Pro:
wunderbar witzig bis schräg, tolle und gut gelaunte Darsteller, Klasse Persiflage auf den Western
Kontra:
eben Popcorn-Kino, was kein wirkliches Kontra ist
Empfehlung:
Ja
Heute gibt es mal wieder einen TV-Tip von mir: Wer am morgigen Donnerstag abend Lust auf was Heiteres hat, sollte sich diesen witzigen Western mit einer Menge guter Schauspieler wirklich ansehen, der am 26.05. um 20.15 Uhr auf VOX kommt.
** Die Story **
Bret Maverick (Mel Gibson) ist ein ziemlich gerissener und gewitzter Pokerspieler, der nur ein Ziel hat: bei der All-Rivers-Pokermeisterschaft in Saint Louis teilnehmen. Doch für das Einsatzgeld fehlen ihm noch dreitausend Dollar. Die will er nun eintreiben bei den verschiedenen Leuten, die ihm noch was schulden.
Zuerst fährt er nach Crystal River zur Bank. Bei einem Spielchen am Abend lernt er die bezaubernde Annabelle Bransford (Jodie Foster) kennen. Die junge Dame ist ziemlich durchtrieben, doch sie kann ihm nicht das Wasser reichen. Doch dafür versucht sie es auf andere Weise - sie ist nämlich außerdem noch eine kleine Taschendiebin.
Leider hat sie bei dem cleveren Maverick keine Chance, was sie ziemlich ärgert. Und so streiten die beiden pausenlos wie ein altes Ehepaar.
Leider wird die Bank ausgerechnet zu dem Zeitpunkt überfallen, als Bret das Geld von seinem Bekannten eintreiben will und so muß er weiterhin zusehen, wo er sein Geld herbekommt.
Da Annabelle das gleiche Ziel hat, nämlich das Pokerturnier, nehmen sie die eine gemeinsame Postkutsche. Zu ihnen gesellt sich noch der Gesetzeshüter Zane Cooper (James Garner), den die junge Dame gleich als nächsten in Beschlag nimmt, denn ein wahrer Gentlemen an der Seite ist doch immer eine gute Sache.
Leider gibt der altersschwachen Kutscher mitten in der Fahrt den Geist auf und es kommt beinahe zur Katastrophe in der wilden Steppe. Doch Bret rettet ihrer aller Leben vor einem Abgrund.
Kaum gerettet, läuft das Trio ins nächste Desaster: ein Siedler-Treck, der überfallen und um das ganze Ersparte erleichtert wurde sowie eine Indianerhorde, die ein menschliches Opfer verlangt. Gottseidank wird die Indianertruppe von einem alten Bekannten geführt – Joseph, der sich und seinen Stamm mit getürktem, folkloristischen Stammesleben über Wasser hält, das er einem schwerreichen und westernversessenen Russen verkauft. Und dem bietet er jetzt das Erlebnis seines Lebens an: Erschießen von Rothaut. Das könnte verdammt ins Auge gehen, aber am Ende stauben Joseph und Bret wenigstens ein paar Dollar ab, und Bret ist der Pokermeisterschaft wieder ein Stück näher.
Doch das ist nicht die letzte Katastrophe auf dem Weg nach Saint Louis, die das Trio bestehen muß.
Nun sind alle Tricks und Beziehungen nötig, um heil da hinzukommen. Und wahrlich, alle drei haben es faustdick hinter den Ohren. Jeder trickst jeden aus und vieles ist nicht so, wie es scheint.
Erst auf dem Turnier wird sich letztendlich zeigen, wer die besten Nerven oder die besten Tricks hat.
** Darsteller **
Für eine Westernkomödie hat dieser Film eine erstaunlich hochrangige, oskargekrönte Darstellerriege, die wohl jeden beeindrucken wird.
An erster Stelle ist da natürlich Oscarpreisträger Mel Gibson (Der Patriot, Braveheart) zu nennen. Als ausgefuchster Bret Maverick ist er einfach eine Wucht, witzig, charmant, aber auch ausgekocht und geschäftstüchtig. Mit dieser eher temperament- und humorvollen Rolle blieb er damals ganz in der Tradition seiner bisherigen Filme, bevor er sich mit Braveheart und Der Patriot schwergewichtigeren Themen zuwandte.
Jodie Foster (Contact, Angeklagt) habe ich vorher und auch nachher noch nie so gelöst und heiter in einer Rolle gesehen wie hier als bezaubernde, aber schlitzohrige Annabelle Bransford. Auf jeden Fall war das wohl eher ein ungewohnter Einsatz für die sonst so ernste Darstellerin, die schon mit 16 für den Oscar als Beste Nebendarstellerin in "Taxi Driver" nominiert wurde und ihn 1988 als Beste Hauptdarstellerin in "Angeklagt" gewann.
Auch zweit „Altstars haben hier ihren Spaß.
