Pro:
Abenteuer, lustige Geschichte
Kontra:
zu weit hergeholt, teilweise zu viel Bezug zu den Religionen
Empfehlung:
Nein
Schiffbruch mit Tiger
von Yann Martel
Dieses Buch war mehrere Wochen Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste und hat deshalb damals auch den Weg in mein Bücherregal gefunden.
Leseprobe
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Zum Einstieg ein kleine Leseprobe.
„In der Nacht wurde ich immer wieder wach. Als sich der Sonnenaufgang schon ankündigte, gab ich die Hoffnung auf, dass ich noch einmal einschlafen würde, und stützte mich mit beiden Ellenbogen auf. Ich hielt mir die Hände vor die Augen, und als ich sie fortzog, sah ich einen Tiger. Richard Parker war nervös. Er brummte und grollte und strich im Boot auf und ab. Es war beunruhigend. Ich überlegte, was ihn irritierte. Hungrig konnte er nicht sein. Jedenfalls nicht so hungrig, dass es gefährlich wurde. Durst vielleicht? Manchmal ließ er die Zunge heraushängen, aber nicht immer, und er hechelte auch nicht. Seine Pranken und sein Bauch waren noch feucht. Wenn auch nicht mehr vom Wasser gekühlt. Wahrscheinlich stand nicht mehr viel Wasser am Bootsboden. Bald würde er Durst bekommen.“ (Quelle: Yann Martel: Schiffbruch mit Tiger, S.229)
Die Handlung
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Piscine Molitor Patel, genannt Pi, ist Sohn eines indischen Zoodirektors. Als der Vater beschließt mitsamt dem Zoo nach Kanada auszuwandern, werden die Tiere auf einen Frachter geladen mit dem auch die Familie ihre Reise antritt. Unglücklicherweise sinkt dieser Frachter.
Retten können sich nur Pi, ein Zebra, ein Orang-Utan , eine Hyäne und ein bengalischer Tiger namens Richard Parker. Und zwar alle in einem kleinen Rettungsboot. Der natürliche Kreislauf sorgt schnell dafür, dass Pi alleine mit dem Tiger überlebt.
Zunächst befindet sich Pi auf einem kleinen Floß hinter dem Boot. Nach und nach versucht er den Tiger zu zähmen indem er ihm mit geangeltem Fisch füttert. Auch der Vegetarier Pi muss sich um zu überleben von rohem Fisch und sogar Schildkröten ernähren.
Pi mitsamt dem Tiger strandet schließlich auf einer einsamen Insel, die zunächst das Paradies zu sein scheint sich jedoch als das genaue Gegenteil erweist. Pi ergreift die Flucht mit seinem Boot – und lässt Richard Parker nicht zurück.
Schließlich gelangt das Boot an die mexikanische Küste. Der Tiger verschwindet auf Nimmerwiedersehen im Wald und Pi kommt in einem Krankenhaus wieder zu sich. Dort suchen ihn zwei Angestellte des Verkehrsministeriums auf um mehr über das Unglück des Frachters zu erfahren. Pi erzählt ihnen seinen Geschichte von sich und dem Tiger und allem was ihm noch auf seiner unfreiwilligen Seereise passiert ist. Als man ihm nicht glaubt und ihn inständig dazu auffordert die wahre Geschichte zu erzählen, erzählt Pi letztendlich tatsächlich eine andere Geschichte. Ohne Tiger, ohne geheimnisvolle Insel.
Ob Pi sich die Geschichte mit dem Tiger in seinem Wahn ausdachte oder ob es ihm tatsächlich passiert ist und was dann der Sinn seiner neuen Geschichte ist..... das müsst ihr selbst nachlesen und erfahren. Denn genau in dieser letzten Passage des Romans versteckt sich die Kernaussage der gesamten Erzählung.
Der Autor
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Yann Martel wurde am 25.6.1963 in Salamanca, Spanien als Kind kanadischer Eltern geboren.
Aufgrund der Tatsache, dass er Sohn einer Diplomaten- und Schriftstellerfamilie war, lernte er bereits als Kind viele Orte dieser Erde kennen und machte das Reisen später zu seinem großen Hobby. Dabei führten ihn seine Reisen unter anderem in den Iran und nach Indien.
Martel studierte in Peterborough Philosophie und begann danach seine Schriftstellerlaufbahn.
