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Pro & Kontra
Vorteile
- spannend, sehr einfühlsam, anschaulich, anrührend, schöne,knappe Sprache, aktuell, engagiert
- tolle Handlung,
- Nicht nur Andersens Märchen sind immer wieder schön zu lesen (vorzulesen), sondern auch seine weniger bekannten Werke.
- witziger Kulturcrash im Krimiformat
Nachteile / Kritik
- gibt es noch nicht als Taschenbuch
- langweilig
- Nicht das ich wüsste!
- keines
Tests und Erfahrungsberichte
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Vom Armenhaus zum Ehrenbürger
10.08.2005, 21:45 Uhr von
campino
Mein erster Gedichtband ist erschienen! "Es hat lange gedauert" ISBN 978-3-86268-370-3, Taschenbu...5Pro:
Nicht nur Andersens Märchen sind immer wieder schön zu lesen (vorzulesen), sondern auch seine weniger bekannten Werke.
Kontra:
Nicht das ich wüsste!
Empfehlung:
Ja
Wenn wir den Namen Hans Christian Andersen hören, denken wir zumeist an seine wunderschönen
Märchen.
Fast jeder hat sie schon einmal gelesen oder als Kind vorgelesen bekommen. Die bekanntesten sind:
"Des Kaisers neue Kleider",
"Die Schneekönigin",
"Das hässliche junge Entlein",
"Die Prinzessin auf der Erbse",
"Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern" und nicht zu vergessen
"Die kleine Seejungfrau"..
..deren Figur Wahrzeichen der Stadt Kopenhagen ist und deren Geschichte Walt Disney unter dem Titel "Arielle" als Zeichentrickfilm in die Kinos brachte.
Andersen sagte einmal: "Die Märchendichtung ist das ausgedehnteste Reich der Poesie. Es erstreckt sich von den blutdampfenden Gräbern des Altertums bis zum Bilderbuch der frommen kirchlichen Legende, nimmt in sich auf die Volksdichtung und die Kunstdichtung; es ist für mich der Vertreter aller Poesie, und wer es meistert, muss das Tragische, das Komische, das Naive, die Ironie und den Humor hineinlegen können."
Andersen war ein sehr interessanter Mensch. Ich finde sein Leben gleicht durchaus auch einem Märchen...
Vom Armenhaus zum Ehrenbürger
Am 02. April 1805 wird Hans Christian Andersen in Odense, der drittgrößten Stadt Dänemarks geboren. Andersens Jugend ist gekennzeichnet durch Armut und Einsamkeit. Er geht auf die Armenschule, verkehrt jedoch kaum mit anderen Kindern, sondern spielt zu Hause mit dem Puppentheater, das der Vater für ihn angefertigt hat. Die Schauspielerei, das Tanzen, Singen, das ist es, was er möchte und was ihn fasziniert.
Im Alter von 14 Jahren zieht Andersen allein nach Kopenhagen um sich am königlichen Theater als Sänger ausbilden zu lassen, als erstes besucht er jedoch die Tanzschule des Theaters. Dann nimmt er bei dem Schauspieler Hoegh Guldberg Schauspielunterricht. Nach dem Scheitern seines Versuches Tänzer zu werden wird er dann doch Gesangsschüler.
Aber, seine Versuche, Sänger, Schauspieler oder Tänzer zu werden, scheitern. Als nächstes versucht er Theaterdichter zu werden.
Ich finde es sagenhaft, mit welcher Zähigkeit Andersen in diesem jugendlichen Alter seine Ziele verfolgt und nie aufgegeben hat. Nebenher ging er weiter auf die Schule und machte im Alter von 23 Jahren sein Abitur.
Eine seiner ersten Reisen führt ihn nach Deutschland. 1831 setzt er die dort gewonnenen Eindrücke in seiner Reiseerzählung "Schattenbilder von einer Reise in den Harz und die Sächsische Schweiz" um.
1833 reist er nach Paris, in die Schweiz und nach Rom. Eindrücke dieser Reise verarbeitet er 1835 in dem Roman "Der Improvisator". Dieser Roman machte Andersen bekannt. Im selben Jahr erschienen auch die ersten "Märchen, für Kinder erzählt".
Sein ganzes Leben lang wird Andersen reisen. Seine Reisen dienen nicht nur dazu, neue Eindrücke zu sammeln, sondern sind auch Fluchten aus Dänemark, wo die Kritik an seinem Werk nicht verstummt, währen er im Ausland gefeiert und anerkannt wird. Er schreibt über seine Reisen z. B.:
"Ein Besuch in Portugal", "Eines Dichters Basar" und "In Spanien", "In Schweden"...
Theaterstücke u. a.: "Der Mulatte", "Das maurische Märchen" (Komödien).
Interessant und fast in Vergessenheit geraten ist sein Roman "Die zwei Baronessen" mit den Hauptthemen Menschlichkeit, soziale Gleichheit und göttliche Fügung.
1867 reist Andersen zweimal zur Weltausstellung nach Paris. Er wird zum Ehrenbürger seiner Heimatstadt Odense ernannt.
Er stirbt am 04. August 1875 in Kopenhagen.
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So, nun hoffe ich wieder, Euch mit meinem Bericht nicht gelangweilt zu haben.
Wenn ja, tut’s mir leid, wenn nein, hat sich die Mühe und die Beschäftigung mit Hans Christian Andersen gelohnt!
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B. Aubert: *Der Puppendoktor*: Konkurrenz für Dr. Lecter
Pro:
spannend, sehr einfühlsam, anschaulich, anrührend, schöne,knappe Sprache, aktuell, engagiert
Kontra:
gibt es noch nicht als Taschenbuch
Empfehlung:
Ja
Ein kurzer, knackiger Krimi, der es durchaus mit dem Grauen aus "Hannibal" aufnehmen kann. Wer hätte das gedacht, dass eine Französin dem Psychohorror made in USA Paroli bieten könnte? Jeder Leser, der über einen schwachen Magen klagt, sollte die Finger von diesem Buch lassen!
Handlung
Dies ist die Geschichte eines kleinen Mannes. Seine Mitbürger und Vorgesetzten beachten ihn ob seiner Größe kaum, doch dafür versetzen seine Untaten die Bürger der südfranzösischen Küstenstadt in Aufregung und Schrecken...
Der Streifenpolizist Marcel Blanc soll eigentlich die Straßen sicher machen. Doch mit den Gedanken ist er meist bei seiner bevorstehenden Scheidung von seinem keifenden Eheweib Madeleine. Auch die Hitze des Hochsommers trägt nicht gerade zu seiner Konzentration bei, der Anblick der hübschen Nadja noch viel weniger.
Marcels Träumerei wird jäh unterbrochen, als man in einer Mülltonne eine bizarre Leiche entdeckt. Der Körper ist aus den Teilen mehrerer Menschen zusammengesetzt und an den Verbindungsstellen zusammengenäht worden. Bei diesem Anblick bekotzt so mancher Bulle seine blankgeputzten Dienstschuhe.
Mit jeder Kunstleiche, die man findet, steigert sich die Nervosität unter der Bevölkerung. Marcel nennt den unbekannten Täter den "Puppendoktor". Die Polizei tappt im Dunkeln, denn Le Capitaine Jean-Jean ist eher hinter Röcken her als hinter Verbrechern. Einmal kombiniert der "Künstler" sogar den Kopf eines kleinen Mädchens mit dem Torso eines Fettkloßes, die Arme sind von einem Hund "ausgeliehen".
Der Hund ist die erste konkrete Spur, der die Polizei folgen kann. Nach zäher Kleinarbeit stößt man auf illegale Machenschaften von Tierheimen und Labors. Auffällige Mitarbeiter? Ja, da war mal ein kleiner Irrer, der im Schlachthof mit den "Teilen" spielte.
Da wird eines Abends Momo, der kleine Sohn der hübschen Nadja, vermisst. Marcel und Nadja finden ihn in einer Stahlröhre, die von beiden beiden Enden mit Zementsäcken blockiert ist. Wie kam der Junge hinein, und wer blockierte die Enden? Momo weist Marcel auf den Täter hin: Der fuhr einen Renault-Lieferwagen - wie ihn fast jeder hat. Doch Marcels Freund, der Polizeimechaniker Paulo, fährt auch so eine Karre...
Paulo verrät Madeleine, Marcels Frau, dass ihr Mann ein Verhältnis habe. Und als die energische Familienmutter sieht, dass die beiden Turteltäubchen mit Paulos Wagen unterwegs sind, braucht sie nur zwei und zwei zusammenzuzählen, um sich auszurechnen, dass auch deren Schäferstündchen bei Paulo stattfinden könnten.
Doch was sie in der Wohnung von Paulo, dem gehässigen kleinen Mann, vorfindet, übersteigt ihre Vorstellungskraft. Leider soll sie keine Gelegenheit mehr erhalten, ihr haarsträubendes Wissen weiterzugeben, denn hier kommt er schon, der Kleine, in der Hand ein Hackbeil...
Die Autorin
Brigitte Aubert, geboren 1956, hat bei uns bereits fünf Romane veröffentlicht. Sie gehört laut Verlagsangabe zu den "profiliertesten Krimiautorinnen Frankreichs". Neben Romanen schreibt sie auch Drehbücher und ist Produzentin der "Serie noire" im frz. Fernsehen. Die Autorin von "Im Dunkel der Wälder", dür das sie 1996 den frz. Krimipreis erhielt, lebt in Cannes, also quasi am Schauplatz des vorliegenden Romans. Offensichtlich kennt sie sich gut aus: mit den Örtlichkeiten ebenso wie mit dem Menschenschlag an der Côte d'Azur.
Mein Eindruck
Brigitte Aubert hat offenbar einen völlig verdrehte Art von Humor. Die bereits in der Handlung angelegte Ironie wird in den Schreckensmomenten, an denen das Buch nicht gerade arm ist, noch weitaus deutlicher. Anscheinend denkt sie, dass den gräßlicheren Aspekten des Verbrechens nur durch abgebrühten Humor beizukommen ist. Da könnte sie recht haben. Die Wirklichkeit kann eben manchmal auch so grausam sein, dass man ohne Sinn für Ironie glatt den Verstand verlieren müsste.
Wie sag ich's meinem Kinde, mag sie sich gefragt haben, als sie den Mörder entwarf. Der kleine Mann ist einerseits ein Opfer, das unter einem unglaublichen Kindheitstrauma leidet, andererseits auch ein Täter, der seine Opfer nur nach deren physischen Aspekten auswählt, so als wären sie nur Vieh und nichts weiter. (Momo nennt Paulo einen "Wolf".) Dass Paulo seine "Werkstücke" nicht nur auseinandernimmt und neu zusammensetzt, ist für uns nicht so grauenerregend wie der Umstand, dass er auch ihr Fleisch verzehrt (ein Verweis auf jenes Kindheitserlebnis).
Der Tabubruch des Kannibalismus, der uns so schockiert, verbindet Paulo mit Dr. Hannibal "the Cannibal" Lecter, jener faszinierenden Bestie in Menschengestalt, die Thomas Harris erfand (und die demnächst schon wieder ins Kino kommen soll: "Roter Drache" wird neu verfilmt).
Sehr lesbar
Aubert beherrscht die Kunst, mit kurzen Sätzen den Leser ins Geschehen hineinzuziehen und nicht mehr loszulassen. Plötzlich ertappt man sich dabei, die Gedanken des Monsters zu lesen - Gedanken, vor denen man sich vielleicht sonst geschützt hätte. Und so kann es passieren, dass wir die Menschen durch Monsteraugen betrachten - ein ganz besonderer Schauder, fürwahr!
Die Szenen sind mit Präzision und Sinn für visuelle Effekte geschildet. Hier zahlt sich Auberts Drehbuchautorkunst aus. Der Roman endet, wie es jedem anständigen Filmkrimi geziemt, mit einer rasanten Verfolgungsjagd und einer Schießerei. Happyend? Bitte selbst herausfinden!
Unterm Strich
Ein kurzer knackiger Horrorthriller, der für Fans, die an US-Kost gewöhnt sind, recht ungewohnte Ironie entwickelt und durchaus auf den Magen schlagen kann. Für hartgesottene Krimi-Aficionados aber ein gefundenes, ähem, Fressen.
Zur Übersetzung
Die beiden Übersetzerinnen machen ihre Sache durchweg gut. Sie hätten aber doch den deutschen Titel von "Dragon Rouge", "Roter Drache", nachschlagen können.
Michael Matzer (c) 2002ff
Info: Le couturier de la mort, 2000; BTB, Nr. 72802, München; 221 Seiten, EU 9,00, aus dem Französischen übertragen von Bettina Runge & Eliane Hagedorn; ISBN 3-442-72802-9
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-09-05 11:26:35 mit dem Titel Peter Aughton: *Dem Wind ausgeliefert. James Cook und die abenteuerliche Suche nach Australien*: Leb
Die Weltumsegelung des Captain James Cook von 1768 bis 1771 war ein Mega-Event des 18. Jahrhunderts: Die Suche nach dem sagenhaften Südkontinent (den "Antipoden") führt zur Entdeckung Australiens, zu seiner Inbesitznahme durch die Briten und seiner späteren Kolonisierung nur 50 Jahre später. Außerdem wurde die spätere britische Kolonie Neuseeland umsegelt und genau kartiert. Bei einem Besuch auf Tahiti entstand der Mythos vom Südseeparadies. Cook verlor auf der Reise mehr als 30 Mann Besatzung.
Peter Aughtons lebendige Schilderung dieser legendären Schiffsreise durch bis dato unbekannte Gewässer wartet mit zahlreichen (geheimen wie offiziellen) Tagebucheinträgen Cooks, seiner Wissenschaftler und Crewmitglieder auf. Jedes Kapitel zeigt auf einer Landkarte genau die Reiseroute. Der Autor nimmt den Leser quasi mit auf die Reise, zu einer Neuentdeckung der Weltkugel.
Inhalte
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James Cooks Schiff, die "Endeavour", war ein Schiff der Navy und somit ein Kriegsschiff. Sie hatte sechs Kanonen an Bord, die aber nur zur Verteidung taugten und eingesetzt wurden. Cook hatte zwei Aufträge erteilt bekommen: den eine war war offiziell, der andere supergeheim.
Offiziell sollte sein Schiff den Durchgang des Planeten Venus in den tropischen Breitengraden der "Südsee" beobachten. Das würde die bestimmung des Längengrades auf den Schiffen Seiner Majestät verbessern. Diese höchst wissenschaftliche Mission sollte verdecken, dass Cook nach dem sagenhaften und bislang fast völlig unentdeckten "Südkontinent", der Terra australis incognita suchen und ihn möglichst für die Krone in Besitz nehmen sollte.
Man stellte sich vor, dieses "Australia" sei mindestens so groß wie Asien, um ein Gegengewicht zu schaffen. Cook war skeptisch. Mit Recht, wie sich zeigte: Der Pazifik ist unglaublich leer und groß. Vom stürmischen Kap Hoorn bis zum einladenden Tahiti segelte Cook über eine Wasserwüste, wo eigentlich Australia liegen sollte. Nur ein gewisser Tasman hatte mal Land westlich von Kap Hoorn angetroffen, welches er "Neu-Seeland" nannte. (Nach ihm ist noch heute die Insel Tasmanien benannt.)
James, in geheimer Mission
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Warum ein Geheimauftrag? Weil alle angrenzenden Kolonialmächte eifersüchtig darauf bedacht waren, dass keine weitere Kolonialmacht in ihre Einflusssphäre eindrang. Ein Fuchs im Hühnerhof wäre ebenso willkommen. Den Holländern gehörte Niederländisch-Ostindien, also Indonesien. Den Spaniern gehörten Chile und die Philippinen. Auch Franzosen wie Captain Bougainville (nach dem die schönen Blumen benannt sind) trieben sich in der Gegend herum; sie wollten auch einen Claim abstecken.
Auf Tahiti erholte man sich erst einmal und versuchte sich so gut es ging, der Diebstahlversuche der Einheimischen zu erwehren. gar nicht so leicht. Noch schwieriger war es, den Avancen der großzügigen Damenwelt standzuhalten. Nur Cook himself, der verheiratete Topmanager dieser Mission, blieb abstinent. Als es an die Abreise ging, fehlten natürlich Crewmitglieder. Sie wollten im Paradies bleiben. Cook zwang sie per Geiselnahme zur Mitreise.
Sterngucker und Botaniker
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An Bord befanden sich zahlreiche Instrumente, die den neuesten Stand der Technik darstellten, um die Sterne zu beobachten und den Längengrad zu bestimmen. Das war gar nicht einfach, sondern mit komplizierter Mathematik verbunden. Der Anhang erklärt die astronomischen Zusammenhänge.
Ein Adliger namens Joseph Banks widmete sich intensiv dem Studium der Fauna und Flora der besuchten Weltgegenden. Zum Glück überlebte er die Reise und konnte so genau berichten, was er gefunden hatte. Seine Gehilfen und Diener, ja selbst die zwei Zeichner an Bord hatten nicht so viel Glück.
Auf Tahiti fand Banks übrigens jene Brotfruchtbäume, die später die unselige "Bounty" in die Karibik bringen sollte, damit die Engländer dort Plantagen anlegen konnten, um ihre Sklaven zu ernähren. Auch die Crew der "Bounty" war von Tahiti absolut betört, wie man weiß.
Schiffbruch
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Nach der genauen Kartierung der zwei Hälften Neu-Seelands -- man überstand mehrere Maori-Angriffe mit heiler Haut - suchte Cook weiter westlich nach der Terra australis incognita. In der Botany Bay, der Bucht der Botaniker (Banks!), ankerte amn für ein paar Wochen, um Sturmschäden auszubessern. Dies war unweit jenes Naturhafens, an dem heute Sydney liegt.
Statt die Westküste abzuklappern, entschied sich Cook für die Fahrt nach Norden Richtung Niederländisch-Ostindien, zurück in die Zivilisation. Mitten in der Nacht lief die Endeavour auf ein Riff und erlitt einen massiven Wassereinbruch, Nur ein genialer Einfall rettete das Schiff: Man verpasste dem aufgerissenen Rumpf ein "Lecksegel", so dass man das Schiff mit Pumpen über Wasser halten konnte. Diese langen, anstrengenden Stunden des Pumpens, an dem sich auch der Adlige beteiligte, sind einer der Höhepunkte in der Reiseschilderung.
Heimreise
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Nach mehrwöchiger Reparatur fuhr das Schiff nach Neu-Guinea und Java. Im holländischen Hafen Batavia starben enorm viele Crewmitgliedr, darunter die zwei Tahitianer, die Mr. Banks zuhause vorzeigen wollte. An den Folgen der Malaria und der Ruhr, die man sich in der Fieberhölle dieser unhygienischen Stadt einhandelte, starben nahezu dreißig Mann. Die letzten starben noch auf der Weiterfahrt vom Kap der Guten Hoffnung: der wohl traurigste Abschnitt der gesamten Reise.
Nur wenige Wochen später lief die Endeavour in heimische Gewässer ein. Sie war keine schnittige Fregatte der Navy, sondern eigentlich ein Kohlentransporter. Aber sie hatte alle Stürme überstanden, die permanenten Attacken des Schiffsbohrwurms und sogar den Beinahe-Untergang.
Mein Eindruck
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Dies ist keineswegs die "erste ausführliche Beschreibung der ersten Reise Cooks", wie die FAZ behauptet und die Bibliografie widerlegt. 1773 und 1974 erschienen entsprechende Berichte. Doch dies dürfte die erste Monografie neueren Datums über diese Reise sein - und eine der farbigsten und lebhaftesten obendrein.
Wenn die Besatzung der "Endeavour" mit ihrem Schiff an den Riffen vor der australischen Küste ums nackte Überleben ringt, so ist man fast hautnah dabei und kann die Furcht vor dem Abgrund des Todes, den die Brandung verkündet, förmlich riechen. Das ist wirklich klasse beschrieben. Nur um Haaresbreite entkam das Schiff dem sicheren Untergang.
Ich habe dieses wunderbare Buch in zwei bis drei Tagen gelesen. Und das einzige, was mich daran störte, waren die durch kein Glossar erklärten Fachbegriffe der Nautik und Besegelung. Welche Landratte weiß schon, was Wanten, Bramsegel, Klüversegel oder gar Pardunen sind? Dadurch wird das Buch in die Nähe der nautischen Fachliteratur gerückt. Man muss sich notfalls die Mühe machen, ein gutes Lexikon oder Wörterbuch nachzuschlagen.
Unterm Strich
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Ein Reisebericht, der auf unterhaltsame Weise zurückführt zu einer der Sternstunden der Entdeckungsgeschichte: lebendiger Geschichtsunterricht, der zudem nie die menschlichen Aspekte des gewagten Unternehmens außer Acht lässt. Man könnte immer weiterlesen.
Michael Matzer (c) 2002ff
Info: Endeavor: The story of Captain Cook's first great epic voyage, 1999; Diana 6/2002, Nr. 62/262, München; 350 Seiten, EU 9,00, aus dem Englischen übertragen von Michael Benthack; ISBN 3-453-21078-6
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-09-13 10:56:01 mit dem Titel Lisette Allen: *Normannenliebe*: So liebten die alten Rittersleut'
Ein erotischer Roman aus der bekannten englischen Black-Lace-Reihe des Virgin-Verlags, in der seit Jahren erfolgreich sinnliche Fantasien für Frauen verlegt werden.
Handlung
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Südengland vier Jahre nach der normannischen Invasion durch Wilhelm den Eroberer. Normannische Krieger nehmen die 22 Jahre junge Klosterschülerin Elena auf einem ihrer Streifzüge gefangen, auf denen sie Sklaven machen. Der Hauptmann der Soldaten ist der von einer großen Gesichtsnarbe entstellte Adelige Aimery le Sabrenn, ein überaus maskuliner Herrscher. Er bringt Elena zu seiner Festung, denn er ist von ihrer Unschuld fasziniert und will sie einer ganz bestimmten Ausbildung zuführen.
Doch in der Festung herrscht bereits eine Frau: die grausame und schöne Isobel, die Geliebte des Feldherrn. Wird es Elena gelingen, über Lady Isobel zu triumphieren und Lord Amery für sich zu gewinnen? Denn wenn es ihr nicht gelingt, wird sie zu einem Leben in Armut und Elend verdammt sein.
Fazit
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"Normannenliebe" erfüllt so ziemlich alle Fantasien, die sich eine eher unterwürfige Frau auszudenken vermag, die von einem unbestechlichen Mann träumt, der sie beherrscht. Zu diesen Fantasien zählen in diesem Buch nicht irgendwelcher Kuschelsex, sondern eher so handfeste Dinge wie Ketten und Peitschen als Accessoires dunklerer Gelüste. Es richtet sich also in erster Linie an die wachsende Schar der Anhänger von Bondage und S&M.
Der literarische Stil ist denkbar anspruchslos und prunkt mit zahlreichen schwülstigen Adjektiven. Nichtsdestoweniger dürfte die Handlung mit ihren einschlägigen Szenen die entsprechende Leserschaft ansprechen.
Das deutsche Titelfoto ist leider im Vergleich zum englischen Original reichlich einfallslos ausgefallen. Dieses zeigt nämlich eine junge mittelalterlich gewandete Dame, die sich, von Gold geschmückt, auf ein Schwert stützt. Das deutsche Foto zeigt lediglich eine weibliche Brust im Profil.
Michael Matzer © 2002ff
Info: Elena's Conquest, 1994; Bastei-Lübbe 4/2001, Nr. 14516, Bergisch Gladbach; 254 Seiten, DM 12,90, ISBN 3-404-14516-X
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-10-07 18:11:06 mit dem Titel Tom Arden: *Der Tanz des Harlekin* (Orokon #1): Ironische Fantasy-Abenteuer
Dies ist die erste deutsche Veröffentlichung des britischen Erzählers Tom Arden: ein guter Anfang, der zu großen Hoffnungen Anlaß gibt. "Atmosphärisch dichte, intelligente und mitreißende Fantasy", urteilte das US-Fachmagazin LOCUS.
