Pro:
Power, Ergonomie, Verarbeitung
Kontra:
Vielleicht der Preis
Empfehlung:
Ja
Hallo, nach dem vielen Alkohol und einer schöpferischen Pause kommt mal wieder ein ganz anderer Produktbericht. Ich baue bei mir öfters daheim um und da benötigt man auch einen Schrauber. Bislang habe ich ein No-Name-Produkt aus dem Baumarkt in Betrieb gehabt und war eigentlich gar nicht traurig, als das Teil den Geist aufgegeben hat. Dieser Akkubohrschrauber hatte eine 14,4 Volt Akku und war äußerst müde, so müde, dass spätestens nach 10 Spax-Schrauben die Leistung nachgelassen hat und nach 20 wieder Akku laden angesagt war. Wie schon angemerkt hat sich eines Tages gar nichts mehr bewegt und mir blieb nichts anderes übrig als einen neuen Schrauber anzuschaffen.
Ein Freund von mir hat eine Elektrofirma und arbeitet auch mit diversen Akkuwerkzeugen. Mir sind bei ihm einige Geräte in türkiser Farbe aufgefallen, ich machte schon den Gag ob er auf Black+Decker Heimwerker Werkzeuge (die Firma stellt auch hervorragende Profiwerkzeuge her, aber das ist die andere Produktlinie) umgestiegen sei. Dies verneinte er und zeigte mir seinen Akkuschrauber genauer, es war ein Schrauber, den er bereits seit mehr als 5 Jahre im Einsatz hat, und von der Firma Makita. Die Firma Makita ist, wie man schon durch den Namen schließen eine ursprünglich japanische Firma, welche aber zwischenzeitlich weltweit vertreten ist und auch weltweit produziert (u.a. auch in Deutschland). In Deutschland ist die Firma seit 1977 und so wurde Ende letztes Jahr 25 jähriges Jubiläum gefeiert. Deshalb wurden auch einige besondere Angebote gemacht.
Das Angebot, welches ich gekauft habe, war der Makita 6317DWDE und der Listenpreis war EUR 230,84. Das ist eine ganz schöne Menge Geld und ich konnte bei ebay das Set für EUR 180,00 incl. Versand bekommen. Fangen wir mal mit dem Lieferumfang an.
1 x Akkubohrschrauber
2 x Ni-MH Akku 12 Volt 2,6 Ah
1 x Wechselbit (Schlitz/Kreuz)
1 x Koffer
1 x Ladegerät
1 x Baustellen Handy Tasche
Bei dem Makita 6317 handelt es sich um einen Zweigang Bohr- Schrauber. Im ersten Gang ist die Drehzahl von 0 – 400 U/min und im zweiten vom 0 – 1300 U/min. Die hohen Umdrehungen werden fürs Bohren benötigt, allerdings kommen diese Werte nicht an eine normale Bohrmaschine bei 220 Volt ran. Für ein Akkugerät ist die maximale Umdrehung aber ein sehr guter Wert und durchaus ausreichend. Man muss sich halt beim Bohren etwas Zeit lassen. Viel wichtiger als die Umdrehungszahlen ist das Drehmoment und hier ist der Makita konkurrenzlos. Ein maximales Drehmoment von 60 Nm (Newtonmeter) ist beachtlich. Auch beachtlich ist das minimale Drehmoment von immerhin auch 25 Nm, es gibt viele Produkte, die sich diesen Wert als Maximalwert wünschen würden. Das Drehmoment kann in 16 Stufen eingestellt werden. Im Schraubmodus reagiert die Rutschkupplung wenn das vorgewählte Drehmoment erreicht wurde, also wenn die Schraube den entsprechenden Widerstand (Tiefe im Material) erreicht hat, reagiert die Kupplung und es wird nicht mehr weiter eingedreht. Im Bohrmodus, ist die vorher beschriebene Rutschkupplung nicht erwünscht und wird mit einem Schalter oben am Schrauber deaktiviert bzw. blockiert. Makita stellt auch einen weiteren 12 Volt Schrauber unter der Bezeichnung 6217DWDE her, der einzige Unterschied liegt darin, dass nur Bohrer mit maximal 10 mm in Stahl verwendet werden können, hingegen der 6317 kann Bohrer bis 13 mm aufnehmen. Hier dürfte der Unterschied im mitgelieferten Bohrfutter liegen (Vermutung von mir). Die Produktlinie von Makita umfasst Schrauber von 9,6 Volt – 18 Volt. Das Topmodel schafft sogar ein Drehmoment von 80 Nm. Das Gewicht des 6317 mit 12 Volt liegt bei ca. 2 kg incl. Akku (Gewicht Akku ca. 650 gr.).
Was zeichnet den Makita 6317DWDE noch aus? Diese Frage ist leicht zu beantworten, neben dem vorher beschriebenen sehr starken Drehmoment ist der Schrauber für den Dauerbetrieb ausgelegt. Dies wird ermöglicht durch ein Getriebe welches im Gegensatz zu den billigen Baumarktschraubern, aus Metalzahnrädern besteht. Die Kohlen für den Motor können ganz einfach gewechselt werden, ohne den Schrauber zu zerlegen. Einfach hinten an den Seiten die schwarzen Schrauben geöffnet und die Schleifkohlen können schon gewechselt werden. Falls der Motor mal wirklich einen größeren Schaden haben, kann auch der Motoranker separat gewechselt werden (das spart Geld, da nur ein Teil des Motors gewechselt werden muss anstatt des ganzen Motors). Ich hoffe aber, dass ich diese Art von Wechsel nicht benötigen werde. Was auch noch sehr angenehm ist, ist die Konstantelektronik, diese steuert unter Last die Drehzahl. Das bedeutet, der Schrauber läuft auch unter voller Belastung (60 Nm) mit derselben Drehzahl. Bei No-Name- Produkte ist das nicht der Fall, bzw. bricht die Drehzahl komplett weg. Ein weiterer Pluspunkt sind die Akkus. Hier werden keine billigen Nickel-Cadmium-Akkus verwendet, sondern teuere Nickel-Metallhydrid. Der Vorteil ist, dass diese Akkus deutlich mehr Power haben (2,6 Ah) und somit länger gearbeitet werden kann. Zudem sind diese Akkus (etwas) umweltfreundlicher und verlieren bei niedrigen Temperaturen auch nicht so viel Leistung.
