Pro:
man erkennt wer echte Freunde sind
Kontra:
alles
Empfehlung:
Nein
Eine Bitte an alle Freunde des schnellen Klicks, bitte lasst diesen Bericht aus, er hat zu viel Zeit und Mühe gekostet um einfach abgeklickt zu werden. Bei den anderen Berichten ist es mir egal, aber hier würde ich mich freuen wenn er auch gelesen wird. Viele Grüße und Danke Luca
Hallo,
ich habe ja schon öfter von KlausBärbel berichtet, bzw. von seiner Pflege. Heute möchte ich euch berichten wie KlausBärbel bei mir einzog, aber Vorsicht, eine lange Geschichte...
Eigentlich begann es mehr als harmlos, ich war gerade in eine neue Wohnung gezogen hatte noch einige Zimmer zu streichen, Schränke aufzubauen und Kartons auszupacken, tja, aber dann kam wie so oft im Leben alles anders.
Im April 2001 wollte ich vor der Arbeit die ich erst seit drei Wochen. hatte, noch schnell abwaschen, hätte ich das mal lieber sein lassen. Ich schnitt mich an einem kaputten Glas zwischen dem 4. und 5. Finger (DIV und DV), das Schwimmhäutchen war angeritzt, nichts schlimmer dachte ich. Um meinen neuen Chef nicht zu verärgern und in mit der Überzeugung, dass er für Notfälle auch Nahtmaterial in der Praxis hatte fuhr ich in die Praxis. Tja von Nahtmaterial keine Spur, also machte ich früher Schluss und fuhr fünf Stunden nach meinem kleinen Abwaschzwischenfall zu meinem Hausarzt. Da man bekanntlich sechs Stunden Zeit hat um zu nähen verschloss er die 1cm lange Wunde mit zwei Stichen, also echt winzig und lächerlich
Ich kam zwar aus der Chirurgie und wusste auch, dass man Verletzungen der Hohlhand eigentlich für ein paar Tage ruhig gestellt aber dafür hatte ich keine Zeit, hatte doch so viel zu tun. Also wider besseren Wissens ließ ich die Naht nur mit einem Pflaster schützen und nach zwei Tagen ließ ich sie einfach offen, ein weitere Fehler
Nach einer Woche tat es schon ganz schön weh, war heiß, gerötet, geschwollen, also wurde die Fäden vorzeitig gezogen und die Wunde wieder aufgerissen, ein wenig entzündungshemmende Salbe, ein Pflaster, Antibiotika und fertig, dachte ich, wie ihr euch denken könnt habe ich mich geirrt, sonst gäbe es ja diesen Beitrag nicht.
Statt besser verschlechterte sich der Zustand, am Wochenende nahmen die Schmerzen so zu, dass ich in die Ambulanz eines Krankenhaus fuhr, dort wurde die Wunde großzügig ausgeschnitten, ein Gips angelegt und mir geraten ein paar Tage stationär zu bleiben. Stationär ich - nein, doch nicht wegen so etwas, am Montag ging ich wie immer zur Arbeit, gut ging es mir nicht wirklich, langsam zeigten sich dicke fette rote Streifen, eine satte Lymphangitis hatte sich gebildet, aber deswegen nervös werden nein, nur andere Leute bekommen eine Sepsis / Blutvergiftung, ICH doch nicht, nein.
Bis Anfang Mai schaffte ich es irgendwie mich mit Fiebermittel, Schmerzmittel und Antibiotika über Wasser zu halten, zur Arbeit ging ich natürlich immer noch und nach der Arbeit wurde gebaut, gemalt und geräumt, es sollte ja fertig werden.
Eines Morgens war meine Temperatur über 40° mittlerweile hatte ich sechs Striche, die meisten waren kurz davor die Schulter zu erreichen, einer hatte sie bereits passiert, konnte den Arm nicht mehr hängen lassen da er von Gefühl her kurz vorm platzen war. Ich hatte mir vorgenommen nach der Arbeit mal zum Arzt zu gehen, meinem Chef wollte ich die Wunde nicht zeigen, wieso auch er war mein Chef, nicht mein Arzt.
