Mehr zu AutorInnen mit D Testberichte
Auf yopi.de gelistet seit 09/2003
Pro & Kontra
Vorteile
- Zur Erinnerung
- Immer mal wieder spannend zu lesen.
- unterhaltsam
- eine bewundernswerte starke frau
- nichts
Nachteile / Kritik
- keins
- Nicht das ich wüsste.
- Thema schon oft durchgekaut
- die story an sich
- schlechte Rahmenhandlung,schwer verständlich, sehr nervig
Tests und Erfahrungsberichte
-
Robinson, Held wider Willen
08.09.2005, 09:29 Uhr von
campino
Mein erster Gedichtband ist erschienen! "Es hat lange gedauert" ISBN 978-3-86268-370-3, Taschenbu...5Pro:
Immer mal wieder spannend zu lesen.
Kontra:
Nicht das ich wüsste.
Empfehlung:
Ja
Wie sein Held Robinson war auch sein geistiger Vater
Daniel Defoe
oft darauf angewiesen, seinen gesunden Menschenverstand zu gebrauchen um sich im Leben durchzuschlagen.
Er wurde unter dem Namen Daniel D. Foe 1660 als Sohn eines Fleischers in London geboren. Im Laufe seines Lebens übte er vielerlei Beschäftigungen aus. Auf Wunsch seines Vaters hätte er eigentlich Geistlicher werden sollen. Foe, der sehr früh eine große Familie zu versorgen hatte, zog es jedoch vor sich zunächst als Kaufmann zu versuchen, zeitweise arbeitete er als Geheimagent der Regierung (seiner Majestät, ein früher 007). Aber während seines ganzen Lebens schrieb er. Er trat immer wieder als Kritiker der gesellschaftlichen Verhältnisse auf.
Mit kämpferischem Schwung schrieb für die religiöse und politische Freiheit seiner Landsleute. Ein ironisches Flugblatt gegen die Kirche von England brachte ihm sogar den Pranger ein. Dieses Urteil steigerte jedoch nur noch seine Popularität und seine Beliebtheit. Er gab mehrere Zeitschriften heraus und verfasste diverse Flugblätter und satirische Artikel. Dies brachte ihm nicht nur einmal eine Verurteilung ein. Nach einem Aufenthalt im Gefängnis änderte er seinen Nachnamen Foe in Defoe um. Defoe starb vor 270 Jahren, am 26.04.1731 in London.
Einschließlich seiner Flugblätter gibt es ca. 250 Werke Daniel Defoes. Das bekannteste davon ist nach wie vor Robinson Crusoe.
Es wird angenommen, dass Defoe auf einer seiner Reisen den Matrosen Alexander Selkirk kennen gelernt hat. Selkirk hatte es einstens auf eine unbewohnte Insel verschlagen. Selkirks Erzählungen und Defoes Fantasie schufen ein Werk, das heute zu den Klassikern der Weltliteratur gehört:
Leben und wunderbare Abenteuer des Robinson Crusoe (So lautet der komplette Titel)
Berlinonline schreibt dazu am 08.05.1999:
Zitat-Anfang: "Bahía Cumberland, Archipel Juan Fernandez, im Oktober 1704: In der Bucht liegt ein englisches Segelschiff vor Anker. Ein Beiboot wird zur Küste gerudert. Schweigend lädt die Besatzung aus: eine Seemannskiste, ein Gewehr, Handwerkszeug, ein paar Bücher, darunter eine Bibel. Dann rudert sie zum Segelschiff zurück. Vom Ufer schaut ihnen ein Mann nach. Er hat es so gewollt. Er hatte sich mit seinem Kapitän gestritten und verlangt, an Land gesetzt zu werden. Schnellstmöglich. Und der hatte diesem Wunsch entsprochen. So saß Alexander Selkirk an Land, aber nicht in einem sicheren Hafen, sondern auf einer 47 Quadratkilometer großen, unbewohnten Insel, 670 Kilometer vom Festland entfernt. Niemand würde sich Selkirks erinnern, hätte der nicht nach seiner Rückkehr, Jahre später, einen Journalisten getroffen. Dieser ließ sich die Geschichte erzählen, veränderte sie und wurde weltberühmt er schuf den Schiffbrüchigen schlechthin: Alexander Selkirk war das Muster für Daniel Defoes Helden Robinson Crusoe." Zitat-Ende
Ja, so könnte es gewesen sein...
Die Geschichte des Robinson wird in Ich-Form von Robinson Kreutzner erzählt, einem jungen Mann aus York, dessen Vorfahren aus Bremen kamen. Der deutsche Name Kreutzner wurde von den Engländern Crusoe ausgesprochen und so nannte sich die Familie bald auch so.
Gegen den Wunsch seines Vaters wollte Robinson zur See fahren und setzte diesen Wunsch dann auch in die Tat um.
Auf einer seiner Reisen wurde Robinson von türkischen Piraten als Geisel genommen, es gelingt ihm zu fliehen. Er wird von portugiesischen Seeleuten gerettet. In Brasilien geht er wieder an Land. Dort versuchte er sich mit Erfolg als Tabakpflanzer.
Eines Tages ließ er sich jedoch von Bekannten dazu überreden, als Warenaufseher eine Schiffsreise nach Guinea mitzumachen.
Er ging an Bord und so begann das Verhängnis......
Die meisten von Euch werden die Geschichte zumindest grob kennen. Nach 25 Jahren der Isolation und der Einsamkeit auf einer menschenleeren Insel will es das Schicksal, dass er durch abenteuerliche Umstände zu einem Gefährten Freytag - kommt.
Erst nach 35 Jahren gelingt ihm die Rückkehr in die Zivilisation.
Daniel Defoe schrieb auch eine Fortsetzung zu seinem Roman mit dem Titel: Die weiteren Abenteuer des Robinson Crusoe. Es erzählt von Robinsons Rückkehr auf die Insel mit Freytag, davon, wie sie von Wilden angegriffen wurden und wie Freytag in diesem Kampf ums Leben kam.
Diese Fortsetzung ist jedoch heute relativ unbekannt und wird selten gedruckt.
Ich hoffe, mein Bericht macht Euch Lust, diesen Klassiker der Weltliteratur das erste Mal oder noch mal zu lesen.
Es gibt soviel zu entdecken in diesem Buch.
Tut es Euch an.
©campino weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
-
-
anonym, 08.08.2006, 11:25 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
sh :o)
-
Düsseldorf, 22.01.2006, 13:29 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
hallo wirklich ein toller bericht ! WIR LESEN UNS :) bis dann ciao ciao düssi
-
der_Baer, 03.07.2003, 10:50 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
Als absoluter Robinson-Fan, meine Lieblingsausgabe stammt von 1914, versuche ich schon seit mindestens 30 Jahren, die Fortsetzung zu bekommen.
-
-
-
DEAVER: der S. King des Thrills...
Pro:
alles
Kontra:
nix
Empfehlung:
Ja
über Die Tränen des Teufels / Deaver, Jeffery
Jeffrey Deaver – bei beim neuen YOPI immer noch ein unbekannter Autorenname, aber zugegebenermaßen bin auch erst über diverse Meinungsforen auf ihn gestoßen. Dass ich da lange Zeit hohen Lesespaß verpasst habe – sicher, aber das passiert ab sofort nicht mehr, die Bücher von diesem Schriftsteller werden jetzt alle gelesen.
Überzeugt hat mich der Thriller DIE TRÄNEN DES TEUFELS. Der Titel spielt auf eine Eigenheit in der Handschrift des Haupttäters oder besser, des Hauptdenkers von blutigen Amokläufen in Washington D.C., die Deavers in diesem Buch geschehen lässt.
Aber besser erst mal von Anfang an:
In einer Metrostation im Yuppieviertel der Hauptstadt der USA schießt ein mittelgroßer, vermutlich weißer Mann mit einer automatischen Waffe und vermutlich mit Schalldämpfer in die sich dort aufhaltende Menschenmenge. Niemand hat den Täter genau gesehen, niemand hat etwas gehört, nur die Geräusche der Querschläger und der Kugeln, die menschliches Fleisch trafen. 23 Tote.
Fast gleichzeitig – also in einem solchen Zeitrahmen, dass nur zwei Täter als Team diese Tat geplant und durchgeführt haben können - trifft im Rathaus ein Erpresserschreiben ein, auf dem 20 Millionen Dollar Lösegeld gefordert werden. Ansonsten würde alle vier Stunden automatisch weitere Massentötungen folgen.
Das FBI zeiht sofort eine Sondergruppe von Ermittlern zusammen, geführt von der Eisernen Lady Margaret Lukas. neben ihr nimmt Agent Cage eine leitende Rolle in dem Team ein, doch wird klar, dass man weiter Hilfe benötigt, denn kurioserweise ereignet sich ein Verkehrsunfall, bei dem der Überbringer des Erpresserschreibens getötet wird. Den Ermittlern ist klar, dass der eigentlich Schütze damit im Plan weiter machen wird, das keine Möglichkeit besteht, ihm Nachricht zukommen zu lassen.
Aus diesem Grund zeihen die Agenten den Urkundensachverständigen und ehemaligern FBI – Agenten ParkerKincaid zum Team hinzu, der allein aus dem Verbrecherschreiben wichtige Erkenntnisse gewinnen kann.
Dennoch: Zwei weitere Massaker folgen, Dutzende von Menschen und FBI – Agenten verlieren ihr Leben bei der Jagd nach dem vermeintlich einzigen Überlebenden des Mörder – Duos.
Aber: So einfach, wie hier geschildert, ist die Geschichte nun auch wieder nicht!!!
°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°
Deaver wartet in diesem blutrünstigen Thriller mit einer kinoreifen Handlungsstruktur auf, die den Leser das eine und andere mal zum Narren hält.
So kommt das buch dreimal zum Schluss – Trugschluss. Denn scheinbar werden mehrere Male die Bösen verhaftet, getötet, aber es ist nichts so, wie es wirklich scheint.
Und dabei gelingt es Deaver, dieses Mittel zur Spannungssteigerung wirklich effizient einzusetzen und zwar so, dass es nicht aufgesetzt, in die Länge ziehend, aufgenommen wird, sondern wirklich die Spannung bis zum absoluten, nicht mehr abzuwartenden Höhepunkt treibt.
Deaver gewinnt in diesem Pluspunkte durch die Handlung und schnelle Handlungswechsel – andere Thrillerautoren oder Autoren von Kriminalliteratur tun dies durch tiefgründige, analytische Sichtweisen. beides hat was für sich, aber Deaver leckt hier ein den Leser atemlos zurücklassendes Buch vor, dass deutlich zeigt, dass auch der Aufbau eines Buches meisterhaft durchdacht und ausgeführt werden kann.
Wie schon oben angedeutet: Der Leser sollte nie meinen, wirklich zu verstehen. Denn am Ende des Buches zeigt sich, dass man eigentlich nichts verstanden hat und sich von Autor belehren lassen muss.
Aber das wirkt nicht frustrierend, sondern stimulierend für das nächste Buch.
Michael
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-04-13 12:20:39 mit dem Titel Sicherheit ist pure Illusion
Mittlerweile ist der Name Jeffrey Deavers von den Bestsellerlisten nicht mehr wegzudenken und auch sein neues Taschenbuch „Lautloses Duell“ gehört zu den Spitzentiteln im Thrillergenre.
______
Inhalt
______
In der Traumfabrik der Siliziummillionäre, Silicon Valley, treibt ein heimtückischer Mörder sein Unwesen, der sich, als genialer Hacker, via Computer vorher ein genaues Bild von seinen Opfern macht und diese in ihren Verhaltensweisen ausspioniert und bei belieben sich diesen anpasst, um sich an seine Opfer annähern zu können.
Die örtliche Polizei sieht sich gezwungen, einen inhaftierten Hacker mit Namen Wyatt Gilette zu Rate zu ziehen und bei der Ermittlungsarbeit mitarbeiten zu lassen, der im Gefängnis sitzt, weil er das Codierprogramm des Pentagon gehackt hat und somit zu einer Gefahr der nationalen Sicherheit geworden ist.
Der Mörder, der verschiedene Pseudonyme benutzt, ist Gilette auch unter seinem Hackerpseudonym Phate bekannt. Wie sich herausstellt, kennt Gilette diesen wahnsinnigen Mörder sogar fast persönlich, wenn man die Bekanntschaft via Datenkabel als persönliche Beziehung bezeichnen möchte.
Gilette und Phate hatten Jahre zuvor als Team geniale Hacks ausgeführt. Doch nachdem Phate immer häufiger gegen den Ehrenkodex der Hacker verstoßen hat und sogar Menschenleben bedrohte, hatte Gilette ihn durch eine Information an das FBI hinter Schloss und Riegel gebracht.
Phate. mittlerweile aus dem Gefängnis geflohen, ist eine Spielernatur und das gerade ist der Antrieb zu seinen Morden.
Grundlage seines Handelns ist ein Cyberrollenspiel, in dem einen ganz normale Gesellschaft im Internet etabliert wurde. Jeder Mitspieler nahm in diesem Spiel eine normale Stellung ein ( als Busfahrer, als Krankenschwert, Politiker usw.). Nur einmal in der Woche wurde ein Mitglied der Gesellschaft ausgewählt, ein Mörder zu werden und nur dieses Mitglied wusste das. Aufgabe war, eine Zielperson mit einem Stich in das herz zu töten, wobei für unterschiedliche Schwierigkeitslevel unterschiedliche Punktzahlen gesammelt wurden. Ein Polizist, dem in s Herz gestochen wurde, brachte mehr Punkte, als ein Rentnerehepaar. Nachdem dieses Spiel verboten wurde, setzte Phate das Spiel in die reale Welt um und als genialer Hacker sucht er sich Ziele, die seinem Level angemessen erscheinen, denn er ist ein Meister seines Faches und zu einfache Beute reizt ihn nicht mehr.
Aber mehr als einmal zeigt Phate, dass er auch Gilette mindestens ebenbürtig, teilweise sogar überlegen ist und er kennt keinerlei Skrupel, Menschenleben zu opfern.
Behilflich ist Phate eine Person mit Namen SHAWN, und da dieser Shawn scheinbar Phate regelmäßig über den Entwicklungsstand der Arbeit der Polizei informiert, kommt schon schnell der Verdacht auf, dass ein Mitglied des Ermittlungsteams mit dem wahnsinnigen Serienkiller unter einer Decke steckt.
Und so kann die Polizei auch die nächsten Morde nicht verhindern. Im Gegenteil, die Mitglieder der Ermittlungsteams landen auf der Liste Phates, der ein würdiges Opfer gefunden zu haben scheint.
Und in der Tat: Einige Leute im Polizeiteam sind nicht das, was sie vorgeben
____________
Besprechung
____________
Der Technikgläubigkeit der modernen Gesellschaft wird von Deaver in diesem Thriller der Spiegel vorgehalten: In der von Computern beherrschten Welt ist Sicherheit nur noch eine Illusion, auch wenn viele Menschen dieses nicht wahrhaben wollen oder können. Hacker und Wizards können sich zugriff auf die geheimsten Informationen verschaffen und so, je nach dem Ehrenkodex, dem sie sich unterwerfen, nur schaden, oder aber wie in diesem Buch, gezielt Menschen töten oder ins Unglück stürzen.
Und auch die Stellen, die den normalen Menschen Schutz bieten sollen, sind den „Bösen“ immer einen Schritt hinterher und demnach ausgeliefert.
Ein Ohnmachtgefühl mag sich de bei dem einen oder anderen Leser einstellen nach der Lektüre.
Deaver zeigt in diesem Buch erneut seine erzählerische Klasse, denn durch immer neue und überraschende Wendungen wird der Leser nicht nur gefesselt, dass man das Buch kaum mehr aus der Hand legen kann, sondern das eine und andere Mal auch an der Nase herumgeführt, so dass das Ende des Buches in Teilen sehr überraschend ist. Denn das Leben eines Hackers ist nicht nur biologisch sondern auch elektronisch und endet nicht mit dem Tod seines Körpers.....
Michael
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-04-27 11:26:22 mit dem Titel Erneut ein meisterhafter Thriller
Liest man sich die Inhaltsangabe des Buchdeckels durch, dann wird dem einen oder anderen sicherlich das Gefühl befallen, dass allein diese knappe Information eigentlich nur einen langatmigen und langweiligen Thriller ankündigen könnte.
Und so geht's los: Eine Gruppe von tauben Mädchen einer Schule für Gehörlose sind unterwegs in Kansas, um an einer Theateraufführung teilzunehmen. Sieben Mädchen, das älteste davon 17 Jahre alt, sowie zwei Lehrerinnen, eine ältere darunter, die sprechen kann. Auf einer einsamen Landstraße bemerken sie einen beschädigten Wagen, der mit offener Tür quer am Straßenrand steht. Der Bus hält an, die Lehrerinnen wollen sehen, ob sie erste Hilfe leisten können.
Dabei entdecken sie den Fahrer des Wagens, der aus der Fahrertür leblos herauslehnt. Bei genauer Betrachtung stellen sie fest, dass der Mann durch eine Schuss in den Hinterkopf getötet worden ist.
Bevor sich die Lehrerinnen entscheiden können, was genau sie jetzt tun können, tauch zwei grimmig aussehenden Gestalten auf, während sie im Hintergrund in einem Feld einend ritten Mann erkennen, der gerade eine Frau, die am Boden liegt, mit dem Messer tötet.
bei den Dreien handelt es sich um Ausbrecher aus einem Bundesgefängnis, die auf ihrer Flucht unter anderem schon einen Aufseher kaltblütig ermordet hatten.
Unter den Dreien befindet sich Lou Handy, der des mehrfachen Mordes verdächtigt wurde / wird, allerdings nur wegen Vermögensdelikten ins Gefängnis musste. Bonner, ein psychopathischer Vergewaltiger, und Wilcox, ein Mitläufer.
Die Drei bringen den Bus mit den tauben Mädchen und die beiden Lehrerinnen in ihre Gewalt und fahren direkt zu einem in der Nähe gelegenen, mittlerweile seit etlichen Jahren stillgelegten ehemaligen Schlachthaus, dass direkt am Arkansas River grenzt.
Die drei machen keine Anstalten, sich de Verhaftung zu entzeihen, sondern scheinbar gehen sie direkt in die Falle, denn recht schnell wimmelt es um das Schlachthaus von Polizeibeamten und FBI Agenten.
Arthur Potter, einer der FBI Agenten und Experte für Verhandlungen bei Geiselnahmen, wird zum Ort der Entführung delegiert, um die Geiselnehmer zum Aufgeben zu überreden. Mit ihm trifft nach und nach sein eigenes Team ein, das schnell die Ermittlungen aufnimmt.
Doch kurz nach dem ersten Kontakt zeigen, die Geiselnehmer, dass mit ihnen kein Geschäft zu machen ist: Bei einer vereinbarten Geiselübergabe erschisset Lou Handy unmotiviert eine Geisel, um klar zu machen, wie er es versteht, zu verhandeln.
Für das Team um Arthur Potter kann es jetzt nur darum gehen Zeit zu gewinnen, bis de FBI Sturmeinheiten vor Ort eintreffen und so viele Geiseln wie möglich zu befreien.
Allerdings greifen noch andere staatliche Behörden in das Geiseldrama ein, und das hat tödliche Folgen................
_____________________
Die scheinbar einfache Handlung, die sich aus dem Buchdeckel ergibt, entpuppt sich (mal wieder) als ein absolutes Meisterstück, denn Jeffrey Deaver versteht es durch Perspektiven- und Ortswechsel, die Handlung immer unter Feuer zu halten und das Interesse des Leser über das gesamte Buch hinweg aufrecht zu erhalten.
Wichtig ist dabei, dass er seine Personen glaubhaft gestaltet: Den brutalen, ja wahnsinnigen Handy, der, wenn es zweckmäßig ist, mordet und quält, den ernsthaften, in sich gekehrten Arthur Potter, der sein Bestes gibt, aber oft an sich zweifelt usw.
Interessant vor allem ist die Ausgestaltung des Endes _ das gibt es quasi zwei Mal, den wer denkt, dass dieses Buch einen nur einfachen Schluss hat, der irrt: Spannungsvoll wie die 400 Seiten vorher geht es in einer Achterbahnfahrt weiter bis auf die letzte Seite.
Meine Meinung: Wieder mal zeigt Deaver, wer derzeit in Amerika und auch Europa auf dem Thrillermarkt dank der Qualität das Sagen hat!!
Michael
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-04-27 11:35:08 mit dem Titel Und wieder: Spannung vom Feinsten !!
Die Saat des Bösen / Deaver, Jeffrey
Die Fabel der Geschichte, also der Handlungsstrang hört sich für sich genommen vielleicht nicht ganz so spannend an:
**********************
INHALT
Die Tochter des ehemaligen Staatsanwaltes und jetzigen Rechtsanwaltes Tate Collier und seiner Exfrau Bett McCall, Megan McCall, wird betrunken an einem Wasserturm aufgefunden. Ihr wird (scheinbar) vom Jugendamt auferlegt, sich einer Therapie zu unterziehen, um ihre Probleme in den Griff zu bekommen.
Den Eltern sagt sie, dass sie diesen Termin wahrnehmen wolle.
Am Abend will die Familie gemeinsam Essen, was sie seit Jahren nicht mehr getan haben.
_ _ _ _ _ _ _
Tate besitzt ein Landhaus und eine Farm und untersucht zu dem Zeitpunkt, an dem Megan zum Therapeuten gehen will, eine defekte Wasserleitung auf seinem Anwesen. Ihm fällt, als er auf seinem Acker steht, auf, dass jemand in seinem Haus alle Lichter gelöscht hat.
Zunächst denk er, dass seine Tochter nach Hause gekommen sei, aber als er später zum Haus zurückkehrt, ist niemand mehr dort. Auch seine Frau, die später kommt, kann sich das Fernbleiben der Tochter nicht erklären. Gemeinsam bitte man einen befreundetet Polizisten, der wegen Alkoholmissbrauchs auf Bewährung noch im Staatsdienst ist, ihnen zu helfen.
Dieser findet unter dem Kopfkissen der Tochter Briefe an die Eltern, in denen Megan diesen schlimme Vorwürfe macht.
Es scheint so, als dass Megan aus irgendeinem Grund durchgebrannt sei.
Schnell aber wird klar, dass die ganze Geschichte nicht so recht zusammenpassen kann.
Megan hat sich auf das gemeinsame Essen mit den Eltern gefreut. Sie hatte ein Rendevouz mit einem attraktiven Mann, hatte Geburtsaggeschenke für die Mutter gekauft – und verschwindet einfach?
Bald stößt der Polizist und parallel dazu auch Tate auf den mysteriösen Tod einer Freundin von Megan. Auch sie war in Behandlung bei einem Therapeuten und wie sich herausstellt war es derselbe, zu dem Megan gehen sollte.
Dieser aber, der sich als Therapeut Dr. Peters nennt, will Megan nie gesehen haben.
Und so beginne Tate und seine Frau, der Polizist Konnie und der Freund von Megan, Joshua LeFevre mit ihren Nachforschungen.
Nachforschungen, die grausame Morde nach sich ziehen, grässliche „Unfälle“ und die zum Ende deutlich machen, dass das ganze, erschreckende Szenario mit der Vergangenheit Tat Colliers zu tun hat.
Bis zu dieser Erkenntnis aber steigert sich der Mörder in einen Blutrausch, bei dem auch Unbeteiligte ihr Leben lassen müssen.
Klar aber ist: Der Mann mit dem Pseudonym Dr. Peters ist ein religiöser Fanatiker, der....
*********************
LESEWIRKUNG
Ich habe mir dieses und auch die in nächster Zeit hier vorzustellenden Deaver – Bücher aufgrund der CIAO Rezensionen gekauft. Als ich den Buchdeckel dieses Buches gelesene habe, ging mir durch den Kopf, dass das buch vielleicht ein Fahlkauf sein könnte. hört sich eben nicht so spannend an.
Deaver aber zeigt erneut, wie bei seinen anderen Bücher auch, dass er ein Meister der Spannung ist, jemand, der bewusst und geschickt eine Story verwirrend darstellt und sie Schicht um Schicht vor den Augen des Lesers entwirrt.
Aber selbst bei dem Eindringen die Intrige und verworrenen Gedanken des Dr. Peters schafft es Deaver immer wieder, die Spannung durch abrupte Wechsel und Neuerungen aufrechtzuerhalten und sogar noch zu steigern.
Deaver beherrscht die Kunst des Thrills meisterhaft, da kann ihm niemand etwas vormachen, und er ist sicherlich einer der Autoren, die noch viel von sich reden machen werden.
Michael
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-04-27 11:33:59 mit dem Titel Seichter Beginn, packendes Ende
Drei Zeugen gibt es dafür, dass der Waffenhändler Hansen Beweismaterial verschwinden ließ, das ihn in Verbindung mit einem Überfall auf einen Armeetransport in Verbindung brachte, bei dem zwei Soldaten getötet worden sind.
Nun bleibt der Name Hansen in diesem Buch zwar immer nur im Hintergrund, für die Handlung spielt er als Person keine wichtige Rolle, und dennoch ist es Hansen, der mit der Beauftragung des Berufskillers „Der Tänzer“ dem Buch den Inhalt gibt.
Der Tänzer hat seinen Namen nach einer Tätowierung auf einem Arm, von dem eines der wenigen überlebenden Opfer noch berichten konnte. Der Sensemann tanzt vor der aufgebahrten Leiche einer Frau.
Nicht wesentlich mehr ist über diesen Berufsmörder bekannt, außer der Tatsache, dass er, hat er einen Auftrag angenommne, diesen auch zu Ende führt – ein Zurückrufen ist nicht möglich.
Der umtriebige Hansen setzt der Tänzer auf eben diese drei zeugen an, die ihn in Zusammenhang mit dem Überfall bringen können und das Buch beginnt mit der erfolgreichen „Lösung“ des ersten der drei Probleme durch den Tänzer.
Die drei Zeugen sind zum einen Ed Carney und seine Frau Percy sowie der Pilot Hal. Hal arbeitet in der Charter – Firma der Carneys, die eine Art von Luftfrachttaxi betreiben und mit Lear – Jets ausgerüstet sind.
Ed Carney startet an einem Abend zusammen mit einem jungen Co – Piloten, da seinen Frau einen Migräneanfall hat. Im fällt ein schmutziger Lieferwagen auf, der seit tagen in der Nähe seiner Wohnung steht, denkt aber nicht weiter darüber nach.
Auf dem Weg zum Flughafen, im Büro und auch im Flugzeug selbst versucht er, seine Frau zu erreichen, doch sie meldet sich nicht. Kurz vor der Landung erst wird der Hörer abheben – als eine Detonation zwei Menschen in den Tod reißt.
