Waffe und schoss dem Täter ins Bein, der daraufhin zu Boden ging. Die Polizisten gingen alle auf ihn los und legten ihn Handfesseln und Fußfesseln an. John Petersen rastete aus und bewegte sich so ruckartig, das er sich dabei einen Arme brach. Die Polizei brachte ihn in einen Hochsicherheitstrakt. Nach 2 Monaten wollte er mit Mary sprechen, doch sie verweigerte das Gespräch. Das Urteil für ihn hieß lebenslang im Hochsicherheitstrakt. 4 Monate nach der Urteilsverkündung fand man John Petersen hängend an der Decke.
Hat sie von nun an Frieden? weiterlesen schließen -
DER BESUCH DER ALTEN DAME
25.04.2004, 20:28 Uhr von
Joe69
Bitte fleißig lesen - Erlös aus meinen Lesungen geht an die Ärmsten der Armen in Sri Lanka...DANKE!Pro:
Kurzgeschichte soll zum Nachdenken anregen.
Kontra:
nichts
Empfehlung:
Ja
Liebe Yopi-Gemeinde, liebe Gäste,
keine Angst, ich bringe keinen Abklatsch auf Friedrich Dürrenmatt. Das würde meiner Verehrung ihm gegenüber doch Abbruch tun.
Vielmehr möchte ich die Geschichte „meiner“ alten Dame erzählen, jener Episode, die sich täglich mitten unter uns abspielt. Zuerst habe ich darüber gelacht, dann nur noch gelächelt, bis ich anfing ernsthaft nachzudenken.
Früher, als ich bis zur Abfahrt meines Zuges noch etwas Zeit hatte, trank ich im Stehausschank des Stuttgarter Hauptbahnhofes eine Cola oder sonstiges Erfrischungsgetränk.
Gedankenverloren schaue ich auf die mehr oder wenig hektischen Menschen die kommen oder gehen. Es ist ein stetiges Kommen oder Gehen, monoton, und in der Anonymität geht jeder an jedem achtlos vorüber. Keiner hat für den anderen ein Wort. Warum auch?
Es war an einem kalten Wintertag, als etwas außergewöhnliches passierte: Der Besuch der alten Dame.
Nach meiner Schätzung dürfte sie etwa 70 Jahre alt gewesen sein. Sie betrat den Hauptbahnhof vom Haupteingang her, in der linken Hand trug sie eine Plastiktüte, in der rechten Hand einen Stecken, den sie von der Straße aufgelesen zu haben schien. Müden Schrittes kam sie zum Stehausschank und ich fragte mich, wozu der Besuch der alten Dame wohl dienen mochte. Sie trug einen Mantel mit Pelzkragen und hatte eine Pelzmütze auf dem Kopf. Arm konnte sie also nicht sein, obwohl ich nicht beurteilen konnte, ob beides echt war.
Jedenfalls sah sie sehr gepflegt aus.
Beim ersten Mal habe ich gelacht, als eben jene alte Dame anfing, in den Abfalleimern, die unter und bei den Stehbiertischen des Hauptbahnhofes aufgestellt sind, zu stochern. Mit dem besten Willen konnte ich mir nicht vorstellen, was das sollte.
Da! Ein halbes Brötchen, weggeworfen von einem eiligen Gast, fischte sie mit ihrem Stecken heraus und lies es in ihrer Plastiktüte verschwinden.
Da! Der Rest einer Wurst, ein Stück einer Brezel. Alles verschwand in ihrer Plastiktüte.
„Oh, diese Menschen werfen so viel weg....“ hörte ich sie murmeln, und ich musste unwillkürlich grinsen. Der Anblick war irgendwie lustig: Die alte Dame im Pelz stochert im Abfall. Was soll das alles? Sie wird diese Abfälle wohl doch nicht essen.
Was aber bewegt einen älteren Menschen, noch dazu eine Dame, Abfälle zu sammeln?
Das gleiche Schauspiel konnte ich noch einige Male beobachten. Jedoch erstarb mir allmählich das Lachen und Lächeln auf den Lippen. Als ich nämlich hörte, daß eben diese alte Dame mit den Abfällen unserer Wohlstandsgesellschaft die gerade im Winter bedrohte Tierwelt füttert, ist mir das Lachen gänzlich vergangen und ich habe angefangen, nachzudenken. Ich habe angefangen nachzudenken über die Tierwelt, über unsere sogenannte Wohlstandsgesellschaft.
Ich habe über mich nachgedacht und über den Sinn des Altwerdens und des Alters. Und ich kam zu dem Schluß: vom Besuch der alten Dame kann man allerhand lernen. Und sei es nur das Nachdenken.
Tun wir es. Bald.
Die 5 Punkte beziehen sich auf den Versuch, zum Nachdenken anzuregen.
Fürs Lesen, Bewerten und Kommentieren freut sich wie immer
Euer Joachim
© Joe69 04/2004
Ich poste auch bei www.ciao.com unter gleichem nick. weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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Zuckermaus29, 20.04.2006, 14:21 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
"sh" von mir für Dich! <br/>Liebe Grüße <br/>Jeanny
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Ist es immer so, wie es scheint oder scheint es so, wie es ist?
Pro:
soll zum Nachdenken anregen
Kontra:
dazu muß man die Geschichte lesen
Empfehlung:
Ja
Hallo Community!
Heute versuche ich mich mal an einer Kurzgeschichte. Alle Ähnlichkeiten mit tatsächlich lebenden Personen sind rein zufällig und ohne jede Bedeutung.
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RUMMMS!!! – Mit einem lauten Knall fiel die Wohnungstür hinter dem hinausstürmenden Felix in Schloß.
Irritiert sahen sich Frank und Marion am Abendbrottisch gegenüber. Frank war ein ziemlich stämmiger Mann Mitte vierzig. Sein schwarzes Haar, das er seit seinem vierzehnten Lebensjahr ordentlich mit einem Mittelscheitel zu versehen suchte und dass sich immer standhaft dagegen gewehrt hatte und wirr gekräuselt den Kopf umrahmte, fing seit einigen Monaten an, sich an den Schläfen grau zu färben. Bald würde er wie sein Vater und sein Großvater schneeweiß sein. Das lag in der Familie. Seine graugrünen Augen, blickten fragend zu seiner Frau. Diese war gerade dabei, die Frühstücksbrote für den sechzehnjährigen Felix zu schmieren. Nachdem sie bereits die Butter auf den Pumpernickelscheiben verteilt hatte, war ihr nun das Messer aus der Hand geglitten und sie starrte ihren Mann aus weit aufgerissenen Augen an. Die blonden Locken hatte sie sich heute hochgesteckt und dadurch wirkte ihr Gesicht sonst noch etwas kindlich. Doch jetzt sah sie plötzlich sehr alt aus. Jeglicher Glanz war schlagartig aus den Augen und dem Gesicht gewichen. Die sonst immer zu einem verschmitzten Lächeln geformten vollen Lippen, welche bisher auch ohne jeglichen Lippenstift immer zum Küssen einluden, waren weit aufgerissen. Und doch kam kein Laut heraus.
Frank holte tief Luft. „Was ist nur mit Felix los?“ fragte er verständnislos. Doch auch seine Gegenüber wusste darauf keine Antwort.
Früher hatten sie immer ein wunderbares Verhältnis gehabt und konnten sich über alles unterhalten. Meistens kann Felix von selbst, wenn er irgendein Problem hatte oder auch nur, um zu erzählen, wie der Tag war. Das waren dann immer die angenehmen Stunden des Tages. Doch seit einiger Zeit waren den Eltern aufgefallen, dass sich Felix verändert hatte. Er war meistens gereizt und sprach kaum noch mit seinen Eltern. Wenn sie ihn fragten, was denn los sei, antwortete er oft gar nichts oder er meinte, dass sei seine Sache. Frank meinte dann immer, das sei wegen der Pubertät und der Hormone, die verrückt spielten. Marion schob es dagegen auf den Prüfungsstress. Felix war doch in der zehnten Klasse und da war es schon schwierig. Er hatte immer relativ gute Noten gehabt, musste aber auch ziemlich fiel dafür tun. So manchen Nachmittag war er nur mit seinen Hausaufgaben und Bücher beschäftigt gewesen. Doch auch das hatte nachgelassen. Meist kam er ziemlich spät aus der Schule und verschwand dann gleich wieder, nachdem er hastig das aufgewärmte Mittagessen in sich hineingeschlungen hatte. Er sei ‚bei einem Klassenkameraden zum Lernen‘ meinte er dann meistens.
Anfänglich hatten sich seine Eltern ja darüber gefreut, dass Felix endlich Anschluss gefunden hat. Er war immer sehr schüchtern und zurückhaltend gewesen und hatte dadurch auch kaum Freunde gefunden. Doch dann war vor etwa einem dreiviertel Jahr eine Familie neu zugezogen, die ebenfalls einen Jungen in Felix‘ Alter hatten und der mit ihrem Sohn gemeinsam die Schulbank drückte. Sandro war sein Name. Die beiden verstanden sich von Anfang an sehr gut und unternahmen viel gemeinsam in der Freizeit. Doch im letzten halben Jahr zeigten sich dann diese negativen Veränderungen bei Felix.
Doch die Eltern waren in letzter Zeit ziemlich mit sich selbst beschäftigt. Frank war vor 7 Monaten entlassen worden, weil seine Firma keine Aufträge mehr hatte. Er hatte über 20 Jahre in einer Spedition als Fahrer gearbeitet. Doch nun drängten vor allem osteuropäische Unternehmen auf den deutschen Markt und mit ihren im Vergleich zu den alteingesessenen Firmen beachtlich billigeren Angeboten schnappten sie diesen natürlich auch viele lukrative Aufträge weg. Frank hatte immer gemeint, das sei ein Problem der ‚Ossis‘, aber nun zeigte es sich, dass die Probleme nicht an der alten Zonengrenze halt machten. Und jetzt war auch Frank davon betroffen.
Seine Frau kümmerte sich seit einigen Wochen intensiv um ihre Mutter, die knapp achtzig war und nun gesundheitlich ziemlich stark abbaute. Das war eigentlich schon ein Fall fürs Pflegeheim, meinte Frank schon mehrmals. Aber Marion beharrte darauf, dass es ihre Mutter sei und solange sie selbst noch halbwegs kriechen könne würde sie ihre Mutter nicht an die Fürsorge abschieben. Außerdem müssten sie dann den Heimplatz bezahlen, da das Sozialamt für ehrlich arbeitende deutsche Bürger da nichts bezahlen würde. Anderen würde aber das Geld hinterher geschmissen.
Heute nun hatte die Schule angerufen und mitgeteilt, dass Felix schon mehrfach auf dem Schulhof in Schlägereinen und Rangeleien zwischen Deutschen und Ausländern verwickelt gewesen sei. Die Eltern waren völlig perplex. Ihr Sohn Felix ein Schlägertyp? Wo er doch eigentlich immer so friedlich war. Er hatte es doch nicht einmal übers Herz gebracht, seinen Kater, der von einem Auto angefahren worden war, einzuschläfern. Und jetzt sollte er sich mit anderen prügeln? Er war zwar schon mal mit einer dreckverschmierten Jacke und Hose nach Hause gekommen, aber da hatte er gemeint, er wäre gestolpert und gestürzt. Das klang damals plausibel, zumal zufälligerweise gerade die Straße vor dem Haus gebaut wurde. Und das Veilchen vor 3 Wochen hatte er damit begründet, dass er eine Zimmertür in der Schule an den Kopf bekommen habe. Aber jetzt erschienen diese Geschichten in einem ganz anderen Licht. Außerdem wurde im Ort auch erzählt, dass in der Schule die rechtsradikale Szene ziemlich aktiv wäre. Sollte Felix etwa mit solchen Leuten zusammen sein?
Am Abendbrottisch wollten Sie ihn zur Rede stellen. Doch da explodierte Felix förmlich. Er fing an zu schreien, das alle nur rumsitzen würden und nichts tun. Dann war er aufgesprungen und hatte wütend, ja fast schon rasend die Wohnung verlassen. Beim Hinausgehen hatte er vor sich hingemurmelt, dass sich hier mal was ändern müsse. So hatten Frank und Marion ihren Sohn noch nie erlebt. Minutenlang sagte keiner von beiden etwas. Beide waren in ihre Gedanken versunken. Warum verhielt sich Felix so abweisend? Irgendwie machten sie sich plötzlich Vorwürfe. Hatten sie nicht vielleicht in manchen Bemerkungen viele ihrer Probleme auf die Ausländer geschoben und Felix dadurch indirekt dazu angestachelt, ebenfalls einen Hass auf diese Menschen zu entwickeln? Die Vertrauenslehrerin der Schule hatte zwar vor einiger Zeit an alle Eltern appelliert, auf verräterische Anzeichen zu achten, ob ihre Kinder in diese Szene abrutschen. Aber doch nicht Felix! Nicht ihr Sohn! Aber eine andere logische Erklärung schien es für sein Verhalten nicht zu geben. Sie nahmen sich vor, am nächsten Tag nochmal vorsichtig mit ihrem Sohn zu sprechen.
