Pro:
leicht rauchig und torfig, er ist sehr weich und kratzt nicht
Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Meine bisherigen Single Malt Whisky Berichte erstreckten sich lediglich auf die Region der Isle of Skye (Talisker) und die Highlands (Glenmorangie) Daher ist es an der Zeit, Euch mal eine neue, typische Whiskygegend vorzustellen – die Speyside. Leider wird diese Region meiner Meinung nach etwas verkannt, verfügt sie doch über eine sehr schöne Landschaft, sowie über den weltweit einzigartigen Malt Whisky Trail – für die Kenner und Liebhaber des schottischen Whiskys ein absolutes Muss.
Der Destille selber habe ich noch keinen Besuch abgestattet, bin aber schon daran vorbeigefahren. Dem Genuss eines guten Maccallan Single Malt tut dies aber gewiss keinerlei Abbruch. Craigellachie bildet einen zentralen Ort auf dem Whisky Trail, ist aber eher bekannt für die Speyside Cooperage, die hier ebenfalls ihr Zuhause hat. Wer sich also ein wenig für die Herstellung von Whiskyfässern interessiert, ist hier gut aufgehoben.
Nun folgt aber zuerst mal etwas über die Geschichte der Destille, dessen markantestes nach außen hin sichtbares Merkmal das Manorhouse von Easter Elchie ist. In welchem Jahre sie errichtet wurde, ist nicht genau überliefert, eines aber ist sicher – im Jahre 1824 erwarb sie jedenfalls einen legalen Status und gehört somit zu den ersten offiziellen Brennereien. Für die nächsten 170 Jahre blieb das Unternehmen in den Händen der Familie Macallan – Glenlivet. Der Name Macallan ins Deutsche übersetzt, heißt übrigens „Sohn des Allan“.
Dabei blieb man im Laufe der Zeit der Tradition treu und produziert noch heute, dass Lebenswasser in nicht weniger als 21 (!) allerdings kleinen, handgemachten Kupferstills. Um auch ja keine Veränderungen in der Herstellung vorzunehmen, wurden diese Kopien getreu den Original Stills nachgebaut. Durch finanzielle Schwierigkeiten Mitte der neunziger Jahre, wurde das Unternehmen allerdings mehr oder weniger gezwungen, seine Unabhängigkeit aufzugeben. Ein 25% Anteil war vorher schon an den japanischen Suntory Konzern verkauft worden – weitere 26% hatte der französische Remy Konzern in Händen. All diese Anteile wurden dann von den Highland Distillers aufgekauft, die damit die Mehrheit übernahmen.
An dieser Stelle sollte ich wohl mal etwas verdeutlichen, welch hohen Stellenwert und Ansehen der Macallan in der schottischen Whiskyzunft genießt. Dieser Single Malt hat in den unterschiedlichen Jahrgangsstufen mit Abstand die meisten Preise bei diversen Blindverkostungen errungen. Vor allem diverse alte Abfüllungen, die dabei zum Teil schon mal 60 Jahre und älter sein dürfen, erreichen bei verschiedenen Auktionen immer wieder astronomische Verkaufspreise. So wurde z.B. eine Flasche aus dem Jahrgang 1926 für sage und schreibe fast 25.000 Euro versteigert. Der Verständlichkeit halber sollte ich aber auch erwähnen, das hier nur insgesamt 12 Flaschen abgefüllt wurden und die Flaschen alleine schon wahre Kunstwerke aus Messing und Glas waren.
Es gibt natürlich auch einige günstigere Varianten. Ein sieben und ein achtjähriger Macallan werden für den Export nach Frankreich und Italien produziert. Des weiteren gibt es noch einen zehn, einen zwölf, einen achtzehn und einen fünfundzwanzigjährigen Single Malt – für jeden Geldbeutel ist also etwas zu haben. Wie viele anderen Destillen auch, verwendet Macallan bestimmte Holzfässer. Dabei schwört jeder auf eine andere Theorie – in diesem Falle werden meist nur Fässer aus dem spanischen Olorossoholz verwendet, in denen vorher Sherry aus Jerez gelagert wurde. Dies ist eine Erklärung für die sehr dunkle Farbe des Whiskys.
Weitaus seltener werden Fässer aus Fino, Manzanilla oder Amontilladoholz verwendet. Als der Nachschub von Fässern ins Stocken kam, veranlaßte die Destille als erstes Unternehmen, das die Fässer zukünftig vor Ort in Spanien gebaut wurden. Anschließend werden diese an die Winzer verliehen und nach Gebrauch wieder zurückgenommen. Insgesamt werden die Fässer maximal zwei von der Destille benutzt, ein sehr exklusives, weil auch recht teures Vergnügen. Was tut man nicht alles für eine hervorragende Qualität. Ein Vorgehen, das mit der Zeit Schule machte. Ein Beispiel wäre da die Firma Glenmorangie, die zum Teil ihr Lebenswasser in Bourbonfässer abfüllt. Mittlerweile werden aber auch dort Fässer verwendet, in denen vorher Sherry, Port oder Madeira gelagert wurde.
Verpackung:
Verpackt wird der Whisky in einem recht stabilen, viereckigen Karton. Über drei Seiten erstreckt sich ein kleines Gemälde mit der Abbildung des „Easter Elchies House“ – dem Stammsitz der Destille. Ansonsten gibt es noch ein paar Hinweise auf das Alter des Whiskys, auf die Geschichte der Brennerei und das exklusiv nur Sherry Fässer aus Jerez für die Lagerung des Malts verwendet wurde.