_ _ _ _ _
Das Ermittlerteam aus DIE ASSISTENTIN spielt auch bei der Klärung dieses Falles eine entscheidende Bedeutung. Zum einen ist da Lincoln Rhyme. Lincoln ist der ehemalige Leiter der Spurensicherung der New Yorker Polizei, seit einem Unfall bei einer Ermittlung jedoch vom Hals abwärts gelähmt. Ihm zur Seite steht Amelia Sachs, von Lincoln angeleitete Ermittlerin und Expertin für Tatortuntersuchungen. Zwar ist Lincoln offiziell nicht mehr im Dienst, sein Wissen aber ist so überaus nützlich, dass die alten Kollegen in immer wieder konsultieren. Sachs ist der verlängerte Arm, die verlängerten Augen und Ohren für Lincoln.
Schnell wird diesem klar, dass es sich bei dem Totentänzer um einen alten Bekannten handelt, mit dem er noch einen Rechnung zu begleichen hat.
_ _ _ _ _
So gewitzt es die Ermittler auch immer anstellen, der Totentänzer ist scheinbar immer wieder einen Schritt voraus, lässt sich nicht durchschauen und seine Handlungen nicht vorhersagen. Einige Fallen, die ihm gestellt werden, scheitern kläglich und kosten Ermittlern das Leben, wobei der Totentänzer auch nicht davor zurückschreckt, nur der Ablenkung wegen einen Menschen langsam verbluten zu lassen.
Und schon recht schnell hat er zwei der drei Zeugen erwischt, der dritte Zeuge fliegt derweil mit einer Bombe an Bord über diverse Bundesstaaten und kämpft um sein Leben .......
______________________________
Deaver nimmt mit dem Thriller „Letzter Tanz“ die Geschichte des Erfolgsduos aus DIE ASSISTENTIN wieder auf, es handelt sich um eine Nachfolgeausgabe. Nun habe ich das Erstwerk nicht gelesen, muss man aber auch nicht.
Dieses Buch überzeugt mich nicht sosehr, wie die anderen Bücher von Deaver, weil es zu Beginn teilweise Längen aufweist, was bei den anderen Büchern nicht der Fall war.
Für viele ist die Idee des gelähmten, aber brillanten Ermittlers und einer nicht weniger geistig mobilen Assistentin überzeugend gewesen, was sich aus en Verkaufszahlen des ersten Bandes erkennen lässt. Ich selbst habe beim lesen nicht immer das erkannt, was es denn dann so spannend machen soll.
Vor allem aber Aktion und Reaktion von Polizei und Attentäter, der Versuch, sich gegenseitig zu Täuschen und in Fallen laufen zu lassen, hat Deaver meisterhaft und lesenswert gelöst.
Zum Ende aber spitzt sich die Handlung dramatisch zu, das Aktionstempo der Akteure steigert sich und damit auch der Effekt, dass das buch zum Ende deutlich fesselnder wird.
Die VIER STERNE, die ich diesem Buch gebe, beziehen sich nicht allgemein auf die Qualität des Thrillers im Vergleich zu anderen, sondern im Vergleich auf die fünf Sterne Bücher, die ich bisher von Deaver gelesen habe. Das Buch ist gut, die anderen waren besser.
Michael
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-04-27 16:31:51 mit dem Titel Leider kein Jahrtausendwurf
Der Jahrtausendkaiser / Dübell, Richard
Der ehemalige Novize Phillip, nun als Freier Truchsess eines kleinen Adeligen und dessen Vertrauter, erhält von seinem Herrn den Auftrag, für einen Kardinal eine kleine Dokumentenfälschung zu Gunsten eines kleinen Ritters vorzunehmen (am Rande: man geht davon aus, dass je nach Phase bis zu 25% der Dokumente, die aus der Zeit des Mittelalters zu uns überkommen sind, Fälschungen sind!). Dabei geht es, so wird Philip gesagt, um eine reine Erbsache, freilich eine lukrative.
Ein ehemaliger Teilnehmer an dem Feldzug ins heilige Land sei von der Familie seiner verstorbenen Frau um deren Mitgift, eine Erzmine, betrogen worden.
Phillips Aufgabe sei es, durch das geschickte "Erneuern" der vernichteten Originaldokumente bzw. dem Herstellen von ähnlich aussagekräftigen Schriften dem Betrogenen zu seinem Recht zu verhelfen.
Nach und nach aber häufen sich die Menschen, die auf recht unnatürliche Art und Weise über den Schicksalsfluss geschickt werden. Und dabei schrecken die Mörder weder vor Priestern noch vor dem Mord einer ganzen Hofsassen - Familie.
Phillip geht nach und nach auf, dass es sich für wohl kaum nur um eine Erbstreitigkeit handeln kann, denn zu viele Verdachtsmomente stürmen auf ihn ein. Denn auch eine Frau aus dem Westen, Aude, ist in die Sache verwickelt: Sie sucht ihren vermissten Mann, der in Köln einen rätselhaften Mann treffen wollte, seitdem aber verschwunden bleibt. Eben diesen Vermissten hatte Phillip zuvor noch in Köln angetroffen.
Allmählich lichtet sich das Dunkel der Handlung, Phillip ist auf der Spur einer gigantischen Fälschungsaktion, die den Kaiser vom Thron fegen soll.
Zugegeben: Lange Zeit habe ich mit dem Gedanken gespielt, das buch nicht zu Ende zu lesen - allerdings habe ich es immer wieder genommen, teilweise auch gezwungener Maßen (siehe meine anderen Meinungen zu weniger guten Büchern).
Das Buch hat zweifelsohne deutliche Längen - was die Dialoge angeht, aber auch die Handlung an sich. Erst zum Schluss wird der Leser wirklich gefesselt.
Misst man dieses buch an anderen Belletristik - Werken zum Mittelalter, schneitet es sicher bei weitem nicht so gut ab wie "Die Säulen der Erde" oder andere.
Dazu ist auch die Fabel des Buches kaum angelegt, zu sehr rückt das Buch in die Nähe eines Mittelalterkrimis anstatt in die Richtung der erfolgversprechenderen Saga.
Zweifellos hat Richard Dübell ordentlich und emsig recherchiert - dennoch: Der jahrtausend - Kaiser ist leider kein Jahrtausendbuch.
Aber: Mein Fall ist dieses Buch nicht, obwohl ich sehr gerne historische Krimis lese. Wer aber Interesses an den Staatsgeheimnissen des Mittelalters hat (Im Name der Rose usw.), wird an diesem Buch gefallen finden (können).
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-04-16 10:57:26 mit dem Titel Und sie spinnen doch, oder?
Die Zeit der Römer kann mit so manchem Klischee aufwarten, zumindest im Rückblick von heute auf diese Zeit. Dass die Römer- wie jeder Supermacht früher und heute – leicht neurotische Züge aufwiesen, auch dass kann man in fast allen Büchern, die über diese Zeit geschrieben worden sind, nachlesen.
Ein wenig anders sind die Bücher von Lindsey Davis, ihres Zeichen mit einer ganzen Romansammlung mit dem Titelhelden Marcus Didius Falco auf dem deutschen Buchmarkt vertreten – anders halt, aber so manches dieser Klischees entpuppt sich dann doch als vielleicht zutreffend.............
In dem Roman EISENHAND muss dann auch der Privatermittler weg aus dem so heiß geliebten Rom in rein ins wenig römerfreundliche Germanien.
Aber zunächst das Vorgeplänkel.
Marcus Didius Falco hat es hart getroffen: Als Privatermittler und Vertrauter des Kaisers Vespasian, seines Zeichens einer der knickrigsten Cäsaren überhaupt, und demzufolge ständig pleite, wird von eben diesem so vertrauten Kaiser des Öfteren mit höchst brisanten Nachforschungen betraut.
Zudem hat er eine in der Gesellschaft sehr hoch stehende Freundin, Helena, mit der er zwar mittlerweile zusammenlebt, der aber vom Thronfolger eindeutige Angebote inklusive Heirate und Herrschaft über das Römerreich angetragen werden. Insgesamt also viele Gründe, sich Sorgen zu machen, doch damit nicht genug: Als Vorsteher seiner Familie – der Vater als eigentlich erster Mann hat bei der Familie glatt die Flucht ergriffen – wird ihm nicht nur nicht der notwenige Respekt entgegengebracht, nein, selbst die Mutter hält ihn für einen mit zwei linken Händen. Peinlich, peinlich, und da soll man noch mit stolzem Gesicht über das Forum gehen sollen.
Nun, Zeit für einen Gardinenwechsel, nur dass der Kaiser Ihn mit wichtigen Ermittlungen nach Germanien schicken will, passt ihm gar nicht in den Kram: Nach einer blutigen und nur mit höchster Mühe und Not zurückgeschlagenen Revolte einiger Germanenstämme, zu denen auch Teile der Rheinarmee übergelaufen sind, sll Marcus Didius Falco das Schicksal eines gefangen genommenen Legaten herausfinden, den Rädelsführer des Aufstandes ausfindig machen und auch noch die Zuverlässigkeit der verbliebenen Truppen überprüfen.
Und das, nachdem Helena scheinbar von den kaiserlichen Angeboten genervt, die Flucht aus Rom angetreten hatte.
Notgedrungen nimmt Marcus Didius Falco den Auftrag an und reist in Begleitung eines Barbiers vom anderen Ufer, der im Palast in Ungnade gefallen ist.
Auf der Reise ins ewig weit entfernte Germanien ergeben sich für Marcus Didius Falco schon „Bekanntschaften“, die ihm später zur Klärung einiger Details sehr hilfreich sein werden.
Dass er als Gesandter des Kaiser freilich nicht unbedingt gern gesehen ist, muss er am Bestimmungsort seiner Mission am eigenen Leib erfahren. Nebst Mordanschlägen ist auch eine legionärsgemäße Abreibung in Reichweite.
Dennoch nimmt Marcus Didius Falco seine Arbeit auf und dabei fällt ihm als erstes auf, das der Führer der 14. Legion scheinbar spurlos verschwunden ist. Auf dem linksrheinischen Ufer freilich kann er die ihm übertragenen Aufgaben nicht lösen, und so muss er, ob er will oder nicht, mit einem Haufen quitschfrischer Legionäre auf das rechtsrheinische Ufer gehen und im Feindesland Antworten auf seine Fragen suchen…..
MEINUNG
Mit dem Buch EISENHAND habe ich das dritte Buch von Lindsey Davis gelesen und sie gehört nach dieser Lektüre zu meinen privaten Favoriten. Der tollpatschige Privatermittler Marcus Didius Falco, geschlagen mit einer wenig erfreulichen Sippe, ständig in Geldnöten und verhandelt mit der schönen und reichen Helena ist der sympathische Mittelpunkt der Handlung. Mitleid aber wäre zu wenig, um aus einem Buch eine fesselnde Lektüre zu machen. Und das ist es auch nicht. Es isst er der Wortwitz, mit dem die deutsche Übersetzung aufwarten kann, bei der in jeder Zeile dem Leser ein Schmunzeln nicht erspart bleibt und das Lesen des Buches nicht nur zu einem lehrreichen, weil geschichtlich handfesten Lesestoff, sondern auch zu einem wirklich amüsanten Lesevergnügen machen. Das fängt an bei den bissigen Kommentaren, mit denen Marcus Didius Falco seiner Umwelt bisweilen auf den Keks geht, und geht weiter mit der Ausgestaltung der Figuren des Buches, die sicherlich Stereotypen darstellen, aber wirklich gekonnt verknüpft und nicht immer ernst gemeint den Charakter dieses Buches ausmachen.
Ähnlich wie die Bücher von John Maddox Roberts nehmen die Bücher von Lindsey Davis als zweite wirklich gute historische Romanreihe einen Sonderplatz in meinen Bücherregalen ein, wenn auch der erstgenannte sicherlich die wissenschaftlich trefferenden Bücher schreibt. Vom Unterhaltungswert her aber kann es EISENHAND auch mit den Büchern J.M. Roberts aufnehmen.
Michael
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-01-03 17:02:49 mit dem Titel Spannung von der ersten bis zur letzte Seite
Deaver: Der Insektensammler
Der Name Jeffery Deaver ist Garant für atemberaubenden Lesespaß, freilich angenommen, dass man für das Genre des Thrillers einiges übrig an. Und die Namen Lincoln Rhymes und Amelia Sachs werden nicht nur Leseratten bekannt sein, sondern auch den „Sehern“ des Kinofilms „Knochenjäger“, der die Verfilmung des Deaver – Buches „Die Assistentin“ darstellt.
Mit „Der Insektensammler“ hat Deaver nun einen Nachfolger aufgelegt, der sich vor dem Vorläufer und dem Kinofilmvorleger nicht verstecken braucht.
Lincoln Rhymes ist, wie der Leser sicher weiß, seit einem Unfall von den Schultern abwärts gelähmt, was nur Finger der rechten Hand nicht betrifft. Trotz dieses Handicaps, dass ihn zwar zynisch und im Umgang mit anderen Menschen oft rau gemacht hat, ist er der gefragtester Kriminologe in der Gegen New Yorks. Und an seiner Seite befindet sich Amalia Sachs, ihrerseits Polizisten, die ihm bei seinen Fällen beisteht, und das schon lange nicht mehr als verlängerte Sinnesorgane Rhymes, sondern als eigenständig denkender Tel eines Teams. Das zwischen beiden auch eine Liaison besteht sei am Rande erwähnt.
Lincoln kämpft mit seiner Krankheit und deshalb hat er sich entschlossen, sich in Avery, North Carolina, operieren zu lassen mit der Hoffnung, mehr Kontrolle über seinen Körper zu erhalten.
Zwei Tage vor der OP spricht ihn aber Jim Bell, Sheriff von Tanner´s Corner an und bittet ihn, der Polizei bei einem Entführungsfall zu helfen.
Die Polizei verdächtigt ´den 16 jährigen Garrett Hanlon, ein gleichaltriges Mädchen sowie einen Krankenschwester entführt und einen Jungen des Ortes mit einer Schaufel erschlagen zu haben. Zudem bringt man ihn in Zusammenhang mit ungeklärten bzw. mysteriösen Todesfällen in den letzten Jahren. Der Junge trägt den Spitznamen Insektensammler, weil er sich seit dem Tod seiner Eltern vor allem mit den Sechsbeinlern beschäftigt hat.
Da die Polizei davon ausgeht, dass beide Frauen noch leben, sie aber keinen Anhaltspunkt hat, wo Garrett sie versteckt hält, holt man Lincoln zu Hilfe.
Gemeinsam mit seiner Assistentin gelingt es ihm, zumindest Garrett und die entführte Krankenschwester ausfindig zu machen. Und das natürlich nur durch die Tatortspuren, die Lincoln verraten, wo sich Garrett bewegt und wohin er mit seinem letzten Opfer unterwegs ist. Garrett wird festgenommen und verhört, doch Amalia ist sich sicher, dass dem jungen die Morde nicht zur last gelegt werden können.
Scheinbar in einem Anfall von Geistesschwäche befreit die abgebrühte Polizisten Garrett und macht sich auf die Suche nach dem vermissten Mädchen, die Polizei im Nacken, geführt von Lincoln Rhymes.
Hoffnungslos wird die Flucht, als bei der Verfolgung ein Polizist von Amalia erschossen wird….
Doch es wird sich bald schon herausstellen, dass Tanner`s Corner viel gravierender Geheimnisse birgt, als nur den Tod einiger weniger Menschen…..
_/_/_/_/_/_/_/_/_/
Meinung
_/_/_/_/_/_/_/_/_/
Nichts ist so einfach, wie es scheint. Dieses Motto liegt den Deaver – Romanen allemal zu Grunde und wird von ihm meisterhaft in Szene gesetzt. So sieht es auch bei diesem Roman aus, bei dem es augenscheinlich um die Entführung zweier Frauen durch eine Geisteskraken geht, tiefgründiger aber ein böses Geheimnis das leben der Gemeinschaft wie ein Damokles Schwert überschattet.
Zunächst läuft die Handlung still und einfach vor sich hin, geführt von einem gnadenlos sicher schließenden und analysierenden Rhymes, diesem fast schon seebärartig bissigen Menschen, um dann im letzten Drittel überraschend und spannend zugleich sich in eine ganz andere Richtung zu wenden.
Überzeugend werden die Figuren der Handlung wie auch diese selbst entwickelt, aufgebaut, um dann in einer actionreichen Kaskade am Ende des Buches den Leser überrascht und begeistert zu verabschieden.
Bisher habe ich kaum nennenswerte Schwächen in den Büchern Deavers erlesen, dieses buch besitzt zweifelsohne keine.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-01-30 17:16:50 mit dem Titel Geiz ist eben nicht nur geil .....
Marcus Didius Falco, seines Zeichens Privatermittler des gerade zum Kaiser erkorenen Vespasian, soll für eben diesen einen kniffligen Fall römischer Politik lösen. Denn Vespasian ist nicht unumstritten, hat sich gegen andere Bewerber um den Kaiserthron (Princeps, wie Prof. Schneider (GHK Kassel) da mürrisch einfügen würde) durchgesetzt. Dass sein Stuhl noch wackelt, zeigen einige aktuelle Verschwörungen, von denen eine eben gerade zum Teil aufgeflogen worden ist. Die daran Beteiligten sind geflohen, wurden mit Posten „abgefunden“ bzw. für den Fall eines jungen adoptierten Senators im Gefängnis scheinbar erdrosselt worden. Doch gerade, als sich Vespasian der anderen Beteiligten annehmen will, auf seine, unblutige Art, erscheint ein grün gekleideter Mann und tötet gezielt eine Schlüsselfigur. Marcus Didius Falco seinerseits kann sich zwar einiges darauf einbilden, Privatermittler des Kaisers (Princeps) zu sein, nur wird davon leider nur selten der Magen voll, was an dem sprichwörtlichen Geiz des eben genannten Herrschers liegt. Der knausert bei jeder Sesterz, die er Falco für seine guten Dienste zahlen muss und vermittelt dabei noch das unangenehme Gefühl, dass er soeben ein Königreich verschenkt habe.
Nun, Falco ist nichts, hat wenig, dafür proportional viel Sorgen – ihm bleibt nichts anderes übrig, als sich in Gefahr für sein Land zu begeben.
Kompliziert wird sein Leben auch noch dadurch, dass er mit der Frau des oben erwähnten adoptierten Senators und Thronstürzers ein intensives Techtelmechtel hat, was vor allem deshalb wirklich kompliziert wird, weil eben auch eine ganze Menge Gefühl von beiden Seiten dabei eine Rolle spielt. Ein Skandal, würde man heute wie damals sagen.
Marcus usw. Falco soll weiter Mitverschwörer im Auftrag des Kaisers warnen. Auf seinen beiden Routen durch Italien macht er dabei mehrfach unliebsame Bekanntschaft mit Barnabas, dem grün Gekleideten, bzw. seinen Schergen, die gleichwohl wenig zimperlich sind im Umgang mit dem Tod wie ihr Herr selbst.
Dass man auch an Morden an hoch stehenden Persönlichkeiten nicht zurückschreckt, zeigt Falco, dass es um einen sehr hohen Einsatz bei diesem Spiel um die Macht gehen muss – ein Einsatz, der nur wert ist, wenn es ….
genau….., um den Thron des Herrschers des Römischen Reiches geht. Und schon bald steht Falco im Zentrum der Interessen der Mörderband….
Falco dringt immer tiefer in das Gestrüpp der doch anscheinend aufgeflogenen Verschwörung und stellt fest, dass eine kleine Gruppe der alten Verschwörung, einen neuen Plan ausgeheckt hat, der Rom quasi an seiner Lebensader treffen soll.
_/_/_/_/_/_/_/_/_/
Meinung
_/_/_/_/_/_/_/_/_/
Mit Marcus Didius Falco betritt ein zugegebener Maßen weiterer sympathischer Antik- Detektiv die Bühne der Unterhaltungsliteratur, der freilich mitunter durch die Feder der Autorin an einigen Stellen zwanghaft ironisch wirkt, wird doch jeder seiner Schritte mit bisweilen spitzen Bemerkungen seiner selbst kommentiert bzw. mitbedacht.
Zweifelsohne aber schafft es Davis auch, eine interessante Story zu vermitteln, die zwar weniger opulent in das Wissen über die damalige Zeit einführt als die Bücher von John Maddox Roberts einführt, aber dennoch ein anschaulich plastisches Bild der antiken Welt des Alten Roms vermittelt.
Anders als bei Roberts stehen hier Lebensbilder der unteren und mittleren Schichten der römischen Gesellschaft im Mittelpunkt der Handlung. Der chronisch blanke Falco, der sich auch mal bei seinen Verwandten den Bauch voll schlagen muss, und der auch einmal Staatseigentum als sein eigenes ausgibt um es verkaufen zu können, dennoch aber immer treu seinem knauserigen Herrn dient – ein Widerspruch, der vielleicht typisch für diese Zeit des Reiches war.
Eingeführt wird man auch in den Standesdünkel der Oberen, und zwar am Beispiel der Beziehung zu Helena, der Senatorenfrau und – tochter.
Beide Hauptprotagonisten sind trotz aller Kritik am ab und an nervenden Humor durchaus glaubwürdig dargestellt und durch sie und ihr Handeln lebt das Buch.
Und immerhin habe ich mir gleich die anderen Bände der Bücher bestellt.
_/_/_/_/_/_/_/_/_/
DATEN
_/_/_/_/_/_/_/_/_/
Das Buch wurde 1990 erstmals veröffentlicht und jetzt wieder neu aufgelegt.
Lindsey Davis: Bronzeschatten.Knaur Verlag.
Preis: 8,90 €
_/_/_/_/_/_/_/_/_/
Kleiner Exkurs
_/_/_/_/_/_/_/_/_/
Bis heute ist die Meinung, dass die römischen Amtsinhaber in den Provinzen letztere auspressten wie reife Zitronen, weit verbreitet. In der Fachwissenschaft mehren sich freilich Anzeichen, dass davon generell und allgemein nicht die Rede sein kann, dass vielmehr oft und größtenteils wirklich gewirtschaftet und nicht erbeutet wurde. Es kann sich, wie es auch bei Davis auftaucht, bei diesem weit verbreiteten Stellungnahmen durchaus um eine Wandersage handeln – ähnlich auch den Latifundien, von denen viele meinen, es habe sie überall gegeben, die aber nur an zwei bis drei Originalstellen benannt werden.
Die vier Sterne für dieses Buch müssen erklärt werden. Nach John Maddox Robert – die bisher auf dem deutschen Markt fehlenden zwei Bände aus dessen Reihe sind ab Mai 2003 wieder erhältlich !!! – gibt es derzeit drei weitere Krimihelden, deren mehr oder minder interessanten taten im Alten Rom spielen. Lindsey Davis ist dabei die meiner Meinung nach von der Qualität der Unterhaltung und der interessanten Handlung wegen die bessere Wahl mit Ausnahme des Originals. Roberts Bücher sind auch im Verkaufserfolg weit über den „Nachahmern“ einzuordnen. Sich daran messen zu müssen, ist schwer, zumindest nach meinem Geschmack. Und da ich bei der Lektüre immer wieder Vergleiche gezogen habe, mag das Meinungsbild auch eingetrübt sein.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-02-13 20:22:36 mit dem Titel Thrill - Thriller - Deaver
Die meisten Leseratten werden mittlerweile einmal einen Deaver in der Hand gehalten haben. Den Thrillerautor, der in den letzten Jahren die Nr. 1 weltweit in diesem Genre ist. Und wenn nicht, so werden die anderen durchaus die Romanverfilmung DER KNOCHENJÄGER kennen, der der erste Thriller mit Lincoln Rhyme und Amelia Sachs darstellte.
Mit DAS GESICHT DES DRACHEN liegt nun der vierte Band rundum Rhyme und Sachs im Hardcover vor.
++++++INHALT++++++
Dass die Amerikaner ein Einwanderungsproblem haben bzw. ein Problem mit Einwanderung, ist bekannt. Besser ausgedrückt: Sie haben heute ein Problem damit, denn sie selbst sind ja bis auf die Ureinwohner, fälschlicherweise Indianer genannt, auch alle eingewandert. Zwei große Gruppen versuchen, in den Staaten ihr Glück zu machen: Menschen aus dem Süden, aus Mexiko und den Lateinamerikanischen Staaten, und Flüchtlinge aus Asien, China vor allem.
Die letzte Gruppe wurde zum Leitbild des Thrillers DAS GESICHT DES DRACHEN.
Rhymes und Sachs als Spezialisten für die Tatortuntersuchung und forensische Experten wurden von der Einwanderungsbehörde und dem FBI gebeten, sie bei dem Aufspüren eines gefährlichen Schlangenkopfes zu helfen, der allgemein nur DER GEIST genannt wird. Von ihm gibt es keine Fotos und kein Wissen über die Person, weshalb die Suche sich als Recht schwierig erweist. Dennoch gelingt es Rhyme festzustellen, dass der Geist sich gerade auf einem Schiff auf dem Atlantik befindet und versuchen wird, sich nach New York durchzumogeln, vermutlich, um weitere Geschäfte zu tätigen. Schlangenköpfe werden nämlich die Initiatoren des Menschenhandels genannt.
Doch läuft fast alles schief was schief laufen kann: Als der Geist merkt, dass ihm die Polizei auf hoher See eine Falle stellen will, versenkt er das Schiff, nicht aber, ohne vorher die Ferkel, so bezeichnet er die Menschliche Fracht, im Laderaum eingesperrt zu haben.
Dem Geist gelingt die Flucht, leider aber auch einigen der Ferkel, und so muss der Geist versuchen, diese auszuschalten. Rhyme und sein Team sind geschockt, hatten mit dem Ausgang nicht gerechnet.
Für Lincoln und Amelia beginnt die Jagd auf den wohl skrupellosesten Menschenhändler, der seinerseits auch den Mord an Polizisten problemlos durchführen lässt.
Dem Team um Rhyme und Sachs kommt Sonny Li zu Hilfe, der sich als Ferkel ausgegeben hat, um auf dem Schiff mitfahren zu können, in der Tat aber ein verdeckter Ermittler ist.
Zunächst misstrauisch beäugt, hilft er den Ermittlungen auf der Suche nach dem Geist ein großes Stück weiter – bis auch er ein Opfer des Geistes wird.
Dieser hat nämlich seine Identität geändert, und zwar soweit, dass niemand in ihm einen ruchlosen Mörder sehen würde……
++++++MEINUNG++++++
Zweifelsohne hat Deaver mit diesem vierten Band der Rhyme – Figur erneut einen hochklassigen Thriller hingelegt, der in seiner Fangemeinde mal wieder zu Kauforgien fürhen wird.