Gegen 10:00 Uhr hatte mein Chef sich das Spiel lange genug angesehen, er stellte mich vor die Wahl ihm entweder meinen Hand zu zeigen oder er würde mich fristlos kündigen. Und von da an ging alles ganz schnell, er sah die Wunde, ging ins Wartezimmer schickte die Patienten nach Hause, sagte meiner Kollegin sie solle die restlichen bestellten Patienten für den Vormittag abbestellen und fuhr mich in die Klinik. Meine Finger waren mittlerweile lila, schwarz, dunkelrot und kurz vorm platzen.
In der Klinik ging es zum Röntgen, nebenbei nahm man mir Blut ab, klärte mich über die OP und Narkose auf und erzählte nebenbei, dass sie mir die Hand abnehmen würden. Ohne Hand???? Wofür hatte ich so viele Jahre Gebärdensprache gelernt? Wie sollte ich mit nur einer Hand Medizin studieren und meinen Traumberuf ausüben? Nein, so schnell lass ich mir keine Hand abnehmen, ich weigerte mich in die Amputation einzuwilligen, wollte das sie alles versuchten die Hand und den Unterarm zu erhalten, aus heutiger Sicht ebenfalls ein Fehler, ein weiterer von vielen
Die Ärzte operierten mich über 5 Stunden, um sicher zu gehen, dass sie nicht "heimlich" amputieren bestand ich auf eine lokale Betäubung des Arms (Plexus), so konnte ich alles hören und widersprechen. Mehrfach fluchten sie hinter dem Vorhang, redeten auf mich ein doch der Amputation zuzustimmen, aber ich blieb bei meiner (falschen) Meinung, ich war davon überzeugt das richtige zu tun, wenn die Entzündung nicht zurückgehen würde könnte man später immer noch amputieren. Die Ärzte entfernten so viel wie möglich, Teile der Gelenke, Sehen, Bänder, Nerven, Sehnenscheiden, Ringbändchen, halt alles was überflüssig ist.
Erstaunlicherweise verheilte die Hand, ich war glücklich, immerhin hatte ich Recht behalten, meine Hand war noch dran und die Beweglichkeit würde sicher auch wiederkommen, genauso wie das Gefühl, der Schmerz würde sicher auch bald verschwinden, der größte Irrtum überhaupt.
Es folgten Wochen mit intensiver Krankengymnastik, statt sich zu verbessern verschlechterte sich die Beweglichkeit der Finger und des Handgelenks, die Schmerzen wurden auch nicht weniger. Sechs Wochen nach der OP schickte mein Doc mich mit der Verdachtsdiagnose Morbus Sudeck wieder in die Klinik, die Ärzte fanden es amüsant wie ein niedergelassener Arzt auf die Idee käme einen Sudeck zu diagnostizieren, so eine seltene Krankheit, die zudem noch häufig nach Behandlungsfehlern auftritt, nein, so etwas hätte ich nicht. Meine noch vorhanden Sehen würden halt mit dem Narbengewebe und die restlichen Gelenkflächen miteinander verwachsen. Sie bauten mir einen Quengel (Gerät, das die Gelenke mit Gewalt in die Position zieht in die sie sollen, hatte welche zum Strecken und beugen der Finger).
Da die Finger dennoch krumm und bewegungsunfähig blieben wurde riet man mir im Oktober 2001 mich wieder operieren zu lassen und da die Klinik gerade an einer Studie teilnehmen würde, die genau das richtige für mich wäre hätte ich sehr sehr gute Chancen die Finger bald wieder bewegen zu können, was sagte der Arzt, in einem Monat spielen sie wieder Klavier (hihi wusste gar nicht, das ich das kann), die Schmerzen spielten die Ärzte runter, das könne gar nicht so weh tun, ich sei halt einfach empfindlich. Klar, vor diesem "Zwischenfall" hab ich so gut wie nie irgendwelche Schmerzmittel benötigt, aber ok. Auch die Diagnose Morbus Sudeck wurde von den Ärzten in der Klinik nicht mehr erwähnt.