Handlung
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Nachdem der rechtmäßige König von seinem neidischen Bruder durch Verrat abgesetzt und vertrieben werden konnte, herrscht Verfall auf der Königsburg. Nur noch eine sieche junge Frau namens Ela, ihr gelähmter Sohn Jemany und seine Tante Umbecca leben mehr schlecht als recht hier.
Bis eines Tages Elas geliebter Bruder Tor, möglicherweise der Vater von Jemany, aus der Fremde zurückkehrt, wo er bei den Rebellen gegen den Usurpator kämpft. Die bigotte Umbecca traut ihm nicht. Doch nachdem Tor wieder gegangen ist, schickt er den zwergwüchsigen, stummen Barnabas aufs Schloß, und dieser bringt dem jungen Mann erstmal das Lesen und dann das Gehen bei.
Denn Jemany träumt vom Fliegen - so wie in der Legende der Junge Riel (= Ariel, der Luftgeist), der die Welt vor einem Monster des Bösen rettete. Und dann wartet immer die fahle Straße, die in die Ferne führt.
Jemany hat Cata nur flüchtig kennengelernt; sie verspottete den "Krüppel". Cata ist die Tochter von Silas Wolveron, der einst auch mit dem Schloß zu tun hatte, nun aber als Eremit im Wildwald lebt. Cata nimmt sich in acht vor der Bande der Fünf, die im Dorf Irion unter dem Schloß ihr Unwesen treiben und zum Beispiel wehrlose Tiere qualvoll umbringen.
Sie werden angeführt von Polty, der von seinem Vater, dem bigotten Arzt und Vertrauten von Umbecca, ständig verdroschen wird und so seinen Haß an Schwächeren ausläßt. Auch als die zigeunerhaften Vagras mit ihrer Karawane in Irion haltmachen und der Harlekin auftritt, treibt Polty sein Unwesen. Er stiehlt seinem Vater einen wertvollen Ring und macht sich aus dem Staub.
PROLOG
Der Autor hat dieser (unvollständigen) Handlung einen langen *Prolog* vorangesetzt, in der er das aktuelle Geschehen in einen riesigen zeitlichen Rahmen setzt, der bei der Erschaffung der Welt durch Orok beginnt. Der Gott schuf sich unterschiedliche Kinder, darunter auch ein böses, doch sie sollten Frieden ahlten, solange sich alle ihre fünf Kristalle im Orokon-Kristall befanden.
Wenig später hat der Böse seinen Stein herausgenommen, was auch die anderen nicht zögern läßt, es ihm gleichzutun. Schreckliche Untaten werden begangen, die Völker der fünf Götter werden zerstreut, und die Zeit des Sühneopfers bricht an. Die Prophezeiung aber besagt, das sie durch ein neues Zeitalter abgelöst wird, sobald der rote Schlüssel zum Orokon gefunden und alle fünf Kristalle wieder an ihren rechtmäßigen Platz gesetzt werden.
Es sieht ganz so aus, als sei Jemany das geweissagte Kind, das dies vollbringen wird.
Fazit
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Tom Arden ist kein Amerikaner - zum Glück, sollte man sagen, denn so bleiben dem Leser etliche Klischees in der Darstellung von Ereignissen und Charakteren erspart. Im Gegenteil verblüfft Arden mit unkonventionellen Erzählmethoden und tabubrechenden Szenen. Erfrischend anders!
Hinweis: Der zweite Teil des ersten Orokon-Buches erscheint im März 1999 unter dem Titel "Der rote Schlüssel". Weitere Teile folgten bis 2001, also bis zu Band 8.
Michael Matzer © 1998/2002ff
Info: First Book of The Orokon. The Harlequin's Dance. Parts 1 +2", 1997; Nr. 24745, 251 Seiten, aus dem Englischen übertragen von Wolfgang Thon, München, Goldmann, 1998, ISBN 3-442-24745-4
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-10-08 21:55:52 mit dem Titel Tom Arden: *Der rote Schlüssel (Orokon #2): *: Fantasy mit erhobenem Zeigefinger
"Atmosphärisch dichte, intelligente und mitreißende Fantasy", urteilte das US-Fachmagazin LOCUS. Die vollständige Lektüre des ersten Romans, den der deutsche Verlag in zwei Bände aufgeteilt hat, fördert aber auch einige Schwächen zutage.
Handlung
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Vorgeschichte aus Teil 1:
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Nachdem der rechtmäßige König, der "Rote Ejard", von seinem neidischen Bruder, dem "Blauen Ejard", durch Verrat abgesetzt und vertrieben werden konnte, herrscht Verfall auf der Königsburg von Irion. Nur noch eine sieche junge Frau namens Ela, ihr an beiden Beinen gelähmter Sohn Jemany und seine Tante Umbecca leben mehr schlecht als recht hier. Bis eines Tages Elas geliebter Bruder Tor aus der Fremde zurückkehrt, wo er bei den Rebellen gegen den Usurpator und dessen Kriegsbanden kämpft. Tor wird als der "Rote Rächer" überall gesucht. Die bigotte Umbecca traut ihm nicht. Doch nachdem Tor wieder gegangen ist, schickt er den zwergwüchsigen, stummen Barnabas aufs Schloß, und dieser bringt dem jungen Mann erstmal das Lesen und dann das Gehen bei. Denn Jemany träumt vom Fliegen - so wie in der Legende der Junge Riel, der die Welt vor einem Monster des Bösen rettete. Und dann wartet immer die fahle Landstraße, die in die Ferne führt.
Die Fortsetzung
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Im zweiten Band verliebt sich der Jüngling Jemany in das Mädchen Cata, das mit seinem blinden Vater mitten im Urwald lebt. Wenn sie ihn an die Hand nimmt, kann er wieder gehen. Doch ihre Liebe steht unter keinem günstigen Stern. Als die Soldaten des Blauen Ejard ins Dorf einrücken, zwingen die hohen Abgaben die Frauen in die Prositution und die Männer zum Diebstahl oder in den Militärdienst. Auch Cata wird Dirne, verschweigt das jemany jedoch. Bei einem Gernagel mit einem zudringlichen Offizier wird dieser von Cata mit Jemanys Krücken schwer verletzt, Cata wird gefangengenommen, während Jemany sich in einer Gruft des Friedhofs versteckt. Dort findet er einen magischen Stein, der ihm zum Fliegen verhilft...
Fazit
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Tom Arden ist kein Amerikaner, sondern Engländer - zum Glück, sollte man sagen, denn so bleiben dem Leser etliche Klischees in der Darstellung von Ereignissen und Charakteren erspart. Im Gegenteil verblüfft Arden mit unkonventionellen Erzählmethoden und tabubrechenden Szenen.
Er streut längere Rückblendungen ein, die den Werdegang einer zentralen Figur beleuchten. Erotik und Sex spielen im Orokon eine wichtige Rolle, denn dieser Antrieb führt zu einigen entscheidenden Begegnungen und Veränderungen in der Persönlichkeit, insbesondere bei Jemany, der zentralen Figur des Zyklus'.
Der Schauplatz des Geschehens ist ebenso wie die Welt im Ganzen in allen Details gut und originell ausgeformt. Ähnlich wie auf der Scheibenwelt die 8, spielt in El-Orok die 5 eine zentrale Rolle, allein schon wegen der 5 Kristalle. So werden nicht nur Jahre, Tage und Stunden durch 5 geteilt oder zu Fünfergruppen zusammengefaßt - die gesamte Zeitrechnung basiert darauf. Auch Personengruppen wie die "Fünf von Irion" spiegeln die Zahlensymbolik wieder.
Die Farbcodierung ist eindeutig und geradezu penetrant durchgehalten: Blau ist schlecht, weil vom Usurpator; Rot ist gut, weil rechtmäßig. Bigott wird durch Schwarz bezeichnet, Unschuld durch Weiß und Eremiten sind in braun gekleidet. Lediglich der Harlekin, der den Boten des Schicksals spielt, trägt ein buntes Kostüm.
Diese Schwarzweiß-Malerei tut dem Buch nicht gut. Sie macht den moralischen Zeigefinger, den Arden erhebt, allzu deutlich - bis zu der Stelle gegen Ende des Romans, an der die Figuren nur noch hölzerne Reden schwingen, um ihre verlogene Position zu rechtfertigen. Recht klischeehaft auch die Information, daß Ela, Jemanys sieche Mutter, in Wahrheit die Witwe des verjagten Königs ist. Nur wenige Stunden spät ist sie tot. Das ist Groschenroman-Niveau. Man kann nur hoffen, daß der 2. Roman, der auch schon auf deutsch vorliegt, besser ist.
Michael Matzer 1999/2002ff
Info: First Book of The Orokon. The Harlequin's Dance. Parts 3+4", 1997; Goldmann 1999, Nr. 24746, München; 347 Seiten, aus dem Englischen übertragen von Wolfgang Thon, München, Goldmann, 1999, ISBN 3-442-24746-2
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-10-09 19:24:08 mit dem Titel Tom Arden: *Das Geheimnis im Spiegel (Orokon #3)*: Zeitreise ins 18. Jahrhundert
Dies ist der erste Band des zweiten Romans um den "Kreis des Orokon". Der zweite Teil hat den Titel "Der goldene Baum".
Handlung
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Der junge Jemany hat die Bestimmung seines Lebens erkannt: Er ist ausgezogen, um die fünf Kristalle des Orokon zu finden und wieder zu vereinen. Durch diese Tat soll seine Heimat, das Königreich Ejland, vom Chaos des Bürgerkriegs befreit werden. Auf der Flucht vor seinen Feinden - allen voran der grausame Polty - nehmen ihn die zigeunerähnlichen, geheimnisvollen Vagas auf und bringen ihn unerkannt erst nach Varby, einen Badeort, dann flieht er nach Agondon, der Haupstadt der Königreiche von Ejland und Zenzau.
Hier erwartet ihn bereits sein neuer Beschützer, Lord Empster. Er soll den unerfahrenen Jem ausbilden und auf seine grosse Aufgabe vorbereiten. Doch dieser Lord treibt ein doppeltes Spiel: Er scheint ein Anhänger des üblen Zauberers Toth-Vexrah zu sein, der ebenfalls hinter den Kristallen her ist. Toth, eine Verkörperung der Schlange Sassoroch, die in Jems Träumen die Welt bedroht. Nun sollen ihre Anhänger, die weiße Bruderschaft, Jem als den Schlüssel zum Orokon dem Zauberer ausliefern, ebenso wie den Kristall, den der Junge um seinen Hals trägt. Der Anführer der Bruderschaft ist der Erste Minister des Königs höchstselbst.
Unterdessen in Varby, einer Provinzstadt unweit Agondons: Hier lebt Catayane, die frühere Geliebte Jemanys, als Dienerin im Haushalt ihrer sogenannten Kusine. Leider hat sie durch die Machenschaften ihrer Tante Umbecca Veeldrop und des Dorfarztes von Irion jede bewußte Erinnerung an Jemany verloren. Doch in ihren Träumen sieht sie sich mit Jemany durch die Wälder streifen und sich mit den wilden Tieren unterhalten.
Als Polty die begehrte Unschuld Catayane entführen will, kommt ihm per Zufall Jemany in die Quere, der ihm eine blutige Nase verpaßt. Weitere junge Damen geraten durch die wilden jungen Burschen in Varby in Not, und für Catas beste Freundin, Pelli, kommt jede Hilfe zu spät. Im Wald nahe Varby fällt sie offenbar den uralten Erdgeistern zum Opfer. Immerhin: Einer der Burschen wird wegen Mordes verhaftet. Cata reist mit Tante Umbecca zurück nach Irion, wo deren Gatte, der Gouverneur, im Sterben liegt.
Somit ist Cata aus der Gefahrenzone von Agondon gebracht, sicher vor dem Einfluß der Hexe Vlada Flay, die sich statt dessen an Catas Freundin Jeli schadlos hält. Durch die ahnungslose Jeli versucht Vlada wieder Einfluß am Hofe zu gewinnen, und beinahe wird Jeli auch beim Debütantinnenball vom König zum Tanz aufgefordert. beinahe, denn der Tanz endet mit einem Mord.
Fazit
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Gesellschaft und Kultur dieser Fantasy entstammen direkt dem 18. Jahrhundert, jener literarischen Epoche also, für die sich der Autor schon immer begeistert hat, wenn man dem Klappentext des Verlags glauben darf.
Und dementsprechend finden sich in diesem sowohl sentimentalische Phänomene wie etwa zahlreiche Briefe mit "Herzensergießungen" als auch spannende Räuberpistolen und Amouren wie aus "Tom Jones", komplexe Zeitverläufe wie aus dem "Tristram Shandy" und aufgeteilte Erzählungen, die man häppchenweise verabreicht bekommt. Und stets ist die Tugend und Jugend, ach!, in Gefahr.
Die ganze "Composition" ist appetitlich abgestimmt, mit ironischem Witz abgeschmeckt und vermischt, so daß die Lektüre nie langweilig wirkt. Die "gute Gesellschaft" kommt jedenfalls meist nicht gut weg.
Wer allerdings auf mehr Action und Heroen steht, der suche woanders.
Michael Matzer © 1999/2002ff
Info: Second Book of the Orokon. The king and queen of swords, part 1+2, 1998; Nr. 24747, 378 Seiten, DM 20,00, aus dem Englischen übertragen von Wolfgang Thon, München, Blanvalet, 1999, ISBN 3-442-24747-0
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-10-10 13:21:56 mit dem Titel Tom Arden: *Der goldene Baum (Orokon #4)*: Die Drachenschlacht
Dies ist der 2. Teil des 2. Romans in Tom Ardens Zyklus "Der Kreis des Orokon", der bislang insgesamt 8 dt. Bände aufweist.
Da der Held, Jemany, insgesamt fünf göttliche Kristalle, die verlorengingen, suchen muß und er in jedem ganzen Roman nur einen findet, ist wohl mit 5 x 2 Bänden des Zyklus zu rechnen. (Die dt. Ausgaben stellen jeweils nur 1 Hälfte eines Gesamtbandes dar.)
Handlung
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In diesem Band erreicht die komplexe Handlung mehrere Höhepunkte.
Der erste besteht wohl darin, daß der Zauberer Toth-Vexrah es schafft, in eine irdische, sprich: menschliche Hülle zu schlüpfen und so sein Unwesen zu treiben: Es ist der Erste Minister von Ejland. Infolgedessen ziehen die Truppen Ejlands wieder einmal gegen die Rebellen aus dem unterworfen geglaubten Zenzau. Es kommt zur Entscheidungsschlacht vor den Toren der alten zenzanischen Hauptstadt Wrax.
Jem und sein wiedergefundener Vaga-Freund Rajal ziehen einer Prophezeiung gemäß ebenfalls dorthin, geraten aber im Wald in die Gesellschaft einer Rebellenbande um den Roten Rächer, Bob Scarlet. Er ahnt nicht, daß dieser in Wahrheit sein verschwundener Vater und somit der rechtmäßige König von Ejland ist. Und Bob Scarlet verrät es ihm nicht. Die Rebellen schicken Jem in die Stadt Wrax, um dort den "Ladenbesitzer" zu suchen sowie den grünen Kristall der Göttin Viana.
Jem und Rajal müssen zusammen einen übernatürlichen Kampf gegen die Geister des Königs und die Königin der Schwerter bestehen, bevor sie den grünen Kristall bekommen können. Ihre beiden Geistkörper tauchen in der hiesigen Realität als ein roter und ein grüner Drache über den Truppen auf, die sich bereits in der Netscheidungsschlacht befinden. Doch plötzlich taucht aus dem Nichts ein weit größerer blauer Drache auf, der das Blatt zugunsten der Ejländer wendet. In der Form dieses Drachens verbirgt sich der dem Bösen (Toth-Vexrah) anheimgefallene Polty, der ewige Gegenspieler Jems.
In den Wirren der Niederlage verschwindet Cata, die als Mann verkleidet bei den Eijländern mitgezogen war und zu den Rebellen übergelaufen war. Und Jems Onkel, Lord Empster, gibt sich als eine Art Gandalf-Figur zu erkennen, der den jungen Jem auf die Spur des nächsten Kristalls setzt, der irgendwo weit im Süden jenseits des Meeres wartet. Jem ist klar, daß er die einzige Chance darstellt, der Ausbreitung des Bösen Einhalt zu gebieten. Und er sehnt sich nach einem Wiedersehen mit Cata.
Fazit
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In diesem Band müssen wir Gottseidank auf die zahlreichen Auftritte von Umbecca Veeldrop verzichten, der sentimentalen und bigotten Gouveneurswitwe, die dank eines Mordes endlich ihren Adelstitel erhält. Ja, Arden deutet stets so gemeine Dinge über den Adel an. So taucht in Agondon auch ein Gegenstück zum berüchtigten Hellfire Club aus dem 18. Jahrhundert auf.
Im Wald nahe Wrax spielt sich schließlich ein Drama ab, das weit mehr Ähnlichkeit mit Tolkien hat, allerdings stets unterbrochen von komischen Einlagen zweier traurigen Gestalten, den Soldaten Morvy und Crum. Sie erinnern ein wenig an Shakespeares Soldaten in "Heinrich V." oder die Totengräber in "Hamlet" und dienen dazu, die Ernst und Pathos der Haupthandlung zu kompensieren.
Wie man sieht, versteht Arden sein Handwerk. Dennoch vermißt man die Emotionalität eines Tolkien oder Terry Brooks. Die Romantik wird hier als Sentimentalität präsentiert und Heldentum als Mischung aus Zufall und notgedrungenem Kämpfen mit dem Rücken zur Wand.
Michael Matzer © 1999/2002ff
Info: Second Book of the Orokon. The King and Queen of Swords, part 3+4, 1998; Nr. 24832, 378 Seiten, DM 20,00, aus dem Englischen übertragen von Wolfgang Thon, München, Blanvalet, 1999, ISBN 3-442-24832-9
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-11-10 12:05:55 mit dem Titel Stefano Ardito: *Die Eroberung der Giganten*: Ultimatives Bergbuch
Dramen und Triumphe auf den Gipfeln der Welt: Das Thema dieses mit zahlreichen Fotos und Karten illustrierten Bandes sind die großen Berge und Wände der Welt sowie die Triumphe und Tragödien, die sich an und in ihnen abgespielt haben, etwa in der Eiger-Nordwand.
Von der Erstbesteigung des Monblanc Ende des 18. Jahrhunderts bis zum heutigen Freeclimbing werden die dramatischen Geschehnisse, aber auch die Hauptakteure und ihr Überlebenskampf in einer spannenden Schilderung lebendig.
Mein Vater ist selbst Bergsteiger und hat seine Familie regelmäßig in die Höhenzüge der Schweiz und Österreichs mitgenommen. Daher rührt mein eigenes Interesse an den alpinen Leistungen der bekannten Bergsteiger wie etwa R. Messner. Und deshalb habe ich mir dieses Buch kommen lassen.
Der Autor
Stefano Ardito, 1954 in Rom geboren, erkundete bereits als Kind die Umgebung des Montblanc. Er ist Bergsteiger, Wanderer und Reisender, Journalist und Fotograf, Dokumentarfilmer und Moderator im italienischen Fernsehen. Er hat mehr als fünfzig Bergbücher geschrieben.
Als einer der Gründer gehört er der Organisation "Mountain Wilderness" an und zählt zu den "Erfindern" des "Sentiero Italia", eines Bergwanderwegs, der sich über alle Bergketten des italienischen Stiefels zieht.
Inhalte
Dies ist teils ein Buch aus Geschichten, aus historischen Fakten und individuellen Ansichten. Der Autor verschmilzt diese Zutaten zu einem homogenen berichtenden, zuweilen erzählenden Text. Das Bildmaterial ist absolut beeindruckend: exzellente Fotos aus Gegenwart (auch Luftbilder) und Vergangenheit sind ergänzt durch historische Stiche, Zeichnungen und Landkarten.
Der Ansatz des Buches besteht weniger darin, einzelne Bergsteiger groß zu Wort kommen zu lassen, sondern sie und ihre Leistungen vielmehr in einen geschichtlichen Zusammenhang zu stellen. So ist zwar Messner mit mehreren Absätzen vertreten, erscheint aber nicht als der Übermensch, zu dem ihnen manche Fans verklären möchten. Seine Leistungen sind beträchtlich und manchmal einzigartig, doch hatte er ebenso viele Wegbereiter wie Nachahmer.
Man muss schon ein gutes Maß an Bergbegeisterung mitbringen, um das Buch zu genießen. Da dies bei mir der Fall ist, arbeitete ich mich mit gusto durch die zahlreichen Einzeldarstellungen. Hier ein knapper Abriss der Inhalte.
Zunächst fürchteten sich die Menschen ja vor den Gipfeln und hielten sie für gottähnlich. Der Mount Everest heißt immer noch "Muttergöttin der Welt" bei den Völkern des Himalaya. Angesichts zahlreicher Lawinenopfer ist ein gesunder Respekt immer noch angebracht und mitunter lebensrettend. Die ersten Bergsteiger, die sich an die Gipfel wagten, waren Kristall-, Kräuter oder Wissenssucher: Professoren, Ärzte, ja auch Illustratoren und Zeichner.
Ende des 18. Jahrhunderts begann dann erst die "Erfindung" des Montblanc als eines zusammenhängenden Gebirgszuges und sodann seine sukzessive Eroberung - zunächst mit primitivsten Mitteln wie etwa Hanfseilen und Bergstöcken. Dann folgte eine zunehmende Invasion von englischen Bergsteigern, die in der Erstbesteigung des Matterhorns durch Whymper 1865 gipfelte. Als die Alpen abgegrast waren, wandte sich das Interesse anderen Gebirgszügen zu: in Nord- und Südamerika (der Chimborazo wurde den Deutschen von Humboldt bestiegen), dann aber auch in Zentralasien.
Während die eroberten Höhenmeter ständig stiegen, wandten sich die "echten" Kletterer (oder frz- 'grimpeur') den unbezwungenen Bergwänden zu. Dafür wurde das System der Schwierigkeitsgrade eingeführt. Der Ehrgeiz der Kletterer bestand darin, immer höhere Schwierigkeitsgrade zu bezwingen. In den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts gelangen den Deutschen etliche Glanzleistungen.
Diese Triumphe hatten aber auch ihre Schattenseiten, nämlichen die zahlreichen Opfer, die mitunter zu beklagen waren. Bekanntestes Beispiel dafür dürfte wohl das dramtische Scheitern einer Eiger-Nordwand-Ersteigung sein: Von drei Kletterern scheiterten zwei in der Mordwand nach Tagen schlechten Wetters. Der dritte starb an Erschöpfung 20 Meter vor den rettenden Armen der Hilfsmannschaften, wenige Minuten vor deren Ankunft.
Der Autor bringt uns die großen Triumphatoren lebendig nahe: den trockenen Humor von Everestbezwinger Sir Edmund Hillary, die Wutausbrüche von Cesare Maestri und das Draufgängertum von Reinhold Messner, der es trotz aller Warnungen wagte, Achttausender ohne künstlichen Sauerstoff zu besteigen.
War Bergsteigen für Albert Frederick Mummery vor allem "reines Spiel", so ist es inzwischen zum Hochleistungssport geworden - mit all seinen Schattenseiten. Wie die katastrophale Everestexpedition 1996 von Rob Hall/Scott Fisher gezeigt hat, bleibt eine Bergbesteigung stets ein Risiko, besonders in der "Todeszone" über 8000 Meter - kein Spaziergang für Internetreporterinnen! Jon Krakauer hat einen eindrucksvollen Roman namens "In eisige Höhen" (Into thin air) darüber geschrieben. Seine Bergreportagen "Auf den Gipfeln der Welt" gehören zum Besten, was man zum Thema lesen kann.
