Mehr zu AutorInnen mit H Testberichte
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Pro & Kontra
Vorteile
- Neue, eigentlich (mich) erschreckende Wahrheiten, über die Entstehung der neuen Währung
- Einblicke in die DDR - besonders in das Erziehungssystem und die Versuche, ein DDR-Staatsbewusstsein zu schaffen - und die Nachwendeprobleme
- spannend bis zum Schluss
- spannend, sympathische Hauptakteurin, gute Dialoge
- spannend
Nachteile / Kritik
- manchmal ist es besser nicht die ganze Wahrheit zu wissen, weil sie wütend macht (jedenfalls mich)
- larmoyant und zum Teil überheblich - die Wir-Perspektive verzerrt
- man kann es kaum aus den Händen legen
- wo bleibt Teil 4?
- zu perverse anschauliche "Bilder"
Tests und Erfahrungsberichte
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Jana Hensel: Zonenkinder
4Pro:
Einblicke in die DDR - besonders in das Erziehungssystem und die Versuche, ein DDR-Staatsbewusstsein zu schaffen - und die Nachwendeprobleme
Kontra:
larmoyant und zum Teil überheblich - die Wir-Perspektive verzerrt
Empfehlung:
Ja
Wie wirkt sich der Wechsel des politischen Systems auf Jugendliche aus? Wie war es vorher? Was ist nachher? Die Fragen sind aktuell denn je (s. Irak). Antwort für Deutschland verspricht Jana Hensels Buch "Zonenkinder" - ob dieses Versprechen aber eingelöst wird, ist eine andere Frage.
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1. Die Autorin
2. Das Buch
3. Das Buch in der Diskussion
4. Bewertung
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1. Die Autorin:
Jana Hensel wurde 1976 in Leipzig geboren. Sie verbrachte ihre Kindheit in der DDR und erlebte in der "Heldenstadt" die "Wende". Sie nimmt an den Demonstrationen teil, ohne sie zu verstehen. Ob sie den Umsturz heute begriffen hat? Später studiert sie in Leipzig, Berlin, Marseille und Paris. Heute lebt sie in Berlin.
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2. Das Buch:
In 8 Kapiteln schildert die Autorin ihr Ost-Erleben im Kontrast zur Nachwendezeit. Abgehandelt werden Kindheit, Heimat, Geschmack, Eltern, Erziehung, Liebe, Sport und Zukunft. Für den "Wessi" tut sich eine exotische und doch bekannte Welt auf - man muss lediglich etwas älter sein, und schon glaubt man sich in die 1960er Jahre versetzt. Für den "Ossi" ergeben sich fast von selbst Aha-Effekte und Wiedererkennungsmomente. Die DDR, so lesen wir auf fast jeder Seite, war anheimend und idyllisch, obwohl sie ständig Anforderungen stellte - oder gerade deshalb: Pioniernachmittage, "freiwillige" Hilfsleistungen, politische Erziehung, Selbstverpflichtungen usw. Aber dieses System schaffte Selbstverständlichkeiten, Sicherheit und Selbstgewissheit.
Überall klingt eine stille Trauer über den Verlust der Kindheit durch, mag sie sich auch nur auf "Manne Murmelauge" und andere Figuren der Kinderwelt beziehen. Man hat den Eindruck, eine ganze Generation trägt Trauer über die verlorenen Orte der Kindheit. Dabei wird kaum einer der Älteren diese Orte noch genauso vorfinden, wie sie in seiner Jugend waren - im Osten wie im Westen.
Überhaupt der Westen: Jana Hensel ist zu bedauern ob ihrer Freunde und Studienbekanntschaften. Eine Sammlung (karikierter? - wohl kaum: das Buch ist leider ernst gemeint) Wohlstandssnobs zieht am Leser vorüber. Wer mit solchen Freunden gestraft ist, braucht tatsächlich Bodenhaftung in Gestalt von Abraumhalden des Tagebaus. Aber schlimmer sind die NS-Vergangenheitsbewältigungsgespräche - wie erschütternd (Vorsicht: Ironie!).
Was bleibt? Eigentlich nur die große Leere der Freiheit und neben dem Verlust der Kindheit auch noch der der Eltern. Selten ist die Sprachlosigkeit zwischen Generationen so deutlich dargestellt worden. Aber wessen Eltern werden da beschrieben? Wieder sind es Karikaturen. Der "Ossi", der an sich leidet, der "Wessi", der nicht wirklich versteht.
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3. Das Buch in der Diskussion:
Über das Buch und andere Erinnerungen aus der DDR gibt es eine umfangreiche Literatur in Zeitungen und im Internet. Ich führe hier nur einige Links auf, die Anregung zum Weiterlesen sein sollen:
Rezension der "Zonenkinder" in der "Welt": http://www.welt.de/daten/2002/10/02/1002kli359930.htx
Rezension aus der "NZZ": http://www.nzz.ch/2002/09/26/fe/page-article8EKK1.html
Gespräch mit jungen Autoren aus der ehemaligen DDR in der "Welt": http://www.welt.de/daten/2002/11/09/1109lw367197.htx
Artikel der "taz" über DDR-Erinnerungsliteratur: http://www.taz.de/pt/2002/12/07/a0110.nf/text
Einen Überblick bietet: http://www.single-generation.de/kohorten/jana_hensel.htm
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4. Bewertung:
Das Buch ist interessant und leicht lesbar (es gibt sogar ein kurzes Glossar typischer DDR-Begriffe). Es bietet u.a. Einblicke in das DDR-Erziehungssystem (der beste Teil des Buchs) und in den Umstellungsprozess nach der Wende. Allerdings führt die "Wir"-Perspektive zu Verallgemeinerungen persönlicher Erlebnisse. Das eigene Schicksal mag dem anderer ähneln, es ist aber nicht dasselbe und in Gestalt Jana Hensels schon gar nicht repräsentativ (s. u.a. Studium im Ausland). Und wenn auch der "Spiegel" urteilt: "Jana Hensel hat den Kindern der Zone, der ersten gesamtdeutschen Generation, schon jetzt ein kleines Denkmal gesetzt" (Reinhard Mohr, 07.10.2002), so braucht man sich dieser Wertung nicht anschließen. Es wäre schwer erträglich, wenn alle "Zonenkinder" so larmoyant wären - damit lässt sich nämlich kein Staat machen.
Jana Hensel
Zonenkinder
Reinbek: Rowohlt, 2002
ISBN 3-498-02972-X weiterlesen schließen -
-
Aldous Huxley - Schöne neue Welt - Utopia in der Zukunft
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
1. Zum dem Buch
2. Der Autor - Aldous Huxley
3. Charaktere
4. Der Inhalt
5. Interpretation
6. Eigene Meinung
1. Zu dem Buch:
Das Taschenbuch “Schöne neue Welt” ist ein Roman, der 252 Seiten beinhaltet und in 18 Kapiteln aufgegliedert ist. Das Buch ist vom Fischer Taschenbuch Verlag und kostet 7,90 eu oder 15,90 DM.
2. Zu dem Autor:
Aldous Huxley ist am 26.07.1894 in Godalming, England geboren und am 29.11.1963 gestorben.
Huxley gehörte einer angesehenen Gelehrtenfamilie an, besuchte das berühmte Jungeninternat in Eton und Biologe und Arzt werden. Durch eine schwere Augenerkrankung, die fast zur Erblindung führte, setzte sich Huxley notgedrungen ein anderes Studienziel. 1915 schloss er schließlich sein Studium der Anglistik am Balliol College in Oxford erfolgreich ab.
1932 erschien der in nur vier Monaten verfasste Roman „Schöne neue Welt“, der Huxley populär machte. Huxley ließ sich 1937 mit seiner Frau in Kalifornien nieder.1955 starb Huxleys Frau, 1956 heiratete er die Film-Cutterin Laura Archera.
Inhalt des Buches:
3. Wer spielt mit:
Die Menschen dort sind in Kasten gegliedert. Alpha - Epsilon -> Alpha = intelligent
Sigmund Marx: Er ist ein "Alpha Plus" (Mustermensch) und arbeitet als Psychologe.Äußerlich schaut er aber aus wie ein "Epsilon" (niederer Mensch), weil Alkohol in sein "Blutsurrogat" (Erbinformation)gelaufen ist
Michael (Der Wilde):
Er ist der Sohn einer Beta namens Filines. Er ist mit seiner Mutter in einem Wildreservat aufgewachsen
Lenina Braum:
19 –jährige Betafrau und ist liiert mit Henry Päppler und nimmt viel "Soma" ( = eine Nervendroge)
Der Bund ( Brut- und Normdirektor) Aufsichtsperson in der Brut und Normzentrale in Berlin
4. Was passiert:
Das Buch spielt in der Zeit 632 nach Ford dem Herrn. Die Zeitrechnung beginnt ab dem Zeitpunkt, als Henry Ford das erste T-Modell am Fließband herstellen lies.
Der Brut und Normdirektor führt eine Gruppe junger Studenten durch die Normzentrale um ihnen ihre zukünftige Arbeit näherzubringen. Bei diesem Rundgang kommt die Gruppe auch an verschiedenen Stationen vorbei wie zum Beispiel im Embryonendepot wo Embryos bis zur weiteren Verarbeitung gelagert werden.Der Bund erklärt das "Bokanowskyverfahren" mit dem man aus einem Ei mehrere Eier herstellen kann.Es ist dem Menschen also möglich beliebig viel Kloone herzustellen.Denn für die genormte Bevölkerung ist Vater und Mutter sowie Greisentum asozial. Bis zur "Entkorkung", der Entnahme des Embryos aus der Flasche , werden die Embryos noch speziell behandelt um ihre Fähigkeiten als Arbeiter festzulegen. Im Anschluss daran geht die Gruppe in den Normungssaal in dem Kinder durch Schocktherapien und Schlafschulen erzogen werden.
Lenina wird in der Frauengarderobe oftmals gedrängt mit Henry Päppler auszugehen. Denn in dieser Zeit ist es nicht üblich sich mit einem Mann lange zu binden!
Jedoch möchte Lenina lieber mit Sigmund zusammen sein! Wie sollte es anderes sein, gegen den Willen ihrer Freundinnen entscheidet sich Lenina dazu mit Sigmund auszugehen.
Plötzlich überrumpelt Sigmund sie mit der Frage, ob sie mit ihm verreisen würde nach Neumexico in ein Wildreservat. Lenina willigte ein was Henry nicht sofort erwartet hatte. Jedoch brauchte mann eine Erlaubnis vom BUND!
Als Sigmund im Büro vom Brut- und Normdirektor steht und ihm die Situation schildert unterschreibt der Bund den Erlaubnisschein überraschend schnell!
