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Tests und Erfahrungsberichte
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Sylvia Conradt - Hinter Gittern/ Die Geschichte der Christine Walter
27.02.2003, 17:27 Uhr von
Jakini
War die letzten Wochen seltener online, zum einen durch mein Autoverkauft, zum anderen hatten mei...5Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Wie ich zu dem Buch kam:
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Ich habe bei ebay ein Spiel über das ich bei ciao gelesen habe, ersteigert und da es sich wegen Porto eigentlich nur lohnt, etwas zu ersteigern, wenn man bei einem Anbieter mehrere Dinge ersteigert, sah ich mich weiterhin um und fand drei Romane aus der Serie Hinter Gittern. Einer der Romane war die Geschichte von Christine Walter.
Diese Geschichte ist kein Roman zu der Fernsehserie, sondern eigentlich ein extra Roman, der die Vorgeschichte zu der Insassin aus der Fernsehserie erzählt. Gesehen habe ich die Sendung im Fernsehen nur sehr selten, und ich mag sie nicht sonderlich. Vorallem nicht die Christine Walter. Die Bücher hätte ich bestimmt auch nicht ersteigert, wenn ich vorher auf ciao nicht so viele positive Berichte über die Bücher gelesen hätte. Doch so habe ich von dem Angebot einfach gebrauch gemacht und mir die drei Bücher und zwei Spiele für gesamt 15 Euro ersteigert, umgerecht 3 Euro je Stück. Im Handel schätze ich, kostet das Buch um die 8/9 Euro. Mein Buch war noch neu und ungelesen, somit hat sich der Kauf auf jeden Fall gelohnt.
Wie sieht das Buch aus:
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Es handelt sich hierbei um einen Taschenbuchroman, der keinen festen Einband hat. Auf dem Cover kann man die Schauspielerin aus der Serie sehen, datrunter die Autorin und der Titel des Buches. Auf der Rückseite findet man einen kleinen Einblick in die Geschichte, der das Ende schon massiv verrät. Da aber die Walter ja eine Insassin aus der Serie der Frauenknast ist, sollte einem schon vor dem Lesen klar sein, daß sie eines Tages straffällig wird, somit ist ein Ende nicht wirklich verraten. Entscheidend ist eigentlich eher die Geschichte, wie die Chritine Walter dazu kam.
Insgesamt wird die Geschichte auf 235 Seiten beschrieben, wo es keine weiteren Abbildungen zu sehen gibt, nur der Text zum Lesen ist vorhanden. Die Geschichte ist in 23 Kapitel unterteilt, was ich persönlich recht praktisch finde, denn so kann man das Buch auch mal aus der Hand legen, wenn einem danach ist. Da ich das Buch während meiner Grippe letzte Woche gelesen hatte, war mir schon recht oft nach einer kleinen Pause, wo ich ein klein wenig schlafen wollte. Trotzdem hatte ich das Buch an einem Tag komplett gelesen, denn es liest sich schnell und hat man erst einmal angefangen, mag man nur sehr schwer auffhören.
Worum geht es in der Geschichte:
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Christine Walter lebt mit ihrem Bruder Andreas, der drei Jahre älter ist, als sie, bei den Großeltern. Die Eltern hatten die Kinder eines Tages einfach dort abgegeben. Mit der Großmutter verstanden sie sich eigentlich recht gut, doch mit dem Großvater gab es immer wieder Probleme. Er schien die Kinder nicht sonderlich zu mögen und so rächten sie sich an ihm mit Streichen, wie z.B. sein Auto aufbocken.
Der Großvater war sehr streng und die Kinder hatten kein Vertrauen zu ihm. Eine große Hilfe in der Schule war er auch nicht, und wenn Christine etwas nicht verstand, dann brauchte sie Hilfe vom großen Bruder. Doch als der sie einen Tag vor einer wichtigen Mathearbeit vergaß, übernahm er ihren Platz in der Schule, denn die beiden sahen sich sehr ähnlich. Durch diese Sache verlohr Andreas seinen Job, noch ehe Christine ihn warnen konnte. Um ihn noch rechtzeitig in der Schule zu erwischen, fuhr sie in der U-Bahn schwarz und wurde natürlich erwischt. Zur Strafe gab es für sie kein Taschengeld mehr, was natürlich dazu führt, daß Christine noch öfter schwarz fuhr. Vorallem aber rasselte sie mit ihrem Bruder gemeinsam in seine Clique und brachen Zigaretten und Kondomautomaten auf, so bekam sie dann doch noch etwas Geld.
Die Großmutter war gegenüber dem Großvater machtlos, das spürten auch die Kinder, die sich immer unwohler fühlten. Nicht nur Christine wurde das Geld gestrichen, auch dem Bruder, der daraufhin an seinem 18. Geburtstag an einer Tankstelle nicht zahlte, und mit dem Motorrad türmte. Die Polizei kam ins Haus, es gab einen Handfesten Streit und Andreas verschwand für immer. Da brach für Christine endgültig eine Welt zusammen, sie fühlte sich alleine gelassen und sackte immer mehr in die Kriminalität...... .
Wie hat mir die Geschichte gefallen:
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Die Walter aus der Serie der Frauenknast war mir immer total unsympatisch, eigentlich wollte ich dieses Buch deswegen auch nicht unbedingt haben, doch ich habe trotzdem die günstige Gelegenheit genutzt. Wegen dieser Abneigung war es aber auch das letzte Buch, das ich zu Lesen angefangen habe.
Seit dem ich dieses Buch gelesen habe, kann ich die Christine auch verstehen. Sie fühlte sich als Kind ungeliebt, wurde von den Eltern abgeschoben und vom Großvater nur ertragen. Mit absoluter Strenge, die schon mehr als Konsquenz waren, hat er versucht, die Kinder zu erziehen und hat dabei nicht gemerkt, wie er sie gegen sich aufbrachte und im Grunde das Gegenteil bewirkt hat. Christine hat nie wirkliche Elternliebe erfahren, auch nicht von den Großeltern, und das führte dazu, daß sie hart wurde, auch gegen sich selber. Verstanden hat sie niemand, also mußte sie sich nehmen, was sie sonst nicht bekam und so wurde sie straffällig.
Natürlich kann man sich nicht einfach Geld nehmen oder schwarz fahren, wenn kein Geld hat. Doch es war einfach die Art des Großvaters, die ein Problem wurde, er hat nur Verboten, ohne einen Sinn dabei zu erklären. Vielleicht wäre aus Christie nicht so ein Mensch geworden, wenn sie ein klein wenig mehr Liebe und Hilfe im Leben bekommen hätte, Hilfe in der Schule, und Erklärungen, warum manche Dinge nun mal nicht gehen, wie eben Schwarz fahren. Ich hatte beim Lesen oft das Gefühl, daß Christine im Leben zu unwissend und unerfahren ist. Da gab es einen Kaufhausbesuch, Christine war zum ersten Mal im Kaufhaus, und da die Großmutter seit Wochen mit ihr einen Bh kaufen wollte, dies aber nicht tat, wollte sie einfach einen klauen. Es war eigentlich nur eine Trotzreaktion, dann klau ich mir eben einen.
Auch einen Streit mit ihrem Bruder versuchte sie auf falsche Art zu schlichten, sie kaufte sich das gleiche Hemd, wie er es immer trägt, damit sie ihm gleich ist, nur um ihm nah sein. Im Grunde war dies ein Schrei nach Aufmerksam und vorallem nach Liebe.
Das Buch ist sehr gut geschrieben, die Ausdrucksweise der Autorin empfand ich persönlich als fesselt und so waren kurze Zeitsprünge kaum zu merken und nicht störend. Das Buch liest sich sehr schnell, denn es ist alles sehr gut zu verstehen und wunderbar beschrieben. Ich konnte mir die Personen sehr gut vorstellen, dabei hatte ich nicht die Schauspielerin aus der Serie vor Augen, sondern ein junges Mädchen mit schwarzen Haaren und eine dazu passende Großmutter, den Bruder und den Großvater. Auch die mehrmals erwähnte Küche und das Kinderzimmer konnte ich mir sehr gut vorstellen, würde ich einen Film vor mir sehen, so sehr konnte ich mich in den Roman vertiefen.
Fazit:
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Ich kann dieses Buch, das man als eigenständigen Roman ansehen und nicht mit der Fernsehserie vergleichen sollte, auf jeden Fall empfehlen, denn ich fand die Geschichte lehrreich. Es sollte allen Eltern zum Lesen gegeben werden, damit ihnen klar wird, wie wichtig eine gute Kindheit für die Zukunft unserer Kinder ist. Liebe ist das wichtigste Erziehungsgut, und dennoch müssen die Kinder ihre Grenzen kennen, die man ihnen erklären muß, denn sonst wissen sie nicht was richtig und was falsch ist, so wie Christine Walter. weiterlesen schließen -
Wo dich keiner hört - Catherine Coulter -- Thriller mit Liebe oder eher Liebe mit Thrill?!
25.02.2003, 12:42 Uhr von
Prisca
Ich schreibe z.Z. unter anderen Sean Astin Film (-und Co) Berichte, um euch diesen tollen Schausp...Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Nein
Ihr wisst ja, ich habe urlaub Urlaub und was macht man im Urlaub? Na ja, viel lesen! Darum auch an dieser Stelle noch ein Roman. Ihr merkt schon, ich bin ein Viel- und Gernleser!
Heute soll es um den Roman
WO DICH KEINER HÖRT
von Catherine Coulter gehen.
Wo fange ich an. Aufmerksam geworden bin ich eigentlich durch eine Buchkritik bei Ciao. Und als mir das Buch dann eher zufällig ins Auge fiel ( das Titelbild des Taschenbuchs ist schon etwas merkwürdig: eine Art grünes Labyrinth ist aufgedruckt – nur nicht aus Bäumen, sondern aus Stein oder bemaltem Holz...) habe ich mich sofort erinnert:
Da hast du doch schon mal was von gelesen!
Also habe ich nochmals einen kurzen Blick auf die Rückseite des Buches geworfen – doch das hört sich vielversprechend an. Neben der kurzen Inhaltsangabe steht da noch:
„Solche Bücher sind rar gesät“ – Publisher Weekly und „Dieser Psychothriller hat mich die ganze Nacht wachgehalten. Ein phantastisches Buch“ – The Times.
Na, wenn das nichts ist. Dafür gebe ich sogar mal 9,-- Euro aus.
Zu Hause angekommen, fange ich auch bald darauf an zu schmökern. In dem Roman geht es um die junge FBI-Agentin Lacey Sherlock. Vor sieben Jahren war sie noch eine angehende Starpianistin, als der grausame Mord an ihrer Halbschwester sie völlig aus der Bahn wirft.
Alpträume bestimmen zukünftig ihr Leben – und sie beschließt zu handeln. Sie wird den Mörder ihrer Schwester finden! Sie wird zum FBI gehen und sich Zugang zu den Unterlagen verschaffen und ihn jagen, bis sie ihn endlich zur Strecke gebracht hat....
Ihr Plan gelingt. Sie absolviert die Ausbildung beim FBI mit Bravour. Am Tag ihrer Prüfung bekommt sie mit anderen angehenden FBI-Agenten in einer „Übungsstadt ( eine Stadt, die auf keiner Landkarte existiert – hier wird mit Hilfe von Schauspielern, Freiwilligen usw. geübt, sich in Notsituationen richtig zu verhalten, Verbrecher zu jagen, zu überwältigen, zu verhaften....) die Aufgabe, einen Bankräuber zu fassen.
Lacey entdeckt unter all den „Bewohnern“ der Stadt Dillon Savach ( FBI-Agent, Computergenie, Ausbilder) und beschließt sofort, das nur er am heutigen Tag der „Bösewicht“ sein kann. Sie heftet sich an seine Fersen, überwältigt ihn auch kurz, lässt sich dann allerdings so von ihm verunsichern, das es ihm gelingt, sie in ein Blumenbeet zu stoßen und zu fliehen. Lacey greift zur Waffe und „erschießt“ ihn. Alle sind entsetzt über diesen sinnlosen Mord an einen Unschuldigen – dann stellt es sich heraus: er war tatsächlich der Bankräuber.
Lacey besteht also die Prüfung – und ihr erster Einsatz führt sie zu: Dillon Savich. Er führt eine Spezialabteilung des FBI, die sehr viel Feingefühl und Durchsetzungsvermögen erfordert. Er war von Laceys entschlossenen Auftreten an ihrem Prüfungstag so beeindruckt, das er sie für seine Abteilung anforderte.
Von Beginn an fordert Dillon Lacey voll. Bereits am zweiten Tag ihrer Arbeit nimmt er sie mit zu wichtigen Ermittlungen, die dann auch erfolgreich abgeschlossen werden können.
Dann geschieht etwas! (Etwas, was mir als Leser doch sehr unglaubwürdig erscheint – so ein Zufall!). Eine junge Frau wird ermordet – Dillon und Lacey mit dem Fall betraut – und was stellt sich bei den Ermittlungen heraus? Dieser Mord wurde auf dem Tag genau 7 Jahre nach dem Mord an Laceys Schwester begangen – er wurde auf dieselbe Art begangen....
Lacey fühlt sich am Ziel. Jetzt ist sie endlich dem Mörder ihrer Schwester auf den Fersen.
Und... was schon wieder etwas unglaubwürdig erscheint ( man bedenke: das FBI hat in 7 Jahren keinerlei Hinweis auf ihn gefunden!)... schnell gelingt es Dillons Abteilung, eine Spur zu finden, die direkt zu dem Mörder führt. Man stellt ihm eine Falle – mit Lacey als Köder – denn sie, die sie sich schon seit 7 Jahren mit der Psyche dieses Mannes auseinandergesetzt hat, scheint seine Reaktionen am besten vorhersehen zu können und weiß, wie sie sich verhalten muss.
Ja, das weiß sie wirklich. Sie provoziert ihn so lange, bis er fast durchdreht, dann greift sie zur Waffe, sucht nur einen Grund, ihn zu töten. Der Grund wird ihr gegeben, als Marlin ( so heißt der Mörder) mit einem Messer nach ihr wirft. Sie schließt, verletzt ihn schwer am Bauch er. Sie selbst wird am Arm verwundet.
Ende, aus! *** Nein, so einfach ist das nun wirklich nicht! Denn Marlin ist zwar schwer verwundet, aber er überlebt..... Und damit ist der Roman noch lange nicht zu Ende – im Gegenteil, eigentlich geht es jetzt erst richtig los. Nur, DAS werde ich euch natürlich nicht mehr verraten ( ich weiß, ich bin gemein, aber wenn ihr nun neugierig seit, könntet ihr euch das Buch ja auch kaufen.)
Könntet ihr, habe ich geschrieben. Aber müsst ihr das auch unbedingt tun? Ich werde euch mal verraten, wie ich das Buch empfunden habe.
Ich habe das Buch als Psychothriller gekauft – was es ja auch sein soll. Schlägt man allerdings das Buch auf und liest mal nach, was dort über die Autorin Catherine Coulter steht, findet man folgendes: C.C. hat neben ihren Psychoromanen mehrere erfolgreiche Liebesromane veröffnetlicht.
Das ist es! Jetzt weiß ich endlich, warum mir dieser Roman niemals wie ein wirklicher Thriller vorkam – er hat sehr viele Elemente von einem Liebesroman. Bereits von Beginn des Romans an ist dem Leser eigentlich klar, das es zwischen Lacey und ihrem Chef Dillon mächtig knistert. Das kann ja nun in einem Thriller durchaus auch mal vorkommen – in diesem Buch habe ich aber immer das Gefühl gehabt, als könnte sich C.C. nicht recht entscheiden, ob sie nun einen Liebesroman ODER einen Thriller schreibt – sie versucht, beides miteinander zu verbinden und irgendwie gelingt ihr beides nur halb.
Ich würde nicht sagen, das Buch ist langweilig. Es enthält durchaus spannende Szenen, es ist durchaus psychologisch angehaucht, wie man es von einem guten Psychothriller erwartet. Gespräche zwischen Lacey und Marlin sind wirklich sehr fesselnd. Aber wie gesagt, es sind immer nur kurze Stellen, die in diesem Stil geschrieben sind.
Dann kommen wieder Stellen, in denen eindeutig der Liebesroman überwiegt. Stellen, die vielleicht nicht kitschig zu nennen sind – aber mit Sicherheit lächerlich wirken, ohne das sie sein zu wollen. Ich denke da besonders an eine Stelle. Lacey und Dillon müssen in einem Hotel übernachten. Lacey hat einen Alptraum, aus dem Dillon sie weckt. Er beruhigt sie, bringt sie wieder ins Bett. Sie weigert sich, allein zu bleiben.
** Er lachte. „Also gut, ich sag´dir was. Mir ist auch kalt. Wir könnten uns beide hinlegen, und ich halte dich so lange fest, bis uns beiden wieder warm ist.“ Er wusste, das war keine gute Idee, aber er machte sich Sorgen um sie, und im Grunde genommen wollte er gar nicht über seine Motive nachdenken. Er hatte nichts an außer seinen Boxershorts.....**
Jedenfalls steigt Dillon also zu ihr ins Bett, sie reden, er hält sie im Arm, sie klammert sich an ihn und dann ** “Tut mir leid, Dillon. Oh, du hast ja gar nichts an! Tut mir leid, das habe ich gar nicht bemerkt!“ „Kein Problem, ich trage Boxershorts. Kümmere dich nicht drum. Wann hattest du diesen Alptraum denn zum letzten Mal?“ **
Na, wenn das kein heldenhaftes Verhalten ist. Es geht in diesem Stil noch einige Seiten weiter und dann .... na ja, es kommt eben wie es kommen muss!
**gg** Also, mal ehrlich, ist diese Stelle nun etwas lächerlich für einen Thriller?! Ähnliches gilt dann auch für das „Superende“ – das passt dann eher zu einem Hedwig Courths Mahler Schnulzenroman als zu einem Thriller.
Ansonsten lässt sich das Buch recht einfach lesen, man kann es aus der Hand legen und später wieder zu lesen anfangen, ohne das man den roten Faden verliert. Deshalb würde ich auch sagen: Wenn ihr es lesen wollt, um mal die Langweile zu vertreiben ( im Urlaub, im Schwimmbad) dann mag es ja ganz OK sein. Ein anspruchsvoller Psychothriller ist es jedenfalls nicht.
Deshalb auch mein Fazit zu diesem Buch:
Ich möchte es mal ganz einfach in ein Sprichwort fassen: Dieses Buch ist weder Fleisch noch Fisch ... irgendwas zwischen Liebesroman und Thriller. So richtig begeistern vermochte es mich nicht. Schade um die 9,-- Euro! weiterlesen schließen -
C.J. Cherryh: *Der Koboldspiegel*: Einfallsreiche Fantasy
Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Caroline Janice Cherryh, eine sehr produktive US-Autorin, schreibt nicht nur Science Fiction-Zyklen, sei es um das Union-Allianz-Universum oder um die Rasse der Chanur, oder Fantasy-Zyklen, z.B. den Morgaine-Zyklus.