Hervorzuheben ist auch die Ergonomie, der Schrauber mit eingesetztem Akku liegt einfach gut in der Hand und ist ausbalanciert. Die Rückseite des Griffes, an der der Handballen ist, ist gummiert, dadurch werden mögliche Vibrationen gedämmt und vom Greifen ist es angenehmer. Die Bedienung funktioniert mit einer Hand, das Umschalten von Rechts- auf Linkslauf erfolgt einfach durch einen Schieber, welcher sich in der Mitte befindet, dieser kann mit dem Daumen oder Zeigefinger hin und her geschoben werden (durch das Gerät). Das Bohrfutter ist ebenfalls werkzeugfrei zu bedienen. Die Bohrer der die Bits werden nur per Hand festgezogen und halten bombenfest.
So das war es zu technischen Daten und Vorzügen zu dem Makita, kommen wir zur praktischen Anwendung. Hier habe ich mir zu Testzwecke einen Aufbau eines Holzsägebockes vorgenommen. Hierzu werden 20 Spax-Schrauben mit der Größe 5 x 50 mm in massives Fichtenholz verschraubt. Vorher habe ich noch vorgebohrt aber dazu gleich mehr.
Zum Vorbohren habe ich einen Holzbohrer mit 3 mm als Führung bei den aufliegenden Leisten (immerhin 3 cm stark) gebohrt, die zwanzig Löcher erledigte der Makita im zweiten Gang bei voller Drehzahl (1300 U/min) ohne irgendein Problem. So dann mal umgeschaltet in den ersten Gang (da zum Schrauben reicht die geringere Drehzahl voll aus) und von Bohrer auf Schrauber umschalten. Das Drehmoment habe ich mal auf die mittlere Stufe (8) eingestellt, nachdem ich mir gedacht habe, eine 5 mm Spax komplett einzudrehen braucht ganz schön Kraft. So ich stecke die Schraube in das Führungsloch und setze den Schrauben an, drücke den Knopf und die Schraube verschwindet und zwar so schnell, dass der Kopf auch viel zu tief im Holz verschwindet – also Drehmomentschalter auf 4 und die nächste Schraube rein. Diesmal reagiert die Rutschkupplung richtig und der Schraubenkopf schließt bündig ab. Die weiteren 18 Schrauben wurden ebenfalls versenkt, und was soll ich sagen, der Schrauber hat immer noch dieselbe Leistung wie bei der ersten Schraube. Der Sägebock ist fertig aufgebaut, aber der Makita macht noch nicht schlapp, also habe ich mir mal gedacht, ich bohre etwas Stahl. Eine Stahlplatte mit 5 mm Dicke habe ich mit einem 10 mm HSS-Bohrer bearbeitet (nur angekörnt ohne vorbohren). Die Platte hat nun 8 Löcher mehr aber der Akku hat immer noch Kraft. Weitere Belastungstests habe ich dann nicht mehr unternommen, da die Leistung für den Hobbybereich mehr als ausreicht.
Das mitgelieferte Zubehör ist sehr hochwertig und sinnvoll. Der Koffer ist für den (harten) Baustelleneinsatz gebaut und verfügt sogar für eine Lasche durch die man ein Vorhängeschloss einhängen kann. Das mitgelieferte Ladegerät enthält Steuerungselemente, die vor Überladung schützen und auch erkennen ob der Akku einen Defekt hat. Der Ladevorgang bei dem 12 Volt Akku dauert eine Stunde. Der zweite Akku ist sehr praktisch, da man wechseln kann wenn etwas Größeres vorhat (den zweiten Akku habe ich aber bisher noch nicht benötigt). Der Wechselbit (Kreuz/Schlitz) ist in Makita Qualität, d.h. nach den 20 Schrauben konnte ich keinerlei Beschädigung oder Abnutzung am Bit erkennen. Die Handytasche war die besondere Aktion zum Jubiläum. Diese Tasche ist für den harten Baustelleneinsatz konzipiert, allerdings für mein Nokia 8310 ist diese Tasche viel zu groß. Positiver Nebeneffekt, meine Digitalkamera passt genau in die Handytasche und ist darin sehr gut geschützt.
Fazit: Bei dem Makita 6317DWDE handelt es sich um ein Profiwerkzeug, welches aber auch für den ambitionierten Heimwerker sehr gut verwendet werden kann. Der Lieferumfang ist vollständig und Leistung von dem Gerät ist beachtlich. Am auffälligsten am Gerät sind die Kraft und die Akkukapazität, welche ich noch nicht erschöpfen konnte. Für meine Nutzung ist der Makita vermutlich schon überdimensioniert, aber bei dem Preis den ich gezahlt habe, kann man noch von einem guten Preis-Leistungsverhältnis sprechen und liegt im Niveau von Metabo und den höherwertigen Schraubern von Bosch. Für mich der Überschrauber.
©Veterano weiterlesen schließen
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