Wie bei jeder bekannteren Romanfigur bzw. Romanfiguren lebt das Team Rhyme und Sachs vor allem durch die vermittelte Authenzität. Nun mag der eine oder andere Leser bei der ersten Lektüre eines der Bücher ein wenig überfordert sein, wenn es um das forensische Fachvokabular geht, aber das erliest sich relativ schnell und sollte keine größeren Probleme darstellen. Wichtiger hingegen ist, dass die Personen glaubwürdig sind bzw. Kraft ausstrahlen. Der gelähmte Rhymes wirkt nach außen hin harsch, ist in seinem Ton oft verletzend und es bedarf schon eine gewisse Geduld seines Umfeldes, nicht beleidigt zu sein. Unter der Schale aber nagen Sehnsüchte nach dem alten Leben an ihm, sich bewegen zu können, und so klammert er, ausgenommen der Phasen, in denen er an Selbstmord denkt, alle Hoffnung an neue Operationsmethoden, die ihm Linderung verschaffen können.
Er ist der rationale Teil des Teams, der Logos, der durch rein kognitive Operation ein Problem zu lösen sucht.
Amelia Sachs hingegen ist eine gutaussehende Rothaarige, die an den Nägeln kaut und fahren kann wie der Teufel, die weinen kann, sich Kinder wünscht, sich nach einer Familie sehnt – und das mit Rhymes.
Nicht nur, dass mit diesem Buch ein aktuelles Thema aufgegriffen wird, bei dem die Rolle der Politik in Hinblick auf das grausame Schicksal vieler Flüchtlinge sehr kritisch dargelegt wird. Es sind die Menschen selbst, die von sich aus dem Leser die Meinung des Autors über diesen Sachverhalt ausdrücken..
Thriller, Krimis, alle Genres lassen ein Buch nur dann erfolgreich werden, wenn dem Autor eine Mischung aus Spannung, Glaubwürdigkeit, innere Folgerichtigkeit der Handlung und überzeugenden Figuren gelingt. Das alles schafft Deaver in jedem seiner Bücher
Glaubwürdigkeit der Personen, die sich ergibt durch eine inhaltlich gerade, nachvollziehbare Linie ihres Verhaltens, und ein interessant – kritisch geschilderter Inhalt, verbunden mit der Kunst, dem Leser in immer kleinen Spannungsschüben das Weglegen des Buches fast unmöglich zu machen.
Das ist nicht nur die Stärke dieses vierten Bandes über Rhymes und Sachs.
Für alle Deaver – Fans ein „muss“, für alle anderen ein „muss sein“.
Michael
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-12-28 20:09:35 mit dem Titel Der Tod kam durch die Nase
Marcus Didius Falco zählt mittlerweile sicherlich zu den bekannteren Krimifiguren. In dem jüngst auf Deutsch erschienen Hardcoverband „Tod eines Mäzens“ lässt Lindsey Davis ihre Titelfigur tief in die römische Schriftsteller – und Verlegerszene eintauchen….
INHALT:
Die regelmäßigen Leser Lindsey Davis werden sich erinnern, dass Falco mittlerweile ein equites geworden ist, was sehr frei in heutigen Veröffentlichungen oft - aber nicht zutreffend – mit Ritter übersetzt wird.
Damit hat Falco den schon lange versprochenen Lohn für seinen Einsatz für den Princeps (~ wiederum ungenau mit „Kaiser“ übersetzt) und den römischen Staat erhalten.
Mit seiner jetzigen Ehefrau Helena hat er die kleine Julia bekommen, ebenso temperamentvoll wie die Mutter – also nicht einzuschätzen.
Die von Helena als Geschenk gedachte Stadtvilla außerhalb der Stadt (!!) ist immer noch nicht bezugsfertig und so wohnt Falco mit seiner Familie in einer kleinen Wohnung in seiner alten Gasse.
Nichtsdestotrotz hat er in der Zwischenzeit an seiner Karriere als Schriftsteller weitergearbeitet und kommt nun dazu, gemeinsam mit einem bekannten Senator eine Leseabend abzuhalten – natürlich als letzter Leser.
Immerhin wird weder mit Gegenständen noch rohen Feldfrüchten geworfen, auch wenn die Begeisterung dann doch recht bescheiden im Vergleich zu den Erwartungen gewesen ist. Interessanter an diesem Abend aber ist, dass Falco die Bekanntschaft mit einem Verleger macht, der ihm sogar anbietet, seine literarischen Ergüsse zu veröffentlichen. Erst später erfährt Falco, dass er sämtliche Kosten der Veröffentlichung selbst tragen soll.
Diese Angebot entspricht aber bei weite nicht den Erwartungen Falcos – noch der literarischen Qualität seiner Ergüsse.
Wichtiger wird die Bekanntschaft freilich dadurch, dass eben dieser Verleger kurze Zeit später ermordet in noblen Stadthaus aufgefunden wird – den Stab einer Schriftrolle in der Nase.
Falco wird von Petronius, dem „amtierenden“ Tribun der Vigiles, um Mithilfe bei der Aufklärung der Mordfalles gebeten.
Falco muss sich in das Gestrüpp des Verlegergeschäftes einarbeiten und die unter Vertrag stehenden Schriftsteller, in der Regel lyrische Nieten, erhören. Bei seinen Ermittlungen findet er nicht nur heraus, dass der gute Verleger sein Geld eigentlich mit Bankgeschäften verdiente, geschieden ist, nun mit einer jungen, gut aussehenden aber leicht blöden Blondinen verheiratet ist ( es handelt sich also aufgrund der Haarfarbe der Frau definitiv NICHT um Dieter Bohlen), einen ebensolchen, nämlich beschränkten, Sohn hat und nicht gerade zimperlich in seinem geschäftlichen Verhalten seinen Schriftstellern aber auch seinen Schuldnern gegenüber gewesen ist.
Menschen, die einen „guten“ Grund, sprich kriminalistisch hinreichenden, hatten, ihm nach seinem Leben zu trachten, gibt es in Hülle und Fülle. Doch dass Falco auf der richtigen Fährte ist, erfährt er dadurch, dass er eines Nachts immens feste vermöbelt wird. Für ihn ein gutes Zeichen.
Natürlich muss er neben der Ermittlungen auch noch als Familienvorstand agieren, sich also hier und da von seiner Mutter eine Kopfnuss abholen und sich von seinen Schwestern beschimpfen lassen – trautes Heim…….
MEINUNG
Mittlerweile stehen alle jemals auf Deutsch erschienen Bücher der Falco Reihe in meinem Bücherschrank und das hat auch, man sehe sich dazu auch geflissentlich meine Meinungen zu den anderen Bücher der Reihe an, an der Kombination aus Sprachwitz (Dank den Übersetzern), Situationskomik, aber auch an der Tatsache, dass die Autorin immenses Detailwissen der römischen Geschichte locker leicht in einen Kriminalroman zu packen versteht und somit nicht nur einen Krimi sondern zugleich auch ein Geschichtsbuch vorlegen kann.
Wie oben schon erwähnt wird in diesem Buch das Verlegersystem bei den alten Römern „entdeckt“ und dem Leser unterbreitet, dass so anders funktionierte als heute, schlicht auch deshalb, weil die Rahmenbedingungen so anders waren. Zwar hat es Versuche von Tageszeitungen gegeben, diese waren aber aufgrund der hohen Kosten nie von langer Dauer. Anschriebe an Wände öffentlicher Gebäude machten hingegen wichtige Informationen publik. Schriftsteller mussten auf recht teuere Schreibstoffe schreiben, Bücher wurden in Rollenform verkauft.
Allein schon dieses Thema als Rahmenhandlung für einen historischen Roman zu wählen ist mutig, wobei aber sich der Mut, wie so oft bei dieser Autorin, auszahlt. Und zwar auch dadurch, dass der Protagonist eben nicht durchweg in diesem Rahmenthema agiert, sondern auch ganz natürliche häusliche Probleme – mangelnder Respekt der Ehefrau für der Autorität des Familienvorstandes usw., wer kennt das nicht…- hat, um die er sich kümmern muss.
Dass Falco ein unterschätzter Ermittler ist, wird den Lesern der Reihe bekannt sein – nun, er stellt sich aber auch manchmal eben auch dämlich an, neigt dazu, sich mit seinem Freund Petronius hemmungslos zu betrinken usw.usf.
Eben sympathisch, der Mann.
Und durch diese beiden Ebenen, dem gekonnten Verknüpfen historischen Detailwissens, gut konstruierten Kriminalfällen und einem glaubhaften und sympathischen Protagonisten erhalten alle Bücher der Falco Reihe diesen unheimlichen Reiz, der mich zumindest nicht mehr los lässt.
Michael weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
-
Striker1981, 10.07.2008, 19:36 Uhr
Bewertung: besonders wertvoll
wow* BH und Liebe Grüße vom STRIKER
-
-
Der Jahrtausendkaiser (Richard Dübell)
Pro:
unterhaltsam
Kontra:
Thema schon oft durchgekaut
Empfehlung:
Ja
Den Roman „Der Jahrtausendkaiser“ von Richard Dübell habe ich in einer Bücherwühlkiste in einem Kaufhaus entdeckt. Der Rückentext war ansprechend und weil das Taschenbuch nur 2 Teuro (vorher 16,80 alte gute DM) gekostet hat, musste ich nicht lange überlegen und habe es mit nach Hause genommen.
Der Roman spielt im tiefen Mittelalter (13.Jahrhundert), im Gebiet von Köln, wo Geisler durchs Land ziehen um die Erlösung zu erlangen und falsche Prediger, die das Ende der Welt verkündigen. Eine Zeit in der es einfacher war, wegen einem falschen Wort zu sterben, als 40 Jahre alt zu werden.
Für Phillip, ehemaliger Novize eines Klosters und nun zum Truchsess und Vertrauten eines niederen Adligen aufgestiegen, beginnt die ganze Geschichte recht harmlos. Da er als ehemaliger Klosterschreiber, des Lesen und Schreiben mächtig ist und sich gut mit dem fälschen von Dokumenten auskennt, soll er im Auftrag seines Herrn, einen kleinen Gefallen für den Kardinal erledigen. Dieser will „nur“ Radolf, einem ehemaligem Kreuzritter zur Seite stehen, der von der Familie seiner verstorbenen Frau um sein Erbe gebracht werden soll. Dazu müssen nur einige Originaldokumente, die in den Wirren der Zeit verloren gegangen sind, entweder beschafft oder „wiederhergestellt“ werden.
Phillip findet das ganze schon zu Anfang etwas seltsam und nimmt diesen Auftrag auch nur recht widderwillig an und es wird immer seltsamer als er den Mann kennen lernt, für den er die Dokumente hinbiegen soll. Radolf, dieser recht wirr und seltsam erscheinende Mann, lebt zusammen mit seiner Tochter, die auch ihre Geheimnisse zu haben scheint, auf einem heruntergekommenem Gut, vor dem die bediensteten Angst zu haben scheinen und düstere Geschichten zu erzählen haben.
Bald beginnt Philip zu ahnen, das es hier um mehr als nur Erbstreitigkeiten gehen muss, doch da steckt er schon viel zu tief in dieser Intrige drin, in der die Kirche am Thron des herrschenden Kaisers sägt und muss erkennen das nun auch sein Leben bedroht ist, weil er schon zu viele Stückchen des großen Geheimnisses aufgedeckt hat.......
Im lauf des Romans fügt der Autor viele, der zunächst Nebensächlich erscheinenden Handlungen zusammen, doch welche Rolle Minestrel (den Philip unter mysteriösen Umständen kennen lernt), eine geheimnisvolle Dame (die auf der Suche nach Ihrem verschollenen Mann ist) oder auch Raimund (der Herr von Phillip) spielen, will ich hier nicht mehr verraten um niemandem die Spannung zu nehmen, der das Buch selber lesen möchte.
Richard Dübell beschreibt in seinem Roman ein sehr düsteres, brutales Mittelalter, in dem die Kirche, der Staat, die Mächtigen und Reichen über Leichen gehen (klingt irgendwie nach Realität) um ihre Ziele zu erreichen. Dieser „Historien-Thriller“ ist auf den Theorien einiger Wissenschaftler aufgebaut, die glauben, das viele der Dokumente, auf denen die Geschichte des Mittelalters, so wie wir es heute kennen, gefälscht sein könnten. Nun für mich ist das irgendwie schwer vorstellbar und auch erschreckend, den das könnte ja bedeuten das einige Ereignisse oder Personen nie so stattgefunden oder gelebt haben.
Sollte es meinen, in der Jugend so geliebten, Prinz Eisenherz nie gegeben haben ??? Nein im Ernst, dieser Roman hat nichts mit diesen schön gefärbten Ritterromanen zu tun, in dem die Guten nur gutes tun und die Bösen immer ihre gerechte Strafe erhalten.
Er ist ein gut recherchierter Thriller, in dem es der Autor mit zum Teil sehr heftigen, brutalen Beschreibungen schafft, eine gute und zum Ende hin immer spannendere Geschichte zu erzählen, aus einer Zeit, in der es aus unserer heutigen Sicht, nicht viel gab, das einem das Leben schön erscheinen lies.
Allerdings muss man am Anfang schon etwas Geduld aufbringen um sich „ein zulesen“ und das Ende, des über 700 Seiten langen Romans, wirkt auf mich etwas abrupt, so als hätte der Autor nun langsam auch genug gehabt und wollte zum Ende kommen. Allerdings nicht ohne das man nochmals total überrascht wird, den R.Dübell schafft es noch einmal dem Leser ein Finale zu liefern, mit dem man so nicht rechnen konnte.
Alles in allem ein guter Roman, der einige Stunden guter Unterhaltung bietet.
Der Jahrtausendkaiser
Richard Dübell
Taschenbuch Bastei Lübbe
ISBN 3-404-14393-0
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-05-04 21:37:52 mit dem Titel "Mayday" Nelson DeMille/Thomas Block
Wieder mal in der Bücherei und wieder mal auf der Suche nach Lesestoff fiel mir der Thriller „Mayday“ von Nelson DeMille und Thomas Block auf und da der Rückentext recht spannend klang, entschloss ich mich diesen Thriller zu lesen, obwohl er schon 1998 zum ersten mal erschienen ist (Goldman ISBN 3-442-44097-4).
Eigentlich ist es ein ganz normaler Linienflug, der Supersonic-Jet fliegt mit 300 Passagieren an Bord, in einer Höhe von 62000 Fuß, mit Mach 3 von San Francisco aus nach Tokio. An Board genießen die Passagiere ihren Flug auf unterschiedliche weise, während die einen staunend aus dem Fenster starren, um die Aussicht auf die Stratosphäre zu genießen, lehnen sich andere in ihren Sesseln zurück, um sich noch ein wenig auszuruhen bevor der Überschalljet in Tokio landet und für viele ein harter Arbeitstag beginnt.
Niemand an Board macht sich darüber Gedanken, dass auf diesem Flug etwas schief gehen könnte und doch ist die eben genossene Mahlzeit, für viele so eine Art Henkersmahlzeit, denn gerade als der Jet hoch über den Pazifik rast, beginnen die USA mit dem Test einer neuen selbstlenkenden Abwehrrakete, die den sinnigen Namen Phönix trägt.
Durch einen kleinen Fehler feuert der Testpilot die Lenkrakete, nicht wie geplant auf eine ferngesteuerte Drohne, sondern auf das vorbeifliegende Passagierflugzeug. Obwohl die Rakete keinen Gefechtskopf montiert hat sind die Auswirkungen Katastrophal, denn allein durch die hohe Geschwindigkeit durchschlägt der Flugkörper den Flugzeugrumpf und reist ein großes Loch in den Jet. Durch den entsehenden Druckabfall werden viele Passagiere und Besatzungsmitglieder sofort getötet, den anderen droht durch den Sauerstoffmangel die geistige Umnachtung.........
Wer nun glaubt das es nun nur noch um die Rettung der Passagiere geht, liegt ein wenig daneben, denn das Pikante an der Geschichte ist, dass der Raketentest eigentlich nicht genehmigt war und die Militärs nun versuchen das ganze zu vertuschen.
Während die Überlebenden Passagiere und Besatzungsmitglieder unter Zeitdruck ums nackte Überleben kämpfen, versuchen die Militärs und Versicherungen Zeit zu gewinnen, damit sich ihr Problem hoffentlich von selber regelt............
Was gestern noch Sience Fiction oder nur der Stoff für einen guten Thriller war, kann morgen schon oft grausame Realität sein. Deshalb ist dieser Roman auch ein wenig erschreckend, da er in der Zwischenzeit von der Wirklichkeit eingeholt worden ist. Nelson DeVille schafft es durch seine zum Teil, fast grausame Beschreibungen, das einem beim lesen leichte Schauer über den Rücken laufen, wen man sich vorstellt in so eine Situation zu kommen, deshalb würde ich diesen Roman auch nicht unbedingt während einer Flugreise lesen (das wäre so, als würde ein Astronaut während einer Weltraummission „Apollo 13“ anschauen). Obwohl es sicher möglich ist das Ende zu erahnen, finde ich den Roman trotzdem spannend geschrieben. Tomas Block lieferte für diesen Roman die ganzen Flugtechnischen Details, die er sich durch seine langjährige Erfahrung als Pilot angeeignet hat. Dadurch wirkt der Roman sehr glaubhaft, aber meiner Meinung nach, Stelleweise auch schwer zu lesen, da die vielen technischen Details manchmal etwas zu langatmig beschrieben sind.
Für mich war „Mayday“ ein Roman, der mir ein paar Stunden gute und spannende Unterhaltung geboten hat, den ich aber sicher kein zweites Mal lesen werde. Deshalb kann ich mich auch nicht so recht entscheiden, ob ich nun eine Empfehlung aussprechen soll oder nicht. Zum einen eine recht spannende Story, aber zum anderen hatte ich immer das Gefühl, das ich alles schon einmal gelesen habe.
Deshalb mein „Urteil“, ein durchschnittlicher Thriller, zu einem Thema, das schon oft durchgekaut wurde, durchaus lesenswert, aber keine „Bildungslücke“ wenn man den Roman nicht gelesen hat.
*** wie immer unter shamane oder nethar in verschiedenen Foren gepostet *** weiterlesen schließen -
Gedicht-über Kinderhände-
23.03.2003, 17:10 Uhr von
Löwin49
Mein Lieblingsspruch:*Es gibt nichts Gutes ausser mann(frau) tut es.+Jeder Tag wird ein guter Tag...Pro:
Zur Erinnerung
Kontra:
keins
Empfehlung:
Ja
Hallo Mutti´s hier kommt das passende Geschenk für die lieben Verwanten......
******************************
Oder als liebe Erinnerung an vielb zu schnell wachsend
knuddelige kleine Kinderhände!!!
*********************************
Als meine Kinder klein waren habe ich ein Gedicht über Kinderhände gefunden und habe es für meine Zwecke umgearbeitet.
Zum Beispiel für Leute die immer gegen Kinderfingerabdrücke auf ihren Sachen wettern. Seitdem setzt ich es immer wieder bei meiner Arbeit ein .
Ein Extra für alle die etwas gegen Kinder haben:
************************************************
Für alle Menschen die nicht immer so nett zu Kindern sind hab ich immer eine kleine Kopie in der Tasche die ich ihnen schenke wenn sie mal wieder über Kindertappser am Auto auf dem Fenster oder im Laden schimpfen!
Geeignet auch für die liebe Verwandschft:
*****************************************
denen man es nicht direckt sagen möchte.
Hier empfehle ich es schön eingerahmt zum Aufhängen.
"Kinderhände"
***************
Auf Tischen , Stühlen und an Wänden,
sind Abdrücke von unseren Händen.
Ihr habt gewischt und blankpoliert,
damit bloß nichts den Glanz verliert!
Doch aus kleinen Kindern werden große Leute.
und die kleine Hand von heute,
noch mit allem fröhlich spielt,
greift bald schon sicher und geziehlt!
Damit ihr auch nach vielen Jahren,
könnt ein Abbild euch bewahren,
von unseren Händen noch so klein,
dann soll´s in diesen Farben sein!
Gedicht in gewünschter Größe und Anzahl kopieren,ausschneiden und in die Mitte eines bunten Blattes kleben und mit bunten Kinderhänden verzieren.
Dazu lasse ich die Kinder eine Hand mit Fingerfarben anmalen ,die dann aufs Blatt drücken.Wenn man nur ein kind hat kann man auch den Namen des Kindes einsetzten , statt unserer Hände kann man da "von Julias Händen " einsetzten.
mein Fazit:
***********
das Gedicht kommt auch bei den größten Putztanten immer gut an.
Auch bei Oma und Opa als Erinnerungsgeschenk ist es gerne gesehen.
Geeignet auch für Geburtstags und sonstige Grüße kann man es mit etwas Geschick auf denjenigen umschreiben für den es ist.
*G*
Leonie
Ich hab ein Erinnerungsbild meiner Schulkinder dazugestellt
von einem Ausflug auf den Erlebnisbauernhof ! weiterlesen schließenProduktfotos & Videos
Bild 1 - Mehr zu AutorInnen mit D von Löwin49
am 19.10.2005Bild 2 - Mehr zu AutorInnen mit D von Löwin49
am 19.10.2005 -
Daeninckx, Didier "Bei Erinnerung Mord"
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Aus der Reihe "Inspecteur Cadin"
Le détective comme historien, l´historien comme détective
Ort: Frankreich
Zeit: 1982
Serie: Inspecteur Cadin
Autor: Daeninckx, Didier
Verlag: Distel Literatur, Heilbronn
Erschienen: 01.01.2003
ISBN: 3923208561
Typ: Taschenbuch
17. Oktober 1961, Paris: Die Demonstration gegen den Algerienkrieg endet gewaltsam. Über hundert Demonstranten werden getötet. Ohne erkennbaren Grund wird auch Roger Thiraud, Studienrat für Geschichte, von einem Polizisten aus nächster Nähe erschossen. Einundzwanzig Jahre später reist Bernard Thiraud, Rogers posthum geborener Sohn, ebenfalls Historiker, nach Toulouse, um dort Nachforschungen anzustellen. Beim Verlassen der Präfektur wird er von einem Unbekannten erschossen.
Warum wurden Vater und Sohn umgebracht ? War es nur ein Zufall, dass beide Opfer unbekannter Mörder wurden ? Inspecteur Cadin vom Toulouser Kommissariat übernimmt den Fall und deckt schließlich den Zusammenhang zwischen beiden Morden und die Hintergründe auf.
„Ich möchte, dass Sie mir Ihre Erinnerungen an den Oktober 61 erzählen. Vor allem, ob Sie in der Gegend der Rue du Faubourg-Poissonière rumspaziert sind. Ich werde Sie aus dem Bericht heraushalten, darauf gebe ich Ihnen mein Wort. Ich will einfach nur verstehen, was in jener Nacht tatsächlich geschehen ist. Niemand will darüber reden, es gibt praktisch keine Anhaltspunkte … Ohne Bernard Thirauds Tod in Toulouse hätte ich sehr wahrscheinlich immer noch nicht die leiseste Ahnung davon.“
Der Anstoß für Didier Daeninckx Roman „Meurtres pour mémoire“ war die damalige Affäre Maurice Papon. Papon war Polizeipräfekt von Paris und für die brutale Niederschlagung einer friedlichen Demonstration von Franzosen algerischer Herkunft gegen die diskriminierende nächtliche Ausgangssperre im Jahre 1961 verantwortlich. Dabei wurden vermutlich zweihundert Demonstranten getötet, obwohl offiziell nur die Zahl von drei Opfern zugegeben wird, darunter ein Franzose, der „damals der Durchsetzung des französischen Rechts zum Opfer gefallen“ war (aus der Autobiographie Papons, 1988). Daran knüpft Daeninckx an und erzählt die Geschichte eines Massenmörders, der das Durcheinander während dieser brutalen Niederschlagung nutzt, um einen Historiker ermorden zu lassen, der seiner Vergangenheit im Vichy-Regime auf die Spur gekommen ist. Die Spur führt von 1961 in die Zeit des besetzten Frankreichs und ins Konzentrationslager Drancy.
„Sie Haben das besondere Talent, Ihre Nase in den sumpfigsten Angelegenheiten zu stecken, Inspecteur, aber man kommt aus dem Sumpf nicht heraus, wenn man ihn aufwühlt …“
„Wie dann ?“
„Ganz einfach, indem man die anderen reintaucht.“
Daeninckx erzählt seine Geschichte spannend, mitreißend und trotz des sperrigen Themas mit Humor und Ironie, mit einem genauen Blick für die Absurditäten des Alltäglichen. Sein Protagonist Inspecteur Cadin ist Detektiv und Historiker zugleich. Das er keine Kunstfigur ist, verdankt er Didier Daeninckx Fähigkeit mit wenigen, starken Pinselstrichen, einen plastischen, glaubwürdigen Charakter zu zeichnen und ihm eine menschliche Tiefe zu geben. Cadins Neigung, sich nicht mit einfachen Antworten zufrieden zu geben und den Dingen - ungeachtet aller persönlichen Konsequenzen – auf den Grund zu gehen, führt dazu, dass er von Ort zu Ort versetzt wird. Seine Ermittlungen bleiben letztlich folgenlos, weil die gesellschaftlichen Umstände bleiben, wie sie schon zu Beginn seiner Spurensuche gewesen sind.
„Der Richter erhob noch am selben Abend Anklage gegen Pierre Cazes, kurz vor sieben Uhr. Man bezweifelte jedoch, dass er (wegen seines Krebsleidens) noch bis zum Prozeßbeginn leben würde. Eine guten Gelegenheit, die ganze Affäre zu vertuschen.“
Didier Daeninckx Roman „Meurtres pour mémoire” war in Frankreich ein Riesenerfolg und wurde mit dem „Grand Prix de Littérature policière“ und dem „Prix Paul Vaillant Couturier“ ausgezeichnet. Daeninckx dokumentarisch-fiktionale Anklage hatte einen späten Erfolg: 1998 wurde Maurice Papon der Prozess gemacht.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-03-19 16:57:03 mit dem Titel Deaver, Jeffery "Der Insektensammler"
Ort: USA, Südstaaten, North Corolina
Autor: Deaver, Jeffery
Verlag: Goldmann, München
Erschienen: 01.01.2001
ISBN: 3764501286
Typ: Hardcover
Lincoln Rhyme sitzt seit einem Dienstunfall fast vollständig gelähmt im Rollstuhl. Eine Operation in einer Spezialklinik in North Carolina soll dem nahezu genialen Polizeiermittler zu mehr Bewegungsfreiraum verhelfen. Obwohl seine Assistentin und Lebensgefährtin nichts von der Operation hält ist er fest entschlossen den schwierigen Eingriff vornehmen zu lassen. Als ein hiesiger Sheriff die beiden am Tag seiner Ankunft in der Klinik, um Hilfe bei einem Entführungsfall bittet, sieht Amelia darin eine Möglichkeit die Operation zu verschieben. Für Rhyme stellt die Hilfeleistung eine Herausforderung dar, die ihm die Zeit bis zu dem Eingriff vertreibt. Ein junges Mädchen aus Tanner’s Corner wurde in den Paquenoke-Sumpf entführt. Der mutmaßliche Täter ist ein eigenwilliger Junge den alle nur den ‚Insektensammler’ nennen. Er kennt sich in den Sümpfen bestens aus und wurde schon mehrer andere Straftaten, darunter auch Mord, verdächtigt. Was die ortsansässige Polizei vor eine unlösbare Aufgabe stellt, ist für Rhyme und Amelia Routinearbeit. Sie kommen Garrett relativ bald auf die Spur und sorgen für dessen Verhaftung. Über das Versteck in dem er die Entführte untergebracht hat schweigt sich der Insektensammler jedoch aus. Dann passiert das Unfassbare. Rhyme sieht sich mit dem intelligentesten Gegner konfrontiert mit dem er es je zu tun hatte...