Nach dem Abendessen schauten sie die Tagesschau. Irgendein Regierungssprecher erzählte was von schlechten Zeiten und alle müssten sparen. Frank musste unwillkürlich lachen. ‚Klar müssen alle sparen. Alle kleinen Leute. Die großen dagegen verpulverten Millionen und bekamen dann noch ne Auszeichnung dafür.‘ Frank musste sogar schon das Taschengeld von Felix halbieren, damit die Haushaltskasse reichte. „Wenn man nicht selbst von den Problemen betroffen ist lässt es sich sehr gut darüber reden,“ erwiderte ihm seine Frau, die inzwischen die Bügelwäsche erledigte. Anschließend schauten beide noch gemeinsam eine Reportage über den Rückgang des Regenwaldes in irgendeinem afrikanischen Land. Da im Anschluss daran das Fernsehprogramm nichts mehr zu bieten hatte, beschlossen beide, ins Bett zu gehen. Frank hatte noch nie Einschlafprobleme gehabt und begann nach wenigen Minuten voller Inbrunst zu schnarchen. Marion dagegen lag noch über eine Stunde wach und grübelte über das Verhalten von Felix. Was hatte das zu bedeuten? Warum hatte der Junge sich so verändert? Und wieso hatten sie nichts bemerkt. Allmählich begannen sich ihre Gedanken im Kreis zu drehen und sie glitt in einen unruhigen Halbschlaf hinüber. Kurz nach Mitternacht schrak sie plötzlich hoch, weil einige Straßen weiter eine Polizeistreife und ein Rettungswagen vorbeifuhren. Das kam öfters vor, da einige Straßen weiter das Malteser-Krankenhaus war. Regelmäßig wurden hier die Opfer der nächtlichen Raserei eingeliefert. Mit der Bemerkung „Blöde Raser“ nickte sie wieder ein.
Am Morgen klingelte Marions Wecker wie immer genau um 06:00 Uhr. Eigentlich hätte sie den Wecker gar nicht benötigt, sie war bereits vorher wach und wälzte sich von einer Seite auf die andere. Jetzt war sie froh, dass sie der Wecker endlich erlöste. Sie ging ins Bad um sich frisch zumachen und schaltete dabei wie jeden Morgen das Radio an, um die Nachrichten zu hören. Aus dem Lautsprecher kam die Nachricht, dass in der Nacht eine Gruppe Jugendlicher das örtliche Asylbewerberheim überfallen habe und es dabei zu einer Schlägerei gekommen sei. Mehrere Jugendliche seien festgenommen worden. Andere seien verletzt worden und würden nun im örtlichen Malteser-Krankenhaus behandelt. Mit einem spitzen Schrei ließ sie die Haarbürste fallen, die klirrend auf den Fließen des Badezimmers aufschlug. Mit fünf schnellen Schritten war sie an Felix‘ Zimmertür und riss sie auf. Sie erstarrte. Felix‘ Bett war unberührt. Er war diese Nacht nicht wie sonst manchmal erst kurz nach Mitternacht zurückgekommen. Er war nicht da. Ihr wurde mit einem mal schwindelig und sie musste sich am Türpfosten festhalten. Was, wenn Felix in der Nacht in einem der Rettungswagen lag, den sie gehört hatte?
Inzwischen war auch Frank durch Marions Schrei erwacht und sofort in den Flur geeilt. Fragend blickte er zunächst seine an den Türrahmen gelehnte Frau an und dann über ihre Schulter in das leere Zimmer seines Sohnes. „Sie haben ... Sie sind ... Er muss ... Wenn ... im Radio ... das Heim ... „ stammelte sie. Frank fasste seine Frau mit beiden Händen an den Schultern und schüttelte sie leicht, damit sie wieder zu sich kam und einen klaren Gedanken fassen konnte. Dann erzählte sie in kurzen Sätzen und immer wieder nach Luft schnappend von den Sirenen in der Nacht, den Nachrichten und dass sie nun vermutet, ja sich eigentlich ganz sicher ist, das Felix dort dabei war. Sämtliche Farbe schien auch Marions und Franks Gesichtern gewichen zu sein. Sprachlos hörte er den Worten seiner Frau.
Beide erschraken, als es plötzlich an der Wohnungstür klingelte. Frank zog sich schnell einen Morgenmantel über und legte auch seiner Frau den ihrigen um die zitternden Schultern. Er selbst holte nochmals tief Luft und öffnete dann die Wohnungstür. Draußen standen zwei Polizisten und ein kleines Häufchen Elend, welches sich nach genauerem Hinsehen als Felix entpuppte. Zum einen erleichtert, dass sein Sohn nicht im Krankenhaus lag, zugleich aber auch erschüttert über den Anblick, den sein Sohn ihm bot, bat er die Beamten leise herein. Wortlos ging Felix zwischen den Polizisten in die Küche und seine Eltern folgten und alle setzten sich gemeinsam an den großen Küchentisch. Marion blickte ihren Sohn mit großen Augen an. Ihre Augen, ja ihr ganzes Gesicht schien nur eine einzige Frage zu sein: WARUM? Tränen rannen über die Wangen. Sowohl über die von Marion als auch bei Felix.
Einer der Beamten, den Namen vergaß Frank sofort wieder, beugte sich leicht vor und erklärte kurz, was vorgefallen war. Man sei alarmiert worden, weil Anwohner eine Schlägerei vor und im Asylbewerberheim gemeldet hätten. Daraufhin seien mehrere Streifenwagen schleunigst zu demselben gefahren und hätten umgehend eingegriffen. Mehrere jugendliche Angreifer, die vermutlich der rechtsradikalen Szene zuzuordnen seien, wären festgenommen worden. ‚Also stimmt das mit Felix doch‘, ging es Frank durch den Kopf.
Doch der Beamte war noch nicht fertig. Er sagte, die Ermittlungen hätten übereinstimmend ergeben, dass Felix nicht zu den Angreifern gehört habe. Vielmehr habe er mit einem weiteren Jugendlichen (offenbar Sandro) sich bereits mehrere Stunden vorher im Asylbewerberheim aufgehalten. Es hätte sich gezeigt, dass die Beiden freundschaftliche Kontakte zu einer Gruppe Jugendlicher aus dem Heim unterhielten. Beim Angriff hätten sie die Asylbewerber unterstützt und sich nur verteidigt.
Sprachlos blickten Frank und Marion ihren Sohn an. Irgendwie waren sie nun total verwirrt. Was hatte denn das nun wieder zu bedeuten. Einige Minuten herrschte Schweigen. Alle schauten auf Felix und dieser starrte nur vor sich hin. Keiner sagte etwas. Als Marion dann nach fünf scheinbar endlosen Minuten fragte, ob jemand Kaffee haben wolle, fing Felix auf einmal sprechen an.
Und dann erzählte er die ganze Geschichte:
Zu Beginn des letzten Schuljahres waren zwei neue Schüler in der Klasse. Zum einen Sandro, mit dem er sich sofort super verstand. Er war damals so froh, dass er endlich einen Freund gefunden hatte. Und dann war da noch Sahel. Sie kam aus Afrika und war dunkelbraun, fast schwarz. Sie war sehr zurückhaltend, da sie große Probleme mit der deutschen Sprache hatte und sich dadurch schlecht verständigen konnte. Bereits nach wenigen Tagen sei es losgegangen. Einige in der Klasse machten sich ständig über Sahel lustig. Sie verlangten von ihr, dass sie irgendwelche schwierigen deutschen Phantasieworte nachsprach und wenn es nicht klappte, schubsten sie sie herum. Dann wieder fragten sie, ob sie überall schwarz sei. Eben lauter fiese Sachen. Mehrmals sei sie sogar von einigen Jungen und Mädchen aus der Klasse geschlagen und getreten worden. Das waren keine zufälligen Rempler, sondern gezielte Schläge und Tritte.
Eigentlich wollte er sich da raushalten und das ging auch mehrere Wochen gut. Er schaute dem ganzen Treiben nur zu und bewunderte Sahel für ihre Geduld und wie sie dass alles ertrug. Aber er wusste, dass er nicht wirklich helfen konnte, und wenn er eingreifen würde, wäre er künftig ebenfalls das Ziel solcher Angriffe und Tätlichkeiten. Doch dann habe Sandro für Sahel Partei ergriffen, als es mal wieder ganz schlimm war. Die anderen in der Klasse seinen an diesem Tag in heller Aufregung gewesen, wie es jemand wagen könne, sich der Klasse entgegenzustellen. Und da habe er sich ein Herz gefasst und ebenfalls zu Sahel und Sandro gehalten.
Er fand sie mittlerweile sogar richtig süß. Wenn sie sich über etwas freute, was leider viel zu selten vorkam, konnte sie so schön lächeln. Ihre weißen Zähne strahlten dann richtig.
Bei diesem Punkt der Erzählung musste Felix erst mal seine Tränen aus den Augen wischen und kurz nach Luft schnappen.
Drei Tage später ging es dann aber erst richtig los. Auch Sandro und Felix wurden nun attackiert. Auch in den Pausen auf dem Schulhof kam es regelmäßig zu Rangeleihen, von denen die Lehrer oft nichts mitbekamen oder mitbekommen wollten. Nach dem Unterricht begleiteten Felix und Sandro gemeinsam Sahel nach Hause ins Asylbewerberheim. Dort lernten Sie noch andere Jugendliche in ihrem Alter aus verschiedenen Ländern kennen, die teilweise auf andere Schule gingen und fanden, dass das ganz normale Menschen waren. So verabredete man sich zum Fußballspielen am Abend und traf sich von da an regelmäßig, um gemeinsam verschiedene Dinge, wie zum Beispiel Basketball oder Schwimmen im Baggersee zu unternehmen. Richtig gute Freunde seien sie schon geworden. Manchmal würden sie auch nur zusammen sitzen und beim Quatschen ein Bier oder ne Cola trinken.
Doch zu Hause habe er das Gefühl, dass seine Eltern ebenfalls etwas gegen Ausländer hätten. Sie würden immer solche Andeutungen und Bemerkungen fallen lassen, dass die doch an allem Elend in Deutschland schuld seien. Und da habe er keinen Bock gehabt, mit ihnen drüber zu reden oder gar zu streiten. Er fühle sich gar nicht mehr wohl zu Hause. Bei seinen Freunden sei es viel schöner, sie würden zusammenhalten und sich super verstehen. Und offensichtlich erwiderte Sahel auch seine Gefühle.
Während Felix so erzählte, rannen Marion die Tränen über die Wangen. Das hatte sie alles nicht mitbekommen und schämte sich für ihrem Verdacht. Auch Frank war völlig in sich zusammengesunken. Zu sehr wurde ihm bewusst, wie schnell man sich missverstehen kann und dadurch auseinanderlebt. Auch bei ihm, dem „starken Mann“, blitzte eine Träne im Augenwinkel.
Doch Felix erzählte weiter:
Gesten Abend wollten sie gemeinsam Tischtennis spielen. Im Heim ist eine Platte im Keller aufgebaut und da gäbe es manchmal richtige Turniere. So gegen 23:00 Uhr ist Sahels Bruder ganz aufgeregt in den Keller gestürmt gekommen und meinte, draußen seien welche, die rumschreien würden und Steine werfen. Sofort sind alle Jugendlichen hochgestürmt, um zu schauen, was da los sei. Oben hätten die vielleicht zehn oder fünfzehn meist jugendlichen Angreifer sofort mit einer Schlägerei angefangen. Die Bewohner des Heimes hätten sich nur verteidigt und er und Sandro hätten sie dabei unterstützt. Und dann wäre plötzlich die Polizei aufgetaucht und habe dem Ganzen ziemlich schnell ein Ende gemacht. Und jetzt sei er hier.
Felix schluchzte, während er seine Geschichte zu Ende erzählte.
Wieder herrschte zwei Minuten Stimme in der kleinen Küche. Dann beugte sich Marion nach vorn und legte ihre Hand auf die ihres Sohnes. Da konnte sich Felix nicht mehr länger beherrschen und fiel seiner Mutter um den Hals und weinte hemmungslos. „Es tut mir so leid“ kam ihm mehrfach über die Lippen. Auch seine Mutter schluchzte immer wieder, während sie Felix im Arm hielt stammelte: „Es tut mir leid! Es tut mir so leid!“
Der ältere der beiden bis hierher wortlosen Beamten erhob sich langsam. Er schaute nochmals auf Felix und seine Mutter und wandte sich dann an Frank: „Sie können sehr stolz auf ihren Sohn sein!“ Und als er Franks fragenden Blick sah, fügte er noch hinzu: „Soviel Zivilcourage haben sehr wenige Leute. Die meisten laufen einfach mit der großen Masse mit. Doch Ihr Sohn hat Mut bewiesen und hat Schwächere unterstützt, ohne auf die Hautfarbe und die Nationalität zu achten. Das ist wahre Größe!“
Nachdem die Beamten Frank noch auf die Schulter geklopft hatten und der Familie versicherten, dass von ihrer Seite alles in Ordnung sei und sie sich freuten, dass es noch mutige junge Leute gäbe, verabschiedeten sie sich, um zur Wache zu fahren und Berichte zu schreiben, wie sie beim Hinausgehen sagten.
