Pro:
Preis, Geschmack, Verpackung
Kontra:
Orangengeschmack etwas schwach auf der Brust
Empfehlung:
Ja
Hallo,
jetzt wo die Tage wieder kürzer werden und es abends auch schon mitunter empfindlich kühler wird, versuche ich das Beste draus zu machen und mich möglichst oft abends gemütlich mit einem Buch und was Leckerem zu trinken auf meiner Couch niederzulassen. Was bietet sich jetzt da besser an als leckerer Tee?
In den letzten Wochen habe ich bei Lidl sehr viele neue und interessante Teemischungen – vorzugsweise im Teebeutelchen – entdeckt und werde sie euch so nach und nach alle mal vorstellen. Es sind ein paar richtige Exoten dabei, aber ein wenig Lehrgeld musste ich angesichts so manches Ergebnisses doch auch zahlen. Hier nun meine Erfahrungen mit
LORD NELSON
ROOIBOS ORANGE.
Aber weil mir meine Erfahrung allein immer etwas zu wenig sind, hatte ich gestern mein Testerteam – sprich: meine beiden Tee trinkenden Kolleginnen von neulich – zusammengetrommelt und ihnen meine neueste Entdeckung auf dem Teesektor vorgeführt.
1. WO WIRD ES FÜR WIE VIEL GELD VERTICKT UND WARUM KONNTE ICH NICHT NEIN SAGEN?
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Lord Nelson als Botschafter in Sachen Tee ist einer, der nur im Auftrag der
Lidl Stiftung & Co. KG
74167 Neckarsulm
unterwegs ist und dafür sorgt, dass immer wieder interessante Teesorten unters Discounter bevorzugende Völkchen gebracht werden. Im Lidl meines Vertrauens hab ich den Tee dann vor einer Woche in mein Körbchen gelegt und einfach so mitgenommen.
Wie immer bleibt der tatsächliche Hersteller Lidls großes Geheimnis. Keine Hotlinenummer für Teetrinker, die sich beim Teekochen mit Teebeuteln verfitzt oder sonstige Fragen zum Produkt haben.
Für nicht einmal 1 € - genauer 99 Cent – erwirbt man die „Nutzungsrechte“ für genau 25 kleine, feine Teebeutelchen, die jeder für sich 2 g Tee bereithalten. Insgesamt also lt. Adam Riese 50 g.
Der Grund für den Kauf war bei mir simple Neugier, weil die Verpackung so ansprechend und schön aussah.
Fazit hier: Preis ist in Ordnung, schade aber, dass es den Tee höchstwahrscheinlich nur bei Lidl gibt.
2. ZIEHT EUCH WARM AN; DRAUßEN WIRD ES KALT! DIE VERPACKUNG
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Die Teeverpackungen von Lord Nelson fand ich bisher – bis auf wenige Ausnahmen – für die Preisklasse immer sehr gelungen.
Bei der farblichen Gestaltung dominieren die Farben Orange – in verschiedenen Nuancen vom „normalen“ Orange bis hin zu einem satten rotbraun – und Blau. Ins Auge sticht zunächst erst einmal der blaue Flyer auf dem neben dem typischen Lord Nelson-Schriftzug und Logo auch die genaue Bezeichnung des Tees – Rooibos Orange – in goldenen Buchstaben zu lesen ist. Ein kleiner schmaler Streifen am unteren Rand verrät etwas über die Menge im Päckchen. Auch dieser ist blau. Beide blauen Felder haben eine goldfarbene Umrandung.
Natürlich fällt auch die gläserne Teetasse mit einer reifen Orangenspalte angenehm ins Auge. In der Teetasse sieht man einen von der Farbe her sehr kräftig aussehenden Tee. Die Hintergrundgestaltung finde ich sehr passend, in den verschiedenen Orange- und Brauntönen ist dort eine afrikanische Landschaft mit Sonnenuntergang und Giraffen zu sehen.