Wobei er Sigmund noch mitteilte, dass er auch schon mal in diesem Reservat war und dort seine geliebte Frau verlor.
Als dann alle Reisevorbereitungen abgeschlossen waren, wurde das Pärchen in eine Schutzhütte des Reservats untergebracht.
Dieses Reservat ist ein Landstrich in dem noch immer “ Wilde Leute” leben. Solche Leute die noch immer die Geburt normal ausführen. Diese Reservation ist von einem riesen Zaun umgeben um all diese Leute von der restlichen Welt zu schützen.
Auf dem Weg zum Pueblo, einer kleinen Siedlung, bemerken sie erst in welchem Dreck diese Leute leben müssen. An den Straßenrändern ist überall Schmutz, Abfall und alte Frauen die ihre Kinder säugen.
Lenina ist geschockt wie es hier in diesem Reservat zugeht und welche asozialen Verhältnisse hier herrschen.
Sie werden gebeten sich ein Fest anzuschauen.
An dieser Feier muss ein Jüngling um Schlangen tanzen und wird dabei bis zum zusammenbrechen ausgepeitscht. Als Lenina dies alles sieht ist sie entsetzt von all diesem Schrecken.
Doch plötzlich erscheint hinter ihnen ein Mann aus der Dunkelheit. Er erzählte von seiner Geschichte hier, dass er hier nie akzeptiert wurde, da seine Mutter aus der zivilisierten Welt komme. Er erklärte ihnen, dass vor vielen Jahren, als er noch nicht einmal auf der Welt war sein Vater mit seiner Mutter hier eine Reise unternahm. Da seine Mutter schwanger war und dies etwas verwerfliches in der zivilisierten Welt war, lies er sie in dem Reservat zurück.
Sigmund schreckte auf, denn er erkannte das dieser Mann der BUND war, der angeblich seine geliebte Frau verloren hatten.
Der junge Mann (Michael) nahm die beiden mit zu sich nach hause um sie mit ihrer Mutter bekannt zu machen. Als diese dann vor der Tür standen öffnete eine hässliche, alte und dicke Frau die Türe.
Filine, die Mutter erzählte wie auch ihr es hier ergangen ist und brach dabei in Tränen aus.
Sigmund bietet beiden an sie mit nach Berlin zu begleiten in die “ zivilisierte Welt”. Sie stimmten zu.
In der Brut- und Normzentrale angekommen wollte der BUND Sigmund sofort entlassen. Mit der Frage, ob er noch etwas dazu sagen möchte holte Sigmund Michael und Filine herein. Nach dieser Blamage musste der BUND sein Amt niederlegen.
Jedoch lief alles anders als gedacht!
Die oberen Kasten wollten Michael sehen und “den Wilden” beobachten. So wurde Michael immer beliebter.
Jedoch wollte keiner etwas mit Filine zu tun haben und so brachte sie sich um mit einer Überdosis an Soma (Rauschgift).
Lenina hat sich in den wilden verliebt und möchte mit ihn nun sein Leben verbringen, doch Michael weist sie strikt zurück.
Er möchte lieber was nützliches tun. Daraufhin entschließt er sich die Welt von Soma zu befreien und wirft in der Zentrale den ganzen Somavorrat aus dem Fenster. Michael wird von der Polizei verhaftet und muss daraufhin in einen Leuchtturm außerhalb der Stadt ziehen. Jedoch verfolgen die Reporter Michael sogar bis zu seinem Leuchtturm. Das tragische Ende war vorauszusehen, denn Michael erhängte sich in seinem Leuchtturm da er dem Druck nicht mehr standhalten konnte.
5. Was will uns der Autor damit sagen:
Huxley möchte mit seinem Buch den Wahlkampfspruch, Gemeinschaftlichkeit, Einheitlichkeit, Beständigkeit näher erläutern.
Er will die Probleme zeigen die bei so einem Kastenwesen auftreten.
Er beschreibt in diesem Roman das die in Flaschen erzeugten Menschen durch die Normung kein Mitleid empfinden, das sie der Liebe nicht fähig sind und das ihnen alles gleichgütig erscheint. Huxley zeigt aber auch das alle in dem Roman unter Depressionen leiden und unglücklich sind, deswegen nehmen sie Soma.
Der Autor zeigt was mit Leuten passiert die sich nicht einfügen wollen. (der verzweifelte Michael)
6. Mein Senf zu dem Buch:
Meiner Meinung nach ist das Buch ein sehr interessantes Buch in das man sich gut hineindenken kann. Jedoch gibt es einige Schwierigkeiten am Anfang der Lektüre durch die häufigen Fachausdrücke wie zum Beispiel: Bokanowskyverfahren. Denn wer sich in dieser Materie nicht gut genug auskennt ist nicht sofort im Geschehen, sonder wird erst später in die Handlung einbezogen. Ich kann es jedoch nur weiter empfehlen denn dies ist eine sehr ausführlich beschriebene Utopie! Wenn man erst einmal in der Mitte des Buch angekommen ist, ist es schwer das Buch wieder weg zu legen!
Mit freundlichen Grüßen Euer Staat weiterlesen schließen -
Michel Houellebecq: Ausweitung der Kampfzone. Die Macht der Depressionen.
08.02.2003, 18:54 Uhr von
sugips
Ich bin Wiener und Wahlneusiedler im Burgenland. Hier lebe ich mit meinem Liebstling, 1 bis drei ...Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Ein erstaunliches Buch. Nicht dick, nicht zu dünn. Düster Pessimistisch, teilweise aber auch lustig – auf zumindest fünf Seiten und macht nachdenklich, lang.
Die Fakten sind ja noch einfach:
Der Autor
Michel Houellebecq: Ausweitung der Kampfzone. Roman. Aus dem Französischen. 170 Seiten. Rororo 1994 Euro 7,50. Der Autor wurde 1958 geboren, arbeitete als Ingenieur und Informatiker und veröffentlichte vor diesem Roman zwei Gedichtbände und Essays.
Jetzt zitiere ich aus lyrikwelt.de, der Vollständigkeit halber.
Michel Houellebecq: *1958 auf Reunion, lebt und arbeitet in der Grafschaft Cork/Irland.
Stationen u.a.: Kommt mit sechs Jahren zur Großmutter nach Paris. Kommt nicht zum Militär, weil er morphiumsüchtig ist. 1980 Abschluß seiner Ausbildung zum Agrartechniker. Erste Heirat. Ein Sohn. 1991 Arbeit als Computertechniker.1998 zweite Heirat. 1999 Übersiedlung von Paris nach Dublin. 2002 längerer Aufenthalt in Berlin.
Arbeitsgebiete: Gedicht, Erzählung, Essay, Roman
Auszeichnungen/Ehrungen/Preise (Auswahl): Tristan-Tzara-Preis (1992). Grand Prix National des Lettres. Prix Novembre (1998). Impac-Literaturpreis, Irland (2002).
Veröffentlichungen (Auswahl): La poursuite du bonheur, Gedichte (1992, La Différence-Verlag). L'Extension du Domaine de la Lutte/Ausweitung der Kampfzone, Erz. (1994, Wagenbach - Übertragung Leopold Federmair). Elementarteilchen, Roman (1998, DuMont - Übertragung Uli Wittmann). Die Welt als Supermarkt, Essays (1998, DuMont - Übertragung Hella Faust). Interventionen, Essays (DuMont). Suche nach Glück, Gedichte (2000, DuMont). Lanzarote, Erz. 2-bändig (2000, DuMont - Übertragung Hinrich Schmidt-Henkel). Der Sinn des Kampfes, Gedichte (2001, DuMont - Übertragung Hinrich Schmidt-Henkel). Wiedergeburt, Gedichte (2001, DuMont). Plateforme/Plattform, Roman (2001/2002, DuMont). Gegen die Welt, gegen das Leben. H.P.Lovecraft (2002, DuMont - Übertragung Ronald Vouillé).
Ende des Zitats.
Mittlerweile ist er gerade noch oder gerade nicht mehr einer der meistbesprochenen, meist gehassten, gelobten und verrissenen ‚Kult’-Autoren des ausgehenden 20. Jahrhunderts.
Der Inhalt
Ein gerade 30 gewordener Informatiker schildert als Ich-Erzähler ein kurzes Stück seines Lebens – etwa von November bis Juni des folgenden Jahres. Seine Arbeit, die ihm wenig Spaß macht, teile seines Privatlebens. Reisen, die er mit einem Kollegen macht, um in diversen Außenstellen Mitarbeiter des Landwirtschaftsministeriums mit einem neuen Programm vertraut zu machen. Ausschnitte seiner Erzählungen und philosophischen Betrachtungen. Den Tod seines Kollegen. Seine psychiatrische Behandlungen wegen schwerer Depressionen samt Aufenthalt in einem Sanatorium. Seine gemachten und auch wieder abgebrochenen Privatreisen. Und viele seiner Gedanken und Gefühle und Gedanken. Und die sind nicht immer schön, eigentlich meistens nicht.
Oder auch so, eher im Houellebecq-Stil: Knapp über dreißig. Single. Beruf: Informatiker. Glücklich? Nein. Das ist im Wesentlichen alles, was man über den Protagonisten und Ich-Erzähler dieses Romans vorab sagen kann. Soziales Leben hat er so gut wie keines, und wenn, dann sind es Parties im Kollegenkreis, bei denen man sich betrinkt, hinters Sofa kotzt und einer Kollegin unbeteiligt dabei zusieht, wie sie sich kurz mal auszieht. Und danach, las ihr nichts mehr einfällt, wieder anzieht. Oder er trifft sich mit einem früheren Studienkollegen, der mittlerweile Priester geworden ist. Zu sagen hat man sich nicht mehr viel, aber es ist immerhin noch ein Mensch, der sich um ihn kümmert. Frauen? Ja, gab es auch. Früher. Und nie für lange. Dieses Spiel hat er schon aufgegeben. Ganz im Gegensatz zu seinem Kollegen Tisserand. Hässlich, aber gut verdienend. Und leider noch nicht mal charmant. Chancen bei der Frauenwelt? Gleich null. Er könne es sich leisten, sich jede Woche einmal eine Hure kommen zu lassen. Aber es ärgere ihn, dass andere Männer dasselbe noch häufiger haben könnten - und nicht nur gratis, sondern auch noch mit Liebe obendrauf. Dass Tisserand sich nach einem weiteren gemeinsamen Abend mit dem Erzähler - wieder auf der Suche nach einem Mädchen - das Leben nimmt, verwundert nicht; schließlich war das, wozu er sich beinahe hätte treiben lassen, schon einen Schritt über dem Abgrund gewesen.