Werke:
1993 - The Facts behind the Helsinki Roccamatios, (deutsch: Aller Irrsinn dieses Seins. 1994)
1996 - Self, (deutsch: Selbst. 1997)
2001 - Life of Pi, (deutsch: Schiffbruch mit Tiger. 2003)
2004 - We ate the children last
Erst mit „Schiffbruch mit Tiger“ gelang Martel der Durchbruch. Für diesen Roman erhielt er 2002 den Man Booker Prize for Fiction, der wichtigste britische Buchpreis. Preisträger früherer Jahre waren zum Beispiel Thomas Keneally mit „Schindlers Liste“ und Arundhati Ryo mit „Der Gott der kleinen Dinge“. „Schiffbruch mit Tiger“ erhielt auch noch weitere bedeutende Auszeichnungen und wurde für mehrere zumindest nominiert.
Martel reiste zur Rechereche für seinen Roman 6 Monate lang durch Indien, befasste sich anschließend ein Jahr mit religiösen Schriften und Erzählungen von Schiffbrüchigen. Weitere zwei Jahre nutzte er schließlich für die Schreibarbeit.
Äußeres
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Erschienen ist das Buch im Fischer Verlag.. Das Taschenbuch hat 382 Seiten und ist in der 12.Auflage erhältlich (vom August 2004).
Das Cover hat einen dunkelblauen Hintergrund. Mittelpunkt ist ein kleines Boot an dessen Bug sich ein Tiger befindet und am Heck ein dunkelhäutiger Mensch liegt. Unter dem Boot erkennt man viele Fische und einige Schildkröten.
Das Buch besteht aus drei größeren Teilen, die die jeweiligen Handlungsorte darstellen. Dabei stellt der zweite Teil „der pazifische Ozean“ den größten Teil dar. Insgesamt ist das Buch in 100 meist recht kurze Kapitel unterteilt.
Zu finden ist das Buch unter des ISBN 3596156653 und kostet als Taschenbuch 9,95 Euro. Momentan gibt es auch eine kleine Sonderausgabe vom Fischerverlag für 10 Euro.
Meine Meinung
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Man kann den Roman aus zwei unterschiedlichen Sichtweisen betrachten. Vordergründig erscheint zunächst die Abenteuergeschichte. Ein kleiner indischer Junge mit einem großen bengalischen Tiger auf einem kleinen Rettungsboot mitten im Pazifik – dramatischer könnte die Situation nicht sein. Man zittert mit und hofft, dass Pi irgendwie dieses ungewollte Abenteuer übersteht und ist begeistert von den Umständen die sich ergeben. Oder wüsstet ihr wie man so allein auf dem Ozean ohne Wasser und Nahrungsmittel überlebt?
Auf der anderen Seite spielt die Religion eine große Rolle. Pi ist gläubiger Hindu, konvertiert zum Christentum und nimmt später sogar noch den Islam als Glauben an. Die Religion spielt immer wieder eine Rolle bei Pis Überlebenskampf auf dem Rettungsboot – kann man sowas überhaupt ohne Glauben überleben?
Gerade im letzten Teil des Buchs drängt sich die religiöse Geschichte in den Vordergrund, was aber gerade die Abenteuergeschichte irgendwie rückwirkend langweilig und uninteressant macht. Vielleicht darf man sich einfach nicht zu sehr auf eine Seite stellen, sondern sollte immer offen für jedmögliche Auslegung sein.
Ich fand das Abenteuer zunächst sehr spannend und erheiternd, aber je mehr der religiöse Aspekt in den Vordergrund trat, desto weniger Spaß hatte ich an der Geschichte. Ich war einfach nicht davon ausgegangen, dass es auf dieser Schiene endet und hatte nur mit einem spannenden und lustigen Werk gerechnet. Glaube und Religion hat für mich einfach nicht mehr ins vorgestellte Bild gepasst und es wurde mit jeder Seite anstrengender noch dabeizubleiben.
Fazit
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Wer plant demnächst eine Kreuzfahrt mit einem Tiger zu unternehmen oder einfach mal so ganz allein in einem Rettungsboot den Pazifik zu durchqueren, sollte sich dieses Buch auf jeden Fall zulegen. Auch wenn man Interesse an religiös angehauchten Geschichten hat, könnte einen das Buch interessieren.
Mir war es einfach zu anstrengend und zu weit hergeholt. weiterlesen schließen
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