James Coburn (1928-2002) (Die glorreichen Sieben, Eraser) spielte in seinem Leben in weit über 70 Filmen und in zahlreichen Gastauftritten in TV.Serien mit. Hauptsächlich mimte er, vor allem in seiner Jugend, den männlich-rauhen, harten Burschen, zeigte aber auch seine komische Ader in einige Persiflagen.
James Garner hier im Film zu haben, war sicher ein gewitzter Schachzug des Regisseurs. Immerhin hatte der Darsteller (Detektiv Rockford, Latigo, Gesprengte Ketten) bereits von 1957 – 1960 in der gleichnamigen Fernsehserie „Maverick" die Hauptrolle gespielt.
Auch die anderen Nebendarsteller sind erster Güte. Zu nennen wären hier vor allem Alfred Molina (Nicht ohne meine Tochter, Chocolat) als rachsüchtiger Angel,
Graham Greene (Der mit dem Wolf tanzt, Bad Money) als IndianerJoseph,
** Filmkritik **
Eigentlich reicht es, wenn man hier einen Satz schreibt: Maverick macht einfach immens viel Spaß. Aber das würde den anspruchsvollen ciao-LeserInnen mit Sicherheit nicht genügen.
Also wollen wir mal noch ein paar Sätze hinzufügen.
Der Film beginnt mit einer Szene wie aus „Spiel mir das Lied vom Tod“: Ein Mann ist an einem Baum geknüpft und redet mit seinem Pferd, daß es ihn nicht hängen lassen möge.
Vermutlich sind noch eine Menge anderer Szenen in dem Film irgendwo im Westerngenre geklaut, wobei ich allerdings nicht genau sagen kann, welche und woher. Aber man wird einfach das Gefühl nicht los, das alles schon mal gesehen zu haben.
Bret Maverick erscheint einem ein wenig wie ein Klassenclown. Scheinbar gibt es in jedem Dorf jemanden, mit dem er sich schon mal angelegt hat. Gottseidank kann er jedoch ganz gut prügeln und mit dem Revolver umgehen. Und ein guter Pokerspieler ist er auch. Aber da hat er viel Konkurrenz, denn offensichtlich kann im Wilden Western jeder pokern, sogar die feinen Damen.
Als er Annabelle Brensford trifft, begegnet er einer verwandten Seele - kleiner Gauner, charmant, aber sehr opportunistisch. Zwischen den beiden entwickelt sich ein toller verbaler Schlagabtausch, der den Großteil der witzigen Wirkung des Films ausmacht. Die zwei streiten pausenlos wie ein altes Ehepaar. Und wenn Annabelle mal sauer ist auf Bret, schmeißt sie sich einfach an den nächsten Gentleman heran. Dabei lügt sie wie gedruckt und hat Spaß daran, Bret zu ärgern. Natürlich ahnt man hier als Zuschauer, wohin die Geschichte geht mit den beiden. Denn was sich neckt, das liebt sich.
Eine einmalig witzige Handlung ist auch die Geschichte mit der Indianertruppe, die quasi folkloristische Darbietungen für einen Russen leistet, der seine Vorstellungen vom Westen und Indianerleben offensichtlich aus dem Film „Der mit dem Wolf tanzt“ bezogen hat. Wenn Indianer Joseph anführt, er müsse erst seine Rubel in Dollar umtauschen, um seinen Freund auszubezahlen, ist das schon irre schräg. Ich hab mir manches Mal den Bauch gehalten vor lachen.
Aber man muß schon ziemlich bei der Stange bleiben und gut zuhören, um die pointierten Dialoge auch richtig mitzubekommen. Und das lohnt sich wirklich.
Was außerdem die Spannung aufrecht erhält, sind die vielen überraschenden Wendungen, die immer wieder um die Ecke kommen und der Handlung den richtigen Pep geben.
Klar, wer hier Tiefsinn und Hintergrund erwartet, der ist schlecht beraten. Dieser Film will einfach unterhalten, und das schafft er auch mit Bravour über die volle Länge von 120 Minuten (mal die Werbung ausgeklammert).
** Meine Meinung **
„Maverick“ ist eine absolut unterhaltsame, witzig-spannende Parodie auf den alten Western und gleichzeitig eine liebevoll-ironische Hommage an dieses Genre. Besonders amüsant: James Garner, der einst in der gleichnamigen TV-Serie den Bret Maverick spielte sowie die Gastauftritte einer Vielzahl fast vergessener Western- und Serienhelden.
Wer gutes Popcorn-Kino mag, sollte ihn morgen nicht verpassen.
** Daten **
USA 1994
Genre: Westernkomödie
Regie: Richard Donner
Drehbuch: William Goldman
Produzent: Bruce Davey und Richard Donner
Musik: Randy Newman
basiert auf der Geschichte "Maverick" von Roy Huggins
FSK 12 weiterlesen schließen
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