Leseproben:
Am Freitagabend war ich bei einem Arbeitskollegen eingeladen. Ungefähr dreißig Leute, alles mittlere Führungskräfte, fünfundzwanzig bis vierzig Jahre alt. Irgendwann begann plötzlich so eine kleine Verrückte sich auszuziehen. Erst hat sie ihr T-Shirt ausgezogen, dann den BH, dann ihren Rock, wobei sie unglaubliche Grimassen schnitt. Ein paar Sekunden lang drehte sie sich, nur mit dem Höschen bekleidet, im Kreis, und als ihr nichts mehr einfiel, begann sie sich wieder anzuziehen. Sie ist sonst ein Mädchen, das mit keinem ins Bett geht. Was das Absurde ihres Auftritts unterstreicht.
Der Schimpanse hob lebhaft die Arme zum Himmel, bevor er zu einer verzweifelten Rede ansetzte:
Von allen ökonomischen und sozialen Systemen ist der Kapitalismus zweifellos das natürlichste. Das genügt bereits, um darauf zu verweisen, dass er das schlimmsten sein muss. Hat man diesen Schluss einmal gezogen, bleibt nur noch ein einsatzfähiger und unverrückbarer Apparat von Argumenten zu entwickeln, dessen Mechanik unter Verwendung von Fakten, die nach dem Zufallsprinzip eingegeben werden, eine Vielzahl von Beweisen hervorbringt, um das vorgefasste Urteil zu bestätigen, ungefähr so, wie die Graphitstäbe eines Atomreaktors dessen Struktur festigen. Eine leichte Aufgabe, gerade recht für einen sehr jungen Affen; dennoch wäre es unverzeihlich, sie zu vernachlässigen. (....)
Der Storchenälteste antwortete mit bedächtiger, schrecklicher Stimme: Tat, twam. Asi. Kurz darauf wurde der Schimpanse von der Storchenhorde hingerichtet; er starb unter furchtbaren Schmerzen, durchstoßen und kastriert von ihren spitzen Schnäbeln. Da er die Weltordnung in Frage gestellt hatte, musste der Schimpanse sterben; das war wirklich nur allzu verständlich; wirklich, es war so.
Am Sonntagmorgen spazierte ich ein wenig im Viertel umher. Ich kaufte ein Rosinenbrötchen. Es war ein milder Tag, aber ein wenig traurig, wie oft die Sonntage in Paris; vor allem, wenn man nicht an Gott glaubt.
Ich fahre noch etwas tiefer in den Wald hinein. Auf der anderen Seite dieses Hügels, sagt die Karte, sind die Quellen der Ardèche. Das interessiert mich nicht mehr; ich fahre trotzdem weiter; alles ist jetzt einander gleich. Die Landschaft ist jetzt so sanft, so freundlich und froh, dass mir die Haut wehtut. Ich bin mitten im Abgrund. Ich spüre meine Haut wie eine Grenze; die Außenwelt ist das, was mich zermalmt. Heilloses Gefühl der Trennung; von nun an bin ich ein Gefangener in mir selbst. Die sublime Verschmelzung wird nicht stattfinden; das Lebensziel ist verfehlt. Es ist zwei Uhr nachmittags.
Und nun?
Bin sehr zwie- oder mehrspältig, fast zerrissen. Also stilistisch ist es nicht meins. Teilweise sehr knapp, journalistisch, einfach. Teilweise in Schachtelsätzen. Die Zitate aus den Erzählungen – weiß schon, der Held ist kein Literat – aber doch manchmal allzu kindlich-kindisch. Die interessanten politisch-philosophischen Betrachtungen teilweise recht komplex formuliert. Da habe ich schon viel besseres, oder bleiben wir subjektiv mir viel besser Gefallenes gelesen.
Die Story? Nebensächlich. Nix Neues über das Informatikerdasein. Keine Entwicklung, nix neues über Frankreich. Keine spannenden Beziehungen. Nichts. Bevor ihr mich noch präpotenter als Marcel nennt, ich weiß schon , darum geht es nicht.
Die Vergleiche zwischen Kapitalismus und Sexualität, die sind schon lesenswert, der Held ist nicht dumm. Überhaupt seine Betrachtungen zu Frauen: absolut nichts meins aber brutal. Ehrlich und überraschend interessant. Das lohnt schon das Buch.
Und vor allem. Alle, die mich hier und anderswo länger kennen wissen, ich kämpfe seit fast zwei Jahren selbst mit Depressionen, brauche noch immer Medikamente. Da berühren die Szenen mit Psychologen und Psychiatern und .... So wie Michel Houellebecq seine Stimmungen, seine Gefühle, seine Ohnmacht(en) beschreibt, das ist schon toll. Sein dauernd im bett bleiben wollen, nicht aus dem Haus gehen, es ei um Zigaretten, seine totale Interesselosigkeit, an Sozialem, an beruf, an Kontakten, das lässt sich beinhaft, peinlich nachvollziehen und verführte mich – fast – zum heulen. Deswegen meine Empfehlung.
Ach ja, die Kampfzone: das ist die Zone außerhalb eines Individuums, in der er Menschen trifft, Bekanntschaften macht. Je größer, desto mehr Kontakte. Die Ausweitung tut weh, sagt er.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-02-06 20:59:49 mit dem Titel Ödön von Horváth: Ja das sind halt Wiener Gschichten!
Geschichten aus dem Wienerwald. Volksstück in drei Akten von Ödön von Horvath (1901-1938), Uraufführung: Berlin, 2. 11. 1931, Deutsches Theater. Euro 7,50 im Suhrkamp Taschenbuch.
Beginnen wir mit drei Zitaten, alle von Horvath:
In der Luft ist ein Klingen und Singen als verklänge irgendwo wieder der Walzer Geschichten aus dem Wiener Wald von Johann Strauß.
Nichts gibt so sehr das Gefühl der Unendlichkeit als wie die Dummheit.
Es stimmt dass sich das Unmenschliche wirksamer als Komödie gestalten lässt, denn im Tragischen herrscht noch immer das Bedürfnis nach menschlicher Durchdringung des Bestialischen, selbst ein Richard der Dritte erklärt sich, ein Macbeth ergreift – doch die Komödie kann die Bestialität in ihrer nackten Reinkultur zeigen.
Und was wissen wir jetzt? Das stück ist wie ein Walzer, eine Symphonie durchkomponiert. Für den Kopf, für das Herz, für die Beine und für uns alle. Das Stück handelt von menschlichen Schwächen, von menschlicher Dummheit. Und es ist eine Komödie. Und sie ist sehr wienerisch, sensibel, feinfühlig differenziert.
Jetzt fange ich an.
Wir Wiener, und im speziellen Ich, sind schon irgendwie anders. Geschichten aus dem Wienerwald, da denken wir an Johanna Matz als Marianne, an Hans Moser als Zauberkönig, den unnachahmlichen Helmut Qualtinger als Metzgermeister Oskar, Walter Kohut als Alfred und Adrienne Gessner als Großmutter. War es eine Lindgergh-Inszenierung? Egal, es war am Burgtheater und irgendwie spielte auch noch Jane Tilden mit, als Trafikantin wahrscheinlich. Und war sie nicht früher die Marianne. Und später war der Paryla der Moser, und so. Dann gab es noch den Film: Birgit Doll, die Marianne, Hanno Pöschl der Alfred, wieder Tilden, Qualtinger, Gessner, Götz Kauffmann als Oskar, André heller als Hierlinger. Regie: Maximilian Schell, Musik: Toni Stricker. Übrigens der gleichnamige Walzer ist von Johann Strauß (Sohn). Da sah ich es noch einmal, 1988 im Burgtheater, mit Karlheinz Hackl, Aglaja Schmid, Inge Konradi, und Olivia Grigolli als Marianne.
Und immer wieder kommt das Stück im Fernsehen. Und immer wieder auf deutsche Bühnen. Was ist dran an diesem Stück, wo Volksstücke laut Bert Brecht doch allesamt nur dumb sein wollen.
Aber langsam, kommen wir einmal zum
INHALT
Es ist schon eine herzzerreißende Geschichte. Marianne, freundlich, liebenswürdig und sehr naiv ist Tochter des Zauberkönigs, Besitzer eines Zauberartikel- und Spielwarenhandels. Wem soll sie heiraten? Den Metzgermeister von nebenan. Gemütlich, mitleidvoll, wobei man LEID groß schreiben soll, mit einem Gefühl wie ein Fleischermeister. Wen will sie heiraten? Den eleganten Nichtsnutz von nebenan. Der hat bloß zwei Nachteil: er lebt von Rennwetten und Gelegenheitsgeschäften und er ist der Geliebte der Trafikantin (vulgo Kioskbesitzerin) Valerie von nebenan.
Dass muss ja traurig ausgehen. Alle machen gemeinsam ein Picknick im Wienerwald. Valerie verführt einen norddeutschen Studenten der schlagenden Art mit Hang zum Nationalsozialismus. Alfred macht sich an Marianne heran und schafft es natürlich leicht, das unerfahrene und hilflose Mädchen gefügig zu machen. Marianne zieht zu Alfred in dessen schäbiges Zimmer. Der Vater verstößt sie. Marianne bekommt ein Baby. Alfred hat bald genug von ihr und bringt sie bei einer Tingel-Tangel-Gruppe unter, den einer muss ja das Geld verdienen. Das Baby bringt er zu seiner Mutter in die Wachau. Und Oskar, der Fleischermeister, der würde ja Marianne noch immer heiraten, wenn nur das Kind nicht wäre. Marianne landet unterdessen im MAXIM, einem Wiener Nachtclub und spielt dort halbnackt in sogenannten lebenden Bildern mit. Genau dort landet natürlich die illustre Gesellschaft mit Student, Vater und Valerie. Natürlich riesiger Skandal. Ein Gast möchte sich Marianne noch mehr nähern als mit den Augen. Als sie ihn nicht lässt, besichtigt er sie des Diebstahls. Marianne landet im Gefängnis. Was macht unterdessen die Schwiegermutter in der Wachau. Sie lässt das Baby bei offenem Fenster schlafen. Es kommt, wie es kommen muss. Das Baby stirbt – irrtümlich – an Lungenentzündung.
Marianne kommt aus dem Gefängnis. Auf dem tiefsten Punkt ihrer Erniedrigung, Kind tot, Alfred weg – kehr sie in ihr Elternhaus zurück. Der Vater wird einsichtig, verzeiht ihr und der gutmütige Oskar will sie trotz alledem noch heiraten Und Valerie schnappt sich natürlich wieder ihren Alfred.