Der Vater kehrte nach dem Verschließen der Wohnungstür wieder in die Küche zurück und nahm seine Frau und seinen Sohn in den Arm. Gemeinsam standen sie so mehrere Minuten wortlos da und ließen ihren Tränen frei Bahn. Dann, als sie sich alle wieder ein bisschen beruhigt hatten, setzten sie sich wieder an den Küchentisch und sprachen über die letzten Stunden, Tage und Monate. Es wurde ein sehr langes Gespräch, dass bis zum Mittag andauerte. Die Eltern entschuldigten sich für die Verdächtigungen, die sie ihrem Sohn gegenüber gehabt hatten und auch Felix entschuldigte sich dafür, dass er nicht mehr wie früher mit seinen Eltern gesprochen hatte.
Abspann:
Felix‘ Eltern luden Sahel ein, sie doch mal mit ihren Eltern zu besuchen. Aus dieser Einladung entwickelte sich ein enger Kontakt zwischen den Familien. Felix und Sahel sind weiterhin ein Paar. Aufgrund der Probleme in der Schule, die sich auch nach diesem erschreckenden Ereignis nicht besserten, wechselten Felix, Sandro und Sahel in eine andere, tolerantere Schule und können nun unbehelligt am Unterricht teilnehmen.
Vielen Dank fürs Lesen, Bewerten und Kommentieren.
Ciao am 30.03.2004
Yopi: 09.04.2004 weiterlesen schließen -
Die Schritte
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Ich diesen Text mal hier Rein gesetzt ich hofe das richtig war ich fand schon!!!! aber wenn ist ja auch nicht so schlimm!!!
Die Schritte hinter ihr..
Shannon konnte die Fußschritte hinter sich hören,
als sie nach Hause ging.
Der Gedanke dass sie verfolgt wird, lies Ihr Herz schneller schlagen.
"Du bist lächerlich," sagte Sie sich selbst,
"Niemand verfolgt dich."
Um sicher zu gehen beschleunigte Sie Ihr Schritttempo,
doch die Schritte glichen sich ihren an.
Sie hatte Angst nach hinten zu sehen
und sie war froh dass sie fast zu Hause war.
Shannon sagte ein schnelles Gebet,
"Gott, bitte lass mich sicher nach Hause kommen."
Sie sah das Außenlicht brennen und rannte
den Rest des Weges, bis zum Haus.
Erst mal drinnen, lehnte sie sich einen Moment
gegen die Tür, erleichtert in den sicheren
vier Wänden ihres Zuhause zu sein.
Sie sah aus dem Fenster um nach zu sehen
ob jemand da draußen war.
Der Gehweg war leer.
Nach dem Durchblättern Ihrer Bücher,
entschloss sie sich einen Snack zu sich zu nehmen und Online zu gehen.
Sie loggte sich unter Ihren Nicknamen ByAngel213 ein.
Sie sah in Ihre Buddyliste und stellte fest, dass GoTo123 online ist.
Sie schickte ihm eine Nachricht.
ByAngel213: Hi Ich bin froh das du online bist!
Ich hab geglaubt dass mich jemand nach Haus verfolgt hat.
Es war total komisch!
GoTo123: Du guckst zu viel Fern. Wieso sollte dich jemand verfolgen?
Wohnst du nicht in einer sicheren Gegend?
ByAngel213: Natürlich wohne ich in einer sicheren Gegend.
Ich nehme an das ich mir das nur eingebildet habe,
denn ich hab niemanden gesehen als ich raus geschaut habe.
GoTo123: Es sei denn du hast deinen Namen übers Internet raus gegeben.
Das hast du doch nicht gemacht oder?
ByAngel213: Natürlich nicht. Ich bin doch nicht doof ,weisst du?
GoTo123: Hattest du ein Softball Spiel nach der Schule heute?
ByAngel213: Ja, und wir haben gewonnen!!
GoTo123: Das ist Klasse! Gegen wen habt ihr gespielt?
ByAngel213: Wir haben gegen die Hornets gespielt.
Deren Uniformen sind total schrecklich! Sie sehen aus wie Bienen.
GoTo123: In welchem Team spielst du?
ByAngel213: Wir sind die Canton Cats.
Wir haben Tigerpfoten auf unseren Uniformen.
Die sind total cool.
GoTo123: Hast du gepitched?
ByAngel213: Nein, ich spiele Second Base.
Ich muss weg. Meine Hausaufgaben müssen fertig sein,
bevor meine Eltern nach hause kommen.
Ich will sie nicht verärgern. CU!
GoTo123: Bis dann. CU!
Während dessen......
GoTo123 ging zum Mitglieds- Menü und begann die Suche nach ihrem Profil.
Als er es fand, markierte er es und druckte es aus.
Er holte einen Stift heraus und begann auf zu schreiben
was er bis jetzt über Angle wusste.
Ihr Name: Shannon
Geburtsdatum: Jan. 3, 1985 Alter:13
Staat in dem sie wohnt: North Carolina
Hobbies: Softball, Chore, Skating und Shoppen.
Neben dieser Information, wusste er ,
das sie in Canton wohnt, weil sie es ihm grad gesagt hat.
Er weiß das sie bis 18:30 Uhr alleine war,
und das jeden Nachmittag bis ihre Eltern von der Arbeit kommen.
Er wusste das sie im Schulteam Donnerstag Nachmittag Softball spielt.
Und dass sich das Team Canton Cats nennt.
Ihre Glückszahl 7 ist auf dem Rücken ihrer Uniform gedruckt.
Er wusste das sie im siebten Schuljahr der Canton Junior High School war.
Das hat sie ihm erzählt.
All dies in einer Unterhaltung die sie Online hatten.
Er hatte jetzt genug Information um sie zu finden.
Shannon erzählte ihren Eltern nichts von
dem Geschehnis auf dem Weg nach Haus.
Sie wollte nicht das sie ihr eine Szene machen und ihr verbieten
zu Fuß nach Haus zu gehen nach dem Softball Spiel.
Eltern übertreiben immer maßlos und ihre waren die schlimmsten.
Sie wünschte sie wäre kein Einzelkind.
Wenn sie doch einen Bruder und eine Schwester hätte,
dann wären ihre Eltern nicht so übertrieben beschützerisch.
Bis Donnerstag, hatte Shannon die Schritte längst vergessen.
Sie war grad mitten im Spiel als sie merkte, dass jemand sie anstarrte.
In dem Moment fielen ihr auch wieder die Schritte ein.
Sie sah von ihrem second Base nach oben,
um festzustellen das ein Mann sie genau beobachtete.
Er lehnte sich gegen den Zaun und lächelte als sie ihn an sah.
Er sah überhaupt nicht angsteinflössend aus
und sie vergaß schnell wieder ihre Bedenken.
Danach saß er auf einer Bank in Ihrer Nähe,
als sie noch kurz mit dem Trainer sprach.
Sie bemerkte sein Lächeln auf ein Neues und ging an ihm vorbei.
Er nickte und sie lächelte zurück.
Ihm fiel der Name auf dem Rücken ihres
Trikots auf und er wusste dass er sie gefunden hatte.
Er ging mit einem sicheren Abstand hinter ihr her.
Sie waren nur ein paar Häuser von Shannons zu Hause entfernt.
Und als er nun wusste wo sie wohnt,
ging er schnell zurück zum Park um sein Auto zu holen.
Jetzt musste er warten.
Er entschloss sich etwas zu essen bis die Zeit gekommen ist
zu Shannons Haus zu gehen.
Er fuhr zu einem Schnellrestaurant und blieb dort
bis es Zeit, war diesen Schritt zu gehen.
Shannon war in Ihrem Zimmer , als sie Stimmen im Wohnzimmer hörte.
"Shannon, komm her," rief ihr Vater.
Er hörte sich besorgt an, und sie konnte sich keineswegs vorstellen warum.
Sie ging ins Zimmer, als sie den Mann vom Spielfeld auf dem Sofa sitzen sah.
"Setz dich," fing ihr Vater an, dieser Mann hat uns grad eine sehr
interresante Geschichte über dich erzählt."
Shannon ging zu einem Stuhl gegenüber im Raum.
Wie konnte er ihren Eltern überhaupt irgend etwas erzählen?
Sie hatte ihn bis heute noch nie zu vor gesehen!
"Weißt du wer ich bin? Shannon?" Fragte der Mann sie.
"Nein," antwortete Shannon.
"Ich bin ein Polizist und dein Online- Freund, GoTo123."
Shannon war erstaunt. "
Das ist nicht möglich! GoTo ist ein Kind in meinem Alter!
Er ist 14 und wohnt in Michigan!"
Der Mann lächelte.
"Ich weiß dass ich dir das erzählt habe, aber es war nicht wahr.
Siehst du, Shannon,
es gibt Menschen Online die nur so tun als wenn sie Kinder wären;
Ich war einer von denen.
Doch während andere es machen um Kinder zu finden und Ihnen weh zu tun,
gehöre ich zu der Gruppe die es macht um Kinder zu schützen.
Ich bin her gekommen um dich zu finden und um dir bei zubringen wie gefährlich es sein kann zu viel Information raus zu geben, an Menschen übers Internet.
Du hast mir genug erzählt, um es mir leicht zu machen dich zu finden.
Dein Name, die Schule die du besuchst, der Name deines Ball Teams,
und die Position in der du spielst.
Die Nummer und der Name auf deinem Trikot, machte das finden nur noch einfacher."
Shannon war immer noch erstaunt.
"Du wohnst nicht in Michigan?"
Er lachte. "Nein, ich wohne in Raleigh.
Es hat dir ein sicheres Gefühl gegeben zu glauben,das ich so weit weg wohne, nicht wahr?"
Sie nickte.
"Ich hatte Freunde ,
Ihre Tochter war genau wie du, nur hatte sie nicht so viel Glück.
Der Mann fand sie und tötete sie während sie allein zu Haus war
Kindern wird beigebracht nie jemanden zu sagen wenn sie allein zu Hause sind, jedoch tun sie es ständig, online.
Sie tricksen dich aus, Informationen raus zu geben, ein wenig hier, ein wenig da.
Bevor du es weist hast du ihnen genug erzählt damit sie dich finden können, ohne dass du es überhaupt bemerkt hast.
Ich hoffe das du daraus etwas gelernt hast und demnächst vorsichtiger bist."
"Das werd ich " versprach Shannon".
"Wirst du anderen Kindern davon erzählen, damit sie auch sicher sind ?"
"Das verspreche ich!"
sag deinen Kindern wie schnell *Es* passieren kann.
Bitte nehmt es ernst und lernt daraus, Internet ist nicht nur Spaß.... weiterlesen schließen -
Das Attentat
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Nichts, wirklich nichts war mehr da.
Völlige Stille umgab sie. Alle die sie liebten waren tot. Alles was blieb war Trauer und diese Leere. Diese widerliche Leere, die einen auffrisst. Die einen in ein Loch zieht und nie wieder raus lässt.
Warum? Warum musste es so kommen? War denn nicht alles total normal gewesen?
Alles war so schön gewesen. Und nun? Nun war nichts mehr da.
Alles hatte an einem Montag begonnen. Cassa war auf die Strasse gegangen. Sie wollte nur eine Packung Zigaretten holen und sich dann gemütlich vor den Fernseher setzen um ihre Lieblingsserie nicht zu verpassen.
Timmy, ihr jüngerer Bruder schlief und ihre Eltern waren in der Dunkelkammer. Sie waren Redakteure für eine politische Zeitung, für die " Klarsicht ".
Die beiden arbeiteten stets zusammen, schrieben zusammen an den Artikeln und machten sogar Fotos für diese, auch wenn öfters Bilder von Profis unter ihre Artikel gesetzt wurden. Die Bilder waren eher ein Teil ihres Lebenswerkes. Sie waren Zeitungsmenschen aus Leidenschaft.
Ja, leiden, dass mussten sie manchmal, wenn sie stundenlang warteten um ihre Story zu bekommen. Doch es lohnte sich fast jedes Mal.
Cassa hatte es sehr weit zum Zigarettenladen. Automaten waren shon vor über fünf Jahren verboten worden, Kinder könnten sich zu leicht Zigaretten beschaffen. Es wurden spezielle Zigarettenläden aufgestellt, rund um die Uhr geöffnet, immer.
Diese Zigarettenläden standen jedoch immer mindestens 2 Kilometer voneinander entfernt. Es wäre Verschwendung gewesen zu viele davon aufzustellen.