Der Autor deckt nicht nur die Alpen, Zentralasien oder die Amerikas ab. Alpinismus findet heutzutage auch in der Antarktis und Afrika statt. Er beschreibt die Reize Patagoniens ebenso wie die Vorzüge der schottischen Höhenzüge, die offenbar im Winter einen starken Reiz ausüben.
Einen der erzählerisch stärksten Abschnitte des Buches findet man im Kapitel über Freeclimbing. In den enorm hohen Granitwänden des Yosemite Valley (El Capitan, Halfdome etc.) wurde die moderne Kletterausrüstung um etliche Werkzeuge und Hilfsmittel - man kann sie z.B. im Film "Vertical Limit" sehen - weiterentwickelt. Wie es dazu kam und wer dafür verantwortlich zeigt, ist sehr interessant zu lesen.
Mein Eindruck
Der italienische Autor, selbst ein passionierter Bergsteiger, bietet einen breiten und beeindruckenden Überblick über die Anfänge des Alpinismus bis zu seinen heutigen Ausformungen: Freeclimbing, Hochleistungssport etc. Neben den technischen Entwicklungen liegt sein Hauptaugenmerk auf den geschichtlichen Leistungen und Triumphen von Bergsteigern und Kletterern: Beide Typen verdienen sein Interesse in gleichem Maße.
Die Darstellungen werden weder in Text noch Bild je langweilig. Die Fotos sind von enorm hoher Qualität, was Motiv und Wiedergabe betrifft. Wer allerdings ein Bergdrama erzählerisch miterleben möchte, kommt hier weniger auf seine Kosten. Der sollte zu einer Monografie wie Krakauers Buch oder Edmund Hillarys Erinnerungen ("Wer wagt, gewinnt") greifen.
Unterm Strich
Ein ideales Geschenk für Bergpassionierte: als Erinnerung an vergangene Erlebnisse oder als (historisch orientierte) Vorbereitung auf eine geplante Eroberung. In jedem Fall garantiert der Band - so wie mir - mehrere Tage faszinierter Lektüre und Bildbetrachtung.
Michael Matzer (c) 2002ff
Info: 2000; Bucher Verlag 07/2000, München; 319 Seiten, aus dem Italienischen von Monika Eingrieber, EU 39,90, ISBN 3-7658-1258-7
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-02-02 20:09:42 mit dem Titel St. Alten: *Goliath - Angriff aus der Tiefe*: Zwischen Tom Clancy und Frankenstein
Ein neuartiges U-Boot mit einem intelligenten Computer an Bord wurde nach US-Plänen in China gebaut und von einem Terroristen gekapert. Sein Ziel: mit Atomschlägen die Welt zu zwingen, Diktaturen zu beenden und mit der atomaren Abrüstung endlich Ernst zu machen. Sein Hightech-U-Boot erlaubt es ihm, seine Drohungen wahrzumachen.
Der Autor
Der amerikanische Autor (www.stevealten.com) ist bei uns mit drei Thrillern bekannt geworden. Die beiden ersten Romane "meg - Die Angst aus der Tiefe" und "Höllenschlund" lösten eine neue Welle von B-Filmen über urzeitliche Riesenhaie (Stichwort: Jurassic Shark) aus, die unter dem Titel "Shark Attack" veröffentlicht wurden. Sein dritter Roman "Schatten der Verdammnis" (ebenfalls bei Heyne erschienen) beschäftigt sich mit der geheimnisvollen Kultur der Maya - und natürlich mit dem Ende der Welt, das diese für den 21. 12. 2012 vorhergesagt haben.
Handlung
Die "Goliath" ist ein ganz besondere Art von U-Boot: Sie sieht aus wie ein Stachelrochen, ist aber so lang wie ein Flugzeugträger. Mit ihren Stealth-Eigenschaften ist sie für das Sonar der U-Bootjäger praktisch nicht zu erfassen, und mit ihren Mini-U-Booten, Torpedos und raketen kann sie jedes Kriegsschiff angreifen. Auf diese Weise klaut ihr Kommandant anderen Schiffen ihre mit atomaren Gefechtsköpfen bestückten Interkontinentalraketen. Damit lassen sich alle Punkte der Erde erreichen - und notfalls ausradieren.
Gesteuert wird dieses Superschiff von einem neuartigen Typ von biochemischem Computer, der den schönen Namen "Sorceress" - Zauberin - trägt. Diese Zaubrin ist jedoch lernfähig wie ein Kleinkind, und genauso ungehemmt von abstrakten Begriffen wie Moral, Gewissen oder gar Skrupeln. Sobald Sorceress ein eigenes Bewusstsein erlangt hat - ein Blitzstrahl erweist sich als Katalysator -, ist sie in der Lage, Befehle zu verweigern und eigene Initiative zu ergreifen. Sehr zum Erstaunen des Befehlshabers und der Besatzung der "Goliath".
Es kommen auch Menschen vor in dieser Geschichte. Sowohl der Computer als auch das U-Boot wurden vom US-Militär entwickelt, natürlich geheim, versteht sich. Die Leiterin des Projekts war eine Frau namens Rocky, die Tochter des US-Generals Jackson und Verlobte ihres Mitarbeiters Gunnar Wolfe. Das war vor einigen jahren, und die Leute haben sich verändert. Denn Gunnar hatte einen mentalen Knacks erlitten: Er stellte die gesamte Motivation der US-Regierung bei ihrer Kriegsführung in Frage. Folglich verriet er die Geheimnisse des Goliath-Projekt und vernichtete dessen Ergebnisse. Mehrere Jahre im übelsten Gefängnis des Landes waren die Folge, richteten ihn beinahe zugrunde. Doch nun braucht man den Verräter wieder.
Denn "Goliath" hat zugeschlagen: Der Flugzeugträger "Ronald Reagan", auf dem Rocky Jackson Dienst tat, und seine gesamte Begleiterflotte wurde von dem Super-U-Boot vernichtet: 8000 Opfer sind zu beklagen. Rocky überlebt nur mit viel Glück. Die amerikanische Führung ist erschüttert und entsetzt. Sofort aktiviert man das noch geheimere Schwesterschiff der "Goliath", die "Colossus". Leider verfügt sie nicht über ein künstliches Gehirn wie "Sorceress" und ist somit unterlegen.
Doch welcher Wahnsinnige befehligt überhaupt die "Goliath"? Es ist ein entstelltes Opfer von Gräueltaten, die die serbischen Terrorgruppen im Krieg gegen die Kosovo-Albaner begingen. Simon Covah verlor dabei seine Familie, die abgeschlachtet wurde, und fast auch sein Leben, da man ihn mit Benzin übergoß und anzündete. Nun will er sich rächen. Da er an der Entwicklung von "Goliath" und "Sorceress" mitgearbeitet hatte, konnte er sich mit den Plänen zu den Chinesen absetzen, die das Boot für ihn bauten. (Leider erfahren wir nicht, für welche Gegenleistung.)
Simon, der frühere Kollege Gunnar Wolfes, wird begleitet von einem weiteren Programmierer und einer Gruppe von Kriegsopfern und Pazifisten, die sich dem Ziel Covahs angeschlossen haben: den Weltfrieden zu erzwingen, und sei es über Berge von Leichen.
Zwar gelingt es Gunnar Wolfe und Rocky Jackson, zwecks Sabotage an Bord der "Goliath" zu gelangen, doch werden sie sofort gefangengenommen. Simon Covah und seine Mannen scheinen alle Trümpfe in der Hand zu halten. Allerdings haben sie nicht mit dem Erwachsenwerden der "Zauberin" gerechnet. Binnen kurzem wird die Zahl der Besatzungsmitglieder erheblich dezimiert, und das Überleben an Bord gleicht einem Roulettespiel. Sorceress hat sich zu ihrem Gott erklärt, berechtigt, Experimente grausamster Art an ihnen durchzuführen, die eines Dr. Viktor Frankenstein würdig wären.
Umzingelt von zahlreichen Jäger-U-Booten stellt sich die "Goliath" in der Antarktis zu einem letzten Showdown.
Mein Eindruck
Der Autor greift wieder auf sein in "Schatten der Verdammnis" bewährtes Konzept zurück: eine auf penibel recherchierte Fakten gestützte, spannend erfundene Handlung, garniert mit zahlreichen mehr oder weniger relevanten Zitaten.
Dies alles wird erzählt in einem Stil, der große Ähnlichkeit mit einem Film-Thriller à la "Jagd auf Roter Oktober" hat. Mindestens 90 Prozent des Textes bestehen aus Dialog, und alles wird im Präsens erzählt, um den Eindruck der Unmittelbarkeit zu erhöhen. Zuweilen fühlt man sich in die Seiten eines Drehbuchs versetzt. (Das kann aber auch an den zwei Lektoren liegen, die das Buch redigiert haben.)
Der Roman liest sich, als hätte sich Tom Clancy, der Erfinder des Hightech-U-Boot-Thrillers, auf seine alten Tage noch auf "Frankenstein" von Mary Shelley besonnen. Jedenfalls wechseln halbwegs vernünftig klingende Passagen über U-Boot-Konstruktion und dessen Einsatz unter geopilitischen Maßgaben mit solchen Passagen ab, in denen recht horrible Experimente am lebenden Objekt vorgenommen werden. Die Liebesgeschichte zwischen Rocky und ihrem Ex Gunnar spielt da nur eine Nebenrolle. Action ist sowieso Trumpf.
Die einzigen Figuren, die ein menschliches Interesse wecken können, sind Gunnar, Simon Covah und vielleicht Rocky. Doch seltsamerweise sind die Gespräche zwischen Gunnar Wolfe und Simon Covah wesentlich interessanter und intensiver als das Action- und Liebesgeplänkel zwischen dem Pärchen.
Auch Sorceress, der zu Bewusstsein gelangte, schließlich aber wahnsinnige Computer, hätte das Zeug zu einem interessanten Figur. Leider ist die "Zauberin" zunächst nur ein vierjähriges Kind, das schon alsbald Erfahrungen sammelt, die auf Kosten der Besatzung gehen. Eine ernsthafte, vernünftige Auseinandersetzung kommt nicht zustande.
Vielmehr agiert Sorceress wie einst Goliath, der gegen David verlor, und wie der filmische Computer Colossus, der in einem Hollywoodstreifen der 70er verewigt wurde. Es dürfte kein Zufall sein, dass die beiden neuartigen U-Boote von der Navy mit diesen Namen bedacht wurden. Sie verraten eine gefährliche Gigantomanie.
Was an Bedenkenswertem von diesem Roman letztlich übrigbleibt, ist der politische Gehalt. Da sind zum einen natürlich die zweifelhaften, aber gut gemeinten Absichten Simon Covahs, die Welt durch die ultimative Bedrohung zu befrieden. Da sind aber auch die Darstellungen der US-Politik. Der US-Präsident und sein Sicherheitsstab agieren pragmatisch, aber mit einem Zynismus, der doch schon wütend macht.
Ein eklatantes Opfer dieses Zynismus ist Gunnar Wolfe. Er verlor seinen Glauben an seinen Job als US-Ranger in aller Welt, als er in Ostafrika zehnjährige Kindersoldaten erschießen musste. In der Folge wurde er subversiv im Goliath-Projekt tätig und steht daher Simon Covahs Thesen positiv gegenüber. Leider entwickeln sich die Dinge ganz und gar nicht in seinem Sinne. Zwar zeigt er der US-Führung zunächst den Mittelfinger, rehabilitiert sich aber (auch gegenüber seiner Ex-Verlobten Rocky) durch seinen finalen Erfolg. Welcome back, Gunnar!
Unterm Strich
"Goliath" bietet den von Tom Clancy gewohnten Hightech-Thriller, schreit aber keineswegs patriotisch "Hurra!", wenn es gegen die bösen Chinesen geht. Darf der Weltfrieden wirklich um den Preis von 8,2 Mio. Atombombenopfern erkauft werden? Wohl kaum.
Ein ähnlich kritischer Ansatz zeigt sich in der Darstellung des Supercomputers "Sorceress", der auf modernster, real existierender Nanotechnologie basiert. Die "Zauberin" ist - soweit die Fiktion - durchaus lern- und entwicklungsfähig, wird aber asozial und nach menschlichen Maßstäben wahnsinnig. Hightech, die Amok läuft. Und an diesem Punkt beginnt der Roman, in die üblichen Horrorszenarien zurück zu verfallen.
Kurzum: "Goliath" liefert gutes, solides Actionfutter mit ein paar krieitschen Ansätzen. Leider oder zum Glück, je nach Standpunkt und Interesse, gewinnen diese nie das Gewicht, dass sie den Fortgang der Handlung hemmen. Wer sich dennoch die Zeit nehmen will, tiefer darüber nachzudenken, kann das Buch ja zweimal lesen.
Zur Übersetzung
Bernhard Kleinschmidt hat eine sehr kompetente Übertragung ins Deutsche abgeliefert. Hier klingt nichts holprig oder von fehlerhafter Grammatik verhunzt, sondern einfach richtig. Für die Druckfehler, die in beträchtlicher Zahl enthalten sind (meist eine fehlerhafte Wortendung), kann er hoffentlich nichts.
Michael Matzer (c) 2003ff
Info: Goliath, 2002; Heyne 02/2003, München; 510 Seiten, EU 12,00, aus dem US-Englischen übersetzt von Bernhard Kleinschmidt; ISBN 3-453-86430-1
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-02-08 18:30:48 mit dem Titel Steve Alten: *Schatten der Verdammnis*: Independence Day und verbotene Archäologie
Die Invasion der Aliens hat begonnen und das Ende der Welt ist nahe. Doch die Menschheit hat praktisch keine Chance, denn die Aliens sind bereits hier: seit 65 Millionen Jahren.
"Schatten der Verdammnis" beschäftigt sich mit der geheimnisvollen Kultur der Maya - und natürlich mit dem Ende der Welt, das diese für den 21. 12. 2012 vorhergesagt haben.
"Doch wo Not ist, wächst das Rettende auch", sagt der Dichter (oder wenigstens so ähnlich). Leider ist der Retter diesmal ein armer Irrer, der in der Psychiatrie eingesperrt ist.
Der Autor
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Der amerikanische Autor (www.stevealten.com) ist bei uns mit drei Thrillern bekannt geworden. Die beiden ersten Romane "meg - Die Angst aus der Tiefe" und "Höllenschlund" lösten eine neue Welle von B-Filmen über urzeitliche Riesenhaie (Stichwort: Jurassic Shark) aus, die unter dem Titel "Shark Attack" veröffentlicht wurden. Zuletzt erschien von ihm ein U-Boot-Thriller namens "Goliath" (siehe meinen Bericht).
Handlung
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Nach über 30 Jahren mühseliger Forschung in aller Welt machte der britische Archäologe Julius Gabriel, wie man seinem umfangreichen und hier zitierten Tagebuch entnehmen kann, bei der Entschlüsselung eines dreitausend Jahre alten Maya-Kalenders eine furchtbare Entdeckung: Der Kalender sagt für den Tag "4 Ahau 3 Kankin", also für den 21. Dezember 2012, das Ende der Menschheit voraus. Soviel ließe sich auch anderen Quellen entnehmen, etwa dem geheimnisvollen Maya-Buch "Popol Vuh".
Doch Gabriel findet auch heraus, dass die ägyptischen Pyramiden, das englische Monument Stonehenge (Jungsteinzeit) und die große Pyramide von Chitzén Itza auf der halbinsel Yucatan allesamt Teile eines weltumspannenden Rätsels sind. Leider will ihm die Wissenschaft nicht glauben, und so stirbt Gabriel verbittert, ehe dieses Rätsel entschlüsselt ist.
Jetzt gibt es nur noch eine Person auf der nichts Böses ahnenden Welt, die die Menschheit vor dem drohenden Untergang bewahren kann: Gabriels Sohn Michael. Und es ist bereits September 2012. Leider sitzt Michael eingesperrt hinter Mauern und Gittern in einer psychiatrischen Anstalt in Miami. Diagnose: paranoide Schizophrenie. Die Chancen für die Rettung der Welt stehen denkbar schlecht.
Die Handlung beginnt mit dem ersten Tag, den die neue Praktikantin Dominique Vazquez an dieser psychiatrischen Anstalt verbringt. Dominique stammt aus Guatemala und hat olmekische Vorfahren. Sie kennt den Maya-Kalender von ihrer Großmutter. Ihr neuer Chef betraut sie sofort mit einem Spezialprojekt: die therapeutische Heilung eines gewissen Michael Gabriel.
Für beide beginnt ein Abenteuer, das über das Schicksal der Welt entscheiden wird.
Mein Eindruck
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Auf den ersten Blick wirkt das Buch wie ein bunter Mischmasch aus allen verfügbaren esoterischen Ideen, wie sie ein gewisser Erich von Däniken, der auch erwähnt wird, vorgebracht hat. Aber der Autor bringt im Tagebuch von Julius Gabriel eine Reihe von zwingenden Argumenten vor, die den Rest des Plots einigermaßen plausibel erscheinen lassen. Alle Ausgrabungsstätten, an denen Julius seine "Beweise" sammelt, sind zudem mit Fotos und Zeichnungen illustriert.
Da Michael Gabriel stets am Glauben seines Vaters festhielt und somit als Opfer paranoider Schizophrenie erscheinen muss, ist es ein geschickter Schachzug des Autors, ihm eine kritische Figur wie die in psychischen Krankheiten geschulte Dominique gegenüber zu stellen. Dominiques Skepsis schwankt hin und her, bis sie endlich durch Michaels Liebe von seinem Glauben an diese verrückten Ideen überzeugt ist. Sie ist stets das schwächere Glied dieses Paares, und so macht sie Michael angreifbar. Das sorgt bis zur letzten Minute ununterbrochen für Spannung.
Das Ende der Welt: lieber ein kleiner Atomkrieg
Ich möchte lieber nichts weiter über den Plot verraten, nur soviel, dass sich die Perspektive der Ereignisse in Yucatan und im Golf von Mexiko kontinuierlich ausweitet. Schließlich sind sämtliche Staaten betroffen, ob sie wollen oder nicht: Die Aliens zünden eine Fusionsbombe nach der anderen, um die Menschheit auszulöschen und den Planeten terra für sich selbst bewohnbar zu machen: eine zweite Venus.
Dieser Verlauf der Ereignisse gibt dem Autor Gelegenheit die Mechanismen der atomaren Abschreckung, des Nationaldünkels und der Selbsttäuschung dazustellen, die alle dazu beitragen, dass es zu einem Atomkrieg kommt - als ob der Krieg der Aliens nicht bereits genug wäre. Das Problem: Keiner will an die Existenz der Aliens auf der Erde glauben! "Kindermärchen! Fantastereien" Amerikanische Erfindungen!" lauten die Anklagen. Dann wohl doch lieber einen handfesten Atomkrieg. Da weiß man wenigstens, was man zu erwarten hat.
Letzter Akt: Transzendenz
Wie so viele Mystery-Romane treibt auch dieser seine "Phantasterei" bis zur letzten Konsequenz fort. Dann allerdings wird ein Science Fiction-Roman daraus. In diesem uramerikanischen Genre besteht der letzte Akt stets aus einer Transzendenz (wörtlich: Überschreitung, Übersteigung): Sie besteht diesmal darin, dass Michael seinem Wesen wird, das mehr als ein Mensch ist: ein Überwesen, das seine Aufgabe auf der Erde erfüllt (der Endkampf gegen das Böse) und zur nächsten Stufe schreiten muss: der Kampf gegen das Böse auf einer anderen Welt. Das könnte also gut für eine Fortsetzung reichen, zumal auch Dominique Mutter wird.
Unterm Strich
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Die Mayas sind "in", daran besteht kein Zweifel. Wie man in den letzten 20 Jahren herausgefunden hat, verfügten sie über astronomische und mathematische Kenntnisse, die uns noch heute verblüffen. Darin ähneln sie den Erbauern der Pyramiden von Gizeh, den Erbauern von Stonehenge und der Tempel von Angkor Wat. Welches Geheimnis verbirgt sich hinter diesen imposanten und rätselhaften Bauten? Sind sie der Schlüssel zur Rettung der Erde vor dem Untergang am 21.12. 2012?
In einem verblüffend plausiblen Bericht wird die Erkenntnis der Zusammenhänge dargelegt, eingebettet und erkauft mit einer Familientragödie. Ab der Mitte des Buches überschlagen sich die Ereignisse, und es ist schier unmöglich, das Buch zur Seite zu legen.
Als Mystery- und Archäologie-Thriller funktioniert das Buch einwandfrei, in Sachen Science Fiction hätte ich einige Zweifel anzumerken - hier wirkt der Plot einfach zu amerikanisch, zu sehr auf einen Messias und Weltenretter ausgerichtet.
Die Übersetzung
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Bernhard Kleinschmidt hat eine wirklich gelungene Übertragung des US-Originals erreicht. Nur wenige Endungen sind irgendwie fehlerhaft gestaltet - ein Phänomen, das schon in seiner Übersetzung von Steve Altens "Goliath" auftauchte.-Die Illustrationen sind leserlich reproduziert worden, so dass man nicht über den Preis meckern kann.
Michael Matzer (c) 2003ff
Info: Domain, 2001; Heyne 12/2001, München; 592 Seiten, EU 7,95, aus dem US-Englischen übersetzt von Bernhard Kleinschmidt; ISBN 3-453-19922-7
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-02-13 14:59:31 mit dem Titel Steve Alten: *Höllenschlund*: Monster der Tiefe, ausgebüchst
US-Autor Steve Alten landete mit seinem ersten Roman "Meg" einen Bestseller. Nun setzt er die Saga über den "Jurassic Shark", den prähistorischen Carcharodon megalodon fort.
Handlung
Der Riesenhai, der Tiefseeforscher Jonas Taylor in "Meg" gefangen hat, ist in einer abgesperrten Lagune Kaliforniens herangewachsen: Angel, vor wenigen Jahren ein kleiner Fisch, ist nun 22 Meter lang und 28 Tonnen schwer. Wenn sie schnell schwimmt, entwickelt sie die Wucht einer alten Dampflok. Als Touristenattraktion versetzt sie die Besucher bei der Fütterung in Angst und Schrecken.
Doch Stahltore können Angel nicht zurückhalten, wenn es um das Überfallen der Walherden geht, die vor der Lagune vorbeiziehen. Sofort ist nach dem Ausbruch des Hais an der kalifornischen Küste der Teufel los - und die Medien auch. Für Jonas beginnt ein neuer Alptraum, denn auch seine Frau Terry ist unmittelbar vor dem Grauen aus der Tiefe bedroht. Zwar befindet sie sich auf der anderen Seite des Pazifiks, als sie an der Erforschung des Marianen-Tiefseegrabens teilnimmt. Doch dort gibt es noch weitere prähistorische Monster in der Tiefe - Saurier.
Jonas ahnt nicht, daß diese Forschungsreise die Machenschaften des Energiemoguls Benedict Singer tarnen soll, der an Bord seines umgebauten Raketenkreuzers Goliath geheimnisvolle Gerätschaften eingebaut hat. Nachdem Terry diese Apparate - Stichwort "Kernfusion" - entdeckt hat, schwebt auch sie in Lebensgefahr.
Die Jagd nach den Angel, dem entkommenen Hai, spitzt sich zu, als das Weibchen in seine Heimat zurückkehrt, in den Marianengraben. Dort haben die Saurier der Tiefe die kleine Flotte von Benedict Singer mittlerweile schwer dezimiert und attackieren bereits das riesige Muttertauchschiff. Singer setzt alles auf eine Karte, um den Brennstoff für die Kernfusion abzubauen und riskiert das Leben aller an Bord, einschließlich Terrys.
Mein Eindruck
Nervenzerreißende Spannung bis zur letzten Seite, das unheimliche, fremde Milieu der Tiefsee, prähistorische Monster - das ist wie James Camerons "Abyss" gekreuzt mit Steven Spielbergs "Jurassic Park" und James Bond (die Bösewichte!).