Mit ihrer bei uns weiterhin unveröffentlichten Rusalka-Trilogie hat sie ihre Fangemeinde bereits einmal mit den osteuropäischen Sagen und Legenden vertraut gemacht. Diese Tradition setzt sie mit "Der Koboldspiegel" fort.
Die geradlinige Handlung beginnt in einem Land namens Maggiar, das dem mittelalterlichen Land der Magyaren gar nicht unähnlich ist. Allerdings wimmelt die Natur hier nur so vor feindlichen Kobolden, tumben Trollen und unheimlichen Gespenstern. Und der Herr der Burg, auf der alles seinen Ausgang nimmt, wird von einem ausgebildeten Magier beraten und beschützt. Alles scheint zum besten bestellt, als eines Morgens der Zauberer den Drang verspürt, seiner Schwester hinter den schützenden Bergen (wo noch mehr Kobolde hausen sollen) einen Besuch abzustatten. Eine Reisepartie mit zwei der Grafensöhne bricht auf, wenig später gefolgt vom dritten Sohn, dem jüngsten, und seinem Hund. Diesen zwei Gruppen folgt die Erzählung im Wechsel, so daß sich eine interessante Spannung und ein kontrastierender Zusammenhang zwischen den beiden Strängen aufbaut.
Kaum hat die Gruppe des Zauberers die Berge überquert, wird sie von kriegerischen Kobolden überfallen und ziemlich dezimiert. Die Grafensöhne sowie der Zauberer sind versprengt, aber am Leben. Als der jüngste Grafensohn eintrifft und auf die Spuren des Überfalls stößt, schwant ihm Schlimmes. Er begenet der jungen Zauberin, die einen Splitter des Spiegels der Koboldkönigin bei sich trägt. Wie der Junge schließlich herausfindet, läßt sich damit die Wirklichkeit durch Gedankenkraft verändern - eine äßerst mächtige Waffe, sofern sie richtig eingesetzt wird. Ernsthafte Zweifel an Elas Kompetenz meldet ein mysteriöser Koboldkrieger an, der zu den beiden stößt. Er berichtet von dem Krieg, den die Koboldkönigin gegen die Menschen und anderen Bewohner des Landes hinter den Bergen führt. Wird es Ela, dem Kobold und ihrem jungen Freund gelingen, ihr gegenseitiges Mißtrauen zu überwinden, um sich schließlich mit vereinten Kräften der Koboldkönigin entgegenstellen zu können? Und werden der Zauberer und die anderen Grafensöhne auf der Seite der Königin oder auf der Seite der Menschen kämpfen?
Diese Fragen sorgen für ausreichend Spannung, um die psychologisch plausibel begründete Handlung voranzutragen, bis es zum überraschenden Showdown kommt. Bis dahin machen alle Beteiligten eine Wandlung ihres Charakters und ihrer inneren Einstellung zur Welt und zu fremden Wesen durch - eine Seltenheit in der Fantasy und daher umso befriedigender. Und da Cherryh den Zauberer die Vorgeschichte dieses Zuges in die Fremde und des Koboldkrieges enthüllen läßt, sorgt sie laufend für Überraschungen - was zu einer Art grimmigem Humor beiträgt, wie er für Cherryhs hartgesottene, realistische Erzählweise typisch ist.
Unterm Strich
"Koboldspiegel" ist wegen der Hauptgestalten eindeutig ein Jugendbuch, aber eher ein untypisches, mit einer Botschaft auch für Erwachsene. Die deutsche Übersetzung bringt die Stimmung und den Tonfall des Erzählers gut herüber ins Deutsche.
Michael Matzer (c)2002ff
Info: The goblin mirror, 1992, 398 S., Heyne, München, HSF 060/5378, aus dem US-Englisch v. Norbert Stöbe, DM 16,90.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-06-21 12:50:50 mit dem Titel C.J. Cherryh: *Chanurs Legat *: Sieg der Katzenartigen (SF)
Die ist der fünfte Roman in Cherryhs Science-Fiction-Zyklus um die löwenartigen Chanur-Aliens: tapfer und treu, aber ein wenig (?) jähzornig.
Die handlung spielt in eineem ausgedachten Weltallteil, der an den der Menschen angrenzt. Daher kommen Menschen nur am Rande (!) vor.
Was die Leute von der Enterprise-Truppe können, kann Caroline Cherryh schon lange: Sie hat "Die nächste Generation" für unsere Freunde vom Stern Anuurn geschrieben.
Handlung
°°°°°°°°
Yep, die gute alte Pyanfar Chanur, mit der wir so viele Abenteuer am Rande der Vernichtung - durch Kif-Piraten, menschliche Idioten (Tully), methanatmende Wahnsinnige und undurchsichtige Stsho-Bürokraten - durchlebten, Pyanfar hat die Fackel inzwischen weitergereicht an ihre Nichte Hilfy, die wir schon in den letzten Bänden der Chanur-Tetralogie kennenlernen durften.
Pyanfar selbst, die oberste angesehene Persönlichkeit des Pakt-Raums, wartet im ersten Band des neuen Zyklus irgendwo hinter den Kulissen, greifbar nur anhand der Mitteilungen, die für sie massenweise auf Hilfys Handelschiff eingehen. Dafür hat Hilfy umso mehr alle Hände voll zu tun.
Sie hatte gedacht, sie würde den Super-Deal abziehen, als sie von dem Stsho-Oberhaupt auf der Treffpunkt-Station den Auftrag annahm, ein "religiöses Objekt" zur Urtur-Station zu bringen, wo es der dortige Stsho-Chef der Station empfangen sollte. Für diesen kleinen Job sollte sie 1 Million Kredits bekommen - fast zu schön, um wahr zu sein. Und tatsächlich wird sie auch von einem Mahen namens Ana'kehnandian gewarnt, das zu tun.
Auch der Vertrag mit den ungefähr 10.000 Klauseln und Unterklauseln sieht nicht sonderlich ermutigend aus. Als Hilfy annimmt, stellt sich heraus, daß sie die Eskorte, einen Stsho, mitzunehmen hat. Und ein weiterer ungebetener Gast stellt sich ein: Hallan Meras, ein männlicher Hani, also einer von Hilfys eigener Rasse. Da die Hani-Männer im Ruf stehen, leicht auszurasten, besonders unter Streß und in der Liebe, wird Hallan erstmal sicher eingesperrt. Eine zufällige Begegnung zwischen ihm und dem Stsho an Bord führt denn auch beinahe zur spontanen Geschlechtsumwandlung des Stsho, vor lauter Schreck.
Mit dieser explosiven Mischung an Bord machen sich Hilfy und ihre kleine Crew auf die Socken, um den Auftrag auszuführen, dichtauf gefolgt von ihrem Schatten Ana'kehnandian. Da der Empfänger des Stsho-Objekts aber von Urtur geflohen ist, entwickelt sich nun eine Art Katz-und-Maus-Spiel, das die "Chanurs Legat", Hilfys Schiff, bis in den gefürchteten Kif-Raum führt, wo allen außer Hilfy die Zähne klappern, insbesondere aber dem labilen Stsho.
Zu guter Letzt gelingt es aber Hilfy doch noch, alles zu ihrer Zufriedenheit zu erledigen, zwar mit List und Tücke, aber immerhin ehrenvoll. [Michael Matzer (c) 2000ff ]
Mein Eindruck
°°°°°°°°°°°°°
Dieser relativ geradlinige Plot würde kaum ausreichen, eine zufriedenstellende Lektüre zu gewährleisten. Deshalb hat Cherryh in das Buch noch ein paar Ingredienzien mehr hineingepackt. Die Begegnungen mit den Kif und mit Ana'kehnandian sorgen schon für den notwendigen Touch von Abenteuer. Die Stsho steuern hingegen die Komödie bei: Der anfängliche Hüter des Objekts tritt nach dem Eintreffen eines weiteren, jungen Stsho in seine zweite Geschlechtsphase ein, nur um dann zum Schluß zu einem weisen, ja geradezu heiligmäßigen Neutrum zu werden. Die Stsho spielen die Japaner in diesem Buch: etepetete und auf strikte Eimhaltung der Umgangsformen und der Etikette bedacht, wobei sich dann die Atmosphäre der Liebe in der zweiten Phase des Stsho etwas störend bemerkbar macht. In der dritten Phase tritt der Stsho geradezu liebenswürdig-naiv auf. Die Übersetzerin hat die Tonlage der gestelzten Konversation mit den Stsho ausgezeichnet verwirklicht, was es dem Leser erlaubt, jede Nuance der Ironie mitzubekommen - ein großes Vergnügen.
Als böte Sex unter Stsho noch nicht genug Erotik auf der "Legat", steuern Hallan Meras und die weibliche Crew noch eine ausgewachsene, doppelte Romanze bei, die damit endet, daß alle weiblichen Crewmitglieder Hallan heiraten, damit er nicht von Bord muß, weil er etwas ausgefressen hat. Dieses Happy-end hätte man so nicht erwartet, denn Hallan ist der typische Underdog und ein Außenseiter bei seiner eigenen Rasse, jedenfalls bei den Männern. Und er ist der einzige männliche Hani an Bord: allein unter Frauen - Stoff für eine Geschlechterkomödie, die allerdings bei Cherryh durchaus auch in eine Tragödie umschlagen könnte. Da läßt uns die Autorin stets im Ungewissen.
Der Leser, der sich durch die ersten 100 Seiten durchgebissen hat (Sie erinnern sich an diesen verklausulierten Vertrag? Nun, die Klauseln sind im Buch abgedruckt!), der wird den Rest des Buches verschlingen, so viel Spaß macht es, soviel Spannung bietet es. Ich jedenfalls bin gespannt auf die nächsten Bände der "Nächsten Generation".
Michael Matzer (c) 2000ff
Info: Chanurs Legacy, 1992; Heyne Verlag, München 1994; 512 Seiten, DM 14,90; aus dem Amerikanischen v. Rosemarie Hundertmarck , ISBN 3-453-07743-1
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-07-31 11:40:52 mit dem Titel Caleb Carr: *Terrorismus - die sinnlose Gewalt* (spannendes Sachbuch)
Wie reagiert die Welt auf lange Sicht am angemessensten auf die Anschläge vom 11. September? Die Antwort ist nicht einfach, doch vielleicht kann uns die Geschichte von Krieg und Terror Aufschluss darüber geben.
Caleb Carrs Sachbuch trägt den deutschen Untertitel: "Historische Wurzeln und Möglichkeiten der Bekämpfung". Treffender ist der Originaltitel "The lessons of terror: A history of warfare against civilians: Why it has always failed and why it will fail again". Dies ist auch schon das zentrale Fazit des Buches: Terrorismus mag zwar sinnlos sein, doch wie bekämpfen wir ihn?
Der Autor
Der Autor Caleb Carr ist ein bekannter amerikanischer Militärhistoriker und Autor von mehreren ausgezeichneten Kriminalromanen sowie des Zukunftsromans "Die Täuschung".
Inhalte
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Schon die alten Römer... - ja, so beginnen viele Gedenkreden, die man getrost vergessen kann. Doch diesmal verweist das Tun der Römer direkt auf die Deutschen. Schon die alten Römer hat eine Methode, Terror zu verbreiten, also Krieg gegen Zivilisten zu führen. Das taten sie vornehmlich in dem Gebiet, was sie als unerobertes Germanien ansahen. Bis ihnen ein Stammeshäuptling namens Arminius zeigte, wo der Hammer hängt: Im Teutoburger Wald verloren mehrere römische Legionen unter Feldherr Varus im Jahr 9 n.Chr. ihr Leben - die Stätte wurde vor kurzem wieder entdeckt.
Als Folge drangsalierten die Römer ihre germanischen Untertanen umso härter, errichteten aber keine weitere germanische Provinz - sie erreichten lediglich, dass ihr Terror den Hass gegen sie umso mehr schürte. 400 Jahre später erinnerten sich die Germanen immer noch an jene Schlacht, als sie Rom stürmten und plünderten.--
Was ist Terrorismus?
Caleb spannt in seiner Untersuchung des Terrorismus und seiner Ursachen den Bogen von der Antike über das finstere, blutige Mittelalter bis hin zu den Anschlägen der PLO Yasir Arafats und der al-Quaida des Saudi-Arabers Osama bin Laden.
Terrorismus - das ist die Bedrohung unbewaffneter Zivilisten in der Absicht, der feindlichen Regierung oder Führungsschicht den Rückhalt der Bevölkerung zu entziehen und diese zu demoralisieren. Wie das Beispiel der alten Römer zeigt, ist dies kein modernes Phänomen, sondern bildet eine immer wiederkehrende Konstante in der Geschichte gewaltsamer Auseinandersetzungen.
Der Militärhistoriker breitet nicht nur sein enormes Fachwissen vor uns aus. Stets dient dies als Beleg für seine Argumentation: Terroristische Attacken verfehlen als Kriegsstrategie eindeutig ihr Ziel, das betroffene Land zu schwächen. Im Gegenteil bestärken sie das betroffene Volk in seinem Widerstand gegen den brutalen Angreifer und stützen so die attackierte Regierung, selbst wenn diese Unrecht begeht.
So führten beispielsweise auch die alliierten Bombenangriffe auf deutsche Städte von 1943 bis 1945 nicht zu einer Schwächung, sondern zu einer Intensivierung der deutschen Kriegsproduktion! Der Angriff auf das von Flüchtlingen überquellende Dresden im Februar 1945 zeigte zudem, wie entsetzlich inhuman diese Strategie war, die von Briten und Amerikanern propagiert wurde.
Der einzige Grund, warum die Deutschen keinen Hass auf die Amerikaner entwickelten, lag in der Beseitigung des alten Terrorregimes und dem Großmut, der sich im Marshall-Plan zeigte. Darin lag natürlich auch die Absicht, die Deutschen nicht in die Arme der Russen zu treiben. Genauso verfuhren die USA in Japan, wofür sich die Japaner bis heute dankbar zeigen.
Der Grund für die Ressentiments der Franzosen gegen die Deutschen geht zurück bis auf das Jahr 1871. Die Preußen hatten den Feldzug 70/71 gewonnen und Paris eingeschlossen, der Sieg war in Reichweite. Feldmarschall Moltke war dagegen, die Stadt zu beschießen und die Franzosen zu demütigen - alle militärischen Ziele waren erreicht. Das reichte Bismarck nicht: Die *politischen* Ziele sahen die Demütigung des Erzfeindes vor: ein Akt des Terrors. Die eingeschlossenen Pariser widerstanden dem Beschuss noch Monate und ließen 1918 in den Verträgen von Versailles die Deutschen dafür bluten. Ihre Vergeltung führte direkt zu Hitlers Aufstieg. Terror ist also stets kontraproduktiv.
'Totaler' versus 'progressiver Krieg'
Doch Terror wurde immer als Teil des "totalen Krieges" eingesetzt. Totaler Krieg, so Carr, ist unbegrenzt, sowohl in Ausmaß als auch Mitteln. Er kann sogar zum Volkskrieg ausarten, so wie 1793 in Frankreich. Die Folge war damals über 20 Jahre lang die Verheerung Europas.
Doch es gab zwei wichtige Ansätze, den totalen Krieg zu überwinden. Der erste Ansatz war im 17. Jh. in England Oliver Cromwells "New Model Army" (außer in Irland), und der zweite, aus dem 18. Jh., stammt von Friedrich II. von Preußen, dem 'Alten Fritz'. Beide Ansätze sehen begrenzte Militäreinsätze mit höchst disziplinierten Soldaten und klar definierten Zielen vor. Der Ziel des Krieges ist der Frieden - dies nennt Carr den "progressiven Krieg". Merke: Carr hat nichts gegen Krieg an sich - dieser ist ein notwendiges Übel.
Doch ein gewisser Clausewitz revidierte diese zwei Ansätze aus seiner romantischen Bewunderung Napoleons heraus: Für ihn ist das Ziel des Krieges der Sieg und die Vernichtung des Gegners. Carr nimmt Clausewitz und dessen Jünger nach allen Regeln der Kunst auseinander und lässt nichts mehr davon übrig. Gleiches gilt für Apologeten des Vernichtungskrieges wie William Tecumseh Sherman, der 1864/64 den US-Süden abfackelte.
Der progressive Krieg à la Preußen und Cromwell ist heute genauso wie damals das Gebot der Stunde, argumentiert Carr. Denn die USA befinden sich tatsächlich im Krieg mit einem weltumspannenden Gegner: mit den Ländern, die den Terrorismus der al-Quaida sponsern. Dies waren zunächst die Taliban - der klar definierte Gegenschlag der USA und ihrer Verbündeten fegten deren Regime und Militärkraft hinweg.
Was Carr wundert, ist der Erfolg dieses Feldzugs trotz der zaudernden Strategie von US-Außenminister Colin Powell. Dessen Operation 'Desert Storm' führte bekanntlich 1990 zu einem militärisch-politischen Desaster, als der Sturm auf Bagdad abgesagt wurde. Saddam Hussein verfügt daher heute immer noch über Massenvernichtungsmittel, die er jederzeit einsetzen könnte. Das irakische Volk leidet weiterhin unter dem Embargo und Saddams Regime. Kein Wunder, dass die Amis das irakische Volk nicht gerade auf ihrer Seite haben.
Das Ende der CIA?
Angesichts des 11. September sieht der Sicherheitsapparat der Supermacht USA ziemlich alt aus. Carr überzieht die unfähige Central Intelligence Agency (CIA) mit Spott, Hohn und ätzender Kritik. Er macht den absolut ernstzunehmenden Vorschlag, diesen unfähigen und kostspieligen Staat im Staate aufzulösen und seine Aufgaben von NSA und FBI übernehmen zu lassen. CIA-Zivilisten sollten keine Kriege mehr entscheiden wie in Vietnam. (Ich habe hier zum erstenmal von der CIA-Operation Phoenix in Vietnam erfahren: eine reine Mord- und Terroraktion, über deren Drahtzieher bis heute nichts zu erfahren ist.)
Daher schlägt Carr vor, die Spezialeinheiten der US-Streitkräfte aufzuwerten, um sie zu schlagkräftigen, offensiv agierenden Kontingenten à la deutscher KSK oder GSG-9 zu transformieren. Allein sie seien geeignet, den "progressiven Krieg" zu führen, der unausweichlich sei, um dem internationalen Terrorismus zu begegnen.
Mein Eindruck
Soll niemand glauben, wir Deutschen seien irgendwie sicherer vor Terroranschlägen, nur weil wir mitten in Europa leben. (Die Al-Quaida-Leute des 11.9. lebten unter uns!) Unsere Truppen kämpfen bereits gegen die al-Quaida und ihre Sponsoren - etwa vor der Küste Somalias -, deshalb sind auch wir potenzielle Ziele der Terroristen. Daher die Relevanz dieses Buches auch für uns.