Der Roman überrascht immer wieder mit unerwarteten Wendungen. Die Spannung bleibt dadurch auch über weite Strecken eintöniger und langweiliger Moorlandschaft erhalten. Die Personen sind allesamt mit interessanten psychologischen Profilen versehen, die den Analysen von Lyncoln Rhyme entsprungen zu sein scheinen – präzise und hart. So werden die Charaktere nicht unbedingt sympathisch, bleiben aber noch erträglich im Gegensatz zu Garretts Insektenweisheiten, der drückenden Hitze von North Carolina und der Trostlosigkeit von Tanner’s Corner.
Fazit: Trotz der Fülle an psychologischen Glanzleistungen, Sumpfgras und Krabbelgetier hinterlässt der Roman ein Gefühl der Leere beim Leser der den Kampf durch den Morast der Südstaatenmentalitäten auf sich genommen hat. Wer auf psychologische Thriller steht ist hier sicher nicht falsch, wer einfach nur gute, sympathische Unterhaltung zur Entspannung sucht sollte sich lieber ein anderes Buch suchen.
Verlagsinfo
Lincoln Rhyme, der geniale gelähmte Ermittler, will sich in North Carolina einer riskanten Operation unterziehen. Doch kaum angekommen, werden er und seine Assistentin Amelia Sachs in einen spektakulären Entführungsfall involviert. Verdächtigt wird ein sonderbarer junger Mann, der man nur "den Insektensammler" nennt.
Als das Ermittlungsteam endlich das Versteck des Jungen in den undurchdringlichen Sümpfen ausfindig macht, geschieht das Unfassbare: Amelia wechselt die Fronten - und stellt sich auf die Seite des Entführers. weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
-
-
Jeffery Deaver: *Lautloses Duell*: Spannendes Hackerduell
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Ein atemloser Thriller, der dem Leser kaum eine Verschnaufpause gönnt. Ein Katz-und-Maus-Spiel um einen Serienmörder, der ein Computeractionspiel auf die Wirklichkeit übertragen hat und nun Menschen tötet. Kann die Polizeiabteilung für die Bekämpfung von Computerverbrechen den Killer stoppen?
Handlung
Das Silicon Valley südlich von San Francisco ist so etwas wie der Software und Dollars gewordene Amerikanische Traum: vom Programmierer zum Multimillionär. Doch neuerdings treibt sich in diesem Paradies des Kapitalismus eine ziemlich tödliche Schlange herum. Ein Hacker mit dem Decknamen Phate ('fate' = Schicksal) bringt mehrere Menschen um, darunter eine bekannte Frauenrechtlerin.
Die ermittelnde Polizeiabteilung für die Bekämpfung von Computerverbrechen findet heraus, dass sich Phate in die Computer seiner Opfer eingeloggt hat und sämtliche persönlichen Daten genauestens ausspähen konnte, ohne dass seine Opfer es merkten. Den dafür nötigen Virus namens Trapdoor ('Falltür') hat Phate selbst programmiert, ein geniales Stück Programmcode, wie sich zeigen wird. Die Polizei steht vor einem Rätsel, aber unter enormem Zeitdruck. Wenn der Hacker in das Polizeinetzwerk ISLEnet eindringt, greift er auch das FBI und andere Sicherheitsbehörden an. Dann gute Nacht, Weltfrieden!
Lieutenant Andy Andersons Polizeiabteilung für die Bekämpfung von Computerverbrechen wählt einen unkonventionellen Weg, um Phate Paroli bieten zu können und ihm endlich bei seiner nächsten Tat zuvor zu kommen. Die Polizisten schlagen dem im Knast sitzenden Hacker Wyatt Gillette einen Deal vor: Er bekommt einen Rechner gestellt, wenn er der Polizei hilft, Phate in die Enge zu treiben.
Natürlich hat die Sache einen dicken Haken, der sich noch bitter rächen wird: Gillette sitzt in Haft, weil er angeblich den Sicherheitsschlüssel des Pentagon geknackt hat. Da aber Anderson das Pentagon nicht fragte, ob er Gillette "ausleihen" darf, bekommt sein Nachfolger - Phate hat Anderson kaltgemacht - mächtigen Ärger aus Washington an den Hals.
Während sich die Behörden gegenseitig an die Kehle gehen, büchst eines Tages Gillette aus und macht sich selbständig. Nun fragt sich Inspektor Bishop natürlich, auf welcher Seite Gillette, der früher den Hacker-Codenamen 'Valleyman' trug, in Wahrheit steht? Und wer steckt hinter diesem mysteriösen Phate-Freund namens Shawn, der anscheinend jede Bewegung der Polizei an Phate weitermeldet?
Mein Eindruck
Der Psychologe Deaver beweist in diesem Silicon-Valley-Thriller um Hacker und Serienmorde, wie genau er die ganze Hackerszene kennt: ihre Sprache, ihre Methoden, ihre Verhaltensweisen. Ebenso gründlich recherchiert hat er die Geschichte der Computerindustrie. Phate tötet nur an besonders wichtigen Jubiläumstagen, so etwa an dem Tag, als der frühe Rechner UNIVAC ausgeliefert wurde. Für Leser, die keine Computerfans sind, ist das natürlich nicht so wahnsinnig spannend - für mich aber war es das: Ich bin schon seit 1986 mit Personal-Rechnern zugange - und damals gab es noch nicht mal Microsoft-DOSe.
Die Spannung der Handlung steht und fällt natürlich mit dem Verhalten der Polizisten und ihres Hackerhelfers Gillette während des spannenden Duells zwischen den beiden Hackern. Das ist recht plausibel konstruiert, nur dachte ich die ganze Zeit, die Bullen können doch nicht so blöd sein und übersehen, dass 'Shawn' ein Maulwurf in ihrem eigenen Team ist. Doch während ich felsenfest überzeugt war, es sei der unfähige Altprogrammierer Miller, war es natürlich jemand ganz anderes, und nicht mal ein Mann. Das zeigt sich aber erst ganz am Schluss, und daher will ich das auf keinen Fall verraten. Einen Schwachpunkt gibt es: Gillettes Motivation, Phate zu jagen, ist nicht ganz glaubwürdig begründet, zumindest nicht der Eifer, mit dem er das tut. Schließlich waren die beiden einst Mitglieder der gleichen Hackergang.
Die Message?
Was will uns Deaver mit dieser Story sagen? Ganz einfach: Wir alle, die wir E-Mails verschicken und persönliche Daten auf dem PC speichern, sind total angreifbar. Viren und Würmer sind nur die Publicity-trächtige Spitze des Eisbergs. 'Trapdoor' ist eine - noch fiktive - Späh-Software, wie sie auch Behörden oder das Militär einsetzen könnten. Nicht nur, um Computer auszuspionieren, sondern auch um indirekt Menschen zu töten (eine solche Szene wird sogar im Buch durchgespielt) und rechnergesteuerte Gebäude in die Knie zu zwingen. Im Bosnien- und Kosovo-Krieg tobte - meist unbemerkt von der Öffentlichkeit - ein "Infowar" in den globalen Netzen (es gibt ja nicht nur das Internet), in dem Terroristen, Rebellengruppen und die Militärs einander bekriegten.
Was kann der einzelne PC-Nutzer tun? Sich so schnell wie möglich mit ordentlicher Antiviren-Software ausstatten und wenn möglich sogar eine Personal Firewall installieren. Regelmäßige Aktualisierungen nicht vergessen!
Fazit
Ich habe "Lautloses Duell" in drei Tagen verschlungen. Es ist für einen Computerkenner leicht verständlich geschrieben. Schwierigere Sachverhalte erklärt der Autor mit Diagrammen, aber die taugen auch nicht als Programmieranleitung, keine Angst.
Ein Glossar erklärt wichtige Fachbegriffe, auch solche, die bekannt erscheinen wie etwa den Begriff "Zivilisten" - das sind einfach weder Hacker noch Hackerfeinde, sondern "normale" User.
Natürlich gibt es wieder die Deaver-typischen Überraschungen und plötzlichen Wendungen, wenn man meint, den oder die Täter schon zu kennen. Dies bleibt so bis zu den letzten Seiten, so dass es enorm schwerfällt, das Buch zur Seite zu legen.
Zur Übersetzung
Auf Seite 131ff (nicht im Glossar) findet sich der Begriff "Stenanografie". Damit ist eine Methode gemeint, Daten wie etwa schädlichen Code in Bildern und dergleichen zu verbergen. Meines Wissens sollte dies aber "Steganografie" heißen.
Auf Seite 169 steht natürlich prompt "RFTM" statt "RTFM", welches die klassische Anweisung ist: Read the f**king manual!" - "lies das verdammte Handbuch!"
Michael Matzer (c) 2002ff
Info: The blue nowhere, 2001; Goldmann 04/2002, München, 512 Seiten, EU 9,00, aus dem US-Englischen übertragen von Gerald Jung; ISBN 3-442-45145-0
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-05-29 18:29:51 mit dem Titel J. Deaver: *Der Insektensammler*: Menschenjagd mit Hindernissen
Dies ist in der Tat ein "komplexer psychologischer Thriller", wie es der Klappentext verspricht: Nichts ist wirklich so, wie es auf den ersten Blick erscheint. Die unscheinbare Kleinstadt im Hinterland der amerikanischen Ostküste ist ein wahres Hornissennest. Überraschungen tauchen dann auf, wenn man sie am wenigsten erwartet oder gebrauchen kann - bis zur letzten Seite.
Der Autor
Jeffery Deaver ist nach nur zwei Romanen bereits einer der bekanntesten Krimiautoren der USA. Denn einer dieser zwei Romane wurde von Hollywood verfilmt: Unter dem Titel "Der Knochenjäger" zeigte der Streifen Denzel Washington und Angelina Jolie in den Hauptrollen. Vorlage war Deavers Thriller "Die Assistentin", in der ebenfalls der Kriminalist Lincoln Rhyme die Hauptfigur darstellte.
Die Handlung
Amerikanische Ostküste, Bundesstaat North Carolina. Im ausgedehnten Sumpfgebiet am Paquenoke-Fluss wurde die junge Archäologin Mary Beth O'Connnell entführt. Dringend verdächtig ist der 16-jährige Darrett Hanlon, der schon einiges auf dem Kerbholz zu haben scheint und in der Gegend nur "Der Insektensammler" genannt wird. Er ist ein sonderbarer Einzelgänger, der im Sumpf lebt und sich obsessiv mit "Ungeziefer" beschäftigt. Selbst vor Hornissen hat er keine Angst, denn er setzt ihre Nester manchmal als Waffe ein.
Hornissenstiche haben einen Deputy Sheriff von Tanner's Corner so vergiftet, dass er ins Koma fiel. Er konnte die junge schwarze Krankenschwester Lynda Johanson daher nicht mehr beschützen, als sie von dem Insektensammler entführt wurde. Merkwürdig ist es schon ein wenig, dass eine Krankenschwester sich an die Stätte eines Mordes begibt, um Blumen niederzulegen. Nun ist die Polizei unter Sheriff Jim Bell reichlich verzweifelt. Und sie greift daher zum letzten Strohhalm.
Lincoln Rhyme aus New York City und seine Assistentin Amelia Sachs sind nach North Carolina gekommen, damit er sich dort in einer Spezialklinik (wo auch Lynda Johanson arbeitet) an der Wirbelsäule operieren lassen kann. Rhyme ist seit einem Dienstunfall in New York City fast vollständig gelähmt. Seinen Spezial-Rollstuhl fährt er mit Hilfe einer "Strohhalmsteuerung", die er mit dem Mund bedient. Nur den beredsamen Kopf und den linken Ringfinger kann er noch bewegen.
Sheriff Bell, der von seiner Anwesenheit erfahren hat, tritt an ihn heran und bittet Rhyme um Hilfe bei der Lösung des Hanlon-Falles. Rhyme sieht eine Chance, sich die Langeweile vor der Operation zu vertreiben und willigt ein, unter der Bedingung, die Untersuchung kriminalistisch leiten zu können.
Mit Rhymes' analytischem Verstand und seiner akribischen Spurensuche gelingt es ihm schon nach kurzer Zeit, mit Amelias Suchtrupp den Jungen in den Sümpfen aufzustöbern, ihn in die Enge zu treiben und schließlich in einer dramatischen Aktion zu verhaften. Lynda Johanson wird fast unversehrt befreit. So weit so gut. Doch wo ist die Geisel des Jungen versteckt: Mary Beth McConnell? Muss sie etwa verdursten? Der Junge weigert sich im Gefängnis, dazu eine Aussage zu machen. Er sagt, er wolle Mary Beth nur beschützen. Und Amelia, die Muttergefühle in sich spürt, merkt, dass der Junge Angst hat.
Unvermittelt erhält der Fall eine unerwartete Wendung: Amelia Sachs wechselt die Seiten. Sie flieht mit dem befreiten Jungen zurück in die Sümpfe, wobei sie clever ihre Verfolger in die Irre führt (gelernt ist gelernt: Amelias Vater war Streifenpolizist). Plötzlich sieht sich Mr. Rhyme einem äußerst intelligenten Gegner gegenüber. Wird es ihm gelingen, Amelia und den Jungen zu finden und die verschwundene Mary Beth zu retten?
Doch retten muss er sie alle, wie er zu seinem Entsetzen herausfindet: Er ist von Anfang benutzt worden, um Zeugen großer Verbrechen in Tanner's Corner zu finden, die von den Schergen eines mächtigen Hintermannes unschädlich gemacht werden sollen. Eine Wettlauf gegen die zeit beginnt, als nicht weniger als drei Trupps Jagd auf Amelia und Garrett machen. Die Menschenjagd führt zu einem bleihaltigen Showdown im Sumpf.
Das ist natürlich noch nicht das Ende, denn der Leser fragt sich ja, ob Amelia Sachs für ihre Untat in die Gaskammer geschickt wird. In den Südstaaten sollte man offenbar damit rechnen, legt der Autor nahe.
Mein Eindruck
Am Anfang hatte ich meine Mühe, mit der leicht etwas überheblich wirkenden Art des Chefermittlers Lincoln Rhyme zurecht zu kommen. Doch der Junge hat wirklich was auf dem Kasten, wie das Fortschreiten der Untersuchung zeigt. Seine Kompetenz bei der Spureninterpretation wird allgemein akzeptiert, doch Amelias Verhalten zeigt auch Rhyme, dass Spuren alleine nicht ausreichen: Sie können so und so gedeutet werden. Psychologie muss hinzukommen, damit aus den Hinweisen eine Geschichte wird. Und nicht einmal das muss zunächst die ganze Wahrheit sein - die Wirklichkeit hat Falltüren, wie Rhyme erkennen muss.
Mit dem Insektensammler Garrett Hanlon hat der Autor eine interessante Figur geschaffen. Der einsam lebende Waisenjunge selbst würde einem Schnüffler wie Rhyme kein paroli bieten könne. Doch mit dem Wissen, das er sich aus Fachbüchern über Insekten angelesen und der praktischen Erfahrung, die er sich erworben hat, schafft er es, Taktiken aus dem Insektenreich in sein Verhalten zu integrieren - so entkommen er und Amelia dem Zugriff der gesammelten Verfolgertrupps. Amelia staunt, wieviel sie selbst von Garrett lernen kann, um zu überleben.
Vertrauen zwischen ihr und dem Jungen entsteht vor allem durch eine Szene. Sie fordert ihn auf, sich einen leeren Stuhl (siehe Originaltitel!) mit jemandem darin vorzustellen, dem er gerne etwas sagen möchte. Dieser Akt der Vorstellungskraft ist Teil der Gestalttherapie und dient dazu, einen "Patienten" zum Aussprechen seiner Sorgen und Anliegen zu bringen. Es funktioniert hervorragend, denn nun weiß Amelia, wer am Tod von Garretts leiblichen Eltern schuld ist. Vielleicht lebt sie lange genug, um es Rhyme sagen zu können.
Hornissennester sind nicht nur Waffen in diesem Buch, sondern auch ein Symbol. Rhyme und Amelia sehen die Mitglieder der sie umgebenden Verschwörung erst, als sie angegriffen werden - sogar noch auf dem Operationstisch! Ich finde es wenig glaubhaft, wenn Deaver eine gesamte Kleinstadt und somit die Südstaaten als amoralisch, korrupt und selbstmörderisch hinstellt. Logisch, dass dann die rettende Kavallerie aus dem Norden kommen muss. -- Tennessee Williams und John Grisham haben weiter an diesem Bild gestrickt. Und patricia Cornwell hat sogar einen neuen Roman mit dem Titel "Die Hornisse" veröffentlicht. Ihre Geschichten spielen bekanntlich in der alten Hauptstadt des Südens: nein, nicht in Atlanta, sondern in Richmond, Virginia.
Fazit
Es wäre sicherlich unfair zusagen, dass die Roman Handlung im Grunde aus lediglich zwei Menschenjagden (jedesmal auf den Titelhelden) bestünde. Das hieße, die Psychologie und die Kriminalistik unter den Tisch zu kehren. Aber andererseits bezieht der Roman seine Spannung hauptsächlich aus dieser Action. Und zwar in solchem Maße, dass man die Seiten 280 bis 410 nur so durchrast, um herauszufinden, wie Amelias Flucht mit dem Jungen endet. Wie gesagt: Deaver hält danach noch einige Überraschungen bereit.
Jeffery Deaver: Diesen Namen sollte man sich merken.
Michael Matzer (c) 2002ff
Info: The empty chair, 2000; Blanvalet 8/2001, München, 480 Seiten, DM 44,00, aus dem US-Englischen übertragen von Hans-Peter Kraft; ISBN 3-7645-0128-6
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-06-08 12:00:05 mit dem Titel Jeffery Deaver: *Die Saat des Bösen*: Thriller-Duell der Redner
Ein effektvoller psychologischer Thriller, der mich mit seiner kritischen Haltung gegenüber Erweckungs- und Fernsehprediger wie auch Staatsanwälten überrascht hat. Ein früher Roman Deavers, des Meisters der raffinierten Psychologie und akribischen Gerichtsmediziner.
Handlung
Eine Mordserie ereignet sich im ländlichen Virginia und versetzt eine ganz bestimmte Familie in Angst und Schrecken, die Familie von Tate Collier. Dass er von seiner Frau Bett McCall schon seit Jahren geschieden ist, stört den Killer nicht. Er fängt mit Tates Tochter an.
Die 17-jährige Megan wird immer die "verrückte Megan" genannt. Sie kommt nämlich nach der Scheidung ihrer Eltern mit ihren Problemen nicht mehr zurecht und hat sich bereits mit mehreren ungewöhnlichen Männern eingelassen. Nach einer besonders turbulenten Nacht lässt sie sich von ihrer Mutter, Bett McCall, dazu überreden, den Psychotherapeuten Dr. James Paters aufzusuchen. Peters gelingt es in der Tat, Megans Vertrauen zu gewinnen. Immer tiefer in ihrer Psyche bohrend stößt er auf sehr viel Zorn und Frustration und überredet Megan, ihre Wut rauszulassen und aufzuschreiben.
Das Mädchen ahnt nicht, dass Peters keine Approbation hat und ein Mörder ist. Am nächsten Morgen ist sie spurlos verschwunden. In Tate Colliers Haus tauchen nur die verhängnisvollen Gesprächsaufzeichnungen Megans auf. Sie lesen sich nun wie wütende Abschiedsbriefe. Darauf fällt auch die Polizei herein: Wer sucht schon nach einer Ausreißerin, die wahrscheinlich schon längst im Zug nach New York City sitzt?
Tate Collier, ein ehemaliger Staatsanwalt und seit fünf Jahren im Ruhestand, bittet seinen alten Freund Konnie von der Polizei, dennoch nach Hinweisen auf Megans Entführung zu suchen. Konnie ist ein hervorragender Schnüffler. Schon bald stößt er auf Ungereimtheiten. So etwa scheint der letzte Megan-Lover, der ältere Englischlehrer Carson, sich selbst verbrannt zu haben, weil er sich Vorwürfe macht, Megan und andere Mädchen verführt zu haben.
Ein weiterer Lover Megans ist der Farbige Joshua LeFevre, ein rebellischer Kunstmaler aus betuchtem Hause. Als er mit Colliers und Konnies Hilfe Megans Spur aufnimmt, stößt er in den Bergen Virginias, den höhlenreichen Appalachen, auf ein unheimliches und abgelegenes Anwesen. Zwei Erweckungsprediger hätten hier ihre Gottesdienste mit feurigen Reden abgehalten, erzählt ihm eine Anwohnerin. Doch hier stößt Joshua nur auf Aaron Matthews. Er ahnt nicht, dass Matthews mit Dr. James Peters identisch ist.
Peters/Matthews setzt wie schon bei Megan seine heimtückische Überredungskunst und seinen psychologischen Scharfblick ein, um Joshua aus dem Konzept zu bringen. Joshua ahnt ja, dass er Megan hier finden könnte. Doch als er sich ablenken lässt, unterliegt er.
Nun schweben nicht nur Megans Eltern in ernster Gefahr, sondern auch der alte Polizist Konnie, der sich auf die Spur des Dr. Peters gesetzt hat. Doch auch Konnie hat einen schwachen Punkt, wie jeder. Es erscheint schier unglaublich, aber auch diesen abgebrühten und zynischen Polizisten "schafft" Dr. Peters mit seiner Beredsamkeit. Schließlich aber trifft er auf seinen eigentlichen Gegner: Tate Collier war einmal der brillanteste Staatsanwalt Virginias. Seine Beredsamkeit ist mindestens ebenso so groß wie die von Matthews/Peters. Und damit hatte er fünf Jahre zuvor dessen Sohn hinter Gitter gebracht...
In einer der vielen Höhlen findet der folgerichtige Showdown zwischen diesen beiden Meistern der Beredsamkeit statt. Und vielleicht gibt es für die entführte Megan noch eine Überlebenschance.
Mein Eindruck
Der Leser ist von Anfang im Bilde, was gespielt wird. Wir folgen den Machenschaften Matthews/Peters' ebenso wie den verzweifelten Befreungsversuchen, die Megan in den unheimlichen Kellern auf dessen Anwesen unternimmt. Getreu dem alten Hitchcock-Grundsatz sind wir den Vertretern des Guten stets weit voraus und bangen um ihr Überleben: So wird Suspense aufgebaut. Wir können dem Tod bei der Arbeit zusehen und fragen uns, wer das moralische Recht hat, zu überleben.
Als der Autor immer mehr Einzelheiten über die Geschehnisse fünf Jahre zuvor enthüllt, die zu Peters' Rachefeldzug und Colliers Amtsniederlegung führten, gerät Collier zunehmend ins Zwielicht. Der Vertreter von Gesetz und Ordnung scheint ja über Leichen gegangen zu sein, wenn es seiner Sache dienlich war. Vielleicht hat ja am Ende der Mörder Recht? Als es diesem auch noch gelingt, Bett McCall für sich einzunehmen und zwischen sie und ihren Ex-Mann einen Keil zu treiben, scheint Collier auf verlorenem Posten zu stehen. Die Chancen für Megans Überleben schmelzen dahin.
Und so hängt alles von der finalen Konfrontation der beiden männlichen Hauptfiguren ab. Diese Szene ist ebenso hervorragend ausgearbeitet wie jene Szene, in der Konnies Fall und Vernichtung angebahnt wird. Hier spielt Deaver sein ganzes Wissen als Psychologe und sein Können als Rhetoriker aus. Und erst in dieser Szene, kurz vor Schluss, zieht Collier sein größtes Ass aus dem Ärmel (ich werde mich hüten, das hier zu verraten!). Und das haut nicht nur seine Zuhörer um.
Der Titel: Deavers kritische Haltung
Der Originaltitel lautet "Speaking in tongues", also "in Zungen sprechen". Das Taten bekanntlich die Leute und Jünger Jesu zu Pfingsten, als sie den Geist Gottes em-PFING-en. Davon leitet sich die Erweckungsbewegung ab, die Pentecost-Sekte. Ihr gehörte beispielsweise auch Jeannette Wintersons Mutter an, wie J.W. in ihrem Roman "Orangen sind nicht die einzige Frucht" (neu als Taschenbuch bei BVT) erzählt.
Im Buch zog Aaron Matthews mit seinem Vater von Dorf zu Dorf, um flammende Erweckungsreden, angeblich göttlich inspiriert, abzuhalten und den zuhörenden Lämmern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Natürlich war das Ganze inszeniert. Doch der Autor zieht von hier aus eine direkte Parallele zu Tate Colliers Tätigkeit als Staatsanwalt von Fairfax County in Virginia. (Die Polizei zählt nicht: Sie ist den Besitzenden hörig.) Und er rückt somit die Rechtssprechung auf eine Stufe mit Scharlatanen wie Matthews & Sohn. Da ist eine extrem kritische Haltung, die Deaver hier andeutet - mindestens so kritisch wie jene des frühen John Grisham, etwa in "Die Firma".
Die Parallelen gehen noch weiter, wie der Titel des ersten Buchteils andeutet: Es geht um die jeweiligen Erstgeborenen von Matthews und Collier. Nach dem altbiblischen Gesetz von "Auge um Auge, Zahn um Zahn" vergilt Matthews' den Tod seines Sohnes an Colliers Tochter, Megan. Aber hat dieses Gesetz heute noch Gültigkeit? Und somit auch die Worte zahlloser Fernsehprediger in den USA und anderswo?
Die Figuren
Was mich etwas nervte, war die etwas naive Haltung von Bett McCall. Sie wird auch als Esoterikfanatikerin etwas lächerlich gemacht. Dennoch ist sie ebenso realistisch gezeichnet und plausibel gezeichnet wie der angeblich so gefühlskalte Tate Collier. So richtig sympathisch ist eigentlich nur der arme alte Polizist Konnie, der ein weitaus besseres Ende seines Lebens und seiner Laufbahn verdient hätte.