Korken:
Ein guter Korken ist sehr wichtig. Ohne ihn verliert ein guter Whisky zu schnell an Geschmack und Ausstrahlung. Einen guten Tropfen trinkt man nicht innerhalb von ein paar Tagen, dies erstreckt sich schon über viele Wochen und Monate. So ist es also wichtig, einen geeigneten, sprich relativ schweren Verschluß zu verwenden. Ich selber habe eine kleine Marotte. Wenn immer möglich, rieche ich beim Öffnen der Flasche erst mal am Korken. Der Geruch gibt mir dann schon mal einen kleinen Eindruck über den Inhalt. Ein erster Duft von Sherry liegt bereits in der Luft.
Duft:
Diese Note überträgt sich auch etwas auf das Glas. Neben dem Sherry riecht man auch eindeutig den Torf heraus. Der ist allerdings bei weitem nicht so stark wie z.B. bei einem Whisky von den Inseln. Der Duft läßt sich umfassend mit ziemlich schwer und würzig beschreiben, ist aber doch nicht unangenehm.
Genuß:
Ich nehme als erstes einen ganz kleinen Schluck und behalte ihn für drei, vier Sekunden im Mund, bevor ich ihn herunterschlucke. So kann ich bereits feststellen, ob es sich bei dem getesteten Single Malt um einen „rauheren“ Zeitgenossen, oder ob es sich wie im diesen Falle, um ein relativ weichen Whisky handelt. Wie immer verzichte ich dabei auf jeglichen Zusatz von Wasser, von solch sonderbaren Zugaben wie Eis oder Cola ganz zu schweigen. Hier soll eindeutig das Genießen im Vordergrund stehen, mehr als zwei kleine Drinks gönne ich mir dann nie.
Geschmack:
Meiner Ansicht nach ist der Macallan schon leicht cremig, so wie man es eher von einem der Cream Blends erwarten würde. Er schmeckt erheblich süßer als die normalen Single Malts – vor allem im Vergleich zu den Inselnprodukten. Das heißt allerdings nicht, das er dadurch schlechter ist, er ist eben anders und auf seine eigene Art und Weise hervorragend. Ein leichter Honigtouch und ein leichter Torfgeschmack runden das Bild nämlich vollständig positiv ab. Es handelt sich bei meinem Whisky „nur“ um einen 12 jährigen Single Malt, obwohl noch „jung“ an Jahren, ist er doch schon sehr ausdrucksstark.
Abgang:
Hier kommen die ganzen Vorzüge des Macallan zur Geltung. Er ist schön warm, ja fast trocken zu nennen. Samt und weich fließt er die Kehle hinunter und hinterläßt keinerlei Brennen oder Kratzen im Hals. Die relativ starke Süße tut hier ihr Übriges und hinterläßt einen angenehmen Nachgeschmack.
Farbe:
Hier hat natürlich der Sherry ganze Arbeit geleistet. Der Macallan leuchtet sehr stark in einer wundervollen goldenen Farbe, das einem gleich das Wasser im Munde zusammenlaufen möchte. Die durchsichtige Flasche tut hier natürlich ihr Übriges und verstärkt diese Farbe noch einmal.
Fazit:
Der Macallan gehört für mich zu den besten Whiskys überhaupt. Mit seinen 40% Alkohol liegt der 12 jährige Single Malt dabei eher am unteren Ende der Alkoholskala. Es ist eigentlich schon ein Whisky, der auch für Einsteiger in dieses Metier geeignet ist. Der Macallan ist schon irgendwie ein Mittelding – das eine Extreme ist z.b. ein starker, torfiger Islay Whisky, das andere Extreme ein „leichter, weicher“ Whisky aus den Lowlands.
Der Preis liegt mit cirka 30 Euro durchaus noch im erschwinglichen Bereich. Andere Single Malts von Macallan liegen da schon in weitaus höheren Preisregionen. So werden für einen 15 jährigen cirka 60 Euro, für einen 18 jährigen über 70 Euro fällig. Richtig teuer wird es dann ab dem 25 jährigen aufwärts. Hier ist man schon mal schnell 190 Euro, für den 30 jährigen 240 Euro los. Den Vogel schießt zur Zeit eine Abfüllung aus dem Jahre 1951 ab. Diese Flasche kostet sage und schreibe 2.100 Euro. Darüber hinaus gibt es noch diverse spezielle Sonderabfüllungen von einzelnen Jahrgängen, die ich bisher allerdings noch nicht gekostet habe.
Andererseits trinkt man diesen Single Malt ja auch nicht jeden Tag, sondern man gönnt sich ab und zu mal einen, z.b. nach einem guten Essen. Eine Empfehlung habe ich noch für Euch: laßt die Finger weg von Eis oder gar Cola – wenn überhaupt, würde ich lediglich etwas Wasser hinzufügen. Ich selber mag dies allerdings nicht. Der Macallan kann nur in purer Form genossen, seine ganzen Stärken und Qualitäten ausspielen.
Aus eigener Erfahrung weiß ich natürlich, das vor allem Frauen nicht so gerne Whisky und ihn schon gar nicht in purer Form mögen. Vielleicht konnte ich durch meinen Bericht, die ein oder andere von Euch dazu ermutigen, den Macallan einmal zu probieren. „g“
Wer allerdings keinen Whisky, oder überhaupt keinen Alkohol mag, sollte natürlich besser die Finger davon lassen.
Die Preisinformationen stammen übrigens von www.thewhiskystore.de - einer Site, die wohl jeder Whiskytrinker kennen sollte…. weiterlesen schließen
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