Pro:
Interessant und vielschichtig
Kontra:
Viele Laien die den Brei verderben
Empfehlung:
Ja
Ein Beruf den viele junge Menschen momentan entweder selbst ausüben wollen oder massenhaft vom Arbeitsamt zugewiesen bekommen. Ein Beruf, den man in Druckereien, Satzbüros und Werbeagenturen braucht. Ein interessanter Beruf!!! --- Mein Beruf.
:::: EINFÜHRUNG ::::
+ Geschichtliche Entwicklung
Dazu muss ich zunächst sagen, das ich den Begriff "Mediengestalter" als unnötiges Aufblähen empfinde. Was diese Bezeichnung alles umfasst weiß niemand - leider auch nicht alle ausbildenden Betriebe.
In Warheit wurden hier mehrere Bereiche wild zusammengewürfelt und mit dem aktuellen "Internet gehört auch dazu"-Virus versehen...
Um all diese Tätigkeiten zu verstehen gehen wir kurz zurück in das 16. Jahrhundert. Dort gab es genau drei Berufe für den gesamten Ablauf - Den Drucker, den Buchbinder und den Schriftsetzer, um unterscheiden zu können inzwischen "Bleisetzer" genannt, die mit Hilfe von Bleilettern, Schiebern und Bindfaden ganze Seiten in Handarbeit zusammensetzten.
Dann kamen moderne Druckmethoden. Offsetdruck (der häufigste), der Tiefdruck (für Publikationen mit hoher Auflage) und der Siebdruck (für alles was mit unebener Auflagefläche und T-Shirts)
Nun mussten neue Kräfte her. Der Schriftsetzter war nun nur noch für das Setzen von Seiten zuständig, der Druckform/Druckvorlagenhersteller für den korrekten Aufbau der Druckform und für das erstellen der Druckplatten, der Drucker druckte.
Ich selbst bin ausgebildeter Reprohersteller mit Fachrichtung "Druckformtechnik" - ein Nachfolgeberuf des Druckvorlagenherstellers.
Dieser Beruf kann eigentlich nur in Druckereien, nicht in Grafikstudios ausgebildet werden. So lernte ich - und lerne ich immer noch jeden Tag - den gesamten Produktionsablauf kennen.
Von diesem will ich euch jetzt genau berichten, all diese Tätigkeiten vereint übernimmt nun der "Mediengestalter".
:::: DIE AUSBILDUNG ::::
Dauert drei Jahre und ist betrieblich, sowie anfangs zwei, dann ein Berufschultag in der Woche bzw. Blockschule. Die Tarifvergütung ist nicht ohne.
::::: DER ENTWURF :::::
In der Ausbildung lernt man unter anderem anhand einfacher Regeln, die jeder problemlos anwenden kann der eine gerade Linie zeichnen oder im Kopf denken kann, die Grundmittel der Gestaltung. Egal ob nüchterner Briefbogen oder poppiger Prospekt - was wichtig ist muss deutlich lesbar sein, was aufffallen soll muss beim ersten Blick ins Auge schießen, ohne krachig zu wirken. Dazu kommt trockene Theorie, "wie trenne ich drei Zeilen im Mittelsatz richtig", "was sind Bäuche und Stege?", "Was sind Schusterjungen und Hurenkinder?" usw. Regeln, die nur einen Sinn haben: Ein gutes übersichtliches und trotzdem kreatives Produkt.
::::: DER SATZ :::::
Ich sags für alle: Wort ist SCHEISSE!!! Und Corel Draw ebenso!!! Warum darüber kann ich mich seitenlang aufregen, würde aber niemanden interessieren.
Fakt ist: Man verwendet in Modernen Satzstudios meist Software von Adobe oder Macromedia. Programme die auf den Laien zu teuer und zu steril wirken, jedoch bei etwas einarbeit leicht zu bedienen sind und vor allem sehr exakt bei der Druck- und PDF-Ausgabe!
Hier teilt sich der Weg. Im Satzstudios wäre der Weg schon zu Ende, ebenso in Internetfirmen. In Druckereien geht es jetzt noch einen Schritt weiter.
