Pro:
schöne Landschaft, gute Luft
Kontra:
aufdringliche Bauern, sture Menschen
Empfehlung:
Ja
Im jahr 2002 kamen mein Mann und ich auf die gloreiche Idee der Großstadt den Rücken zu kehren und ins Sauerland "auszuwandern". Ich hatte mal wieder die Nase voll von dem Gestank, dem Lärm und den Menschen hier in meiner Stadt und wollte unbedingt weg, flüchten, dahin wo mich keiner kennt, wo ich Ruhe hatte, also am besten auf´s Land, am besten in ein schönes, großes Haus, mit viel Grundstück, keine Nachbarn, eben niemanden der mich in meiner Idylle stören konnte.
Flexibel war ich schon immer, also ließen wir hier alles liegen und stehen und suchten uns über´s Internet ein großes Haus auf dem Land. In unmittelbarer Nähe fanden wir dann ein 13-Zimmer-Haus im Sauerland, also nicht ganz so weit weg von Essen, ein Haus in Alleinlage, zwischen Brilon und Marsberg an der B7 gelegen. Ehemaliger Bauernhof, mit Tenne, Scheune, Schweinestall und Hühnerstall, und der Pferdestall durfte natürlich auch nicht fehlen. Wir hatten riesige Felder, die zum Haus gehörten, da früher der Hof anscheinend zur Viehzucht verwendet wurde, bzw. zur Pferdehaltung. Es war das Paradies für meine Hunde, die weder Leine noch Halsband mehr brauchten, da die Felder komplett eingezäunt waren und sie nicht flüchten konnten. Hinter uns war nix, neben uns war nix und vor uns auch nicht. Ausser ein Kalkbergwerk, welches in einiger Entferung von uns lag. Unser Haus war ca. 16km von Brilon entfernt und wir waren natürlich auf´s Auto angwiesen.
Bevor wir jedoch das Haus anmieteten, fuhren wir noch mit meinem Sohn Kevin hin, damit er es sich ansehen konnte, denn er sollte ja mitkommen. Wir mußten mit der Schule noch alles regeln, ging aber ziemlich schnell und Kevin schien auch zufrieden, da das Haus 260qm Wohnfläche hatte, 13 Zimmer und er sich direkt in mehreren Räumen breit machen konnte. Hier war uns die Ruhe garantiert und hier konnten WIR mal so richtig die Sau rauslassen und lärmen ohne Ende, da uns ja niemand hören würde. In der Nähe des Hauses war ein wunderschöner, sehr tiefer Bergsee, in dem wir in diesem heißen, heißen Sommer 2003 auch baden gegangen sind. Der See lag direkt gegenüber von unserm Haus, also nur wenige Minuten entfert, mitten im Wald. Wir mußten nur eine Straße überqueren, nämlich die B7, und das war nicht so ungefährlich!! Die Ruhe war ziemlich schnell dahin, durch diese Strasse. Nach vorne hin die Zimmer konnten wir als Schlafzimmer gar nicht nutzen, da die Strecke sehr befahren war, bis spät abends noch. Aber wir hatten ja genug Zimmer.
Als wir unser Haus das erste mal sahen, wurde in Brilon gerade ein MacDonalds gebaut. Als wir 3 Wochen später einzogen, war MacDonalds bereits fertig gebaut, und wir gehörten bald zu den besten Kunden, da ich vom Kochen nicht so viel weg habe"gg". Brilon ist ein sehr schöner Ort mit ca. 18.000 Einwohnern. Die Sauerländer waren stets freundlich und hilfsbereit, hatten aber auch eine sture Art an sich, die ich manchmal nicht so unbedingt verstand. Wir trafen noch einige Städter in der Zeit, wo wir dort wohnten, aus Gelsenkirchen, Wuppertal, Bochum, alles Menschen, die ins Sauerland gezogen waren, um dort ihr Glück zu finden. Wir gehörten leider nicht dazu. Unser Glück ging relativ schnell wieder flöten.
Als erstes kauften wir auf dem Viehmarkt in Kaunitz/Nähe Paderborn, Hühner. Ich wollte unbedingt auf mein morgentliches Frühstücksei nicht verzichten. Wir hatten einen kleinen, feinen Stall für die Tiere und kauften ein paar schwarze Hennen und ein paar Perlhühner. Aus Mitleid kaufte ich auch noch zwei weiße Masthühner(legen keine Eier) und ein paar Küken, die ich im Haus hielt, da sie von den anderen angegriffen wurden. Bald darauf bekamen wir Besuch von eienr Freundin von mir, die uns direkt ihre drei Pferde auf´s Auge drückte, da wir ja Stallungen hatten. Einen Hannoveraner, einen Friesen und ein Tinker. Mit Pferden hatte ich ja nun mal gar keinen Vertrag, keine Ahnung, mich nie dafür interessiert. Meine Freundin zog wieder von dannen, renovierte ihr Haus im Osten, welches sie gekauft hatte und ließ ihre Gäule bei uns. Mann machten die einen Dreck! Bis heute weiß ich nicht genau, wie wir alles geschafft haben. Ich wußte gar nicht, dass Pferde so stinken. Wir waren froh, als meine Freundin kam und die Tiere wieder abholte.