Unterm Strich
Dieser Thriller ist hundertmal spannender als irgendein Grisham, hat mehr Action und Intelligenz in den entscheidenden Szenen und lässt den Leser nicht mehr los bis zur letzten Szene. Von späteren Deaver-Romanen unterscheidet er sich lediglich dadurch, dass nicht so viele überraschende Wendungen enthalten sind und keine "Knochenjäger" auftauchen.
Michael Matzer (c) 2002ff
Info: Speaking in tongues, 1995; Goldmann 1998, Nr. 43715, München; 412 Seiten, EU 8,45, aus dem US-Englischen übertragen von Hans-Joachim Maass; ISBN 3-442-43715-6
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-10-24 17:46:20 mit dem Titel Matt Dickinson: *Die weiße Hölle*: Drama am Mt. Everest
Wieder eine Katastrophe am Everest, dem höchsten Gipfel - muss das sein, fragt man sich. Doch dieser Roman ist kein Neuaufguss der bekannten Krakauer-Story, sondern etwas Eigenständiges mit glaubwürdigen Charakteren. Ich habe das Buch in zwei Tagen verschlungen: ein unterhaltsamer Actionthriller, doch ohne Agenten und anderes Krimizubehör.
Handlung
°°°°°°°°
Josie, die junge englische Journalistin, und der sportliche Medienmogul Sebastian Turner sind ein Paar wie aus dem Bilderbuch: jung, gut aussehend und beruflich erfolgreich. Außerdem lieben sie einander sehr. Er hat einen Privatsender aufgebaut, und sie ist seine Star-Moderatorin. Alles scheint bestens zu laufen. Da setzt sich Sebastian in den Kopf, als erster Amerikaner - nur ein Japaner hat das vor ihm geschafft - per Gleitschirm vom Gipfel des Mt. Everest zu schweben. Um die Einschaltquoten des Senders hochzutreiben, soll Josie über den Gipfelsturm und das Wagnis berichten.
Doch am Tag der letzten Austiegsetappe kommt am Gipfelgrat ein ungewöhnlich plötzlicher und heftiger Sturm auf und selbst der erfahrenste Bergführer hat keine Chance, rechtzeitig für Rettung zu sorgen: Fassungslos erfährt Josie vor laufender Kamera, dass ihr Ehemann und sein Bergführer Rick Fielding vermisst werden. Eine Rettung kommt leider nicht mehr in Frage, denn die Schneesturmsaison ist bereits angebrochen. Die gefrorenen Leichen der Bergsteiger bleiben auf dem Berg.
Auf einer Gedenkfeier ein paar Wochen später lernt die am Boden zerstörte Josie, die sich mit Selbstmordgedanken trägt, den Alaskaner Hal Maher kennen, den sie im Norden den Lawinenmann nennen, weil er in einer dramatischen Situation nicht nur eine Lawinenkatastrophe richtig vorausgesagt, sondern auch selbst bedrohte Siedler gerettet hat. Bei jener Aktion war seine geliebte Rachel verletzt worden. Auch Hal ist also ein Mann mit inneren Verwundungen.
Hal ist ein enger Freund Ricks gewesen. Obwohl er bei einer von ihm geführten Everestexpedition nur knapp dem Tod entging und sich schwor, nie wieder zahlende Kunden auf den Everest zu lotsen, willigt er schließlich doch ein, Josie auf den Berg zu führen. Denn Ricks Witwe wird von geretteten Opfern verklagt, und er sieht die Chance, Beweise für Ricks Unschuld zu beschaffen, wenn er Ricks Leiche sucht. Josie erfleht von ihm die Gelegenheit, auf dem Berg Sebastians Tod zu verarbeiten, um so wieder auf die Beine zu kommen. So kann man sich täuschen.
Sie begeht zudem den verhängnisvollen Fehler, live von ihrer Gipfelbesteigung für ihren Sender berichten zu wollen, um die fallenden Quoten zu steigern. Die Dreharbeiten fordern wertvolle Stunden, die Hal und Josie beim Abstieg fehlen. Ein eisiger Sturm kommt auf, der Sauerstoff geht aus und obendrei taucht ein verrückt gewordener Ukrainer auf, der unbedingt ein Gipfelfoto ergattern will. Diese Kombination von unvorhergesehenen Umständen kostet Josie und Hal beinahe beide das Leben.
Die letzten 100 Seiten gehören zum Spannendsten, was ich an Everestliteratur gelesen habe und können leicht mit Krakauers dokumentarischem Bericht "In eisige Höhen" aufnehmen. Ich fand Dickinson sogar dramaturgisch besser aufgebaut, so dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte.
Fazit
°°°°°
Bei solchen Büchern kommt es stets darauf an, wer der Autor ist. Er muss Detailkenntnis und Glaubwürdigkeit vereinigen. Matt Dickinson, in England ein bekannter TV-Journalist, ist selbst ein Everestbezwinger, der 1996 in der Krakauer-Saison am Berg war. Sein Buch über die Everest-Besteigung, "Death Zone" (Todeszone), war in den USA und England ein Bestseller. Sollte es auf Deutsch erscheinen, werde ich auf jeden Fall zugreifen.
Die fünf Manuskriptfassungen für diesen Roman haben sich auf jeden Fall gelohnt. Das Ergebnis der jahrelangen Arbeit ist ein ansprechender Roman mit glaubwürdigen Charakteren, die so existiert haben könnten. Die Handlung vereint Sachkenntnis mit menschlichem Drama, Action wechselt sich mit psychologischen Vorgängen und Wandlungen ab.
Erst die menschliche Dimension lässt die Lektüre zum packenden Erlebnis werden. Denn viel zu oft schon ist der Bergliebhaber mit Berichten über die Everestbesteigung und ihre Schrecken zugeschüttet worden, so dass wir zwar alle die Fakten kennen, aber nicht das schreckliche Gefühl, auf dem Berg in eine Katastrophe zu geraten. Wer weiß schon, wie es sich anfühlt, wenn einem die Zehen und Finger erfrieren, wenn man sich Lunge aus dem Leib husten möchte oder man schneeblind wird wie Josie?
Wer weiß, wie es ist, zwei Nächte in einem Schneesturm in der Todeszone zu verbringen - wie Hal? Dickinson schafft die Vermittlung dieses Gefühls. Dafür muss man in Kauf nehmen, dass seine Erzählung an "langsamen Stellen" mit viel statischer Emotion etwas unbeholfen daherkommt. Aber das nimmt man gerne in Kauf, denn er entschädigt dafür mit grandiosen Szenen.
Michael Matzer (c) 2002ff
Info: High risk, 2000; Goldmann 2001, Nr. 41659, München; 444 Seiten, DM 20,00, aus dem Englischen übertragen von Ulrike Röska; ISBN 3-442-41659-0
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-10-30 15:55:59 mit dem Titel Jenny Diski: *Regenwald*: Selbstfindung einer jungen Frau
Eine junge Frau findet zu sich selbst, wobei sich ihr rationales Denken mit der 'irrationalen' natur auseinandersetzen muss.
Dies ist der zweite Roman der britischen Autorin Jenny Diski, die mit dem sado-erotischen Roman "Küsse und Schläge" Ende der 80er Jahre bekannt wurde.
Handlung
Auf den ersten Blick geht es in "Regenwald" um alles andere als Sexualität. Die junge Wissenschaftlerin Mo arbeitet an einem ökologischen Projekt im Regenwald von Borneo. Die Ergebnisse ihrer Arbeit sollen für die Klimakontrolle genutzt werden.
Als rational denkende Wissenschaftlerin fühlt sie sich herausgefordert, hinter dem Chaos von Wachsen und Wandel irgendeine Art von Gesetzmäßigkeit zu entdecken. Sie findet keine. Während Mo ihre Untersuchungsraster über den nassen Waldboden legt und Resultate in Tabellen einträgt, setzt sich der Regenwald - mit seiner Vitalität ein Symbol für die Macht der Natur an sich - am Rand von Mos Bewusstsein fest.
Wieder nach London zurückgekehrt, fühlt sich die selbstsichere junge Frau durch die sexuellen Avancen des neuen Dozenten Joe Yates zwar in Versuchung geführt, lehnt jedoch letzten Endes sein Angebot ab. Bald darauf verändert sich ihre nächste persönliche Umgebung, beispielsweise beginnt ihr verheirateter Kollege Liam ein Verhältnis mit einer seiner Studentinnen, und Mos Mutter enthüllt ihr, dass sie vom Verhältnis ihres verstorbenen Mannes (Mos Paps) zu einer anderen Frau stets gewusst habe.
Mo, die dieses Wissen jahrelang als geheime Verbindung zu ihrem geliebten Vater gehütet hatte, ist wie vor den Kopf geschlagen. Vater und Mutter sind plötzlich zwei andere Menschen geworden. Die Frage stellt sich ihr nun, was sie selbst ist in diesem Ozean des Wandels?
Fluchtartig in den Regenwald auf Borneo zurückgekehrt, sperrt Mo ihre Gedanken in den engen Rahmen ihrer Untersuchungsraster. Ihr labiles Gleichgewicht wird zerstört, als Joe Yates wieder auftaucht. Er stürzt sie zunächst in Zweifel über ihre eigene Arbeitsmethode und "nimmt", als kein Protest erfolgt, dann sie selbst.
Als er zwei Tage später weiterzieht, ist Mos Welt aus den Fugen geraten - Mo verfällt, da sie nun ihre Arbeit mit anderen Augen betrachtet, zunächst in Verzweiflung, dann in tiefste Depressionen. Nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus sucht sie sich eine Stelle als Putzfrau. Dinge an ihren Platz zu stellen, befriedigt ihr Bedürfnis nach Ordnung. Aus dieser Perspektive erzählt sie die Geschichte ihres früheren Ichs.
Fazit
Chaos und Ordnung, Natur und Kultur, Verstand und Lust, Vernunft und Wahnsinn - zwischen diesen Polen entspinnt sich die Erzählung von Mos Leben. Während die meisten von uns noch an die Allmacht der Wissenschaft glauben mögen, zeigt Jenny Diski den Menschen in seiner Ver-rücktheit: Indem er nämlich meinte, er mache sich die Natur untertan, verlor er den Kontakt zu ihr, den festen Standpunkt. Nicht mehr als Teil von ihr agierend, ist sein Untergang vorhersehbar, und keine Wissenschaft vermag dies abzuwenden.
Diski, nach ihrem Debütroman "Küsse und Schläge" schon als Doris Lessings Nachfolgerin in der Rolle der Kassandra angesehen, hat ein zwar weniger bizarres, dafür jedoch umso provokativeres Buch geschrieben.
Dass uns die Sprachsensibilität der Autorin so erreicht, wie es in ihrer Absicht lag, ist das Verdienst der sehr guten Übersetzung von Bettina Runge.
Michael Matzer (c) 2002ff
Info: Klett-Cotta 1990, Stuttgart; 220 Seiten, DM 36,00, aus dem Englischen übertragen von Bettina Runge; ISBN 3-608-?
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-11-05 17:02:41 mit dem Titel Dahle/Leyerer: *Madeira*: Der schwimmende Garten im Atlantik
Auf 96 Buchseiten eine so vielfältige Insel wie Madeira einzufangen, ist schon ein Kunststück. Und so kann es nicht verwundern, dass zwar zwar sehr viel Material zusammengetragen wurde, man aber die eher "unansehnliche" Hochplateau-Seite der Insel ausgespart hat. Das Buch ist weniger als Reiseführer geeignet als vielmehr als Bildband, als Erinnerung an einen schönen Urlaub.
Die Autoren und der Fotograf
Während Wendula Dahle seit 1971 Professorin für Kommunikations- und Kulturwissenschaft (Schwerpunkt Germanistik) und Wolfgang Leyerer Dozent für Medienwissenschaften, aber auch freier Fotograf. Beide sind also gestandene Akademiker. Hubert Stadler zeichnet für die meisten Bilder des Buches verantwortlich. Er veröffentlicht seit 1989 regelmäßig in Zeitschriften und Reiseführern. Von ihm erschienen mehrere Bände im Bucher- und im Südwest-Verlag - ein absoluter Profi also.
Inhalte
Der Inhalt des Buches ist in zwei Schwerpunkte aufgeteilt: in den beschreibenden Teil "Schwimmender Garten im Atlantik" und in den Faktenteil "Madeira: Planen, reisen, genießen", der etwa ein Drittel des Buches einnimmt. Dieser Teil ist am ehesten ein " Praktischer Reiseführer", der mit lokalen Informationen zu Sehenswürdigkeiten und entsprechenden Karten aufzuwarten weiß. Stand der Informationen ist das Jahr 2000; damals wurde der neue Flughafen eingeweiht. Ein Register rundet den Faktenteil standesgemäß ab, so dass man schnell findet, was man sucht.
Wie in jedem Bildband, der keinen Baedeker-Anspruch erhebt, müssen sich Text und Foto ergänzen. Dem entsprechend stehen den über 150 durchgehend farbigen Abbildungen auch ergänzende Texte gegenüber, die die Eigenarten der Insel und ihrer Bewohner eingehen. Sieben Spezialthemen in ganz oder doppelseitigen Essays heben besonder Aspekte heraus: über Blumen, Portwein, Herrenhäuser, handbemalte Kacheln, Korbschlitten usw.
Die Fotos
Irgendwann muss es einmal eine erste Auflage dieses Buches gegeben haben, und das war vermutlich in den seligen siebziger Jahren. Also zu jener Zeit, als Portugal der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft EWG beitrat. Woher ich das weiß? Insbesondere das Straßenbild sieht, meinem eigenen Aufenthalt in 2001 nach zu urteilen, anders aus, moderner. Die auf den gezeigten Fotos sichtbaren Automodelle stammen aus den 70er Jahren: deutsche Mercedes-Taxis und die ersten VW Golfs. Die gezeigten Landstraßen ist nahezu menschen- und autoleer. Heutzutage ist hier fast das ganze Jahr über viel mehr los, denn Portugal/Madeira hat einen beträchtlichen Aufschwung erlebt. Man sieht es z.B. am Autobahnausbau westlich der Inselhauptstadt Funchal. Die entsprechende Karte ist meines Wissens aktuell.
Es macht aber nichts, dass manche Fotos älter sind. Die Landschaft hat sich wenig verändert, die Weinkeller noch weniger. Hubert Stadler hat den Reise - meist Hotels und Herrenhäuser - einfach neu fotografiert. Man sieht es seinen Fotos auch an: Sie sind gestochen scharf.
Ich weiß nicht, warum es mir die alpine Hochfläche im nordwestlichen Madeira so angetan hat, aber ich vermisse sie in diesem Band. Auch mehr Fotos von den Levadas (Entwässerungskanälen mit Wanderpfaden). Dafür bekommt der Betrachter schöne Strand- und Küstenfotos von der Nachbarinsel Porto Santo zu sehen.
Mein Eindruck
Es ist sicher nicht einfach, eien derart vielgesichtige, facettenreiche Insel wie Madeira vollständig einzufangen. Unter den gegebenen Umständen, besonders dem niedrigen Preis, bekommt der Käufer einen guten Übrblick sowie einen repräsentativen Querschnitt durch die Reize von land, Kultur, Menschen, Essen & Trinken, Vegetation, Transport und Geschichte.
Unterm Strich
Das Buch eignet sich als Einstieg zum Thema, aber auch als Urlaubserinnerung. Als Reiseführer würde ich es nicht unbedingt mitnehmen, dafür gibt es zu wenig Karten, Adressen und andere Daten.
Michael Matzer (c) 2002ff
Info: Bucher Verlag 07/2002, München; 96 Seiten, Format 24 x 30 cm,EU 15,95, ISBN 3-7658-1328-1
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-12-08 18:00:42 mit dem Titel P.K. Dick: *Blade Runner*: Verbindung von Humor, Philosophie und Action
Dies ist die literarische Vorlage für Ridley Scotts kultigen Science Fiction-Film "Blade Runner" von 1982, in dem Harrison Ford eines seiner besten Auftritte hat, neben Rutger Hauer und Daryl Hannah. Dabei hieß der Roman ursprünglich ganz anders: "Träumen Androiden von elektrischen Schafen?".
Der Autor
Philip K. Dick, der 1982 starb, war einer der fruchtbarsten und inzwischen wichtigsten Science Fiction-Autoren. Von ihm stammen die literarischen Vorlagen zu den Filmen "Minority Report" (mit Tom Cruise), "Total Recall" (mit A. Schwarzenegger), "Screamers" (mit Paul "Robocop" Weller) und "Impostor" (der bei uns nie ins Kino kam, mit Gary "Das letzte Gefecht/The Stand" Sinise).
Handlung
Die Handlung ähnelt stark der des Films: Der Kopfgeldjäger Rick Deckard erhält den Auftrag, entflohene Androiden aufzuspüren und "in den Ruhestand zu versetzen", d.h. zu eliminieren. Da es sich um künstliche und nicht um natürliche Organismen handelt, kann man nicht von "töten" sprechen. (Diese wackelige Grenzlinie ist eines der Hauptthemen in Dicks Büchern.)
Die von der Tyrell Corporation hergestellten Konstrukte sind von natürlichen Menschen kaum zu unterscheiden: Man benötigt spezeielle psychologische Tests. Einer davon verläuft gleich zu Beginn (des Films) tödlich für den Tester. Deckards Aufgabe, die von anderen Welten zurück auf die Erde geflohenen Androiden der Reihe Nexus-6 zu eliminieren, wird in 24 Stunden erledigt. 6 Droiden "tot", einer frei. Denn Deckard hat sich in die schöne Androidin Rachel Rosen verliebt (im Film: Sean Young) und lässt sie laufen.
Aber Deckard ist mit seinem ordentlichen Tagespensum nicht zufrieden. Denn lohnt es sich überhaupt, die Menschen und diese Erde zu schützen? Nach dem World War Terminus, in dem die Erdoberfläche radioaktiv verstrahlt wurde, starben alle Tiere aus, und es gilt als höchstes Statussymbol, ein künstliches Tier zu besitzen. Deckard hat ein solches Schaf auf dem Dach seines Hauses. Die andere Hauptfigur des Buches, der Hipster-Philosoph J.R. Isidore, erzählt ihm, was diese Welt noch im Überfluss zu bieten hat: "Kipple". Kipple ist jener Abfall, den man am Abend herumliegen lässt, doch am anderen Morgen stellt man verwundert fest, dass es nun doppelt so viel Kipple gibt. Hmmm.
Außerdem hängen alle Figuren einer neuen Pseudoreligion an: dem Mercerismus. Sie erleben Visionen, während sie die Griffe an einer "Empathiebox" festhalten. (Dieses Element fehlt im Film.) Ein Großteil der Menschheit ist zu anderen, unverseuchten Welten ausgewandert. Und so stehen riesige Apartmentblöcke leer, im Film z.B. das Bradbury Haus, auf dem der Showdown stattfindet. Im Buch führt die Spur des letzten Androiden zu J.R. Isidores Apartment.
Ein weiteres Detail fehlt im Film: jeglicher Humor. Davon findet sich allerdings einiges im Buch. Deckard ist nämlich nicht jener einsame Cowboy des Films, sondern ein treu sorgender Ehemann. Er und seine Gattin besitzen eine Penfield-Stimmungsorgel. Diese schalten sie vor dem Zubettgehen ein und steuern so die Stimmung für den kommenden Tag.
Perverserweise programmiert seine Frau für sich sechs Stunden Depression mit Selbstvorwürfe. Er empfiehlt ihr, sich doch lieber auf "das Begehren, Fernsehen zu gucken" zu programmieren, ganz egal, was gezeigt wird. Oder noch besser: "freudvolle Anerkennung der Tatsache, dass der Ehemann in allen Dingen über das höhere Maß an Weisheit verfügt". Wie auch immer, am Abend nach Deckards getaner Arbeit beim Droidenkillen stellt sie die Stimmungsorgel so ein: "längst verdienter Friede".
Mein Eindruck
Der Roman ist sicherlich nicht Dicks bester oder genialster Roman. Der stets in geldnot steckende Autor hat ja sehr viel veröffentlicht, manchmal sogar aneinandergereihte Kurzgeschichten, und das Buch wurde sicherlich ebenfalls in sehr kurzer Zeit produziert. Aber das Buch ist immer noch besser als der Film. Während der Film auf die Actionelemente abhebt und die Philosophie nur an der Oberfläche kratzt (wenn auch sehr stimmungsvoll), schürft der Roman wesentlich tiefer und ist wenigstens humorvoll.
Die Handlung kreist um das Wesen des Menschseins. In Deckards Figur sind tiefgründige Zweifel an der einfachen Formel "Künstlichkeit = Unmenschlichkeit und Gefühllosigkeit" personifiziert. Das von Zerfall geprägte Szenario stellt die Frage nach der Natur der Realität. Düster ist auch die These des Autors, dass wer handelt, unweigerlich auch Schuld auf sich lädt.
Die vorliegende Ausgabe, die 1:1 von der Ausgabe des Haffmans-Verlags 1993 übernommen wurde, enthält die wertvollen Ergänzungen, die J. Dougoud an der Übersetzung durch N. Wölfl vorgenommen hat. Das ist besonders im Kapitel 9 zu sehen, wo nun ganze Absätze neu auftauchen. Ein anspruchsvoller Satz wie "Und wieder erkannte er sich sub specie aeternitatis [unter dem Aspekt der Ewigkeit] als Formzerstörer, hervorgerufen von dem, was er hier sah und hörte" muss den ursprünglichen Herausgebern wohl zu schwierig erschienen, als dass sie ihn dem Leser zumuten wollten.
Für wen sich dieses Buch eignet
Wer in diesem Roman lediglich die Action sucht, wird schwer enttäuscht werden. Ist schon die Originalfassung nicht gerade die einfachste Geschichte der Welt, so finden sich auch in der jetzigen Übersetzung etliche Elemente, die ein flüssiges Lesen auf der Suche nach Action geradezu unmöglich machen. Man halte sich dann lieber an die Fortsetzungen, die z.B. K.W. Jeter geschrieben hat.
Wer einen philosophischen Roman mit tiefgründigen Fragestellungen nicht verschmäht - zumal wenn man Dick-Fan ist -, der liegt hier richtig. Und wer auch mit Humor in zwischenmenschlichen beziehungen etwas anzufangen weiß, der dürfte sich zufriedengestellt sehen.
Michael Matzer (c) 2002ff
Info: Do androids dream of electric sheep?, 1968; Heyne Nr. 01/13653, München 07/2002; 269 Seiten, EU 9,95, aus dem US-Englischen von Norbert Wölfl und Jacqueline Dougoud; ISBN 3-453-21728-4
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-01-27 21:02:34 mit dem Titel P. Dunne: *Das Maya-Ritual*: Arac Attack in Yucatan
Amerikanische Bürger finden auf der mexikanischen Halbinsel in blutigen Ritualen den Tod. Was steckt dahinter? Es gibt zudem Hinweise auf eine schreckliche Seuche, deren Erreger von Öko-Terroristen nach Florida verfrachtet werden soll. Kann man sie rechtzeitig stoppen?
Der Autor
°°°°°°°°°
Patrick Dunne wurde in Dublin, Irland, geboren. Nach einem Literatur- und Philosophiestudium wollte er zunächst Musiker werden und führte mit seiner Band ein Musical über keltische Themen auf. Inzwischen blickt er auf 20 Jahre als Regisseur und Produzent beim irischen Rundfunk und Fernsehen zurück.
Bei uns wurde er erst 2000 mit seinem Keltenthriller "Die Keltennadel" bekannt, der ebenfalls im Limes-Verlag erschien.
Handlung
°°°°°°°°
Mexiko, Halbinsel Yucatan, Chitzen Itza: Die Meeresbiologin Jessica Madison, die in der Ich-Form von den Geschehnissen erzählt, und ihr Partner, der Tauchlehrer Ken Arnold, beginnen einen Abstieg in einen gefährlichen Großbrunnen, um dort unter Wasser nach einem makabren Objekt zu suchen: dem abgeschlagenen Kopf eines US-amerikanischen TV-Regisseurs namens Nick Goldberg.
Der Brunnen ist nicht irgendein "Zenote", deren es auf Yucatan Tausende gibt. Es handelt sich vielmehr um DEN heiligen Brunnen der legendären Maya-Hauptstadt, in den menschliche Opfer gestoßen wurden, nachdem sie zuvor dem Gott Kukulcan geweiht worden waren. Wurde Goldberg ebenfalls ein Opfer eines wieder aufgeflammten Maya-Nationalismus'?
Jessica findet zwar den grässlich zugerichteten Kopf, aber ihr Freund Ken erleidet eine rätselhafte Infektion, die ihn binnen drei Tagen dahinrafft. Dafür, dass die ganze Aktion im Auftrag der mexikanischen Bundespolizei stattfand, hätte man sie auch vor solchen Gefahren warnen können, findet Jessica empört (wenn auch etwas spät).
In dem einheimischen Professor de Valdivia findet Jessica einen kenntnisreichen Ratgeber. Als einheimischer Maya-Abkömmling verfügt er über eine ihrer heiligen Schriften, die über 1000 Jahre alt ist. Offenbar kehrt alle 200 Jahre eine schreckliche Seuche wieder, die nicht nur die Maya-Kultur binnen kurzem verschwinden ließ. Nun ist es mal wieder an der Zeit, dass die Seuche ausbricht. Ihre Erreger befinden sich nicht nur im heiligen Zenote von Chitzen Itza, sondern in allen Brunnen der Halbinsel. Und Spinnen spielen auch eine Rolle....
Doch nicht genug damit: Die Maya-Nationalisten machen sich diese Tatsache zunutze, um die Tourismusindustrie in Cancun und Cozumel zu vernichten. Ihr nächstes Ziel: die amerikanische Küste und Disneyworld...
Mein Eindruck
°°°°°°°°°°°°°°°°
Die ersten 80 Seiten sind wirklich gut gelungen ein ein effektiver Einstieg in das, was ein mitreißender, aktueller Thriller über modernen Ökoterrorismus hätte werden können. Das Finale auf den letzten 50 Seiten ist dann auch wieder recht packend und platzt fast vor intelligent aufgezogener Action.
Leider zieht es der Autor vor, uns zwischen diesen beiden Polen mit diversen Unwichtigkeiten zu langweilen. Man mag die schleppende Entfaltung der Geschichte ja unter dem Aspekt des Realismus akzeptieren, aber das muss nicht bedeuten, den Leser zu langweilen.
So erfahren wir also, geführt von der etwas ahnungslosen Jessica, dass es a) Maya-Nationalisten gibt, die amerikanische Bürger tödlichen Ritualen unterziehen; es b) ehemalige Greenpeace-Mitglieder gibt, die der Menschheit den Garaus machen wollen Stichwort: Ökoterrorismus) und dass zu "guter" Letzt Mexiko und die USA kurz vorm Krieg stehen, dank der Internetpropaganda der Maya-Nationalisten.