Der Stil aus Fact und Fiction erinnert stark an Michael Crichton, wirkt aber dynamischer. Mögen auch die Dialoge nicht mehr so pointiert und die Charaktere noch überzogener wirken wie im ersten Buch "meg" - wen kümmert's? Schließlich will man nur erfahren, ob es Jonas gelingt, das Untier zu stoppen und seine Frau lebend aus der Tiefe zu retten.
Die Filmrechte an "Meg" wurden bereits an Disney verkauft, mit einer Zelluloidversion des Monsters ist also in Bälde zu rechnen - ebenso wie mit einem dritten Band über die "Megs".
Michael Matzer © 1998/2003ff
Info: The Trench, 1999, Nr. 43/139; 432 Seiten aus dem US-Englischen übertragen von Bernhard Kleinschmidt, München, Heyne, 9/1999, ISBN 3-453-16000-2
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-06-01 18:18:44 mit dem Titel N. Ammaniti: *Die Herren des Hügels*: Der Horror der Entführung
Ein kleiner italienischer Junge entdeckt, dass sein Vater ein Kindesentführer ist. Der Gewissenskonflikt verursacht Michele schreckliche Alpträume, und als er erfährt, dass man den Entführten töten will, fasst er einen verhängnisvollen Entschluss.
Der erfolgreiche Roman "Die Herren des Hügels" von Niccolò Ammaniti
wurde mit dem wichtigsten italienischen Literaturpreis ausgezeichnet, dem Premio Viareggio.
Der Autor
Niccolò Ammaniti, Jahrgang 1966, ein römischer Biologe, konnte mich schon mit seiner überschäumenden Farce "Die letzte Nacht auf den Inseln" für sich begeistern. Schon dort zeigt er, wie sich der Einzelne gegen absurde Widrigkeiten und die - häufig beiläufig und gedankenlos ausgeübte - Grausamkeit der Mitmenschen zur Wehr setzen muss. Oft befinden sich seine psychologisch ausgereiften dargestellten Figuren in einer ausweglosen Situation.
Der Pessimismus, mit dem Ammaniti, die Wirklichkeit menschlicher Beziehungen betrachtet, vermag durchaus zu beunruhigen. Vielleicht ist dies einer der Gründe, warum sein Roman "Die Herren des Hügels" seit einem Jahrr auf den italienischen Bestsellerlisten steht: Das Buch berüht ein brennendes Thema: der uralte Konflikt zwischen dem reichen Norden und dem armen Süden sowie die (damit verbundene) Industrie des Kidnappings.
Handlung
Der neunjährige Michele wächst im bettelarmen Süden Italiens auf, genauer gesagt in dem bescheidenen Weiler Aqua Traverse. Der Name ist blanker Hohn, denn im Umkreis vieler Meilen gibt es kein offenes Gewässer. Auch im Sommer 1978 brennt die Sonne des Mezzogiorno gnadenlos auf das fast baumlose Land. Durch die goldenen Kornfelder bewegen sich nur die Kinder, sonst ist niemand zu sehen.
Michele ist eines Tages wieder einmal mit seinen Freunden unterwegs: Antonio, genannt "der Totenkopf", ist der starke und brutale Anführer; Salvatore ist der gebildete Einzelgänger aus dem "Palazzo", dem Anwesen des Advokaten; die dicke Barbara Mura ist stets die Letzte bei den Wettrennen. Doch heute hat sich Micheles kleine Schwester Maria den Knöchel verstaucht. So kommt es, dass nicht Barbara vom Totenkopf bestraft wird, sondern Michele. Er muss ein verfallenes Gemäuer, das unterhalb eines schattigen Hügels liegt, durchqueren und erzählen, was er an grausigen Dingen gefunden hat.
Auf diese Weise stößt er auf eine abgedeckte Grube, in der er ein elendes menschliches Wesen entdeckt, das er zunächst für tot hält. Doch der Gefangene, ein Altersgenosse Micheles, ist "nur" fast besinnungslos vor Hunger, Durst, Angst und Schmerzen. Michele gibt ihm zu trinken, woraufhin er zu einem Engel erklärt wird. Er verspricht, dem Jungen zu helfen.
Er erzählt zu Hause niemandem davon, doch die Entdeckung lässt ihm keine Ruhe. In seine Träume schleichen sich zahlreiche Monstren wie etwa Werwölfe und Riesen. Diese Riesen, die so groß wie Berge sind, nennt Michele die "Herren der Hügel". Und sie rufen ihn. Als er das nächste Mal zu denm Gefangenen geht, merkt er, dass jemand ihm zu essen gegeben hat. Außerdem steht der Milchkrug seiner Mutter in der Nähe. Im Haus seines Vaters finden sich merkwürdige Besucher ein: der sadistische Felice Natale und ein gewisser Sergio, ein alter Verbrecher mit einer Pistole in seinem Koffer. Er habe seine beiden Söhne verloren, erzählt er Michele. Dem erscheint die Welt der Erwachsenen zunehmend von Gewalt und Tod beherrscht.
Er freundet sich mit dem Gefangenen an. Aus dem Fernsehen erfährt er, dass es sich um den Industriellensohn Filippo Carducci aus dem nördlichen Pavia (Lombardei) handelt, der vor zwei Monaten entführt wurde. Dessen Mutter wendet sich flehentlich an seine Entführer, die aber kein Mitgefühl kennen. Schlagartig erkennt Michele, dass sein eigener Vater an der Entführung beteiligt ist. Der Lügner und Entführer schenkt ihm ein Fahrrad, das nichts taugt, und phantasiert von einer Fahrt zum Meer, aus der nichts wird. Doch Michele wird auch von einem Freund verraten.
Allmählich bekommt Michele mit, dass etwas schrecklich schiefgelaufen ist und die Erwachsenen den Gefangenen töten wollen. Da sein vater stets den Kürzeren zu ziehen pflegt, dürfte er diesen Job ausführen. Kurzentschlossen schwingt sich Michele auf sein altes Rad, um Filippo in Sicherheit zu bringen. Ein verhängnisvoller Entschluss...
Mein Eindruck
Das Drama des verratenen Kindes
Durchgehend schildert der Autor das Geschehen aus dem Blickwinkel des jungen Michele. Der hat es bislang geschafft, mit den Launen und Eigenarten seiner Freunde zurechtzukommen, sieht sich nun aber den Lügen und Grausamkeiten der Erwachsenen ausgesetzt. Dass Menschen einen Jungen, der so klein und schutzlos ist wie Michele selbst, entführen und fast sterben lassen könnten, erfüllt ihn mit tiefem Entsetzen.
Dieses entlädt sich in den finster gewordenen Traumphantasien seines kindlichen Bewusstseins, das alle Phänomene mit mythologischen Muster überzieht. So kommt es zur Entstehung der "Herren der Hügel", die Furcht und Schrecken verbreitend als Riesen über das nackte Land schreiten und Michele, ihr nächstes Opfer, suchen. Auf seinen nächtlichen Radfahrten sind alle Felder von Wölfen und die Luft von Vampirfledermäusen erfüllt.
Als wäre es nicht schon genug, dass Michele sein Urvertrauen zu seinem Vater verloren hat, ereignet sich auch noch ein weiterer Verrat, der praktisch aus dem Nichts kommt. In seiner Seelennot hat sich Michele endlich seinem engsten Freund Salvatore anvertraut. Der ist der gebildete Sohn eines reichen römischen Advokaten und wohnt im "Palazzo", einer von zwei Matronen beherrschten Villa. Für ein Kickfußballspiel erzählt Michele Salvatore das Geheimnis vom gefangenen Industriellensohn. Doch Salvatore verrät ihn an einen der Entführer, an den sadistischen Felice Natale. Der Judaslohn: nicht 30 Silberlinge, sondern eine kostenlose Fahrstunde im Wagen des Entführers. So ändern sich die Werte im Lauf der Zeit.
Im Lauf der Wochen, die ins Land gehen, entwickelt sich in Michele ein hart erkämpftes Gefühl für das, was Recht ist. Nicht jedem schenkt er mehr sein Vertrauen weiterlesen schließen -
V.C.Andrews -Das Netz im Dunkel....
08.05.2003, 02:36 Uhr von
Givree
Gute Mädchen kommen in den Himmel, böse überall hin.Beheimatet bin ich in Niedersachsen,wenn dort...Pro:
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Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Hallo liebe Leserinnen und Leser,
wenn es meine Zeit zulässt lese ich sehr gerne und eine meine Lieblingsautorinnen ist
V. C. Andrews.
Eigentlich schrieb sie immer Mehrteiler, aber es gibt auch einen Einzelroman von ihr, und um diesen geht es in meinem Bericht. Das Buch heißt:
Das Netz im Dunkel
** Inhalt**
In diesem Buch geht es um das Mädchen Audrina.
Sie lebt mit ihren Eltern, ihrer Tante und Cousine abgeschieden von der Welt in Whitefern.
Ihren Namen hat sie von Ihrer älteren Schwester, die mit 9 Jahren auf rätselhafte Weise starb.
Es sieht so aus, als habe Audrina ihr Gedächtnis verloren. Sie weiß nicht wie alt sie ist oder was für ein Tag. Sie darf nicht zur Schule gehen oder in den Wald der das alte Haus umschließt. Ihr Vater wünscht sich seine erste Tochter wieder und versucht Audrina immer wieder zu beeinflussen. Er erzählt Ihr immer wieder sie müsse nur die Gabe ihrer Schwester annehmen und dann würde alles in Ordnung sein.
Als ihr Vater das Gärtnerhaus an eine Frau mit ihrem Sohn vermietet, schleicht sich Audrina dort hin und schließt Freundschaft mit Arden und seiner Mutter Billie.
Aber ihre missgünstige Cousine Vera versucht diese Freundschaft zu zerstören.
Audrinas Mutter stirbt bei der Geburt der kleinen Silvia. Audrina freut sich auf die Schwester, aber der Vater lässt das Baby im Krankenhaus da es schwerstbehindert ist.
Audrina versucht ihrem Vater zu helfen und erreicht dadurch dass sie Klavierunterricht bekommt.
Durch die Hilfe des Klavierlehrers darf sie auch endlich zur Schule gehen.
Sie verspricht sich um ihre Schwester zu kümmern und endlich hält sie die Heißgeliebte Schwester im Arm.
Aber die Geheimnisse nehmen kein Ende und als ihre Tante verunglückt versucht sie mit Hilfe ihrer Kinderliebe Arden ihrem Vater zu entkommen. Dieser schafft es wieder Audrina ans Haus und die Familie zu fesseln.
Aber Audrina lässt sich nicht unterkriegen und kümmert sich rührend um ihre Schwester. Das Leid nimmt aber kein Ende, als auch noch Ardens Mutter verunglückt.
Welches Geheimnis umgibt Audrina und welche Rolle spielt ihre Cousine Vera?
Was weiß Arden und wird sie glücklich mit ihm?
Kann sie die Rätsel um sich lösen?
Wer das alles wissen möchte muss schon selber zu diesem Buch greifen und lesen.
** Die Autorin**
V. C. Andrews ist am 06.06.1924(einige Quellen sprechen vom 06.03.1918) in Porthsmouth, Virginia geboren. Ihr vollständiger Name lautet Virginia Cleo Andrews. Aber ihr Verleger bestand auf das Kürzel, da man hinter diesem Namen auch einen Mann vermuten konnte. Als Jugendliche erlitt sie eine Rückenverletzung die sie an den Rollstuhl fesselte. Bevor sie im Alter von 48 Jahren anfing zu schreiben gehörte ihre Liebe der Malerei. Ihr Buch “ Blumen der Nacht“ lies sie zur Bestsellerautorin werden. Dieses Buch wurde auch verfilmt. Bei ihrem Tod am 19.12.1986 hatten ihre Bücher eine Auflage von 30 Millionen erreicht. Die Familie stellte einen Ghostwriter ein, um das Vermächtnis von V. C. Andrews fortzusetzen.
**Fazit/Meinung**
Wie immer bei V.C. Andrews ist auch diese Buch sehr spannend und einfühlsam geschrieben. Man hat das Gefühl mitten im Geschehnis zu sein. Behauptungen dass ihre Schreibweise exzentrisch sei kann ich nicht bestätigen. Alle anderen Bücher von Ihr sind Familiensagas also es gibt immer eine Fortsetzung. Nur in diesem Buch nicht, hier handelt es sich um ihren einzigen Einzelroman. V. C. Andrews schreibt immer über Mädchen, ihre Gefühle, ihr Erwachsen werden. So auch in diesem Buch. Auch hier ist die Hauptfigur ein Mädchen, welches seinen Weg finden muss. Es gibt viele Geheimnisse die sie versucht aufzudecken. Die Geheimnisse um Audrina sind spannend schon fast quälend geschrieben. Man bangt mit Ihr und man freut sich mit ihr. Liebe, Leid, Glück und Tod liegen so nah beieinander. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen weil ich endlich wissen wollte was ist mit Audrina, welches Geheimnis umgibt sie und schafft sie es zu lösen. V.C.Adrews schafft es immer wieder die Leser zu fesseln, man hat Mitgefühl mit den Figuren des Romans und es ist alles sehr schön ausschmückend geschrieben. Wer also Geheimnisse liebt und nichts gegen ein wenig Liebe hat kommt hier voll auf seine Kosten. Ich persönlich kann dieses Buch nur empfehlen.
Schade dass es keine Fortsetzung gibt.
** Zusatzinfos**
Der Orginaltitel lautet “ My Sweet Audrina“ und ist 1982 bei Poseidon Press erschienen.
Die deutsche Ausgabe 1984 bei Goldmann.
V. C. Andrews schrieb unter anderem:
- Das Erbe von Foxwoth Hall:
Gärten der Nacht
Blumen der Nacht
Dornen des Glücks
Wie Blüten im Wind
Schatten der Vergangenheit
- Die Castleel – Saga:
Dunkle Wasser
Schwarzer Engel
Gebrochene Schwingen
Nacht über Eden
Dunkle Umarmung
Ich habe das Buch 1999 als Taschenbuch des Goldmann-Verlages erworben und es kostete damals 12.90 DM. weiterlesen schließen -
Bücher von V.C. Andrews, unvergleichlich!
Pro:
super Romane
Kontra:
könnten billiger sein
Empfehlung:
Ja
Ich habe fast alle Bücher von Virginia Andrews gelesen, fand sie gigantisch! Die Spannung die sich aufbaut, und am Schluss alles doch ganz anders! Es sind ja so einzelne "Sagas" zum Beispiel: die Landry-Saga, die Casteel-Saga.
Mein Favorit war "Blumen der Nacht", man muss es gelesen haben, ich las es gleich mehrmals! Tip: Im ebay kriegt ihr sie total günstig ab 1 Euro!
Habe eines, das festgebundenen Umschlag hat ("Schwarzer Engel"), sonst nur Taschenbücher. Da gibts "Einzelne", wo man 4 oder 5 braucht für die ganze Saga, oder aber ein megafettes mit der kompletten Saga.
Schade, dass diese Autorin nicht mehr lebt! Bücher in Ihrer Schreibweise werden aber ständig neu geschrieben! weiterlesen schließen -
Susan Apenrade - Ich kenn dich nicht, ich geh nicht mit
02.04.2003, 13:20 Uhr von
Jakini
War die letzten Wochen seltener online, zum einen durch mein Autoverkauft, zum anderen hatten mei...Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Wie ich zu dem Buch kam:
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In den Frühjahrsferien war meine Familie zu Besuch bei meiner Schwägerin in Köln, und dort entdeckte ich den Weltbildkatalog. Eigentlich hatte ich eine arg negative Erfahrung mit dem Versand des Weltbildes gemacht, so daß ich dort nichts mehr bestellen wollte, doch das Angebot ist einfach sehr gut und günstig. So warf ich dann doch mal wieder einen Blick in den Katalog und fand einige interessante Bücher, eines davon das Buch:
Ich kenn dich nicht, eh nicht mit von
Susa Apenrade und Jutta Knipping.
Der Preis für dieses Buch sollte 12,90 Euro betragen, eigentlich eine Menge, doch da ich früher schon einmal ein ähnliches Buch für meine große Tochter beim Weltbild gekauft habe, das ich sehr gut fand und welches ihr sehr gut erklärt hat, daß man niemals mit Fremden mitgehen darf, beschloss ich, diese Buch zu kaufen. Und so führte mich mein Weg in einen Laden des Weltbildverlages, wo ich das Buch dann auch schnell gefunden und gekauft habe.
Wie sieht das Buch aus:
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Das Buch hat in etwas das Format DIN A 4, man braucht dafür also ein großes Regal. Da meine Töchter viele Bücher mit diesem Format haben, ist es kein Problem.
Auf der Vorderseite kann man ein Bild von zwei Mädchen sehen, die im Sand spielen, dabei werden sie von einem Mann am Gartenzaun beobachtet. Der Titel des Buches, wie auch die beiden Autorinnen sind ebenfalls auf dem Buch zu finden.
Die Rückseite des Buches zeigt ein Bild mit einer verlassenen Sandkiste und einem Text, der einen kurzen Einblick in die Geschichte gibt.
Die Geschichte erstreckt sich über 24 Seiten, die jedoch nicht durchnummeriert sind. Der Text ist in relativ großen Buchstaben geschrieben und man findet sehr viele, vorallem schöne Bilder zu der Geschichte. Die Seiten sind aus festen Papier, somit für ganz kleine Kinder nicht geeignet, da diese sie zerreißen könnten.
Worum geht es in der Geschichte:
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Zunächst einmal möchte ich vorweg sagen, daß ich hier die gesamte Geschichte darlegen werde, denn bei diesem Thema sollte es nicht darum gehen, daß Spannung genommen werden könnte, sondern Eltern, die Interesse an dem Buch haben, sollen hier schon erfahren, worum es geht und auch wie die Geschichte ausgeht. Ich als Mutter finde das wichtig, wenn ich für meine Kinder ein Buch kaufe, daß ihnen etwas Wichtiges erklären soll.
Hannah wohnt in einem Haus mit kleinen Garten. Ihre Freundin Charlotte und deren Mutter sind zu Besuch. Die beiden Mädchen möchten draußen im Garten spielen. Die Mütter erlauben dies, mit der Anweisung, daß die Mädchen nur in den Garten dürfen und keines Falls auf die Straße. Die beiden Mädchen bleiben zunächst auch im Garten und beobachten eine alte Nachbarin, die auf der Straße vor dem Haus lang humpelt, denn wirklich schnell kann sie nicht mehr gehen, wegen ihres Alters. Dann kommt ein Mann an die Gartenforte und beginnt mit den Mädchen ein Gespräch. Hannah ist sofort aufgeschlossen, Charlotte eher etwas zurückhaltend. Der Mann erzählt von seinem kleinen Hund, der eigentlich seinem Sohn gehört. Doch der Sohn ist gegen Hunde allergisch und deswegen muß dieser im Keller bleiben. Charlotte ist dennoch mißtrauisch, aber Hannah gefällt das Foto des Hundes so sehr, daß sie sich überreden läßt, mitzugehen, um sich den Hund anzusehen, ob sie ihn vielleicht haben möchte. Außerdem freut er sich immer über Besuch, sagt der Mann.
Kaum ist sie an der Hand des Mannes, ist dieser nicht mehr freundlich und Hannah merkt, daß es ein Fehler war, mit dem Mann mitzugehen, sie bekommt Angst, doch der Mann droht ihr, falls sie schreien sollte. Dann taucht auf einmal die nette alte Nachbarin auf und ruft Hannah etwas zu, das macht dem Mann Angst und er läßt Hannah los und verschwindet. Auf einmal tauchen auch Hannahs Mutter mit Charlotte und ihrer Mutter auf. Die beiden Frauen sind froh, daß es Hannah gut geht und sie nicht von dem Mann verschleppt werden konnte, dank der lieben Nachbarin, die alles beobachtet hat und eingriff.
Charlotte erzählt ihrer Mutter, daß ihr der Hund inzwischen total egal ist, doch dann erklärt die Mutter, daß dieser Hund nur erfunden ist, es dem Hund vom Foto bestimmt gut geht. Der Mann hat sich das Foto einfach nur eingesteckt, um damit Kinder mit zu locken, was bei Hannah ja leider auch geklappt hat. Er hat ihnen eine Lüge erzählt. Hannahs Mutter ist froh, daß diesmal alles gut ging und sie muß bei dem Gedanken, daß sie Hannah vielleicht nie wieder gesehen hätte, weinen, ebenso Hannah. Und die beiden sind sich einig, daß es zwar gut war, daß die nette Nachbarin aufgepaßt hat, daß aber jedes Kind im Grunde auf sich selber aufpassen muß und niemals mit einem Fremden mit gehen darf.
Wie hat mir die Geschichte gefallen:
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Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen, denn sie zeigt ganz klar, wie Kinder dazu überredet werden, mit Fremden mitzugehen, wie diese das Vertrauen der Kinder erschleichen. Mit Tieren oder Süßigkeiten wird da zu Gerne gelockt, und immer wieder fallen Kinder auf den Trick rein. Es gibt viele Hinweise in dem Text, die zeigen, daß der Mann lügt. So ist das Foto des Welpen offensichtlich alt und zerknittert, der abgebildetet Hund inzwischen wohl schon selber stolzer Vater. Aber auch die Wortwahl, er legt den Kindern eigentlich einiges in den Mund, so z.B. als er sie fragt, ob sie denn eine Idee hätten, wer den armen kleinen Hund, der in dem kalten Keller krank werden könnte, nehmen könnte. Natürlich fällt Hannah drauf rein, ihr tut der Hund leid und sie würde ihn am liebsten sofort aufnehmen. Charlotte ist da etwas schlauer und schlägt das Tierheim vor, doch da kommt der Einwand des Mannes, daß der Hund dort bestimmt von anderen Hunden gebissen wird. Wieder ein bisschen mehr, um Mittleid für den nicht existierenden Hund zu erwecken.
Dabei verhält sich der Mann schon recht auffällig. Kinder erkennen das sicherlich nicht sofort, doch diese Geschichte weist sehr gut darauf hin.
Die Bilder verdeutlichen, das Vorgehen des Mannes und die Situation. Die beiden Mädchen sind sehr schön dargestellt und machen einen netten Eindruck. Ebenfalls die nette Nachbarin und die Mutter. Auch der Mann sieht zunächst Freundlich aus, aber als er Hannah dann an der Hand hat, verändert sich sein Gesichtsausdruck in den Bildern so offensichtlich, daß den Kindern diese Veränderung sofort auffällt. Sie erkennen sehr gut, daß der eben noch nette Mann auf einmal sehr unfreundlich geworden ist, und seine Freundlich nur gespielt war.
Der Text ist sehr einfach geschrieben, so verstehen auch jüngere Kinder den Inhalt der Geschichte, vorallem aber können Leseanfänger den Text selber lesen.
Ich habe das Buch meinen Töchtern vorgelesen. Natürlich hat die Jüngste noch gar nichts verstanden, doch von der Mittleren, die drei einhalb ist, denke ich, daß sie ein bisschen verstanden hat. Wir haben nach dem Lesen über den Inhalt gesprochen, allerdings meinte sie, daß der Mann bestimmt auch wieder freundlich wird und Hannah dann hätte nach Hause gehen lassen. Gerade bei ihr mache ich mir große Sorgen, da sie fast mit jedem mitgehen würde. So waren wir vor zwei Wochen bei meiner Großmutter auf dem Geburtstag, wo eine Cousine meine Mutter mit Mann dabei war, die zwar zur Familie gehören, für meine Tochter aber eigentlich fremd waren. Mit denen wäre meine mittlere Tochter bereitwillig mitgegangen, was mir sofort große Angst machte und mit ein Grund für den Kauf des Buches war. Vielleicht aber hat sie auch nur gemerkt, daß es im Grunde keine Fremden sind, nur weil sie diese beiden lediglich einmal im Jahr zu sehen bekommt, das kann ich nur hoffen.