Cassa wohnte genau zwischen zwei Läden, egal wohin sie ging, einen Kilometer musste sie immer zurücklegen.
Langsam schlenderte sie die Strasse entlang. Sie hatte es nicht besonders eilig, genoss lieber die frische Luft. Ihre Serie war so gut wie vergessen.
Sie ging ihrer Lieblingsbeschäftigung nach-fremde Autos bestaunen.
Sie war begeistert von den Cabrios und Kombis, bevorzugte jedoch immer silberne und schwarze Autos.
Da, eine ganze Reihe von schwarzen BMWs fuhr in die Richtung aus der sie gekommen war. Was für ein Tempo!
Doch sie kümmerte sich nicht länger darum, denn ein silberner Mercedes kreuzt die Strasse und brauste davon. Sie sah ihm noch nach und beschleunigte ihr Tempo ein wenig, denn der Wagen hatte sie an ihre Lieblingsserie erinnert.
Schnell kaufte sie ihre Sargnägel und flitzte nach Hause. Doch vor ihrem Haus stockte sie. Die Karawane von BMWs stand in ihrer Strasse! Zu wem wollten sie?
Dann hörte sie Schritte und versteckte sich schnell hinter einem Gebüsch. Einige schwarzgekleidete Männer mit Sonnenbrillen kamen aus ihrem Haus gerannt.
Sie stiegen in einen der Wagen und fuhren los. Auch die restlichen Wagen folgten ihrem Beispiel.
Cassa war verwirrt. Sie wollte alles wissen, was sich hier ereignet hatte. So schnell sie konnte lief sie nach Hause. Die Tür stand noch offen. "Mom, Dad, wo seid ihr?"
Keine Antwort
"Timmy?" nun quieckte sie bereits, ihre Stimme zitterte.
Sie lief in die Dunkelkammer. Keine Spur. Sie lief in Timmies Zimmer, auch nichts.
Dann lief sie in das Sclafzimmer ihrer Eltern. Es war unglaublich. Ihre Eltern.... Sie waren tot. Lachen von Blut strömten aus ihren Köpfen. Sie wollte nicht genauer hinsehen, sie ängstigte sich zu sehr davor.
Timmy, wo war Timmy? War ihr einziger Gedanke. Sie weinte, ganze Bäche strömten ihr aus den Augen. Sie merkte nichts davon. Sie wollte nur wissen, wo Timmy ist.
Sie sah sich im Zimmer um und dann sah sie ihn. Doch sie wollte nicht hinsehen. Sein kleines, süßes Gesicht, leblos. Ohne jede Regung.
Nichts, wirklich nichts war mehr da.
Völlige Stille umgab sie. Alle die sie liebten waren tot. Alles was blieb war Trauer und diese Leere. Diese widerliche Leere, die einen auffrisst. Die einen in ein Loch zieht und nie wieder raus lässt.
Warum? Warum musste es so kommen? War denn nicht alles total normal gewesen?
Alles war so schön gewesen. Und nun? Nun war nichts mehr da.
Drrrrring. Das Telefon. Waren es die Männer? Hatten sie gemerkt, dass sie sie gesehen hatte? Wollten sie überprüfen, ob sie noch im Haus war?
Egal, sie musste abnehmen. Sie wollte die Männer verfluchen, sie anschreien. Doch sie wollte auch Beweise sammeln. Sie wollte ihre Stimmen aufnehmen, sie wollte Rache.
Behutsam stellte sie den Anrufbeantworter an. Dann hob sie ab.
"Ja?" sagte sie vorsichtig.
"Cassa", meldete sich ein Kollege ihrer Eltern, "Sind deine Eltern da?"
Cassa begann zu schluchzen, konnte sich nicht mehr unter Kontrolle halten.
"Schätzchen, beruhige dich. Du musst mir nicht sagen was los ist, ich weiß es schon. Ich komme zu spät. Bitte verlass jetzt sofort das Haus. Wenn die Männer erfahren, dass du noch da bist, werden sie wieder kommen."
"Aber, aber wo soll ich hin??"
"Komm zu mir, aber sofort. Ich werde dir alles erklären.
Mit diesen Worten legte er auf.
Cassa wollte noch einige Sachen mitnehmen. Doch plötzlich hörte sie Reifen quietschen und rannte. Sie lief durch das Wohnzimmer direkt zur Küche. Aus der Hintertür raus sofort in den Garten der Nachbarn.
Sie lief und lief, immer durch die Hintergärten der Nachbarn.
Dann musste sie anhalten, sie konnte einfach nicht mehr. Nichts, keine Schritte hinter ihr, anscheinend hatten sie sie nicht gesehen. Doch sie wollte kein Risiko eingehen. Durch Hintergärten und Seitenstrassen bahnte sie sich einen Weg zu Mr. Borton, dem Arbeitskollegen und sehr guten Vertauten ihrer Eltern.
Sie klingelte. nichts geschah. Verzweifelt klngelte sie immer und immer wieder. Dann meldete er sich endlich.
"Wer ist da?"
"Cassa"
"Hat dich irgendwer gesehen?"
"Nein"
"Dann komm schnell hoch."
Sie nahm die Treppen, wollte lieber nicht gesehen werden und fltzte so schnell sie konnte hoch.
Vor der Tür angelangt musste sie erst einmal verschnaufen und trat dann ein.
"Was ist los?? Ist die ganze Welt verrückt geworden? Bitte erzähl mir was passiert ist!!" Schluchzte sie, während sie in Mr. Bortons Arme stürzte.
"Beruhige dich, ich werde dir alles erzählen. Ich brauche deine Hilfe und du sicherlich meine."
"Ich bin ruhig. Erzähl mir alles, bitte."
"Also, alles begann damit, dass deine Eltern diesen Bericht schreiben sollten. Einen Bericht über das neue militärische Gebäude. Weißt du, welches ich meine?"
Cassa nickte.
"Ein ganz normaler Bericht. Nichts Besonderes eigentlich.
Doch dann stießen sie auf etwas Gefährliches."
Er schwieg einen Moment, dachte nach, ob er Cassa wirklich alles erzählen sollte.
"Das alles ist wirklich sehr gefährlich für dich. Willst du wirklich alles wissen?"
"Ich habe keine andere Wahl. Ich werde ehe schon verfolgt, jetzt will ich wenigstens wissen, warum mein Leben so gefährlich geworden ist!"
"In Ordnung.
Dieses Gebäude... Deine Eltern fanden heraus, dass dieses angebliche Militärgebäude nur Tarnung ist."
"Tarnung für was? Und wie ist das überhaupt möglich? Die Regierung muss doch über so etwas Bescheid wissen!!"
"Oh ja, das weiß sie auch. Schon einmal etwas von korrupten Politikern gehört? Die gibt es wie Sand am Meer und mit Geld lässt sich bei denen so einiges bewerkstelligen.
In diesem Gebäude hat sich eine terroristische Organisation eingenistet. Die GTB. Was das genau bedeutet wissen wir noch nicht. Doch wir wissen, dass deine Eltern einen Skandal aufgedeckt haben."
"Was macht die GTB?"
"Sie entwickelt biologische Waffen. Sie will damit ganz Arabien auslöschen."
"Aber warum?"
"Du erinnerst dich sicher noch an den 11.September 2001, oder?"
"Aus Erzählungen, ja. Ich war damals noch zu jung um es ganz zu verstehen."
"Tausende Amerikaner waren geschockt. Einige befürchteten den 3.Weltkrieg, wenn Amerika etwas unternehmen würde.Die GTB jedoch schwor Rache. Jedoch konnten sie damals nichts tun, jetzt schon."
"Ach du scheiße! Wir müssen zur Polizei!"
"Das wird aber schwer. Ein Informant hat mir erzählt, dass die ganze Redaktion ausgeschaltet werden soll. Ich jedoch habe vor einigen Monaten gekündigt. Mich werden sie nicht verdächtigen, hoffe ich zumindest.
Die Polizei ist in alles eingeweiht. Zumindest die Polizei im ganzen Bezirk 2596, unserem Bezirk.
Das nächste Bezirk ist knapp 30 km von hier entfernt. Die Entfernung ist nicht das Problem. Das Problem ist die Grenze."
"Lass mich raten, die wird auch überwacht."
"Genau."
"Und was sollen wir tun?"
"Das entfernteste Bezirk aufsuchen.
Bezirk 2599 ist gut 200 km entfernt. Dafür sind die Grenzen leicht zu passieren, weil sie undicht sind. Ein Freund bei der Grenzwache hat mir eine genaue Beschreibung gegeben. Wir müssen bis zum Rely - Park, von da aus in den Wald. Im Wald fließt ein Fluss, der in das nächste Bezirk fließt. Die Schwachstelle der Grenze. Dieser Weg ist sehr mühsam, deshalb kommt da nie jemand vorbei."
Sie fuhren los. Mr.Borton hatte ein unauffälliges Auto, ganz in schwarz, das normale Modell.
Locker würden sie die 150 km bis zum Rely - Park zurücklegen. Doch dann müssten sie den Park durchqueren, einen der größten des Staates. Doch das war nicht das Schlimmste. Sie mussten ein kleines Boot durch den ganzen Park schleppen und dann auch noch durch den Wald.
Der Fluss war nicht leicht auszumachen und tief im Inneren des Waldes befindlich.
Doch jetzt saßen sie noch in dem gemütlichen Wagen und würden gut eine Stunde fahren.
Cassa legte sich auf den Rücksitz und schlief, komplett zugedeckt mit einer warmen Decke.
"Cassa! Cassa! Wach auf, schnell!"
Was war los? Wie lange hatte sie geschlafen? Waren sie etwa schon da?
"Los leg dich in den Sitz hinein und sei still!"
Die Sitzbank ließ sich aufklappen, sie war innen hohl. Man konnte sich problemlos hineinlegen um zu schlafen oder sich zu verstecken.
Sie klappte die Sitzbank herunter, schloß den Riegel jedoch nicht, da sie Angst hatte, dass sie ihn nicht wieder öffnen könnte. Das war ihr einmal geschehen und seit dem hatte sie fürchterliche Angst davor.
Das Auto kam zum Stehen.
"Polizeikontrolle, steigen sie bitte aus!"
"Was ist denn los", hörte sie ihn sagen und aussteigen.
"Ach wissen sie, wir haben bloß nach ihnen gesucht, weil sich wichtige Staatsgeheimnisse kennen."
"Ich?? Wie kommen sie auf so etwas?"
"Tut mir Leid." Dann hörte sie einen gedämpften Schuss, in dumpfes Geräusch und ein teuflisches Lachen.
"Sieh nach, ob man die Sitzbank hochklappen kann."
Cassa wurde bleich. So schnell wie sie konnte versuchte sie den Riegel zu schließen, doch der klemmte und ließ sich nicht bewegen.
Dann endlich schloß er sich mit einem lauten Klicken.
Doch es hatte niemand gehört.
"Okay, Auto ist leer, Sitzbank lässt sich nicht bewegen und im Kofferraum ist nur ein Holzboot."
"In Ordnung, wir können jetzt gehen, Tony holt den Wagen in ein paar Stunden ab."
Also fuhren sie weg.
Cassa kam erst nach einer halben Stunde aus ihrem Versteck hervor. Tränen liefen an ihren Wangen hinunter.
Doch ihr Zorn war um Vieles größer als ihre Angst. Sie musste zur Polizei!
Langsam startete sie den Motor und fuhr los. Jeder Polizeiwagen entsetzte sie. Doch sie kam durch, sie war beim Rely - Park.
Sie kramte das Boot heraus und bemerkte, wie schwer es war. Wie sollte sie es so weit tragen können?
Doch das war jetzt nicht so wichtig. Sie wollte einfach weg.
Im Dunkeln schleppte sie das Boot durch den Park. Doch nach einigen Schritten konnte sie nicht mehr, Sie musste ausruhen.
Sie setzte sich auf eine Bank. Langsam entspannten sich ihre verkrampften Muskeln und sie nickte ein. Dann hörte sie plötzlich Schritte und sah eine Taschenlampe aufleuchten. Ohne zu zögern lief sie los. Alles war nun egal, alles was zählte war zu überleben. Sie rannte und rannte. Hinter sich hörte sie zwar nichts, doch das konnte trügen. Sie rannte bis sie den Wald erreicht hatte.
Nun erst merkte sie, dass sie das Boot vergessen hatte. Doch sie dachte überhaupt nicht daran es zurück zu holen. Sie rannte in den Wald hinein und beschloß auf einen Baum zu klettern. Sie sah eine kleine Baumhütte und stieg auf diesen Baum.Die Hütte war zwar nicht gerade stabil, doch es reichte für sie.Sie legte sich hin und schlief ein.
Am nächsten Tag wachte sie auf und fühlte einen fürchterlichen Muskelkater in ihren Beinen.