Die OP im Oktober war die Hölle, beim Stechen des Plexus traf der Anästhesist die Arterie, das Hämatom breitete sich aus, es lief bis zur Hüfte, in den Arm, Richtung Rücken, nachspritzen konnte man also nicht. Aber die Ärzte hatten eh nur 3 Stunden für die OP eingeplant, da würden die 4 Stunden, die das Betäubungsmittel wirken würde schon ausreichen, gar keine Frage.
Leider hatte der OP Pfleger meine Akte nicht gelesen, also spritze er mir zu beginn der OP ein Beruhigungsmittel auf das ich allergisch reagierte, der herbeigerufene Anästhesist wollte die Op schon abblasen, ließ die Chirurgen dann doch anfangen , genau wieder ein Fehler;
Statt drei Stunden brauchten die Ärzte über sechs, die Verwachsungen waren stärker als angenommen, zudem rutschte einer der Ärzte ab du verletze Knochen und Knochenhaut, die Betäubung hörte nach 3,5 Stunden auf zu wirken, ich schwitze, weinte, hielt die Luft an, rutschte hin und her, schrie, aber es war egal, nachspritzen war wegen des Hämatoms nicht möglich eine Vollnarkose wäre wegen der allergischen Reaktion zu riskant gewesen, außerdem wären sie ja gleich fertig, ja ja und den Weihnachtsmann gibt es auch.
Die 2,5 Stunden kamen mir wie Jahre vor, die Zeit verging nicht, der Zeiger auf der Uhr ging rückwärts, der Pfleger versuchte alles um mich abzulenken, aber wie wenn auf der anderen Seite des Vorhangs gerade jemand den Gelenkknorpel abschleift??!! Irgendwann hieß es, nur noch nähen dann ist es vorbei, nur noch nähen bestand aus über 150 Hautnähten und unzähligen subkutanen (unter der Haut liegend) Fäden.
Ich war zumindest froh irgendwann auf meinem Zimmer zu sein, mir liefen immer noch die Tränen runter, dieser Schmerz war unbeschreiblich, ich wollte nur noch ein, raus, raus und rauchen, mich ablenken, aber dazu kam ich nicht, ich war gerade auf den Weg die Station zu verlassen als mich eine Schwester abfing, die wollte wissen wieso ich noch nicht bei der Krankengymnastik sei. Ich dachte sie hätte mich mit jemanden verwechselt, aber nein, die meinte wirklich mich, keine zwei Stunden nach der OP!!! Ich wurde also zur KG gebracht, zwei starke Pfleger hielten mich fest und einer bewegte die frisch operierten Finger, bog sie zur Faust und streckte sie nach einem halben Jahr in dem sie krumm waren gerade, die Fäden und transplantierten Hautstücke rissen, es blutete und ich wünschte mir einfach nur das es endlich aufhört. So ging es 14 Tage, dann konnte ich nicht mehr und ging auf eigenen Wunsch.
Mein Physiotherapeut zu Hause hatte fortan 3-4 mal täglich das Vergnügen mich zu behandeln,, Krankengymnastik, Lymphdrainage, Massage, Krankengymnastik. Mittlerweile hatte mein Chef angefangen meine Schmerzen mit stärkeren Medikamenten zu behandeln. Mein Hauschirurg war sich immer noch sicher ich hätte einen Sudeck, also wies er mich im Dezember in ein anderes Krankenhaus ein, aber auch die Ärzte machten nur Witze und rieten die Therapie zu verstärken, die Schmerzen wären völlig normal und das die Finger wieder krumm sein läge einfach daran, dass ich zu wenig Krankengymnastik machen würde, im Klartext ich würde mich anstellen und hätte selber Schuld.
Das Ganze zog sich über Monate, mein Arm wurde immer dicker, die Beweglichkeit immer weniger, ich suchte 42 Handchirurgen auf um endlich zu erfahren was schief gelaufen sei, ich erhielt 1001 Diagnosen, die richtige war nie dabei
Meine Beschwerden wurden auf die Psyche geschoben, man riet mir eine Psychotherapie zu machen obwohl im Röntgen und MRT eindeutige Veränderungen und Entzündungszeichen zu sehen waren, aber das interessierte nicht.
