Pro:
Sie sind billig . Sie sind schnell verzehrfertig
Kontra:
Sie sind nicht preiswert . Sie schmecken mir nicht .
Empfehlung:
Nein
A u s g a n g s s i t u a t i o n /
P r o b l e m s t e l l u n g :
Früher gab’s noch den Bäcker ums Eck. Da, wo der früher war, befindet sich heute eine Aufbereitungsanlage für Teiglinge, die sich „Simon’s Brotkörbchen“ nennt und die gewissermaßen das Pendant einer Mc Donald’s-Filiale darstellt: Produkte mit hohem Vorfertigungsgrad werden unter Zugabe von Hitze verzehrfertig gemacht und als „frisch zubereitet“ an den Mann bzw. an die Frau gebracht. Ich mochte den Bäcker ums Eck. „Simon’s Brotkörbchen“ mag ich nicht: Zum einen des blöden Apostrophs wegen, zum anderen der vergleichsweise hohen Preise wegen, die Simon mir für die Serviceleistung „Aufbacken“ berechnet. Vor allem aber mag ich Simons Brötchen (für Baden-Württemberg: Brocken) nicht besonders: Sie schmecken mir einfach nicht.
Quid nunc?
Die Suche nach der Alternative beginnt, und sie führt mich unter anderem zum ALDI-Konkurrenten Lidl, in dessen Sortiment sich eben auch Brötchen (für Hamburg: Kröppen) finden. Oder besser gesagt: die vorgebackenen Kleinstücke auf Mehlbasis, aus denen verzehrfertige Brötchen (für Sachsen: Schluppen) werden sollen. Die werden, abgepackt zu jeweils zehn Stück und unter der Bezeichnung „Brötchen-Mix“, zum vermeintlichen Spottpreis von lediglich 0,99 € losgeschlagen: Nix wie ’rein damit in den Einkaufswagen – für den Preis wird man ja wohl nicht viel falsch machen können, oder? Wirklich nicht? Ich finde, schon.
E r s t e _ E i n d r ü c k e
a) olfaktorisch
Bereits als ich die Tüte öffne, schlägt mir ein seltsam-säuerlicher Geruch entgegen. Der schnelle Blick aufs Haltbarkeitsdatum bestätigt mir jedoch, dass das offenbar kein Anzeichen dafür sein muss, dass die Teiglinge ihre besten Tage bereits hinter sich haben. Mit anderen Worten: wahrscheinlich ist der Geruch völlig normal und kein Grund zur Beanstandung. Ob mich das beruhigen muss, weiß ich nicht.
b) optisch
Platt und annähernd viereckig. Ein bisschen wie Kopfsteinpflaster. Irgendwie muss ich an Rothenburg ob der Tauber denken.
c) haptisch
Die flachen Kleingebäcke liegen gut in der Hand. Die mit Körnern vollflächig abgestreute Oberfläche macht die Brötchen (für Berlin: Zippen) griffig. Mit Wasser getränkt und danach eingefroren, müssten diese Brötchen (für Bayern: Hummeln) gute Wurfmittel abgeben.
A u f w ä r m p h a s e
Schnell habe ich den Ofen (für Österreich: das Backrohr) auf die empfohlene Temperatur zwischen 180 und 200° C vorgeheizt. Dann noch die Kleingebäcke ein wenig angefeuchtet – und nichts wie rein in den Ofen (mittlere Schiene? Untere Schiene? Obere Schiene? Bei meinem Ofen und der abenteuerlichen Elektrik in meinem Haus macht das keinen erheblichen Unterschied). Ein kleines Piktogramm (für RTL II-Gucker: pic in Handyhintergrundgröße) auf der Tüte interpretiere ich dahingehend, dass die besten Ergebnisse bei einer Erhitzungszeit von geschätzten zehn Minuten erzielt werden.
V e r k o s t u n g
Nach Ablauf der vom Hersteller empfohlenen Backzeit ergibt sich folgendes Bild.
a) Optik, Produktaußenfläche:
Auch nach Erreichen des von mir gewünschten Bräunungsgrades präsentieren sich die Teiglinge flach wie eh und je. Einige der Testkörper sind an ihrer höchsten Stelle nicht merklich höher als geschätzte zwei Zentimeter – dies ist insofern von Belang, als dass die für einen bequemen Schneid- und Belegvorgang erforderliche Mindesthöhe hier deutlich unterschritten wird.
b) Optik, Produktinnenflächen:
Nach Abkühlen des Backwerks auf Zimmertemperatur setze ich zum Horizontalschnitt an. Der erste optische Eindruck: das Verhalten der Krume ist nicht zufriedenstellend. Obgleich den Empfehlungen des Herstellers gefolgt wurde, erscheint die Konsistenz der Krume klebrig. An der Sägezahnklinge des für den Schnitt verwendeten Brotmessers bleiben große Stücke des Produktes haften. Die Schneidkante ist uneben, das Ergebnis des Schneidvorgangs als suboptimal zu bezeichnen.
c) Geschmack
Der erste olfaktorische Eindruck erfährt Bestätigung. Das von mir beim Öffnen der Tüte bemerkte säuerliche Aroma findet auch im Geschmack seinen Niederschlag: die Teiglinge der Marke „Landgut“ fallen im Test durch einen unangenehmen Beigeschmack auf. Die Hauptanmutung: die Testkörper schmecken in erster Linie mehlig. Die feste, leicht klebrig anmutende Konsistenz trägt noch zum negativen Gesamteindruck bei: auch großzügiges Belegen mit Aufschnitt konnte nicht über den unangenehm-teigigen Grundgeschmack der Testkörper hinwegtäuschen.
U n t e r m _ S t r i c h :
Mein Gesamturteil: Harry, fahr' schon mal den Ofen hoch – demnächst kaufe ich nämlich wieder bei dir. Oder ich kaufe die Sonntagsbrötchen (für Mecklenburg-Vorpommern: Tuppen) von „aro“ – die sind zwar nicht mit Mohn und Sonnenblumenkernen abgestreut. Und es sind auch nicht ihrer zehn in der Tüte, sondern nur acht.
Die kosten dann aber auch nur 0,79 €. Vor allem aber schmecken sie auch nicht schlechter als das, was mir Simon, Kamps & Co. für sehr viel mehr Geld anbieten (von „schmackhaft machen wollen“ will ich hier gar nicht erst sprechen).
Meine Vermutung: Irgendwer hat den „Landguts“ neulich kein Weizen-, sondern Sägemehl angeliefert. Ob es sich dabei um ein Versehen oder um das Resultat firmeninterner Sparmaßnahmen handelt, lässt sich ohne eingehendere Recherche nicht sagen. weiterlesen schließen
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