LESEPROBE
Zauberkönig: Aber so eine Benehmität! Ich glaub gar, dass du sie mir verwöhnst – also nur das nicht, lieber Oskar! Das rächt sich bitter! Was glaubst du, was ich auszustehen gehabt hab in meiner Ehe? Und warum? Nicht weil meine gnädige Frau Gemahlin ein bissiges Mistvieh war, sondern weil ich zu vornehm war, Gott hab sie selig! Nur niemals die Autorität verlieren! Abstand wahren! Patriarchat, kein Matriarchat! Kopf hoch! Daumen runter! Ave Caesar, morituri te salutant!
...
Marianne: Lüg nicht! So lüg doch nicht! Nein, ich bin nicht geschwommen, ich mag nicht mehr schwimmen! Ich laß mich von euch nicht mehr tyrannisieren. Jetzt bricht der Sklave seine Fesseln – da! Ich laß mir mein Leben nicht verhunzen, das ist mein Leben! Gott hat mir im letzten Moment diesen Mann da zugeführt. – Nein, ich heirat dich nicht, ich heirat dich nicht, ich heirat dich nicht!! Meinetwegen soll unsere Puppenklinik verrecken, eher heut als morgen!
Oskar: Mariann, ich wünsch dir nie, dass du das durchmachen musst, was jetzt in mir vorgeht – und ich werde dich auch noch weiter lieben, du entgehst mir nicht – und ich danke dir für alles.
....
Alfred: Liebes Kind, es gibt eben etwas, was ich aus tiefster Seele heraus Hass – und das ist die Dummheit. Und du stellst dich schon manchmal penetrant dumm. Ich versteh das gar nicht, warum du so dumm bist! Du hast es doch gar nicht nötig, dass du so dumm bist!
Marianne: du hast mal gesagt, dass ich dich erhöh – in seelischer Hinsicht –
Alfred: das habe ich nie gesagt. Das kann ich gar nicht gesagt haben. Und wenn, dann hab ich mich getäuscht.
Historisches und Hysterisches
Ödön von Horváth erfährt aus der Zeitung, dass er den mit 1500 Mark dotierten, angesehenen Kleist-Preis 1931 erhalten habe. Erst einige Tage später wird er vom Vorsitzenden Fritz Engel offiziell informiert. Ein teil der Presse begrüße diese Preisverleihung lebhaft, sagt Horváth ein halbes Jahr später, ein anderer Teil zersprang schier vor Wut und Haß.
Die Würde des Kleist-Preises hat durch solche Komödie der Urteilskraft schwer gelitten, Carl Zuckmayer hat sich unrühmlich hervorgetan. Der Kunstverstand Berlins ist zum Teufel. ... eine solche Ehrengabe – sollte man meinen – dürfte nur den vornehmsten Belangen dienen. Indessen gilt auch hier wie annoch im Pseudo-Geistesleben unserer Zeit überhaupt der Satz: Der Deutsche denkt, der Jude lenkt. Der Halbjude Carl Zuckmayer bestätigt durch seine Preisrichtertätigkeit, dass er allen Geschmacks und Urteilsvermögens bar ist. Die Werke Horváths sind wertloseste, dürftigste und platteste Tendenzliteratur. Horváth habe nicht einmal die Höhenlage der Mittelmäßigkeit erreicht. Es sei dünnstes, dümmstes, lebloses, politisch-tendenziöses Zeittheater von keinerlei dramaturgischen Können angekränkelt, im Gegenteil von geradezu erbarmungswürdiger Hilflosigkeit.
Und was tut Berlin? Die Kritiken der Uraufführung waren himmlisch, das Publikum raste, vor Begeisterung. Das Stück war und ist Horváths größter Erfolg. Zumindest für die Theaterkritiker und die Theatergeher. Goebbels schäumt in Zeitungsartikel, Mitläufer stimmen ihm bei und erkennen das Deutsche reich nicht wieder. Horváth muss auf Verleumdung klagen und bekommt meistens recht. Noch. Der deutsche Student hat es den Kritikern angetan, zu böse war die Karikatur eines deutschdümmelnden, saufenden, hurend Nazis-
Und ICH?
Ich bin noch nie unangerührt aus dem Theater gekommen bei diesem Stück. Da passt jeder Ton, da stimmt jede Silbe. Die Atmosphäre der Wiener Vorstadtwelt ist treffsicher eingefangen. Es wird spürbar, die Muffigkeit und sentimentale Heurigen-Seligkeit eines armseligen Kleinbürgertums. Der schmierige Charme der Krämer und kleinen Ganoven der verstaubte Flitter billiger Nachtlokale wird greifbar. Die Wirklichkeit ist bis in die kleinsten Randfiguren genauest und differenziert durchgezeichnet. Die melodramatische Haupthandlung ist nie auch nur ansatzweise kolportagehaft: sie ist melodisch komponiert und einfach dramatisch realistisch. Man oder ich lerne, spüre, rieche fast, aus welchem Humus Hitler möglich war und der österreichische Ständestaat und der Faschismus. Wie falsch die Argumente sind von arm aber sauber, arm aber ehrlich – nichts da, Armmut macht falsch, Armmut macht hinterhältig, Armmut macht Lügen, Armmut macht bösartig. Das zeigt Horváth nirgends so drastisch wie in diesem Stück. Und was macht die Kunst aus? Man fühlt mit den Figuren, die letztlich ihre eigenen Fehler nicht beschönigen. Durch weinen und Lachen zu Erkenntnis, selten ist dieser Satz so klar und rein wie in diesem Stück.
Und was ist die Moral? Nicht von den schlechten Menschen droht die größte Gefahr. Die sind recht selten. Von den bigotten, den oberflächlichen, den gutmütig-sadistischen, den gut-meinenden-schlecht-handelnden sollst du dich hüten.
Und ich schließe wieder mit einem Horvath-Zitat:
Unsere Seelen sind voller schwarzer beulen, daran werden sie sterben. Dann leben wir weiter und sind doch tot.
Oder auch: Mit der Liebe kommt man in den Himmel, mit dem Haß werden wir weiterkommen –
Und was zum Autor: keine Angst ist jung gestorben.
Ödön von Horváth
Schriftsteller
1901
9. Dezember: Ödön von Horváth wird als unehelicher Sohn des ungarischen Diplomaten Dr. Edmund Josef Horváth und der Maria Hermine Prehnal im damals ungarischen Fiume (heute: Rijeka, Kroatien) geboren.
1907-1924
Horváth besucht zunächst Schulen in Budapest, Wien und München. Anschließend studiert er Germanistik an der Universität München.
1924-1933
Er lebt in Berlin, Salzburg und Murnau (Oberbayern).
1927
Seine frühen Theaterstücke, wie "Revolte auf Côte 3018", zeigen seine Hinwendung zur Volkskultur und politischen Geschichte Deutschlands.
Aufgrund des Erstarkens der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) warnt Horváth in seinen Stücken zunehmend vor den Gefahren des Faschismus.
1930
Veröffentlichung des Romans "Der ewige Spießer".
1931
Uraufführung der bedeutendsten Theaterstücke Horváths - "Italienische Nacht" und "Geschichten aus dem Wienerwald" - in Berlin. Durch den Erfolg dieser Stücke wird Carl Zuckmayer auf Horváth aufmerksam. Zwischen beiden entwickelt sich eine Freundschaft.
Horváth erhält für "Geschichten aus dem Wienerwald" den Kleist-Preis.
1933-1938
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten übersiedelt Horváth nach Wien. Er schreibt weiterhin Theaterstücke und Romane.
1937
Uraufführung der Komödie "Figaro läßt sich scheiden" in Prag.
Veröffentlichung des gegen die Diktatur gerichteten Romans "Jugend ohne Gott" in Amsterdam.
1938
Nach dem "Anschluß" Österreichs emigriert Horváth nach Paris.
Er veröffentlicht den Roman "Ein Kind unserer Zeit" in Amsterdam und New York.
1. Juni: Ödön von Horváth wird auf den Champs-Élysées während eines Gewitters von einem Ast erschlagen.
Quelle: www.dhm.de
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-02-08 17:54:25 mit dem Titel Ödön von Horváth: Glaube, Liebe, Hoffnung!?
Ödön von Horvath (1901-1938): Glaube. Liebe Hoffnung. Ein kleiner Totentanz in fünf Bildern. Uraufführung unter dem Titel Liebe, Pflicht und Hoffnung: Wien, 13. 11. 1936, Theater für 49 am Schottentor. 158 Seiten. Euro 7,-- als Suhrkamp Taschenbuch.
Also moderner kann ein Stück gar nicht sein, das bald 67 Jahre alt ist. Warum es geht, bevor ich mich dem Inhalt widme? Es geht um Arbeitslosigkeit, um soziale Härte, um den Kampf eines Menschen gegen Systeme, um Karrieristen, um Verlogenheit einer Gesellschaft. Kommt euch das bekannt vor? Eine junge Frau verliert ihren Arbeitsplatz. Um wieder arbeiten zu können, muss sie (schein)selbstständig werden, dafür braucht sie einen Gewerbeschein, für den hat sie kein Geld. Der Arbeitgeber gibt ihr den Gewerbeschein und streckt das Geld vor. Das Geld muss sie abarbeiten. Dadurch kommt sie immer mehr in den Zwang, zu verkaufen, Waren und sich. Und als sie das auch nicht mehr kann, will sie keiner mehr kennen. Wie schrieb schon Franz Werfel etwa um die gleiche Zeit, nicht der Mörder, der Ermordete ist schuldig. Und alles ist richtig, wenn es nur nach der Pflicht, der berühmten Vorschrift geht oder es ein anderer angeschafft – befohlen hat. Und das besonders Tragische: das Stück beruht auf einer wahren Begebenheit, die auch heute jederzeit wieder passieren könnte.
Wo habe ich es gesehen: na zuletzt am Wiener Burgtheater, davor in der Josefstadt, am Volkstheater, in den Münchner Kammerspielen. Aber am Burgtheater in einer sehr dunklen Inszenierung mit viel Wasser auf der Bühne von Martin Kušej. Mit Sylvie Rohrer als Elisabeth, Werner Wöbern als Schupo Alfons, Ignaz Kirchner als Präparator, Kirsten Dene als Irene Prantl, Martin Schwab ein Buchhalter und Florentin Groll als Amtsgerichtsrat.
Der Inhalt
Elisabeth, ein anständiges, aber durch die schlechten Zeiten auf die schiefe Bahn gekommenes Mädchen, versucht, ihren Körper für 150 Mark an ein Anatomisches Institut zu verkaufen. Mit dem Geld will sie einen Wandergewerbeschein bezahlen. Es ist ihr letzter Versuch, den Kopf oben zu behalten. Der Präparator weist sie auf die gesetzlichen Bestimmungen hin, die derartige Geschäfte verbieten. Er leiht ihr jedoch die benötigte Summe von seinen privaten Ersparnissen.