Carr gelingt es, ein Verständnis für das Phänomen des Terrorismus zu wecken. Er tut dies nicht nur dadurch, dass er Definitionen liefert. Er zeigt die immer wieder neue Entstehung von Terrorismus überall auf der Welt auf. Stets ist die falsche Auffassung von der angemessenen Antwort auf Terror daran schuld, dass die Spirale der Gewalt nicht durchbrochen wird. Stets macht man sich die 'schmutzigen' Methoden des Gegners zu Eigen.
(Der Terror der Palästinenser (der PLO und ihrer Tochter- und Splittergruppen) ist eine direkte Folge des Terrors, den die Geheimorganisationen der Zionisten spätestens seit 1947 in dem neu gegründeten Staat Israel ausgeübt haben. Einer der Führer dieser "Irgun" genannten Organisation war der spätere Ministerpräsident Israels, Menachem Begin.-- Ein weiteres Beispiel ist die Entstehung des Terrors der IRA: Carr lässt kein gutes Haar an einem IRA-"Helden" namens Michael Collins...)
Pazifisten werden dieses Buch wahrscheinlich mit Grausen weglegen. Dies scheint mir aber eine unangemessene Reaktion zu sein. Erstens haben sie selbst keine Antwort auf Anschläge wie den 11. September, zweitens distanziert Carrs sehr deutlich ausgedrückte moralische Haltung gegenüber Gräueltaten von jeder Seite ihn von der Unterstützung jeglicher Form von sinnloser Gewalt.
Nur so ist sein Begriff vom "progressiven Krieg" - als Gegensatz zum unbegrenzten, totalen Krieg, der heutzutage noch häufig vertreten wird, etwa in Kaschmir - überhaupt zu akzeptieren. Das heißt nicht, dass man sich seiner Ansicht anschließen muss.
Carr versteht es zu erzählen. Geübt an seinen voluminösen Romanen vermag er den Leser in seinen Bann zu ziehen. Dabei ist es sehr von Nutzen, mit historischen, politischen und militärischen Ausdrücken vertraut zu sein. Doch meist setzt er nicht zuviel voraus, sondern führt den Leser knapp und präzise in das Thema ein, sei es das Frankreich Ludwigs XIV oder die USA unter Bill Clinton (den er auch auf dem Kieker hat). Ein Stichwortregister und eine Bibliografie unterstreichen den wissenschaftlichen Anspruch des Buches.
Diese Lektüre kann ein wirklicher Augenöffner für Leute sein, die sich das Interesse an historischen Entwicklungen bewahrt haben.
Übrigens sieht Carr uns, also die gesamte Welt, an einem Scheideweg angelangt. Gelingt es nicht, vom totalen Krieg als Irrweg abzukommen, so wird die globale Gewaltspirale auch die Supermacht USA und die "reichen" Länder ergreifen. Es ist daher höchste Zeit, vernünftige und dauerhafte Antworten zu finden.
Michael Matzer (c) 2002ff
Info: The lessons of terror. A history of warfare against civilians: Why it has always failed and why it will fail again, 2002; Heyne 2002, München; 245 Seiten, EU 14,95, aus dem US-Englischen übertragen von Michael Windgassen und Iris Krüger; ISBN 3-453-21326-2
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-10-14 12:12:04 mit dem Titel O.S. Card: *Enchantment*: Dornröschen und die Hexe Baba Yagá
Dornröschen wird vom Prinzen wachgeküsst – und die böse Tante, durch deren vergiftete Spindel sie in 100jährigen Schlaf versetzt worden war, gibt wieder mal keine Ruhe.
Klingt wie ein Alptraum? Ist es auch: Und diese Story erzählt der Autor von Bestsellern wie "Ender" und "Alvin Maker" in spannender und höchst einfallsreicher Manier.
Es war mir kaum möglich, das Buch aus der Hand zu legen, und ich las es auf zwei Transatlantikflügen aus.
Handlung
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Als der junge Ivan auf die merkwürdige Lichtung in einem dichten Wald am Rande der ukrainischen Karpaten joggt, ändert sich sein Leben für immer. Jenseits einer schmalen, kreisförmigen Schlucht liegt eine junge Frau schlafend auf einem Podest – die schöne Prinzessin Katerina.
Doch in den Blättern, die die Schlucht fast ganz füllen, bewegt sich ein unheimliches Wesen, das die schlafende Schönheit bewacht. Ivan flieht vor der unbekannten Gefahr, doch in seinen Träumen kehrt er immer wieder auf die Lichtung zurück.
Seine jüdische Familie leidet im sowjetischen Russland unter Repressalien und siedelt nach Amerika über. Dort studiert Ivan die alte russische Sprache und Literatur; er und sein Vater unterhalten sich in Proto-Slawonisch, während seine Mutter stets das Russisch aus Kiew spricht.
Ivan hätte sich nie träumen lassen, dass auch sie Slawonisch versteht und eine Magierin ist.
Es kommt, wie es kommen muss: Zwar hat sich Ivan bereits mit einer Kommilitonin, der christlichen Amerikanerin Ruth, verlobt, doch er will für seine Doktorarbeit die alte Heimat besuchen und linguistische Forschung betreiben. Früher oder später landet er wieder in jenem alten, dichten Wald und erkundet die magische Lichtung.
Diesmal flüchtet er nicht, sondern bezwingt das Ungeheuer, küsst die Prinzessin aus ihrem magischen Schlaf auf und folgt ihr über eine plötzlich erschienene Brücke, als sie ihn auffordert, ihr zu folgen. Er versteht sie perfekt, auch wenn sie seltsamerweise Proto-Slawonisch mit einem Akzent spricht. Und so landet Ivan nackt in Katerinas Königreich im 9. Jahrhundert. -
Doch als die böse Zauberin bemerkt, dass ihr Bann gebrochen und ihr Ungeheuer bezwungen ist, macht auch sie sich auf, nach dem Rechten zu sehen. Ihr Name verbreitet Furcht und Schrecken unter alten wie auch modernen Russen: Es ist die Hexe Baba Yagá. (Musikkenner erinnern sich bitte an zwei Stücke aus Mussorgskis "Bilder einer Ausstellung", z.B. "Der Fluch der Baba Yagá").
Fazit
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Diese Inhaltsangabe gibt ungefähr die ersten 150 bis 200 Seiten wieder, also nicht einmal die Häfte dieses wunderbaren Garns. Card hat geschickt Magie und moderne Welt, Geschichte, Religion und Legende mit einander verwoben. Das Ergebnis ist eine abenteuerliche Liebesgeschichte über Zeiten, Kulturen und Sprachen hinweg. Völlig unterschiedliche Glaubens- und Wertesysteme müssen sich miteinander auseinandersetzen. Das ist ein ernstes, sehr aktuelles Thema.
Und doch fehlt auch der Humor nicht, so etwa als Katerina sich über Ivans Scham lustig macht, als er ihre Welt betritt. Er hat die Frechheit, ihre Frauenkleider auszuleihen, um seine Blöße zu bedecken – diesen Fauxpas wird er noch bereuen.
Der Bösewicht in dieser Geschichte ist natürlich Baba Yagá. Sie folgt dem Liebespaar selbst noch ins moderne Amerika und richtet dort nicht nur im Luftverkehr Unheil an. Man nimmt ihr die Bosheit ebenso ab wie die Macht, über die sie verfügt. Die arme Ruth, mit der neuen Gattin ihres Verlobten Ivan konfrontiert, wird ihr leichtgläubiges Opfer, das beinahe Ivans Tod herbeiführt. Und am Ende ist Baba Yagá keineswegs vernichtet, sondern nur geschwächt... (Gelegenheit für eine Fortsetzung!)
"Enchantment" erfordert fortgeschrittene Englischkenntnisse und auch ein wenig Ahnung von der jüdischen Kultur. Alle sonstigen notwendigen Einzelheiten weiß der Autor mitzuliefern.
Michael Matzer © 2002ff
Info: Enchantment, 1999; Ballantine DelRey, New York City, 415 Seiten, ISBN 0-345-41688-0
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-10-26 12:07:25 mit dem Titel Angela Carter: *Helden und Schurken*: Vision von Endzeit und Ausbruch
Die Legende vom Ende der kranken Zivilisation und dem Übergang zur erstarkenden Barbarei. Im Mittelpunkt steht eine junge Frau, die zu den Barbaren überläuft. Ein Beispiel für die Entscheidung einer Frau, aus der alten Schablone der (männlich dominierten) Ordnung auszubrechen und selbst aktiv formend zu wirken.
Handlung
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Nach der großen Katastrophe des Atomkriegs ist die Welt verteilt. Zivilisation und Vernunft werden von den sogenannten 'Professoren' verteidigt, die in scharf bewachten Betonsiedlungen wohnen. Hier lebt auch die Hauptfigur Marianne und blickt hinaus aus ihrem Turm, mit Sorge und Faszination. Denn jenseits dieser Wehrdörfer durchstreifen plündernde Barbaren der Urwald, der die Felder der Professoren bedrängt. Draußen herrscht das Chaos, heißt es. Und innen wird um die Ordnung gerungen: mariannes Kindermädchen hat sechs Finger, sie ist eine Mutantin.
Bei einem Überfall wird Marianne von dem Barbaren Jewel entführt, vergewaltigt und schließlich als Räuberbraut in den Clan der Barbaren aufgenommen. Dieser lebt in einer alten, geradezu gotischen Ruine, die vom Urwald durchdrungen wird. Doch das harte Leben hier ist von Krankheit und Not bedroht.
Wie sich herausstellt, hat Jewel einen geistigen Lehrer, einen exilierten Professor, den auch Marianne von früher kennt. Nicht unwillig fügt sich die Heldin in die Heirat mit dem Barbaren. Die Hochzeit folgt einem ausgetüftelten und ein wenig bizarren Ritual. Marianne hat endgültig die Seiten gewechselt, um das kränkliche alte System abzustreifen und nun die Kräfte des Wachstums in sich aufzunehmen und etwas Neues aufzubauen, eine - wenn auch barbarische - Zukunft. Vielleicht kann sie ja ihren Kindern ein wenig Zivilisation beibringen. Erotik und Sexualität spielen in ihrer Entwicklung eine entscheidende Rolle.
Fazit
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Angela Carter erzählt mit "Helden und Schurken" einen vor Ideen und Figuren übersprüdelnden Abenteuerroman voller Exotik und Erotik; und sie entwirft das Szenario für die neue Frau, die am Ende sogar die Barbaren das Fürchten lehrt.
Dies ist eine Geschichte, in der Liebe und Hass einander gegenüber stehen, Zivilisation und Barbarei, Ordnung und Chaos, Helden und Schurken, jedoch nur in dem Sinne, wie diese Dinge von einer jungen Frau wahrgenommen werden, die ihre Initiation erfährt. Diese Wahrnehmung ist geprägt von ungewöhnlich deutlich gezeichneten Bildern und Szenen. Sie machen die Lektüre dieses Buches zu einem sinnlichen Erlebnis.
Dem Roman vorangestellt ist ein Zitat aus Jean-Luc Godards Film "Alphaville": "Es gibt Zeiten, da wird die Wirklichkeit für eine sprachliche Mitteilung zu kompliziert. Doch die Legende gibt ihr eine Form, in welcher sie die ganze Welt durchdringt." Für die Legende kennzeichnend ist beispielsweise die Reduktion von Tätern auf Helden und Schurken.
Das Thema des Endes der alten Ordnung und der Anbruch einer neuen findet sich auch in Doris Lessings Roman "Die Memoiren einer Überlebenden". Britische Science Fiction_Romane der sechziger Jahre sind voll von Katastrophenszenarien, am literarischsten bei J.G. Ballard und Brian W. Aldiss.
Die Autorin
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Angela Carter wurde 1940 in Eastbourne/England geboren. Nach dem Studium begann sie als Polizeireporterin, reiste dann um die Welt, war zwei Jahre in Japan, lehrte an verschiedenen Unis und schrieb zahlreiche Erzählungen und eine Reihe von Romanen sowie Essays.
Einen Namen machte sich als großartige Fabuliererin, wobei sie bekannte Märchenmotive mit feministischem Bewusstsein neu fasste und häufig erotisch auflud. Sie starb vor wenigen Jahren.
Empfohlene Romane: "Die infernalischen Traummaschinen des Doktor Hoffman", "Nächte im Zirkus", "The Passion of New Eve" (dt. als "In der Hitze der Nacht" bei Heyne)
Michael Matzer (c) 2002ff
Info: Heroes and villains, 1969; Klett-Cotta 1989, Stuttgart; 229 Seiten, aus dem Englischen übertragen von Joachim Kalka; ISBN 3-608-95628-X
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-10-27 17:53:29 mit dem Titel J. Carroll: *Pauline, umschwärmt*: Akte X mit Chaosfrauen
Dieses Buch könnte durchaus von Stephen King stammen – wenn dieser sich um einen besseren Stil und interessantere Charakterisierung bemühen würde. So aber ist es ein Carroll geworden, mit dessen ureigener Stimme und einer Figur, die sein Markenzeichen geworden ist: die Chaos-Frau. Dies und ein spannender Mordfall, der aufzuklären ist, machen das Buch zu einem Mystery-Thriller erster Güte.
Handlung
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"Bienenkorb" (beehive) ist der Spitzname von Pauline Ostrowa, einer 20jährigen Frau, die in den 50ern viel zu intelligent ist, um in dieser restriktiven Zeit in dem kleinen Nest Crane's View überleben zu können. Der Erzähler, Sam Bayer, hatte damals, vor 30 Jahren, Paulines Leiche aus dem Hudson River gezogen. Ein einschneidendes Erlebnis: der Tod der Meerjungfrau, das Ende der Kindheit.
Als er 30 Jahre später zwar ein erfolgreicher Bestsellerautor ist, aber auch eine Schreibblockade hat, fällt es ihm ein, doch mal wieder in seinem alten Heimatstädtchen vorbeizuschauen, um auf andere Gedanken zu kommen. Er beschließt, ein Buch über Pauline Ostrowa zu schreiben. Wie sich herausstellt, ist dies ein lebensgefährliches Unterfangen. Denn es gibt ja auch einen Mörder: Erward Durant junior. Der ist zwar schon lange im Gefängnis gestorben, doch sein Vater, Durant senior, erweist sich als sehr interessiert an der Entstehung des Buches über Pauline: Er will seinen Sohn posthum entlasten, "erlösen".
Sam Bayer erhält bei seinen Nachforschungen zwei Dinge: eine Freund in Form des Polizisten Frannie McCabe – und als Gefährtin die Chaos-Frau, die ihn glühend verehrt: Veronica Lake. Das ist zwar der Name einer Schauspielerin aus den Dreißigern, und sie ist ebenso blond, aber das macht nichts. Zuerst verliebt sich Sam rasend in sie, dann versucht sie die Regie beim Buchschreiben zu übernehmen, und das wird denn doch zuviel. Aber sie läßt nicht locker: Sie geht sogar soweit, seine Tochter Cassandra zu entführen, um wieder mit Sam sprechen zu können. Es kommt zu einem horrormäßigen Showdown in einer verlassenen Villa, die voller Erinnerungen an Pauline ist – die Parallelen zwischen Veronica und der Toten sind offensichtlich.
Fazit
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Nach der Lektüre fühlte ich mih, als habe ich in der Haut von Sam Bayer gesteckt. Ich fühlte mich von Veronicas liebevoll-zudringlichem Verhalten bedroht, aber auch verfolgt von jenem Unbekannten, der wollte, dass das Buch fertig wird – und der auch vor Mord nicht zurückschreckt. Die schönsten Szenen wie die mit Sams Tochter oder Paulines Mutter sind unterlegt mit diesem unterschwelligen Horror, der schließlich in rasende Wut umzuschlagen droht.
"Pauline, umschwärmt" macht die verhängnisvolle Situation klar, in der sich Pauline – und heute Veronica – befand. Beide schlafen zunächst mit vielen Männern, verlieben sich dann aber heftigst und scheitern an dieser Beziehung. Veronica findet ebenso den Tod wie Pauline. Hier liefert Carroll einen beißenden Kommentar auf den Zustand ab, in dem sich die männlich dominierte westliche Kultur befindet: Paranoia vor der starken Frau. "Wenn ein Mann mit vielen Frauen schläft, gilt er als toller Hengst. Wenn eine Frau mit vielen Männern schläft, gilt sie als Schlampe." Carroll bringt es auf den Punkt.
Begleitet von zahlreichen Personen- und Familienhintergründen, läßt Carroll auf nur 300 Seiten ein Panorama der letzten 30 Jahre entstehen, das menschlich packender und interessanter kaum zu denken ist. Das das Buch zu mindestens 70 Prozent aus Dialog besteht, macht die Lektüre umso einfacher: ich habe es in 2 Tagen gelesen. Doch die Einfachheit ist trügerisch: Zu leicht kann sich der Autor an schwierigen Fragen vorbeimogeln, ohne daß es der Leser merkt: Frage zur Motivation, zur Handlungsfolge usw. Wer also zweifelt, sollte das Buch nochmals lesen.
Unterm Strich
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Ein unheimlicher Thriller mit psychologischem Tiefgang - typisch Carroll!
Michael Matzer © 2002ff
Info: Kissing the beehive, 1998, Europa 1999, Hamburg/Wien; 319 Seiten, aus dem US-Englischen übertragen von Charlotte Breuer; ISBN 3-203-76001-0
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-10-31 10:54:29 mit dem Titel Cross/Flannigan/Preston: *Led Zeppelin - Heaven and Hell. An illustrated history*
Diese "bebilderte Geschichte" einer der wichtigsten Rockbands bringt zahlreiche unbekannte Informationen, einige hilfreiche Tipps zum Plattensammeln sowie ein enorm interessantes Interview mit Gitarrist und Bandgründer Jimmy Page - interessant deshalb, weil er sich lange Zeit strikt weigerte, ausführliche Interviews zu geben, nachdem die Presse die Alben der Band niedergemacht hatte. Ebenso wichtig wie die Texte sind für mich als Fan die fantastisch guten Fotos von der band und ihren Mitgliedern - weit höhere Qualität als man nach einem Film wie "The song remains the same" erwartet hätte!
Die Autoren
Charles Cross: Musikjournalist und Redakteur bei Musikzeitschriften in Seattle, darunter auch "Creem". Hat auch für Tageszeitungen berichtet und ist (mit Flanagan) Ko-Autor einer Monografie über Bruce Springsteen.
Erik Flannigan: ein Journalist und Plattensammler aus Seattle, Redakteur bei mehreren Musikzeitschriften, Kollege von Cross. "Eine der wichtigsten Autoritäten in Sachen Plattensammeln in den USA", wie es auf dem Klappentext heißt.