Nach über 18 Monaten stand die Diagnose endlich, es war ein Sudeck, leider bereits im dritten Stadium
Wenn ihr jetzt denkt, na ja immerhin gab es Schmerzensgeld da muss ich leider widersprechen, da ich an einer Studie (die übrigens kurz nach meiner Op wegen gehäufter Komplikationen abgebrochen wurde) teilnahm hatte ich sämtliche Ansprüche auf Schadensersatz verloren, also kein Geld, keine Rente von der Versicherung des Arztes. Zudem verschwand das Video von der OP, angeblich hätten sie vergessen start zu drücken, klar, deshalb wurde das Band regelmäßig gewechselt, die vielen Fotos mit der die Studie dokumentiert wurde waren selbstverständlich alle belichtet und somit unbrauchbar. Ach ja und wie immer wenn einmal der wurm drin ist gab es auch zwei OP Berichte, in einem war alles gut im anderen stand das intakte Nerven und Bänder durchtrennt und entfernt wurden und danach mit dem künstlichen Material ersetzt wurden, den Bericht habe ich über "dunkle Kanäle" bekommen, als das raus kam verschwand meine Akte auf rätselhafte Weise, glaube da hatte jemand die Hosen gestrichen voll, aber nachweisen??? wie ohne Unterlagen???
Infos zu Morbus Sudeck / CRPS - complexes regionales Schmerzsyndrom
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- Im I. Stadium dauert die Therapie sechs bis neun Monate, meist heilt er vollständig aus
- Im II. Stadium neun bis achtzehn Monate
- Im III. Stadium hat man Pech gehabt, eine Heilung grenzt dann an ein Wunder
Symptome:
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- brennender Schmerz
- Verfärbung der Haut (weiß, lila, blau, rot)
- Veränderungen im Haarwachstum (sieht aus wie Schamhaare)
- Veränderungen des Nagelwachstum
- Vermehrtes schwitzen an der betroffnen Extremität
- Schwellung
- Temperaturunterschied zur gesunden Seiten
- Schwammartige Entkalkung des Knochens (Im Röntgen sieht der Knochen wie ein Schwamm aus)
- Berührungsschmerz, selbst Wind oder Kleidung verursacht unendlichen schmerz
Was ist CRPS?
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CRPS, auch Morbus Sudeck, Kausalgie, Reflexdystrophie, Dystrophisches Syndrom etc wird auch als entgleiste Heilung bezeichnet, die Nerven der verletzen Stelle schicken Schmerzimpulse an das Gehirn, das Gehirn reagiert allerdings nicht auf die Information, also senden die Nerven immer stärke Reize an das Gehirn, dies reagiert weiterhin nicht oder nicht ausreichend, irgendwann heilt die Verletzung ab, die Nerven senden aber weiter Schmerzimpulse an das Gehirn. Das Gehirn versucht die Impulse zu unterbinden in dem es den Stoffwechsel in dem betroffenen Gebiet drosselt, dadurch kommt es zu der Entkalkung der Knochen und Muskulatur.
Was ist die Ursache?
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Die genaue Ursache kennt man nicht, es wird kaum auf dem Gebiet geforscht, von uns gibt es einfach zu wenig, also würden die Pharmakonzerne ihre ausgaben nicht schnell genug wieder rein bekommen. Daher bekommen wir Medikamente die für Osteoporose, Multiple Sklerose und Rheuma entwickelt wurden, ach ja einige Ärzte schwören auch auf Alzheimer Medikamente ;-)
All diese Symptome hatte ich aber die tollen Ärzte in den Krankenhäusern stritten die Diagnose ab, klar, meist entsteht CRPS durch Behandlungsfehler wie ein zu enger Gips, zu starke Krankengymnastik etc)
Nach achtzehn Monaten wusste ich endlich was ich hatte, bzw. wusste ich wie die Krankheit hieß, was es war wusste ich noch nicht, zumindest nicht was es bedeutet, das erfuhr ich erst mit der Zeit. Da meine Hand immer noch ständig entzündet war und offene Stellen hatte konnte man nicht alle erforderlichen Therapiemethoden anwenden, ein Katheder mit Lokalanästhetikum direkt an den Sympathikus brachte ein zu großes Infektionsrisiko mit sich, also ließ man es.