Was er nicht weiß, ist, dass Elisabeth unter Zwang der Armut schon begonnen hat, Dessous zu verkaufen, und das Geld zuerst für das Bezahlen der Strafe gebraucht hat, um nicht ins Gefängnis zu kommen. Den Gewerbeschein hat ihre Arbeitgeberin bezahlt, die Elisabeth erst gekündigt, dann als Selbstständige wieder aufgenommen hat. Um überhaupt überleben zu können, hatte Elisabeth aber schon zu arbeiten begonnen, ohne auf den Gewerbeschein warten zu können. Als der Präparator aber erfährt, dass Elisabeth das Geld zur Zahlung der Strafe verwendet hat, zeigt er sie wegen Betruges an. Elisabeth muss 14 Tage ohne Bewährung ins Gefängnis. – Eine kleine aber interessante Nebengeschichte:
Auch die Frau des Richters handelt mit Dessous, um das Haushaltsaufkommen aufzubessern. Sie hat es durch ihren großen und noch halbwegs begüterten Bekanntenkreis natürlich viel leichter, ihren Umsatz zu erbringen. Nur ihr Mann darf davon nichts wissen. Wer schreit als erste Betrügerin und Vorbestrafte und zeigt mit den Finger auf Elisabeth. Erraten.
Elisabeth aber gibt noch immer nicht auf. Auf dem Wohlfahrtsamt, wo sie zur Arbeitsvermittlung erscheinen muss, lernt Elisabeth den Polizisten Alfons Klostermeyer kennen. Er verspricht ihr die Ehe. Hoffnung keimt auf. Sie wird seine Braut und lebt mit ihm zusammen, verwöhnt ihn, liebt ihn. Kaum aber erfährt er, dass sie vorbestraft ist, verstößt er sie aus Angst vor Karriereschwierigkeiten.
Eines Abends wird der Präparator, mittlerweilen Oberpräparator, der Elisabeth angezeigt hat, in betrunkenem Zustand auf die Polizeiwache geführt. Wenig später trägt man Elisabeth herein. Sie hat sich aus Hunger und Verzweiflung in einen Fluss gestürzt. Man stellt fest, dass sie noch lebt und .... feiert den tollkühnen Retter. Alfons und der Präparator wenden sich betreten ab und leugnen ihr Bekanntschaft mit Elisabeth. Man wartet auf den Zeitungsfotografen. Elisabeth stirbt. Keiner ist an ihrem Unglück schuld. Alle können ungerührt und freudig zu einer vaterländischen Parade gehen.
Und was haben wir davon?
Horváth hat sein Grundthema, den gigantischen Kampf zwischen Individuum und Gesellschaft (Randbemerkung zu diesem stück) nie geradliniger und knapper als in dieser auf Tatsachen beruhenden Parabel gestaltet. Er verzichtet auf ausschmückende Details, auf alles atmosphärische Beiwerk und zeichnet in äußerster Verkürzung Station um Station des Leidenswegs eines durch die kleinen Paragraphen und durch die wirtschaftliche Not aus der Bahn geworfenen Menschen, den die Feigheit und die Engherzigkeit seiner Mitmenschen in den Tod treiben. In wenigen Stücken der deutschsprachigen Literatur zwischen den beiden Weltkriegen haben Gesellschaftsschilderung und Gesellschaftskritik einen derart geschlossenen und dichterischen Ausdruck gefunden.
Ö.v.Horvath: Randbemerkungen zu 'Glaube, Liebe, Hoffnung' 1932
"Wie in allen meinen Stücken versuchte ich auch diesmal, möglichst rücksichtslos gegen Dummheit und Lüge zu sein, denn diese Rücksichtslosigkeit dürfte wohl die vornehmste Aufgabe eines schöngeistigen Schriftstellers darstellen, der es sich manchmal einbildet, nur deshalb zu schreiben, damit die Leut sich selbst erkennen. Erkenne dich bitte selbst! Auf daß du dir jene Heiterkeit erwirbst, die dir deinen Lebens- und Todeskampf erleichtert, indem dich nämlich die liebe Ehrlichkeit gewiß nicht über dich (denn das wäre Einbildung), doch neben und unter dich stellt, so daß du dich immerhin nicht von droben, aber von vorne, hinten, seitwärts und von drunten betrachten kannst! --"
Es hat schon was mit dieser Zwischenkriegszeit in der Literatur - Marie-Luise Fleißner, Brecht, Horváth, die Manns, Zweig, Werfel, Broch, Musil – wir haben lange warten müssen, bis wir mit Böll, Turrini, Kroetz wieder welche gefunden haben, die uns künstlerisch den Spiegel vorhalten werden. Und erschreckend ist es allemal, wenn wir daran denken müssen, dass soziale Härte, soziale Kälte, soziales Outing auch bei uns eine lange Tradition haben. Und vergessen wir nicht, das liegt nicht an unseren Regierungen, an unseren Unternehmungen, dass liegt ganz alleine an uns.
Einmal ein anderer Apparat- über den Autor erfahren Sie in meinem Bericht „Geschichten aus dem Wienerwald“:
Ein toter Totentanz: Kusej inszeniert Horvaths "Glaube Liebe Hoffnung"
Der radikale Kärntner Regisseur Martin Kusej hat am Burgtheater Ödön von Horvaths "Glaube Liebe Hoffnung" inszeniert. Der Tenor der Kritik: Kusejs Totentanzbilder wirken etwas routiniert und bringen keine neue Sicht auf Horvath. Lesen Sie Auszüge aus den aktuellen Kritiken:
"Zwei Stunden lang eine Video-Endlosschleife über dem Bühnenmund projiziert: Regenwolkengedränge im Zeitraffer, bedrohliche Schatten wie von Sauriern oder Bombenflugzeugen. Stimmungsmache, gekünstelte Depression. Martin Kusej entführt die Zuschauer in eine Bilderbuch-Großstadt Anno 1930. In voller Bühnentiefe: eine Halle ähnlich wie eine U-Bahn-Umsteige-Station, mit Säulen wie aus Gußeisen in strenger Ordnung. Über die schwarz geteerte Hinterwand rinnt Wasser. An der Bühnenrampe ein Wassergraben. Hier taucht gleich aller Herren Opferlamm Elisabeth auf. Kusej schickt sie schon ins Wasser, ehe ihre traurige Geschichte passiert. 'Kleinen Totentanz' hat Horváth mit einem Gerichtssaalreporter geschriebene Szenen-Stakkato genannt. Kusej walzte diesen eiligen Tanz breit und weithin spannungslos zu einem Reigen aus: kein Anfang, kein Ende, kunstgewerblich schöne Aussichtslosigkeit."
Hans Haider, Die Presse, 2.11.2002
"In Kusejs Horváth-Reich geht die Sonne des selbstbestimmten Lebens niemals auf. Er zahlt für seine konsequente, szenenweise erschütternde Lesart aber auch den Höchstpreis: Wer Ödön von Horváths gedrechselte Figurenreden nicht als Notwehrhilfen begreift, nach denen die Menschen begierig greifen, weil ihnen keine Einsicht hilft zu sagen, was sie leiden: Der zieht den Fräuleins, den Schupos, der aasigen Modistin (Kirsten Dene), der an den Strümpfen zupfenden Elendsgenossin Maria (Sabine Haupt) das bisschen Boden unter den Füßen weg, und sie kleben fest. Und kein missratener Schulterbiss (Wölbern) wird als entgleisende Liebkosung an einer Vogelfreien (Rohrer) lesbar. Da ist zu viel szenisches Korsett, wo doch die Leiber hinfällig sind, und die Geister schwach. Höflicher Applaus für eine Arbeit, die man schätzen muss, aber unter gar keinen Umständen lieben kann."
Ronald Pohl, Der Standard, 2.11.2002
"Im Sinn einer besseren Verständlichkeit des Gesamtkunstwerks setzt Kusej [...] überall dicke Ausrufezeichen in dieses Werk, das eigentlich ganz und gar von der brutal unmenschlichen Gemeinheit des Normalfalls erzählt. Skandal! ruft der Regisseur bei jeder Gelegenheit und schickt immer wieder Martin Schwab vor, der das biblische Motto oder Regieanweisungen oder bedeutungsschwangere Gedichte rezitieren muss und am Ende die mit Steinen gefüllte Handtasche der Selbstmöderin leert (damit jedermann sieht, wie verzweifelt einst ihre letzte Handlung gemeint war?). Mit diesen und anderen unmissverständlichen Fingerzeigen denunziert die Aufführung das Stück, in dem die Bibel und weitere sprichtwörtliche Volksmund-Binsenweisheiten zwar auftauchen, aber stets nur als Zeichen für die Pseudo- oder Einbildung gewisser Dummköpfe. Horvath schockiert beiläufig. Kusej hängt das Beiläufige an die grosse Glocke (ja: nebest donnernden Schüssen erklingt schließlich sogar Glockengeläut) und entzieht dem Schock, weil er ihn ausstellt und zudem erklären will, den Effekt."
Barbara Villiger Heilig, NZZ, 2.11.02
"Ein heller, schneller, komischer Tanz zum Tode hin, vom Dramatiker licht und lakonisch hingesetzt. Es ist nicht wichtig, daß Elisabeth untergeht, sondern - daß sie geht. Ihre Sehnsucht nach dem bißchen Glück, ihr toller, witzig-delirierender Kampf - das ist wichtig. Ein Totentanz. Der Akzent liegt auf Tanz. Nicht auf Tod. Beim Regisseur Martin Kusej, erst Anfang vierzig, aber schon ein großer Totengräber des Theaters, dröhnen schwere laute Schläge. In einer Gruft aus gußeisernen Unterweltsbahnhofsäulen, gebaut von Martin Zehetgruber, wo das Totenwasser unaufhörlich von den Wänden riesel und der Himmel nur ein unaufhörlich flimmerndes Video ist, schläfert er die Elisabeth sofort ein. Umgeben von toten Tauben und anderem Aas, tappt Sylvie Rohrer im kleinen schwarzweiß Getigerten als somnambule, nie ganz zurechnungsfähige Lebendtote kurzgeschoren und hysterisch zwischen lemurenhaften Leuten herum, die sich auch so bewegen, als lebten sie unter abgestorbenem Wasser. Amphibien mit bösen Ambitionen."