Neal Preston: einer der bekanntesten und besten Fotografen im Rock 'n' roll-Geschäft. Er arbeitete als der offizielle Tour-Fotograf für Led Zeppelin und veröffentlichte ein wunderschönes Buch mit Schwarzweißaufnahmen namens "Led Zeppelin: Portraits". Einige dieser Porträts sind auch im vorliegenden Buch abgedruckt. In "Heaven and Hell" zeigt er erstmals in größerer Menge seine unveröffentlichten Vierfarbaufnahmen der Band und ihrer Mitglieder. Seine Fotos findet man auf den Covern von Rolling Stone, Time Magazine und People Magazine etc.
Inhalte
Im ersten, langen Beitrag "Shadows taller than our souls" (1) beschreibt Cross die Höhen und Tiefen der Karriere Led Zeppelins. Er erzählt, er habe diesen Beitrag im Edgewater Hotel von Seattle geschrieben, in einem jener Zimmer, in die Band zu logieren pflegte (lang ist's her). Er setzt sich mit den Lügen auseinander, die gewisse Bücher (bes. "Hammer of the gods") und Zeitungsartikel verbreiteten, um der heutigen bedeutung der Band und ihrer Musik auf die Spur zu kommen. Der Beitrag ist abwechslungsreich und lebendig, gut zu lesen.
Weitaus akademischer mutet daher der zweite Beitrag an: In "Your time is gonna come" (2) untersucht Jimmy Guterman die Blues-Wurzeln der Bandmusik. Dieser Ansatz ist keineswegs so sinnlos, wie er anmutet, denn Page & Co. wurden einmal verklagt, dass sie den (liebevoll) kopierten Bluesmusikern keine Tantiemen zahlten, so etwa Willie Dixon.
Eine weitere "Geschichtsstunde" erteilt Jimmy Page himself in dem Interview "The Crunge" (3), das er mit Dave Schulps führte, einem Redakteur einer ernsthaften, engagierten Fan-Musikzeitschrift. Den Seltenheitswert des Interviews hab ich bereits erwähnt. Der Informationsgehalt ist ebenfalls sehr hoch. Page erzählt von seinen Anfängen und Motivationen, seinen Musikerkollegen wie Clapton und Beck. Überrascht hat mich die Erwähnung einer ersten Led-Zeppelin-Formation, die mit der später bekannten nichts gemein hatte (außer Page). Im letzten Teil des Gesprächs gibt es Überschneidungen mit Teil 4.
(Teil 2 trägt den Titel "Over the hills and far away" (4), Teil 3 heißt "Wearing and tearing" (5).)
Teil 3 beschäftigt sich mit der hohen Wissenschaft des Sammelns von Platten, Videos und Postern in "I can't quit you babe" (6) sowie der Beurteilung der zahlreichen, höchst unterschiedlichen Bootlegaufnahmen in "We're gonna groove" (7). Diese Beiträge stammen von Cross und einem gewissen Robert Godwin. Hier sind zahlreiche Plattencover abgedruckt, die aus aller Herren Länder stammen, darunter Singles und ausländische Produktionen, etwa aus japan, die bekannte Songs auf interessante Weise kombinieren. Keinerlei Bootlegs sind aus rechtlichen Gründen abgedruckt - Bootlegs sind in den USA seit 1972 verboten.
Der vierte Teil mit dem Titel "The song remains the same" (8), der von Cross geschrieben wurde, stellt im Grunde jedes der 10 Alben mit jedem einzelnen Stück darauf vor. Das sind eine Menge Infos. Hinzukommt, dass Cross auch die Soundtrack-LP zum Film vorstellt und darauf hinweist, wie sich die beiden Medien unterscheiden. Schließlich finden sich auf dem Boxed Set von 1990 noch drei bis dato unveröffentlichte Stücke, die Cross bespricht. Zu jedem Stück hat er - neben den offiziellen Daten - Aussagen der Bandmitglieder zusammengetragen, so etwa von wem die Lyrics stammen.
Wer will und kann, sollte diese Aussagen mit dem Buch "Dazed and Confused" von Chris Welch vergleichen, das genau das gleiche tut. Welch jedoch war offizieller Tourbegleiter der band und bietet etwas mehr Insiderwissen. Vor allem beurteilt er auch die musikalische Qualität jedes Stücks, erlaubt sich also ein Urteil, was Cross weitgehend vermeidet.
Teil Nummer 5, mit dem Titel "Train kept a-rollin'" (9), ist der für nicht an kommerziellen Aspekten interessierte Fans der aufschlussreichste und faszinierendste: Erik Flannigan erweckt in seinem beitrag die band wirklich zum Leben. Er beschreibt in chronologischer Reihenfolge die "Performances and Career Highlights 1968-1990", also von den "New Yardbirds" bis zum Live Aid-Auftritt 1987 und der Reunion 1990. Dies ist lebendige Geschichte, und als Fan kann man davon agr nicht genug kriegen. Dieser Abschnitt ist immerhin 40 Seiten lang:).
Alle Titel sind Songtitel oder Songzitate:
(1) aus "Stairway to heaven", auf LZ 4;
(2) Your time is gonna come: LZ II
(3) The Crunge: auf "Houses of the holy"
(4) Over the hills and far away: auf "Houses of the holy"
(5) Wearing and tearing: auf "Coda"
(6) "I can't quit you babe": LZ I und auf "Coda"
(7) We're gonna groove: auf "Coda"
(8) The song remains the same: auf "Houses of the holy"
(9) Train kept a-rollin': nur auf Bootlegs veröffentlicht.
Unterm Strich
Das ganz in Englisch geschriebene Buch bildet eine wertvolle Ergänzung der CD- bzw. Plattensammlung eines LZ-Fans. Es stellt eine wesentliche Ausweitung der Informationsfülle in Chris Welchs Buch dar. Leider ist der Stand der Informationen der von 1991.
Und was mich immer wieder gestört hat, war die schlechte Textqualität: Da wurden nicht nur Buchstaben verdreht, sondern es fehlten ganze Wörter. Auf S. 185 wurde sogar "Battle of Evermore" mit "Gallows Pole" verwechselt. So etwas sollte nicht vorkommen.
Wer mit LZ nix am Hut hat, kann dieses Buch getrost links liegen lassen.
Michael Matzer (c) 2002ff
Info: 1991; Harmony Books/Crown Publishers, New York City; 208 Seiten, $ 50,00, ISBN 0-517-58308-0
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-11-06 11:41:56 mit dem Titel Michael Connelly: *BloodWork/Das zweite Herz*: Von Eastwood verfilmt
Drei Menschen wurden Opfer eines skrupellosen Mörders – doch die Ermittlungen wurden eingestellt. Wie konnte das geschehen? -- Mit Meisterwerken wie "Der Poet" und "Schwarze Engel" hat sich Connelly einen Stammplatz bei Thrillerfreunden erobert.
Handlung
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Das Unheil naht sich Terry MacCaleb in Gestalt einer wunderschönen Frau, die auf Stöckelschuhen seine Bootsanlegestelle betritt: Graciela Rivers bittet den ehemaligen Serienkillerjäger des FBI darum, den Mörder ihrer Schwester Gloria Torres zu finden. Das könne sie sich gleich aus dem Kopf schlagen, entgegnet er. Er müsse sein geerbtes Boot auf Vordermann bringen!
Aber sie hat noch einen Trumpf im Ärmel. Er habe vor kurzem ein neues Herz eingepflanzt bekommen, habe sie in der Zeitung gelesen, und natürlich dürfe er sich nicht überanstrengen. Aber dieses Herz stamme von Gloria, und nur dank ihres Todes sei er am Leben. Terry kann weder diesem Argument noch Gracielas wunderschönen Augen widerstehen. Für ihn ist nun alles zu spät: Die Jagd nach Glorias kaltblütigem Mörder führen ihn in die Hölle – aber auch wieder hinaus.
Da Gloria in einem Minimarkt beim Einkaufen erschossen wurde, hielten die Polizisten vom LAPD den Mord für einen Raubüberfall. Auch der Ladenbesitzer wurde offenbar nur wegen des Geldes erschossen. Die Polizisten sind nicht begeistert, dass ihnen ein Privatschnüffler zeigen will, was eine Harke ist. Doch McCaleb bekommt Schützenhilfe von Jaye Winston. Sie arbeitet beim Sherriff des County von Los Angeles und verfügt über die gleichen Unterlagen und Videos wie die abblockenden Polizisten.
SPOILER!
Schon bald kommt McCaleb durch trickreiche Methoden, zu denen neben Hypnose auch Videobearbeitung und Datenbankabfrage gehören, darauf, dass Gloria nur ein Opfer in einer ganzen Serie ist: Stets wurden Träger einer ganz bestimmten seltenen Blutgruppe getötet, damit ihre Organe für die Transplantation entnommen würden. Es handelte sich also keineswegs um Raubüberfälle. Und da das erste Opfer ein Observationsobjekt des FBI gewesen war, übernehmen nun bornierte Bundesagenten die Ermittlungsarbeit, für die Winston und McCaleb so viel geopfert hatten.
Doch allmählich wird die Lage für den Schnüffler selbst brenzlig: Denn da er selbst ein Herz mit dieser seltenen Blutgruppe eingepflanzt bekommen hatte, steht er nun plötzlich ganz oben auf der Liste der Verdächtigen: der Schnüffler als Organjäger? Als das FBI sein Boot untersucht und die ihm vom wahren Killer untergeschobenen Besitztümer der drei Opfer findet, beginnt eine Menschenjagd auf ihn. Ihm bleibt nur ein Ausweg: den Killer so schnell wie möglich zu überführen und zu schnappen. Zu seinem Entsetzen findet er heraus, dass ihm genau dieser Mörder selbst das Leben gerettet hat.
Fazit
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Dieser Thriller ist zweifellos ein Meisterwerk. Hier geht es der Hauptfigur, einem ehemaligen Killerjäger, nicht nur darum, einen Verbrecher zur Strecke zu bringen. Terry McCaleb weiß: dies ist "Blutarbeit". Und da er sein neues Herz von einem Mordopfer erhalten hat, in dessen Schwester er sich verliebt, hat der Begriff "Blutarbeit" eine weitaus tiefergehende Bedeutung für ihn.
Diese Bedeutung lässt sich in Connellys Roman am besten in religiösen Begriffen umschreiben: McCaleb lebt in der Finsternis der Verzweiflung eines vom Glauben Abgefallenen. Er glaubt nicht mehr daran, dass alle Ereignisse einen guten Grund haben. Es gibt keine Engel mehr für ihn. Er lebt am Rande der Welt, am Meer, auf einem Boot, ein Einsamer, der von geliehener Zeit und von Medikamenten lebt.
Erst Graciela verspricht ihm durch ihre Liebe so etwas wie Erlösung. Diese aber muss er sich durch die Aufklärung des Mordes an ihrer Schwester erst zu einem hohen Preis erkaufen. Er kann froh sein, dass sie ihm überhaupt weiterhin vertraut. Für diese Liebe muss er auch bereit sein, alles zu geben. Die Belohnung ist eine neue Familie, eine neue Zukunft.
Es gibt nicht viele solcher tiefgehender Thriller. "Das Schweigen der Lämmer" kommt einem in den Sinn – die Erlösung der Clarice Starling von ihren Alpträumen. Michael Connelly ist definitiv einer der besten Autoren seines Genres.
Das hat auch kein Geringerer als Clint Eastwood bemerkt. Er hat das Buch unter dem Titel "BloodWork" verfilmt.
Michael Matzer © 2002ff
Info: Bloodwork, 1997; Heyne 2000, Nr. 01/13195, München; 463 Seiten, DM 17,90, aus dem US-Englischen übertragen von Sepp Leeb; ISBN 3-453-17734-7
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-11-08 17:59:43 mit dem Titel Max A. Collins: *Road to Perdition*: Spannendes Buch zum Film
Die Geschichte einer ungewöhnlichen menschlichen Beziehung im Gangstermilieu der Chicago-Region von 1931. Und die Geschichte eines ungewöhnlichen Rachefeldzugs, der ein Kind zwischen die Fronten geraten lässt.
Der Autor
Max Allan Collins ist der Texter der Graphic Novel (Zeichner war R. P. Rayner), auf der das Drehbuch des Films von Sam Mendes basiert. Auf dem Drehbuch von David Self fußt wiederum die vorliegende Romanfassung. Collins bedankt sich bei Self für die bessere Herausarbeitung der Vater-Sohn-Beziehung zwischen John Rooney und seinem Vollstrecker Mike Sullivan.
Handlung
Rock Island unweit Chicago in den 30er Jahren, zu Zeiten der Prohibition. Nun regiert die Unterwelt die Städte - in Chicago ist es Al Capone, in Rock Island und seine zwei Schwesterstädten ist es der Ire John Rooney (im Film gespielt von Paul Newman).
Im Mittelpunkt des Geschehens stehen allerdings Rooneys gefürchteter Auftragskiller Michael Sullivan (Tom Hanks), der "Engel des Todes" genannt wird, und dessen Familie. Erzählt wird die Geschichte aus dem Blickwinkel von Mikes älterem Sohn Michael, der zunächst ein Zeitungsausfahrer ist und John Rooney als eine Art gütigen Großvater betrachtet. Rooney hat Michaels Vater, seiner Mutter Annie und seinem jüngeren Bruder Peter ein schönes Haus zukommen lassen und sorgt für regelmäßige Arbeit und somit für gute Mahlzeiten im Hause Sullivan. Sullivan ist, trotz seines todbringenden Berufs, ein liebevoller Familienvater.
Doch eines Tages geht etwas schief. Denn Michael interessiert sich stark für Papis "Arbeit" und fährt als blinder Passagier in dessen Wagen zu einem Treffen mit. Eigentlich soll Rooneys Sohn Connor, eine unausgeglichener Trinker, nur mit dem "Partner" reden, doch schießt er ihn doch noch über den haufen. Sullivan erldigt zwei weitere Zeugen mit seiner Maschinenpistole. Michael, der das alles mit ansehen musste, wird entdeckt und zum Schweigen verdonnert.
Doch Connor ist ein wenig paranoid und nicht wenig eifersüchtig auf die Liebe seines Vaters zu Sullivan. Seine Rache sieht vor, dass ein anderer Unterweltboss Sullivan umlegt, während Connor selbst Sullivans Frau (J.J. Leigh) und den einzigen weiteren Zeugen, Michael, erledigt. Beinahe gelingt der Plan. Doch weder Sullivan noch Michael sterben, sondern Annie und ihr Sohn Peter.
Der Rest ist eine Art Rachefeldzug Sullivans gegen den Mörder seiner Familie. Doch um die Herausgabe von Connor Rooney zu erzwingen, muss Sullivan zuerst diejenigen schädigen, die Connor schützen: die Capone-Gang um Frank Nitti. Nitti tut weh, dass Sullivan die banken ausraubt, in denen er sein Geld deponiert hat. Deshalb hetzt er Sullivan einen Auftragsmörder auf den Hals: den Sensationsfotografen Harlen Maguire (Jude Law). Ein tödliches Katz-und-Maus-Spiel entbrennt, mit dem jungen Sohn Michael zwischen den Fronten...
Mein Eindruck
Die Story hat den Zuschnitt einer antiken Tragödie, und die filmische Umsetzung durch Sam Mendes war erstklassig. Der Roman bietet vielleicht ein paar Erklärungen mehr, als die Bilder zu vermitteln vermögen, ermangelt aber der emotionalen Dimension, die Mendes' Bilder heraufbeschwören. Der Erzähler kannt Gefühle lediglich benennen und behaupten, nicht aber vermitteln.
Mehrfach geht der Erzähler und "Michaels Stimme", der Jahrzehnte nach den berichteten Geschehnissen des Jahres 1931 davon erzählt, auf die geschichtlichen Bedingungen ein. Die Erklärungen des Autors im Nachwort belegen, dass die meisten Fakten der Wahrheit entsprechen, doch das Geschehen selbst erfunden ist. Collins hat sich mehrmals mit der Ära befasst, von der der Film "Die Unbestechlichen" (Costner, Connery, de Niro u.a.) erzählte.
Für wen sich das Buch eignet
Der Roman kann einen guten Eindruck vom Handlungsverlauf und von den geschichtlichen Hintergründen vermitteln, ihm fehlen aber zahlreiche literarische Qualitäten, wie man sie etwa bei einem Thomas Harris ("Das Schweigen der Lämmer") erwarten dürfte.
Wer den Film noch nicht gesehen hat, dürfte das Buch interessiert lesen und die Filmfotos betrachten. Wer den Film bereits kennt, kann sich das Buch im Grunde sparen.
Michael Matzer (c) 2002ff
Info: Road to Perdition, 2002; Heyne 2002, München; 223 Seiten, EU 7,95, ISBN 3-453-86815-3
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-11-10 11:57:16 mit dem Titel O. S. Card: *Seventh Son* (Alvin #1): Magisches Amerika
In seinem mehrteiligen Alvin-Zyklus erzählt Card, der Autor von "Ender", ein Amerika, das es nie gegeben hat: der Unabhängigkeitskrieg hat nicht stattgefunden. Ende des 18./Anfang des 19. Jahrhunderts, als Alvins Geschichte beginnt, existieren so unterschiedliche Staaten wie die der kolonialen Engländer, der Franzosen in Kanada, der Irrakwa-Indianer und der unabhängigen Siedler im Westen der Appalachen-Berge. Um die Zersplitterung komplett zu machen, sind die Kolonien der Engländer in Königstreue und in Länder des Lord Protectors Oliver Cromwell aufgeteilt.
Im Startband "The Seventh Son" kommt daher Benjamin Franklins Erfindung des Begriffs "Amerikaner" und "Amerikanische Nation" einer Revolution gleich. Und Franklins Freund und Dichterkumpel William Blake trägt diese Idee zu den Siedlern im Westen. Dort trifft er unvermutet Alvin Miller, den jungen Magier.
Handlung
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Die Millers sind auf ihrer Flucht vor den Banken und ihren Anwälten bis ins Tal des Hio gekommen und weitergezogen. Alvin und Faith haben inzwischen sieben Töchter und sechs Söhne, und das siebte Kind ist kurz davor, geboren zu werden: Alvin junior. Doch während Faith an den christlichen Gott glaubt, praktiziert Miller einen weit älteren, eher an Magie orientierten Glauben.
Und dieser Glaube kennt einen Widersacher, den Entwirker – im Original Unmaker genannt. Der Unmaker wirkt in allen Dingen, am meisten aber durch das Element Wasser, und immer will er Gefüge und Werke auflösen, entwirken. Der Unmaker überschattet Alvins Geburt.