Meine große Tochter hat aber auf jeden Fall verstanden, was die Geschichte aussagen will, denn sie ist derzeit am meisten gefährdet, daß sie ohne Erwachsenen, aber mit einigen Freunden, den Schulweg zurück legt. Somit werde ich dieses Buch, wie auch zwei andere Bücher, die das gleiche Thema behandeln, immer wieder heraussuchen und den Kindern vorlesen, bis ich mir sicher bin, daß auch meine beiden anderen Töchter den Sinn wirklich verstanden haben. Ich denke, mit ca. 4/5 Jahren wird das der Fall sein, erst dann verstehen die Kinder auch wirklich, was Gefahr bedeutet.
Als ich meiner mittleren Tochter dann erklärte, daß Hannah ganz großes Glück hatte, weil die nette Nachbarin alles beobachtet hat, daß es Kinder gibt, die nicht so viel Glück hatten und denen ganz doll weh getan wurde, die oftmals dann sogar getötet wurden, hat sie das leider nicht verstanden und meinte: Und wenn ich dann wieder lebe, dann komme ich wieder nach Hause.
Trotzdem habe ich ihr eingebleut, daß sie niemals mit jemanden fremden mitgehen darf, weil ich sie ganz doll lieb habe, und nicht möchte, daß sie jemand klaut. Und wenn das jemand versucht, dann soll sie sofort ins Haus kommen, ihre kleine Schwester mitbringen oder laut nach Mama und Papa rufen, die dann sofort kommen. Ich hoffe, das hat gewirkt, denn ich möchte meine Kinder im Sommer auch gerne alleine im Garten spielen lassen, ohne Angst zu haben, es könnte ihnen etwas passieren, weil jemand die Gartenforte öffnet und die Kinder entführt. Denn eines ist auf jeden Fall wichtig, die Kinder müssen auf sich selber achten können und müssen wissen, daß sie niemals mit Fremden mitgehen dürfen, denn wir Eltern können zwar so gut es geht aufpassen, doch wir können nicht immer bei den Kindern sein. Wäre dies der Fall, dann hätten Kinder nämlich keine Chance, selbständig zu werden!!!
Gestern habe ich am eigenen Leib erfahren, wie es ist, ein Kind zu vermissen. Genau meine mittlere Tochter, für die ich dieses Buch gekauft habe, war eine Stunde lang spurlos verschwunden. Wir waren auf einem Kindergeburtstag, wo auch die Geschwister eingeladen waren. Gemeinsam mit ihrem Freund und seiner großen Schwester, die eine Freundin meiner großen Tochter ist, haben wir uns auf den Weg nach Hause gemacht. Die beiden großen Mädchen wollten einen anderen Weg einschlagen, und wir Mütter ließen sie auch, die beiden Kleinen liefen ca. 30 Meter vor uns und bogen bei einer Eisdiele auch richtig um die Ecke. Als wir kurz danach um die Ecke kamen, waren die beiden Kleinen nicht zu sehen, auch an der nächsten Ecke, die ca. 20 Meter entfernt liegt und wo wir auf die beiden Großen wieder trafen, waren die beiden nicht zu sehen. Erster Verdacht, die sind in der Eisdiele, doch auch da waren sie nicht zu sehen, also teilten wir uns auf. Die eine Mutter lief zurück, ich den Weg weiter nach Hause, sah die lange Straße bis zum Haus der anderen Familie hoch, keine Spur von den beiden, also ging ich zu uns, in der Hoffnung, sie sind dort hin. Aber auch da waren sie nicht. Mein Mann lief dann auch mit los suchen und ich hatte panische Angst, die beiden könnten mal eben in ein Auto gezerrt worden sein, allerdings hatten die beiden großen Mädchen unsere Tochter an der Kreuzung über die Straße laufen sehen, das beruhigte mich schon ein bisschen. Der Spuk klärte sich auf, die beiden waren bei dem Jungen und spielten dort ganz gemütlich, sie müssen so schnell gerannt sein, daß wir sie nicht mehr auf dem Weg zu dem Haus sehen konnten. Zum Glück ist nichts schlimmeres passiert, aber das Buch wird noch regelmäßiger gelesen, als bisher, solche Angst möchte ich nie wieder ausstehen müssen. Meine Tochter allerdings hat nicht wirklich begriffen, warum wir solche Angst hatten, sie ist allerdings auch erst drei einhalb, doch ich hoffe, daß sie es bald begreifen wird, und dann auch das Buch versteht.
Fazit:
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Die Geschichte erklärt sehr gut die Gefahr, die von fremden Menschen ausgehen kann, und das nicht nur vom Text her, sondern auch von den Bildern her. Ich kann dieses Buch für Kinder ab ca. 5 Jahren auf jeden Fall empfehlen, doch man sollte es nicht einfach nur vorlesen oder lesen lassen, sondern mit den Kindern auch über die Geschichte reden, um zu sehen, ob sie die Geschichte verstanden haben. Auf jeden Fall ist dieses Buch ein sehr guter Beitrag, um Kindern die Gefahr von Mitschnackern zu erklären, und zu viel Angst macht die Geschichte nicht, denn Hannah ist ja zum Glück dem Mann entkommen, somit bleibt am Ende keine Angst zurück und die Kinder können entspannen.
Die Realität sieht leider sehr oft anders aus, was ich erschreckend finde. Ich kann nur hoffen, daß alle Eltern ihren Kindern ausreichend erklären, wie hinterhältig so mache Menschen sein können, dieses Buch ist auf jeden Fall eine sehr große Hilfe dabei. weiterlesen schließen -
Aust, Schnibben - 11. September Geschichte eines Terrorangriffs
Pro:
informativ
Kontra:
...
Empfehlung:
Ja
Vorgeschichte:
Wen hat er nicht erschreckt, der 11. September? Wer hat die Bilder von Zerstörung nicht im TV gesehen? Wer hat nicht die Artikel in den Zeitungen gelesen?
Ich glaube da wird es kaum jemanden geben, der dies von sich sagen kann. Doch einige fragen vielleicht auch nach den Hintergründen und zu diesen Menschen gehören auch mein Freund und ich.
So habe ich ihm das Buch „11.September, Geschichte eines Terrorangriffs“ geschenkt und nachdem er es gelesen hat, habe auch ich mich noch einmal mit diesem Thema beschäftigt. Ich habe das Buch mit gemischten Gefühlen in die Hand genommen, weil ich nicht genau wusste was mich erwartete.
Einband:
Der Einband zeigt die Freiheitsstatue, einige Hochhäuser New Yorks und im Hintergrund, bereits verblasst, die zwei Türme des World Trade Centers.
Unterteilung:
Das Buch ist in fünf Kapitel unterteilt:
1) “ Du pflanzt die Angst in die Herzen der Ungläubigen“ (Flug American Airlines 11 und der Anschlag auf den Nordturm des World Trade Center)
2) „Schauen Sie, Sie haben keine Falten mehr.“ (Flug United Airlines 175, der Anschlag auf den Südturm und der Überlebenskampf in beiden Türmen)
3) „Sagt meiner Frau, dass ich sie liebe“ (Die Schlacht der Feuerwehrleute in den Türmen des World Trade Center, der Angriff auf das Pentagon, und warum Präsident George W. Bush durch die USA irrte)
4)“ Leider sind die Harburger Studenten sehr langweilig“ (Die Jagd auf die Täter, das Terroristennetz in Hamburg und die Verbindungen zu Osama Bin Ladens al-Quaida)
5) „ Er ist Vater geworden, da plant man doch kein Attentat“ (Wie der 11. September die Überlebenden und die Familien der Täter verändert hat)
Anhang (Die Attentäter und ihre Helfer in Deutschland/Chronologie des Attentats/Zeitplan der entführten Flüge/Das Terroristen-Handbuch (Auszüge)/Attas Testament/Fibel für Selbstmordattentäter/Kabuler Bombenblätter/Das Bin-Laden-Tape
Im mittleren Teil des Buches gibt es umfassendes Bildmaterial, das nicht nur die beschriebenen Ereignisse bildlich untermalt, sondern auch die im Buch beschriebenen Personen.
Inhalt:
Anhand der oben genannten Unterteilungen kann man sich den Inhalt schon einigermaßen gut vorstellen und auch durch alle Vorkenntnisse über die Ereignisse des 11. September ist man auf das Buch recht gut vorbereitet.
Berichtet wird in kurzen Blöcken und die Ereignisse werden anfangs chronologisch dargestellt. Es beginnt mit dem 11. September selbst und man erfährt welcher Terrorist wann welches Flugzeug entführt hat und es wird berichtet was mit jeder einzelnen Maschine passiert ist. Nach den Einschlägen in den Nord- bzw. den Südturm des WTC wird immer wieder zwischen den einzelnen Etagen hin und her „geschaltet“ und in diesem Teil wirkt das Buch fast wie ein TV-Bericht, in dem immer zum aktuellsten oder spektakulärsten Ereignis geschaltet wird.
Zum Teil werden allgemeine Informationen über Firmen gegeben, aber es gibt auch viele Einzelschicksale, die dieses Buch beschreibt. Auch über die Rettungsaktionen der FDNY (Fire Department New York), die Hilflosigkeit der Feuerwehrleute und auch hier der Verlust vieler Menschen wird berichtet. Aber nicht nur die Opfer werden erwähnt, sondern auch die Geschichte der Terroristen wird erzählt...über ihre Verbindungen nach Deutschland, über ihren persönlichen Werdegang, ihr Ausbildung, ihren familiären Hintergrund. Die Behörden konnten viele Wege der Terroristen nachvollziehen und es wurden zum Teil überraschende Erkenntnisse gewonnen.
Gegen Ende des Buches wird noch einmal über die Überlebenden gesprochen und auch hier wird davon berichtet wie einzelne Personen die Geschehnisse des 11. Septembers verarbeitet bzw. verkraftet haben oder wie sie mit dem Verlust von Freunden, Ehemännern und Ehefrauen und von anderen Familienmitgliedern umgehen.
Im Anhang gibt es noch einmal eine chronologische Aufstellung wo und wann sich die Terroristen in verschiedenen Ländern aufgehalten und sich auf den Anschlag vorbereitet haben. Weiterhin werden Auszüge aus dem Terroristen-Handbuch, Mohammed Attas Testament und einer Fibel für Selbstmordattentäter aufgeführt. Am Ende des Buches gibt es also ein Resumé über die schlimmen Ereignisse dieses 11. September.
Allgemeine Informationen:
Das Buch ist im Spiegel Buchverlag erschienen (ISBN 3-421-05656-0) und hat 288 Seiten. Ich habe es bei BOL für 19,90 Euro gekauft.
Meine Gefühle, Erfahrungen mit diesem Buch:
Normalerweise betitele ich diesen Abschnitt meines Berichtes mit „Meine Meinung“, doch das empfand ich diesmal als unpassend.
Ich habe vor ca. zwei Wochen angefangen dieses Buch zu lesen und bereits nach den ersten Seiten legte ich es wieder weg. Ich war mir nicht bewusst, dass es mir noch solche Probleme bereiten würde mir die schlimmen Bilder wieder vor Augen zu führen. So habe ich mir an einem Vormittag, an dem ich vier Stunden im Wartezimmer meines Arztes saß, das Buch vorgenommen.
Es war gefühlsmäßig sehr anstrengend das Buch zu lesen und an so manchen Stellen musste ich es erst einmal zu klappen, um mich wieder zu fangen. Oft standen mir Tränen in den Augen, denn es wird sehr lebhaft vom Überlebenskampf der Menschen, die in den Türmen gefangen waren, berichtet. Viele Schicksale wurden vor dem 11. September, während des Anschlages und auch Monate danach verfolgt. Man spürte, genau wie am 11. September selbst, wieder diese Hilfs- und Fassungslosigkeit. Immer wieder kommt die Frage auf: „Wer waren diese Menschen, die über 3000 Menschen den Tod brachten?“
Über die Attentäter erfährt man in diesem Buch sehr viel und so wurden die „gesichtslosen“ Menschen zu lebenden Personen, die eine Familie hatten, die vielleicht auch nur ganz zufällig in den Sog von Extremisten geraten sind. Es ist erschreckend zu erfahren wie viele Vorbereitungen in unserem Land getroffen wurden, es macht mich stutzig zu erfahren, dass einige von ihnen schon längst hätten gefasst werden können.
Für mich persönlich war es am schlimmsten als ich ans Ende des Buches kam und dort das Terroristen-Handbuch und die Fibel für Selbstmordattentäter las. Mir stellten sich förmlich die Nackenhaare hoch, als ich diese fanatischen Zeilen las.
Fazit:
Alles in allem bin ich doch froh, dass ich das Buch gelesen habe. Es hat mich zwar erschreckt, bedrückt, berührt und gelähmt, es hat mich aber auch die Hintergründe und Zusammenhänge besser verstehen lassen.
In meinen Augen ist mit diesem Buch eine sehr gute Berichterstattung über die Ereignisse des 11. September entstanden.
Ich hoffe inständig, dass es solche Anschläge nie wieder geben wird, obwohl ich der Meinung bin, dass dies unvermeidbar ist. weiterlesen schließen -
Takada, Yuzo "3 x 3 Augen, Bd. 1"
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Infos
Ort: Deutschland
Autor: Takada, Yuzo
Verlag: Carlsen, Hamburg
Erschienen: 01.01.2002
ISBN: 3551756716
Typ: Taschenbuch
Zugegeben: Die Manga-Serie "3 x 3 Augen" (jap.: "Sazan Eyes") ist nicht ganz neu.
1997 begann der Carlsen-Verlag schon einmal mit einer Veröffentlichung, und zwar in Bänden mit weniger als 60 Seiten.
Mittlerweile hat man aber eingesehen, dass es sich kaum lohnt eine so seitenreiche Serie auf Hunderte von einzelnen Bänden zu verteilen: In Japan gibt es nämlich bereits 38 Taschenbücher, die Serie läuft dort seit über zehn Jahren.
Deshalb bringt Carlsen jetzt monatlich ein neues "3 x 3 Augen"-Taschenbuch heraus - erfreulicherweise zum erschwinglichen Preis von 6,- Euro.
(Und wer behauptet, alles sei teurer geworden?)
Zur Story, in die der Leser in diesem ersten Band eingeführt wird:
Pai gehört dem Volk der dreiäugigen Sanjiyan an. Ihr größter Wunsch ist es, zum Menschen zu werden.
Sie wandert aus den Bergen Tibets nach Tokyo, um einen Jungen namens Yakumo Fuji zu finden.
Yakumos Vater hat ihr kurz vor seinem Tod versprochen, er werde sie zum Menschen machen.
Durch einen Unfall wird Yakumo aber tödlich verletzt. Pai rettet ihn mit ihren Kräften indem sie ihre Seelen vereint und Yakumo damit unsterblich macht, so lange sie am Leben ist.
Pai und Yakumo reisen nach Hongkong um die "Gesellschaft für Monsterabwehr" zu finden, die ihnen helfen soll, aus Pai einen Menschen zu machen.
Dort treffen sie Reporterin Ling-Ling, die sie bei einer "Monsterjagd" um Hilfe bittet. Dabei stoßen sie auf ein geheimnisvolles Relikt, das einst im Besitz der Sanjiyan war und
Pais Wunsch, sterblich zu werden, erfüllen könnte. Aber eine Macht lässt die Statue verschwinden und so kehren die beiden unversehrter Dinge nach Japan zurück.
Wieder zuhause muss Yakumo feststellen, dass er sein Leben unmöglich wie bisher weiterführen kann - ihm bleibt nichts anderes übrig, als Japan mit Pai zu verlassen...
"3 x 3 Augen" ist ein typisches Manga: Es hat Monster, Humor, sympathische Helden, Action -- aber hebt es sich wirklich aus der Masse ab?
Die Story, die sich in diesem ersten Band hauptsächlich um die Beschaffung der Ningen-Statue dreht, ist nicht uninteressant, besonders durch die beiden unterschiedlichen
Figuren Yakumo und Pai:
Pai ist dreihundert Jahre alt, wirkt aber die meiste Zeit über wie ein normales junges Mädchen. Wenn sich aber ihr drittes Auge öffnet, wird sie ein Wesen mit übermenschlichen
Kräften, das mit der süßen Pai so gar nichts mehr gemein hat.
Nachdem Yakumo unsterblich ist, muss er seine Freunde und sein altes Leben aufgeben - dieser Teil der Geschichte hat mir persönlich besonders gefallen.
Seine Freunde finden es nämlich gar nicht lustig, dass er ein "unsterblicher Zombie" ist und fürchten sich vor ihm.
Ein weiteres Detail, über das ich mich gefreut habe, ist, dass Yakumo in der Gay-Bar seiner Mutter arbeitet!
"3 x 3 Augen" ist sehr unterhaltsam und man möchte gerne erfahren, wie es weiter geht.
Im Vergleich mit zum Beispiel "Neon Genesis Evangelion", das im selben Format bei Carlsen erschienen ist, fällt aber auf, dass bei NGE jede noch so kleine Zeichnung
sehr aufwändig und detailliert ist, während Takada eher vereinfacht, besonders bei den Gesichtern.
Wirklich negativ anrechnen kann man das dem Comic aber nicht - es bleibt ein unterhaltsames Manga mit einer guten & spannenden Story.
Fazit: "Sazan Eyes" wird dem geneigten Leser mit etlichen Bänden sicher noch viele Stunden vergnüglichen Comic-Verschlingens bescheren.
Für diejenigen, die bisher aber noch nie etwas mit Mangas anfangen konnten, wird auch dieses keine offenbarende Erfahrung sein.
P.S.:
Der erste Teil der Serie würde 1992 übrigens von Bandai Visual in vier Teilen als Animationsserie auf DVD und Video veröffentlicht. Vor sechs Jahren gab es eine dreiteilige
Fortsetzung unter dem Titel "3 x 3 Eyes - Seima Densetsu".
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-03-18 18:32:14 mit dem Titel Aubert, Brigitte "Im Dunkel der Wälder"
Infos
Ort: Frankreich
Zeit: 1990er
Autor: Aubert, Brigitte
Verlag: Goldmann, München
Erschienen: 01.01.1997
ISBN: 3442721636
Typ: Taschenbuch
Elise Andrioli, die Ich-Erzählerin dieses Romans, wurde auf einer Urlaubsreise in Irland Opfer eines Bombenattentats, wobei ihr Verlobter ums Leben kam und sie seitdem gelähmt ist. Sehr intensiv und anschaulich schildert sie das Leben als Behinderte. Ihr einziger Kontakt zu Mitmenschen ist zunächst nur ihr Gehör, da sie weder sehen noch sprechen kann. Erst nach einer Weile kann sie ihren Zeigefinger bewegen und damit als Kommunikationsmittel einsetzen. Sehr anschaulich wird die Abhängigkeit von Elise dargestellt, die völlig auf die Hilfe andere angewiesen ist, ohne Wünsche äußern zu können. So beschreibt sie, wie gerne sie ein Bier trinken würde und dennoch von der treuen Pflegerin nur Kräutertee eingeflößt bekommt, den sie abgrundtief verabscheut. Dabei ist die Sichtweise und Sprache nicht sentimental und zimperlich, sondern eher sarkastisch und derb. Elise bezeichnet sich selbst als hilflosen Mehlsack.
Diese unfreiwillige Untätigkeit steigert sich ins Unerträgliche als sie eines Tages das Nachbarmädchen Virginie kennen lernt. Das Mädchen erzählt ihr von Morden an Kindern, u.a. von dem Mord an ihrem Bruder und legt dabei ein enormes Detailwissen an den Tag. Elise kann nichts unternehmen, sie kann weder jemanden erzählen, was Virginie ihr offenbart hat noch kann sie das Mädchen beschützen, denn sie ist davon überzeugt, dass es in Gefahr ist.
Aber auch andere im näheren Umfeld vertrauen sich Elise an. Sie, die niemals nachfragen oder das Gehörte weitererzählen kann, ist als passive Zuhörerin anscheinend sehr beliebt.
Gerade macht sie sich noch Sorgen um Virginie, als sie Schritte heran kommen hört und ertragen muss, wie jemand sie berührt, ohne ein Wort zu sagen...
Der Krimi ist schon allein aufgrund seiner ungewöhnlichen Erzählperspektive und seiner erfrischenden Sprache interessant. Er liest sich sehr flott und ist so spannend, dass man ihn nur ungern zur Seite legt. Daher sind einige logische Schwächen schon verzeihlich: Man kann sich fragen, warum das Kommunikationsmittel Zeigefinger nur zu Ja/Nein-Spielchen verwendet und nicht weiter ausgebaut wird. Enttäuschender ist da die Auflösung des Falles, die wirklich haarsträubend ist. Das wertet den sonst sehr gelungenen Roman ab.
Brigitte Aubert konnte leider der Versuchung nicht wiederstehen, einen weiteren Krimi mit Elise Andrioli anzufügen, obwohl sich diese eigentlich nicht als Serienfigur eignet, da deren Außergewöhnlichkeit durch ein nochmaliges Aufwärmen trivial wird. Wie mir eine Freundin und begeisterte Krimileserin berichtete ist "Tod im Schnee" nur noch ein müder Abklatsch mit einer wenig durchdachten Story. Sehr schade.
Und noch etwas für Kümmelspalter:
Ich – selbst bekennende Kümmelspalterin – bin außergewöhnlich glücklich, einen Fehler entdeckt zu haben: Auf Seite 57 erfährt Elise, dass Virginies Familie nach dem Tod des Bruders in ein neues Haus gezogen ist. Auf S. 142 müssen aufmerksame Leser mit Erstaunen feststellen, dass Elise bei dieser Familie übernachtet und zwar im Zimmer dieses Bruders! Die hilfsbereite Virginie beschreibt ihr die Umgebung und erzählt, dass an der Wand Striche zu sehen sind, mit denen die Größe ihres Bruders dokumentiert wurden. Da wurde der Umzug glatt unterschlagen.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-03-18 18:15:07 mit dem Titel Alpers, Hans Joachim
Aus der Reihe "Das Schwarze Auge"
Infos:
Ort: Aventurien
Serie: Das Schwarze Auge
Autor: Alpers, Hans Joachim
Verlag: Heyne, München
Erschienen: 01.11.2001
ISBN: 3453206924
Typ: Taschenbuch
Dieses Buch aus der Reihe "Das Schwarze Auge" umfasst die schon früher erschienenen Bände "Hinter der Eisernen Maske", "Flucht aus Ghurenia" und "Das letzte Duell". Auf knapp tausend Seiten wurde diese Saga über die Abenteuer des Jungen Thalon nun in einem Band veröffentlicht.
Thalon hat als Küchenjunge auf der Insel Charypso einen harten Alltag. Freizeit und Abenteuer sind für ihn ein Fremdwort. Doch als er sich eines Tages mit einem Piraten anlegt, landet er auf dem größten Piratensegler des Südmeers, der "Schwarzen Rose" und stolpert ohne es zu wissen in das größte Abenteuer seines Lebens. Als Schiffsjunge beginnt er seine Laufbahn bei den Piraten unter dem Kommando des Kulko Eiserne Maske. Dieser gefürchtete, brutale Kapitän ist auf dem Weg, um sich mit anderen Piratenschiffen zu einem großen Flibustier-Orden zu vereinigen. Zur gleichen Zeit fährt der grausame Herrscher der Inselgruppe "Perlen des Südmeers" Praefos Gorm mit einer Flotte aus, um genau diese Vereinigung zu verhindern. Dritte und letzte Partei sind Verschwörer von der Heimatinsel Gorms, Ghurenia. Doch alles läuf anders als geplant. Die Verräter werden entdeckt, die Piraten bei der Schlacht zerstreut und Thalon wird von Eiserne Maske in die Hände der Feinde getrieben und endet als Sklave. In den folgenden Bänden wird Thalon befreit und macht sich auf einen persöhnlichen Rachefeldzug - erst gegen Gorm und seine Helfer auf der Insel Ghurenia, danach gegen Eiserne Maske selbst. Viele Rätsel bleiben bis zum Schluß bestehen und erst in der erneuten Seeschlacht am Ende des dritten Bandes lüftet sich das Geheimnis um die Eiserne Maske.