Gerhard Stadelmaier, FAZ, 2.11.02
Quelle: www.literaturhaus.at weiterlesen schließen -
Das letzte Opfer von Petra Hammesfahr
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Zu Weihnachten habe ich wieder mal ein paar Bücher geschenkt bekommen. Besonders erwähnenswert ist der Roman „Das letzte Opfer“ von Petra Hammesfahr, einer Autorin von der ich bis dahin noch nichts gehört hatte.
Über die Autorin selbst weiß ich nun, dass sie 1951 geboren wurde und mit 17 Jahren ihren ersten Roman geschrieben hat. Durch das Buch „Der stille Herr Genardy“ kam der erste große Erfolg. Außerdem veröffentlichte sie zahlreiche Kriminalromane, die inzwischen eine Gesamtauflage von mehr als eine Million Exemplare erreicht haben.
Bekannte Bücher sind unter anderem „ Die Sünderin“, „Die Mutter“ und der „Puppengräber“. Die Autorin lebt in der Nähe von Köln.
Das letzte Opfer nun hatte seine Erstauflage im Juli 2002 und wurde vom Rowohlt Verlag GmbH veröffentlicht. Ganz genau weiß ich den Preis jetzt nicht, weil ich das Buch ja wie bereits erwähnt, zu Weihnachten bekommen habe. Ich denke jedoch, dass man mindestens mit 18,-- bis 20,-- Euro rechnen muss.
Das Buch handelt um einen Fallanalytiker beim BKA, Thomas Scheib, der auf den Spuren eines Serienmörders ist. Die Taten des Serienmörders weisen ein gleich bleibendes Muster auf: Jedes zweite Jahr genau am 14. September verschwindet eine junge Frau. Die Theorien des Thomas Scheib werden zunächst jedoch nicht ernst genommen.
Drei Tote wurden bereits gefunden, fünf weitere gelten zum 14. September jedoch als vermisst. In einem Jahr weist die unheimliche Mordserie jedoch eine Lücke auf. 1990 gibt es weder ein Opfer noch einen Vermisstenfall..
Am 14. September 1990 tötete die junge Karen bei einem Autounfall einen Fahrradfahrer. Über diesen Vorfall weiß sie jedoch nichts genaues mehr. Ihr Mann, einziger Zeuge des Unfalls, kümmert sich jedoch liebevoll um sie. Eines Tages steht die Polizei vor ihrer Tür und hält ihren Mann für einen Mörder.
Karen kann sich dies überhaupt nicht vorstellen. Aber auch ihr Bruder gerät in den Kreis der Verdächtigen. Auch er hat sich im September alles 2 Jahre alleine in Urlaub befunden.
Dieser Thriller ist sicher einer der Spitzenklasse. Spannend bis zum Ende legt man das Buch nur ungern zur Seite. Die psychologischen Hintergründe, die durch den tragischen Unfall entstanden sind, werden mit Hilfe eines Psychologen gründlich durchleuchtet. Allerdings ist meiner Meinung nach ein bischen zuwenig auf die Psyche des Serienmörders eingegangen worden
Trotzdem würde ich dieses Buch unbedingt empfehlen und ich werde mir sicherlich von dieser Autorin noch weiteres Lesematerial besorgen. weiterlesen schließen -
So lustig macht schwanger sein gar nicht...
30.10.2002, 20:47 Uhr von
clauds22
Hi ihr Yopi Leutchen, eigentlich bin ich hauptsächlich bei der Konkurrenzplattform Ciao tätig, ha...Pro:
gute und interessante Story, nette Charaktere
Kontra:
etwas vorhersehbar
Empfehlung:
Nein
Hallo ihr Lieben,
ich habe diese Woche mal wieder ein Buch ausgeliehen und gelesen und möchte euch dieses nun vorstellen. Es handelt sich um einen Frauenroman, der von Maeve Haran geschrieben würde (war mir zuvor absolut kein Begriff) und dessen Titel ‚Schwanger macht lustig’ ist. Erschienen ist das Taschenbuch 1999 beim Blanvalet Verlag und ist bereits für 7,90 Euro zu erstehen. Aber nun erst mal zur Story...
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Das Buch erzählt die Geschichte von Fran Tyler, einer 34-jährigen Single Frau, die die Zeitung übernommen hat, die von ihrem Vater einst gegründet wurde, und dort Chefredakteurin ist. Ihre beste Freundin Henrietta versucht bereits seit längerem, Fran zu verkuppeln, da sie deren heimlichen Wunsch nach einem Kind erkannt hat. Fran ist sich dabei nicht sicher, ob sie zu dem Kind auch einen Mann will, aber solang man beides nicht hat, braucht man sich darum ja auch nicht zu sorgen. Henrietta hat kurz darauf eine zufällige Begegnung mit Lawrence Westcott, der eine Klinik für künstliche Befruchtung in der Stadt leitet und noch nicht vergeben ist. Dies scheint ihr ein idealer Kandidat zu sein, und so versucht sie Fran und Lawrence bei einer extra für diesen Zweck organisierten Party zu verkuppeln. Und tatsächlich gelingt ihr dies, die beiden werden ein Paar und Fran bekommt sogar ziemlich bald einen Heiratsantrag, den sie zuerst überglücklich annimmt. Wenn sie jetzt einfach heiraten und ein Kind bekommen würden, wäre die Geschichte aber zu einfach, daher verläuft das alles natürlich etwas anders.
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Da ist nämlich noch der Chefredakteur des Konkurrenzblattes, Jack Allen, der bei Fran’s Vater gelernt hat und schließlich aber zu einer anderen Zeitung überwechselte, um dort Karriere zu machen. Er schwärmt schon lange für Fran, sie hingegen hat eine ganze Menge Vorurteile gegen ihn und gibt ihm absolut keine Chance. Auf einer Geburtstagsfeier betrinkt sich Fran so sehr, dass sie nicht mehr alleine nach Hause kommt. Also opfert sich Jack und bringt sie zu sich nach Hause, da sie ihren eigenen Schlüssel verloren hat. Am nächsten morgen, als Fran aufwacht, nehmen die Dinge ihren Lauf – und 2 Wochen später stellt sie fest, dass sie schwanger ist. Nur leider stehen zwei potentielle Väter zur Verfügung und das bereitet ihr ganz schön Kopfzerbrechen, was nicht alleine daran liegt, dass Lawrence gar keine Kinder haben möchte...
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Meine Meinung zu dem Buch ist ein wenig gespalten. Erstens mal kann man den Titel mit dem eigentlichen Buch nicht gerade in Verbindung bringen, da die Hauptheldin Fran während der ganzen Story nicht im geringsten glücklich darüber ist, schwanger zu sein und die Schwangerschaft sie wohl auch nicht unbedingt lustig macht. Im englischen heißt der Originaltitel ‚All that she wants’ (Alles, was sie will), was in meinen Augen für den Verlauf der Geschichte schon viel eher zutrifft. Aber wir sind es ja gewohnt, dass deutsche Übersetzungen manchmal sehr unpassend sind...
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Die Schreibweise hat mir sehr gut gefallen, es war sowohl humorvoll, als auch teilweise ein wenig traurig und emotional. Dennoch ist vieles in dem Buch vorhersehbar und wenn sich Deine Vermutungen am Schluss so völlig bestätigen, finde ich das immer etwas langweilig. Trotzdem habe ich das Buch kaum zur Seite gelegt, da es schon ziemlich fesselnd geschrieben ist. Ständig kommt etwas Neues dazu, bei dem Du dann dringend auf eine Auflösung wartest, die auf den nächsten Seiten erscheinen sollte. Die Geschichte ist aber eigentlich bis zum Schluss interessant und es geschehen auch einige unvorhergesehene Dinge, mit denen der Leser nicht gleich gerechnet hätte.
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Alles in allem kann ich euch dieses Buch durchaus weiterempfehlen. Als Lektüre für ein paar ruhige Abende auf der Couch oder ein entspannendes Bad ist es sicherlich geeignet. Nicht sehr anspruchsvoll, dafür aber mit viel Humor und Herz geschrieben. Vielleicht schaut ihr einfach mal rein – dürfte auch in den meisten Büchereien zu finden sein.
Autor: Maeve Haran
Originaltitel: All that she wants
Erscheinungsjahr: 1999
Preis: 7,90 Euro
ISBN: 3-442-35199-5
Liebe Grüsse, eure Claudi weiterlesen schließen -
James Herbert - 48
14.10.2002, 00:11 Uhr von
tom.112
Hallole! Es ist so weit: ich habe endlich mein Diplom in der Tasche und mein Studium hinter m...Pro:
sehr spannend und auch etwas unheimlich
Kontra:
einige offene Fragen
Empfehlung:
Nein
Wenn man meine Berichte so anschaut, könnte man fast meinen, dass ich den ganzen Tag vor der Glotze sitzen. Ganz so schlimm ist es jetzt aber nun auch wieder nicht. Eigentlich lese ich auch sehr viel, aber während der Endphase meines Studiums kam ich leider kaum noch dazu, was anderes außer Fachbücher zu lesen. Passend zur Buchmesse wird es mal wieder Zeit, dass ich endlich wieder zu einem Buch meinen Senf abgebe.
Ich muss gestehen, dass mir der Autor James Herbert bis vor kurzem absolut unbekannt war. Erst durch den Beitrag von nahue hier bei Ciao wurde ich auf das Buch "'48" aufmerksam.
Worum geht es?
Herbert beschreibt in seinem Roman einen fiktiven Ausgang des zweiten Weltkrieges, das alles Vorstellbare in den Schatten stellt.
Nachdem sich abzeichnete, dass Deutschland den Krieg verlieren wird, setzten die Nazis verstärkt ihre V1 und V2 als Vergeltungswaffe ein. So weit stimmt es noch mit der Realität überein. Im Roman verwenden die Deutschen im Frühjahr 1945 aber statt der Sprengköpfe eine andere Waffe - den so genannten Bluttot. Eine biologische Waffe, die das Blut ihrer Opfer innerhalb kürzester Zeit zum Gerinnen bringt und sie so mehr oder weniger schnell tötet. Verschont bleiben nur die, die mit der Blutgruppe AB-negativ gesegnet sind.
Einer von ihnen ist Eugene Hoke, ein amerikanischer Kriegsfreiwilliger, der 1948 durch das verödete London zieht und die Leichen der Opfer, die überall in der Stadt verstreut sind, einsammelt.
Allerdings ist er nicht allein: die Stadt wird mehr oder weniger von den "Schwarzhemden" kontrolliert. Einem paramilitärischen Überbleibsel einer englischen Nazi-Organisation um Sir Max Hubble. Hubble und seine Leute leiden allerdings auch alle an der Krankheit und siechen vor sich hin. Sie machen daher Jagd auf die letzten Gesunden in der Stadt, um mit Experimenten und Bluttransfusionen ihrem sicheren Ende zu entrinnen. Einer ihrer größten Feinde ist Hoke, dem es aber immer wieder gelingt, ihnen zu entkommen.