Schmerzhaft kletterte sie vom Baum und ging tiefer in den Wald hinein.
Wohin sie musste, das wusste sie zwar nicht genau, doch sie wusste, dass sie ganz tief in den Wald hinein musste.
Ununterbrochen ging sie. Fast zwei Stunden lang. Doch der Wald blieb dicht und ließ sie nichts erkennen.
Sie musste kurz ausruhen, sie konnte einfach nicht mehr.
Ein furchtbarer Hunger plagte sie, doch sie hatte nichts zu essen bei sich. Bald, sagte sich sich. Bald bin ich da und kann etwas essen.
Also ging sie weiter. Sie war so erschöpft, dass sie immer wieder hinfiel. Äste streiften sie und ließen schmerzhafte Kratzer zurück, doch sie musste weiter.
Ihre Knie waren dreckverkrustet und aufgeschürft, ihr ganzer Körper zerkratzt, doch sie fühlte nicht mehr viel davon, sie war viel zu müde.
Bald war sie zu erschöpft zum Gehen, also kroch sie nur noch weiter.
Es wurde dunkel. Doch sie konnte ihn hören, den Fluss!
Noch einmal nahm sie ihre ganze Kraft zusammen und stand auf. Sie lief und stand plötzlich direkt vor dem Fluss.
Sie wollte in den Fluss springen. Dann hörte sie ein Klicken. Ein Schuss. Sie fiel, fiel auf ihre Knie, landete mit dem Gesicht im Wasser.
Sie hatte den Fluss erreicht, doch jetzt war alles vorbei. Alles!
_______________________
So, das war meine Geschichte.
Ich hoffe sie gefällt euch, falls Brüche vorhanden sind, liegt das wohl daran, dass es ursprünglich eine Geschichte in zwei Teilen war.
Danke fürs Lesen
©©©© Dana 16 w ©©©© weiterlesen schließen -
A NEW DIMENSION !!!
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Einen schönen, guten Tag an die gesamte community !
Vorab möchte ich erwähnen, dass ich diesen Bericht unter gleichem nickname auch bei ciao.com veröffentlicht habe !
Im Rahmen meiner Facharbeit (Thema: Short stories as a way of expressing changes in people´s lives as consequences of September 11 th), die ich im letzte Schuljahr schreiben musste, habe ich 4 Kurzgeschichten angefertigt, von denen ich Euch wenigstens eine nicht vorenthalten möchte !
Ich habe die Facharbeit im Fach Englisch geschrieben und daher ist die Kurzgeschichte logischerweise auch in Englisch verfasst worden !
Diejenigen, die der englischen Sprache nicht oder nicht ausreichend mächtig sind, möchte ich bitten, an dieser Stelle das Lesen abzubrechen und von einer Bewertung abzusehen ! Vielen Dank !
Here we go....:
A New Dimension
"Oh damn" - what a fright I got ! I jumped out of my bed hastily. The alarm - clock had gone off nine times ! I was shocked. Too late ! The deal of my life was gone !
The day before I had arrived at my hotel late in the night - the flight from Frankfurt to New York had been delayed, the typical New York traffic chaos had made the taxi drive a torture and last but not least the evening meal I had gobbled up hastily in the restaurant nearby had made me feel sick. When I had finally gone to bed I had asked myself whether all this had to be assessed as a bad omen for the day to come - the day that should be a decisive moment in my career as a businessman.
All these thoughts ran through my mind when I draw the curtains to let some light into the hotel room. It was a sunny day - the chance of which I had not taken.
In the wrinkles of my eyes I caught sight of a plane overflying Manhat-tan and I felt the strong wish being in there to escape with all my prob-lems. But I was a successful businessman and had to stand the situa-tion that seemed to be so hopeless for me now.
I remembered the words my father had often said to me when things seemed to be difficult in life: "My son", he had used to say, "enjoy life when it is easy to strengthen your soul for harder times, but also use the difficult sections of your life as an occasion to overcome them, not to give up and - what is not less important - learn from them. And then he had often told me about his own experiences and I listened to these stories - fascinated and spellbound.
Now I was in such an uncomfortable situation and did not have those fascinating feelings any more. And I started freezing.
My view went back to the plane and the sunny sky - and I denied both. I closed my eyes desperately .
But what was that ? I did not trust my ears. An immense explosion took me back to reality ! - Vibration ! - Tremor ! I fell in a state of shock - not being able to do anything - only watching the huge cloud rising and expanding from the World Trade Centre - accompanied by huge fire-balls.
I must have been standing there for quite a while when I suddenly saw fire brigades and police - cars searching their way to the World Trade Centre like ants in an anthill.
I switched on TV. In the crowd of confused people I saw reporters helplessly trying to clear the situation. "The day cannot even become worse", I thought.
A moment later a second explosion was to be heard. It was by no means smaller than the first one. I looked outside and saw the second tower burning. "No accident !" I stuttered to myself.
From then on I can only remember my mind being torn between the real picture behind the window and the picture on TV: hurt people, flab-bergasted reporters, determined as well as frightened firemen, desper-ate relatives and friends - the pyramid of sorrow culminated in people jumping out of the windows - obviously in order to escape the unbear-able heat, the suffocating smoke and the destroying flames ! Remem-bering the words of my father I noticed that never before in my life I had been longing so much for the substance of better days that – according to my father - should have strengthened my soul for problem-atic times.
From that time on the assessment of problems got a new dimension.
I hope you enjoyed this short story !
Jochen Walter alias Flyer3000 weiterlesen schließen -
Chaotentag
Pro:
Erinnerung
Kontra:
keins
Empfehlung:
Ja
Chaotentag - Kann nur noch besser werden
Dunkelheit umgibt mich, irgendwo in der Ferne klingelt der Wecker. In der Ferne? Nein, es ist mein Wecker. Oh man, die Nacht ist schon wieder zu Ende und ich habe so schlecht geschlafen, kurz noch mal umdrehen,......nur 5 Minuten.
Hoch schrecke,.......auf den Wecker schiele,.........verdammt,.........verschlafen.
Aus dem Bett srpinge, im Sturmlauf unter die Dusche husche. Oh je,........was anziehen,.......ungeduldig vor dem Schrank stehe. Ist egal........Jeans und Bluse raus wühle.
Weiter durch die Wohnung hechle,......Haare in Form bringe mit Gel,.........Blick in den Spiegel,......geht so. Schnell noch die Haarspitzen durch die grüne Farbspirale ziehen, dem Spiegel ein hämisches Lachen aus verschlafenen Augen schenke.
Dichter ran gehe,.......ooooooohhhhhhh,.......da hilft heute auch keine Schminke mehr.
Was sagt die Uhr? Keine Zeit mehr, noch drei Türen aufreiße. Ach ja, der Älteste ist nicht zu Hause, nächste Tür,........ins Zimmer rufe,......... he,........Kleiner,............ aufstehen.
Muß dann immer lachen, ist der Jüngste, aber der Längste in der Familie. Überlege,...... fehlt noch einer?..... Ja........natürlich, bloß den Mann nicht vergessen,...........aufstehen, aufstehen, aufstehen, aufstehen.............
Brot schnappe, Jacke überziehe, Tasche greife,........Wo sind denn wieder die Autoschlüssel?........Immer wenn man es eilig hat, müssen sie gesucht werden.
Mann blinzelt.....Autoschlüssel?.........In meiner Hosentasche.
Ab geht’s,...... Treppe runter, auch das noch,......Zigaretten vergessen,..........Auto aufschließe, Tasche rein werfe,......... wieder nach oben stürme,...... wie wild an die Tür klopfe,......durch die Wohnung hastet,........Zigaretten finde (man sollte aufhören zu rauchen) und wieder die Treppe herunter springe,........ ins Auto stürze und los.
Musik Vollpower und von Sender zu Sender drücke,.....wieder nichts Vernünftiges drin. So ein Morgen,.......... ich hasse das,.......daß nächste Mal wird sich nicht wieder umgedreht.
Verdammt, erst verschlafen und dann auch noch alle Ampeln rot,.......warten, warten, warten.
Endlich den Wohnort verlasse,......... wenn jetzt irgendwo ein Blitzer steht,.....aber Glück gehabt.
Langsam entspanne ich mich bei lauter Musik.
Nur Chaoten auf der Straße heute Morgen,......auf die Bremse steige,.......he Jüngelchen........mußt du noch dazwischen?
Und diese Lkws,.......immer wenn man es eilig hat. Wer fährt denn da vorne wieder wie eine Oma,............. Frauen????.......Alles frei,........warum überholst du den Brummer eigentlich nicht?
Schauen, blinken und vorbei,......Blick nach rechts,......wieder eine Frau, die sich nicht traut und den Verkehr behindert,......Kopf schüttel.................
Landeshauptstadt erreicht,...........wieder alle Ampeln rot,.........Mensch fahr endlich, wird nicht grüner.
Aufpassen,..........hier steht oft ein Blitzer,.........der dich sooooooo gerne erwischen möchte.
Firma erreicht....... auf die Uhr schaue...........Bankkurier noch erwischt,........dafür Schlüssel im Briefkasten eingeklemmt.
© 30.12.2002
by Leseratee (alias Heidelind Matthes)
Eine kleine Geschichte zum Schmunzeln. Die Form der Textgestaltung ist gewollt so gewählt, damit die einzelnen Gedanken besser verdeutlicht werden und eine gewissen Schnelligkeit im Ablauf erreicht wird. In ganzen Sätzen denkt Frau an solch einem Morgen soundso nicht.
Veröffentlicht auch bei Ciao am 28.05.2003 unter Meerfrau.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-06-05 16:00:29 mit dem Titel Herbstrosen
Herbstrosen
Fast geräuschlos glitt der letzte Nachtzug aus der Halle. Der Bahnsteig war leer, bis auf einen einzelnen Mann. Er hatte sich eine Zigarette angezündet und starrte dem Zug nach, dessen rote Schlußlichter rasch kleiner wurden.
Fröstelnd schlug Rene den Jackenkragen hoch, vergrub seine Hände tief in die Taschen und lenkte seine Schritte langsam in Richtung S-Bahnhaltestelle. Nach zwanzig Minu-ten Fahrt stand er endlich vor seiner kleinen Wohnung in Hamburg-Altona. Zögernd schloß er seine Tür auf. Ein feiner Duft von Rosenblüten strömte ihm entgegen und
geistesabwesend flüsterte er in die Dunkelheit: „Melanie“. Als er seinen langen Flur betrat, legte sich die unheimliche Stille wie ein Eisenpanzer um sein Gemüt. Er stieß einen Seufzer aus, hängte seine Jacke an den Garderobenständer und schlich bedrückt in das Wohnzimmer. Das blasse Licht der Straßenlaterne fiel durch das Fenster und tanzte über den altmodischen Wohnzimmertisch, ein Überbleibsel aus seiner Ehe mit Erika. Langsam setzte er sich auf das Sofa und betrachtete liebevoll das Rotweinglas von Me-lanie, an dessen Rand ihr Lippenstift leuchtete. Wie schnell waren die letzten vier Tage ihres Besuches doch vergangen, dachte er und zündete die fast herunter gebrannte Kerze wieder an. Dann streckte er sich auf dem Sofa aus und beobachtete die verzerrten Schattenbilder des Kerzenlichtes an der Decke. Seine Gefühlswelt war völlig durchein-ander geraten und seine Gedanken wanderten in die Vergangenheit. Er erinnerte sich an ihr erstes Treffen vor fünf Monaten während einer Kunstausstellung des Künstlers Al-fred Madler in Hannover.
Etwas gelangweilt stand Rene vor einem Landschaftsbild, als sie durch die Tür trat. „Was für eine Haarfarbe“, dachte er damals und beobachte sie heimlich aus einiger Ent-fernung. Sie mochte knapp an die Fünfzig sein, dezent geschminkt und die Farbe ihrer Haare erinnerte an Rubine. Ihr frauliche Figur steckte in einem grauen Hosenanzug. Allzu ernst waren ihre Gesichtszüge und Rene hätte zu gern gewußt, woran sie gerade dachte. Als ihr plötzlich das Programmheft aus der Hand rutschte, nahm er sofort die Gelegenheit beim Schopfe. Mit leichtem Schritt lief er auf sie zu und wäre fast gestürzt, weil plötzlich ein anderer Besucher seinen Weg kreuzte. Als er sich wieder gefangen hatte, hob er das Heft auf und überreichte es ihr mit schüchternem Lächeln.
Für einige Sekunden trafen sich ihre Blicke, wobei Rene seine Verlegenheit kaum ver-bergen konnte.
„Benötigen Sie eventuell einen fachkundigen Führer?“, fragte er und hoffte, sie würde diese Frage nicht verneinen. Ihre Augen hellten sich auf und sie antwortete:
„Wenn Sie nichts besseres vorhaben, würde ich gern ihr Angebot annehmen.“ Nun schlenderten sie gemeinsam durch die Räumlichkeiten und Rene gab sich die größte Mühe, seiner netten Begleitung alle ihre Fragen zu beantworten. Den ganzen Abend wich er nicht mehr von ihrer Seite.