Bei der Durchquerung des Hatrack River kommt es daher zu einer Tragödie, bei der sich Miller die ewige Feindschaft des Unmaker zuzieht. Der zunächst friedlich aussehende Fluss schwillt plötzlich an und reißt Vigor, den ältesten Sohn mit. Nachdem ein baumstamm seinen Leib zerschmettert hat, klammert sich Vigor jedoch noch so lange ans Leben, bis seine Mutter in Sicherheit gebracht ist. Bevor der Fluss auch den Wagen mitreißen kann, in dem sie in den Wehen liegt, eilen Siedler herbei, die die Millers – bis auf Vigor – retten können. Im Haus dieser Siedler bringt Faith den kleinen Alvin zur Welt, doch gibt es eine Komplikation, die der Unmaker verursacht. Alvin wäre erstickt, hätte nicht eine kleine Seherin namens Peggy den hilfreichen Tipp gegeben. Fortan ist Peggy Alvins Schutzengel, und sie hat etwas, das, wenn es zu ihm zurückfände, seinen Tod durch den Unmaker ermöglichen würde – aber so....
Aber so entsteht das blühende Millersche Anwesen im Wobbish Territorium, geschützt von zahlreichen Abwehrzaubern, und mittendrin der junge Alvin. Viele der Nachbarn und seine Familie sowieso betrachten ihn als etwas Besonderes: Dem siebenten Sohn eines siebenten Sohn werden besondere Eigenschaften und Kräfte zugesprochen. Er mag zwar seine Schwestern triezen und sogar die Kakerlaken beherrschen, aber er entgeht mehrmals auf unnatürliche Weise dem Tod. Und immer ist bei diesen Ereignissen Wasser im Spiel.
Seine Mutter zwingt ihn, in die Schule zu gehen und sonntags in den Gottesdienst, doch die lehren des schottischen Pastors entbehren für Alvin jeglicher Logik, und so stellt er sie nicht nur in Frage, sondern gibt sie sogar der Lächerlichkeit preis. In seinem Zorn auf Alvin verbündet sich der Pastor in seinem Glaubenseifer mit einem Engel, der ihm befiehlt, Alvin zu töten. Doch wie jeder weiß, war auch Luzifer ein Engel, und es ist lange Zeit nicht klar, von welcher Seite dieser Engel gesandt wurde.
Das Eintreffen von William Blake führt dazu, dass sich diese unheilvolle Lage dramatisch zuspitzt. Blake ist ein Geschichtentauscher: Er sammelt Geschichten und gibt dafür selbst Geschichten und/oder bezahlt mit seiner Hände Arbeit. In seinem Buch stehen viele Geschichten, und einfache Siedler tragen hier ihr wichtigstes Erlebnis oder einen Wunsch ein. Peggys Eintrag prophezeite ihm die Ankunfts eines "Makers", und ihn Alvin junior scheint er ihn gefunden zu haben, denn Alvin macht aus gewöhnlichem Gras andere Dinge, etwa Nester. Alvin ist auch der einzige, der einen Mühlstein aus dem gewachsenen Fels heraushauen kann, ohne sich anzustrengen.
Blake verhilft Alvin zur Erkenntnis, dass es eine Kraft namens Unmaker gibt und dass Alvin dessen Gegenspieler ist. Alvin ist selbst zu der Überzeugung gelangt, dass er seine Kräfte nur zum Nutzen anderer einsetzen darf. Als ein Unfall mit dem neuen Mühlstein für die Mühle seines Vaters sein Bein zerschmettert, muss Blake ihn erst dazu überreden, sich selbst zu heilen.
Doch der pastor, als Werkzeug des Unmakers, sieht seine Chance gekommen und versucht Alvin zum rechten, dem christlichen Glauben zu bekehren – er bietet sich zudem als Chirurg an, um Alvins Bein endgültig zu heilen. Es folgen einige sehr komische Szenen, in denen Alvins Abwehrzauber den Pastor ständig seine Chirurgenwerkzeuge Säge und Messer vergessen lässt. Schließlich reißt Miller der Geduldsfaden und wirft den Pastor achtkantig hinaus. Doch er selbst will die Operation nicht durchführen, und so muss Alvins ältester Bruder sägen und schneiden. Bald kann Alvin wieder gehen. Das überzeugt den Freund des Pastors, den Krämer und möglichen Gouverneurskandidaten, dass Alvin ein Kind des Teufels ist. Doch er muss schmerzlich herausfinden, wo der Teufel wirklich wohnt...
Mein Eindruck
Diese fabelhafte Geschichte ist so lebendig und spannend erzählt, dass ich das Buch fast vollständig auf einem Transatlantikflug ausgelesen habe, also binnen 20 Stunden. Ein wichtiges Mittel, die Welt Alvins zum Leben zu erwecken, ist die Sprache. Ich habe nur sehr wenige Bücher aus dem angelsächsischen Sprachraum gefunden, die so kunstvoll und gewandt die Rede- und Erzählweise einer kleinen provinziellen Gruppe wiedergegeben haben. Jede Figur ist hier durch ihre Sprache gekennzeichnet. Und die Sprache spiegelt die Begriffe wider, in der sie denkt und empfindet. So wird schon bald klar, dass zwischen Alvin und dem Pastor Welten liegen.
Diese Spannung trägt viel zu einer feinen Ironie bei, mit der der Autor viele Figuren und Ereignisse beleuchtet und die wesentlich zum Lesevergnügen beiträgt, so etwa auch die Idee der Entstehung eines modernen amerikanischen Vielvölkerstaates aus dem Geist der Magie.
Die Welt hinter der Welt
Die Weltsicht, die Card für Alvin, Peggy und ihre engsten Freunde erfindet, geht weit tiefer als wir Heutigen dies von Religion oder Wissenschaft ermöglicht bekommen. Da ist beispielsweise die Rede von "Herzfeuern", die die kleine Peggy als einzige sehen kann: die Lebensenergie eines Menschen, gepaart mit seinem Schicksal.
Viele weitere Beispiele für positive heidnische Magie werden vorgebracht, die die aus England vertriebenen Siedler in die Neue mitgebracht haben. Erst die heutige neuheidnische Wicca-Bewegung erkennt diese Prinzipien und Kräfte wieder an und unterstützt sie nach Kräften. Leider gehören ihr bislang vor allem Frauen an, so etwa die bekannte Fantasy-Autorin Diana L. Paxson, die Mitarbeiterin von Marion Zimmer Bradley.
Die kritische Haltung Cards gegenüber den Lehren des Christentums, wie es besonders die schottischen "Pech-und-Schwefel"-Prediger verbreiteten, rührt von Cards eigener Zugehörigkeit zur Mormonenkirche her. Im Grunde ist Alvins Werdegang und Lebensgeschichte eine poetische Neuerzählung des Lebens von Joseph Smith (1805-44), dem Gründer der Kirche der Heiligen der Letzten Tage, die nach dem Buch Mormon bezeichnet wird. Ich habe in Salt Lake City den Mormonentempel gesehen: Er ist ein ebenso prächtiges Bauwerk wie jede europäische Kathedrale.
Die Mormonen werden immer wieder für ihre Polygamie kritisiert, die ihnen offiziell verboten ist, aber heimlich praktiziert wird. Ich kann nur sagen: Wenn früher Frauen wie Faith Miller vierzehn Kinder zur Welt bringen mussten, um das Überleben ihrer Familie zu sichern, so ist es besser, wenn diese risikoreiche und erschöpfende Aufgabe auf mehrere Personen verteilt wird. Man kann einwenden, dass diese zeiten vorbei sind, doch die Leute in Utah und Nevada schätzen sich immer noch glücklich, wenn sie mit vielen Kindern gesegnet sind.
Der Alvin-Zyklus
Auf "The Seventh Son" (1987) folgten 1988 "Red prophet" ("Der rote Prophet"), in dessen Mittelpunkt der Indianerführer Tecumseh steht, und "Prentice Alvin" ("Der magische Pflug", 1989). Die drei Bände sind in "Hatrack River" (1989) zusammengefasst. Ebenso wie diese drei Bände ist auch "Alvin Journeyman" 1995, "Der Reisende") bei Bastei-Lübbe erschienen (1997). Lediglich "Heartfire" ist leider noch unübersetzt.
Michael Matzer © 2002ff
Info: Seventh Son, 1987 New York, Tom Doherty; 241 Seiten, ISBN 0-812-53305-4; Info: www.tor.com ; dt. Ausgabe bei Bastei-Lübbe und im Antiquariat.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-11-13 14:14:09 mit dem Titel O. S. Card: *Die verlorene Erde*: Schöne SF-Generationensaga
Der Autor der erfolgreichen "Ender"-Saga und des Alvin-Maker-Zyklus erzählt in seiner fünfbändigen "Homecoming"-Saga von einem fernen Planeten und wie dessen Bewohner wieder zurück zur verlassenen Erde gebracht werden. Bibelfeste Leser werden sich schon bald an das Alte Testament ("Buch Mose") erinnert fühlen.
Handlung
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Vor 40 Millionen Jahren wurde der Planet Harmonie von Menschen der Erde besiedelt, die dem von Atomkrieg und Umweltzerstörung zugrunde gerichteten Planeten entflohen, um eine bessere Welt zu gründen. Um das Gedeihen ihrer Kolonie sicherzustellen, installierten sie den gigantischen Computer Überseele, um über die Friedlichkeit der Kolonie zu wachen. Mit seinen Satelliten im Orbit vermag er bewusstseinsverändernde Strahlen in entsprechend genmanipulierte Gehirne zu schicken. Diese Gehirne sollen nie auf den Gedanken kommen, Wagen und Waffen zu erfinden, Dinge, die die Erde zerstören halfen. Und die Bewohner von Harmonie haben eine Kultur errichtet, in denen ihnen wie selbstverständlich Träume, Visionen und Eingebungen geschickt werden. Alles in Butter also.
Denkste! Nun sieht sich der Computer Überseele selbst in Gefahr; seine Systeme drohen zusammenzubrechen, und die Zahl seiner Satelliten ist auf ein Viertel ihrer Sollstärke gesunken. Revolutionäre, gewalttätige Gedanken entstehen und greifen um sich. Um der Vernichtung seiner selbst und seiner Schützlinge zu entgehen, muss Überseele auf die Erde zurückkehren, denn nur dort kann der Master Computer repariert werden. Und nur dort gibt es den Hüter der Erde...
Überseele hat keine andere Wahl, als die ahnungslosen Menschen seines Planeten langsam an die Geheimnisse der Raumfahrt heranzuführen. Doch zuallererst müssen sie natürlich einen Grund sehen, überhaupt Harmonie verlassen zu wollen. Allerdings scheint sich Überseele einen sehr unbedeutenden und nutzlosen Knecht als Werkzeug für seien Pläne ausgesucht zu haben: Nafai ist gerade mal 14 Jahre alt und träumt davon, mal Schauspieler zu werden wie sein Bruder Mebbekew.
Doch Nafai ist ein aufgeweckter und rebellischer geist, der etwas von Computer und Datenbanken versteht, genau wie sein behinderter Bruder Issib, der alle Sprachen ausforscht. Issib, so findet Nafai verblüfft heraus, hat sich inzwischen immun gegen die Strahlen von Überseele gemacht und kann Dinge denken, die Nafai vor Schmerz aufschreien lassen. Und Issib vergisst nicht alles gleich wieder.
Daher ist Nafai der ideale Agent, um für den Hauptcomputer die wichtigste Datenbank schlechthin zu besorgen: den Palwaschantu-Index. Dumm nur, dass der Index im Besitz des Todfeindes von Nafais Familie ist. Wär ja auch sonst zu einfach gewesen.
Beobachtungen und Anmerkungen
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Die Stadt, in der sich das Geschehen dieses Bandes abspielt, ist Basilika (die Bezeichnung für eine Kirche). Basilika liegt zwischen Wüste, Bergen und dem "Pfadlosen Wald". In ihr regieren die Frauen, und in ihren mittelalterlichen Mauern darf ein Mann nur wohnen, wenn er mit einer Frau verheiratet ist. Um ein wenig Abwechslung in die Gesellschaft zu bringen, können sich Frauen schon nach einem Jahr von ihrem Mann scheiden lassen und einen Ehevertrag mit einem anderen schließen. Heiraten können sie schon mit 15 Jahren. Will sich ein Mann die Hörner abstoßen, hält er sich an die "Wilden Frauen".
Und die Frauen haben sogar noch mehr Macht über die Männer, weil nur sie am Spaltsee leben dürfen, der in der Mitte der Stadt liegt. Sein Anblick ist den Männern verboten, und dort empfangen die Frauen die Visionen und Eingebungen der Überseele: das spirituelle Zentrum Basilikas. Kein Wunder, dass die Stadt so friedlich ist. Sie widmet sich den Künsten, dem Handwerk und dem Handel.
Es ist erstaunlich, wie durchdacht die Struktur und die Gesellschaft Basilikas sind. Dies trägt erheblich zur Glaubhaftigkeit des Geschehens bei, in das zahlreiche Bewohner der Stadt verwickelt werden. Schließlich werden so dem Leser die psychologischen Motive für die seltsamen Handlungen klar, die hier vor sich gehen.
Es ist aber auffällig, wie stark manche Figuren und ihre Motive denjenigen im Alten Testament der Bibel ähneln – das wird ständig um Erbschaft und Vorherrschaft und Rangfolge der Söhne gestritten. Das rührt natürlich daher, dass Card das "Buch Mormon" in neuem Gewand erzählt. Das Buch Mormon, die Bibel der "Heiligen der Letzten Tage", erzählt vom Exodus der Heiligen aus Israel, von ihrer Aufspaltung und Konfrontation und ihrer letztlichen Ankunft auf dem amerikanischen Kontinent. Diesmal führt der von der Überseele veranlasste Exodus allerdings "heim" zur Erde – zumindest in den folgenden vier Bänden.
Fazit
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"Die verlorene Erde" ist durchaus spannend und glaubhaft erzählt. Lediglich solche Leser, die absolut nichts mit Träumen, Visionen, Propheten und der "Überseele" anfangen können bzw. wollen, werden vom Geschehen nicht gefesselt sein. Denn Card erzählt Nafais Geschichte keineswegs wie ein Evangelist, sondern so, als sei er dabeigewesen, als sich Nafai mit seinen Brüdern und Nichten in den Haaren lag und sie einander schier die Haare ausrissen.
Natürlich kommen auch romantische Liebesmomente vor und eine Exkursion über den verbotenen Spaltsee. Doch vor allem ist der Umstand, dass sich dem leser immer wieder neue geheimnisse offenbaren, der dazu beiträgt, dass er weiterliest.
Natürlich ist Nafai eine Moses- oder Jesus-Gestalt – warum nicht? Vermutlich war diese Figuren auch einmal Menschen. Und als sie ihrer Berufung folgten, da hatten sie ebenso wie Nafai schreckliche Gewissensbisse, als sie Taten begehen mussten, die sie sonst nie begangen hätten. Card macht es äußerst deutlich, dass und warum Nafai keine Schuld trifft, als er im Auftrag der Überseele einen Mord begeht, um Millionen weitere Tote zu verhindern.
Card ist keineswegs ein selbstgerechter Evangelist, sondern vielmehr ein aufmerksamer Beobachter der conditio humana. Sein Erfolg kommt nicht von ungefähr, und wir dürfen noch etliche gute Romane erwarten. In letzter Zeit hat er die Vorgeschichte von "Ender" erzählt (Ender's Shadow" und "Shadow of the Hegemon").
Michael Matzer © 2002ff
Info: The Memory of Earth, 1992; Bastei-Lübbe 1993, Nr. 24167, Bergisch Gladbach; 349 Seiten, DM 9,80, aus dem US-Englischen übertragen von Uwe Anton; ISBN 3-404-24167-3
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-11-13 21:27:32 mit dem Titel A. C. Clarke/St. Baxter: *Das Licht ferner Tage*: Das Ende von Jesus Christus?!
Was wäre, wenn wir das Leben des Jesus Christus von Anfang bis Ende beobachten und nachprüfen könnten? Wäre dies das Ende der Katholischen Kirche, der Christenheit?
Zwei namhafte Science Fiction Schriftsteller hat sich – nach Bob Shaw 1966 – wieder einmal des Themas "Beobachtung der Vergangenheit ohne Zeitreise" angenommen.
Handlung
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Die Erde sieht sich in den dreißiger Jahren des 21. Jahrhunderts wieder mal einer schrecklichen Bedrohung gegenüber. Am 27. Mai 2534 wird ein riesiger Komet, genannt der "Wurmwald", alles Leben auf der Erde auslöschen. Untergangspropheten frohlocken, und viele Zeitgenossen glauben, nun könnten sie entweder gleich den Löffel abgeben oder total über die Stränge schlagen. Dennoch läuft das antiquiert erscheinende Programm der bemannten Raumfahrt weiter.
Aus einer ganz anderen Ecke eröffnen sich jedoch neue Perspektiven. Sie werden, wie uns der Prolog klarmacht, dereinst die Welt retten. Da gibt es eine Art Ted Turner der Neuzeit, ebenfalls ein Nachrichtensendermagnat. Hiram Patterson gehört "OurWorld" und sucht nach Möglichkeiten, der nachrichten- und Datenübertragung in Echtzeit, also ohne Satelliten und Kabel. Sein Sohn David soll ihm bei der Forschung und Entwicklung helfen. Doch David lebt in England, ist streng katholisch erzogen und von seiner Mutter darauf geeicht worden, seinem Vater, der seine Mutter im Stich ließ, zu hassen. Dennoch akzeptiert er ein "Angebot, das er nicht ablehnen kann weiterlesen schließen -
Callum Coats - Naturenergien verstehen und nutzen
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Wieder mal ein Buch, das zum Nachdenken anregt. Hier geht es um alternative und günstige Energien, die leider bis heute nicht genutzt werden, weil die Multis nichts daran verdienen können.
NATURENERGIEN – verstehen und nutzen
Viktor Schaubergers geniale Entdeckungen
von Callum Coats
Autor:
Geb. 1939 in London
Besuchte in Schottland und in Deutschland die Schule
Studierte und praktizierte Architektur in London und Australien
1977 lernte er den Sohn Viktor Schaubergs, Walter, kennen
Ab diesen Zeitpunkt widmete er sich gänzlich dem Studium der Schaubergschen Ideen
Er lebt heute in Queensland, Australien
Inhalt und wer war Viktor Schauberger und was tat er:
Es geht hier um Viktor Schauberger und dessen Entdeckungen, die unsere Welt vor dem Untergang retten könnten.
Viktor Schauberger, geb. 30.Juni 1885 gest. 25.September 1958
Seine Begabung lag in seinen Fähigkeiten zu zeigen, dass es die feineren und höheren Energien sind, die Form und Struktur schaffen, nicht umgekehrt, wie es die zeitgenössische Wissenschaft zu behaupten pflegt.
Er wurde ständig verspottet. Dafür sorgten einflussreiche Wissenschaftskreise, die sich durch ihn bedroht fühlten.
Er starb als gebrochener Mensch, als er sah, dass die Mächtigen das Geschenk, das er der Menschheit machen wollte, aus materieller Profitgier an sich rissen.