Mir blieb nur die "normale Schmerztherapie" mit immer stärkeren Schmerzmitteln.
Im Dezember 2002 war die Hand mal wieder so entzündet das ich sie amputieren lassen wollte, die Schmerzen wären zwar geblieben da die Nervenschädigung bereits den Sympathikus geschädigt hatte und sich der Sudeck sich bis zum Oberarm ausgebreitet hatte. Da es eine Amputation auf Wunsch war musste ich zum Psychiater, dieser bestätigte mir geistige Gesundheit, also wurde ein Termin für die Amputation des Unterarms angesetzt. Ich lag bereits im OP, voller Vorfreude auf eine Prothese mit Greiffunktion, das wäre ein mega Fortschritt für mich gewesen, als der Operateur kam und mir mitteilte er würde doch nicht amputieren, immerhin sei ich eine Frau und unverheiratet, Männer würden bei Frauen auf die Hände achten und eine fehlende Hand würde die Männer irritieren. Also wurden nur die restlichen Gelenke der Finger entfernt so das Knochen auf Knochen liegt. Klar, ich hätte auf die Amputation bestehen können, immerhin hatten wir einen Behandlungsvertrag aber hätte ich dem Arzt vertrauen können wenn er gegen seinen Willen operieren muss??? Was wenn was schief gegangen wäre? Nein, also blieb der Arm dran
Mittlerweile hatte ich zusammen mit einer Freundin ein Internetforum gegründet um anderen Betroffenen die Möglichkeit zum Austausch zu geben, um Ärzten und Therapeuten die Möglichkeit zu geben sich zu informieren, um Betroffene über Therapiemethoden, Vorsichtsmassnahmen, fähige Ärzte etc aufzuklären. Dadurch habe ich heute Kontakt zu über 800 Betroffnen, kenne Unmengen Literatur, sämtliche Therapiemethoden und berate andere Betroffene, übersetze Arztberichte oder höre einfach zu wenn es zu viel wird.
Wie bei jeder Krankheit gibt es verschiedene Stufen, von Unglaube, Verzweiflung, Wut, Ignoranz bis hin zur Akzeptanz, wobei Akzeptanz auf keinen Fall mit Aufgeben gleich zu setzen ist, es geht einem einfach besser wenn man sich nicht an jeden Strohhalm klammert, nicht den 40. oder 50. Arzt aufsucht der einem ein Wunder verspricht, nein darum geht es nicht. Man muss die Krankheit und den Schmerz akzeptieren, sonst zerstört er einen, sonst dreht man durch.
Ich weiß nicht wie ich es euch beschreiben soll, habt ihr euch schon mal mit einem Hammer auf den Fingernagel gehauen? Dieser erste Schmerz, dieser stechend, heiße, brennende Schmerz, das ist Sudeckschmerz, nur bleibt er nicht nur einen Bruchteil einer Sekunde sondern über Jahre, bei mir mittlerweile fast 5 Jahre. Betäuben kann ich den Schmerz nur mit Betäubungsmittel wie Morphium und Co. Da es einfacher ist auf jemanden sauer zu sein als auf irgendetwas heißt mein Arm KlausBärbel, ursprünglich hieß der Ringfinger Bärbel und der kleine Finger Klaus.
Na ja KlausBärbel wurde erwachsen, nun hat er bereits die Schulter gefressen, der Arm ist bewegungs- und gebrauchsunfähig, er ist einfach nur da, eigentlich ist er nur im Weg und macht Probleme. Durch die Schonhaltung kommt es zu Rückenproblemen, die führen irgendwann zu Bandscheibenvorfällen. Die Medikamente führen zu Magenproblemen und irgendwann zum Magengeschwür, das ständige Erbrechen wegen der Magenbeschwerden führt zu Zahnproblemen und Zahnverlust die Betäubungsmittel betäuben jeden Schmerz, so merkt man es nicht wenn eine Zahnwurzel vereitert, man eine Blasenentzündung hat, ja man merkt nicht mal eine Lungenentzündung, die Betäubungsmittel betäuben auch das Atemzentrum, daher hustet man bei einer Bronchitis gar nicht, bei einer Lungenentzündung vielleicht drei bis fünf Mal am Tag. Alle Erkrankungen die Schmerz als Warnsignal senden fallen erst auf wenn andere Symptome auftreten, gerade habe ich eine Thrombose "übersehen" erst als die Schwellung und Verfärbung auftrat fiel es auf, da war sie schon ein paar Tage alt. Man verliert die Kontrolle über seinen Körper, das ist wohl das schwerste mit dem man sich abfinden muss. Die Empfindung lässt nach, man kann seinem Körper nicht trauen. Wenn man Schmerzen hat sind sie an dem Arm oder de Bein in dem der Sudeck wohnt.