Beide Gestaltungselemente – blaue Schriftfelder und afrikanische Savannenlandschaft – verteilen sich mehrfach auf der gesamten Verpackung.
Die Schachtel ist eine ca. 7 cm breite, ca. 6,5 cm tiefe und knapp 16 cm hohe Pappschachtel, die 25 kleinen Papierbriefchen, in denen sich die typischen Teebeutel – Beutelchen mit Reißleine und Papierfähnchen – befinden. Diese kleinen Briefchen sind in dunklen Farben – blau und blaugrau – sowie Orange und Gold gestaltet.
Es ist zwar eine enorme Menge Verpackungsmüll, der nur allein deswegen entsteht, weil man einen Tee trinken will, aber alle Verpackungsmaterialien sind später in der blauen Tonne gut aufgehoben.
Fazit zu diesem Punkt: Die Gestaltung insgesamt gefiel meinen Kolleginnen und mir sehr gut. Wir fanden sie ansprechend und irgendwie zur Teesorte passend.
3. ROOIBOS? WAS IST DAS? WO KOMMTS HER? DER VERUSCH EINER KURZEN ERKLÄRUNG
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Rooibos – oder zu deutsch: Rotbusch – ist das beliebte Nationalgetränk Südafrikas oder einfach formuliert, ein Kräutertee ganz ohne Koffein. Der Aspalathus linearis, der Rooibos, wächst im sandigen Boden der Cedarberge und dieser Platz in der südafrikanischen Kapprovinz soll der einzige Platz in der ganzen Welt sein, wo Rooibos wächst. Für die Teeherstellung werden nur die oberen Triebe mit den winzigen Blättern verwendet. Die Qualität ist jedoch sehr unterschiedlich. Zum einen wird Rooibossträucher auf den Plantagen maschinell geschnitten. Kleinbauern hingegen ernten ihre Sträucher aus Qualitätsgründen noch heute mit der Handsichel ab. So verhindern sie, dass gröbere Aststücken in den Tee gelangen. Bei der maschinellen Ernte kann das nicht verhindert werden. Geerntet wird einmal im Jahr.
Wie kommt der Tee aber zu seiner sehr kräftigen rötlichen Farbe? Der Tee wird in ca. 2,5 mm große Stücken geschräddert und durchläuft in der Hitze der afrikanischen Sonne einen natürlichen Fermentationsprozess (Trocknungsprozess). Dabei verfärbt sich der Tee kupferrot.
Als Qualitätsmerkmale für Rooibos wird u.a.
- ein angenehm fruchtiges Aroma
- nur wenige helle und zerquetschte Aststücken sowie
- die intensive rotbraune Farbe
angegeben.
4. KAMILLENTEE WAR GESTERN; HEUTE IST ROOIBOS ORANGE DRAN! DAS PRODUKT
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Was da nun als Schachtel und in Teebeutelchen abgefüllt vor uns stand soll ein aromatisierter Kräutertee mit Orangengeschmack sein, so verrät es zumindest die Lidl-Stiftung auf der Verpackung. Ebenfalls auf der Verpackung lese ich wörtlich
„Durch das fruchtige Aroma der Orange wird dieser Tee harmonisch abgerundet.“ Klasse, na da wollen wir doch mal sehen, ob das so stimmt.
Hier schlage ich vor, dass wir uns vom Geruch über die Zubereitung zum Geschmack vorarbeiten.
Jeder in unserer Dreierrunde bekam eines dieser Teebeutelbriefe in die Finger und musste schnuppern. Der erste Eindruck war eher ernüchternd, denn vom angenehmen Aroma oder blumig-fruchtigen Düften war nichts zu bemerken. Irgendwie roch das Ganze ein wenig wie der verstaubte Küchenschrank meiner Uroma – ein wenig nach Pappe, ein wenig nach Tee, aber keineswegs aromatisch. Auch von Orangen – zumindest an dieser Stelle – noch keine Spur zu sehen oder zu riechen. Auch Nase pur ans Teebeutelchen klammern hilft da nicht wirklich.