Er erkannte schon damals, dass die Menschheit auf dem besten Weg ist, sich selbst auszulöschen, falls nicht sofort Schritte unternommen würden, um den Kurs zu ändern.
Er wurde 1885 in Ulrichsberg, eine kleine Pfarrgemeinde, in Oberösterreich geboren.
Er stammte einer weit zurückreichenden Linie von Förstern ab.
Das Familienmotto war: „Fidus in silvis silentibus“, „Treue den schweigenden Wäldern“.
Mit 18 weigerte er sich, sehr zum Verdruss seines Vaters, in die Fußstapfen seiner Brüder zu treten und die Universität zu besuchen.
Er hatte gesehen, wie das Denken seiner Brüder dadurch beeinflusst worden war.
Abgesehen von dem Wunsch, Förster zu werden, lag der Hauptgrund für seine Entscheidung darin, dass er sich seine natürliche Denkungsart nicht von Leuten verderben lassen wollte, die, so war er sich sicher, der natur völlig entfremdet waren. Er wollte die Dinge nicht durch die voreingenommenen Augen anderer sehen, sondern von durch eigenen Augen betrachten.
Zitat:
„Die einzige mögliche Folge unserer kategorialen Verstandeseinteilung, die uns schon als Kind in der Schule aufgezwungen wird, ist der Verlust des schöpferischen Schaffens“.
Zitat Ende
Etwa 1900-1915, waren in Österreich große Teile des Waldes noch unberührt von Menschenhand. Dadurch konnte er Energiebewegungen und natürliche Phänomene im ursprünglichen Laboratorium beobachten.
Nach dem krieg 1914-1918, kehrte er zur Forstwirtschaft zurück und trat in die Dienste des Prinzen Adolph zu Schaumburg-Lippe, in Steyrling.
Hier hatten noch keine eingriffe in das Gleichgewicht der Natur stattgefunden. Dadurch war es Schauberger möglich, Vorgänge zu beobachten, die heute unvorstellbar sind und aufgrund der enormen Umweltverschlechterung nicht mehr stattfinden. Hier gewann er Einsichten in die natürliche Bewegung des Wassers, die zum Bau seiner ersten Holzschwemmanlage führten.
Hier fielen ihm auch zum ersten Mal die dem Wasser innewohnenden Levitationsenergien auf.
Die Hauptaufmerksamkeit der Schaubergers gehörte jedoch der Pflege des Waldes und Wildes.
Die zahllosen Krisen, die heute über die Menschheit hereinbrechen, sah er 1930 voraus. Wenn er nach der Genauigkeit seiner Vorhersagen gefragt wurde, antwortete er: „Wer hundert Jahre voraus lebt, den überrascht die Gegenwart nicht.“
Schauberger versuchte stets, die dynamische Realität hinter etwas wahrzunehmen, das er als physische Illusion sah. Er behauptete zu recht, wir Menschen seinen im großen und ganzen extrem oberflächlich, wir suchten nach unmittelbaren Beziehungen zwischen Ursache und Wirkung und nähmen auch nur diese wahr, während die Natur stets indirekt vorgehe.
Zitat:
...die Natur bedient sich nicht starrer Gesetze, sondern nur rhythmischer Wechselvorgänge....Die Natur benutzt weder chemische noch physikalische Vorraussetzungen für den Entwicklungszweck. Ebenso scheidet die Natur für Aufbauzwecke das Feuer grundsätzlich aus, womit alle Vor- und Errichtungen fallen und damit alle Maschinen üblicher Art naturunrichtig und falsch konstruiert sind.
Die Natur bedient sich der biodynamischen Bewegungsart.
Zitat Ende
Viktor Schauberger hatte lange dafür gekämpft, sowohl Rhein als auch die Donau vor dem totalen Verderben zu retten.
Den wissenschaftlichen und staatlichen Institutionen war dies immer ein Dorn im Auge.
Anfang 1932 schrieb er einen Aufsatz über die Rettung der Donau, der in der Studie „Die Donau“ als separates Kapitel aufgenommen wurde.
Als Beamte voller entsetzen entdeckten, dass Schaubergers Beitrag darin aufgenommen worden war, wurde die gesamte Auflage zurückgezogen und eingestampft.
1932 wurde unter Auslassung seines Beitrags neu aufgelegt.
Später, 1938, saß Schauberger mit Frau Mäda Primavesi zusammen, einer bekannten Figur aus den höheren Gesellschaftskreisen. Irgendwann entschuldigte er sich und sagte, er gehe für etwa 20 Minuten zu einer mediz. Routineuntersuchung seiner Wunden aus dem Krieg in die Univ.-Klinik, um seinen Anspruch auf Fortzahlung seiner Kriegsrente prüfen zu lassen.
Da er nicht wieder kam, ging die Dame zu ihm nach Hause, wo sie von seiner Frau erfuhr, dass er noch gar nicht zurück sei. So ging sie zu der besagten Klinik. Schließlich fand sie raus, wo er war: in einer Abteilung für Geisteskranke. Standardverfahren im Dritten Reich sich Geisteskranker und anderer „unerwünschter Subjekte“ zu entledigen.
Doch es gelang ihm zu überleben.
Viktor Schauberger suchte stets nach Methoden, um mit Wasser Energie zu erzeugen.
Wie er erkannte, ließen sich die gegensätzlichen Kräfte Sog und Druck zur Erzeugung eines starken Antriebseffekts nutzen, wenn man sie entlang einer gemeinsamen Achse wirken lässt.
Erfolgreich beantragter er 1936 ein Patent auf seine Luftturbine.
Obwohl heute von ihnen (Patente) jede Spur fehlt, war das Gerät in der Lage, Meerwasser in Süßwasser umzuwandeln, sondern ließ sich auch für Flugzeuge und U-Boote als Antrieb einsetzen.
Im Alter wurde er einmal gefragt, warum er immer noch so hart arbeitete. Darauf antwortete er: „Ich muss den Menschen, die das Leben schützen oder retten wollen, eine Energiequelle an die Hand geben, die so billig Energie erzeugt, dass die Kernspaltung nicht nur unwirtschaftlich, sondern unsinnig wird. Das ist die Aufgabe des kleinen Restes meines Lebens.“
Am 25. September 1958, starb Viktor Schauberger, der sein ganzes Leben lang so hart dafür gekämpft hatte, die Umwelt zu heilen und das Schicksal der Menschheit zu verbessern, als gebrochener Mann.
„Man hält mich für verrückt. Mag sein, dass man recht hat. In diesem Fall spielt es keine Rolle, ob ein Narr mehr oder weniger auf der Welt ist. Wenn es aber so ist, dass ich recht habe und dass die Wissenschaft irrt, dann möge der Herr sich der Menschheit erbarmen!!“
Den Wald sollen nur Menschen pflegen, die in Liebe dem Walde verbunden sind. Menschen, die den Wald nur als Spekulationsobjekt sehen, schaden sich und allem, was auf diesem Erdboden kreucht; denn der Wald ist die wiege des Wassers. Stirbt der Wald, dann versiegen die Quellen, veröden die Fluren und dann muss eine UNRAST auf Erden entstehen, die wir wohl alle schon mehr als und gut tut wahrnehmen können.
Der heutige Landwirt behandelt Mutter Erde wie eine Hure. Er vergewaltigt die Erde. Er zieht ihr alljährlich die Haut ab und vergiftet sie mit Kunstdünger schlacken. Dies alles verdankt er der Wissenschaft, die jeden Berührungspunkt mit der Natürlichkeit verloren hat.
Goethe schrieb:
Die Natur des Wassers
Heil, heil aufs Neue, wie ich mich blühend freue,
vom Schönen, Wahren durchdrungen!
Alles ist aus dem Wasser entsprungen,
Alles wird durch Wasser erhalten!
Ozean, gönn` uns dein ewiges Walten.
Wenn du nicht Wolken sendest, nicht reiche Bäche spendetest,
die Ströme nicht vollendetest, hin und her nicht Flüsse wendetest:
Was wären Gebirge, was wären Ebenen und Welt? –
Du bist´s, der das frische Leben erhält.
Das Buch unterteilt sich in 21 Artikel:
1. Wer war Viktor Schauberger
2. Energie
3. Neue Energiedimensionen
4. Was ist Bewegung?
5. Die Sonne
6. Die Atmosphärenhülle der erde
7. Temperatur
8. Die Natur des Wassers
9. Der Kreislauf des Wassers
10. Die Entstehung von Quellen – Sickerwasser oder echte Quellen
11. Schwebende Steine und die stillstehende Forelle
12. Die Holzschwemmanlage
13. Strömungsdynamik
14. Die Wasserversorgung
15. Die Trinkwasserversorgung
16. Bäume und Licht
17. Forstwesen – Eine edle oder schädliche Kunst
18. Der Stoffwechsel der Bäume
19. Landwirtschaft und Bodenfruchtbarkeit
20. Die Erzeugung von Fructigenen Energien
21. Implosion
Zum Schluss hat der Autor noch seine Gedanken nieder geschrieben.
Im Anhang befindet sich ein ausführlicher Glossar, der nicht geläufige Wörter erklärt.
Das Buch ist zu bestellen im:
Osiris-Buchversand
Schriftlich:
Alte Passauer Str. 28
94513 Schönberg
Telefonisch:
08554-844 oder Fax 08554-942894
Internet:
http://www.osirisbuch.de E-Post: [email protected]
ISBN 3-930243-14-8
Meine Meinung und Gedanken:
Viktor Schauberger entdeckte also eine Energiequelle, die die Ölmultis fast unbrauchbar scheinen lässt. Der Kommerz heutzutage und auch damals lässt dies allerdings nicht zu, da sie damit so gut wie nichts verdienen würden
Ich finde das traurig, da unsere Natur. und damit auch unser Leben und die Welt, unweigerlich dem Ende zugeht.
Was nützen da noch die Millionen?
Man sollte diese Energiemöglichkeit/Quelle und Methode zulassen.
Danke für Eure Lesung, diewicca weiterlesen schließen -
Coleho Paulo - Der Dämon und Fräulin Pryn - typisch Coelho
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Für diejenigen von euch die Paulo Coelho noch nicht kennen, kurz etwas zu ihm: Der südamerikanische Schrifsteller schreibt Sinn Literatur. In seinen Werken erzählt er meist eine kuzre (ca. 150 Seiten) Geschichte in der er sich mit den Wunder und dem Sinn des Lebens beschäftigt. Seine Bücher sind meist leicht und unterhaltsam zu lesen, machen einen aber doch sehr nachdenklich, helfen einem die Dinge etwas anderes zu sehen und sind oft sehr sinnstiftend. Ich glaube vom Spiegel wurd er einmal als Meister der Esoterik/ SInn Literatur bezeichnet und das zu Recht. Manche meiner Freunde behaupten, wenn man zuviel von ihm liest, hat er etwas Lehrerhaftes, dass kann ich nicht bestätigen, da ich nach jedem seiner Bücher eine ehrliche Botschaft erkannt zu haben glaubte.
Ach ja nochwas für Coelho Neulinge, als Einstieg würde ich auf alle Fälle den Alchimisten vorziehen.
Jetzt zu dem Buch. Ich will hier nicht zuviel über den Inhalt verraten, da alleine die Geschichte schon sehr unterhaltsam ist. Vielmehr möchte ich kurz schildern, was das Lesen des Buches in mir bewirkt hat: Zum einen ist es eine wirklich interessante und unterhaltsame Geschichte, die ihren Auftrag zu unterhalten, mehr als erfüllt. Aber das Buch ist noch mehr als Unterhaltung. In der ihm typischen Art und Weise schafft es Coelho den Leser zum Nachdenken anzuregen. Zwar ist dieses Buch eindeutig stärker an die Bibel angelehnt, aber seine zentrale Botschaft über den Gebrauch von Mach und die Frage nach Schuld bzw. Schuldfähigkeit vermittelt es ganz hervorragend, ohne den Zeigefinger zu erheben. Im Gegenteil: vielseitig wird das Thema beleuchtet und die Meinungsbildung bleibt dem Leser überlassen. Und das alles auf unterhaltsame Weise.
Für Coelho Fans und Leser, die auf der Suche nach etwas sinnstiftender Literatur sind, unbedingt empfehlenswert!+
Das einzig negative ist wohl nur der etwas überhöhte Preis! weiterlesen schließen -
„Agatha Christie“ lebt in den Herzen der Jugend
11.01.2003, 13:35 Uhr von
Juliane18
Salut!Ich bin Juliane und ich spiele Theater aus Leidenschaft. Außerdem interessiere ich mich für...Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
„Seht wie die Mäuse laufen!“ Mit diesem Slogan wirbt die Jugendtheatergruppe
„Young Future“, bestehend aus 15-17jährigen Jugendlichen, für ihr neustes Stück „Die Mausefalle“.
Die englische Schriftstellerin dieses Stückes, Agatha Christie (1890- 1976), gilt für viele als größte Krimiautorin aller Zeiten. Ihre Bücher machten sie weltberühmt. Viele ihrer Bestseller- Romane und Kurzgeschichten wurden ebenso erfolgreich im Theater inszeniert oder verfilmt. Königin Elizabeth II verlieh Agatha Christie 1971 den Titel „Dame Commander of the British Empire“, die höchste Auszeichnung des Landes.
Ihr erstes Buch „Das fehlende Glied in der Kette“ (The Mysterious Affair at Styles) wurde 1920 veröffentlicht.
Am 25. November 1952 feierte im Ambassadors Theatre in London „Die Mausefalle“ (The Mousetrap) Premiere. Im Laufe der Jahre entwickelt es sich zu dem am längsten in ununterbrochener Reihenfolge aufgeführten Stück der Theatergeschichte.
Das Stück handelt von einem Mörder, der die Gäste im eingeschneiten Hotel Monkswell Manor in Angst und Schrecken versetzt.
Ein Gast nach dem anderen stirbt, und dazu erklingt die Melodie des Kinderliedes „Three blind Mice“.
Die Gäste, sowie das junge Wirtspaar Ralston sind alle verdächtigt die Morde begangen zu haben. Der Täter ist also unter ihnen, und der dichte Schnee macht ein Entkommen unmöglich.
Was das Stück besonders spannend macht, ist dass alle Figuren einen geschichtlichen Zusammenhang haben. Dieses wird aber erst am Ende des Stückes aufgeklärt. Also, Nervenkitzel bis zur letzten Minuten....
Vor einem Jahr setzten sich die jungen Akteure mit dem „Tagebuch der Anne Frank“ auseinander. Jetzt ist ein Krimi an der Reihe, denn „Wir wollen gerne verschiedene Arten von Stücken aufführen Dramen, Krimis und Komödien“, sagte die Leiterin der Theatergruppe. Ein Akteur fügte noch hinzu: „Uns hat interessiert, wie man ein Kriminalstück spannend rüber bringen kann.“
Warum habt ihr gerade ein Stück von Agatha Christie genommen?
„Agatha Christie halten wir für eine sehr gute Autorin, weil ihre Stücke auch Leute in der heutige Zeit ansprechen“, lobten die Darsteller.
„Als ich das Stück zum erstenmal las, hat es mich so gefesselt, dass ich es auf einmal durchlas“, erwähnte eine 16jährige Schauspielerin.
Ihr haltet Agatha Christie also nicht für eine „tote“ Autorin?
„Nein, auf keinen Fall!“ Da sind sich die Akteure einig.
Die Resonanz auf das Stück ist sehr gut. Es sind „viele Zuschauer und fast keine Pannen!“, lobte die Regisseurin.
Wer die Theatergruppe auch mal im Internet besuchen möchte, kann das unter www.freenet.de/youngfuture tun. weiterlesen schließen -
Agatha Christie: Tod auf dem Nil
14.12.2002, 20:40 Uhr von
halcion
Ich bin unter dem selbigen Namen auch schon bei ciao tätig, von daher sollte sich niemand wundern...Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Vorgeschichte
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Nachdem ein Bekannter von mir einen Film, namens „Der Tod auf dem Nil“ gesehen hatte, schwärmte er mir tagelang davon vor. Da ich aber eher für ein gutes Buch, als für einen Film bin, lieh ich mir dann das Buch. Tagelang war ich gefesselt, leider war das Buch nur so kurz...L
Deshalb nahm ich mir wochenlang vor, eine Meinung dazu zu schreiben. Da ich aber total im Schulstress bin, dauerte es dann doch etwas länger: genau bis...jetzt.
Die Autorin:
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Agatha Christie wurde 1890 in Torquay, im Westen Englands geboren. Ihre Eltern waren wohlhabend und bestanden darauf, dass Agatha Privatunterricht bekam. Erst mit 15 kam Agatha in ein Pensionat in Paris.
Auf einem Ball lernte sie Archibald Christie kennen, den sie 1914 heiratete und somit ihren Mädchennamen Miller ablegte.
1919 bekamen die beiden dann eine Tochter und nannten sie Rosalie, ein Name, der auch in ihren Büchern auftaucht (auch in diesem Buch: Rosalie Otterbourne)
Im ersten Weltkrieg arbeitete sie als Krankenschwester und Apothekergehilfin. Dabei lernte sie einiges über Gifte, was beim Schreiben ihrer Bücher sehr nützlich war.
1926 wurde sie mit ihrem ersten Buch Alibi/ The murder of Roger Ackroyd berühmt. Leider war dies nicht nur ein Jahr der Freude, ihr Mann verliebte sich in eine andere und wollte die Scheidung.
Daraufhin verschwand Agatha 11 Jahre lang und ganz England suchte nach ihr. 1937 wurde sie dann mit Gedächtnisverlust in einem Hotel in Harrogate gefunden. Allerdings wurde schon 1928 ihre Scheidung anerkannt.
Schon 1930 lernte sie den 15 Jahre jüngeren Max Mallowan kennen und heiratete ihn im selben Jahr. Mit ärztlicher Hilfe war es ihr gelungen, ihr Gedächtnis wiederzufinden, so widmete sie sich ganz der Arbeit ihres Mannes. Tatkräftig hilf sie bei Ausgrabungen im Orient mit, und lebte genauso, wie die anderen Ausgrabungsmitglieder in Zelten. Sie machte in dieser Zeit viele Photos und schrieb auch eine Autobiographie.
1973 erlitt sie einen Schlaganfall und beendete damit ihre Schriftstellerkarriere.
1976 starb sie mit 86 Jahren an den Folgen einer Erkältung.
Agatha Christie ist die erfolgreichste Schriftstellerin aller Zeiten. Sie schrieb nicht nur Krimis, sondern auch Theaterstücke und unter dem Pseudonym Mary Westmacott Liebesromane.
Ihr Theaterstück „Mausefalle“ wird in England seit 50 (!!!) Jahren aufgeführt.