Dies alles ist nicht so wahnsinnig interessant und wird von Jessica in eher gemächlicher Form erzählt. Das kann man sympathisch finden, verwirrend oder eben langweilig. Jedenfalls geht es weit über einen üblichen Thriller hinaus.
Unterm Strich
°°°°°°°°°°°°°
"Das Maya-Ritual" ist eine Kombination aus Öko-, Medizin- und Polit-Thriller, am Anfang und am Schluss mit ordentlicher Action und Spannung aufwartet, aber dazwischen einen langen Durchhänger überwinden, während dem ein Gewirr von rätselhaften Zusammenhängen aufzuklären ist. Sympathisch ist vor allem die Erzählerin und Hauptfigur, die vor keinem Mysterium zurückschreckt und keinem Befehl gehorcht.
Michael Matzer (c) 2003ff
Info: The skull rack, 2001; Limes 08/2002, München; 405 Seiten, EU 20,50, aus dem Englischen übersetzt von Fred Kinzel; ISBN 3-8090-2456-2 weiterlesen schließen -
Beschneidung - Wann hört diese unmenschliche Verstümmelung endlich auf ???
26.01.2003, 16:44 Uhr von
Macchiaveli
Hurra ich habe es endlich mal geschafft, ein halbwegs vernünftiges Foto von mir ...Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Als absolute Viel-Leserin möchte ich euch heute ein Buch vorstellen, dass ich zwar schon vor etwas längerer Zeit las, dessen Thema aber immer aktuell ist und das mich immer noch oft beschäftigt.
@-@-@-@-@-@-@-@-@-@-@-@-@-@-@
„Wüstenblume“ von Waris Dirie
@-@-@-@-@-@-@-@-@-@-@-@-@-@-@
Dieses Buch erzählt die Lebensgeschichte des Topmodels Waris Dirie.
Aufgewachsen als Mitglied einer Nomadenfamilie, entwickelt sie sich im Laufe der Zeit zu einem gefragtem Model, dass aber trotz allem ihre Herkunft sicher nie vergessen wird.
Waris Diries Geschichte ist die, die wahrscheinlich tausende und abertausende Mädchen und Frauen bereits vor ihr erfahren mussten.
In einer ärmlichen, kargen Gegend aufgewachsen, wurde sie im zarten Alter von 5 Jahren aufs grausamste verstümmelt.
Sie wurde unter unhygienischen, unmenschlichen Umständen von einer alten Zigeunerin beschnitten.
Waris Dirie beschreibt sehr anschaulich die anfängliche Vorfreude auf die Beschneidung, die sich aber sehr bald in absolutes Unverständnis über die soeben überstandenen Misshandlungen verwandelt.
Genauere Details dieser Geschichte möchte ich jedoch nicht wiedergeben, da man es einfach selbst gelesen haben muss, durch welche Gefühlsstürme sich Waris kämpfen musste um zu überleben.
Die Erzählung beginnt mit dem unbeschwerten Leben eines kleinen Nomadenkindes, dass trotz der vielen Arbeit und zahlreichen Entbehrungen glücklich darüber ist, bei einer so fürsorglichen Mutter und mit einer grossen Familie leben zu dürfen.
Im Laufe der Zeit kommt aber immer mehr Waris ungebändigtes Wesen und auch ihr sprichwörtlicher Dickkopf zum Vorschein.
Als ihr Vater ihr ungefragt, wie es in diesen Ländern nun mal üblich ist, einen wirklich widerlichen alten Mann als ihren zukünftigen Ehemann vorstellt, beschliesst sie zu fliehen.
Mit Hilfe ihrer geliebten Mutter flüchtet sie in einer regelrechten Nacht-und Nebelaktion in die Dunkelheit der Wüste.
Durch glückliche Umstände findet sie tatsächlich den Weg nach Galcaio, der Stadt in der ihre Verwandten leben.
Dort wird sie zunächst freundlich aufgenommen.
Als Waris jedoch erfährt, dass ihr Vater bereits über ihren Aufenthaltsort informiert ist, flieht sie wiederum und findet Unterschlupf bei ihrer längst verloren geglaubten Schwester.
Dieser hilft sie im Haushalt und auch bei der Erziehung deren kleiner Tochter.
Anfänglich noch total unbeholfen, entwickelt sich Waris immer mehr zu einer Person, die es auch wagt aufzubegehren.
Nachdem sie genug hat von der ständigen Bevormundung durch ihre Schwester, bricht sie auch dort ihre Zelte ab.
Nach einer schier endlosen Reise gelangt sie durch einen Zufall in die Weltmetropole London.
Auch dort ist ihr das Schicksal wieder gnädig und sie gelangt auf vielen Umwegen zu einer Modelagentur.
Hier beginnt ihr unaufhältlicher Aufstieg zum gefragten Topmodel…
---Fazit---
Waris Dirie`s Buch „Wüstenblume“ muss man einfach gelesen haben.
Sie hat ein Talent für das lockere erzählen einer so schicksalshaften Lebensgeschichte.
Durch ihren anschaulichen Erzählstil wird die Geschichte nie langweilig und man ist immer gewillt noch ein Stückchen mehr aus ihrem Leben zu erfahren.
Falls ihr Gefallen an der Geschichte der „Wüstenblume“ gefunden habt,erhaltet ihr das Buch in jeder Buchhandlung für einen Preis von 7,10 €.
Viel Spass beim Lesen !!! weiterlesen schließen -
Pickwick statt Picknich. Charles Dickens: Die Pickwickier
04.12.2002, 19:19 Uhr von
sugips
Ich bin Wiener und Wahlneusiedler im Burgenland. Hier lebe ich mit meinem Liebstling, 1 bis drei ...Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Der erste Lichtstrahl, der das Dunkel erhellt und blendenden Glanz in die Finsternis bringt, welche die öffentliche Laufbahn des Unsterblichen Pickwick anfangs zu verhüllen scheint, ist der sorgfältigen Durchsicht nachstehenden Protokolls in den Sitzungsberichten des pickwick-Klubs zu verdanken, das der Herausgeber dieser Papiere seinen Lesern mit größter Freude als einen Beweis für seine beflissene Aufmerksamkeit, den unermüdlichen Eifer und die peinlich genaue Unterscheidung vorlegt, mit denen er seine Nachforschungen unter den ihm anvertrauten mannigfaltigen Dokumenten geführt hat.
12. Mai 1927
den Vorsitz führte: Joseph Sniggers, Esq., SVPMdPK Folgende Beschlüsse wurden einstimmig angenommen: der Verein hat mit den Gefühlen ungeteilter Befriedigung und uneingeschränkter Zustimmung den Vortrag von Mr. Samuel Pickwick, Esq., OPMdPK, mit dem Titel „Betrachtungen über den Ursprung der Teiche von Hampstead nebst einigen Bemerkungen zur Stichlingstheorie gehört und spricht besagtem Samuel Pickwick, Esq., OPMdPK, hiermit seinen wärmsten Dank dafür aus.
Da der verein tief überzeugt ist von den Vorteilen, welche der Sache der Wissenschaft aus dem Geistesprodukt, dem er soeben seine Aufmerksamkeit schenkte, erwachsen müssen – ebenso wie aus den unermüdlichen forschungen Samuel Pickwicks, Esq., OPMdPK, in Hornsey, Highgate, Brixton und Camperwell – kann er nicht umhin, sich lebhaft die unschätzbaren Segnungen vor Augen zu halten, welche unausbleiblich das Ergebnis sein müssen, wenn dieser gelehrte Mann seine Betrachtungen einem umfangreicheren Felde zuführt, seine Reisen ausdehnt und so zum Fortschritt der Erkenntnis und zur Ausbreitung des Wissens den Wirkungskreis seiner Beobachtung erweitert.
Zu dem eben erwähnten Zweck wurde von dem verein ein Vorschlag in ernste Erwägung gezogen, der von besagtem Samuel Pickwick, Esq., OPMdPK, und drei weiteren, nachstehend genannten Pickwickiern ausging: einen neuen Zweig der vereinigten Pickwickier unter dem Namen „Korrespondierende Gesellschaft des Pickwick-Klubs“ zu bilden.
Besagtem Vorschlag wurde die Genehmigung und Billigung des Vereins zuteil.
Die „Korrespondierende Gesellschaft des Pickwick-Klubs“ ist folglich hiermit konstituiert, und Samuel Pickwick, Esq., OPMdPK, Tracy Tupman, Esq., MdPK, augustus Snodgrass, Esq., MdPK, und Nathaniel Winkle, Esq., MdPK, sind hiermit zu Mitgliedern derselben ernannt und berufen und werden ersucht, von Zeit zu Zeit authentische berichte über ihre Reisen und Untersuchungen, über ihre Beobachtungen hinsichtlich Personen und Sitten und über all ihre Abenteuer nebst allen mündlichen und schriftlichen Zeugnissen, zu denen örtliche Gegebenheiten oder Gedankenverbindungen Anlaß bieten mögen, an den in London residierenden Pickwick-Klub zu senden.
Aufrichtige Anerkennung zollt der Verein dem Prinzip, daß jedes Mitglied der Korrespondierende Gesellschaft für seine Reisekosten aufkommt, und hat nichts dagegen einzuwenden, dass die Mitglieder der besagten Gesellschaft ihre Nachforschungen zu denselben Bedingungen auf beliebig lange Zeit betreiben.
Die Mitglieder vorerwähnten Gesellschaft werden hiermit davon in Kenntnis gesetzt, dass von dem verein über ihren Vorschlag, die Postgebühren für ihre Briefe und Pakete zu bezahlen, beraten wurde, dass der verein einen solchen Vorschlag der großen Geister, von denen er ausging, für würdig hält und dass er sich hierdurch völlig einverstanden damit erklärt.
.... ein zufälliger Beobachter würde vielleicht nichts Außergewöhnliches an der Glatze und den runden Brillengläsern bemerkt haben, die während der Verlesung obiger Beschlüsse unverwandt auf sein (des Schriftführers) Gesicht gerichtet waren: Für solche aber, die wussten, dass unter jener Stirn das gigantische Hirn Pickwicks arbeitete und dass hinter jener Brille die strahlenden Augen Pickwicks blitzte, war der Anblick fürwahr fesselnd. ....
So beginnt der Roman DIE PICKWICKIER oder komplett DIE NACHGELASSENEN AUFZEICHNUNGEN DES PICKWICK_KLUBS (THE POSTHUMOUS PAPERS OF THE PICKWICK CLUB) von Charels Dickens (1812-1870), in Fortsetzungen erschienen 1836/37. Samt Nachwort hat er 1181 vergnügliche Seiten und kostete in meiner Goldmann-Taschenbuchausgabe DM 24,80 also EURO 12,40.
Der Titel erklärt sich aus der Fiktion, es handle sich dabei um die Herausgabe von Berichten und Protokollen eines Klubs von Forschern, den der exzentrische Samuel Pickwick gegründet hat. Im Laufe des Romans wird diese Fiktion aber bald durch einer einfache Er-Erzählung ersetzt.
Samuel Pickwick und seine Freunde haben es sich zur Aufgabe gestellt, England zu durchreisen und ihre Entdeckungen der Fachwelt mitzuteilen. Pickwick entwickelt dabei unhaltbare Thesen über banale Dinge wie die Entstehung der Teiche bei Hamstead oder eine nur scheinbar uralte Inschrift auf einem Stein. Diese Fahrten bringen aber keine wirklich neuen historischen oder naturwissenschaftlichen Erkenntnisse sondern dienen Dickens dazu, neben dem Steckenpferd der Titelfigur auch anderen charakterlichen Eigenheiten, besonders der Naivität Pickwicks und seiner drei Freunde, komische Wirkungen abzugewinnen. Dazu dienen Augustus Snodgrass dichterische Ambitionen, Tracy Tupmans Versuche als Frauenheld und Nathaniel Winkles sportlicher Ehrgeiz.
Schon auf der ersten reise nach Dingley Dell, Eatanswill und muggleton treten die komischen Charakterzüge der Hauptfiguren deutlich hervor. Zuerst lassen sie sich von einem Wanderschauspieler namens Jingle täuschen, den sie dann auch noch ehrenvoll bei ihren neuen Freund Mr. Wardle einführen. Dort blamiert sich zunächst Winkle, indem er auf der Jagd Tupman anschießt, und dann wählt Tupman ausgerechnet den gauner und Heiratsschwindler Jingle zum Fürsprecher bei Rachel Wardle, einer alten Jungfer, für die er sein Herz entdeckt hat. Jingle entführt die keineswegs unwillige Miss Wardle und gibt sie erst gegen ein ansehnliches Lösegeld frei. Bei der Verfolgung des Hochstaplers lernt Mr. Pickwick Samuel Weller, einen Schuhputzer kennen, der ihm von nun an auf seinen Abenteuern als Diener folgt. Weller ist seinem Herrn an Weltklugheit weit überlegen und sorgt durch seine freundlich-unverschämte Art und seine im Cockney-Dialekt (das Original sei ans Herz gelegt) vorgetragenen und mit Vergleichen und Anekdoten gewürzten Reden für die Erheiterung der Leser. Wie auch er ist auch ein Grossteil der über achtzig mit Namen genannten Personen – ohne die Personen in den eingeschalteten Erzählungen – eindeutig als Karikatur angelegt.
Der Roman wirkt durch die einzelnen Situationen, eine durchgehende Handlung fehlt weitgehend. Neben der Verfolgung Jingles durch Pickwick zieht sich nur noch der auf einem komischen Rechtsstreit, den der Held mit seiner Vermieterin Bardell wegen eines angeblich gebrochenen Heiratsversprechens führt, als roter Faden durch die Vielfalt der Episoden. Mrs. Bardell wird schließlich durch ihren eigenen Rechtsanwälte Dodson und Fogg wegen des unbezahlten Honorars ins gleiche Gefängnis wie ihr Prozessgegner Pickwick gebracht. Dort kommt es zum Vergleich und Mr. Pickwick kann gleich noch Jingle, der dort in Schuldhaft sitzt und in sich gegangen ist, auslösen. In beiden Handlungssträngen geht es um das Generalthema – menschliche Gefühle in Geld umzumünzen.
Das Buch endet mit zahlreichen heiraten und der Auflösung des Pickwick-Klubs. Kein echtes Ende, aber es ging Dickens weniger um die Handlung sondern um das Ausspielen statischer Figuren. Der Titelheld ist bald nach erscheinen in den Volksmund eingegangen und ist heute wie der Tyll Eulenspiegel oder Don Quichotte eine unsterbliche Gestalt geworden.
Das Buch steht in der Tradition des Schelmenromans und zeigt auch die Vorliebe des jungen Dickens für Tobias Smollett und Robert S. Surtees, der 1831 für das New Sporting Magazin die komische Figur des Gemüsehändlers John Jorrock erfunden hatte.
Das Buch wurde mehrfach vertont, zweimal verfilmt und vielfach bearbeitet.
Nach seinem ersten werk LONDONER SKIZZEN erhielt Dickens 1836 das Angebot der Verleger Chapman und Hall, eine Serie von 20 Fortsetzungen zu je 32 Seiten zu schreiben. Für die erste Nummer der Pickwickier hatte man 1.00 Exemplare bei der Druckerei bestellt, aber von der zweiten Nummer wurden nur noch 500 Exemplare verkauft, deren Einnahmen kaum die Kosten für Text und Illustrationen deckten. Von der vierten Nummer an, Weller wurde eingeführt, eine neuer Illustrator gefunden, nahm Dickens die Zügel selbst in die Hand. Die Auflagen stiegen. Im Frühjahr 1837 betrug die Auflage schon 20.00 und bei Auslieferung der letzten Nummern war sie bei 40.000 angelangt. Seither sind die Pickwickier allein im englischsprachigen Raum in 200 Ausgaben erschienen. Mit Übersetzungen sind sie also einer der größten literarischen Welterfolge.
Ich kann das Buch nur empfehlen und die Feiertage bieten auch die Zeit zum Lesen.
Zum Schluß noch ein Auszug.
Mrs. Hunters Ode an einen scheidenden Frosch findet Pickwick wundervoll:
Wie kann ich keuchen dich und liegen sehen
Auf deinem Leib, wie ohne Rührung stehen,
Wenn sonder Klagelaut du am vergehen,
Scheidender Frosch,
Scheidender Frosch!
Wunderschön sagte Mr. Pickwick.
Köstlich sagte mr. Leo Hunter, und so schlicht.
Wahrhaftig sagte mr. Pickwick.
Der nächste vers ist noch ergreifender. Soll ich ihn wiedergeben?
Ich bitte darum, sagte Mr. Pickwick.
Es lautet so, sagte der Würdevolle noch würdevoller.
Sag, waren’s Teufel in gestalt von Kanben,
Die mit Hallo und Hund gehetzt dich haben
Aus Morasts Wonnen, feuchten Sumpfes laben,
Scheidender Frosch,
Scheidender Frosch!
Vortrefflich ausgedrückt, sagte Mr. Pickwick. weiterlesen schließen -
Spannende aber düstere Aussichten - Minority Report von Philip K. Dick
27.10.2002, 18:04 Uhr von
dreamweb
*Momentan im Home-Office* - Derzeit schreibe ich für Yopi, Ciao, Mymeinung und X-Zine. Liebe Grüß...Pro:
sehr interessante und spannende Geschichten
Kontra:
Düster, man darf kein Happy-End erwarten
Empfehlung:
Nein
Nachdem ich schon viel von Minority Report gehört hatte, habe ich mir kurz vor meinem Kinbesucha auch das gleichnamige Taschenbuch geschrieben von Philip K. Dick gekauft. Und jetzt - nach meinen Kinobesuch - habe ich auch die neun im Buch enthaltenen Geschichten gelesen. Hier meine Meinung dazu
1. EINLEITUNG
Philip K. Dick kenne ich schon seit vielen Jahren. Bei mir im Regal steht das vor vielen Jahren gelesene Buch "Die Welten des Philip K. Dick", bei dem es sich ebenfalls um eine Auswahl der Geschichten dieses Autors handelt.
Und obwohl bereits einige der Zukunftsgeschichten von Dick verfilmt wurden, ist der Autor selbst doch relativ unbekannt und blieb immer mittellos. Das ist um so schlimmer, da er sehr interessante Zukunftsperspektiven ausmalte, die doch irgendwie vorstellbar und nicht allzu utopisch wirkten.
Und auch die Filme, die durch seine Romane entstanden sind, waren oft sehr gute Filme mit einem hohen Bekanntheitsgrad. So entstanden beispielsweise Total Recall - die totale Erinnerung und auch der Kultfilm Blade Runner nach zwei Geschichten von Philip K. Dick. Und trotzdem hatte dieser Schriftsteller nie einen Durchbruch. Kurz nach Entstehung von Blade Runner verstarb der Autor mit nur 54 Jahren, nur eine Vorabversion des Filmes konnte er noch sehen.
All dieses machte mich dann sehr neugierig auf Minority Report. Denn mir ging es darum, festzustellen, wie viel ähnlichkeit wohl die Kurzgeschichte überhaupt mit dem neuesten Spielberg-Film hat oder ob man hier wie bei AI nur grobe Ähnlichkeiten feststellen kann.
Etwas schade finde ich auch hier, dass man einem Buch mit acht verschiedenen Geschichten einfach den Namen der bekanntesten Geschichte gegeben hat, hier eben Minority Report. Aber das scheint ja in letzter Zeit üblich zu sein. Auch bei dem Buch AI ging es mir nicht anders.
Hier war ich allerdings vorgewarnt, da ich mir das Taschenbuch in dem Bücherladen auch durchblättern konnte. Aber da mich ja SF-Geschichten sowieso interessieren, habe ich mir dann das Taschenbuch mit den 439 Seiten für 8,95 Euro auch mitgenommen und heute ausgelesen.
2. INHALT
Minority Report ist eine Sammlung von neun verschiedenen Geschichten. Neben diesen Geschichten erhält man in einem 6seitigem Vorwort aber auch sehr viele Informationen zu Philip K. Dick, seiner Schreibweise, seiner Vielfalt und die phantasievolle Art seiner Vorstellungen.
1. Einführung
2. Der Minderheitenbericht (Minority Report) 64 Seiten
3. Kriegsspiel (Wargame) 28 Seiten
4. Was die Toten sagen (That the Dead Men Say) 88 Seiten
5. Ach, als Blobbel hat man`s schwer (Oh to be a blobble)
6. Erinnerungen en gros (We Can Remember it for You Wholesale) 36 Seiten
7. Glaube unserer Väter (Faith of our Fathers) 52 Seiten
8. Die elektrische Ameise (The Electric Ant) 30 Seiten
9. Variante zwei (Second Variety) 70 Seiten
10. Hochstapler (Impostor) 23 Seiten
Jetzt möchte ich aber auch noch auf die einzelnen Geschichten eingehen und dabei sowohl etwas vom Inalt, als auch meine Meinung anbringen. Zum Vorwort habe ich ja im allgemeinen Inhaltsteil schon etwas geschrieben.
2.1. DER MINDERHEITENBERICHT
John Anderton ist nicht mehr der Jüngste. Vor Jahren war er es, der die Prä-Verbrechensbekämpfung einführte. Aber jetzt wurde ein junger karrierebewußter Mann bestimmt, der offiziell als sein Assistent agieren soll. Inoffiziell aber soll er Anderton ablösen. Die Prä-Verbrechensbekämpfung geschieht durch drei junge, lallende Idioten, die keinerlei geistige Bedürfnisse haben un künstlich am Leben erhalten werden. Aber sie haben die Gabe, in die Zukunft zu sehen und dort Verbrechen zu erkennen. Und diese Vision entstehen gemeinsam. Sofern sie ein Verbrechen bemerken, wird es auf einer Karte ausgeworfen. Hier handelt es sich nicht nur um Mord, sondern jedes mögliche Verbrechen erkennen die drei Präcogs.
Am Tag, als der junge Assistent erscheint, geschieht allerdings etwas merkwürdiges. Denn die Präcogs werfen wieder eine Karte aus, die John Anderton eigentlich seinem jungen Mitarbeiter zeigen wollte. Aber er lässt es dann schnell sein, denn er selbst steht auf dieser Karte als Mörder eines Mannes. Natürlich vermutet John eine Intrige, aber gleichzeitig muss er fliehen. Vor dem jugen Mann, der sein Nachfolger werden will und vor all denen, die früher zu seinen Kollegen oder Untergebenen gehörten. Eine erbarmungslose Verfolgungsjagd beginnt...
*Meinung dazu
Auch wenn sich die Inhaltsbeschreibung noch so ähnlich liest wie die des bekannten Filmes Minority Report, so ist hier doch die Handlung total anders. Aber es ist auch völlig unterschiedlich, was hier die Ursache dieser seltsamen Vorhersage ist. Denn Philip K. Dick macht es sich nicht so einfach, alles als Intrige eines Menschen zu nehmen. Die Geschichte Minority Report ist trotz der Kürze sehr komplex, aber auch verwirrender als es der Film war. Und sie ist wesentlich düsterer als der Spielberg-Film. Spannend ist Der Minderheitenbericht auf alle Fälle, trotzdem fand ich hier den Film einen Tick besser.
2.2. KRIEGSSPIEL
Im Amt für Importkontrolle wird mal wieder eine Ladung Ganymed-Spielwaren untersucht. Diese Spielwaren stammen von einem anderen Planeten und müssen erst mal darauf untersucht werden, ob sie überhaupt für Menschen geeignet sind oder ob sie nicht dazu dienen, irgendwie die Menschheit zu schädigen. Denn die Ganymedianer gelten als sehr subversiv und phantasiereich.
Leo Wiseman gehört zu den Menschen, die diese nicht leichte Aufgabe übernommen haben. Bei dem Spielzeug handelt es sich um eine Gruppe Soldaten, die eine Festung stürmen wollen und die von einer unbekannten Energiequelle angetrieben werden. Das zweite Spielzeug ist ein Cowboyanzug. Bei diesem stellen die Menschen schnell verheerende Folgen für den Träger fest. Und bei dem dritten Spielzeug handelt es sich um ein Monopolyartiges Spiel, das die Fachleute relativ schnell als unschädlich erkennen und freigeben. Nur diese Soldaten, die die Festung erstürmen, die scheinen mehr zu sein als ein Spiel. Aber weder Wiseman noch seine Kollegen können erkennen, um was es sich hier handelt. Aber die Stimmung dieses Spielzeugs wird immer bedrohlicher...
*Meinung*
Kriegsspiel ist eine rabenschwarze, also sehr düstere Geschichte, in der es eigentlich nur um Spielzeug geht. Und Dick schafft es hier, dass man sich ebenso wie die Mitarbeiter der Kontrolle sehr auf die Soldaten und diese merkwürdige Festung konzentriert. Mir persönlich war dieses Spielzeug auf keinen Fall geheuer. Aber ebenso seltsam fand ich auch, wie schnell die Männer das monopolyähnliche Spiel freigegeben haben. Und erst am Ende des Romanes erlebt man als Leser dann mit, was hier wirklich freigegeben wurde und welche Folgen das für die Menschheit haben könnte. Erstaunlich ist, dass die betroffenen Personen wie beeinflusst scheinen und nichts von dem bemerkten, was mich irritierte.
Kriegsspiel ist eine spannende, sehr gut geschriebene Geschichte, die mich schnell in ihren Bann gezogen hatte.
2.3. WAS DIE TOTEN SAGEN
Obwohl die Leiche von Louis Sarapis bereits seit über einer Woche ausgestellt wird, zieht sie immer noch viele Menschen an. Denn Louis Saparis war ein bekannter, sehr mächtiger Mann. Erst hat er viele Menschen ausgebeutet, sich danach aber für neue Obdachlosenregelungen eingesetzt und so vielen Menschen geholfen. Jetzt soll er, gemäss seinem eigenen Wunsch, zum Halbleben erweckt werden. Denn in der Zukunft ist es möglich, die Verstorbenen für einen gewisse Zeitraum wieder ins Leben zurückzuholen. Und diese Zeit nennt man dann Halbleben.
Johnny Barefood ist einer seiner loyalsten Mitarbeiter gewesen. Er soll alles regeln. Aber irgend etwas läuft schief und es gelingt nicht, Louis wieder zum Leben zu bringen. Eigentlich unvorstellbar, denn das ist die Normalität. Aber zur gleichen Zeit taucht aus der Tiefe des Weltalls eine Stimme auf, die etwas mit Louis zu tun hat. Denn alles, was diese seltsame Stimme sagt, passt zu Louis und könnte aus seinem Mund stammen...