Mittlerweile hat der Schmerz sich ausgebreitet, Rheuma ist hinzugekommen, das echte Rheuma, man kann die verschiedenen Schmerzen erstaunlich gut auseinander halten, einmal brennend, stechend und einmal dumpf, ziehend und bohrend.
Zudem verliert man viele Freunde, da man nicht planen kann, da man nie weiß wie es einem in drei Tagen, drei Wochen oder Monaten geht kommt es oft vor, dass man kurzfristig absagt, das machen nur sehr sehr gute Freunde auf Dauer mit und echt Freunde hat man nicht so viele
Das Leben verändert sich, mein Leben hat sich verändert, ich musste meine Träume aufgeben, mein Hobbys, meinen Traumberuf, mein Ziel Medizin zu studieren, das ganze Leben ändert sich. Man muss alte Gewohnheiten ablegen, zum Beispiel liebe ich es hin und wieder laut Musik zu hören, jetzt verursacht der Bass Schmerzen, spüre jede Vibration. Dauer Shoppen, Party, ein Strandurlaub - alles nicht drin, jeder Sudeck hat seine Wohlfühltemperatur, KlausBärbel liebt es kühl, 16°-18° C, wenn es wärmer oder kälter ist bilden sich Blasen, die Haut löst sich da der Stoffwechsel im arm gestört ist, wie bei offenen Beinen dauert es teilweise Monate bis die Löcher verheilt sind und dann warten bereits neue darauf aufzubrechen.
So lange wir für die Pharmaindustrie unrentabel sind bekommen wir weiter die Medikamente, die auf anderen Gebieten für uns abfallen, speziell für CRPS wird kaum geforscht. Die Entwicklung der letzen Monate und Jahre hat mich nachdenklich gemacht. Ich frage mich öfter wo ich in zehn Jahren bin, mache mir da ehrlich gesagt wenig Illusionen, dafür hat sich der Zustand speziell in den letzen 12 Monaten zu sehr verschlechtert, dafür sind zu viele Folgeerkrankungen hinzugekommen. Klar ist meine Lebenserwartung genauso hoch wie bei gesunden, aber 80 Jahre alt werden heißt ja nicht automatisch, dass man doch im Rollstuhl landen kann oder ständig auf Hilfe angewiesen ist.
Aber egal wie sich das anhört, ich bin davon überzeugt, dass alles seinen Sinn hat, ich war früher ein Workerholik, habe 70-80 Stunden die Woche in der Praxis gearbeitet, sieben Tage die Woche, zusätzlich habe ich in der Notaufnahme und im Kreissaal Nachtdienst gemacht, Schlaf hab ich nicht gebraucht, wozu auch, ist doch verschenkte Zeit, heut schlaf ich im Schnitt vier Stunden am Tag, allerdings nie am Stück.
Man sieht die Welt mit anderen Augen, lernt kleine Dinge mehr zu schätzen, freut sich wenn man es geschafft hat den Großeinkauf zu überstehen ohne danach drei Tage flach zu liegen oder wenn man ohne Pause die Treppe in den ersten Stock geschafft hat, ja manchmal sogar, wenn man es überhaupt geschafft hat sich eigenständig anzukleiden oder den Weg zur Toilette ohne Pause geschafft hat. Man lebt trotz der Schmerzen und Einschränkungen viel intensiver, nimmt nicht alles als normal hin und freut sich über Kleinigkeiten. Klar, es ist nicht immer einfach, mein Kampf um die Rente ist mindestens so lang wie dieser, aber man weiß das es sich lohnt
So, das war nun die Geschichte von KlausBärbel und wie aus einem Workerholik ein "Krüppel" wurde, ich darf mich und andere Krüppel nennen und Witze machen, denn ich gehör dazu.