Nach zwei Stunden nahm er allen Mut zusammen und lud sie zum Abendessen ein. Nur zögernd hatte Melanie damals seine Einladung angenommen und ihm später mal erklärt, daß sie seinen freundlichen braunen Augen nur schwer widerstehen konnte.
Als sie sich zu später Stunde vor dem kleinen Restaurant voneinander verabschiedeten, hatte jeder die Emailadressen des anderen und über viele Monate entwickelte sich ein reger Briefverkehr. Die Themenvielfalt ihrer Briefe war schier unerschöpflich. Die ent-standene Vertrautheit brachte sie dazu, über ihre geheimsten Träume und Wünsche zu philosophieren und eines Tages mußten sie sich eingestehen, daß es mehr geworden war als nur eine Freundschaft. Rene konnte kaum die Abende abwarten, um Melanies Post zu lesen. Mittlerweile gehörten ihre Zeilen schon zu seinem täglichen Leben und so faßte er sich eines Tages ein Herz und lud sie nach Hamburg zur Fotoausstellung „Afri-ka Heute“ ein.
Es hatte Wochen gedauert, bevor Melanie seine Einladung annahm, denn es fiel ihr schwer, ihrem Ehemann eine Lüge aufzutischen. Aber dann war sie endlich in Hamburg und mit großer Freude empfing er sie auf dem Bahnhof. Gemeinsam bummelten sie über seine Lieblingsplätze, besuchten das Ballett Schwanensee und die Fotoausstellung über Afrika, gingen ins Kino und stundenlang an der Alster spazieren. Ein Schleier nie gekannter Gefühle legte sich über beide und jeder achtete streng darauf, dem anderen nie zu nahe zu kommen. Aber am vorletzten Abend, als Melanie sich mit einem freund-schaftlichen Gute-Nacht-Kuß verabschieden wollten, konnte Rene nicht mehr widerste-hen, hielt sie zaghaft in seinen Armen und gestand ihr mit klopfendem Herzen:
„Ich weiß, du bist verheiratet, aber ich habe mich in dich verliebt.“
Für einige Minuten stand die Welt still und er wird nie den Blick ihrer Augen verges-sen. Er spürte plötzlich ihre weichen Hände, wie sie durch sein dunkles Haar strichen. Lange schauten sie sich stumm an, bis ihre Lippen sich schüchtern berührten unter dem Nachthimmel voller funkelnder Sterne und er fast den Verstand verlor.
Jetzt, wo Melanie nicht mehr in seiner Nähe war, fühlte er erst richtig den großen ste-chenden Schmerz und die Leere in seinem Herzen. Er mit seinen 50 Jahren hatte sich unsterblich verliebt. War das nicht lachhaft? Noch nie in seinem Leben hatte er solche starken Gefühle in sich getragen. Sein Körper fühlte sich an, als ob die Erde bebte und er wußte, daß auch Melanie so empfand.
Aber bei all den Liebesschwüren plagte ihn das Gewissen. Was hatte er eigentlich ange-richtet mit seinem Geständnis? Welche Gewissenskonflikte herauf beschworen für Me-lanie? Rene erhob sich von seinem Sofa, setzte sich an den Computer und schrieb einen sehr langen Brief an sie, der mit den Worten endete: „Ich liebe Dich von ganzem Her-zen und möchte Dich nie wieder verlieren. Egal was passiert in den nächsten Monaten, Du kannst immer mit meiner Hilfe rechnen.“
Der Bildschirm des Computers erlosch. Rene blies die Kerze aus und begab sich ins Schlafzimmer, wo er in einen unruhigen Traum eintauchte.
© 05.06.2003
by Leseratee (alias Heidelind Matthews)
Mein erster Versuch einer Liebesgeschichte. Viel Spaß beim Lesen. Die ersten drei Sätze waren eine Vorgabe, der restliche Text ist von mir.
Veröffentlicht auch bei Ciao am 05.06.2003 unter Meerfrau.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-11-03 13:45:26 mit dem Titel Fußballmutti
Fußballmutti
Es klingt fast wie ein Märchen, aber wie sollte ich einen besseren Anfang finden. Die Erinnerungen, obwohl schon einige Jahre zurückliegend, kommen ständig wieder.
Es begann vor genau 15 Jahren in meiner Heimatstadt Neustadt-Glewe. Damals war ich 30 Jahre und ein Fußballmuffel.
Fußball – ein Ball, zwei Tore, grüner Rasen, 44 Männerbeine und dieser Wichtigtuer mit seiner Pfeife. Es hat mich nie interessiert und ich fand es stink langweilig, mir so ein Spiel ansehen zu müssen. Aber die Zeiten ändern sich, besonders, wenn der Mann ein aktiver Fußballer ist und sich die Minifamilie um zwei Stammhalter vergrößerte. Wie in so einigen Familien träumt der Fußball begeisterte Vater davon, auch seine Söhne beim Fußball zu sehen. Ja, und was blieb mir als Mutter da übrig, wenn ich nicht ständig am Wochenende alleine in den vier Wänden hocken wollte. Ich schloß mich ganz einfach meiner Männerwelt an und eh ich mich versah, stand ich schreiend, jubelnd, pfeifend und Beifall klatschend am Fußballfeld wie ein „alter Fußballhase“. Natürlich fehlte mir noch die nötige Sachkenntnis, aber wozu gab es drei Fußballfanatiker im eigenen Haus.
Ich entwickelte mich über die Jahre zur Fußballmutti. Fast kein Spiel oder Turnier habe ich damals ausgelassen. Für die Fütterung war ich verantwortlich, zur Transportmutti wurde ich umfunktioniert und mit laufender Kamera habe ich so manches Tor festgehalten. Nur wenn ich laut vor Begeisterung schrie und meine Söhne anfeuerte, das mochten sie mit zunehmendem Alter überhaupt nicht. Aber das störte mich wiederum nicht weiter. Irgendwie mußte ich ja meinem Temperament ein Ventil geben. Jetzt saßen zu Hause nicht nur drei Männer vor dem Fernseher, sondern auch ich. Um dem Ganzen die richtige Würze zu geben, drückte und drücke ich auch noch heute ständig für den vermeintlichen Außenseiter die Daumen. Das schafft Chaos, Diskus-sionen und macht riesengroßen Spaß.
Dann eines Tages sollte es nach Dortmund gehen. Meine Männer erbarmten sich meiner und nahmen mich doch tatsächlich mit. Für mich war es die erste Livebegegnung und dazu noch in diesem grandiosen Stadion. Ich lief umher wie ein aufgeregtes Kind, das wohl noch mehr Herzklopfen hatte, als meine Söhne. Noch nie hatte ich solch ein Gedränge gesehen, Massen von Fußballfans, lautes Gegröle, bereits angetrunkene Fans, geschwenkte Fahnen, Souvenirstände und Freßbuden. Ich mußte aufpassen, um nicht in diesem Tumult verloren zu gehen. Ich kann nur schreiben, es war einmalig.
Nach der Einlaßkontrolle und Platzsuche, nahm mich das Stadioninnere in seinen Bann. Wir saßen gegenüber der Fantribühne und ich bombardierte meinen Mann mit Fragen. Alles wollte ich wissen und erklärt haben. Wer war ich in diesem Moment? Keine Ahnung. Wenn ich meine Gefühle beschreiben sollte – es war einfach geil. Neben mir, hinter mir und vor mir wurden Fahnen geschwenkt und als der Anpfiff er-tönte, war es gänzlich aus. Ganz still saß ich da, kein Wort kam mehr über meine Lippen und so bestaunte ich die Atmosphäre. Für mich – ein wahnsinniges Gefühl. Dortmund gegen Stuttgart – das Spiel. Nach fünfzehn Minuten stand es bereits 3:0 für die Borussen.
Aber bleiben wir beim Anstoß. Das gelbe Fahnenmeer auf der gegenüberliegenden Seite wurde begleitet von rhythmischem Beifall, gleichmäßigem Trampeln mit den Füßen und einem lauten Trommeln. Diese Geräuschwelle schwebte wie eine Wolke durch das Stadion, zog bis in den kleinsten Winkel und unter meine Haut. Als das erste Tor für die Dortmunder fiel, kam ich mir vor wie in einem Hexenkessel und die Fantribühne ähnelte einem Wespennest, nicht nur im Aussehen. Alles um mich herum war aufgesprungen und ein ohrenbetäubender Jubelschrei aus hunderten von Mündern dröhnte durch das Stadion. Ich konnte mich nicht rühren, saß wie angewurzelt auf meinem Platz und schluckte. Ich erinnere mich noch wie heute, meine Männer belächelten mich. Aber was sollte ich machen. Mit offenem Mund starrte ich die um mich stehenden Menschen an, die mich zum Glück nicht beachteten. Es fielen natürlich noch einige Tore, was die Begeisterung in immer höhere Dimensionen trieb. Dortmund ließ sich den Sieg an diesem Tag nicht mehr nehmen und wurde nach weiteren Spielen Deutscher Meister.
Bis zum Ende saß ich brav auf meinem Platz und fühlte mich wie in einem Rausch. Dieses Spiel und seine Wirkung auf mich habe ich bis zum heutigen Tag nicht vergessen.
Manchmal kommt es vor, daß ich öfter Fußball schaue als meine Männer und wenn der Übermut dann mit mir durchgeht und ich vor dem Fernsehen sitze und wüte, dann werde ich auch heute noch belächelt; denn mittlerweile kann ich mich so richtig in ein Spiel verbeißen. Dieser Besuch in Dortmund ist nicht der Letzte geblieben. Inzwischen habe ich noch einige andere Bundesligaspiele live gesehen und jedes Mal wieder packte mich diese Faszination. Das Dortmunder Fußballerlebnis aber wurde bisher nie übertroffen.
© 14.09.2002
by Leseratee (alias Heidelind Matthews)
Viel Spaß beim Lesen wünscht die Leseratee
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mami_online, 08.08.2006, 01:41 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
Sorry, ich habe mir nur den ersten Beitrag durchgelesen und musste zuerst schmunzeln, dann lächeln, dann nicken, dann lachen... Das kenne ich irgendwie alles aus der Zeit, bevor mein ältester Sohn (6) geboren wurde. Es ging mir oft ähnlich, auch wenn ich e
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Die Fassade
19.10.2003, 23:32 Uhr von
Anubis71
Ich freue mich immer über Kommentare bei meinen Lesungen und kommentiere auch selber ganz gerne m...Pro:
siehe Text
Kontra:
siehe Text
Empfehlung:
Ja
Sie saß an ihrem runden Eßtisch im Wohnzimmer. Auf dem Tisch vor ihr lag ein Brief. Ein letzter Brief. Und ein scharfes Messer. Tränen liefen ihr über die Wangen. Tränen, die das zum Ausdruck brachten, was sie erfolgreich in ihrem bisherigen Leben vor der Umwelt verbergen konnte. Tränen wegen ihrer schlimmen Kindheit. Tränen wegen des Vaters, der sie und ihre Mutter immer wieder schlug. Tränen, wegen dem, was sie sich jeden Tag selbst antat. Tränen, wegen der Beziehung, die deswegen scheiterte.
Mit dem Handrücken wischte sie die Tränen immer wieder weg. Der verbleibenden feuchte Film auf ihrer Haut ließ einen auf seine skurrile Art bezaubernden Schimmer in ihrem Gesicht zurück. Sie dachte zurück an ihre Vergangenheit, die sie jeden Tag aufs neue zum nachdenken brachte. Warum ist alles so gekommen. War es ihre Schuld? Sicher war es ihre Schuld. Oder nicht? Unsicherheit. Fragen. Zweifel.
Immer wieder spielten sich in ihren Gedanken die schlimmen Erlebnisse ab, welche sie einfach nicht vergessen kann. Sie kann sich nicht mehr an den Tag erinnern an dem alles begonnen hatte. Ihr schien es als wäre es von Anfang an schon so gewesen. Fast jeden Abend wenn ihr Vater nach Hause kam war es das gleiche. Er stritt sich mit ihrer Mutter wegen Kleinigkeiten und dann eskalierte alles soweit, bis er sie schlug. Er schlug sie ins Gesicht, in den Bauch und versetzte ihr Tritte. In den Ohren hört sie immer noch die Schreie ihrer Mutter.
Hörte das Wimmern wenn sie vor Schmerzen gekrümmt auf dem Sofa saß und dieselben bitteren Tränen weinte, die sie heute immer noch weint.