Ein wenig betreten, aber immer noch voller Überraschung sitzen wir dann mit Teebeutelchen bewaffnet vor unseren großen Bürotassen und entscheiden uns, den Test an dieser Stelle nicht schon abzubrechen. Zack, Beutelchen in die Tassen und ich renne los und hole das heiße Wasser.
Die Zubereitung des Tees ist, wie bei allen Teebeutelchentees, denkbar einfach, auch Kochanfänger dürfen es ruhig unfallfrei versuchen:
1. Teebeutel rein in die Tasse (haben wir schon gemacht)
2. frisches (!), sprudelnd kochendes Wasser (hab ich geholt) in die Tassen schütten und damit das Teebeutelchen nass machen (machen wir umgehend)
3. Dann kommt das große Warten – 6 Minuten ziehen lassen (*ungeduldigindietasseillern*)
Vor unseren Augen spielt sich eine gar wundersame Verwandlung ab. Der unscheinbare Teebeutel, dessen Inhalt im Zustand absoluter Trockenheit noch kleine winzige dunkelbraune Krümelchen mit ein paar wenigen hellen (ah, die zerquetschten) Aststücken waren, verbreitet schon nach sehr, sehr kurzer Zeit eine an sich farblose Flüssigkeit wie Wasser in eine intensive rotbraune Flüssigkeit. Es ist wirklich schon mit anzusehen, wie sich zunächst vom Teebeutel her eine kräftige orange Flüssigkeit wie Farbe, die man ins Wasser kleckst, in diesen kräftigen rotbraunen Tee verwandelt.
Wie die Kinder freuen sich meine Kolleginnen mit mir mit über das doch so ansehnliche Ergebnis in unseren Tassen. Fast wäre uns entgangen, dass in der Zubereitungsphase aus dem was dufttechnisch eher an den eingestaubten Küchenschrank der Uromis erinnerte ein doch sehr angenehmer, aber dezenter Duft wird. Der Tee riecht nun schon etwas nach einem fruchtigen Aroma. Ein Kollegin meint, gnz schwach Orange zu erschnuppern, wie anderen halten und bedeckt und wollen das so nicht bestätigen. Wir einigen uns darauf, dass der Tee dezent nach einem leichten Fruchtaroma duftet und wir es alle drei als überraschend angenehm empfinden.
Fazit zum Duft: Nicht schlecht, aber umhauen tut er uns auch nicht.
Fazit zur Farbe: Klasse und wunderhübsch, sehr kräftig, sehr lecker, so wie er aussieht.
Aussehen und Duft sagen allerdings nicht wirklich auch was darüber, ob das Ganze dann auch schmeckt.
Die 6 Minuten sind um, wir probieren der Reihe nach pur – ohne Kandis, ohne Zucker ohne Honig.
Der Tee hat den typischen Rooibos-Geschmack, wie wir finden. Leicht blumig, mild und ein ganz leichter Vanillegeschmack – und nur ganz, ganz leicht eine Nuance von einem fruchtigen Geschmack. Er ist so dezent, dass man hier gern an Orange glauben, es aber nicht wirklich hundertprozentig bestätigen möchte. Er schmeckt insgesamt sehr angenehm und mild, leicht fruchtig, etwas exotisch und selbst mit verbundenen Augen könnte man den typischen Rooibosgeschmack erkennen.
Jeder von uns forscht nach dem Orangengeschmack, mit mehr oder weniger Erfolg. Das fruchtige im Tee hat schon ein wenig was von Orange, aber wenn man diesen Teegeschmack mit dem reinen Orangentee von Goldmännchen vergleicht, so – finde ich - schmeckt der von Goldmännchen wesentlich intensiver nach Orangen.
Wir einigen uns alle drei darauf, dass bei diesem Tee der typische Geschmack des Rooibos im Vordergrund steht und gut erkennbar ist, der Orangengeschmack kam feststellbar ist, aber der Tee alles in allem doch eine sehr gelungene Teesorte ist, weil er irgendwie lecker schmeckt. Der Tee hat was und ein Hauch Exotik hat er in jedem Fall.