*Meinung
Insgesamt war Was die Toten sagen sehr spannend. Und wie in vielen Roman von Dick geschieht auch hier wieder im Leben eines Menschen etwas, was dieses vollkommen verändert. Hauptperson ist hier übrigens Johnny Barefood, der hier in diese neue Situation gerät, dass wohl eine Stimme aus dem Weltall sein alter Boss ist. Sehr schön wird auch hier wieder eine für uns heute unvollstellbare Situation (Tote zum Leben erwecken) so beschrieben, dass es einem als Leser wieder normal vorkommt. Auch diese Story ist aber wieder sehr komplex und immer wenn man glaubt, eine Lösung gefunden zu haben, dann ändert sich wieder alles. Und wie viele von Dicks Geschichten darf man auch hie nicht mit einem Happy-End rechnen.
2.4. ACH, ALS BLOBBLE HAT MAN`S SCHWER
Die Erde nach dem schweren Krieg gegen die Blobbles. Munster ist ein Kriegsveteran, der auch nach vielen Jahren noch unter seinem Einsatz leidet. Denn er war als Agent auf dem Blobble-Planet eingesetzt. Und das bedeutete auch, dass er das Aussehen eines Blobbles annehmen musste. Und so verwandelte man Munster und einige andere Männer in eine wabernde Masse, denn so sehen Blobbles aus. Aber entgegen der Versprechen des Militärs, kann dieser Vorgang nicht ganz rückgängig gemacht werden. Und so verwandelt sich Munster jeden Tag für einige Stunden in einen Blobble. Und das Verwandeln in eine Glibbermasse ist nicht förderlich für einen Beruf oder eine Partnerschaft.
Und so sucht Munster einen Analytiker auf, der ihm einen seltsamen Rat gibt. Denn auch auf der Erde gab es Blobble-Agenten. Und auch diese Agenten leiden unter den gleichen Symptomen. Und da es sich dabei um weibliche Wesen handelt, die in ihrem Menschendasein besonders schön sind, kommt es auch zu Folgen durch den ungewöhnlichen Rat. Denn Munster verliebt sich in Vivian (die Blobble-Frau) und beide heiraten. Und eben dadurch entstehen neue Probleme...
*Meinung*
Die Blobble-Geschichte war insgesamt sehr interessant aber für meinen Geschmack doch etwas zu unrealistisch. Denn beide Spezies unterscheiden sich doch in allem sehr, so dass ich eine Fortpflanzung mit Folgen da für sehr unlogisch halten. Wie die anderen Geschichten ist aber auch die Blobble-Story ziemlich düster und es entwickelt sich genauso, wie man es als Leser nicht erhofft. Mir gefiel hier der Charakter der Vivian wesentlich besser als der von Munster selst.
2.5. ERINNERUNGEN EN GROS
Douglas Quail ist ein normaler Angestellter. Aber irgend etwas scheint nicht zu stimmen und Douglas ist sehr unzufrieden mit seinem Leben. Er will nur eines, zum Mars. Douglas will etwas Besonderes sein, ein Agent vielleicht und nicht nur ein normaler Angestellter. Und er ist besessen von der Idee, zum Mars zu kommen. Das ist aber für normale Menschen nicht möglch.
Eines Tages entdeckt Douglas die Firma Endsinn AG. Diese bietet täuschen echte Illusionen. Denn den Menschen implantiert man falsche Erinnerungen, die diese dann für echt halten. Sogar manipulierte Beweise werden mit geliefert. Und bei Endsinn verspricht man auch Douglas, dass er hinterher glauben wird, als Agent auf dem Mars aufwacht.
Als Douglas aufwacht, weiss er nicht, dass es einen Zwischenfall gegeben hat, als er in der Behandlung war. Aber schon kurze Zeit darauf bemerkt er Ungereimtheiten in seinem Leben. Seine Frau verschwindet und schnell wird Douglas von Agenten gejagt. Zudem sind seine Erinnerungen zwiespältig. Er erinnert sich an gewisse Dinge auf dem Mars und gleichzeitig weiß er, dass das nicht sein kann. Oder doch?
*Meinung
Erinnerungen En Gros sind die Erinnerungen des Douglas Quail. Und schnell kam ich beim Lesen darauf, dass das die Geschichte zu Total Recall sein musste. Klar weicht die Story auch von dem Film ab. Aber es gibt doch sehr große Ähnlichkeiten. Bisher war das die Geschichte, die mir noch am besten gefallen hat. Sie war sehr spannend, sogar rasant. Und immer wieder überschlug sich alles, das heißt, immer war es anders, als ich dachte und man überhaupt annehmen konnte. Und die Geschichte birgt noch mehr Erinnerungen bzw. Überraschungen für Quail und den Leser als der Film. Gut aber durchaus auch wieder düster.
2.6. GLAUBE UNSERER VÄTER
Chien ist ein Mann mit Karrierechancen. In den Strassen von Hanoi begegnet er einem Strassenhändler, der ihm ein merkwürdiges Pulver anbietet. Und da die Gesetze Menschen bestrafen, die nichts von einem Veteranen kaufen, nimmt Chien auch das Pulver an. Chien lebt in einer Welt, in der die kommunistische Idee alles beherrscht. Und Herrscher über alles ist ein alter Mann, der als der Unumschränkte Wohltäter bekannt ist. Aber als Chien abends vor dem Fernsehen das Mittel einnimmt, ändert sich für ihn alles. Denn der Unumschränkte Wohltäter erscheint ihm nicht als Mensch, sondern etwas vollkommen anderes....
*Meinung
Glaube unserer Väter ist wieder eine sehr düstere, rabenschwarze Geschichte. Hier geht es darum, ob der Herrscher der Welt vielleicht nur eine außerirdische Macht ist, die den Menschen als Mensch erscheint. Und Chien wird ohne sein Wollen in diese Geschehnisse hereingezogen. Wieder einmal erlebt man als Leser mit, wie sich die Normalität plötzlich ändert. Und wie der Held alles in Zweifel ziehen muss, an das er bisher geglaubt hat. Und dann scheint doch wieder alles noch anders zu sein. Die Geschichte ist interessant und spannend, könnte aber sogar als Horror durchkommen.
2.7. DIE ELEKTRISCHE AMEISE
Garson Pool wacht nach einem Unfall im Krankenhaus auf. Er ist ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann, der eines der bekanntesten und mächtigsten Unternehmen leitet. Aber für ihn ändert sich jetzt alles. Das liegt weniger an der rechten Hand, die er verloren hat, als daran, dass er gar kein Mensch ist, wie er angenommen hatte, sondern eine elektrische Ameise. Als elektrische Ameisen werden organische Roboter bezeichnet. Und jetzt wird Pool damit konfrontiert, eben nur ein Roboter zu sein. Er ist nicht nur geschockt sondern auch neugierig darauf, was passiert, wenn er seinen Lochstreifen abändert. Denn mit diesem Lochstreifen wird die Realität der künstlichen Geschöpfe gesteuert. Und so begibt sich Pool an gefährliche Selbstvesuche, die nicht nur ihn beeinflussen...
*Meinung*
Die elektrische Ameise ist eine Story, die mich sehr fasziniert hat. Spannend und sehr gut geschrieben erlebt man mit, wie sich für Pool alles ändert und wie er nur noch davon besessen ist, wie er diesen Lochstreifen selbst abändern kann und was dann geschieht. Und ob er sich beispielsweise seine Freundin auch nur einbildet oder diese echt ist. Es ist eine ungewöhnliche Geschichte über die Realität oder das, was wir für Realität halten mit einem außergewöhnlichen Ende.
2.8. VARIANTE ZWEI
Der Krieg gegen die Russen war für die Amerikaner schon fast verloren. Europa ist schon längst nur noch eine verbrannte Gegend, in der nichts mehr leben kann und sowohl Russen als auch Amerikaner leben nur noch unter der Erde in speziellen Stollen. Und es leben fast nur noch Soldaten auf der Erde, Zivilisten sind verstorben bzw. ein Teil der Menschen hat sich auf die Mondkolonien geflüchtet. Aber als die Russen schon fast gesiegt hatten, da gelang den Amerikanern die den Krieg wendende Erfindung. Denn sie ließen Roboter für sich kämpfen.
Diese Roboter schafften es, sich immer besser selbst zu veändern. Und sie hatten nur ein Ziel, Menschen zu töten. Und damit sie nicht auch die Amerikaner töten, tragen diese spezielle Bänder um sich. Nur so werden sie nicht angegriffen. Es gibt kleine wendige Roboter, aber auch große Modelle. Man erkennt sie direkt, nur haben Menschen heute keine Chance mehr, ihnen zu entgehen, es sei denn sie tragen diese Erkennungsbänder.
Eines Tages schafft es ein russischer Soldat bis ins Gebiet der Amerikaner. Dort wird er auch direkt von den Robotern zerstückelt. Trotzdem gelingt es den Amerikanern, eine Botschaft von ihm zu entnehmen. Und dort bitten die Russen die Amerikaner um eine Verhandlung. Einer von ihnen möchte in die russische Stellung kommen. Hendricks entschließt sich, das gefährliche Unterfangen durchzuführen. Zudem fühlt er sich durch sein Band ja vor den Robotern geschützt. Und so reist er in das Lager der Russen.
Unterwegs begegnet er zu seinem Erstaunen einem kleinen Jungen mit einem Teddy. Dieser will ihn unbedingt begleiten. Hendricks lässt das zu, aber als er bei den Russen eintrifft, werden die beiden beschossen. Seltsamerweise haben es die Russen aber nur auf den Jungen abgesehen. Und erst jetzt bemerkt Henderson, dass es sich dabei um einen Roboter handelt. Drei Menschen leben nur noch auf der russischen Seite. Denn die Roboter haben sich weiter entwickelt. Sie haben das Aussehen von Menschen angenommen. Von Menschen, denen man helfen will. Und werden sie erst mal von den Menschen aufgenomme, dann werden diese erbarmungslos vernichtet. Dabei interessieren sich diese Roboter auch nicht mehr für die Stahlbänder oder die Nationalität der Menschen. Sie wollen nur eines, die Menschen vernichten.
Der Roboterjunge wurde als Modell III identifiziert. Die drei Überlebenden erklären Henderson, dass auch ein verletzter Soldat als Roboter identifiziert wrude, der sich als Modell I herausstellte. Aber jetzt kommt die Frage auf, dass es auch ein Modell II geben muss... Und in dieser Situation haben die Menschen nur eine Chance. Zusammenzuhalten....
*Meinung
Variante zwei ist meiner Ansicht nach eine der besten Geschichten des Buches. Zusammen mit Hendersen lauert man nur darauf, wer sich wohl als Variante II outen wird. Denn es scheint schon nach kurzer Zeit wahrscheinlich, dass einer der drei Geretteten dieser Roboter sein wird.
Faszinierend fand ich aber auch die Idee mit David und dem Teddy. Ich musste da direkt an den kleien David aus AI-künstliche Intelligenz denken. Nur war dieses eine sehr bösartge Variante.
Die Geschichte ist sehr spannend und auch beängstigend. Denn hier geht es am Ende nur noch um den Kampf von Robotern gegen Menschen, bei dem letztere anscheinend gar keine Chance mehr haben. Nur eines muss vermieden werden, dass diese Roboter auch zum Mond kommen. Und somit war es doch wieder für mich vorhersehbar, wie diese Geschichte wohl endet. Aber auch wenn ich gar nicht so falsch lag, kam es auch hier wieder zu einer Überraschung.
2.9. HOCHSTAPLER
Spence Olham will sich nach 10 Jahren endlich mal freinehmen. Es herrscht Krieg gegen eine außerirdische Rasse. Die Außerirdischen hatten mit ihren Nadelschiffen schon fast gesiegt, als es Olham und seinem Team in ihrem Projekt gelang, eine Schutzblase zu entwickeln. Und durch diese war auch für die Nadelschiffe des Feindes kein Durchdringen.
Aber als der Flitzer (ein Fahrzeug) vorbeikommt, mit dem er zur Arbeit fahren will, sitzt dort auch ein Fremder, der vom Sicherheitsdienst ist zusammen mit einem von Olhams Freunden. Man verhaftet Olham und will ihn zum Mond bringen. Schließlich erfährt der ahnungslose Olham auch, was los ist. Man beschuldigt ihn, ein Roboter der Außerirdischen zu sein, dem es gelungen ist, zur Erde durchgedrungen zu sein. Er soll vollkommen identisch mit Olham sein und sich nicht daran erinnern können, ein Roboter zu sein. Aber im Inneren trage er eine Bombe in sich, die die gesamte Menschheit auf der Erde vernichten könne.
Olham glaubt das nicht, er will beweisen, dass dieser Roboter sein Ziel nicht erreicht hat. Es gelingt ihm zu fliehen aber schon sind ihm die Agenten wieder auf der Fährte...
*Meinung
Hochstapler ist eine sehr spannende Geschichte, die den Leser miträtseln lässt, was jetzt wohl die Wahrheit ist. Olham ist eine sehr sympatisch wirkende Persönlichkeit, was mich noch mehr hoffen liess, dass er nicht der tödliche Roboter ist sondern der Mann, der mit für das Überleben der Menschheit kämpft. Die Geschichte ist zwar relativ kurz aber sehr fesselnd. Wer jetzt Dicks Stil langsam kennt, wird wohl ahnen, wie das ganze aus geht, so wie ich es auch ahnte...
2.10. GESAMTBETRACHTUNG
Insgesamt haben mir die ausgewählten Geschichten in diesem Buch sehr gut gefallen. Sie geben alle eine eher düstere Zukunftsperspektive wieder. Und keine der Welten würde mir persönlich gefallen. Das schöne an den Geschichten ist, dass man sich mit den Hauptpersonen normalerweise auch identifizieren kann. Zudem schafft es Dick, hier seine Zukunftsphantasien so zu schildern, dass sie trotz ihrer Phantasie auch wieder glaubhaft wirkt.
3. DATEN
Titel: Minority Report
Autor: Philip K. Dick
Seiten: 437
Art, Taschenbuch, SF-Geschichten
Ausgabe: 10/2002
Verlag: Heyne
ISBN-Nr.: 3-453-21749-7
Preis: 8,95 Euro
4. FAZIT
Minority Report ist eine gute Auswahl von Science Fiction Stories des Schriftstellers Philip K. Dick. Wer düstere SF-Geschichten mag und nicht unbedingt immer ein Happy End benötigt, der wird an diesem Buch seine Freude haben. Mich hat es auf alle Fälle so beeindruckt, dass ich danach die Geschichten hier noch einmal in einem fast zweistündigen Bericht verarbeitet habe.
Ich hoffe, dass ich das Buch Minority Reportund seine einzelnen Geschichten näher bringen konnte und dem Leser dieser längere Beitrag auch gefallen hat.
Liebe Grüße - Miaraa weiterlesen schließen -
Deaver,J.-Die Assistentin: Extrem spannender aber auch brutaler Thriller
14.10.2002, 19:56 Uhr von
emmtie
Da wollen wir YOPI einmal eine 2.Chance geben (wenn auch nur auf Bewährung). Und dabei geht es ga...Pro:
spannend bis zum Schluß, trotz vieler Wendungen doch logisch
Kontra:
Handlungsstruktur etwas ähnlich wie bei seiner Rhymes-Serie
Empfehlung:
Nein
Wieder einmal habe ich einen Thriller gelesen, der überall nur hochgelobt wurde. Doch da ich Kritiken auf der Rückseite des betreffenden Buches oder auch beim Verlag immer etwas skeptisch betrachte und nicht gerade als neutral einschätze, mache ich mir lieber ein Bild. Was dagegen aus meiner Sicht für das Buch spricht, sind die durchweg guten Kritiken in den diversen Meinungsforen.
Aber kommen wir endlich zum Buch selbst. Gleich vorab der Hinweis, das ich wieder einmal das englische Version dieses Buches mit dem Titel "The bone collector" gelesen habe. Daher kann es zu leichten Abweichungen bei Bezeichnungen etc. kommen, da ich ja selbst "übersetzen" muß.
Handlung:
Lincoln Rhyme, der ehemalige Leiter der Spurensuche der New Yorker Polizei und einer der anerkanntesten Experten auf diesem Gebiet, ist seit einem Unfall vor 3 Jahren querschnittgelähmt. Er kann nur noch seinen Kopf und einen einzigen Finger bewegen. In einer Situation, in der er sich schon aufgegeben hat und an Selbstmord denkt und auch schon Kontakt zu Sterbehelfern aufgenommen hat, wird er bei der Suche nach einem Serienmörder um Hilfe gebeten. Jemand hat einen Banker und eine Bankerin vom Flughafen entführt. Der Mann wird am nächsten Tag tot aufgefunden. Er wurde lebendig begraben. Neben seiner Leiche finden sich vom Mörder plazierte Hinweise, die eventuell den Aufenthaltsort der Frau verraten. Und nur von Lincoln Rhymes erhofft man sich, das er diese Spuren rechtzeitig deuten kann. Da er aufgrund seiner Behinderung selbst keine Tatortuntersuchungen durchführen kann, wird die junge Polizistin Amelia Sachs, die die erste Leiche gefunden hat, zwangsverpflichtet und ist, ohne jede Erfahrung in der Spurensuche, ausgestattet mit Kopfhörer und MiKro Auge und Ohr für Rhyme. Denn es bleibt nicht bei dem einen Opfer und der Täter spielt Katz und Maus mit der Polizei....
Meine Meinung:
Und wieder einmal habe ich ein Buch gelesen, bei dem man sich förmlich zwingen muß, mit dem Lesen aufzuhören und sich unwichtigen Dingen wie der Arbeit, Schlafen oder sonstigen Verpflichtungen zu widmen. Unwahrscheinlich spannend, mit immer wieder überraschenden Wendungen und Sackgassen.
Was bei diesem Buch als erstes in den Bann zieht, ist die interessante Konstellation der Hauptpersonen. Auf der einen Seite Rhyme, ein absoluter Experte auf seinem Gebiet, durch seine Behinderung zynisch geworden, der keine Bezug mehr zur Welt hat und eigentlich nur noch sterben will und sich anfangs weigert, bei dem Fall zu helfen. Auf der anderen Seite die junge, bildhübsche Polizistin Sachs, die eigentlich den letzten Tag auf Streife war und zur Presseabteilung versetzt ist, aber durch die Tatsache, das sie am ersten Tatort umsichtig Spuren gesichert hat, plötzlich zwangsverpflichtet wird, stellvertretend für Rhyme die Spurensuche durchzuführen. Dieser Spannungsbogen zwischen den beiden Hauptprotagonisten wird wunderbar dargestellt, mit all ihren Reibungspunkten, Differenzen und letztendlich doch Gemeinsamkeiten. All dies wird auch so einfühlsam geschildert, daß man sich in die Personen hineinversetzen kann. Und ohne zuviel über den Ausgang dieses Romanes zu verraten, kann man sagen, daß diese Konstellation mittlerweile in zwei weiteren Büchern des Autors weiterentwickelt wurde.
Das zweite große Thema, auf das in diesem Roman großen Wert gelegt wird, ist der Themenkomplex der Forensik, also der wissenschaftlichen Kriminalistik oder noch allgemeiner ausgedrückt der Spurensuche. Im Lauf der im Roman dargestellten Ermittlungen werden die modernsten Methoden, um einem Täter auf die Spur zu kommen, benutzt. Egal ob chemische, physikalische oder optische Analyse von Proben, um festzustellen aus welchem Material eine Faser ist oder welcher Gegend man Dreckbrocken zuordnen kann, neueste Arten Fingerabdrücke auch auf Haut oder glatten Flächen zu entdecken oder historische Recherchen, um festzustellen wann in welchen Gegenden von New York welche Art von Industrie angesiedelt war. Eingebettet in die Handlung werden diese Methoden ausführlich und, soweit man das als Laie beurteilen kann, sehr fachkundig geschildert, ohne in eine Art Dozieren auszuarten. Die Untersuchungen führen den Spannungsmoment der Handlung lückenlos fort.
Im Zusammenhang mit diesen technischen Aspekten muß ich aber auch erwähnen, das es, zumindest im englischen Original, anfangs etwas schwierig ist, den Gesprächen bei diesen Untersuchungen zu folgen, da sie doch sehr häufig mit Fachbegriffen und Abkürzungen gespickt sind. Dafür gibt es auch am Ende des Buches ein kurzes Glossar mit den wichtigsten Fachbegriffen, gut getarnt als ein angeblicher Auszug aus einem von Rhyme geschriebenen Fachbuch. Ein weiterer Bereich, in dem man im englischen Original manchmal etwas zu kämpfen hat, sind die Funksprüche der Polizei. Wobei ich dort das Gefühl habe, das diese Unverständlichkeit eher ein Stilmittel das Autors ist und weniger an meinen Englischkenntnissen liegt.
Das bei einem Behinderten als Hauptperson natürlich auch die Thematik des Umgangs mit Behinderten eine Rolle spielt, ist zu erwarten. Wobei dies eher beiläufig geschieht, wenn z.B. diskutiert wird, daß die Menschen Rhyme immer behandelt als wäre er ein rohes Ei und Konfrontationen scheuen oder die Lebensumstände des Querschnittgelähmten. Der Roman bleibt aber in erster Linie ein Krimi und keine Schilderung behinderten Lebens. Was ich als wichtiger empfinde, ist die Tatsache, daß durch die Hauptperson Rhyme deutlich gemacht wird, daß die körperliche Situation eines Menschen keinerlei Hinweis auf seine geistigen Fähigkeiten geben kann.
Ein Punkt, auf den man dringend hinweisen muß, ist die Detaildichte bei den Verbrechen. Es ist nun nicht so, daß dieses Buch in die Kategorie Splatter, also spritzendes Blut und fliegende Knochen, gehört. Aber der Autor ist nicht gerade zimperlich, wenn es darum geht, zu schildern wie der Täter seine Opfer mißhandelt und auch die Schilderungen bei der Tatort- und Opferuntersuchung ist meiner Ansicht nach nicht geeignet für Leser mit schwächerem Magen.
Zum Abschluß muß ich mich noch einmal wiederholen und etwas zur Spannung, dem Thrill, von dem ja diese ganze Romangattung ihren Namen hat, sagen. Ich lese sehr häufig Bücher aus diesem Segment, aber selten habe ich es wie hier erlebt, das die Spannung eines Buches bis wirklich zur letzten Seite anhält. Ich verrate jetzt nichts vom Ende, aber auch wenn man glaubt, der Fall ist gelöst und jetzt "tröpfelt" das Buch noch die letzten 3-4 Seiten aus, kommt noch einmal ein Knalleffekt !!
Ich habe das Buch ersteigert; die deutsche Ausgabe, die es ursprünglich unter dem Titel "Die Assistentin" verkauft wurde, seit Erscheinen des Kinofilms nach diesem Buch mit Denzel Washington und Angelina Jolie aber unter dem besser und genauer am Original angelehnten Titel "Der Knochenjäger" vertrieben wird, kostet 8,90 € und sollte überall verfügbar sein; die englische Ausgabe dürfte abhängig vom Wechselkurs so bei 11 € (z.B. amazon.de) liegen.
Zusammenfassend betrachtet ein unwahrscheinliche spannendes Buch mit interessanten Charakteren, das ich fast in einem Rutsch durchgelesen habe und nachdem ich sicher weiß, das die Nachfolgebände auch in meinem Regal landen werden.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-04-18 17:31:19 mit dem Titel Deaver,J.-Letzte Tanz: Ein Thriller voller überraschender Wendungen
Und wieder einmal bin ich in den Fängen eines „Serienschreibers“ gelandet. :-) Jeffrey Deaver heißt der Mann und wird völlig zu Recht als einer der besten Thrillerautoren unserer Zeit bezeichnet. Neben vielen von einander unabhängigen Roman gibt es auch (zu Zeit) 3 Bücher, die das jeweils gleiche Ermittlerteam als Hauptpersonen haben: Lincoln Rhyme, ehemaliger Leiter der Spurensicherung der New Yorker Polizei, der nach einem Arbeitsunfall vom Hals abwärts gelähmt ist und die junge Polizistin Amelia Sachs, die als seine Assistentin quasi sein Auge und sein Ohr am jeweiligen Tatort ist.
Nachdem ich das erste Werk dieser Reihe „Die Assistentin“ (im Original „The bone collector“) vor einigen Wochen förmlich verschlungen habe, ist es bei meiner Ungeduld nicht verwunderlich, dass der 2.Band „Der letzte Tanz“ (im Original „The coffin dancer“) nicht lange auf das „Gelesen werden“ warte musste.
Handlung:
Das Besitzer-Ehepaar einer kleinen Fluggesellschaft und einer ihrer Angestellten machen eine Beobachtung die einen großen Waffenhändler hinter Gitter bringen könnte. Als der Ehemann bei einem Bobenattentat auf sein Flugzeug umgebracht wird, werden die Witwe und der Mitarbeiter in Schutzhaft genommen. Alles deutet darauf hin, das der angeheuerte Killer, der verhindern soll, das die Zeugen aussagen, der „Tänzer“ ist; ein Top-Killer, von dem nichts weiter bekannt ist, außer einem Tattoo auf dem Arm, dass den Tod mit einer Frau vor einem Sarg tanzend zeigt. Da Lincoln Rhyme diesen Killer schon einmal vor 5 Jahren gejagt hat und dabei 2 Mitarbeiter verloren hat und außerdem nur noch 48 Stunden bis zur Zeugenaussage bleibt, bittet die Polizei ihn und Amelia Sachs darum, den Killer aufzuspüren, bevor er noch einmal zuschlagen kann. Dadurch dass die Witwe trotz aller Schutzmaßnahmen unbedingt einen wichtigen Flugauftrag durchführen will, da sonst ihre Firma Pleite geht, dass der „Tänzer“ scheinbar jeden Zug im Voraus ahnt und das Lincoln Rhyme aus nicht ersichtlichen Gründen ganz gegen seine Art nicht nur die Fakten des Falles ermitteln will, sondern scheinbar besessen davon ist, den „Tänzer“ zu fassen, macht die Situation noch komplizierter. Außerdem gibt es auch noch Spannungen zwischen Rhyme und seiner Assistentin Sachs.
Die Geschichte wird sowohl aus der Sicht der Ermittler als auch aus der Sicht des Täters erzählt.
Meinung:
Wieder einmal ist Jeffrey Deaver das gelungen, was ich persönlich an Thrillern besonders schätze: Bis kurz vor Ende des Buches ist man sich absolut nicht im Klaren darüber, wer was warum getan hat. Und es gibt dann doch eine überraschende, aber absolut logische Erklärung aller Zusammenhänge.
Im Gegensatz zum Vorgängerroman geht es hier erst etwas bedächtiger los, die Grundsituation und das Verhältnis der Personen zueinander waren nach meinem Empfinden nach etwa 100 der 530 Seiten eigentlich geklärt und ich war schon fast etwas enttäuscht. Aber Deaver benutzt diese vermeintliche Ruhe scheinbar nur als Vorspiel dazu, um den Leser auf den restlichen 400 Seiten von einer Überraschung, Finte oder Sackgasse in die Nächste zu führen. Nichts ist so wie es auf den ersten Blick scheint. Diese 400 Seiten habe ich an einem Stück gelesen, ohne Pause. Das ist genau das, was man als Spannung, als „Thrill“, der ja der ganzen Gattung den Namen gegeben hat, definiert.