Mein Mann arbeitete wie ein Besessener im und am haus. Er zauberte uns einen wunderschönen Garten, mit vielen Pflanzen, selbstgebautem Zaun. Als die Pferde wieder weg waren, renovierte er die Stall ganz toll. Man hätte direkt einziehen können. Ab und zu bekamen wir mal einen Hund in Pflege, was ja eigentlich unser Anliegen war, als wir ins Sauerland zogen, wir wollten Tiere in Pflege nehmen. Leider hat es sich nicht gelohnt. Schade! Wir waren viel unterwegs. Fuhren oft nach Marsberg, das ungefähr genauso weit weg lag wie Brilon. Im Winter besuchten wir oft den kleinen Weihnachtsmarkt in Brilon. Gut, es war nicht so viel los natürlich wie in Essen, aber es war sehr gemütlich. Der Winter war bitterkalt gewesen mit sehr viel Schnee. Ich bin morgens und den Rest des Tages, wenn die Hunde raus mussten mit ihnen in Windeseile über´s Feld gehetzt und dann schnell wieder ins Haus. Wir hatten tagsüber Minus 16 Grad und nachts sogar über Minus 20 Grad. So was hatte ich noch nicht erlebt. Eines muß ich den Sauerländern ja lassen, wenn es um Schnee und Glätte geht, sind die viel schneller bei der Sache mit dem Streuen, als wir hier in den Städten. Die ganzen letzten Tage über, wo es auch hier sehr glatt wurde, sah man fast nie ein Streufahrzeug. Im Sauerland wird schon von vornherein gestreut, auch wenn noch gar kein Schnee liegt!
Ja, und dann waren da noch ein paar sehr aufdringliche Bauern, die mir auch gewaltig auf den Keks gingen. Damals wußten wir ja nicht auf was wir uns da einließen, dass wir diese Typen gar nicht mehr los werden würden. Einer der Bauern machte sich auf unserem Grundstück dermaßen breit, packte sein Viehzeug überall hin, in unseren Schweinestall, in der Scheune waren zum Schluß sogar seine Schafe und den Hühnerstall erkannte ich auch nicht mehr wieder. Aus unseren paar Hennen wurden hinterher mehr als 30zig Stück, viel zu viele für den kleinen Stall. Wir wurden den Knilch einfach nicht mehr los. Er war lästig wie eine Zecke. Am Anfang fanden wir ja alles noch ziemlich witzig. Er wollte damals ja nur den Schweinestall pachten, und das Geld konnten wir ja gut gebrauchen. Aber es entwickelte sich der wahre Horror daraus. Er hatte hinterher noch nicht mal mehr Angst vor unseren Hunden, im Gegenteil, die Hunde schienen ihn sogar zu mögen! Unbegreiflich!
Aus meiner Ruhe und Erholung im schönen Sauerland wurde leider nichts. Nach etwas mehr als einem Jahr brachen wir unsere Zelte wieder ab und zogen zurück nach Essen. Was aus den Bauern und allen anderen geworden ist weiß ich nicht. Ist vielleicht auch ganz gut so. Die ganze Arbeit war leider umsonst gewesen. Ich hatte mich schon etwas in dieses Haus verliebt. Mein Sohn ist schon eher wieder nach Essen zurückgegangen. Er hatte einfach Heimweh. Er kam mit der sauerländischen Schule nicht unbedingt klar. Freundschaften hat er allerdings sehr schnell geschlossen, Freundschaften, die bis heute noch halten. In den Ferien besucht uns immer ein Freund von ihm aus dem Sauerland, und telefonieren tun sie auch oft zusammen. Es ist nicht alles schlecht im Sauerland. Doch sollte man es sich genaustens überlegen, wenn man dort hinziehen möchte. Vielleicht waren wir einfach zu voreilig. Es ging alles viel zu schnell., viel zu unüberlegt. Aber so bin ich halt mal. Es ist auch nicht alles Gold was glänzt...
Willingen möchte ich noch gerne erwähnen. Wir waren des öfteren da. lag auch nicht so weit weg von unserem Haus. Bis auf das Skigebiet, kann man dort auch sehr gut essen gehen. Ich kann im übrigen den Chinesen empfehlen, der direkt an der Hauptstrasse liegt. Na ansonsten waren wir ja eher bei MacDoof"gg". Dies sind meine speziellen Erfahrungen zum Sauerland und seiner Bevölkerung. Es gibt natürlich viel zu sehen im Sauerland, von Ford Fun angefangen, nur hatten wir leider auch nicht die Zeit, uns in Freizeitparks rumzutreiben, da wir viel gearbeitet haben. das war ja auch Sinn der Sache. Schließlich wollten wir dort leben und uns etwas aufbauen.
Nun spiele ich schon wieder seit längerem mit dem Gedanken der Stadt wieder zu entfliehen. Meinem Mann stehen die Haare zu Berge. Ich weiß, dass ich Essen irgendwann den Rücken kehren werde und nicht mehr wieder komme. Nur den richtigen Zeitpunkt muß ich noch abwarten. Momentan ist alles ziemlich ungünstig. Abwarten... weiterlesen schließen
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