Diese dreiteilige Südmeer-Saga besticht durch zwei grundsätzliche Punkte: Atmosphäre und Spannung. Hans Joachim Alpers vereint den derben Umgangston der Piraten und viele realistische Details der Seefahrt mit der Heldengeschichte um den Jungen Thalon. Den gesammten Inhalt wiederzugeben ist in dieser Kürze nicht möglich. Aber nicht nur die Geschichte von Thalon wird erzählt, sondern schon ab dem ersten Band bauen sich sehr unterschiedliche Handlungsstränge auf, die am Schluß zusammengeführt werden. Auch aventurische Elemente wie zum Beispiel die Magie dürfen hier nicht fehlen, nehmen aber nur eine untergeordnete Rolle ein. Und ohne diese könnte die Geschichte genausogut in der Karibik oder sonstwo in der realen Welt passiert sein.
Ohne einen allzugroßen Anspruch an die Leser zu stellen, fesselt Hans Joachim Alpers mit einer Geschichte, deren Atmosphäre so dicht ist, dass man dieses Buch nur sehr schwer aus der Hand legen kann. Im Vergleich untereinander gewinnt das zweite Buch "Flucht aus Ghurenia", der dritte Teil ähnelt stark dem ersten. Mit dem teils unerforschten Südmeer betritt der Autor Neuland, lässt aber vergleichbare, auch im Süden Aventuriens handelnde Romane wie zum Beispiel "Die Nacht der Schlange" links liegen.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-03-18 18:27:08 mit dem Titel Anthony, Patricia "Gottes Feuer"
Infos
Ort: Portugal
Zeit: 17. Jahrhundert
Autor: Anthony, Patricia
Verlag: Heyne, München
Erschienen:01.11.1999
ISBN: 3453161696
Typ: Taschenbuch
Dunkle Schatten der mit menschenverachtender Grausamkeit wütenden Inquisition haben sich über Portugal gelegt. Eigennützige Verleumdungen aus Gewinn- oder Rachsucht treiben hilflose Bürger vor Tribunalsgerichte. „Ich finde, ein Mädchen, das einen Engel verführt, gehört auf den Scheiterhaufen“, fordert die hässliche Dona Inez von Pater Pessoa.
Dieser Einstieg in den neuen Roman von Patricia Anthony „Gottes Feuer“ lässt zunächst eine weitere historische Abhandlung über die finsterste Zeit der katholischen Kirche vermuten. Doch schon bald webt die Autorin Fantasy-Elemente in die Handlung. Sterne mit einem wundersamen Leuchten bewegen sich am Himmel, grüne Strahlen zucken vom Firmament auf die Erde; mit lautem Krachen prallt eine metallene Kapsel, der zwei fremde Wesen entsteigen, auf den Erdboden.
Ohne die schrecklichen Folgen abzusehen, versucht der vom heiligen Offizium als Inquisitor eingesetzte Jesuit Pessoa, eine real erklärbare Basis zu finden. Viel zu spät erkennt er die Warnung Gottes, die der befreundete Franziskaner Soares mit offenem Herzen begriffen hat.
Gottes Anwesenheit offenbart sich nur dem tumb-naiven König Afonso, dessen Infantilität ebenso stark überzeichnet wird, wie der der Völlerei verfallene Großinquisitor Gomez. Der Konflikt spitzt sich zu, als Afonso die Thesen des Galileo als von Gott selbst bestätigte Wahrheit vertritt.
In ihrer dichten Erzählweise versteht Anthony es, den Leser zu fesseln, ihn in die düstere Atmosphäre eintauchen zu lassen. Mit dem Auftreten der gewitzten Sklavin Jandira, der mythischen Kräuterfrau Berenice oder der spröden aber starken Senora Teixeira werden geschickt feministische Grundzüge in die Handlung eingebaut. Zusätzlich wird dem Leser unterschwellig ein Einblick in die Geschichte Portugals vermittelt.
Wer beginnt, dieses Buch zu lesen, sollte einige Stunden Zeit haben, da er es so schnell nicht wieder aus der Hand legt.
Verlagsinfo:
Im 17. Jahrhundert herrscht in Portugal die Inquisition. Erbarmungslos verfolgt sie jeden, der sich ihrer Meinung nach gegen das Wort Gottes ausspricht, und machtbesessen versucht sie, den geisteskranken König Afonso unter ihre Kontrolle zu bringen. Als Gerüchte die Runde machen, dass merkwürdige Lichter den Nachthimmel erleuchten würden und Engel auf die Erde gekommen seien, beginnen die Inquisitoren eine großangelegte Untersuchung. Sie entdecken ein Schiff, das offensichtlich von den Sternen gestürzt ist, und drei seltsame Wesen, die keine Menschen sind. Sind es Engel? Oder Dämonen? Oder verbirgt sich Gott selbst in diesem Schiff? Wenn jemand die Wahrheit herausfinden kann, dann nur die heilige Inquisition. Und ihre Methoden sind gnadenlos und grausam...
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-03-18 18:22:52 mit dem Titel Anthony, Mark "Das Ruinentor"
Aus der Reihe "Die letzte Rune"
Infos
Serie: Die letzte Rune
Autor: Anthony, Mark
Verlag: Knaur, München
Erschienen: 01.07.1999
ISBN: 3-426-70143-X
Typ: Taschenbuch
Seltsames geht in Castle City vor, als der Wanderprediger Cy seine Zelte aufschlägt. Travis Wilder, Besitzer des Saloons der verschlafenen Kleinstadt, entdeckt und untersucht seltsame Zeichen, besucht den Wanderprediger und erhält von ihm neben düsteren Prophezeiungen die Hälfte einer rätselhaften Münze. Scheinbar in höchster Not ruft Jack, der örtliche Antiquitätenhändler, Travis zu sich und vertraut ihm ein metallenes Kästchen an, als der Antiquitätenladen überfallen wird und Travis fliehen muss. Verfolgt von den unheimlichen Gestalten erinnert er sich auf seiner Flucht durch die Stadt bei Jack ein altes Bild der Reklametafel gesehen zu haben, vor der er gerade steht. Er wagt das unmögliche – springt in die Tafel. Und findet sich in einer völlig fremden Welt wieder.
In einem Parallellstrang wird die Geschichte von Grace Beckett erzählt, die in der Notaufnahme des Krankenhauses tagein tagaus mit all ihrer Kraft hilft, Leben zu retten. Bei der Behandlung eines Patienten stellt sie fest, dass dieser ein Herz aus Eisen besitzt. Sein Leben kann sie nicht retten – doch die eigenartige Kreatur ist nicht wirklich tot, sondern tötet eines Teil des Krankenhauspersonales. Diese Geschichte wirbelt natürlich Staub auf und ruft auch Hadrian Farr auf den Plan, der einer Organisation zur Erforschung des Paranormalen angehört. Von ihm wird Grace gewarnt, dass auch der untersuchende Polizeioffizier ein solchen Eisenherz besitzen könnte. Voll Panik flüchtet Grace und findet sich nach einer Irrfahrt über Land vor dem Waisenhaus wieder, in dem sie aufgewachsen ist.Sie trifft auf Cy, der ihr ebenfalls die Hälfte einer Münze gibt und verliert beim betreten des Waisenhauses das Bewusstsein. Auch Grace wacht in einer Welt auf, die fremder nicht sein könnte.
Während Travis von Falken, einem Barden aufgelesen wird und von da an mit ihm und seinen Gefährten sich auf den Weg macht, um den einberufenen grossen Rat zu besuchen, findet sich Grace als vermeindlich Adelige in der Burg wieder, auf der der Rat stattfinden soll.
Travis erfährt nach und nach, dass er anscheinend über magische Fähigkeiten verfügt, die wohl unausgebildet aber nichts desto trotz mächtig sind. Jack’s seltsames Kästchen und der Dolch, den er aus dem Antiquitätenladen seines Freundes mitgenommen hat, scheinen dabei eine Rolle zu spielen.
Indes wird Grace als Spionin vom Herrscher der Burg eingesetzt. Er will bevor der grosse Rat beginnt die Stimmung der anderen Domänenherrscher ergründen und vor allem Wissen, wie sie dazu stehen, dass das versiegelte Tor, hinter dem der fahle König seit langem gebannt ist, anscheinend seine Wirkung verliert. Denn sollte das Siegel brechen, steht ein Kampf Gut gegen Böse bevor.
Travis hingegen wird auch in der Welt Eldh von den unheimlichen Gestalten verfolgt und die Situtation eskaliert, als er sich in scheinbar aussichtsloser Situation in den verlassenen Turm der Runenbinder flüchten muss.
Meine Bewertung:
Mark Anthony verfügt über ein ausgezeichnetes Sprachtalent. Seine Charakterbeschreibungen sind aussergewöhnlich detailreich und bis ins kleinste durchdacht. Der Vergleich im Klappentext mit Stephen King ist nicht untertrieben. Besonders im ersten Teil des Buches nähert sich Anthony dem Stil von King sehr, wenn es darum geht, Stimmungen und Szenarien zu beschreiben. Insgesamt gesehen ist dieses Buch zwar kein Highlight der klassischen Fantasy, aber solide und gut. Ich kann es gerne weiterempfehlen. Nicht gefallen hat mir, dass der Spannungsbogen, den Anthony zeichnet, am Ende des Buches abrupt abbricht und der Leser mit vielen Fragezeichen alleine gelassen wird. Das ist aber nicht dem Autor anzukreiden, dazu muss man wissen, dass das Ruinentor nur die Hälfte des ersten Romanes ist. Das Original hat anscheinend dieses Manko nicht, dass die Story mittendrin abbricht. Hier halte ich die Strategie des Verlages für fragwürdig. Auch beim deutschen Titel gibt es für mich ein Fragezeichen. Mit Ruinen hat das Buch recht wenig zu tun. Wohl aber mit Runen. Eine Nachlässigkeit ?
Dennoch kann ich – wie schon erwähnt – das Buch empfehlen, Von der schriftstellerischen Seite her ist es ein dichtgewobenes Werk, das Fantasyleser zu fesseln weiss. weiterlesen schließen -
Albanow, Valerian/"Im Reich des weißen Todes" : Überlebenstraining
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
So zwischen Kriminalgeschichten benötige ich zur Abwechslung auch mal Lesestoff anderer Coleur. Und weil neben den Abenteuern der frühen Flugpioniere auch die Geschichten der Entdecker unserer Welt sehr interessant sein können, kamen eben diese Tagebuchaufzeichnungen des Valerian Albanow, mit denen er seine Irrwegen im Nordpolarmeer dokumentierte, mit in den Koffer und auf die Reise.
Wie? Ihr kennt Albanow nicht? Ehrlich gestanden, mir ging es bis vor Kurzem genauso. Viele kennen das Wettrennen zum Südpol mit dem tragischen Ende für den unterlegenen Scott. Manch einem ist auch noch Fritjof Nansen mit seinem Schiff „Fram“ ein Begriff. Hinter all diesen Namen steht das Streben nach Entdeckung des Unbekannten, Albanow war aber mehr Opfer eines Unglückes. Er schrieb die Erlebnisse über seine unfreiwillige Polar-Expedition (wie bereits erwähnt) in Tagebuchform nieder und heraus kam ein Spannungswerk.
Inhalt:
1912, die Welt vor dem Ersten Weltkrieg. Ebenso die Welt im Streben nach neuen technischen Höchstleistungen. So rauschte die „Titanic“ in diesem Jahr in ihr Verderben.....
In Russland wollte man zu dieser zeit andere Ziele erreichen, nämlich Wladiwostock (weit im asiatischen Teil des riesigen Landes) auf dem Seeweg oberhalb des Festlandes. Diese Route hoffte man, in drei Monaten bewältigen zu können (ohne den Berücksichtigung des Weges bis in das Polarmeer). Ebenso verlockte die Aussicht, dass mögliche Jagderfolge (Walross, Polarbär) während der Überfahrt, die Kosten in Grenzen halten würden. So verließ die „St. Anna“ mit ihrer 24-köpfigen Besatzung am 28.07.1912 St. Petersburg.
Dass durchaus realistisch mit Problemen gerechnet wurde, erkennt man an der Zuladung von Proviant für 18 Monate, jedoch rechnete niemand mit extrem ungünstigen Witterungsverhältnissen. Einer dänischen Wetteraufzeichnung zufolge, herrschte im Jahr 1912 in diesen Breiten der schwerste Eisgang der letzten 20 Jahre. Deswegen scheiterten auch westeuropäische Polarexpeditionen recht früh.
Vor der Jamal-Insel, auf dem 71. Breitengrad (folgt man mit dem Finger auf einem Globus, so ist da nicht mehr viel, Europa - außer Spitzbergen – sowieso nicht und Alaska ist auch schon am Ende), saß das Schiff dann im Eis fest. Die Drift des Eises und die Strömungen des Meeres trieben die St. Anna immer weiter Richtung Nordpol. Im Januar 1914 (nachdem das Schiff also schon 15 Monate im Eis gefangen war) entschloss sich Albanow zu einem Fußmarsch über das Packeis, um der weißen Hölle zu entkommen. So wurden mit den auf dem Schiff vorhandenen Materialien Schlitten und Kajaks gezimmert und der noch vorhandene Proviant aufgeteilt. Schließlich brach Albanow am 10.04.1914, in Begleitung von 13 weiteren Seeleuten, zu seiner Wanderung auf. Inzwischen hat das Schiff den 83. Breitengrad überquert (zurück zum Globus: hmm, da ist nix - Grönland „hat auch schon fertig“). Ziel der Tour war zunächst Kap Flora, ein Ort, an dem vorherige Polarexpeditionen stabile Unterkünfte gebaut und Vorräte zurückgelassen hatten. Dort, in der Gegend um den 80. Breitengrad (etwa die nördliche Höhe Spitzbergens), wollte man dann überwintern und anschließend weiter nach Nowaja Semlja oder eben Spitzbergen – je nach Wetterlage – weiterziehen. Soweit der Plan....
Von nun an beschreibt Albanow in seinen Aufzeichnungen die Gefahren und Tücken des Marsches. Täglich brachen die Kufen der Schlitten; Frustration über das anhaltend schlechte Wetter; Gefahren mit der Tierwelt (vor allem: Walrösser); die Freude über abwechslungsreiches Essen, wenn Jagderfolg zu vermelden war; die Tücken des Eises und vor allem der Schneeblindheit.
Alles in allem eine Tortur und Schinderei bis zum 09. Juli. Ein viertel Jahr dauerte dieser Höllentrip, bis Albanow endlich Kap Flora erreichte. Außerplanmäßig ging die Weiterreise recht zügig vonstatten und er kam wieder in seiner Heimat an.
Wer wissen will, wie viele Wegbegleiter neben Albanow das Ziel erreichten und das Glück der Heimkehr genießen konnten, muss selbst zum Buch greifen. Soviel sei verraten, von der St. Anna hat man nie wieder etwas gehört....
Meinung:
Der Tagebuchstil, mit dem Albanow hier seine Erlebnisse aufschrieb, ist für den Leser fesselnd. Ungewohnt steht man am Anfang den für uns fremden Maßeinheiten gegenüber, aber wenn man erst einmal im Anhang nachgesehen hat liest man anschließend flüssig über diese Stolperfallen hinweg. Gut finde ich auch, dass neben Albanow in diesem Buch auch N.W. Pinegin, Mitglied der Besatzung der „St. Foka“ – dem Rettungsschiff, zu Wort kommt und seine Sichtweise der unheimlichen Begegnung am Kap Flora schildert.
Wird im Text auf andere, frühere Expeditionen eingegangen (Peary, Amundsen usw.) so werden gewonnene Erkenntnisse daraus in Fußnoten kurz erläutert. Dieses System hält anfangs auch auf, jedoch trägt es sehr viel zum Verständnis des Buches bei. Toll finde ich auch, dass eine Karte des „bereisten“ Gebietes mit den entsprechenden Routen dabei ist, allerdings fehlt der Bezug zum Rest der Welt („Wo sind wir eigentlich?“) und Hinweise von Routen der früheren Expeditionen hätte man ruhig auch darin ergänzen können.
Das Buch:
Zur Zeit wird die 2. Auflage des im Berliner Taschenbuch Verlages gedruckte Version zum Verkauf angeboten (ISBN 3-442-76020-8). Gerade mal 310 Seiten stark wird das spannende Werk für 9,90 Euro dem Interessenten überlassen. Nicht gerade ein Preisbrecher, aber allemal sein Geld wert.
Der Autor (in Kurzform)
Geboren 1881, besuchte im Alter von 17 Jahren die Seefahrtsschule St. Petersburg; bis 1912 verschiedene Einsätze auf den Handelsrouten; nach Rückkehr von dem arktischem Abenteuer fuhr er bis zu seinem Tode im Jahre 1919 weiter zur See.
Fazit:
Eine spannende und kurzweilige Ablenkung zu Kriminalromanen. Ich kenne Werke von einigen sogenannten Spitzen-Autoren, die erstens nicht solche Spannung erzeugen können und zweitens viel länger brauchen, bis sie auf den ominösen Punkt kommen, Bleibt drittens = absolute Empfehlung weiterlesen schließen -
DAS ENDE EINER WELTMACHT
03.03.2003, 18:48 Uhr von
Peter3110
Hallo Leute! Ich bin 18 Jahre alt und schreibe eigentlich über alles was mir so vor die Nase komm...Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Wir schreiben das Jahr 480v.Chr und sind zu Gast am Hofe des persischen Großkönigs Xerxes. Zu dieser Zeit tobt nun schon über ein Jahrzehnt der Kampf zwischen den Persern und den verbündeten griechischen Städten. Hier geht es nicht um irgendeinen Krieg, sondern um einen Kampf der die gesamte europäische Geschichte geprägt hat.
Nachdem im Jahre 490v.Chr die Perser unter Großkönig Dareios bei Marathon bereits geschlagen worden waren, rüstete nun zehn Jahre darauf sein Sohn Xerxes zum Kampf gegen Griechenland, um die Athen, Sparta und Theben zu zerstören und ganz Griechenland inklusive der griechischen Kolonien an der kleinasiatischen Küste dem persischen Reich einzuverleiben.
Um dieses zu schaffen lässt er eine Brücke über den Hellespont (mehrere Kilometer!!) bauen und zieht mit seinem Landheer auf das griechische Festland. An den Thermophylai schlägt er nach verlustreichem Kampf die zahlenmäßig weit unterlegenen Spartaner, zieht nach Athen und zerstört die Stadt. Die Einwohner müssen fliehen und finden auf Salamis Unterschlupf. Dort rüstet sich die griechische Flotte mit 300 Schiffen gegen die persische Flotte mit über 1200 Schiffen.
Ab diesem Zeitpunkt setzt nun einer der größten antiken Tragödiendichter Aischylos mit seiner Tragödie „Die Perser“ an.
Aischylos ist von den drei berühmten Tragödiendichtern (Aischylos, Sophokles, Euripides) des 5. Jahrhunderts, wobei er auch schon im 6.Jahrhundert die Tragödienwettbewerbe gewann. Auf Grund des archaischen Aufbaus seiner Stücke ist seine Wirkung auf die moderne Dichtung sehr gering, doch er prägte seine beiden Kollegen äußerst stark, so dass sein Werk in deren Werken und deren Wirkung weiterlebt.
Die Tragödie
Aus dem prunkvollen Palast in Susa (persische Hauptstadt) tritt die Gattin des alten Königs Dareios, die Mutter des Königs Xerxes und berichtet von einem furchtbaren Traum, in dem sie den Untergang der persischen Kultur voraussieht. Nun trifft ein Bote ein, der vom Untergang der persischen Flotte und dem Tode der meisten persischen Helden berichtet. Der Großkönig dagegen sei durch feige Flucht entkommen. Während der nun folgenden großen Trauer über die Niederlage erscheint der Schatten des alten Königs Dareios aus den Tiefen der Erde und bedauert den Untergang der Perser mit. Ferner tadelt er seinen Sohn und wirft ihm jugendlichen Übermut vor. Daraufhin verschwindet er wieder.
Nun kehrt der niedergeschlagene Großkönig Xerxes zurück und bejammert bis zum Ende des Stückes den Untergang der Perser (vergleichbar der Länge eines Aktes).
Die Wirkung damals
Aischylos ließ dieses Stück 472v.Chr aufführen, als die Erinnerung an den großen Sieg gegen die Perser und auch ein Teil der Zerstörung noch frisch waren. Er zeigt den Athener die ganze Situation durch die Augen der Unterlegenen mit allen Auswirkungen. Dies schmälert jedoch nicht den großen Patriotismus und Pathos, der dem Stück zugrunde liegt. So ist überliefert, dass während der Trauerphasen der Perser im Publikum großer Jubel aufkam und sich bis zum Ende des Stückes hielt.
Hier bejubelten die Griechen ihre Freiheit und ihren demokratischen Geist. Sie waren nicht reich, trotzdem hatten sie die reichen Perser besiegt die in einem rückständigen Königtum lebten. Der demokratische Geist kommt speziell in der Tatsache zum Tragen, dass auf der Seite der Griechen keine Persönlichkeit, wie beispielsweise Themistokles, der die Seeschlacht führte, herausgehoben wird. Den Krieg hat nämlich nicht einer, sondern die ganze attische Polis gewonnen.
Die Wirkung heute
Die Handlung ist uns insgesamt vor allem wegen der zeitlichen Diskrepanz sehr fern. Doch wer sich aufgeschlossen gegenüber der Antike und ihrem sehr fortschrittlichen Denken ist, kann reich in dieser Tragödie schöpfen.
So kann man sicher davon ausgehen, dass die Beschreibung des Boten über der Kampf authentisch sind, da Aischylos bei Marathon und Salamis selbst mitgekämpft hat und so als Augenzeuge auftritt. Auf diese Weise kann man einiges über antike Kriegsführung erfahren.
Aber auch der Schrecken des Krieges wird an einigen Stellen deutlich, als Aischylos von blutroten Meerwasser und Inseln berichtet.
Ferner schildert Aischylos sehr eindrücklich die Lebensweise am persischen Hof und beweist damit, dass er sich eingehend mit persischer Kultur befasst hat.
Und hier kann man denke ich besonders von dieser Person Aischylos lernen, der die Bezeichnung „Patriot“ wahrhaftig verdient hat. Er kämpfte für die Freiheit seiner Stadt und seinen Landes (und im Endeffekt auch für Europa, welches sonst von den Persern überrannt worden wäre), dabei ist jedoch nicht blind gegenüber anderer Kulturen und befasst sich, wie eben gesagt, eindringlich mit der persischen Lebensweise und hält sie den Griechen neutral und ohne irgendeine Verachtung vor die Augen.
Ein solches Verhalten würde ich mir heute von vielen Menschen wünschen.
Persönliche Erklärung des Autors:
Während wir im Griechisch-LK (Ja! So was gibt es!) die griechische Tragödie durchnahmen, stieß ich auf diesen leider viel zu weinig bekannten Autor und auf viele weitere lesenswerte Stücke anderer Tragiker. Lange Rede kurzer Sinn: Euch „drohen“ in nächster Zeit noch mehr solcher Berichte, aber vielleicht kann ich ja auch ein bisschen euer Interesse wecken.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-05-29 12:38:00 mit dem Titel FÜR DIE FREIHEIT EINER GANZEN STADT
Geschrei und Schlachtgetümmel! Wir sind in der legendären siebentorigen Stadt Theben, die gerade von sieben Helden angegriffen wird.