Trotz aller Schwenks und Überraschungen bleibt aber die Darstellung der Personen und ihrer Motive immer nachvollziehbar. Auch die Probleme und Einschränkungen des Haupthelden, der ja querschnittsgelähmt ist, werden anschaulich dargestellt, ohne das der Roman gleich zu einem Schlüsselwerk der Behindertenintegration wird, der eine Botschaft verbreiten will. Ich habe vielmehr das Gefühl, das die Bewegungslosigkeit Lincoln Rhymes von Deaver als Gegenpol zur Hektik der Verfolgung und der Krimihandlung benutzt wird. Seien Einschränkungen zwingen Rhyme dazu, alles im Kopf durchzuspielen. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass der große Physiker Stephen Hawking, der ja ebenfalls fast bewegungsunfähig ist, als Anstoß für die Entwicklung des Charakters Lincoln Rhyme gedient hat. Das hier aber ohne diesen „Wink mit dem Zaunfall“ trotzdem ganz nebenbei dargestellt wird, zu was auch ein körperlich eingeschränkter Mensch in der Lage ist, ist für mich ein positiver Nebeneffekt dieser Romanserie.
Neben all der Spannung werden aber auch wieder im Rahmen der Handlung viele Methoden der Forensik, also der kriminalistischen Spurensuche, eingebaut und somit vorgestellt. Auch wenn etwas der Gebrauch der Fachbegriffe fast etwas übertreiben wird, kann man dem Auswerten kleinster Spuren und ihrer Einordnung in den Gesamtzusammenhang gut folgen.
Man sollte an dieser Stelle aber auch wieder erwähnen, das Romane von Deaver nicht unbedingt für Zartbesaitete geeignet sind. Die brutalen Details sind in diesem Roman zwar nicht so ausgeprägt wie in „Der Assistentin“, aber trotzdem schreibt er manchmal sehr „plastisch“.
Komme ich zum Abschluss noch kurz zu 2 Punkten, die ich immer wieder anspreche (meine Stammleser stöhnen schon auf :-)):
Zum einen habe ich mal wieder das englische Original gelesen und rate auch hier jedem dazu, dies auch einmal zu versuchen.Es ist einfacher als viele denken. Ein paar Fachausdrücke aus der Forensik und der Gerichtsmedizin muss man bei diem Buch vielleicht nachschlagen, aber ansonsten liest es sich auch in Englisch absolut flüssig und problemlos.
Zum anderen greife ich bei Romanserien zu gerne das Thema Zusammenhang der einzelnen Folge auf. Auch in diesem Roman baut sich natürlich das Verhältnis gerade der beiden Hauptpersonen vor dem Hintergrund des Vorgängerwerkes auf und wird besser verstanden, wenn man diese kennt. Aber da die wichtigsten Fakten davon noch einmal erwähnt werden und diese nicht zu sehr für das Verständnis wichtig sind, bin ich der Meinung, dass man diese Serie zwar durchaus mit etwas mehr Vergnügen in der richtigen Reihenfolge liest, man aber absolut nichts verliert wenn man dies nicht tut oder nur einzelne Werke herausgreift.
Insgesamt betrachtet wieder ein absoluter Ausnahmethriller, wenn man auch sagen muß, das „Die Assistentin“ doch noch besser war, da es nicht die etwas lange Einleitung gab. Trotzdem gebe ich die volle Punktzahl, da im Vergleich zu anderen Thrillern auch ein „zweitklassiger“ Deaver absolut TOP ist.
Das 3.Werk der Reihe „The Empty Chair“ steht hier auch schon bereit und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich der Spannung nicht lange widerstehen kann. (wo geht es zu den anonymen Serienroman-Lesern ?)
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-04-19 16:04:59 mit dem Titel Deaver,J.-Der Insektensammler: Wieder bis zur letzten Seite zappeln lassen
Nachdem ich die ersten beiden Romane von Jeffery Deaver mit der Figur Lincoln Rhyme, dem querschnittsgelähmten ehemaligen Chef der Spurensicherung der New Yorker Polizei, förmlich verschlungen habe, war es nur eine Frage der Zeit, bis ich mich nicht mehr zurückhalten konnte und auch das dritte Werk dieser locker miteinander verbundenen Reihe mit dem Titel „Der Insektensammler“ (englischer Originaltitel: The empty chair) lese. Insbesondere aufgrund der Tatsache, das das Buch hier bei mir schon einige Zeit rumsteht und mich „angrinst“ :-).
Handlung:
========
Ich werde wieder nur in kurzen Worten die Grundstruktur der Handlung anreißen, ohne allzu viele Details preiszugeben. Denn gerade die Bücher Deavers leben davon, dass Handlungsfäden urplötzlich kippen und nichts so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Und da ich persönlich es hasse, wenn ich bei einem Thriller schon zu viel von der Handlung weiß, schreibe ich auch meine Meinungen so, wie ich sie gerne lesen würde. Denn es geht hier meiner Meinung nach darum, jemandem Infos zu verschaffen, damit er sich dafür oder dagegen entscheidet, einen bestimmten Titel zu lesen und nicht darum, eine mehr oder weniger komplette Handlungszusammenfassung zu liefern:
Lincoln Rhyme, der in meiner Einleitung erwähnte und vielleicht einigen Lesern aus den Spitzenthrillern „Die Assistentin“ und „Der letzte Tanz“ bekannt Experte für Spurensuche, fährt zusammen mit seiner Assistentin, der jungen Polizistin Amelia Sachs, und seinem Pfleger nach North Carolina, da es dort eine experimentelle Behandlung für seine Querschnittslähmung gibt. Er erhofft sich davon, das er danach wieder mehr als seinen Kopf und einen einzigen Finger bewegen kann.
In der Klinik werden sie vom Sheriff einer Nachbargemeinde, der ein Verwandter eines Mitarbeiters Rhymes in New York ist und daher von dessen Aufenthalt weiß, um Hilfe gebeten. Ein etwas seltsamer Junge mit einer Vorliebe für Insekten hat scheinbar einen anderen Jungen erschlagen und ein Mädchen gekidnappt. Nun versteckt er sich und das Mädchen irgendwo in einem großen Sumpfgebiet. Nach anfänglichem Zögern unterstützen sie die Suche und finden nach einigen Umständen auch den Jungen, der mittlerweile ein zweites Mädchen gekidnappt hat. Doch das erste Opfer bleibt verschwunden. Und Amelia Sachs, die Polizistin, Assistentin und Geliebte von Rhyme, befreit den Jungen und flieht mit ihm zurück in die Sümpfe. Nun ist Lincoln Rhyme gefordert, seine eigen Partnerin zu finden ....
Meine Meinung:
============
Zum drittenmal hat es Jeffery Deaver geschafft, das ich bis zur vorletzten Seite eines Romans nicht wusste, wie er aus geht. Ein größeres Kompliment kann man meiner Ansicht nach einem Thrillerschreiber nicht machen. Immer, wenn man glaubt, endlich verstanden zu haben, wie ein Tatverlauf, wer der Schuldige und was das Motiv war, dreht sich die Handlung auf einmal in eine ganz andere, unerwartete Richtung. Doch dabei werden immer alle Infos, die vorher vermittelt wurden, korrekt und logisch eingebaut. Nur die Deutung geschieht plötzlich aus einem anderen Blickwinkel. Absolut faszinierend.
Die Figuren sind, wie bei Deaver gewohnt, gut ausgearbeitet. Insbesondere die Figur des Rhyme, der auf der einen Seite so gut wie bewegungslos, auf der anderen Seite aber einen hellwachen Verstand, der fast allen die ihn umgeben überlegen ist, wird in ihrem Zwiespalt und ihrem Wunsch, wenigstens ein bisschen mehr körperliche Lebensqualität zu bekommen, auch im Hinblick auf sein Verhältnis zu Amelia Sachs. Sachs auf der anderen Seite, wird sehr gut in ihrer sorge um Rhyme, ihren Befürchtungen, das eine Verbesserung seines Zustands sein Möglichkeiten erweitert und eventuell ihre Beziehung gefährdet, darstellt. Der Roman ist also zum einen ein sehr spannender Thriller, aber durch aus auch in einer gewissen Art ein Beziehungsroman.
Das bei all den Ermittlungen auch wieder die Vermittlung von Wissen über die Forensik, also die Kunst des wissenschaftlichen Spurenlesens, nicht ausbleibt, war zu erwarten und ist wieder gut in die Handlung integriert. Dadurch das die Hauptpersonen weit von zuhause sind und daher nicht auf die üblichen Mitarbeiter zugreifen können und daher eine örtliche Hilfskraft bekommen, gibt genügend Raum, gewisse Verfahren dieser Hilfskraft zu erläutern und damit auch dem Leser vorzustellen. Geschickter Schachzug.
Doch bei so viel Lob muss man auch ehrlich anfügen, dass sich im 3.Buch auch die ersten leichten Ermüdungserscheinungen und Wiederholungen einschleichen. Dies geht noch nicht so weit, dass es der Qualität und der Spannung des Buches schaden würde. Aber dadurch das die Grundkonstellation mit dem gelähmten Spurenexperten und seiner Assistentin am Tatort, die durch Funk verbunden als Auge und Ohr funktioniert, auch in der ersten Hälfte dieses Buches letztendlich mit der Situation in den vorherigen Werken identisch ist, lässt relativ wenig Spielraum. Daher ist es auch ganz geschickt zum einen den Handlungsort von New York weg nach North Carolina zu verlegen, da dort das Unbekannte, die Tatsache, das Rhyme nicht mehr sofort Erdkrümel einem bestimmten Ort zuordnen kann; es wird im Buch so schön mit dem Ausdruck „ein Fisch auf dem Lande“ umschreiben. Zum anderen ist die Wendung, das Rhyme plötzlich Amelia Sachs, seine Vertraute und gleichzeitig eigentlich diejenige, die ihm die Spuren liefert, jagen muss und diese Spurensuche natürlich auch von den persönlichen Gefühlen der beiden Figuren überschattet wird, eine frische neue Brise des sonst leicht in einen „Gewohnheitstrott“ absinkenden würde.
Zum andern würde ich als Kritikpunkt noch die Lösung des Romans aufführen, ohne sie natürlich zu verraten. Es passt zwar auch hier alles zusammen, aber im Vergleich zu den genialen Schachzügen, die alle Puzzleteile in den beiden Vorgängern wunderbar zusammenfügen, empfand ich es in diesem Buch zwar immer noch als überraschend und logisch, doch auch ein klein wenig konstruiert.
Zusammenhang mit den Vorgänger-Romanen:
=================================
Komme ich zu meinem „Lieblingspunkt“ bei Romanserien, der Verknüpfung zwischen den einzelnen Bänden. In diesem Punkt bin ich, das muss ich ehrlich zugeben, ein Pedant. Denn häufig setzten Autoren einfach voraus, dass man auch die älteren Bände der Serie kennt. Es werden frühere Ereignisse erwähnt, ohne sie nochmals zu erklären. Viele Leser stören sich nicht daran, aber mir verdirbt es etwas den Lesespaß. Daher versuche ich auch Serien immer in der chronologischen Reihenfolge zu lesen.
Doch für diesen Roman kann ich in diesem Punkt Entwarnung geben. Alles was für das Verständnis der Handlung und der Beziehung der Akteure zueinander wichtig ist, wird auch erklärt. Es mag zwar Feinheiten geben, die fehlen und die die Entwicklung über die einzelnen Bücher hinweg akzentuiert, aber man kann ohne Probleme dieses Werk absolut unabhängig von den Vorgänger lesen, ohne das man etwas vom Lesespaß verliert.
Englische Version:
==============
Und auch den zweiten Punkt, der Leute, die mehrere Meinungen von mir gelesen haben, bestimmt schon nervt, bringe ich an dieser Stelle wieder an: Ich habe das Buch in der englischen Originalfassung gelesen. Und das sollte ruhig jeder einmal versuchen. Man unterschätzt seine Englischkenntnisse. Dieses Buch ist ein Thriller, also Unterhaltungsliteratur und dementsprechend ist auch die Wortwahl. Nicht kompliziert, mit verschachteltem Satzbau, sondern relativ klar und einfach gehalten. Auch der lokale Touch der Südstaaten, der durch den Handlungsort in die Sprache einfließt, ist meiner Ansicht nach immer noch verständlich und nicht all zu schwierig zu lesen. Einfach mal versuchen. Es ist leicht als man denkt und eine unterhaltsame und praktische Art, ein wenig was für die Bildung zu tun.
(Und ich bekomme irgendwann mal die Ehrennadel des Verbandes der Englischlehrer :-))))
Fazit:
====
Zusammenfassend betrachtet wieder ein extrem spannender Thriller mit vielen überraschenden Wendungen. Aber man merkt im Vergleich zu den Vorgängerwerken doch ein klein wenig das Auftauchen von Routine, wie es so häufig bei Romanserien der Fall ist. Doch auch der „nur“ drittbeste Deaver-Roman ist immer noch um Klassen besser, als all die 08/15-Thriller, die man sonst so kaufen kann, Daher eine uneingeschränkte Empfehlung und die Abwertung um eine Kategorie ist nur eine Rangfolge im Vergleich zu seinen noch besseren „Geschwistern“.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-05-07 18:50:10 mit dem Titel Darnton,J - Neandertal: Waren wir dem Neandertaler wirklich überlegen?
Mal wieder ein Roman in dem naturwissenschaftliche Fakten, fiktive Thesen und eine spannende Handlung zusammengefaßt werden. Während Michael Crichton sich mit Jurrasic Park und dessen Nachfolger mit den Dinosauriern befaßt, widmet sich John Darnton, wie man ja schon aus dem Titel des Buches erkennen konnte, unseren stammesgeschichtlich nächsten Verwandten, dem Neandertalern.
Einige Worte zur Handlung:
(Anmerkung: Ich habe die englische Originalausgabe gelesen, also sollten sich die Leser der deutschen Ausgabe nicht wundern, wenn einige Bezeichnungen eventuell nicht ganz übereinstimmen.)
Im Pamirgebirge im heutigen Tadschikistan auf dem Gebiet der ehemaligen UdSSR verschwinden häufiger Menschen auf unerklärliche Weise, u.a. auch der bekannter Paläontolge Dr. Kellicut. Als letzte Botschaft vor seinem Verschwinden hat er an das Institut, daß ihn beauftragt hat, einen Neandertaler-Schädel geschickt. Bei Untersuchungen stellt sich heraus, daß dieser Schädel gerade einmal 25 Jahre alt ist. Daraufhin beauftragt das Institut Susan Arnot und Matt Mattison, zwei ehemalige Studenten von Kellicut, ihn zusammen mit einem Mitarbeiter des Instituts zu suchen. Arnot und Mattison sind, (wie nicht anders zu erwarten :-) nicht nur eine ehemaliges Liebespaar, sondern sie vertreten auch zwei grundsätzlich verschiedenen Thesen über das Aussterben der Neandertaler. Während der Suche und in Parallelhandlungen erfährt man, daß hinter dem Institut Geheimdienste stecken, die schon wissen, daß in diesen abgelegenen Hochtälern Neandertaler überlebt haben, und die Wissenschaftler nur vorgeschoben haben, um diese zu finden. Denn an einem zufällig gefangenen Exemplar wurde entdeckt, daß diese eine ganz besondere Eigenschaft haben: Sie können scheinbar durch eine Art telepathische Fähigkeit durch die Augen anderer sehen, sogenanntes Remote Viewing. Außerdem gibt es scheinbar einen besonderen Gruppenzusammenhalt auf dieser telepathischen Ebene. Dieses ist natürlich für die Militärs und Geheimdienstler von größtem Interesse und auch die Russen kommen dabei ins Spiel. Ich will hier nicht zuviel von der Handlung verrate, aber nur soviel: Sie finden Kellicut, entdecken, daß es sogar 2 verschieden Stämme von Neandertalern gibt, einen Kriegerischen und einen absolut Friedliebenden und es kommt (wie nicht anders zu erwarten !!) zu einem Showdown.
Natürlich sollte man bei einem Unterhaltungsroman nicht die großen wissenschaftlichen Erklärungen erwarten, aber einige der Überlegungen und Thesen, die hauptsächlich in Gesprächen der beiden suchenden Wissenschaftler dargestellt werden, sind interessant und regen auch mal zum Nachdenken an. Gerade einiges in Bezug auf Evolution und die angebliche Überlegenheit des Homo sapiens sapiens, dem Urahn der heutigen Menschen, gegenüber dem Neandertaler wird zwar mit fiktiven Argumenten, aber durchaus nachvollziehbar, in Frage gestellt. Und es gibt auch einen Erklärungsversuch, warum wir und nicht der Neandertaler überlebt hat, der nachdenklich stimmen kann.
Aber neben diesen durchaus ernsthaften Gedanken ist das Buch natürlich auch ein spannender Thriller mit Aktion, Kampfhandlungen, Intrigen und auch ein wenig Erotik. Nicht alles ist ganz schlüssig und logisch aufgebaut und gerade gegen Ende macht die Handlung ein paar Schlenker, die ich nicht ganz nachvollziehen kann.
Aber insgesamt ein doch sehr flott und mit Spannung lesbares Buch, daß für einige Stunden gut unterhält und dabei auch ein paar ernsthafter Dankanstöße geben kann.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-10-14 17:56:06 mit dem Titel Deaver,J. - Devil's Teardrop: Ein Killer, den man nicht stoppen kann?
Jeffery Deaver ist momentan mein absoluter Lieblingsschriftsteller, wenn es um den Bereich Thriller geht. Insbesondere seine Romane um den gelähmten Spurenermittler Lincoln Rhyme sind mit das Spannendste, was ich in den letzten Jahren gelesen haben.
Leider gibt es den vierten Band aus dieser lockeren, inhaltlich jeweils abgeschlossenen Reihen mit dem Titel "The Stone monkey" momentan nur in einer gebundenen englischen Ausgabe. Doch da Jeffery Deaver nicht faul war, konnte ich mir die Wartezeit bis zum Erscheinen der englischen Taschenbuch-Ausgabe mit einem seiner anderen Werke verkürzen. Meine Wahl fiel auf "The Devil's Teardrop" (auf Deutsch unter dem Titel: "Die Tränen des Teufels" erschienen.) Grund hierfür war die Tatsache, dass dieses Buch sowohl von diversen Buchkritiken ,als auch in den Meinungsforen immer wieder mit der Rhyme-Serie verglichen wurde und in diesen Vergleichen durchaus standhielt.
Inhalt:
=====
Der Morgen des 31.12.1999 in Washington: In einer vollen U-Bahn-Station schießt ein Unbekannter in die Menge, tötet und verletzt viele Passanten und verschwindet. Kurze Zeit später geht ein Erpressungsschreiben beim Bürgermeister ein. Es werden 20 Millionen Dollar verlangt, ansonsten wird der Digger, wie der Killer in diesem Schreiben genannt wird, um 4 Uhr, 8 Uhr und um Mitternacht erneut zuschlagen. Nur der Planer der Anschläge kann ihn stoppen, sobald er die Beute erhalten hat. Die Stadt entschließt sich nach einigem zögern zu zahlen, doch das Lösegeld wird nicht abgeholt. Kurze Zeit später wird das tote Opfer eines Verkehrsunfalls mit Fahrerflucht aufgrund von Fingerabdrücken als der Kopf hinter der Erpressung identifiziert. Doch es gibt sonst keine Hinweise, wer er oder der Digger ist. Gibt es nun keinen Weg mehr, den Digger zu stoppen?
Die einzige Spur, die bleibt ist das Erpressungsschreiben und die verantwortlichen FBI-Agenten wenden sich an Parker Kincaid, eine der besten Handschriftexperten des Landes. Kinkaid, allein erziehender Vater zweier Kinder und ehemaliger FBI-Beamter, ist anfangs wenig geneigt, mitzuarbeiten, da er bei FBI ausgeschieden ist, weil ein irrer Killer, gegen den er ermittelte, beinahe seine Kinder getötet hätte und er momentan einen Sorgerechtstreit mit seiner Ex-Frau hat und er verständlicherweise nicht wieder in eine solche Situation kommen will. Doch Margaret Lucas, die verantwortliche FBI-Agentin überredetet ihn zur Mitarbeit, indem sie ihm zusichert, dass seine Mitwirkung nicht an die Öffentlichkeit gerät.
Gemeinsam versuchen sie, aus den wenigen Hinweisen, dem Stil und den Ungereimtheiten im Erpressungsschreiben, innerhalb kürzerster Zeit herauszufinden, wer der Digger ist und wo man ihn vor dem nächsten Anschlag finden kann.
Meinung:
=======
Bevor ich etwas detaillierter auf das Buch eingehe, will ich gleich mit einer Art Fazit beginnen: Auch mit diesem Buch ist es Deaver gelungen, mich bis zur letzten Seite zu fesseln und dann dem ganzen eine überraschende, aber doch logische Wendung zu geben. Für sich alleine betrachtet, ein absolutes Meisterwerk.
Doch nehmen wir das Buch etwas genauer auseinander und betrachten es auch im Vergleich zu anderen Werken des Autors:
Die Handlung ist absolut spannend, es gibt keine lange Einleitung, sondern schon von der ersten Seite an wird man in das Geflecht der Hinweise, Spuren, Irrwege hineingezogen und ist kaum in der Lage, das Buch zur Seite zu legen. In der für ihn typischen Art hat es Jeffery Deaver auch hier geschafft, alles zu verschachteln, unerwartete Wendungen einzubauen und das Ende bis zu letzt auch für versierte Thrillerleser nicht erratbar zu gestalten. Und bei all diesen Wendungen bleibt doch alles in sich schlüssig und nachvollziehbar.
Der Hintergrundrahmen dieser Geschichte ähnelt der Rhymes-Serie: Während dort der jetzt von Kopf abwärts gelähmte ehemaliger Leiter einer Spurenermittlung und seine Mitarbeiter die Hauptfiguren sind und viel von deren Arbeit detailliert beschreiben werden, ist hier der Schriftenexperte Kincaid mit all seiner Fachkenntnis die zentrale Figur. Auch er arbeitet mit Proben, Spektralanalyse, Linguistik etc. und auch hier hat Deaver scheinbar sehr viel Recherchearbeit investiert, den auch diese Verfahren werden sehr genau beschrieben.
Der Titel des Buches stammt übrigens aus diesem Umfeld: Als Teufelsträne (devil's teardrop) bezeichnet man eine spezielle Art, wie ein Schreiber seine I-Punkte "malt".
Es mag auch kein Zufall sein, dass die Figur Rhyme sogar in einer kleine Nebenrolle durch ein Telefonat mit Kincaid eingebaut wurde. Man hat ein klein wenig den Eindruck, dass hier ein Konzept das sehr gut und erfolgreich funktioniert hat, mit etwas anderen Parametern nochmals aufgelegt wird. Dies mag dem Stammleser Deavers auffallen, mindert die Qualität dieses Romans meiner Ansicht nach keinesfalls. Und ich kann mir durchaus vorstellen, dass auch aus dieser Figurenkonstellation eine Romanserie werden könnte. Ich zumindest würde weitere Romane bestimmt kaufen.
Auch wenn es vom Handlungsverlauf noch mehr wichtige Personen gibt, konzentriert sich das Buch aber hauptsächlich auf 3 Personen. Parker Kincaid, der Schriftexperte und allein erziehende Vater und Margaret Lucas, die FBI-Agentin, die aber auch eine nach und nach offengelegte tragische Vergangenheit hat, sind die typischen Protagonisten eines Thrillers. Es gibt das typische Spannungsverhältnis, das letztendlich nur auf das Eine herauslaufen kann. Dies mag nicht gerade neu sein, wird aber gut und glaubwürdig dargestellt. Viel interessanter ist aus meiner Sicht die dritte Hauptfigur: Der Digger, der Killer. Dadurch, das immer wieder ganze Passagen des Buches aus seiner Sicht dargestellt werden, ergibt sich ein ganz neues Bild eines Mörders. Denn hierbei handelt es sich um eine emotionslose Marionette, die scheinbar ohne jede Regung Anweisungen ausführt. Und doch gelingt es Deaver auch, dieser Figur eine gewisse Tragik und damit dem Leser auch etwas Mitgefühl zu vermitteln. Der Digger kann scheinbar nicht anders handeln. Gegen Ende des Buches wird auch noch erklärt warum, aber schon vorher entwickelt man trotz der eindeutigen Rollenverteilung Gut-Böse eine Art Verständnis für diese Figur. Auch der Schreibstil in diesen Passagen unterscheidet sich vom Rest des Buches; die Gedankenwelt des Diggers wird in einer stereotypen, seinem Handeln angepassten Sprache dargestellt. Eine sehr gelungene Variante eines Killers, wie ich sie zuvor noch nie entdeckt habe.
Ich habe wieder einmal die englische Ausgabe gelesen und fand die Sprache, ähnlich wie bei anderen Deavers, leicht verständlich. Wobei man eventuell ab und zu nachschlagen muss, sobald es um Fachbegriffe im Zusammenhang mit den wissenschaftlichen Untersuchungen geht. Aber mehr als drei- bis viermal nachschlagen sollte bei jemandem mit "normalen" englischen Sprachkenntnissen, wie man sie z.B. nach 5-6 Jahren Schulenglisch hat, nicht nötig sein. Und wieder mein Aufruf: ruhig einmal Originale lesen; ist einfacher als man denkt und Übung macht den Meister. Wenn man die ersten 1,2 Bücher geschafft hat (die durchaus etwas Überwindung und Anstrengung benötigen), hat man einen Sprachschatz aufgebaut, mit dem man Unterhaltungsliteratur problemlos flüssig lesen kann
Fazit:
====
Wieder ein spannender, verwirrender und trotzdem in sich logischer Roman von Jeffery Deaver, der bis zum Schluss zu fesseln weiß. Auch wenn ich persönlich die Rhymes-Reihe noch minimal besser finde und hier durchaus Anleihen bei dieser Serie gemacht wurden, ist auch dieser Roman so gut, dass es nur die volle Punktzahl geben kann. weiterlesen schließen
Informationen
Die Erfahrungsberichte in den einzelnen Kategorien stellen keine Meinungsäußerung der Yopi GmbH dar, sondern geben ausschließlich die Ansicht des jeweiligen Verfassers wieder. Beachten Sie weiter, dass bei Medikamenten außerdem gilt: Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
¹ Alle Preisangaben inkl. MwSt. und ggf. zzgl. Versand. Zwischenzeitl. Änderung der Preise, Lieferzeiten & Lieferkosten sind in Einzelfällen möglich. Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr.
Bewerten / Kommentar schreiben