Sie hört das bittende flehen der Mutter, das er doch endlich aufhören solle. Aber ihn interessierte das nicht und er attackierte ihre Mutter immer wieder. Sie wollte ihrer Mutter beistehen und wenn sie das tat wurde auch sie mich Schlägen und Tritten bedacht. Aber es waren nicht alleine die Schläge, die ihr Schmerzen bereiteten, sondern auch seine Worte. Nicht nur das er ihre Mutter schlug und trat, er beschimpfte sie auch immer auf das Übelste und unterstellte ihr Affären mit anderen Männern zu haben. Grundlos, denn ihre Mutter hatte nichts mit anderen Männern. Und dennoch ließ er sie büßen, denn die Wahrheit interessierte ihn nicht. Wahr ist nur das was er glaubte. Nichts anderes.
Fast jeden Abend ging das so. Ihr krampfte sich schon der Magen zusammen, wenn sie das Geräusch wenn er seinen Schlüssel in das Schloß der Haustür schob. Was würde heute wieder passieren? Würde heute wieder etwas passieren ? Unsicherheit. Angst. Mehrfach hatte sie schon darüber nachgedacht wegzulaufen, aber was war dann mit ihrer Mutter? Wer sollte ihr dann beistehen und was würden denn die Nachbarn sagen, wenn sie weggelaufen wäre? Der Schein mußte gewahrt werden und so entschloß sie sich zu schweigen über das was hinter der Haustür alles geschah. Was sollen bloß die Nachbarn denken?
Eines hatte sie für sich beschlossen. Sobald sie alt genug ist wird sie von zu Hause weggehen. Weg von dem Mann der ihr Vater ist und gleichzeitig der Mann der sie und ihre Mutter immer wieder demütigte. Weg von dem Mann der ihre Kindheit zur Hölle machte. Weg von der Wohnung in der sie die Hölle ertragen mußte. Weg aus der Straße in der keiner Notiz von dem zu nehmen schien, was sich in dem Haus mit der Nummer 35 abspielte. Aber es hatte auch keiner bemerkt, denn der Schein der schönen heilen Welt wurde von ihr und ihre Mutter und erst recht von ihrem Vater aufrecht erhalten. Der Schein ein netten durchschnittlichen Familie, in der es keine Probleme zu geben schien.
Ihre ersten Freund lernte sie mit siebzehn kennen. Ein netter Kerl, der sie aufrichtig liebte und das gab, was sie zu Hauser vermißte. Geborgenheit. Liebe. Zuneigung. Zuwendung. Sie tat alles für ihn. Sie wusch seine Wäsche und kochte ihm Essen. Sie räumte seine Sachen hinter ihm her und reinigte die Wohnung, welche sie gemeinsam bezogen hatten. Es störte sei nicht wenn er am abend nach Hause kam, seine Klamotten in die Ecke warf und sich auf das Sofa setzte. Sie liebte ihn und er liebte sie, da ist das doch normal oder nicht? War es daß? Aber seine Bequemlichkeit ging ihr mehr und mehr auf die Nerven. Lange Diskussionen brachten aber auch nichts, denn er änderte sich nicht, ob wohl sie das inständig hoffte. Aber sie konnte sich doch auch nicht von ihm trennen. Was sollen denn die Nachbarn denken?
Sie begann erneut ihren Kummer in sich rein zu fressen. Buchstäblich. Als was eßbar war stopfte sie in sich hinein. Unkontrolliert. Nach einer solche Attacke war ihr meistens schlecht die fühlte sich auch schlecht. Ihr Magen drückte und das schlechte Gewissen wegen der vielen sinnlosen Kalorien ließ sie nicht in Ruhe. Sie mußte es wider loswerden, also ging sie in die Toilette und steckte sich den Finger in den Hals. Das tat ihr wohl und sie fühlte sich frei. Anfangs meinte sie noch, sie habe das im Griff, aber mehr und mehr Begriff sie, daß die dies nicht mehr im Griff hatte sondern diese seltsame Sucht sie im Griff hatte. Aber mit wem sollte sie denn darüber reden. Ihr war klar, daß sie an Bulimie litt, aber wem sollte sie es denn erzählen? Was sollen denn die Freunde denken? Nein, das darf niemand erfahren. Es interessierte ja auch niemanden. Oder doch? Nein! Nicht mal ihren Freund interessierte es, er schien es nicht einmal zu bemerken.
Ihr Freund schien aber mehr und mehr das Interesse an ihr zu verlieren. Er kam abends zunehmend später von der Arbeit nach Hause und entschuldigte sich immer mit irgendwelchen Meetings, die teilweise bis spät in die Nacht andauerten. Ihr waren schon längst Zweifel gekommen, ob dies denn stimmen würde, aber aus Angst die Wahrheit herauszufinden schwieg sie. Und wenn er eine andere hatte und sie sich deswegen mit ihm streiten würde, was sollen denn die Anderen denken?
Wie aus einem Tagtraum erwachte sie und blickte auf den Tisch. Immer noch lag da der letzte Brief und das Messer. Erneut wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht. Sie nahm den Brief, denn sie schon so oft in den letzten Stunden gelesen hatte, las ihn noch einmal und legt ihn wieder auf den Tisch. Sie griff zu dem Messer und dreht es ein wenig in der Hand. Kalt reflektierte der Stahl der Klinge das Licht der Deckenlampe in ihre Augen. Nur ein kleiner Schnitt uns alles wäre vorbei. Irgendwann würde man sie finden. In ihrem eigen Blut. Tot. Langsam führt sie das Messer an ihre Handgelenk und setzt die Klinge an. Sie spürt das kühle Metall der Schneide an ihrer Haut. Nur ein kleiner Schnitt. Sie drückt das Messer ein wenig fester auf die Haut und holt tief Luft. Nur ein kleiner Schnitt. Sie zögert.
Sie legt das Messer wieder zurück auf den Tisch, nimmt den Abschiedsbrief ihres Ex-Freundes, knüllt ihn zusammen und wirft ihn weg. Wenn man sie so finden würde, was sollen denn die Leute denken ?
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-07-28 17:22:10 mit dem Titel Der Geburtstag
Anna freut sich schon den ganzen Tag, denn heute wird ihr Mann endlich von seiner 2-wöchigen Geschäftsreise aus Italien zurückkommen. Sie waren schon seit fünf Jahren verheiratet, aber mit den vielen Geschäftsreisen konnte sie sich irgendwie nie anfreunden. Nicht das sie ihrem Mann nicht trauen konnte, aber er fehlte ihr eben immer wenn er weg war. Aber heute gab es einen zusätzlichen Grund, weshalb sie sich freut, denn es war nicht nur, das Maximilian heute wieder nach Hause kommen würde, er hatte heute auch Geburtstag, seinen 28igsten. Und endlich mal hatte sie die Möglichkeit diesen Zusammen zu feiern, denn meistens war er an seinem Ehrentag immer auf einer Geschäftsreise. Aber diese war das erste Mal, das sie ihn zusammen feiern konnten, seit die verheiratet waren.
Den ganzen Tag schon war sie mit Vorbereitungen beschäftigt damit es ein gelungener Abend werden sollte. Nichts sollte die Stimmung auch noch irgendwie trüben. Es sollte ein perfekter Abend werden, denn sie hatte ihm viel zu erzählen. Schon seit den Morgenstunden war sie damit beschäftigt zu putzen, zu kochen und aufzuräumen, auch wenn es nicht viel aufzuräumen gab, denn sie war eine recht ordentliche Hausfrau, im Gegensatz zu Max, aber so war er eben nun mal.
Gestern Abend hatte er noch angerufen und gesagt, das er morgen gegen 18 Uhr zu Hause sein würde und sie fieberte diesem Moment schon entgegen. Sie kam sich ein wenig wie ein verrücktes Huhn vor, weil sie so aufgeregt war, wie ein Teenager, der seine grosse Liebe treffen wird und das obwohl sie doch schon einige Jahre verheiratet waren. Aber sie genoss das Gefühl in vollen Zügen, die Schmetterlinge im Bauch und die innere Unruhe, bis er denn endlich da war. Aber ein wenig kindisch war das schon, aber das machte ihr nichts aus.
Noch zwei Stunden, dann würde er endlich wieder daheim sein bei ihr und sie konnte ihn wieder von vorne bis hinten verwöhnen, was sie sehr gerne machte. Aber nicht das er einer gewesen wäre, der sich von vorne bis hinten bedienen lässt, nein, er hatte auch hin und wieder mal die Gelegenheit sie zu verwöhnen und auch das genoss sie in vollen Zügen.
Sie schaut ein wenig fern um sich abzulenken und auch das die Zeit ein wenig schneller verginge, was sie aber natürlich nicht tat, denn sie schaut alle paar Minuten sehnsüchtig auf die Uhr. Kann der Zeiger sich denn nicht wenig beeilen denkt sie bei sich, aber der zeigte keine Anstalten auch nur ein bißchen Gas zu geben.
Aber die Zeit verging und sie beginnt gegen halb sechs den Tisch zu decken und letzte Hand an das Essen zu legen. Sie hat ihm sein Leibgericht gekocht: Ente à l´ orange. Jetzt war es schon kurz vor sechs und bald würde er da sein. Endlich. Die Zeit verging.
Mittlerweile war es schon halb sieben. Ein wenig bekümmert schaut sie immer wieder aus dem Fenster, aber sein Firmenwagen will einfach nicht kommen. Er wird sicher ein wenig im Stau stehen, das kann schon mal vorkommen, denkt sie bei sich. Heute hat es ja überall Baustellen auf den Autobahnen. Aber er hätte ja wenigsten mal anrufen können.
Jetzt war es schon kurz vor sieben Uhr sieben Uhr und sie wird ein wenig unruhig, denn das war nicht seine Art. Auch ein wenig verärgert ist sie mittlerweile, denn das Essen wurde vom langen warm halten auch nicht besser und es sollte doch alles perfekt sein. Aber er kam nicht und sie beginnt sich auch langsam Sorgen zu machen, ob denn nicht was passiert sein könnte, aber diesen Gedanken verwirft sie schnell wieder, was sollte denn auch passiert sein, ausser das er im Stau steht und sein Handy sicher keinen Empfang hat. Das kommt schon mal vor. Aber vielleicht kann sie herausbekommen wo er denn steckt, wenn sie das Radio anmacht und die Verkehrsnachrichten hört. Sie schaltet das Radio ein und wartet auf den Verkehrsfunk, der direkt nach den stündlichen Nachrichten kommt. Die meisten Meldungen interessieren sie nicht, aber dann kommt die Durchsage die für sie interessant war: A44 – Die Vollsperrung nach einem Unfall ist aufgehoben. 13 Kilometer Stau an geräumter Unfallstelle. Aha, denkt sie, da haben wir es, er muss ja über die 44 fahren. Dann wird er sicher bald kommen.
Aber er kam nicht. Sie denkt sich aber nichts weiter dabei, den es dauert eben eine Weile bis sich der Stau verflüssigt hat. Armer Max, steht an seinem Geburtstag im Stau, das ist schon dumm. Schade nur um das schöne Essen, aber man wird es schon noch geniessen können. Wird ein wenig trocken sein, aber ein bisschen Strafe muss sein. Sie lächelt süffisant ein wenig in sich hinein.
Jetzt war es schon acht Uhr und immer noch war nichts vom ihm zu sehen. Sie fängt an sich wieder Gedanken zu machen. Um viertel nach acht klingelt es an der Tür. Er ist da! schiesst es ihr durch den Kopf. Schnell geht sie zur Tür und reisst diese förmlich auf.
„Hallo Schatz! Herzlichen Glückwunsch zum.....“ weiter kommt sie nicht, denn sie schaut in die ernsten Mienen von zwei Polizisten. Ihr Magen verkrampft sich. Wirre Gedanke schiessen ihr durch den Kopf. „Frau Siebrecht?“ fragt der eine der beiden Polizisten. „Ja?“ fragt sie zurück. „Können wir einen Moment reinkommen?“ „Aber ja doch“ entgegnet sie und tritt einen Schritt zur Seite. Sie bittet die beiden Herren ins Wohnzimmer.
„Frau Siebrecht, wir haben eine sehr traurige Nachricht für sie“ beginnt der eine der Beamten zu erzählen. „Ihr Mann ist heute Nachmittag bei einem schweren Autounfall auf der A44 ums leben gekommen“ Der Beamte erzählt weiter was vorgefallen war, aber sie registriert das alles durch eine Schleier wie in einem Alptraum. Sie spricht kein Wort. Nachdem der Beamte seinen Bericht beendet hatte, verabschieden sich die beiden Beamten wieder und sie bringt sie zur Tür.
Wie in Trance geht sie zurück zum Esstisch, wo die Geschenke für Max liegen. Sie öffnet ein kleines Geschenk, dass die liebevoll verpackt hatte mit einem Geschenkpapier auf dem laute kleine süße Teddybären waren. Sie öffnet den kleinen Karton und holte ein paar Babyschuhe heraus und stellt sie vor sich auf den Tisch ...
