Pro:
leichte Benutzerführung, verständlich für Laien
Kontra:
in meinem Fall keine korrekte Berechnung, Sachverhalte werden außer Acht gelassen
Empfehlung:
Nein
Meinem Bericht muß ich vorwegschicken, daß ich vor einigen Jahren mal eine Ausbildung zur Steuerfachangestellten überlebt habe, also in Steuersachen kein unberschriebenes Blatt bin.
Letztes Jahr bekam ich Taxman 2002 geschenkt und war mit der Nutzung ganz zufrieden, also kaufte ich mir die 2003er Version wieder. Im Blöd-Markt habe ich es für 29,95€ erstanden.
Im Lieferumfang ist neben der CD und einer Installationsanleiung auch noch ein dickes Handbuch enthalten, so daß man sich keine anderen Bücher kaufen brauch, die einem für die Steuererklärung helfen sollen.
Die Installation verlief problemlos und ich habe davor auch nicht Taxman 2002 deinstalliert. Dies hat sich als clever erwiesen, da man nämlich Daten aus 2002 nach 2003 übernehmen kann. Nachteil dabei ist einmal, daß man dies für jede Steuerakte einzeln tun muß, was natürlich zeitintensiv ist. Noch viel größere Nachteil ist meines Erachtens jedoch, daß nicht nur die Stammwerte wie persönliche Angaben, Steuernummer usw. übernommen werden, sondern ALLE Werte aus dem Vorjahr! Dadurch muß man höllisch aufpassen, ob man nicht hinterher noch irgendwelche Einträge aus dem Vorjahr hat.
Mein Tipp: Nach der Datenübernahme alle €-Werte am besten löschen und dann erst mit der neuen Erklärung beginnen!
Nun fangen wir also mit der Erklärung an. Man kann zwischen einem Interview und einem Eingabe-Modus wählen, wobei das Interview klar für Laien gedacht ist. Im Eingabe-Modus, den ich gewählt habe, kann man zu einzelnen Themen auch Videos sehen und es kommen ständig geldwerte Tipps, welche man auch unterdrücken kann.
Meine Steuererklärung mit Taxman 2003:
Zu den Ausgangsdaten, ich war zum Zeitpunkt der Erklärung noch ledig, hatte nur Einkünftige aus selbständiger Arbeit und sonstige Einkünfte - ich zähle das zu Standardfällen, auf keinen Fall was kompliziertes - keine Immobilie, keine Spekulation mit Aktien, keine Kinder, nix kompliziertes.
Das Programm fragt in Schritten ab, was man z.B. für Werbungskosten und Sonderausgaben hat und zeigt auf Wunsch an, was alles dazu zählt und was man z.B. pauschal ansetzen kann - klarer Pluspunkt!
Man kann auch Daten aus anderen (Finanz-)Programmen übernehmen, dies habe ich aber nicht genutzt und kann es daher nicht beurteilen.
Das Programm trägt alle Werte selbst in die Formulare ein, die man sich ausdrucken kann, und fertigt auch noch Anlagen zu den Formularen selbst an - vorbildlich! Weniger gefallen hat mir allerdings, daß auf der Belegliste nur stand, daß man die Steuerkarte der Erklärung beifügen muß. Aus Erfahrung weiß ich, daß dies wohl keinem Finanzamt reichen wird - Nachfragen wären vorprogrammiert.
Nun aber zu den Minuspunkten, die mich zu meinem Urteil gebracht haben.
1. Man kann für Fahrtkosten bei Dienstreisen die tatsächlich entstandenen Fahrtkosten ansetzen, worauf einen das Programm auch brav hinweist. Man kann die tatsächlich entstandenen Kosten sogar mit dem Programm ausrechnen! Doch man kann sie nirgendwo eingeben, das Programm nimmt automatisch die pauschalen 0,30 € pro gefahrenen km. Dadurch werden die höheren Fahrtkosten nicht bei den Werbungskosten berücksichtigt, die erste Unstimmigkeit bei der Steuerberechnung.
2. Ich habe im Ausland lebende Verwandte unterstützt und will dies als agB geltend machen. Leider unterscheidet das Programm nicht nach den Ländergruppen - je nachdem, wo die unterstützte Person wohnt, werden die Aufwendungen nämlich um 1/3 oder gar 2/3 gekürzt. Taxman setzt hier stur 100% an.
3. Ich habe in 2001 einen Verlust erzielt, der in 2002 nun mein zu versteuerndes Einkommen mindern soll. Den entsprechenden Haken habe ich brav gemacht, wobei man im Mantelbogen keinen Wert angeben kann. Taxman fragt aber auch nach keinem! Da habe ich es über die Anlage VA versucht - dort kann man die Berücksichtigung des Verlustvortrages beantragen, wenn dieser von einem anderen Finanzamt festgestellt wurde und kann auch die Höhe angeben. Die Anlage war bei den zu druckenden Formularen dabei - bei der Berechnung wurde der Verlustvortrag aber in keiner Weise berücksichtigt.
4. Ich habe ein wenig Rente bezogen, diese nebst Ertragsanteil auch eingegeben. Die Rente mal Ertragsanteil abzüglich Werbungskosten beträgt knapp 50 Euro - Taxman hat sie in der Berechnung KOMPLETT weggelassen!
Summa summarum beläuft sich die Differenz zwischen der von Taxman ermittelten Steuer und der von mir errechneten Steuer auf ca. 1.200 €!
FAZIT:
Trotz einfacher Bedienung und nett gestalteter Benutzeroberfläche kann ich das Produkt nicht empfehlen. Für Leute, die sich mit Steuern nicht auskennen und denen solch ein Programm eigentlich helfen soll, finde ich es sogar gefährlich: Ein Benutzer wird sich i.d.R. auf die vom Programm generierte Steuerberechnung verlassen und könnte eine böse Überaschung erleben, wenn der Bescheid dann ganz anders aussieht - aber richtig ist. Da es sich bei den von mir geschilderten Mängeln durchaus nicht um exotische Steuerfragen handelt, sondern um Sachverhalte, die auf viele andere User zutreffen, ist es in meinen Augen um so schlimmer.
Nächstes Jahr werde ich mir wohl kaum noch einmal den Taxman ins Haus holen! weiterlesen schließen
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