Da mir bei Ciao vor geworfen wurde, ich wolle mit diesem Beitrag Mitleid erwecken und euch dadurch animieren meine Berichte zu bewerten möchte ich noch mal ganz klar darauf hinweisen, dass dem nicht so ist. Ich möchte einfach aufklären, die Dunkelziffer von CRPS ist unendlich hoch und das Leben mit einer Krankheit, die kaum jemand kennt ist vielleicht sogar noch etwas schwerer als mit einer Krankheit, die bekannt ist, da man ständigen Anfeindungen ausgesetzt ist.
14.04.2006 - Aktueller Stand
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Ich warte seit nunmehr 4,5 Monaten auf die Verlängerung meiner Rente, war mittlerweile bei zwei Gutachtern. Aus unerfindlichen Gründen interessieren sich die Gutachter plötzlich für meinen anderen Arm, obwohl der nichts mit dem Rentenantrag zu tun hat. Der letzte Gutachter sollte den "gesunden" (wenn man da von gesund reden darf) Arm auf CTS (Carpaltunnelsyndrom) testen, der Test war negativ, war klar, hätte ich auch so sagen können, allerdings war der Nerv am Ellenbogen auffällig (logisch, der soll ja auch operativ verlagert werden), allerdings könne er das nicht ins Gutachten schreiben, man hätte ihn ja nur beauftragt zu testen ob ein CTS vorliegt, er wird der BfA also raten ein drittes Gutachten anzufordern. Die spinnen doch, zum einen weil der rechte Arm völlig uninteressant ist und zum anderen nur nach CTS zu fragen, warum haben sie dem Gutachter nicht beauftragt den kompletten Arm zu untersuchen? Na ja, immerhin weiß ich nun wie die Frau vom Gutachter heißt, dass sein Sohn Fußball spielt, sein Schwager eine Dönerbude hat und das Gesundheitsamt zum Check da war, denn in den 30 Minuten wurde 17 Minuten telefoniert. Wie gut, dass ich bei jedem Gutachten ein Tonband mitlaufen lassen...
Nun wisst ihr auch, warum ich mich über die extremen Veränderungen bei der Vergütung so ärger, Yopi kommt zur Zeit für meinen Lebensunterhalt auf, da die BfA mal wieder nicht zahlt.
Einsam
Dunkle, kalte feuchte Nacht, schlaflos, traumlos,
keine Ruhe - Schmerz
alles in mit ist erwacht
Wut, Trauer, Angst, Fragen, Hass
es brennt in mir
es brennt ein Warum? Wieso? Weshalb?
warum ich? was hab ich getan?
es gibt keine Antwort
es gibt kein Entrinnen aus dieser Nacht
Einsam, alleine, klein, ohne Freud
so fühl ich mich
verlassen, ohne Wärme, keine Liebe
niemand ist da
ich bin egal
aber warum ist das Leben so?` Mein Leben
so ist mein Leben und so wird es bleiben
Ich bleibe in der dunklen kalten Nacht
Ich bleibe zurück im tiefen Schmerz
aggressiv, brennend, zerstörend,
er will mich töten, mich vernichten,
ich habe mich an ihn gewöhnt,
an die Blicke, die Fragen, das Warum und den Schmerz
und irgendwie gehört er auch zu mir
er hat mich geändert, mich geformt,
mich zu dem gemacht was ich bin,
und wenn ich ehrlich bin
ist das wohl auch sein Sinn
Viele Grüße Luca
Eine Bitte an alle Freunde des schnellen Klicks, bitte lasst diesen Bericht aus, er hat zu viel Zeit und Mühe gekostet um einfach abgeklickt zu werden. Bei den anderen Berichten ist es mir egal, aber hier würde ich mich freuen wenn er auch gelesen wird weiterlesen schließen
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