Pro:
Tolle Bilder in toller Bildqualität.
Kontra:
nix.
Empfehlung:
Ja
Soviel vorweg: Ich habe Jean Pierre Jeunets Film "Die fabelhafte Welt der Amelie" bis heute nicht gesehen. Ich ahne, dass das ein Versäumnis ist.Dafür habe ich aber immerhin "Alien Resurrection" gesehen, und "Delicatessen" und "Die Stadt der verlorenen Kinder", die er gemeinsam mit Marc Caro gedreht hat, kenne ich auch.
Ansonsten hätte ich mir "Mathilde - Eine große Liebe" (saublöd übersetzt - im Originaltitel "Un long dimanche de fiançailles" geht's einfach um eine lange Verlobung, aber wahrscheinlich wollte man den Film als Liebesgeschichte vermarkten, was offensichtlich ziemlich in die Hose gegangen ist, weil kaum jemand sich für Mathilde interessiert zu haben scheint) wohl auch nicht auf Verdacht zugelegt. Der Name "Jeunet" hat mir aber als Prädikat genügt; insbesondere "Die Stadt der verlorenen Kinder" finde ich ziemlich toll. Dass ich überhaupt von "Mathilde" weiß, liegt einzug daran, dass ich Informationen über eine ziemlich bekannte amerikanische Schauspielerin recherchierte, die in "Mathilde" eine Nebenrolle spielt. Ja, was denn - Jodie Foster in einer französischen Produktion jüngeren Datums, von der ich nie gehört habe? Bingo - das war ja schon Prädikat Nummer Zwo.
Ich habe also die DVD bestellt (leider handelt es sich bei meiner Version um die abgespeckte Einzel-DVD, die außer einem Audiokommentar von Regisseur Jeunet keinen nenneswerten Mehrwert bietet), und mittlerweile habe ich mir den Film auch angesehen. Dass der hierzulande kein großen kommerzieller Erfolg gewesen ist, überrascht mich nicht; dafür ist Jeunets Geschichte und seine teils etwas zerfahren wirkende Art des Erzählens wohl einfach zu sperrig. Außerdem weckt der deutsche Verleihtitel wohl auch die falschen Erwartungen: Es geht im Film zwar um Liebe, aber es geht um Liebe in den Zeiten des Krieges, und der wird mit ziemlich drastischen Mitteln in Szene gesetzt - wer in der Hoffnung ins Kino gegangen ist, eine romantische Komödie zu sehen, kann wohl nur enttäuscht, zumindest aber verwirrt gewesen sein. Dass Jeunet ständig mit Zeitsprüngen arbeitet, rückt "Mathilde" auch nicht unbedingt in die Nähe eines samstagabendtauglichen Popcorn-Kinovergnügens.
Wenn mich die Geschichte der "Mathilde" und ihre Suche nach ihrem Verlobten trotzdem so interessiert hat, dass ich mir den Film gern ein zweites und drittes mal ansehen werde, dann liegt das wohl vor allem an den Bildern, mit denen Jeunet seine Geschichte erzählt. Die sind teils betörend schön; Jeunet ist ja wirklich einer der Regisseure, deren Stil sehr unverkennbar ist - wer mit den Filmen von Terry Gilliam ("Brazil", "König der Fischer"), David Lynch (naja, David Lynch ) und den Brüdern Joel und Ethan Coen ("O Brother, where art thou?", "The man who wasn't there") etwas anfangen kann, dem kann ich "Mathilde" guten Gewissens ans Herz legen. In einer Szene meine ich auch eine Anspielung auf einen Film des großartigen Jecques tati entdeckt zu haben, denn in "Methilde" gibt's einen netten running gag mit einem Postboten, der .. nein, er ruft nicht "Rapidité, rapidité!", aber man meint fast, er sei geradewegs aus Tatis "Schule der Briefträger" in diesen Film hineingeradelt.
Zur Handlung nur soviel: Mathilde ist eine sympathisch dickköpfige junge Frau, die nicht hinnehmen will, dass ihr Verlobter in eienem Schützengraben (absuderweise auf den Namen "Bingo Crepuscule" getauft) nahe der Somme gefallen sein soll., und so begibt sich Mathilde auf die Suche nach ihrem Liebsten. Wer sie auf dieser Suche begleiten will, sollte Zeit und Muße mitbringen und darauf vorbereitet sein, dass der Film auf die Frage danach, ob sie ihren Liebsten Manech leben wiedersehen wird, schuldig bieiben wird. Tatsächlich habe ich selten ein Ende erlebt, dass so offen ist. Ich glaube aber, dass man sich Mat5hilde als glücklichen Menschen vorstellen muss.
Was mich am Film streckenweise etwas irritiert hat: Jeunet hat seinen gesamten Film in die Sepiafarbe alter Fotos getaucht, und manchmal ist mir das schon etwas zuviel des Guten. Trotzdem ist sein Film zumindest auf visueller Ebene ein echter Genuss.
D i e _ D V D
Ganz kurz: Ich besitze leider nur die Verleihversion. Die überzeugt mit sehr tollem Bild und sehr tollem Ton. Den Audiokommentar (dankenswerterweise deutsch untertitelt) habe ich mir noch nicht zu Gemüte geführt. weiterlesen schließen
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