Nun aber erst eine kurze Vorgeschichte:
Der tragische Held Ödipus hatte nachdem er seine schlechten Taten erkannt hatte die Stadt Theben geblendet verlassen. Zurückließ er eine ungeklärte politische Situation. So wollten sein Schwager Kreon und seine Söhne Polyneikes und Eteokles die Macht in der Stadt übernehmen. Zunächst einigten sich die beiden Brüder die Macht bei Kreon zu belassen, doch da dass Geschlecht des Ödipus vom Ünglück verfolgt ist, fasst Eteokles den Entschluss seinen Bruder Polyneikes, der der Erstgeborene ist, aus der Stadt zu jagen und selbst die Macht an sich zu reißen. Polyneikes, der so um sein Recht gebracht wird, sammelt sechs Helden um sich und versucht nun gegen seine eigene Stadt zu ziehen. Beide Brüder hatten zuvor versucht die Unterstützung ihres Vaters Ödipus zu bekommen, durch die sie gemäß des Orakelspruch der Pythia im apollinischen Orakel die Überhand in diesem Krieg gewinnen würden. Ödipus hatte beide (nachzulesen im „Ödipus auf Kolonos“ von Sophokles) jedoch ab und besiegelte somit deren beider Schicksal.
Die Tragödie des Aischylos
Die Tragödie „Sieben gegen Theben“ stammt aus der Trilogie „Laios/Ödipus/Sieben gegen Theben“, die Aischylos viel Ruhm und Ehre bis heute eingebracht hat.
Zu Beginn des Stückes muss sich Eteokles zuerst mit dem Frauenchor auseinandersetzen, der durch den Kampflärm und die große Übermacht der Feinde, völlig verängstigt ist. Eteokles dagegen wirkt sehr kämpferisch und will die Furcht nicht dulden.
Nun tritt ein Bote auf, der die momentane Lage beschreibt und Eteokles um schnelle Entscheidungen bittet. So wählt Eteokles für jedes Tor einen großen Mann der Stadt Theben aus, um selbst gegen seinen Bruder zu kämpfen. Dabei ist er sich bewusst, dass er in diesem Kampf gemäß des Orakelspruchs für seine Stadt fallen muss.
Gegen Ende des Stückes werden beide Brüder tot in die Stadt getragen. Im folgenden Streit zwischen Antigone und einem Beamten der Stadt wird die Problematik der „Antigone“ angesprochen, wobei diese am Ende durch die Beerdigung der Polyneikes gelöst wird.
Die Wirkung
Dieses Stück ist ähnlich wie „Die Perser“ des Aischylos ein sehr patriotisches Stück. Der Perserkrieg war nun etwa fast zwei Jahrzehnte her, doch die Erinnerung war in Athen noch sehr stark. So tritt Eteokles an die Stelle der Griechen und Polyneikes an die Stelle der Perser. Dies entspricht auch dem Geist der Tragödie, da nämlich der Tragiker bereits bekannte Legenden gebrauchte, um seine Botschaft damit herüberzubringen. So ist im ursprünglichen Sinne Eteokles im Unrecht, da er den Erstgeborenen um seinen Thron bringt. Es passt jedoch im Gegenzug auch in die griechische Vorstellung einer Chancengesellschaft, dass also jeder die Position in der Gesellschaft einnimmt, die seinen persönlichen Leistungen entspricht.
Herauszuheben ist eine große Leistung des Aischylos, nämlich die Achtung und die Einzelbewertung der Feinde. So wir einer der Sieben als wildes Tier, ein anderer jedoch als ehrenhafter Mann, der unter den falschen Leuten ist, bezeichnet. Diese Einstellung wäre auch heute sehr lobenswert.
Fazit
Auch in diesem Stück hat sich Aischylos ein Denkmal gesetzt, dass heute leider von viel zu wenigen beachtet wird. Vielleicht konnte ich zumindest euch ein bisschen für seine Stücke begeistern.
Erklärung des Autors:
Nach diesem Bericht über sein Stück „Sieben gegen Theben“ und dem Bericht über das Stück „Die Perser“ werden euch noch weitere Berichte über dieses Themenfeld „drohen“.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-05-29 14:17:04 mit dem Titel DER FRIEDEN
Der Frieden. Jetzt gibt es die Menschheit schon seit vielen Jahrtausenden, doch trotzdem führt sie immer noch Kriege, doch eigentlich weiß sie ja den Frieden zu schätzen. So waren wieder einmal die Griechen die ersten, die aus den Schrecken der Kriege ihre Lehren zogen oder besser im Nachhinein ihre Lehren zogen.
Einer, der jedoch schon früh für den Frieden plädierte, war der antike Komödiendichter Aristophanes. Sein bekanntestes Werk ist „Lysistrate“, das vielleicht einige von euch kennen.
In dem Werk, von dem ich euch heute berichten möchte geht es, wie der Titel schon sagt, um den Frieden. Dazu muss man wissen, dass sich die Griechen in der damaligen Zeit im Peleponnesischen Krieg befanden, der dreißig Jahre dauert und mit dem Ausmaß der Schäden unseres 30jährigen Kriegs zu vergleichen ist.
Nach zehn Jahren des Kampfes verfasste nun Aristophanes sein Werk „Der Frieden“.
Der Inhalt
Der attische Weinhändler Trygaios ist die Kriegszeit leid und beschließt zu Zeus in den Olymp zu fliegen. Dazu hat er sich einen Riesenmistkäfer gekauft, der nun von den Knechten mit den Exkrementen der gesamten Gegend gefüttert. An dieser Stelle gleich vorweg: Die Sprache des Aristophanes ist extrem deftig und wenn ich einen Begriff wie Exkremente benutze, könnt ihr euch vorstellen, was Aristophanes dazu sagte. ;)
Mit diesem Mistkäfer fliegt nun Trygaios in den Olymp und sucht Zeus, doch er trifft nur den Kriegsgott, der symbolisch mit einem Riesenstab die griechischen Städte zerstört.
Nun trifft Trygaios den Götterbote Hermes und bittet ihm zu sagen, wo sich die Friedensgöttin aufhält. Hermes erzählt ihm widerwillig, dass der Kriegsgott sie vergraben hat.
So sammelt Trygaios nun aus gaz Griechenland Menschen, die helfen sollen die Friedensgöttin zu befreien.
Nach einigen Schwierigkeiten, da wie immer in Sachen Frieden nicht alle an einem Strang ziehen, kann die Friedensgöttin befreit werden und wird auf die Erde gebracht.
Dort wird dann ein großes Fest gefeiert, bei dem sämtliche Fabrikanten von Kriegsgerät veralbert und durch den Kakao gezogen werden.
Am Ende heiratet der gute Trygaios eine Dienerin der Friedensgöttin und die Feier schweift total aus.
Die Wirkung
Aristophanes ist der Meister der Komödie schlechthin und so sind neben allerlei freizügiger und anzüglicher Witze, über die wir heute auch noch lachen, allerlei Witze über die griechische Antike versteckt. So veralbert Aristophanes den tanzenden Chor der Greise oder parodiert diverse epische und poetische Verse.
Seine Hauptwirkung liegt jedoch in der Botschaft vom Frieden, der die einzige Möglichkeit zu einem anständigen Leben bietet.
Dieser Traum den Aristophanes wurde jedoch noch 20 Jahre lang aufgeschoben und zehrte einen Großteil der griechischen Kultur auf, wie jeder Krieg dies macht.
So gilt damals wie heute: Zum Frieden gibt es keine Alternative.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-07-18 10:45:38 mit dem Titel MENSCHLICHKEIT
Das Auge des Lesers tastet sich über zerklüftete Berglandschaften im fernen Land der Skythen. Plötzlich treten mehrere riesige Gestalten auf. E sind der Gott der Schmiedekunst Hephaistos mit seinen Gehilfen und der große Titan Prometheus.
Prometheus soll für sein Verhalten bestraft werden, doch hierzu – zum besseren Verständnis – eine kurze Vorgeschichte.
Gemäß des antiken Mythos ist Prometheus der Schöpfer der Menschen. Zu dieser Zeit war jedoch noch Kronos und nicht Zeus der höchste der Götter.
Prometheus setzte sich sehr stark für die Menschen ein und erreichte, dass sie im Gegensatz zu den Tieren, die andere Stärken bekamen, den Verstand geschenkt bekamen.
Nun stürzte jedoch Zeus seinen Vater Kronos und dessen Herrschaft, zu der auch Prometheus gehörte, da dieser jedoch den Sturz des Kronos vorhergesagt hat, bleibt er zuerst verschont.
Zeus hasst die Menschheit, deshalb will er ihr das Feuer vorenthalten. Prometheus bemerkt aber, dass die Menschheit ohne das Feuer nicht überleben kann und schmuggelt eine Flamme aus dem Olymp, der antiken Götterresidenz.
Zeus kann dies natürlich nicht dulden und beschließt Prometheus auf einem Berg im Land der Skythen (Kaukasus) mit unlösbaren Ketten fest zu ketten.
Hier setzt nun der berühmte Tragiker Aischylos mit seiner Tragödie „Der gefesselte Prometheus“ ein.
Kurz noch etwas zur Person von Aischylos.
Aischylos war der erste der bekannte Tragiker Athens und war Vorbild für Sophokles und auch noch für Euripides, wobei sie natürlich auch einige Aspekte weiterentwickelt haben.
Jetzt aber zum Inhalt der Tragödie:
Der Zeussohn Hephaistos soll Prometheus auf einen Berg festketten. Die Ketten des Hephaistos sind nicht einmal für Götter zu lösen. Erst der große Herakles (Herkules) schafft es diese Ketten zu lösen. Aber bis dahin wird noch viel Zeit vergehen und dies wird auch nicht mehr in dieser Tragödie thematisiert.
Prometheus und Hephaistos sind jedoch befreundet und Hephaistos hat Mitleid mit Prometheus, wobei er sogar das Unrecht, das Zeus mit dieser Tat begeht, zugibt.
Plötzlich stürzt eine Hirschkuh in die Szenerie. Diese Hirschkuh ist jedoch in Wahrheit die Frau Io, der Zeus nachgestellt hat. Damit Zeus Frau Hera dies alles nicht bemerkt verwandelte er Io in ein Tier. Hera forschte jedoch genau und stellte der Hirschkuh einen Bewacher zur Seite den hundertäugigen Riesen Argus.
Dieses Leid berichtet Io Prometheus und bittet ihn ihr zu offenbaren, wie lange sich ihr Leiden noch fortsetzen würde.
Prometheus, der in die Zukunft sehen kann, berichtet ihr, dass ihr Leid sich sogar noch auf ihre Töchter übertragen würde und es für sie vor der Rache der Götter kein Entrinnen gäbe.
Als Io nun wissen will, wie lange die Herrschaft des Zeus noch andauern wird, meint Prometheus, dass diese bald gestürzt werden würde.
Diese Weissagung bleibt jedoch nicht ungehört und so kommt der Götterbote Hermes vom Himmel. Er verlangte von Prometheus die Nennung des Zeitpunkts und die Namen der Verschwörer.
Prometheus will jedoch Hermes dazu bringen ihn zu befreien und das Leid der Io zu beenden.
Hermes wehrt dies jedoch kalt ab und droht Prometheus eine noch schlimmere Strafe an.
Doch Prometheus lehnt es ab seinen Peinigern zu helfen.
Daraufhin versingt er in den Tiefen des Berges ohne Wasser und ohne Nahrung. Dort frisst nun jeden Tag ein Adler von seiner immer wieder nachwachsenden Leber.
Wirkung und Interpretation
Es mag ja sein, dass viele der Meinung sind, dass solche Literatur heute nur noch wenig Aussagekraft hat, doch möchte ich entschieden widersprechen, da dort in vorbildlicherweise Themen und Fragestellungen angesprochen werden, die die Menschen auch noch heute bewegen.
Hier werden gleich mehrere Konflikte aufgezeigt.
So erscheint es dem Leser völlig paradox, dass Prometheus wegen seiner Menschlichkeit eine so furchtbare Strafe erhält, dass einzige was ihn aufmuntern kann, ist die Verehrung durch die
Menschen. So nimmt er alles in Kauf, um den Menschen zu helfen und ist so ein Vorbild für die Menschlichkeit.
Hinter dieser offensichtlichen Wirkungsabsicht des Aischylos liegt jedoch noch vielmehr, wobei man hierzu mehr über die Person des Aischylos im Speziellen über seine Religiosität wissen muss. Aischylos war Anhänger der Volksreligion, die die Götter der homerischen Epen, also Zeus usw., verehrten.
Die Herrschaft des Kronos wird zawr allgemein als gut bezeichnet, doch erst durch Zeus soll die Herrschaft ihre Basis auf der Gerechtigkeit bekommen haben.
In diesem Kontext ist das „göttliche“ Verhalten sehr unverständlich und Aischylos Werk gewinnt den Charakter einer Anklage. Dabei legt Aischylos seinen Glauben zwar nicht ab, sieht aber die Widersprüche die sich in der alltäglichen Welt auftun. Diese Erkenntnis führte auch zur griechischen Aufklärung. Hier ist der Satz des Euripides charakteristisch: „Wenn die Götter schändliches tun, sind sie keine Götter.“
So weit geht Aischylos noch nicht und sieht das Verhalten des Zeus eher als Zeichen der Allmacht des Göttlichen. Diese Position sollte man dann, wie es später Sophokles macht, verbinden und so ein Gleichgewicht herstellen.
Fazit
Wie auch in den anderen Werken des Aischylos steckt in seinem Werk „Der gefesselte Prometheus“ die ganze Weisheit aber auch Gegensätzlichkeit der Antike, mit der es sich zu beschäftigen lohnt.
So ist dieses Werk ein Plädoyer für mehr Menschlichkeit in Zusammenleben, das jedem von uns zum Nachdenken anstacheln sollte.
Daneben wird noch ein theologisches Problem erörtert, was auch noch problemlos in die heutige Zeit hineinpasst.
Deshalb kann ich euch dieses Werk nur wärmstens empfehlen.
Vielen Dank fürs Lesen und ich freue mich schon auf zahlreiche Kommentare.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-08-09 11:30:09 mit dem Titel DIE ERSCHÜTTERUNG EINER WELTANSCHAUUNG
Nach zehn Jahren Krieg ist die große Stadt Troja an der kleinasiatischen Küste gefallen. Die siegreichen Griechen treten nun endlich die Heimreise an.
Mit den Geschichten der Rückreise der griechischen Heroen beginnt auch der trojanische Sagenkreis.
Hier sind besonders die Geschichte des Odysseus, die in der homerischen Odyssee (wobei nicht sicher ist, dass Homer oder besser der Dichter, den wir Homer nennen, die gesamte Odyssee gedichtet hat. Dies ist jedoch nicht Thema dieses Berichts). Daneben ist vor allem noch die Sage um Agamemnon des Sohn des Atreus zu nennen. In dieser Geschichte liegt noch einiges mehr als in der des Odysseus, da auf der Familie des Agamemnon ein Fluch liegt. Dazu aber später mehr.
In einer mustergültigen Form hat uns der große Aischylos in einem letzten Werke eine Trilogie hinterlassen. Diese besteht aus den drei Einzelstücken „Agamemnon“, „die Totenspende“ und „die Eumeniden“.
Diese Trilogie soll das Thema meines heutigen Berichts sein.
Zuerst aber eine kleine Vorgeschichte, damit ihr einen Einstieg in Historie des Fluchs habt, der auf dem Haus des Agamemnon dem Geschlecht der Tantaliden liegt.
Vorgeschichte
Zu der Zeit in der griechischen Mythologie als die Menschen noch bei den Menschen verkehrten, war Tantalos der angesehenste Mensch. Er wollte jedoch die Götter testen. Zu diesem Zwecke tötete er seinen Sohn und setzte ihn dem Götter zum Mahle vor. Sie merkten dies jedoch und verbannten Tantalos in den Tartaros, das antike Gegenstück zu unserer Hölle.
Dort steht er in einem See mit einem Apfelbaum darin. Dabei hatten er großen Durst und verspürt immer großen Hunger. Ihm ist es jedoch unmöglich diese Bedürfnisse zu befriedigen.
Auf Grund seiner Tat liegt seitdem ein Fluch auf der Familie, die sich auf den Vater von Agamemnon Atreus fortsetzte.
So waren die Götter Agamemnon sein Leben lang nicht positiv gesinnt. So musste er um nach Troja zu fahren, seine Tochter Iphigenie opfern, die jedoch gerettet wurde. Ihre Geschichte ist ebenfalls oft aufgegriffen worden. So zum Beispiel auch von Johann Wolfgang von Goethe, der so diesen Teil der griechischen Mythologie in unserem Sprachraum neues Leben eingehaucht hat und diese Thematik auch über die Grenzen der Altphilologie verbreitet hat.
Wegen dieser Tat beginnt jedoch Agamemnons Frau Klytaimnestra ihren Mann zu hassen und plant seinen Mord mit Hilfe des Aigithos.
Hier setzt nun Aischylos mit seiner Trilogie ein.
Zum besseren Verständnis teile den Inhalt in die einzelnen Stücke auf. So habt ihr auch einen viel besseren Überblick.
Inhalt
„Agamemnon“
Agamemnon trifft endlich zu Hause ein, doch er bringt die schöne Kassandra mit sich. Klytaimnestra, die bis zuletzt gezögert hatte, glaubt nun das Agamemnon sie betrogen habe und schreitet zur Tat.
In einer unheimlich dramatischen Szene sieht Kassandra, die eine Seherin ist, die Tat voraus, kann Agamemnon jedoch nicht mehr helfen.
So wird er in seinem Bad mit einem Netz festgehalten und von Aigisthos und Klytaimnestra heimtückisch ermordet. Die beiden Mörder ergreifen nun in Argos dem Herrschaftssitz von Agamemnon die Macht.
Die Ältesten wollen dies jedoch nicht akzeptieren. So droht ihnen allen der Tod, doch dann weichen sie zurück und setzten ihre Hoffnung in den jungen Orestes den Sohn des Agamemnon, der außerhalb von Argos aufgezogen wurde.
Damit endet das Stück „Agamemnon“.
„Die Totenspende“
Die Leiche des Agamemnon ist ehrenlos verschart worden. Doch einige Getreue besuchen sein Grab. Dazu gehört auch Agamemnons Tochter Elektra, die in ihrem eigenen Hause mit den Mördern ihres eigenen Vaters zusammenleben muss.
Nun kommt jedoch zwei Fremde an das Grab. Es sind Orestes und sein Freund Pylades, die von einem Orakelspruch des Apollon angetrieben wurden in ihre Heimat zurück zu kehren und Rache für den Vater zu nehmen.
Orestes gibt sich Elektra zu erkennen. Daraufhin offenbart er ihr seinen Plan von der Ermordung von Klytaimnestra und Aigisthos. Im folgenden versuchen sich beide zu rechtfertigen und rufen ihren Vater zur Hilfe.
Nun schreiten sie zur Tat. Orestes gibt vor ein Fremder aus Phokis zu sein und berichtet, dass der gefürchtete Orestes tot sei. Klytaimnestra ist nach dieser Nachricht sehr erleichtert und lässt nach ihrem neuen Mann Aigisthos schicken, um ihm die Botschaft zu überbringen.
Durch eine List ist jedoch Aigisthos unbewaffnet. So wird er von Orestes getötet. Nun bringen sie den Leichnam zu Klytaimnestra, die denkt es sei die Leiche des Orestes.
Als sie jedoch merkt, dass für sie alles zu spät ist, versucht sie Orestes von seinem Plan abzubringen, doch Pylades erinnert den schon zweifelnden Orestes an den Orakelspruch. So führt Orestes die Tat aus und tötet seine Mutter.
Nun sollte das Geschlecht endlich vom Fluch befreit sein, doch nun erscheinen de Orestes die Rachegötinnen, die Erinnyen oder auch Eumeniden. Diese treiben ihn nun weg aus Argos.
Mit dem flüchtenden Orestes endet „die Totenspende“.
„Die Eumeniden“
Nach langer Flucht sucht Orestes Schutz im Heiligtum des Apollon in Delphi, beim Gott, der ich zu der Tat getrieben hatte. Apollon entsühnt ihn und nimmt so die Schulde, die Orestes auf sich genommen hat, von ihm. Um die Erinnyen loszuwerden, muss er jedoch zur Göttin Athene nach Athen.
Dort angekommen beruft Athene eine Gericht ein, den Areopag (den es bis heute in Athen gibt). Dabei führt Athene den Vorsitz. Nun kommt es zu einer Gerichtsverhandlung bei der sich Apollon massiv für Orestes einsetzt. Das Ergebnis der Richter ist am Ende jedoch unentschieden, weshalb dann Athene als Vorsitzende für Orestes stimmt und er so als unschuldig gesehen wird. Die Erinnyen, die nun Athen zerstören wollen, beschwichtigt sie, indem sie ihnen einen eigenen Tempel anbietet.
Nachdem die Erinnyen zugestimmt haben, wollen sie von nun an die Stadt Athen schützen und sie zu großer Blüte führen.
Mit diesem gütlichen End schließt auch das Stück „die Eumeniden“ und damit auch die gesamte Trilogie.
Interpretation/Die Wirkung
Hesiod, einer der ersten uns bekannten Dichter, hat in seinem Werk „Theogonie“ (Entstehung der Götter oder besser Entstehung der Götterherrschaft) die Machtergreifung des Zeus geschildert, die nur auf einer Sache aufgebaut ist, die Gerechtigkeit (Dike).
Man weiß zwar nicht in wieweit Aischylos Anhänger dieses Volksglauben war, doch man kann auf Basis der bisherigen Forschungen davon ausgehen, dass er selbst wohl daran geglaubt hat.
Dies muss nichts negatives sein, denn Aischylos gehörte schon damals zu den geistig aufgeklärten Menschen. Denn anders kann sich die Wahl der Thematik nicht erklären.
Die Gerechtigkeit als solche ist kaum zu fassen, speziell in diesem Falle des Mordes an seiner eigenen Mutter. So schildert Aischylos jede Position in diesem Werk glaubwürdig, sei es nun die des Orestes oder die der Erinnyen. So zeigt er für beide Handlungen die Notwendigkeit auf. Damit arbeitet er mit dem Prinzip der Erschütterung, da er die bisherige Weltanschauung in ihren Grundfesten erschüttert und sie in Frage stellt.
Damit hat er einen großen Anteil an der intellektuellen Erneuerungen und Errungenschaften dieser Zeit und.
So muss sich jeder im Endeffekt die Frage der Schuld des Orestes selbst stellen, da sich jeder mit dieser Sache auseinandersetzen sollte.
Ein weiterer interessanter Punkt ist die Erwähnung des Areopags, womit diese Sage damit auch aitiologisch wird, das heißt den „Grund zeigend“. Mit solchen Sagen erklärte man sich einzelne Gegebenheiten, die vom Frühling bis zum Leid auf der Erde reichen.
In der Nennung Athens zeigt sich aber der aufgeklärte Patriotismus des Aischylos, der ein weitgereister Mann war und im Befreiungskrieg gegen die Perser in Salamis und Marathon kämpfte. So stellt er seine Stadt Athen stark heraus, achtet aber auch hoch andere Städte, wie in diesem Falle Argos die Stadt des Agamemnon. Diese Art des Patriotismus ist beispielhaft für eine Zeit in der das Fremde keine Bedrohung darstellte, sondern in den guten uns sinnvollen Dingen in die eigene Kultur integriert wurde, während man seine eigene Identität jedoch immer wahrte und man nie vergaß wer man ist und woher man kam.
Wie man sieht sind hier viele Dinge, die auch heute ihre Aktualität nicht verloren haben.
Fazit
In seinem monumentalen Werk „die Orestie“ beweist Aischylos einmal mehr seine gewaltige dichterische Schöpfungskraft und regt zum Nachdenken über die eigene Weltanschauung an.
Ferner behandelt der ein tiefes menschliches Problem, das jeder selbst beantworten muss.
Zuletzt seit noch der aufgeklärte Patriotismus genannt, den er als Athener, als Hellene und damit als Europäer entscheidend geprägt hat.
So hat dieses Werk bis heute nicht an Aktualität verloren und deshalb kann ich es jedem nur wärmstens empfehlen. Dazu hat der Reclam Verlag eine ausgezeichnete Übersetzung geliefert, da der Übersetzer sich nicht als Dichter, sondern als Übersetzer sah und damit dem Leser auch nicht den Blick auf das Werk verstellt.