Der Tod auf dem Nil
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Die schöne, junge und reiche Linna Ridgeway hat alles, wovon man nur träumen kann. Ein junger Lord will sie heiraten, alles scheint perfekt. Bis dann ihre alte Schulfreundin Jaqueline de Bellfort
Auftaucht, ihren Verlobten im Schlepptau. Ob Linna ihm nicht eine Arbeitsstelle geben könne, das war die Frage. Doch dann verliebt sich Linna in den jungen Mann und schon wenige Zeit später sind sie verheiratet. Natürlich ist es nicht die nette Art, der Freundin einfach so den Mann auszuspannen, aber Linna bekam schon immer was sie wollte. Nur hat sie nicht mit Jaqueline, genannt Jackie gerechnet. Aus purer Gehässigkeit verwendet Jackie ihr recht bescheidenes Vermögen, um Linna und ihrem Gemahl Mr. Simon Doyle, überall hin zu verfolgen.
Kurzerhand buchen Linna und Simon eine Hochzeitsreise in Ägypten. Mit dem Boot über die verschiedenen Nil-Katarakte, doch auch hier taucht Jackie wieder auf. Eines Abends kommt es dann zum Streit zwischen Jackie und Simon, die Folge: Jackie schießt Simon ins Bein und bricht zusammen. Dann das nächste Unglück, in der gleichen Nacht wird Linna im Schlaf erschossen – mit Jackies Pistole. Aber sie kann es nicht gewesen sein! Nachdem auch noch ihr Zimmermädchen und die exzentrische Mrs. Otterbourne umgebracht werden, wird es immer ernster. Doch zum Glück ist auch Hercule Poirot an Bord ....
Die Personen
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Linna Ridgeway-Doyle:
ist frisch vermählt und freut sich auf eine ruhige Hochzeitsreise, die dann leider doch anders läuft als geplant...
Simon Doyle:
war schon mit Linnas Freundin verlobt, als er sich in Linna verliebte. Er empfindet noch immer etwas für Jackie, aber ist es nur Mitleid...?
Hercule Poirot:
ist der größte Detektiv, überhaupt. Er kann alles und ist überglücklich seinen alten Freund Oberst Race zu treffen.
Mrs. Und Ms. Otterbourne:
sind Mutter und Tochter. Die Mutter trinkt und die Tochter ist immer gelangweilt und mürrisch – ein ungleiches Paar??
Oberst Race:
ist Poirots ältester Freund und hat ihm schon bei so manchem Fall geholfen...
uvm.
Fazit
°°°°°°°
Ein wirklich gelungenes Buch. Das ägyptische Flair kommt deutlich rüber, die Personen werden detailgetreu beschrieben und, wie immer, genial ausgedacht. Ein wahres Meisterstück... weiterlesen schließen -
Die Jagd kann beginnen...
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Wie versprochen, werde ich heute in meiner Tom Clancy Reihe fortfahren:
"Roter Oktober", das neueste und modernste sowjetische Atom- U- Boot, verlässt seinem Hafen zu einem Manöver, welches im nördlichen Atlantik stattfinden soll. Bei diesem Manöver soll ein neues, revolutionäres Antriebssystem getestet werden, welches die Ortung dieses U- Bootes praktisch unmöglich machen soll. Dieses U- Boot, welches zur Typhoon- Klasse gehört und somit als strategisches U- Boot mit 26 Feststoffraketen a 8 Kernsprengköpfen bewaffnet ist, wird von Kapitän Marko Ramius, dem erfahrensten und besten Kapitän der sowjetischen Nordmeerflotte kommandiert.
Was seine Vorgesetzten nicht ahnen: Ramius macht die Sowjetunion und das dort herrschende System für den Tod seiner Frau verantwortlich und will sich dafür auf seine Art rächen. Er will versuchen, mit dem Schiff die amerikanische Küste anzulaufen, um mit einem Teil der Besatzung überzulaufen. Als Geschenk will er die neue Antriebstechnologie des U- Bootes mitbringen.
So beginnt der Roman "Jagd auf Roter Oktober" von Tom Clancy. Im Laufe des Buches bleibt es den Sowjets natürlich nicht verborgen, welche Absichten Ramius verfolgt und setzen Ihre gesamte Nordmeerflotte in Bewegung, um das Boot wieder in ihre Gewalt zu bringen bzw. um zu verhindern, daß das Boot in amerikanische Hände fällt, notfalls durch Vernichtung de3s Bootes.
Dies ist natürlich den Amerikanern, welche, informiert durch einen Spion im Kreml, ahnen, was der Kapitän vorhat, überhaupt nicht recht. Jack Ryan, Hauptfigur der meisten Tom Clancy Bücher, übernimmt den aktiven Part einer CIA- Operation, um das Boot vor dem Zugriff der Russen zu schützen und denen gleichzeitig glaubwürdig zu vermitteln, daß dieses Boot vernichtet wurde.
Die atemberaubende Jagd dauert 18 Tage, während dessen die Welt am nuklearen Abgrund steht , 18 Tage, in denen Ramius versucht, seine Verfolger abzuschütteln, währenddessen die Supermächte ihre Streitkräfte aktivieren.
So, mehr sei aber zur Handlung nicht verraten. Wer mehr wissen möchte, der möge doch bitte das Buch lesen.
Kommen wir lieber zum Autor. Tom Clancy wurde 1948 in Baltimore geboren. Er studierte in seiner Heimatstadt Englisch und war jahrelang als Versicherungsagent tätig. Er ist verheiratet und hat 3 Kinder.
Tom Clancys Karriere sucht selbst in Amerika ihresgleichen. Jahrelang hatte er die Idee zu einem Techno- Thriller mit sich herumgetragen, angeregt durch eine Meuterei auf einem sowjetischen Zerstörer. Bis zum Oktober 1984, da erschien in einem unbekannten amerikanischen Verlag sein Romanerstling - eben die "Jagd auf Roter Oktober". Dieser Roman eroberte im Sturm die Bestsellerlisten und machte Clancy mit einen Schlag bekannt, indem er neue Maßstäbe setzte. Seitdem gilt Clancy als Markenzeichen für Thriller, die immer hart am Rande der Wirklichkeit bleiben.
Das Buch ist meiner Meinung nach ein absolut spannender und lesenswerter Roman, vor allem für Leute, die sich für dieses Genre interessieren. Ein wenig gestört hat mich aber, daßder Amerikaner immer der Beherrschende und Überlegene ist, welcher die Ideen hat, während die Russen immer ein wenig einfältig daher kommen und sich permanent austricksen lassen. Das kommt aber wohl auch ein wenig von Clancys Gesinnung, seiner konservativen Einstellung und seinem Patriotismus. Mir reicht es zumindest, um in der Gesamtbewertung einen Punkt abzuziehen.
Ansonsten fasziniert der Roman durch sein technisches Wissen und seine Hintergrunderklärungen und natürlich durch seine Spannung, die durch Clancy immer weiter aufgebaut wird und wofür T. Clancy auch bekannt ist..
Viele werden jetzt natürlich sagen, daß ihnen die Handlung irgendwie bekannt vorkommt. Und Recht haben sie. "Die Jagd nach Roter Oktober" war der erste Roman, der von T. Clancy verfilmt wurde und zwar mit Sean Connery als Kapitän Ramius und Alec Baldwin als Jack Ryan. Dazu muß man aber sagen, daß sich der Film nicht immer an den Roman hält. Aber mal ehrlich, welcher Film tut das schon. ;-)
Hier noch ein paar Informationen zum Buch selbst, auch wenn meine Ausgabe nicht mehr die aktuellste ist, da ich die Jubiläumsausgabe 1992 besitze. Dementsprechend sieht sie mittlerweile auch aus.
Die ISBN- Nummer lautet: 3-442-42121-7
Erschienen ist der Roman im Goldmann- Verlag als Taschenbuch mit 384 Seiten zum damaligen Preis von DM 12,00. Somit sollte dieses Buch heute um die Euro 6,50 kosten.
Vielen Dank für Euer Interesse und ich wünsche Euch allen noch einen schönen Tag!!!
Viele Grüsse
Raimo weiterlesen schließen -
Chris Crutcher – Das Schweigen der Opfer
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Wer es spannend und ein wenig informativ will, hat mit diesem Buch genau das Richtige ge-funden. Ich selbst habe es bereits sechsmal gelesen und werde dies auch noch mal machen.
Kurz zum Inhalt:
Der Kindertherapeut Wilson Corder arbeitet in einem Therapiezentrum sowohl mit den Opfern (misshandelte Kinder), als auch mit den Tätern (hauptsächlich Eltern). Durch seine Arbeit ent-wickeln sich in dem Buch zwei „Fälle“ heraus. Da ist einerseits das dubiose Verschwinden der kleinen Sabrina Parker, mit deren Bruder und Mutter Corder arbeitet und andererseits (kommt etwas später im Buch) Craig, der vermutlich von seinem Stiefvater verbrüht wurde. Dieser Stiefvater heißt Jeffery Banner und ist eine landesweit angesehene Koryphäe als Therapeut für Wutbewältigung, bei dem Corder einige Vorlesungen an der Uni besucht hat. Dieser versucht selbstverständlich seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.
Durch die Arbeit mit beiden Kindern wird Corder immer mehr in seinem Privat- und Berufsle-ben mit der leider grausamen Realität konfrontiert, da seine Gegner scheinbar übermächtig sind. Wie dieser Thriller ausgeht, werde ich natürlich nicht verraten, da ich Euch die Spannung, die dieses Buch erzeugt nicht nehmen will.
Crutcher versteht es meisterlich in einfacher Schreibweise die Verwicklungen, die entstehen, Schritt für Schritt zum Höhepunkt zu bringen. Im übrigen bekommt man einen kleinen Einblick in die Arbeit von Kindertherapeuten und auch leider der brutalen Realität, wie Erwachsene Kinder missbrauchen.
Des weiteren gelingt es Crutcher alle beteiligten Personen charakterlich so gut darzustellen, dass man sich leicht in deren Rolle versetzen kann und unweigerlich Partei ergreift; sowohl pro als auch kontra.
Für alle Freunde von Thrillern ein Muss, für alle mit schwachen Nerven –Finger weg !!!-
Ich hoffe, dass alle, die dieses Buch gelesen haben ein Verständnis für dieses Thema bekom-men und etwas mehr sensibilisiert werden.
Nichts desto trotz wünsche ich allen viel Spaß beim Lesen. weiterlesen schließen -
Albert Camus: Der erste Mensch
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Algerien – Paris / Das Leben von A. Camus
Albert Camus wurde 1913 als Sohn einer Spanierin und eines Elsässers in Algerien geboren. 1933 – 36 studierte er an der Universität Algier Philosophie, wandte sich dann der Politik der Kommunistischen Partei zu und arbeitete später als Journalist. 1940 siedelte er nach Paris um und seine ersten Romane erschienen. Mit Werken wie die „Der Fremde“ machte er sich einen Namen. Der 1947 erschienene Roman „Die Pest“ verhalf ihm zum Durchbruch, 1957 wurde ihm der Nobelpreis für Literatur zuerkannt. 1960 starb er bei einem Autounfall.
Das hier vorliegende Buch „Der erste Mensch“ ist eine Biographie Camus`, die nicht nur für Fans interessant sein dürfte. Als Camus starb, fand man in seiner Mappe das Manuskript für dieses Buch. Es wurde nachträglich von seiner Witwe bearbeitet und 1995 erstmals in Deutschland veröffentlicht. Es enthält viele Anmerkungen und einen längeren Anhang z. T. mit Briefen, was aber nicht bedeutet, dass es deswegen schwer lesbar wäre.
Im Gegenteil: Äußerst spannend erzählt uns Camus aus seinem Leben.
1913 reisen seine Eltern gemeinsam von Frankreich nach Algerien, weil der Vater dort die Verwaltung eines Guts übernehmen soll. Mit den Eindrücken dieser Reise beginnt das Buch. Kaum sind sie auf dem Gut angekommen, liegt Camus´ Mutter auch schon in den Wehen und Albert wird geboren. Bereits ein Jahr später wird Camus Halbwaise, sein Vater stirbt 1914 in der Marne-Schlacht.
Was folgt ist die Beschreibung seiner Kindheit in Algerien. Spiele unter der gleißenden Sonne, das rege Treiben auf den Straßen, die Großmutter, die nach Öl riechenden Leckerbissen.
Camus beschreibt seine Mutter als eine unglückliche und geistesabwesende Frau. Über den toten Vater wird kaum gesprochen, niemand erzählt von ihm.
Trotz einfachster Jugend mit einer Mutter, die Analphabetin ist, gelingt es Camus die Prüfung für ein Stipendium mit Erfolg zu überstehen. Doch (Zitat): „...statt der Freude über den Erfolg zerriß ein grenzenloser Kinderkummer sein Herz, so als wüsste er im voraus, daß er soeben durch diesen Erfolg aus der unschuldigen, warmherzigen Welt der Armen herausgerissen worden war, ...“ (Zitatende)
An diesem Zitat kann man bereits erkennen, unter welchem Konflikt Camus gelitten hat. Selbst aus einer ungebildeten Familie stammend erhält er später schließlich sogar den Literatur-Nobelpreis. Aber dafür musste er sich auch weit von seinen Wurzeln entfernen. Schließlich sprach er eine andere Sprache, die seine Mutter nicht mehr verstand.
Der frühe Tod des Vaters hatte zudem dazu beigetragen, dass Camus sich wurzellos fühlte, deshalb auch der Titel: Der erste Mensch. Es wird deutlich, dass es ihm zeitlebens wie ein Mangel erschien, keine Wurzeln zu haben und sich dermaßen weit von seiner Herkunft entfernt zu haben.
Dieses Buch ist in keiner Weise langweilig, weil es nicht nur eine Künstlerbiographie ist, sondern es um Konflikte geht, wie sie zuvor angedeutet wurden. Neben diesem Potential, was einen Teil des Buches ausmacht, sind vor allem die lebendigen Beschreibungen Algeriens zu einer Zeit, die mittlerweile über 60 Jahre und mehr zurückliegt, spannend. Alles wirkt sehr lebendig, überhaupt nicht gestelzt oder intellektuell.
Die Randbemerkungen und Anmerkungen sind nicht störend, sondern lassen den Leser immer wieder daran denken, wie dieses halbfertige Manuskript, die Sätze ohne Punkt und Komma geschrieben, neben einem tödlich verunglückten Mann im Auto lagen. Ich muss sagen, mich überzog oft eine Gänsehaut bei der Vorstellung.
Dieses Buch hat mich sehr überzeugt. Ich hatte auch schon anderes von Camus gelesen und war widersprüchlich in meiner Meinung. „Der erste Mensch“ ist das beste Buch, was ich von ihm kenne.
Es ist als Taschenbuch bei rororo unter der ISBN-Nr. 3-499-22431-3 zu erhalten und erschien erstmals 1995 als Hardcover.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-03-28 19:25:45 mit dem Titel Cross, Donna W.: Die Päpstin
Frau im päpstlichen Gewand
Donna W. Cross, eine Amerikanerin, die schon diverse Sachbücher veröffentlichte, hat sich mit der Legende um eine weibliche Päpstin beschäftigt und daraus einen historischen Roman und Bestseller gemacht, der auf über 500 Seiten das Leben der Johanna von Ingelheim beschreibt, so wie es gewesen sein könnte.
Die Legende von Johanna von Ingelheim, einer Frau, die als Mann verkleidet, durch Schule und Kloster über Rom schließlich bis ins Heiligtum des Papstes gelang und für eine kurze Zeit sogar selbst das Papst-Amt innehatte war bis ins 17. Jahrhundert hinein allgemein bekannt. Erst dann wurde sie aus den Annalen des Vatikans radiert.
Donna W. Cross hat diese Legende wieder aufleben lassen und ihr mit diesem gewaltigen Roman ein Andenken gesetzt, mit dem sie nicht so leicht Gefahr läuft, wieder in Vergessenheit zu geraten.
Zum Inhalt:
814 bringt Gudrun, die heidnische Frau eines Dorfpriesters in Frankreich die kleine Johanna zur Welt. Zwei ältere Brüder gibt es schon in der Familie. Der älteste Matthias ist gelehrsam und soll es einmal weit bringen, wozu es nicht kommt, weil er früh stirbt. Johannes, der jüngere Bruder soll nun, vom ehrgeizigen grausamen Vater angetrieben, in die Fußstapfen des Bruders treten. Doch das Lernen liegt ihm nicht und er macht nur kleine Fortschritte, die dem Vater nicht reichen. Zum Glück weiß der patriarchalische Vater, der für die Aufrechterhaltung der alten Ordnung eintritt und sogar die Hebamme Hrotrud als Hexe anklagt, obgleich sie bei der Geburt all seiner Kinder zugegen war, nicht, dass Johanna, die Tochter vom Sohn Matthias das Lesen erlernt hat.
Als langsam klar wird, dass Johannes es zu nichts bringen wird, tritt Johanna hervor und bittet darum an seiner Stelle lernen und studieren zu dürfen. Doch das bringt den Vater nur zur Raserei und ihr eine Unmenge Schmerz ein.
Eine glückliche Wendung will es jedoch, dass Aeskulapius, ein Pädagoge aus Byzanz, der Johannes Leistungen testen soll auf Johanna aufmerksam wird. Er erreicht schließlich, dass Johanna gemeinsam mit ihrem Bruder auf die scola in Dorstadt gehen darf.
Dort wiederum macht der Magister Odo ihr das Leben so schwer, dass sie schließlich vom Ritter Gerold aus Mitleid in seine Familie adoptiert wird. Viel später soll er ihr Freund und Liebhaber werden, nachdem die Normannen seine Familie in einem Akt beispielloser Grausamkeit getötet haben.
Nach diesem Einzug der Normannen ergreift Johanna die Flucht. Als Mönch verkleidet gelangt sie in das Kloster Fulda, wo sie bald zum Medicus ausgebildet wird.
Schließlich gelangt sie auf ihrem langen Weg nach Rom, wird bald – immer noch im Gewand eines Mannes – der Leibarzt des Papstes Leo. Als dieser jedoch vergiftet wird, kommt sie aufgrund ihrer Beliebtheit im Volk für kurze Zeit auf den päpstlichen Thron. Doch lange soll dieser Endstein ihres Lebens nicht währen. Durch Unruhen und Intrigen werden Gerold und Johanna in einen Hinterhalt gedrängt und getötet.
Meine Meinung:
Historisch gut recherchiert, erfahren wir viel vom Hintergrund sowohl des einfachen Volkes, der Armut, der Pest, der kriegerischen Auseinandersetzungen, als auch der gehobeneren Stände der Ritter und deren Familien.
Daneben wird die Politik und Geistlichkeit mit all ihrer Heuchelei, ihren Machtallüren und fein eingesponnenen Intrigen gut dargestellt.
Immer wieder sind bereits in frühen Teilen des Buches, wo noch Johannas Jugend beleuchtet wird, auch schon einzelne Kapitel, in denen die Situation in Rom geschildert wird.