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-01-28 12:39:05 mit dem Titel Die Standuhr
Mit langsamen, aber festen Bewegungen schwang das Pendel der Standuhr hin und her, am Ende einer Schwingung von einem deutlich klacken begrenzt. Die Zeiger des Zifferblattes zeigten, das es Viertel vor 12 war. Eigentlich die Zeit langsam an das Mittagessen zu denken, dachte Hermine bei sich, aber heute war das nicht notwendig.
Sie sass an ihrem alten Wohnzimmertisch und es war einige Tage nach ihrem 82. Geburtstag. Früher wurden die Geburtstage immer gross gefeiert, aber über die Jahre schien das eingeschlafen zu sein. Sie konnte sich nicht mehr recht erinnern, wann sie denn zuletzt einen ihrer Geburtstag gross gefeiert hatte, aber irgendwann war es eben eingeschlafen. An Weihnachten und Ostern meldeten sich die Kinder hin und wieder mal. Sie hatte einen Sohn und eine Tochter. Beide lebten aber nicht mehr hier und wohnten weit weg in anderen Städten. Auch die Enkel, sie hatte drei, bekam sie selten zu sehen. Aber das war eben der Lauf der Dinge, redete sie sich ein.
Sie blickte auf das hin und her schwingende Pendel der Standuhr, das sie langsam aber sicher ein wenig zu hypnotisieren schien. Sie hatte diese Uhr schon seit sie denken konnte. Ihr Vater hatte sie ihr damals veerbt und sie kannte die Uhr schon seit sie denken konnte. Ihre Familie hatte sie damals gekauft, an dem Tag an dem sie auf die Welt gekommen war. Die Uhr hatte soviel mitgemacht, den Krieg ohne Schaden überdauert und sovieles mehr erlebt. Alles andere was sie besass hatte sie neu erwerben müssen, nur diese Uhr nicht. Sie war niemals ausgefallen und hatte all die Jahre immer treu und zuverlässig die Zeit angezeigt. Sie konnte sich nicht erinnern, das diese Uhr jemals gestanden hat, denn es war immer jemand da, der sie aufgezogen hatte und auch bei den beiden Umzügen die sie in ihrem Leben mitgemacht hatte war die Uhr seltsamerweise nie stehen geblieben.
Mit ihren alten, zittrigen Händen griff sie nach zwei Postkarten, die auf dem Tisch lagen und las sie nochmal durch. Sie hatte sie schon so oft gelesen, aber das war das einzige was sie denn zum Geburtstag bekommen hatte. Aber mehr konnte sie auch von den Kindern nicht erwarten. Ihr Sohn war Manager an einem grossen Flughafen und die Tochter war Oberschwester an einer grossen chirurgischen Station im Süden des Landes. Ja, die beiden hatten es zu was gebracht und gingen voll auf in ihrem Job. Sie selbst hatte nur in einer Firma als Packerin gearbeitet, aber was hätte sie denn auch werden sollen. Nach dem grossen Krieg war alles kaputt und man konnte damals froh sein, wenn man denn eine Stelle hatte.
Sie hatte es nie leicht im Leben, denn ihr Mann kam erst 8 Jahre nach Kriegsende nach Hause und hatte sich dann dem Alkohol ergeben. Er war nicht gewalttätig geworden, aber er war eben auch zu nichts mehr zu gebrauchen. Naja, zu fast nichts mehr, denn immerhin hatten sie zwei Kinder bekommen. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Er war ein guter Mann gewesen, aber leider mit einem grossen Alkoholproblem.
Wehmütig dachte sie an die vergangenen Zeiten in denen alles noch so schön war. Sie war nicht unzufrieden mit ihrem Leben, aber es war eben nicht leicht gewesen. Auch die Kinder haben es ihr nicht immer leicht gemacht. Nie wird sie den Tag vergessen, an dem sie in die Schule zitiert wurde, weil ihr Sohn mal wieder einen Streich gemacht hatte. Er hatte es doch allen ernstes fertig gebracht den Biologieunterricht zu sabotieren, indem er die Frösche, die im Unterricht seziert werden sollten alle freigelassen hatte. Während die Mädchen kreischend auf den Stühlen standen und ihr Röcke zusammengerafft hatten, waren die Jungs damit beschäftigt die kleinen, springlebendigen Grünlinge wieder einzufangen. Der Direktor tobte und drohte damit, das dies Konsequenzen haben werde und sie teilte ihm mit ernster Miene mit, das sie ihrem Sohn das nötige sagen werde. Das tat sie dann auch, denn sie kaufte ihm ein Himbeereis und rang ihm das versprechen ab, das er das nicht nochmal tun solle. Sie war nicht böse sondern stolz auf ihn, aber der Direktor sah das eben ein wenig anders.
Auch unvergessen sollte ihr der Tag bleiben, an dem sie in das Zimmer ihrer Tochter kam und einen leicht süsslichen Geruch wahrnahm. Auf dem kleine Ecktisch lag ein grünes Kraut und im Aschenbecher lag der Stummel einer selbstgedrehten Zigarette. Ihre Tochter selbst sass in einem Stuhl, den Kopf im Nacken und mit einem glasigen Blick. Sie schrie ihre Tochter an, was das denn zu bedeuten habe und das sie das Teufelszeug nicht in ihrer Wohnung haben wolle. Ihre Tochter blickte sie dann nur mit den glasigen Augen an und meinte: „Bleib cool mama, das machen so doch alle“. Es konnte ja sein, das dies alle machen, aber eben nicht ihre Tochter. Aber ihre Befürchtungen blieben unbegründet, denn die Zeiten änderen sich und was sonst alle machten kam wieder aus der Mode.
Aber es war eben nicht alles ohne Probleme, auch wenn die Kinder sich dann weiterhin prächtig entwickelten, aber dafür hatte sie viele Sorgen um ihren Mann haben müssen. Es war keine einfache Zeit während seiner Krankheit, denn die ganzen Chemotherapien setzten nicht nur seinem Körper zu, sondern auch ihrem Gemüt. Es war schrecklich zu sehen wie er dahinsiechte. Auch wenn es schon 15 Jahre her war, dass er starb, aber sie bekam die Bilder von seinem Krankenbett nicht aus dem Kopf. Die Bilder, wie er mit leicht geöffnetem Mund da lag und vor Schmerzen leise vor sich hin stöhnte. Die Ärzte weigerten sich im Schmerzstillende Mittel zu geben, weil er dann angeblich süchtig hätte werden können hatten sie gesagt. Die schienen keine Ahnung zu haben, was denn Sucht überhaupt bedeutet und das ihr Mann litt wie ein geschundenes Tier schien niemanden zu interessieren.
Sie erwachte aus ihren Gedanken und blickte wieder auf die Standuhr. Das Pendel schwang immer noch hin und her, jeweils in einem leisen klacken endend. Sie stand auf und ging in das Nebenzimmer, öffnete die unterste Schublade im Schreibtisch und nahm ein in weissen samtigen Stoff verpackten Gegenstand aus der Schublade. Sie legte den Stoff auseinander und blickte auf eine kleine, schwarze Pistole russischer Bauart, die ihr Mann einmal nach dem Krieg mitgebracht hatte.
Im Wohnzimmer rückte der Zeiger der Uhr auf Zwölf Uhr Mittag und löste das eingebaute Glockenspiel aus, wie es die Standuhr jeden Mittag um zwölf Uhr spielte. Als der letzte Ton verklungen war, hallte ein Schuss durch das offene Fenster auf die Strasse und ein kleines Echo wurde von den umliegenden Fassaden zurückgeworfen. Das Pendel schwang weiter hin und her, als wolle es die Vergänglichkeit des seins unerbittlich weiterhin dokumentieren, aber es war kein klacken mehr zu hören. Das Pendel schwang langsam aus und blieb stehen. Für immer.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-10-19 21:32:23 mit dem Titel Gilliams Gründe
Frankfurt, 23.07.2006
Liebe Freunde,
mit diesem Brief will ich mich verabschieden, denn ich kann einfach nicht mehr.
Wir ihr sicher wisst, bin ich immer ein grosser Fan des WWW gewesen. Waren die Zeiten bis zum Jahre 2001 noch von Anarchie geprägt, was sicher nicht sonderlich gut gewesen ist, so haben sich die Zeiten doch nun sehr stark gewandelt und weltweite Konzerne haben nun vollständig die Kontrolle übernommen. Nicht nur Microsoft hat es geschafft sich durchzusetzen, das wir nun alle die Betriebssysteme Longhorn und andere verwenden müssen, weil Linux und andere mittlerweile illegal geworden sind, sondern auch Konzerne wie Sony, EMI und BMG schreiben uns vor, was wir für Musik hören und zu welchem Preis wir sie kaufen müssen.
Vorbei sind die Zeiten in denen man via P2P die Musik laden konnte und so denen ein Schnäppchen schlagen konnte. Datenschutz ist in Deutschland ein Witz geworden. Jeder kann bei den Providern anfragen wer denn nun zu welcher Zeit an welchem Port eingeloggt war und dann auf Verdacht eine Hausdurchsuchung erwirken. Ich habe nun schon 8 Mal die Polizei in der Wohnung gehabt und 8 Mal hat man meine gesamten Rechner und Datenträger beschlagnahmt. Sieben mal habe ich nun schon vor Gericht gestanden und Unsummen an Strafen und Schadenersatz bezahlt. Auch im Gefängnis habe ich schon mehrere Monate abgesessen wegen Verstössen gegen das Urheberrecht.
Als ich dann versucht habe, auf ehrlichem Wege Geld zu verdienen und einen Webshop eröffnete, der sich gut anliess, dachte ich das Problem sei gelöst. Aber der Frieden währte nicht lange und ich hatte die nächste Abmahnung im Haus. Die Firma Amazon wies mich darauf hin, das die das alleinige Recht an der Darstellung von Produkten im direkten Zusammenhang mit Text habe. Als ich dann nachforschte, stellte ich fest, das Amazon dieses, aus meiner Sicht eigentlich triviale Patent, innehatte und nur gegen horrende Lizenzgebühren andere Webshops zuliess. Diese Gebühren konnte ich allerdings nicht aufbringen, so dass ich meinen Webshop schnell wieder vom Netz nahm und auch diese Möglichkeit nicht geeignet war, legal Geld zu verdienen.
Danach habe ich versucht als Powerseller via EBAY mein Geld zu machen, aber auch das scheiterte, denn ich wollte Musikcds vertreiben, bekam aber keine Lizenz von den Herstellern die ich oben schon nannte und somit durfte ich auch dieses Geschäft nicht betreiben.
Dann habe ich versucht durch meine Kenntnisse verschiedener Programmiersprachen Programme zu schreiben und diese zu verkaufen. Leider hat das von Anfang an nicht funktioniert, denn ich bekam keine Zertifizierung von Microsoft für meine Software. Um genau zu sein konnte ich mir keine leisten, denn auch diese Summen sind horrend und wenn ich keine Zertifizierung der Software habe, dann funktioniert diese auch nicht auf den Rechnern, denn wie ihr alle wisst, muss man alle drei Monate seinen Rechner am Internet anmelden und neu bestätigen lassen, das alles was auf dem Rechner ist einwandfreie Software mit Lizenz ist. Sobald man Software hat, die nicht lizenziert ist, schaltet sich der Rechner ab und man muss zu seinem Händler gehen, damit dieser den Rechner wieder freischaltet und bei der Gelegenheit wird dann alles was unerlaubt ist gelöscht.
Egal was ich auch versuche um mir eine Existenz aufzubauen, ich scheitere immer. Ich kann nicht mehr und scheide aus dem Leben.
Wehrt euch gegen diese Unterdrückung!
Gilliam
Frankfurt 27.07.2006
Notiz in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Gestern wurde in den Abendstunden die Leiche eines Mannes aus dem Main geborgen. Dieser wurde als ein bekanntes Mitglied der immer kleinen werdenden Internetszene identifiziert. Dies ist nun schon der 14. Selbstmord von Internetmitgliedern in diesem Jahr alleine in Frankfurt. Die Gründe hierfür liegen bisher im Dunkeln und werden wohl nie geklärt werden.
Anmerkung der Einstellers:
Viele von euch werden sicher denken das ist eine Satire, aber leider ist das Ganze nicht so weit hergeholt wie man vielleicht denkt. Sachen wie die Lizenzierung und auch das Patentrecht werden von Brüssel leider immer mehr nach amerikanischem Vorbild gestaltet, weil das ja alles so vortrefflich gelöst ist. Leider hat alleine die Einführung des Patentrechts in den USA 60% aller Webshops innerhalb kürzester Zeit vernichtet bzw. zu deren Auflösung geführt, weil Amazon sich weitreichende Patente im Bereich Webshop hat sichern lassen. Und auch die Art und Weise wie sich Microsoft die Softwarewelt der Zukunft vorstellt sollte einen nachdenklich werden lassen.
Daher mein Aufruf an aller User:
Lasst euch das Internet nicht kaputt machen! WEHRT EUCH!
Euer Anubis71 weiterlesen schließen
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