:::: DIE DRUCKFORMHERSTELLUNG ::::
Aus jeder Seite, aus jedem Farbauszug wird ein Film. Dieser muss nun im nächsten Arbeitsschritt "Montiert" werden, dass heisst, standgerecht auf eine dicke Trägerfolie.
Standgerecht heisst wiederum: Vorab wird eine Art "Seitenverteilungsschablone" gezeichnet. Denn hier muss schon alles stimmen!! Jeder Beschnitt den nach dem Druck der Buchbinder braucht.... jeder Falz, jeder Schnitt wird hier angezeichnet oder zumindest gedacht, denn der Drucker kann an der Form und den Räumen nichts mehr ändern. Bei mehreren Farben müssen diese exakt aufeinanderpassen.
Von diesem Film-Montage wird nachher 1:1 die Druckplatte belichtet.
Klingt kompliziert? Nicht unbedingt. Bei diesem Schritt ist es wichtig etwas über das fertige Werk nachzudenken, nicht hudeln sondern exakt arbeiten, und vor allem Sauber, weil jedes Staubkörnchen (wir nennen sie in unserer Firma liebvoll "Kokosraspel") eine Unterbelichtung bei der Kopie auf die Platte verursachen könnte.
::: MODERNES CTP ::::
CTP (Computer to plate) ist ein recht junges Verfahren, das die Arbeit des "Druckvorlagenherstellers" ausklammert und digitalisiert. Montiert wird nun am Bildschirm und von dort aus direkt die Platte belichtet. Eine nette Sache, qualitativ hochwertiger wie Handmontagen. Das Wissen das der Druckvorlagenhersteller aus seiner Ausbildung mitnimmt ist aber auch hier unverzichtbar. Ich habe einige Monate in einer Firma mit CTP gearbeitet, und obwohl ich mehr setzen als montieren musste hatte ich es letztlich leichter, weil meine Kollegin (gelernte Setzerin) noch nie was vom "Ausschießen" "Umschlagen" "Umstülpen" und anderen Dingen gehört hatte.
Damit kommen wir zum Problem den der Sammelberuf "Mediengestalter" mit sich bringt:
:::: DIE WIRKLICHKEIT ::::
Die meisten Mediengestalter werden zum einen nicht in Druckereien, zum anderen nur zum Schriftsetzer ausgebildet, und das bisschen aus den anderen Bereichen, was man in der Berufsschule mitnimmt ist bald vergessen.... Zudem ist der Markt momentan überfüllt.
Außerdem meinen immer mehr Leute, die einen PC und irgendwelche MS-Schrottprogramme oder CorelDraw am Rechner haben, jetzt sind sie Profis.
Das dieses Zeug manchmal extrem hässlich ist, ist dabei zweitrangig. Die Fehler und Versäumnisse, die der Laie macht fordern oft Zeit und Nerven um das Teil überhaupt bis in die Druckmaschine zu retten.
Aber woher soll der Laie denn auch wissen, wozu der Profi drei Jahre Ausbildung braucht??
:::: DER DRUCK ::::
Den macht der Drucker - der Mediengestalter muss ja nicht alles können ;)
:::: ARBEIT UND LOHN ::::
- Es gibt viele Kleine- und Kleinstbetriebe
- In größeren Betrieben wird oft Früh-/Spätschicht gearbeitet
- Der Tariflohn liegt im höheren Bereich des Handwerks
:::: FAZIT ::::
Eigentlich wollte ich eine Ausbildung im Elektrikbereich machen. Doch diese Arbeit mache ich nun seit fast acht Jahren und finde sie immer noch interessant. Gestaltung ist ein kreativer schöner Beruf und im Druck braucht man umfangreiches Wissen, man lernt immer wieder dazu.
Ein Beruf, der im ständigen Wandel mit dem Wettlauf der Technologie ist und deswegen nicht alt wird.
Viele meiner Kollegen sind noch gelernte Bleisetzer, aber manche Grundsätze ändern sich nicht und mit etwas Mut zum Neuen und Experientieren kommt man immer wieder nach. weiterlesen schließen
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