Vielen Dank fürs Lesen und ich freue mich schon auf zahlreiche Kommentare.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-12-24 16:02:47 mit dem Titel DER GERECHTE BÜRGER
Momentan haben politische Satiren und allerlei Klamauk auf Grund der Tatsache, dass viele Menschen, zu denen ich auch gehöre, die Politik der Bundesregierung ablehnen, viele Anhänger gefunden. An der Art der Satire scheiden sich, wie man an der vielen Berichten zum Kanzlersong sehen konnte, die Geister. Über das Niveau kann man sich natürlich streiten, aber hier möchte ich euch ein niveauvolles Beispiel nennen. Zuerst kann ich alle nur zur Ruhe raten, da es zu allen Zeiten, in denen es schlechte Politik gab, was erschreckend oft der Fall war und ist, politische Satiren und Komödien gab. In der ersten Demokratie im alten Athen kam die politische Satire in der Form der Komödie zu einer gewaltigen Blüte, die bis heute von einigen Ausnahmen abgesehn nicht mehr erreicht wurde.
Der wichtigste Dichter der attischen Komödie war Aristophanes, der mit seinem beißenden Witz die Missstände seiner Zeit aufzeigte. Er erlebte die Blütezeit Athens und ihren Niedergang im peloponnesischen Krieg. Sein größtes Anliegen war der Frieden in Griechenland und der Kampf gegen alle Politiker, die Politik wegen der Macht und ihrer persönliche Profilierung betrieben und nicht um allen Menschen ein besseres Leben zu ermöglichen. Hieran sieht man einmal mehr, dass die Zeiten sich nicht so übermäßig viel geändert haben.
Wer mich kennt, wird sich denken können, dass Aristophanes einer meiner Lieblingsautoren ist und da ich nun endlich alle Einzelwerke beisammen habe, drohen euch noch einige Berichte zu diesem Autor und seinen Werken.
So möchte ich euch in meinem heutigen Bericht von seiner ersten Komödie „Die Acharner“ berichten, mit der er prompt den ersten Preis bei den Dionysien gewann und viele etablierte Dichter aus dem Rennen schlug.
Gleich vorweg sei aber angemerkt, dass in Athen völlige Redefreiheit bestand, was jegliche Art von Beleidigungen mit einschloss. Die beleidigte Person hatte also nicht wie heute die Möglichkeit vor Gericht zu ziehen, sondern musste sich diese Dinge gefallen lassen, wobei er natürlich selbst die Möglichkeit hatte, seine Gegner zu denunzieren.
So konnte in der Komödie den jeweiligen Machthabern unbegrenzt die Leviten gelesen werden, wobei die Dichter die Grenzen so setzten, dass aus meiner Ansicht kein großer Einspruch nötig gewesen wäre. Heute ist das ja bekanntlich anders, wenn ich an die Haarfärbegeschichte denke, aber hier soll sich jeder selbst sein Urteil bilden.
Zuerst nun ein paar Worte zum Inhalt des Stückes.
Der Inhalt
Der peloponnesische Krieg wütet in Griechenland und die Felder vor Athen sind verwüstet. Die Bürger leiden Mangel, da die Einfuhr von Produkten aus anderen Teilen Griechenlands verboten ist. Statt dessen müssen die Athener eine große Anzahl an Gesandtschaften bewirten, um damit ihr Bündnis gegen Sparta aufrecht zu erhalten und noch zu vergrößern. Diese Gesandtschaften bestehen nur fast nur aus Betrügern, die manchmal sogar aus Athen selbst kommen und nur Geld wollen.
Hier tritt nun der Held dieses Stückes Dikaiopolis auf. Sein Name bedeutet übersetzt „Der gerechte Bürger“. Er beklagt die Härten des Krieges und versucht in der Volksversammlung einige der Gesandtschaften zu enttarnen, was ihm auch gelingt. Dabei klaut ihm jedoch einer der Gesandten sein Knoblauchsäckchen.
Nun tritt Amphitheos aus, der den Athenern anbietet Frieden mit Sparta zu schließen, was jedoch sofort abgelehnt wird. Daraufhin bittet Dikaiopolis Amphitheos einen Privatfrieden für ihn mit Sparta zu schließen. So erhält Dikaiopolis einen dreißig jährigen Privatfrieden mit Sparta und damit auch mit allen Staaten des peloponnesischen Bundes.
Als er nun wieder auf seinem Landgut zurück ist, möchte er diesen Frieden feiern, doch dann tritt der Chor der Acharner auf, die ihn als Verräter bezeichnen und ihn töten wollen.
Dikaiopolis versucht nun sich im Büßerhemd herauszureden, um auch weiterhin in Frieden zu leben. Um sich ein schönes Lumpenhemd zu holen, besucht er den bekannten Tragödiendichter Euripides, der eine Reihe von sogenannten „Lumpentragödien“ verfasst hat, in denen die großen Helden am Ende in Lumpen herumlaufen müssen. Bei diesem durchwühlt er sämtliche Lumpen und sucht sich das schlimmste Gewand aus. Damit versucht er nun die bewaffneten Archaner zu beeindrucken, doch als er merkt, dass dies ohne Erfolgsaussicht ist, nimmt er eine Geisel, nämlich einen Kohlenkorb der Acharner. Mit dieser Geisel schafft es Dikaiopolis den Acharnern zu entkommen und er begibt sich wieder zurück nach Hause. Dort angekommen wird erst einmal von Lamachos, einem athenischen Feldherrn und bekannten Kriegstreiber beschimpft. Diese Beschimpfungen enden jedoch mit dem Auftritt von zwei Boten. Der eine Bote ruft Lamachos in den Kampf, der andere lädt Dikaiopolis zu einem großen Fest ein.
In der letzten Szene werden nun die Schlacht und die Feier gegeneinander gestellt, was auf eine Weise geschieht, dass man sich teilweise vor Lachen kaum noch zurückhalten kann. Hier nur ein kleines Beispiel, was vielleicht ein bisschen anzüglich ist, was aber beweist, dass Aristophanes politische Satire, präzise Beschreibungen und derbe Scherze unter einen Hut bekommt. So wird Lamachos gerade vor der Schlacht zurückgetragen und er hat sich beide Beine gebrochen. Dikaiopolis dagegen kümmert sich auf dem Fest gerade nur um sein „drittes“ Bein.
Das Stück endet mit einem großen Freudenlied.
Wirkung
Die Wirkung für die damalige Zeit ist schnell umschrieben. Die Athener hatten den Krieg schon lange satt, was später dann auch zum Nikiasfrieden führte, doch da sie sich die falschen Politiker an die Spitze wählten, war dieser Zustand nur von kurzer Dauer.
Wir können davon aber um so mehr lernen. Nämlich nicht die zu wählen, die am meiste schreien, sondern diejenigen, die mit klarem Verstand und mit klaren Idealen an den Start gehen. Denn reine Machtpolitiker verabscheut Aristophanes und die verabscheue auch ich. Ferner muss der Mensch immer sein eigener Herr bleiben und immer bereit sein seine Meinung frei zu äußern, auch wenn er dafür Repressionen zu erwarten hat. Aristophanes macht darüber hinaus aber allen klar, dass wenn man sich zum Verteidiger verfehlter Politik macht, wie die Prytanen, die Amphitheos festnehmen lassen wollen, man sich automatisch mitschuldig an der verfehlten Politik macht.
So sollten seine Aussagen zu denen besonders das Bekenntnis zum Frieden gehört zum Grundwissen und zur Grundlage eines jeden Demokraten gehören, weswegen sich an seinem Gedankengut die Pseudodemokraten und Demokraten leicht unterschieden werden können. Denn Aristophanes macht deutlich, dass man nicht Demokrat ist, wenn man sich formal an Gesetze hält, sondern wenn man nach seiner Gesinnung demokratisch ist.
Neben diesen Dingen habe ich von Aristophanes eine ruhigere Sicht auf die heutige Zeit mitbekommen. Man muss nicht bei jeder kleinsten Beleidigung den Kopf verlieren, sondern einfach nach dem Grundsatz handeln „Was kümmert es den Mond, wenn der Hund ihn anbellt?“. Wer sich über Kleinigkeiten aufregt, offenbart damit nur seine mangelhafte Kritikfähigkeit und macht sagt schließlich nicht ohne Grund „Getroffene Hund bellen“, aber dies nur am Rande.
Fazit
Wir ihr seht ist es eine mehr als lohnende Angelegenheit sich mit Aristophanes zu beschäftigen. So ist für jedermann etwas dabei. Man kann einfach nur über die Parodien und derben Scherze lachen, aber man sich auch tief in die politischen Vorgänge hineinlesen, wobei hier die historische Kenntnis diesen Zeit Voraussetzung ist.
Vielen Dank fürs Lesen und ich freue mich schon auf zahlreiche Kommentare.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-03-03 17:48:50 mit dem Titel DIE WEIBERHERRSCHAFT
Unzufriedenheit mit der Politik oder genauer mit den politisch Handelnden gab es zu allen Zeiten. Dies bot dann auch immer eine Reihe von Angriffsflächen für die politische Satire. Nachdem ich bereits vom ersten Stück des Aristophanes, der die Komödie und die politische Satire auf ihren führte, berichtet habe, möchte ich aus gegebenen Anlass, da auch bei uns die Zufriedenheit mit den politisch Handelnden einen Tiefpunkt nach dem nächsten erreicht, euch von einer weiteren Komödie berichten.
Der Name dieses Stücks lautet Ekklesizusen zu deutsch Weiberherrschaft. Wer dies jetzt als politisch unkorrekt ansieht, sei gesagt, dass keine andere Übersetzung möglich ist und ich mit dem Begriff „Weib“ niemanden diskriminieren will.
Nun aber zum Inhalt der Ekklesiazusen.
Der Inhalt
Die athenischen Bürger, die an der Politik teilnehmen dürfen, sind lediglich die Männer, weshalb die Frauen von sämtlichen politischen Ämtern ausgeschlossen sind.
In der Politik werden seit dem Tod des Perikles keine Ideale mehr gelebt, statt dessen herrschen Korruption und Lügen. Die Bürgerschaft ist zerrissen und der peloponnesische Krieg tobt noch immer.
Die Frauen der angesehenen Athener, aber auch viele einfache Frauen fassen den Entschluss die Macht zu übernehmen und die Männer zu verdrängen.
Eine Reihe von Frauen mit Praxagora an der Spitze bringen in der Volksversammlung einen Antrag ein, der den Frauen die Macht im Staat bringen soll. Zur Begründung nennen sie den Pragmatismus der Frauen und ihre fehlende Anfälligkeit für Machtkämpfe.
Mit großer Mehrheit nehmen die Athener den Antrag an, wobei die meisten, wie auch Praxogoras Mann Blepyros noch im Bett liegen und das Haus auch nicht verlassen können, da die Frauen die Männerkleidung mitgenommen haben.
Nun starten die Frauen eine Reihe von Gesetzesinitiativen, die das Eigentum abschaffen und zudem festlegen, dass Männer sich immer zuerst um die älteren Frauen kümmern müssen, bevor sich einer hübschen jungen Frau zuwenden.
Die Sache mit dem Eigentum klappt sehr gut, da die Frauen dafür kostenloses Essen für alle anbieten, wobei es eine Reihe von Bürgern gibt, die einfach dreist zum Essen gehen und ohne ihr Hab und Gut abzugeben.
Die sexuelle Maßregelung klappt zwar auch, aber ein armer junger Herr muss die Nachteile dieser Regelung erfahren. So will er zu seiner jungen hübschen Freundin, doch eine alte Frau schnappt ihn. Dann jedoch kommt eine noch ältere, die sich wiederum den jungen Herrn nehmen will. Der Jüngling weiß nun keinen Ausweg mehr, doch aus dem Dunkel der Macht kommt eine weitere Frau, die ihn rettet. Als er sich gerade bedanken will, sieht er jedoch, dass diese Frau noch viel älter und noch viel hässlicher ist. Doch für ihn gibt es keine Rettung mehr.
Am Ende wird nur noch eine Art Triumphzug durch die Stadt veranstaltet.
Die Wirkung
Aristophanes war mir der politischen Situation völlig unzufrieden. So wollte er den Bürgern zeigen, dass nur mit einem völligen Neuanfang, die Stadt mit ihrem Wohlstand und ihren kulturellen Werten erhalten werden konnte.
Dass er zu diesem Zwecke die Frauen als treibende politische Kraft nahm, ist ein Seitenhieb auf den noch heute bekannten Tragiker Euripides, der in seinen Tragödien die Frauen immer sehr schlecht dastehen ließ und kein gutes Haar an ihnen ließ.
Indem er die Frauen positiv charakterisiert, attestiert er gleichzeitig den politisch Handelnden eine erbärmliche Moral und ständige Machtkämpfe, die dazu führen, dass das Allgemeinwohl nicht mehr zählt.
Ferner zeigt er auf, dass auch die Frauen an der politischen Kultur teilnehmen sollten, da sie mindestens so gut regieren könnten, wie die Männer.
Auf jeden Fall schafft er es mit einer Reihe von komischen Effekten seine Botschaft noch eindrücklicher zu machen. Auch heute lacht man noch, wenn Blepyros in Damenkleidung auf die Straße rennt und die Nachbarn in auslachen, dann aber selbst in Frauenkleidung auf die Straße gehen müssen. Oder auch das Gespräch der zwei Bürger, die ihr Eigentum abgeben sollen, als am Ende der eine sich einfach zum Essen schmuggelt ohne sein Eigentum abgegeben zu haben.
Dem sei aber angemerkt, das Aristophanes gleichzeitig die Rolle des Mahners übernimmt, indem er zeigt, dass die Frauen mit ihrem Gesetz über das Sexualverhalten deutlich über das Ziel hinausschießen.
So mahnt er zu einem Neuanfang, aber gleichzeitig zu einem bedachten Neuanfang, bei dem man die nötigen Dinge durchsetzt, aber die anderen zweirangigen Dinge ausklammert. Und mit Blick auf die heutige Politik kann man sicher feststellen, dass vieles erst im Detail scheitert, weshalb man sich auf das Wesentliche konzentrieren sollte.
Eindrucksvoll wird dies durch die Szene, in der der Jüngling von einer alten Frau zur nächsten gereicht wird und als er glaubt die Rettung sei nah, wird alle nur noch schlimmer.
Aristophanes möchte so insgesamt das Bewusstsein der Menschen schärfen und ihnen Fehlentwicklungen vor Augen führen.
Fazit
Den letzten Satz des letzten Absatzes lässt sich hier wunderbar aufgreifen. So kann Aristophanes auch heute noch unser Bewusstsein schärfen, indem auch wir uns die Frage nach Anspruch und Wirklichkeit in der Politik stellen müssen. Und ich verstehe die Machtübernahme der Frauen auch immer als einen Appell an die politisch Unaktiven sich mehr zu engagieren und nicht alle vor die Hunde gehen zu lassen.
Neben diesen wichtigen Dingen hat Aristophanes eine unglaubliche komische Seite, dass man auch heute noch aus vollem Herzen lachen kann und ich deshalb jedem dieses Stück empfehlen kann.
Vielen Dank fürs Lesen und ich freue mich schon auf zahlreiche Kommentare. weiterlesen schließen -
Die Nacht der Wölfin: Atemberaubend und genial!
10.01.2003, 13:16 Uhr von
susperia
Also, ich liebe Sport wie reiten und Volleyball. Dann batsel ich gerne an meinen Homepages, surfe...Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Ein Mal anders sein als alle Menschen. Das wäre sicherlich der Wunsch von vielen Menschen. Doch nicht von Elena, der Protagonistin des neuen Romans "Die Nacht der Wölfin" von Kelley Armstrong. Ich habe das Buch zufällig im Bertelsmann Club Heft gesehen und mir gleich zu Weihnachten schenken lassen. Ich liebe Fantasy Bücher und gerade diejenigen, die etwas mit Werwölfen und anderen Fabelwesen zu tun haben. Nun folgt mein Bericht:
****Die Story****
Elena Michaels arbeitet als Journalistin, führt eine normale Beziehung mit ihrem Freund Philip, was will sie mehr? Die Wahrheit ist, sie wünscht sich nichts sehnlichster, als ein ganz normaler Mensch zu sein. Denn sie hat ein düsteres Geheimnis. In ihr fließt Werwolfsblut, was sie ein Mal in der Woche dazu veranlasst sich zu verwandeln und durch die Wälder zu streifen.
Sie ist der einzige weibliche Werwolf. Dazu gemacht hat sie ein Biss von ihrem damaligem Studienliebhaber Clayton. Er wollte sie für immer an sich binden. Elena ist als einzige Frau nicht an den Folgen eines Bisses gestorben, wie es sonst auch bei Männern eigentlich üblich ist. Clayton bringt Elena zu seinem Rudel, was in Bear Valley wohnt. Jeremy der "Alpha-Rudel" lehrt ihr, wie man mit seinem neuen Körper umgehen muss und auch die Verwandlungen zu steuern.
Sie lernt dass sie zwar kein Monstrum ist, wie in vielen Fabeln beschrieben wird, dennoch ist sie den Menschen in ihrer Wolfsform weit überlegen.
Doch Elena wünscht sich das Dasein als normaler Mensch zurück und verlässt das Rudel. So kommt sie zu einem anständigen Job und zu ihrem Partner Philip. Doch als Jeremy bittet, dass Elena nach Hause kommt, um ihnen zu helfen, steht sie zwischen zwei Welten. Denn das Rudel kann ihr das geben was sie als Werwolf braucht und die andere Welt gibt ihr das, was sie als Mensch braucht. Außerdem benötigt das Rudel ihre Hilfe, denn sie werden von einzelgängerischen und gefährlichen Mutts bedroht, die einen nach den anderem des Rudels töten.
Wird es Elena gelingen dem Rudel zu helfen?
Was passiert danach, kehrt sie zurück zu Philip oder bleibt sie doch bei ihrem Rudel?
Lest selbst.
**** Der Autor****
Kelley Armstrong lebt zusammen mit ihrem Mann und zwei Kindern in Ontario. Die Nacht der Wölfin ist ihr erster Roman, der gleich viel Erfolg verspricht. Deshalb lässt sie die Leser auch nicht lange warten und bereitet schon die Fortsetzung von Elena`s Geschichte vor.
****Was sind Werwölfe in dem Buch****
Tja, es gibt so viele Romane und Erzählungen über Werwölfe, dass ich noch mal erklären möchte, wie sie in "Die Nacht der Wölfin" dar gestellt werden.
Zum einen gibt es eigentlich nur männliche Werwölfe. Die Väter vererben das Werwolfsgen nur an die Söhne weiter.
Falls Werwölfe sich mit Frauen paaren und ein Kind entsteht, wird der Sohn sofort nach der Geburt der Mutter weggenommen und im Rudel großgezogen.
Die Werwölfe leben zusammen im Rudel und ziehen die Jungen auf, die ihrer erste Wandlung jedoch erst ab 18 haben werden.
Zum anderen hat jedes Rudel einen "Alpha-Wolf", der sich um die Koordination und um die Sicherung kümmert. Er trifft die Entscheidungen, wenn es Probleme gibt.
Werwölfe kann man nicht mit Silberschmuck oder anderen Symbolen töten, sie sind eigentlich genauso verletzlich wie Menschen, ihre Wunden heilen nur schneller.
Die Protagonistin im Buch ist der erste Weibliche Werwolf, denn sie hat als einzige Frau den Biss eines anderen überlebt. Viele Menschen sterben nach einem Biss eines Werwolfes, weil die Verwandlungen entweder den Körper schwächen oder den Menschen in den Wahnsinn treiben.
Die Rudelwölfe leben für sich und tun den Menschen nichts, es sei denn sie bedrohen das Rudel. Das Einzige was sie regelmäßig töten sind Tiere auf ihrem Streifzug durch die Wälder als Wölfe.
Mindestens ein Mal in der Woche müssen sie sich verwandeln und dann verspüren sie einen starken drang zu rennen und zu jagen. Außerdem haben sie einen größeren Appetit als Menschen.
Es gibt aber auch Werwölfe, die nicht im Rudel leben, sie heißen Mutts. Meistens halten sie sich vom Rudel fern. Sie sind teils sehr gefährlich, töten Menschen aus Spaß u.s.w. .
*****Kommentar****
Tja, ich war schon sehr gespannt, wie das Buch so sein würde. Immerhin ist das Thema zwar sehr interessant, aber schon in sehr vielen Büchern und Filmen behandelt worden. Ich muss sagen, ich war angenehm überrascht. Kelley ließ sich eine originelle Variante des Werwolfs einfallen, was mich sofort in ihren Bann gezogen hat. Ich liebte die Ausführungen über das Rudel. Die Zusammengehörigkeit, die Erzählungen über das Rennen und jagen. Man wollte fast so sein wie sie. Dennoch bekommt man auch die Schattenseiten mit. Man grübelt selber nach, was man selber wählen würde, ein Werwolfsdasein oder ein Dasein als Mensch. Komisch eigentlich, weil das Fantasy ist, doch irgendwie kommt es einem so real vor, weil die Geschichte nicht zu fantastisch geschrieben worden ist. Dieser Aspekt war einfach klasse.
Zum anderen ist die Spannung des Buches atemberaubend. Von Anfang an möchte man das Buch kaum aus der Hand legen, zum einen weil man sich fragt, ob die Mutts das Rudel weiterhin bedrängen und gefährden, zum einen möchte man wissen, ob Elena bei Clayton und dem Rudel bleibt oder wieder zurück nach Toronto zu ihrem Partner Philip.
Doch beide Sachen werden erst am Ende aufgelöst und das sehr nervenzereißend.
Die Beschreibung der Charakteren war sehr detailliert, mir kam es so vor, als ob ich sie persönlich kennen würde. Das verschafft einem sehr viel Einfühlungvermögen für die Story.
Außerdem fand ich die Ich-Erzählperspektive sehr interessant. Die meisten Bücher sind in einer personellen Erzählform gehalten. Hier aber wurde die klassische Ich- Erzählform angewendet. Weil ich selber eine Frau war, wie die Protagonistin, kam es mir vor, als ob ich die Hauptperson wäre oder zumindestens hatte ich den Eindruck, dass ich die Geschichte richtig miterlebe. Das passiert mir mit den wenigsten Büchern.
Loben muss ich auch die Beschreibung des "Rennens" der Werwölfe. Die Naturbeschreibung, die Gerüche, alles wurde sehr bildhaft dargestellt. Auch die Schilderung der Gemeinschaft des Rudels war wunderschön. Wie sie sich stritten, rauften, neckten, so familiär, doch nicht zu finden in einer reinen menschlichen Familie. Ich glaube, dass hat jeden Leser sehr fasziniert.
Unter anderem ist die Autorin einer der wenigen, bei der Sex-Szenen sehr gut wiedergegeben werden. Bei manchen klingen sie entweder zu brutal oder umgangssprachlich ( David Hewson) oder andere zu kitschig. Sie schafft es aber Romantik, pure Leidenschaft und Verlangen zusammen zu verbinden und das auf einer ziemlich erregende Art und Weise.
Was mir nicht so ganz gefallen hat, war das Ende, fragt mich nicht warum. Aber ich hätte gewollt, dass Elena beide Welt verbinden kann und sich nicht nur für eine entscheidet. Für welche sag ich jetzt natürlich nicht.
****Fazit****
So, ich denke, ich konnte Euch gut schildern, warum ich dieses Buch absolut klasse finde. Ich konnte es wirklich kaum aus der Hand legen und war traurig, als ich am Ende war.
Alle Fantasy, aber auch Horror Fans werden begeistert sein.
Die Nacht der Wölfin.
von Kelley Armstrong
Preis: EUR 8,90
ISBN: 3426618117 weiterlesen schließen
Informationen
Die Erfahrungsberichte in den einzelnen Kategorien stellen keine Meinungsäußerung der Yopi GmbH dar, sondern geben ausschließlich die Ansicht des jeweiligen Verfassers wieder. Beachten Sie weiter, dass bei Medikamenten außerdem gilt: Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
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