Die Situation einer Frau bzw. eines Mädchens, dass intelligent ist und sich nichts weiter als Bildung wünscht, aber hierzu keine Gelegenheit bekommt, wird ebenfalls nachvollziehbar geschildert.
Ob es nun wirklich möglich ist sich als Frau über so viele Jahre als Mann zu geben, ohne enttarnt zu werden – ich mag es nicht glauben. Doch Donna W. Cross hat sich alle Mühe gegeben es uns glauben zu machen.
Das Buch liest sich gut, eine schöne altertümliche Sprache, die aber nicht zu schwer ist. Es ist schon kein Wunder, dass das Buch ein Bestseller geworden ist. Man kann es leicht und schnell verschlingen und es ist voller Spannung.
Die Liebesgeschichte zum Ritter Gerold war für meinen Geschmack zu romantisch überzogen und erinnerte an die „Nebel von Avalon“ und andere Geschichten dieser Art. Ich fand sie in dieser Form störend, weil sie dem Buch den Touch von etwas Trivialem gibt, was es eigentlich sonst nicht verdient hat. Außerdem macht gerade dieser Umstand die Sache noch unglaubwürdiger. Denn nun hatte Johanna nicht nur ihre Weiblichkeit, sondern auch noch ihre Liebe und Sexualität zu verstecken.
Bei aller Geistlichkeit, die sie sonst so begehrte, wären wohl solcherlei Gefühle vielleicht auch störend gewesen.
Trotzdem im Großen und Ganzen ein gelungenes Buch und sicher eine gute Recherche, soweit ich dies beurteilen kann. Und voller Spannung bis zum Schluss.
Das Buch ist als Taschenbuch 1999 im Aufbau-Verlag (ISBN-Nr. 3-7466-1400-7) erschienen und kostete ehemals 19,90 DM. Die deutsche Erstausgabe im Hardcover gab es 1996.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-05-06 20:25:40 mit dem Titel Camus, Albert: Die Pest
Die Pest – eine Stadt unter Quarantäne
Albert Camus wurde 1913 in Algerien geboren, 1940 ging er nach Paris, wo er sich von journalistischen Tätigkeiten auf die Literatur verlegte. 1942 gelangte er nach dem Erscheinen zweier Bücher zu literarischem Ansehen, sein richtiger Durchbruch gelang ihm aber erst mit dem Buch „Die Pest“, welches 1947 erstmals erschien. 1957 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Albert Camus starb 1960 bei einem Autounfall.
1997 ist „Die Pest“ bei Rowohlt in der Übersetzung von Uli Aumüller erschienen (der sich auf eine weitere Fassung von 1962 bezog), ich habe es als Taschenbuch von rororo gelesen (ersch. 1998, ISBN-Nr.: 3 499 22661 8).
Doch nun endlich zum Inhalt:
In der algerischen Stadt Oran, die gleich zu Beginn als eine triste in gleißende Sonne gehüllte Stadt ohne Strauch und Baum beschrieben wird, kommt es zu rätselhaften Ereignissen.
Als die Hauptperson Doktor Bernard Rieux eines Morgens seine Praxis verlässt, stolpert er auf dem Treppenabsatz über eine tote Ratte. Gerade bereitet sich eine kranke Ehefrau auf eine längere Kur in den Bergen vor, die Abfahrt steht kurz bevor. Schon am nächsten Tag sieht Rieux bei seinem Gang durch die Armenviertel der Stadt duzende von toten Ratten zwischen dem übrigen Unrat liegen.
Nachdem er seine Frau einige Tage später am Bahnhof verabschiedet hat, nimmt die Katastrophe endgültig ihren Lauf. Von nun an wird die Stadt Tag für Tag von mehr und mehr Ratten überschwemmt. Sie kommen aus der Kanalisation heraus, verenden dann aber bald kläglich. Schon gibt es auch den ersten Toten, der mit furchtbar geschwollen Lymphknoten und unter hohem Fieber, nach kurzer Zeit stirbt.
Nachdem in kurzer Folge viele Menschen auf ähnliche Weise sterben, deutet sich an, dass es sich um eine Epidemie handeln könnte. Doch nun kommt die Bürokratie zum Tragen. Zuerst einmal müssen die Toten gezählt werden, noch reichen die Zahlen nicht aus, um städtischerseits etwas zu unternehmen. Nach einigem hin und her zwischen dem besorgten Arzt und den Beamten wird aber dann doch langsam klar, dass es sich um die Pest handelt.
Es wird sehr genau geschildert, wie nun verschiedene Hilfstrupps zur Leitung von Krankenhäusern, Quarantänestationen und auch zur Beseitigung der Leichen gebildet werden.
Die Stadt wird unter Quarantäne gestellt und hermetisch abgeriegelt. Rieux fühlt sich getrennt von seiner Frau, die noch in den Bergen weilt, ist aber andererseits froh darüber, dass sie die Stadt noch rechtzeitig verlassen konnte.
Von der Katastrophe angezogen, streichen vermehrt Prediger durch die Stadt, die meinen eine Erklärung zu haben. Schwarzmarkthändler verkaufen geschmuggelte Waren zu überhöhten Preisen. Es wird dargestellt, wie die Leute auf die Abriegelung reagieren. Manche versuchen heimlich die Stadt zu verlassen. Panik bricht unter den Menschen aus, die nun mit der Pest zusammen eingeschlossen sind.
Es geht in diesem Roman weniger um die Schilderung einzelner Kranker oder Sterbender. Sehr nüchtern und sachlich ist das Buch aus der Sicht des unbekannten Erzählers geschrieben, der sich auch selbst so benennt.
Ganz eindeutig die Hauptperson ist der Arzt Rieux. Und mit der Nüchternheit eines Arztes wird der Roman auch erzählt. Da wird nicht jedes Schicksal benannt, sondern nur am Rande gestreift. Das Leid und Elend der Kranken geht in der allgemeinen Überlastung des Arztes unter, der kein Heiliger sein will sondern einfach nur ein Arzt, der seine Pflicht tut. Die Epidemie wird verwaltet und organisiert. Auch das ist Bestandteil dieses Buches, was es sehr realistisch und fast in die Neuzeit übertragbar macht.
Es gibt auch noch andere Personen, die stärker in Erscheinung treten. Da ist Grand, der immerzu an einem einzigen Satz schreibt und ihn nie zu Ende bringt und der doch ein großer Schriftsteller werden möchte. Da ist Rambert, der Journalist, der sich über alle Maßen einbringt, aber schließlich doch heimlich die Stadt verlässt. Und da ist Paneloux, der die Krankenstation betreut und schließlich selber stirbt.
Obgleich diese Sichtweise der Pest sehr viel Realismus in sich trägt, habe ich doch manchmal eine emotionalere Sichtweise vermisst und das Buch war mir mitunter zu nüchtern.
Auch konnte ich es nicht in einem Rutsch weglesen, dazu war es wohl doch zu schwer und hat keinen Spannungsbogen, wie ich ihn z. B. von historischen Romanen kenne. Hier geht es mehr um einzelnen Charaktere und darum, wie Personen sich im Angesicht einer solchen Katastrophe verändern, verhalten, zu helfen wissen. Insofern ist es eine spannende Fiktion, die mir tatsächlich manchmal trotz der algerischen Szenerie wie ein Science-fiction vorkam.
Ich kann das Buch mit der Einschränkung empfehlen, dass es kein historischer Bestsellerroman ist und schon etwas Muße erfordert. Aber unter den Klassikern ist es sicherlich trotzdem eines der am besten lesbaren Bücher.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-05-13 19:53:53 mit dem Titel Mary Higgins Clark: Mondlicht steht dir gut
Lebendig begraben ...
Warum habe ich eigentlich nie zuvor etwas von Mary Higgins Clark gelesen, obwohl ich doch Krimis liebe? Vielleicht weil diese Autorin schon 1928 geboren wurde und ich mutmaßte, dass ihre Krimis dann vielleicht auch eher etwas für ältere Leute wären? Irgendwie stand ihr Name bei mir in Verbindung mit einer eher etwas trivialen Kost für ältere Damen, die ein bisschen Romantik und Schnulz in Form eines Krimis verpackt haben möchten. Ehrlich gesagt, weiß ich aber nicht, wie ich zu diesem Vor-Urteil kam. Wahrscheinlich hatte ich mal etwas in der Art gehört.
Nun gut: Ich ließ meine Mutter testen. Älter ist sie ja und ich weiß, dass sie Krimis mag und nicht immer so besonderen Wert darauf legt, dass es anspruchsvoll sein muss. Letztes Jahr zum Geburtstag schenkte ich ihr also„Mondlicht steht dir gut“ von dieser Autorin. Und letzte Woche nahm ich das ausgelesene Buch auf ihre Empfehlung hin wieder mit.
Zur Story:
Die Modefotografin Maggie trifft zufällig auf einer Party ihre ehemalige Stiefmutter Nuala wieder. Fünf Jahre lang war diese mit ihrem Vater verheiratet gewesen und die Trennung für Maggie fast traumatisch, hatte sie doch Nuala ins Herz geschlossen und in ihr eine Mutter wiedergefunden. Nach diesem Wiedersehen verabreden die beiden sofort einen Besuch von Maggie, die demnächst Urlaub haben wird. Doch zu einem weiteren Wiedersehen kommt es nicht. Am Abends als Maggie anreist (geplant ist ein Dinner im größeren Kreis) findet sie Nuala tot in deren Haus, erschlagen.
Bei ihrem Wiedersehen hatte Nuala ihr erzählt, dass sie gerade plante ihr Haus zu verkaufen, um sich mit dem Erlös in ein betuchtes Alten-Wohnheim einzukaufen, in dem gerade eines der begehrten und teuren Appartements freigeworden war. Ihr Anwalt hatte ihr bereits zugesagt einen recht guten Preis für das Haus zahlen zu wollen, da er es problemlos weiterverkaufen könnte.
Doch schon kurz nach der Beerdigung erfährt Maggie, dass Nuala von ihrem Vorhaben einen Tag vor ihrer Ermordung überraschend zurückgetreten war. Stattdessen hatte sie ihr Testament geändert und das Haus Maggie vermacht.
Rasch lernt Maggie einige ältere Damen kennen, die gut mit Nuala befreundet waren. Viele davon wohnen in der betuchten Alten-Wohnanlage. Schon nach kurzer Zeit ist Maggie klar, dass es hier viele Ungereimtheiten gibt. Bereits mehrere der Damen dieser Wohnanlage sind kurz zuvor überraschend verstorben. Hat der Arzt und Direktor der Anlage etwas damit zu tun oder die stets neugierige Pflegerin, die überall herumschleicht?
Verdächtige gibt es wie Sand am Meer. Da ist der Anwalt, der mit dem Haus spekulieren wollte und ein junger Mann, der mit dubiosen Aktiengeschäften schon manch alte Frau um ihr Vermögen gebracht hat. Und da ist Earl, der Cousin ihres Freundes Liam, der ein Faible für Beerdigungen hat und sich auf die Geschichte der Beerdigungs- und Trauerzeremonien spezialisiert hat.
Maggie bleibt zunächst in dem ererbten Haus und fängt an auf eigene Faust zu ermitteln, was fast einen tödlichen Ausgang für sie nimmt ...
Mein Urteil:
Mary Higgins Clark gelingt es, wie ich finde sehr gut, den Spannungsbogen dieser Story vom Anfang bis zum Ende aufrechtzuerhalten. Das Buch hat dadurch einen ungemein hohen Unterhaltungswert. Es gibt so viele Verdächtige, dass es nicht leicht ist darauf zu kommen, wer nun wirklich der Mörder war. Allerdings hatte ich dann doch schon 50 Seiten vor Ende einen Tipp, der sich als richtig erwies. War ich nun so schlau oder ist die Story doch ein bisschen zu durchsichtig? Ich kann es ehrlich nicht beantworten. Spannend ist sie auf jeden Fall.
Daneben gibt es auch eine kleine Liebesgeschichte, die ja bekanntlich nicht fehlen darf. Und da lag ich mit meinem Vor-Urteil gar nicht so schlecht. Diese ist ganz nett beschrieben, aber nach meinem Geschmack ein bissl zu romantisch durchwirkt. Eben so eine Helden- und Retterstory.
Die Hauptperson Maggie war mir etwas zu durch und durch gut. Ich habe es lieber, wenn die Menschen auch Schattenseiten haben und die Personen differenzierter beschrieben werden. Natürlich war Maggie mir sofort sympathisch, weil sie so liebenswert und dabei auch noch autark und selbstbewusst und mutig beschrieben wird, aber bleibenden Eindruck wird sie wohl nicht bei mir hinterlassen.
Fazit:
Obwohl sich einige meiner Vor-Urteile sicher mit dem Lesen dieses Buches bestätigt haben, werde ich wohl trotzdem in Zukunft mal wieder etwas von dieser Autorin lesen, denn Spannung und gute Unterhaltung scheint bei ihr vorhanden zu sein. Und wenn ich gerade mal wieder einfach nur abtauchen will, ist das gar nicht so schlecht. Aus diesem Grund und weil es sich so schön flüssig lesen ließ, bekommt das Buch auch die Note „gut“.
Das Buch gibt es als Taschenbuch von Heyne unter der ISBN-Nr. 45318758X für 6 Euro – und das ist auch noch ein gutes Preis-Leistungsverhältnis. Ca. 350 Seiten hat es.
Viel Spaß beim Lesen wünscht audicla
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-12-07 10:06:56 mit dem Titel A. J. Cronin: Hinter diesen Mauern - Der Mankell meiner Schwiegermutter
Der Mankell meiner Schwiegermutter
Vor einiger Zeit ergab sich ein Gespräch mit der Mutter meines Freundes über Bücher und Literatur. Ausgangspunkt war der, dass wir ihr ein Buch geschenkt hatten, mit dem sie leider nicht so viel anfangen konnte.
Ich wollte dann von ihr wissen, was sie gerne liest und was sie früher gerne gelesen hat. Am Ende dieses Gesprächs drückte sie mit ein Buch von A. J. Cronin in die Hand, von den 30er bis in die 60er Jahre ein beliebter Bestsellerautor, dessen Name mir bekannt war, da ich auch im Bücherregal meiner eigenen Mutter einige ältere leinengebundene Bücher mit diesem Autorennamen stehen wusste.
Nun ja, das Buch stand ehrlich gesagt, Wochen um Wochen in meinem Regal, bis ich mich mehr aus einem Pflichtgefühl heraus, daran machte es zu lesen.
„Hinter diesen Mauern – Roman eines Justizirrtums“ ist 1960 erschienen. Es hat etwas mehr als 300 Seiten und lag mir in der Ausgabe des früheren Fackelverlages vor. Leider hatten die früheren Bücher noch nicht die Gewohnheit im Klappentext oder Nachspann ein paar Informationen zum Autor bereitzuhalten.
Aber der Verlag Zsolnay, der einige seiner Bücher neu aufgelegt hat, hat eine Autorenseite. Daraus konnte ich entnehmen, dass Cronin ein bewegtes und mobiles Leben geführt hat. 1896 wurde er in Schottland geboren und studierte später Medizin. Er kam als Schiffsarzt nach Indien, arbeitete später in Großbritannien. Wegen einer Erkrankung gab er den Arztberuf auf und begann zu schreiben. Er wurde zum Pionier des Arztromans, sein bekanntestes Buch aus den 30ern war „die Zitadelle“. Cronin lebte später in den USA, zuletzt dann in der Schweiz, wo er erst 1981 starb.
Mit einigen Vorbehalten ging ich an den Roman „Hinter diesen Mauern“. Es geht hier um Paul, einen jungen Mann, der schon lang mit seiner verwitweten Mutter allein in Belfast lebt. Er studiert und möchte Lehrer werden. Insgesamt ist er als strebsam, zurückgezogen und sehr brav zu charakterisieren. Wegen eines Ferienjobs braucht er seine Geburtsurkunde. Diese will die Mutter ihm nicht herausgeben, doch schließlich erzählt sie ihm, dass der Vater nicht bei einem Unfall starb, sondern in Irland lebenslang im Zuchthaus hinter Gittern sitzt, da er vor vielen Jahren seine junge Geliebte umgebracht haben soll.
Paul ist nach der Offenbarung verwirrt. In diesem Zustand macht er sich auf den Weg nach England, wo sein Vater im Zuchthaus sitzt. Ein Besuch dort ist jedoch nicht erlaubt und so beginnt er damit, Leute zu befragen, die noch etwas von dem 20 Jahre zurückliegenden Mordfall wissen. Schnell entdeckt er Ungereimtheiten und der Verdacht liegt nahe, dass die Verurteilung seines Vaters ein Justizirrtum war. Nun setzt Paul alles, auch sein eigenes Leben daran, seinen Vater zu retten.
Dieser etwas altertümliche Roman, dessen grobe Inhaltsangabe, sicher etwas trivial oder auch kitschig klingt, hat mir alles in allem recht gut gefallen. Er liest sich gut und flüssig, ist spannend aufgebaut und enthält manche Überraschungen, mit denen ich eigentlich nicht gerechnet hätte. So wird z. B. die letztendliche Befreiung des Vaters recht realistisch beschrieben. Keineswegs ist dann nur noch Friede-Freude-Eierkuchen. Ganz im Gegenteil: Der Vater ist nach dem langen Zuchthausaufenthalt ein gebrochener, verhärmter und grober Mann geworden, in dem Paul seinen liebevollen Vater aus der frühen Kindheit nicht mehr wiederzuerkennen mag. Auch seine herbeigerufene Ehefrau stößt er vor den Kopf.
Der „liebe brave“ Paul verändert sich im Laufe der Geschichte. Er reift durch die harten Erfahrungen, die er macht und vollzieht damit die schon lange fällige Loslösung von der Mutter ebenso wie von seiner Verlobten, die in ihrem Wesen überhaupt nicht zu ihm passt, doch dies musste er erst einmal herausfinden.
Ich war also von diesem Roman keineswegs enttäuscht, wenn er natürlich aufgrund des Alters und der Entstehung heute sicherlich kein Bestseller mehr werden würde.
Es war aber interessant für mich zu sehen, was Mutter und Schwiegermutter damals in den Bann zog.
Ich denke dann darüber nach, wie es sein würde, wenn junge Leute in vierzig Jahren einmal einen alten „Mankell-Krimi“ von mir in die Hand nehmen würde. Vielleicht wird es ihnen dann ganz ähnlich ergehen und sie werden denken – na ja, ganz spannend zu lesen, aber eben etwas altbackschen.
Den Roman „Hinter diesen Mauern“ von Cronin gibt es im normalen Handel leider nicht mehr. Er ist aber noch überall in gebrauchter Form für wenig Geld (zwischen 2 und 3 Euro) zu bekommen.
Vielleicht entdeckt der eine oder die andere ihn aber auch im elterlichen oder gar großelterlichen Bücherregal. Und dann würde ich empfehlen: Einfach mal rausnehmen und lesen. weiterlesen schließen
Informationen
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