Pro:
Man kann es verbessern durch Therapien
Kontra:
es ist nicht heilbar
Empfehlung:
Ja
Mein Bruder leidet an dem schlimmsten Grad der Legasthenie. Das bedeutet, daß er eine Lese- und Schreibschwäche hat. Er kann Wörter nicht mit einem Blick erkennen. Er muß sich von jedem Buchstaben zum nächsten vorarbeiten.
Das Problem dabei ist, daß es meist nicht erkannt wird. Bei ihm wurde es erst Ende der 2ten Klasse bemerkt. Er lernt zunächst nicht richtig sprechen. Er stotterte und keiner wußte warum. Er wurde in die Vorschule eingeschult, doch geholfen hat dies wenig. Immer wieder brachte er 6en mit nach Hause und noch so vieles Üben half nicht. Es kostete ihn viel Kraft einen Satz mal ohne Stottern rauszubekommen. Die Mitschüler hänselten ihn deswegen und klar daß er sich dann ärgerte, welches das Stottern dann noch schlimmer machte. Für ihn war es ein regelrechter Teufelskreis. Diese Hänselleien endeten oft in einer Rauferei und es hieß: Er wäre aggresiv.
Von den Lehrern wurde kein Verständnis aufgebracht. Sie schoben es auf reine Faulheit. Er konnte ja schreiben, aber es dauerte sehr lange. Er mußte sich sehr konzentrieren, wenn er etwas vorlesen sollte. Manchmal lernte er ganze Texte zu Hause auswendig, falls er beim Vorlesen drankommen sollte. Zeitweise kam es uns so vor als ob er ein Fotografisches Gedächnis hätte. Aber natürlich ging das nicht gut und wenn er ein Wort falsch auswendig gelernt hatte und die Lehrerin in korrigierte, dann konnte er nicht mehr weiter. Reaktion der Lehrer: Man nimmt ihn nicht mehr dran und gibt ihm schlechte Noten. Er wurde für dumm gehalten, was eine Lehrerin sogar mal zu ihm sagte. Aber in Mathe kommischerweise war er der beste. Beim Diktat war es am Schlimmsten. Streß für ihn. Meist fehlten Teile vom Satz.
Daraufhin sollte er von der 2ten Klasse in den Schulkindergarten zurückgestuft werden. Meine Eltern haben das natürlich nicht zugelassen.
Er kam dann zu einer Logopädin. Diese stellte dann die Legasthenie fest und verhinderte die Rückstufung. 3 Mal die Woche mußte er zu ihr. Und bekam Aufgaben für zu Hause. Die Schulaufgaben mußte er noch schaffen. Klar, daß ein Kind dann irgendwann nicht mehr will. Er schaltete ab. Die Logopädin hatte ihm jedoch schon so weit geholfen, daß das Stottern nur noch bei Streß und Aufregung hervorkam. Also wurden die Sitzungen abgebrochen.
Einen Vorteil hatte die Feststellung noch, er bekam in Rechtschreibung keine Note mehr. Daher wurde sein Zeugnis nicht mehr gedrückt. Dieses ist jedoch nur bei der Grundschule möglich.
Jetzt konnte er schon besser sprechen, jedoch hatte er noch immer Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben. Auch wurde er noch immer gehänselt und war bei den Lehrern durch den ständigen Zoff mit Mitschüler nun entgültig in Verruf geraten. Also auch von dieser Seite war keine Hilfe zu erwarten.
Am meisten hat ihm die Instution LOS - Lernen ohne Schimpfen geholfen. Es machte ihm sogar Spaß dahin zu gehen. Auf spielerische Weise wurde auf ihn eingegangen und mit ihm zusammen die Hausaufgaben gemacht. 2 Jahre war er dort und kommt nun allein zu recht. Klar, daß er noch immer etwas langsam beim Lesen und Schreiben ist und sich Fehler einschleichen, aber er kann es jetzt. Und stottern tut er gar nicht mehr.
Als er dann auf die Integrierte Gesamtschule kam, wurde er nach einem Jahr abgeschoben auf eine Sonderschule. Klar waren wir erst dagegen, aber wir konnten nichts dagegen machen. Im Nachhinein sind wir der Meinung, daß es das Beste war, was ihm passieren konnte. Die erste Schule wo er ein friedliches Schülerleben führen kann. Da wird er nicht gehänselt und hat sogar eine Klasse übersprungen!!!
Legasthenie ist nicht heilbar. Man bekommt es nie richtig "weg". Aber man kann es etwas bessern auch wenn es viel Mühe kostet.
Also macht Euch nie darüber lustig, wenn jemand zu langsam ist oder Fehler beim Schreiben macht, wo jeder sagt: Aua, der Fehler tut weh.
Und denkt auch nicht dieser Mensch ist dumm. Das stimmt nicht. Mein Bruder hat zum Beispiel einen 16% höheren IQ als normal.
Zum Schluß möchte ich noch kurz erwähnen, welches die typischen Anzeichen der Legasthenie sind.
-Stottern
-Linkshänder
-Mathe sehr gut
-schreibt manchmal einzelene Zahlen/Buchstaben spiegelverkehrt
-Schwierigkeit Wörter zu erkennen
-typische Schreibfehler
-sehr langsames Lesen
Hierzu sei noch gesagt, daß nicht alles zutreffen muß. Es sind nur Beispiele, wie es sich äußern kann. weiterlesen schließen
Bewerten / Kommentar schreiben