Wer allerdings hier einen intensiven Orangengeschmack erwartet wird sicherlich eher so enttäuscht sein, wie eine andere, nicht zum erlauchten Kreis der 3er-Gruppe gehörende Kollegin.
Erst nachdem wir das geschmackliche geklärt hatten, haben wir dann mit Kandis, Zucker oder Honig den Tee gesüßt. Gesüßt schmeckt er natürlich auch und auch besser. Allerdings, so meine Erfahrung, sollte man das süßen beim Tee auf ein Mindestmaß reduzieren. Mir reichen da eigentlich immer 2, 3 kleine winzige Kandisstücken, weil dann die Süße den Teegeschmack nicht überdeckt und man noch immer was vom Teearoma hat. Aber das muss jeder für sich entscheiden.
Übrigens eine genaue Zutatenliste sucht man auf der Verpackung vergebens und muss sich daher mit den Angaben des Herstellers – Kräutertee mit aromatisierten Orangengeschmack – zufrieden geben.
Fazit: Ein interessanter Geschmack, der trotz fehlendem Orangenintensivaroma sehr gelungen und harmonisch ist. Der typische Rooibosgeschmack ist eindeutig erkennbar, Fruchtaroma eher dezent, aber irgendwie doch erahnbar.
Die Haltbarkeit des Tees wird bei kühler und trockener Lagerung bis April 2007 garantiert. Ist zu schaffen, 25 Teebeutelchen aufgeteilt auf mehrere Teeplaudereien unter Kollegen sind nicht wirklich eine unüberwindbare Hürde.
5. ICH SAG LORD NELSON MEINE MEINUNG – AUFGEPASST:
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Um mal so anzufangen: Ich bin froh, dass ich hier wieder meine Kolleginnen zum Testen an die Teetassen geholt habe, denn alleine wäre ich bei der Beschreibung des Tees eigentlich etwas aufgeschmissen gewesen, weil ich mich mit der Bewertung etwas schwer getan hätte.
Insgesamt sind wir also zu folgenden Ergebnis gekommen:
Der Preis und die Verpackung sind in Ordnung, da gibt es nichts zu meckern. Auch die Verpackungsgröße, in der der Tee verkauft wird ist in Ordnung.
Ein wenig Enttäuschung machte sich beim Geruch breit, der war erst nichts so doll und konnte aber im abgebrühten Zustand noch ein wenig punkten. Die Farbe/ das Aussehen des Ganzen ist in Ordnung und für einen Rooibostee typisch kräftig rotbraun – sehr schön anzusehen, wie er kaum im Wasser schnell Gestalt annimmt.
Beim Geschmack werden sich sicherlich bei diesem Tee die Geister scheiden. Ich finde ihn wegen des typischen Rooibosgeschmacks – leicht fruchtig-blumig, mild und etwas Vanille – eigentlich sehr gelungen, das Orangenaroma hätte aber ruhig deutlicher erkennbar sein, denn hier liegt sicherlich bei der Bewertung der Knackpunkt. Teetrinker, die hier einen fruchtigen Orangentee vermuten, werden sicherlich enttäuscht sein. Insgesamt hat er uns dann doch sehr gut geschmeckt – und das nicht nur weil ich noch leckere Halloren Marzipankugeln mit Weinbrand für unseren gestrigen Teetest dazugestellt hatte…
Insgesamt empfehlen wir den Tee mit 4 der möglichen 5 Sterne gerne weiter – ein Versuch ist er allemal wert. Habe inzwischen für den nächsten Lidl-Besuch eine Bestellliste in die Fingerchen bekommen. Meine Kolleginnen und auch ich werden diesen Tee jetzt wo die Tage wieder kürzer, die Zeit kuschliger und die Temperaturen draußen wieder kälter werden auf jeden Fall wieder kaufen.
So, das war es für den Moment.
Euer Rooibosgibbchen weiterlesen schließen
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