Eines Tages erscheint die Situation jedoch ausweglos. Kurz bevor sich die Schwarzhemden aber seiner bemächtigen können, wird Hoke aber von drei anderen Gesunden gerettet: die beiden jungen Frauen Cissie und Muriel, die von dem deutschen Wilhelm Stern begleitet werden, kommen ihn im letzten Augenblick zu Hilfe. Auf ihrer Flucht treffen sie auf den Luftschutzwart Albert Potter, der aber über die Jahre hinweg den Verstand verloren hat.
Hoke ist natürlich alles andere als besonders gut auf Stern zu sprechen, zumal er durch den Bluttod auch seine Frau Sally verloren hat. Als der dann auch noch eine ziemlich zwielichtige Geschichte erzählt, was er überhaupt in England macht, wird für Hoke klar, dass Stern nicht ein Mitüberlebender sondern ein Feind ist.
Trotzdem kämpfen sie gemeinsam gegen die Schwarzhemden um ihr Überleben, allerdings werden sie doch von ihnen gefangen genommen - allerdings ist nicht Stern der Verräter.
Es beginnt ein Kamp um Leben und Tod, den nur sehr wenige überleben...
Was meine ich dazu
Schon während des Lesens, kam mir die Geschichte sehr, sehr bekannt vor. Vergleicht man den Klassiker "Der Omega-Mann" und den Roman "'48" miteinander, wird man sehr viele Parallelen erkennen. Sowohl in dem Film aus dem Jahr 1971 und in dem 1996 geschriebenen Buch geht es um die letzten Überlebenden einer Kriegs mit Bio-Waffen, nur dass sich Robert Neville (Charlton Heston) in dem Film nicht mit Nazis sondern mit religiösen Fanatikern rumschlagen muss und der Streifen in der Gegenwart spielt.
Aber zurück zum Buch! Herbert hat das Buch aus der Sicht von Hoke geschrieben und lässt diesen in der Ich-Form erzählen. Dabei spricht er den Leser auch mehrmals direkt an, als ob Hoke die Geschichte berichten würde.
Im Großen und Ganzen ist es ihm gelungen, ein wirklich fesselndes Buch zu schreiben. Ich hatte mir zwar des Öfteren vorgenommen, abends immer nur eins der insgesamt 29 Kapitel zu lesen, aber es entsteht streckenweise eine unheimliche Spannung, die es einem unmöglich macht, das Buch wegzulegen. Herbert scheut sich auch nicht, die Leichen, auf die die Protagonisten immer wieder und in rauen Mengen stoßen oder die Auswirkungen des Bluttodes in allen Details zu beschreiben. Dadurch und die kranken Verfolger ist das Buch nicht nur äußerst spannend sondern auch unheimlich. Die Einteilung in die Kategorie Horror finde ich allerdings schon wieder etwas übertrieben.
Was mich an der Handlung etwas gestört hat, ist die Annahme, dass Hoke alleine durch London trottet und den Totengräber spielt. Klar, AB-negativ ist alles andere als eine gängige Blutgruppe, aber soll Hoke in der Millionenstadt tatsächlich der einzige gewesen sein? Später treffen die fünf sogar auf einige andere Überlebende, die sich jedoch nur dumpf von den Schwarzhemden gefangen nehmen und später dann abschlachten lassen. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass sich nicht auch die Gesunden zusammenrotten würden.
Außerdem hätte ein wenig "drumherum" nicht geschadet. Es wird zwar mehrmals angedeutet, dass die ganze Welt entvölkert wurde, aber trotzdem taucht zum Beispiel hin und wieder ein deutsches Flugzeug auf.
Gut beschrieben ist dagegen der Konflikt zwischen Stern und Hoke, der dem Deutschen kein bisschen über den Weg traut. Stern, ein Vollblutarier, ist allerdings alles andere als ein fanatischer Nazi und rettet Hoke sogar mehrmals das Leben während eines der Mädchen ein falsches Spiel spielt.
Mein Fazit?
Alles in allem kann ich diesen Roman, der nicht all zu anspruchsvoll geschrieben ist, empfehlen. Wer wie ich ein Faible für solche Endzeit-Geschichten hat, ist mit dem Buch sicher gut beraten. Es wird eine relativ glaubwürdige und wirklich sehr spannende Geschichte geboten, die keine Brüche aufweist und wirklich zum lesen animiert.
In Deutschland ist das Taschenbuch mit seinen 394 Seiten 1998 bei Bastei Lübbe bereits in der zweiten Auflage erschienen. Es kostet momentan 7,45 Euro.
Und wie immer: danke fürs Lesen, Wegklicken oder Kopieren! weiterlesen schließen -
Handfester Thriller - kein Überflieger
Pro:
fast alles
Kontra:
siehe oben
Empfehlung:
Nein
Am Ufer der Themse in einem Londoner Vorort wird von klebstoffschnüffelnden Jugendlichen eine vergrabene Frauenleiche entdeckt. Die hinzugerufenen Streifenpolizisten entdecken neben der Frauenleiche vier weitere, tiefer im Boden vergraben.
Sofort werden die Ermittlungsexperten des Area Major Investigation Pool, kurz AMIP, hinzugezogen, um die Leitung der Ermittlungen zu übernehmen. Detectiv Inspector Jack Caffrey ist Mitglied des Teams B des AMIP, das federführend sein soll. Caffrey ist noch nicht lange beim AIMP, doch eilt ihm schon der Ruf eines tüchtigen Polizisten voraus.
Die Polizeiführung ist zunächst vor allem darauf bedacht zu vermeiden, dass irgendwelche Klischees in der Ermittlungsarbeit entstehen. So sollen die Polizisten in alle Richtungen ermitteln. Denn scheinbar scheint in der Öffentlichkeit die Meinung verbreitet zu sein, dass zunächst nur Schwarze zu solchen Taten fähig wären.
Die Untersuchung der Leichen stellt heraus, dass alle Frauen vermutlich Prostituierte gewesen waren, die bis auf eine Ausnahme auch drogenabhängig gewesen sind. In den Leichen finden sich Konzentrationen von Heroin, die Frauen selbst sind puppenhaft geschminkt. Alle Leichen weißen merkwürdige Punktverletzungen an der Stirn, die sich kreisförmig über die Stirn ziehen.
Die Leichen weißen auch, das zeigen die Untersuchungen, dass den Leichen nach Eintritt des Todes Verletzungen vor allem im Brustraum zugeführt worden sind. Die genaueren Ergebnisse zeigen, dass die Verletzungen frühestens sogar erst drei Tage nach Eintritt des Todes verursacht wurden.
Schnell wird dem Ermittlungsteam klar, dass es sich hier um einen Fall eines negrophilen Serienmörders handeln muss.
Das Team des AMIP finden ebenfalls schnell heraus, dass der Schnittpunkt der Morde in einem schäbigen Lokal in der Mitte Londons zu suchen ist, in denen die Frauen auf ihre Freier gewartet haben, in dem sie aber auch ihre Drogen bezeihen konnten.
Freilich, die Ermittlungen laufen schnell in eine Richtung, die der Polizeiführung nicht ganz gefällt. Ein einziges, am Tatort gefundenes haar eines Afroafrikaners lässt den latenten Fremdenhass im Team schnell die Federführung übernehmen, doch nur Caffrey hält immer noch an einem weißen Täter fest.
Zudem muss der Täter rudimentäre medizinische Kenntnisse besitzen, was die Verstümmelungen und die Tatsache verraten, dass der Täter den Leichen jeweils einen noch lebenden Vogel in den Brustraum implantierte.
Bei seinen Ermittlungen abseits vom Team stößt Jack Caffrey auf Prostituierte Joni und deren Freundin Rebecca, die ihn auf eine heiße Spur führen.
Allerdings beginnt damit das Problem: Denn nach weiteren Morden kann Caffrey den Täter identifizieren. Dieser entgeht der Verhaftung durch Selbstmord, womit der Fall eigentlich abgeschlossen sein müsste.
Und während die Ermittler ihren Erfolg gebührlich feiern, wird die Leiche einer Prostituierten mit identischen Verstümmelungen in einer Mülltonne aufgefunden.
Stammt die Leiche noch vom Täter, hat er diese vor seinem Selbstmord dort abgelegt? Erst eine erneute Tat, bei der eine Frau entführt, ähnlich verstümmelt und schwer verletzt in einer Mülltonne abgelegt wird, macht den Ermittlern klar, dass ein zweiter Täter am Werk ist, der vermutlich mit dem ersten täter gemeinsam die taten durchgeführt hat.....
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Meinung
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Derzeit rangiert das Buch auch rang 8 der Verkaufszahlen für Taschenbücher, ist also relativ erfolgreich.
„Der Vogelmann“ von Mo Hayder ist ein klassischer Thriller, der mit Jack Caffrey eine signifikante Identifikationsfigur aufweist. Caffrey leidet noch immer unter dem Tod seines Bruders, der nie aufgeklärt wurde, und so ist er ein Einzelgänger, der Bindungen nur für kurze Zeit eingehen kann.
Allerdings lebt das Buch auch vor allem durch den Wechsel der Erzählperspektive wischen Caffrey und den beiden Tätern, wobei die Sicht des zweiten Täters erst nach dem Tod des ersten auftaucht. Damit wird der Leser in die Irre geleitet, denn zunächst schein die Lösung des Falles dadurch, dass der Leser die Identität des ersten Täters bereits kennt, recht einfach. Insofern ist das Auftauchen eines zweiten Täters Auch überraschend, wenn dem gewitzten Leser an nur einem Satz zuvor das Vorhandensein eben dieses zweiten Täters angedeutet wird.
Durch das geschickte Arrangement entsteht so eine spannende Handlung die den Leser zweifelsohne fesseln kann.
Hayder skizziert in seinem Buch auch die latent vorhandene Fremdenfeindlichkeit in der britischen Polizei, die scheinbar ebenso massiv ist, wie in den USA . Insofern ist das Buch auch systemkritisch, auch wenn es sich dabei nur um eine Problematik am Rande handelt, die nicht Handlungszentrum des Buches ist.
Insgesamt ist „Der Vogelmann ein gelungener Thriller, wenn auch der Verkaufsrang des Buches derzeit vielleicht die Klasse ein wenig zu überzeichnen scheint – m. M. nach. Denn zu üblich ist das Täterprofil, zu durchsichtig die Motivation und die Anlage des Täters.
Deswegen erhält das Buch von mir vier Sterne.
Michael
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-04-27 11:17:38 mit dem Titel WALLANDER VERSCHNITT ODER EIGENSTÄNDIG?
Zwei Tote, auf erdenklich merkwürdige Art und Weise gewaltsam aus dem Kreis der Lebenden geschlagen, das ist die Situation, die Kommissar Van Veeteren in Kaalbringen vorfindet, nachdem er von seinem Vorgesetzten zur Unterstützung der örtlichen Polizei unter Leitung des sympathi-schen Polizeichefs Bausen vorfindet.
Merkwürdig ist nicht die Todesart: Beiden Toten wurde mit einem einzigen Hieb, von hinten ge-führt, fast der gesamte Kopf vom Korpus getrennt. Freilich nur fast, wobei vor allem die Frage nicht zu beantworten ist, was genau als Tatwaffe benutzt wurde. Für die örtliche Presse wird der Mörder bald zum Henker bzw. Axtmörder, was aber nur zum Teil stimmt, denn eine Axt ist die Tatwaffe mit Sicherheit nicht.
Verwirrend ist auch die Tatsache, dass beide Opfer scheinbar nichts miteinander zu tun haben. bei dem einen handelt es sich um einen Immobilenhändler von zweifelhaften Ruf, der erst zu Beginn des Jahres seine langjährige Bleibe in Spanien aufgegeben hat und zurück ins heimische Städtchen gekommen ist. Ereignet hat sich die tat in einem öffentlichen Park, nachdem das Opfer , scheinbar auf der Suche nach netter Bekanntschaft, durch die Stadt spazieren gegangen ist.
Bei dem zweiten Opfer handelt es sich um einen Mann, der einige Wochen zuvor hinter einem Platz des örtlichen Bahnhofes gefunden worden war. Auch bei ihm eine ähnliche Verletzung im Halsbereich. Dieser Mann war den Behörden zwar hinlänglich bekannt, aber im Vergleich zu ande-ren ein kleines Licht. Hier und da Schwarzhandel und Hehlerei, leichte Drogen, nicht mehr und nicht weniger. Auch dieser Mann ist erst zu Beginn des Jahres in die Stadt gezogen.
Bei den Ermittlungen treten die Polizisten auf der Stelle, nichts will zueinander passen, sämtliche Ermittlungen führen ins Nichts.
Auch ein dritter Toter bringt das zunächst nichts neues, bis auf die Tatsache, dass der Täter – scheinbar bewusst- die Tatwaffe in der Leichen stecken ließ.
So richtig ins Rollen aber kommen die Ermittlungen erst, als Beate Moerk, eine Polizisten des Er-mittlungsteams, alleinstehend, scheinbar von betörenden äußerlichen Attributen gesegnet, während eines Waldlaufes spurlos verschwindet. Zuvor hatte sie noch einen Kollegen angerufen, damit man sich am Abend noch treffen könne, den sie habe eine wichtige Entdeckung gemacht.
Was aber steckt hinter dem Verschwinden? Fast scheint sicher, dass der Henker wieder seine Finger im Spiel hat. Allerdings’: Wo, wenn es der Henker war, ist dann die Leiche??
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Die Ähnlichkeiten zumindest im Handlungsaufbau zu Kurt Wallander Krimis liegen auf der Hand (da denke ich an einen, wo mir der Titel jetzt nicht einfällt!): Drei tote Männer, zwischen denen es keine Verbindungen gibt, kein wirklich plausibles Motiv, keine Kenntnis vom jeweiligen Tather-gang, nichts. Vor einer ähnlichen Situation stand auch Wallander und so ist es auch hier.
Was da recht frappierend in der Handlungsanalogie wirkt, wird freilich entlastet durch den Verlauf und den Aufbau der Handlung.
Anders als bei den Mankell – Krimis ist es eine Gruppe von Personen, auf denen das Fortschreiten der Handlung baut. Von dem eigentlichen Hauptprotagonisten kann in diesem Buch so nicht die Rede sein. Auch wird allein Personen Raum gegeben, Innenwelten aufzubauen und den Leser in die Gedankenwelt des Teams eintauchen zu lassen.
Der Krimi von Hakan Nesser arbeite auch nicht so sehr mit Effekthascherei oder aber durch rasante und plötzliche Handlungssprünge, sondern eher durch ein auf die geistigen Kräfte der Teammitglie-der (Denken usw.,) aufbauendes allmähliches Lösen des Falles.
Ob diese Form des Krimis jedermanns Geschmack ist? Nun, ein wenig mehr Aktion täte dem Buch nicht schlecht, mehr Spannung und nicht seichtes, wenn auch gedankenschweres dahinfließen.
Vier Steren bekommt das Buch von mir, wobei in den Sätzen vorher dafür schon die Gründe ange-geben sind. Wer aber gerade das bevorzugt, was ich bemängele, der möge dem Buch eine Fünf Sterne Wertung gaben.
Michael
Hakan Nesser
Das vierte Opfer
9 €
ISBN 3-442-72719-7
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-04-16 11:02:02 mit dem Titel Serienspannung auf höchstem Niveau!
Sonora Blair ist Polizeibeamtin, allein erziehende Mutter zweier Kinder, davon der älteste mitten in der Pubertät, verbandelt mit einem Arbeitskollegen, gehetzt von den VISA – Abrechnungen – und eine der besten Ermittlerinnen der Mordkommission.
Der neue Fall scheint zunächst wenig spektakulär: Eine junge Frau, Mutter zweier Kinder und mit einem Snob verheiratet, der gegen ihren Willen ein Restaurant eröffnet hat, das wiederum keinen Gewinn abwerfen will, verschwindet nach einem Kongress in Cincinnati spurlos. Natürlich macht sich der Mann Sorgen und schaltet die Polizei ein.
Erste Ermittlungen ergeben schnell, dass die Frau vielleicht freiwillig abgetaucht ist, denn nachweislich hatte Sie neben der zu ihrem Ehemann eine Beziehung zu einem weiteren Mann aufgebaut, den sie in Cincinnati getroffen hat.
Bis dahin scheint der Fall eher etwas in Richtung „frustrierte Ehefrau brennt mit Geliebten durch“ zu gehen.
Kurze Zeit später freilich tauchen Leichenteile auf, die eindeutig den „frustrierte Ehefrau brennt mit Geliebten durch“ – Fall zu einem richtigen Mordfall werden lassen.
Bei ihren Ermittlungen findet Sonora Blair heraus, dass die Ermordete noch in ihren Studentenzeiten Zeugin in einem Mordfall geworden ist, bei dem eine schwangere Frau in einer Toilette der örtlichen Universität ertränkt worden ist. Das Frau hatte den Täter gesehen und – so die Ermittlungen – bei dem Kongress in Cincinnati auf einem Zeitungsfoto eindeutig wieder erkannt.
Brisant daran ist, dass es sich dabei um den leitenden Staatsanwalt handelt. Und zu diesem, so die Ermittlungen, hat die Frau Kontakt aufgenommen – warum? Diese Frage kann niemand beantworten. Alle Indizien weisen auf den Staatsanwalt und schnell wird klar, dass der Mord, der beobachtet wurde, tatsächlich mit dem Staatsanwalt in Zusammenhang stehen muss: Bei der Toten handelte es sich um die Frau des damals jungen Juristen. Es ist aber nie zu einer Anklage gekommen, aus welchen Gründen auch immer.
Nachdem Sonora Blair dem Anwalt mitgeteilt hat, dass man gegen ihn wegen des Verschwindens einer Zeugin ermittele, verändert sich der liebe, nette und karrierebewusste Staatsanwalt: Plötzlich werden den ermittelnden Beamten alle nur möglichen bürokratischen Hürden in den Weg gelegt, ihre Ermittlungsarbeit scheinbar von ganz oben torpediert.
Sonora wäre aber kaum eine profisionelle Ermittlerin, wenn sie sich von diesen Aktionen aus der Ruhe bringen würde.
Denn vor allem eine Tatsache lässt sie noch intensiver ermitteln: Der derzeitige Frau des Staatsanwaltes ist jung – und schwanger……
MEINUNG
Lynn S. Hightower hat mit der Agentin Sonora Blair eine Ermittlerfigur geschaffen, die nicht so abgehoben ist wie die anderer Krimiserien, sondern scheinbar tatsächlich im leben steht – mit alle Folgen. Übergewicht, ungesunde Ernährung, ein partout nicht hören wollender Hund, sexistische Kollegen, einen pubertierenden Sohn …..
Und gerade das verleiht zunächst der Figur der Sonora Blair eine hohe Akzeptanz und Glaubwürdigkeit, was ein Fundament für den Erfolg der Reihe ist.
Aber vor allem die geschickte Architektur der Fälle zeichnen diese Bücher aus. In DER BLINDE FLECK muss nicht ein unbekannter Täter zu Strecke gebracht werden, sondern ein bekannter durch Ermittlungsarbeit seiner Taten überführt werden – und das nebst allen Sorgen des Alltages, die andere Ermittler scheinbar so nicht haben.
Damit verbunden ist aber auch Kritik an dem Rechtssystem der USA, in dem die Starken, die Einflussreichen durchaus ungeschoren davonkommen können, die Leiter hochfallen, oft genug aber die Schwachen auf der Strecke belieben…..
Sicherlich können es die Bücher der Reihe, wenn es um die kriminalistische Tiefe in wissenschaftlicher Sicht geht, nicht mit denen Kathy Reichs aufnehmen, um nur eine andere Autorin zu nennen. Nichts desto Trotz aber bietet das Buch einen hohen Unterhaltungswert und mehr als nur durchschnittliche kost für den Krimifan.
Michael
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-10-03 19:21:16 mit dem Titel Hervorragendes Einsteigerbuch in Flash MX
Stefan Helms und Oliver Böhm: Das Praxishandbuch Flash MX aus der Reihe Best Friend von Data Becker.
Flash MX aus dem Hause Makromedia ist das wuchtigste Tool, um Animationen jeglicher Art auf den Bildschirm zu zaubern: Flash – Animationen auf der Webpage, animierte Banner, Screensaver, Effekte etc. etc.
Unter den Profis ist diese Software zur Erstellung eben jener Animationen das verbreitetste Werkzeug, für Laien freilich ist der Dschungel der Möglichkeiten des Programms zunächst verwirrend bzw. auch abschreckend. So wird das Arbeiten mit der Bühne, diversen Ebenen, Schlüsselbildern etc. zunächst den wenigsten Flash Neulingen ein Begriff sein.
Den Schrecken zu mindest ein wenig nehmen kann das Einsteigerbuch zu Flash MX von Stefan Helms und Oliver Böhm: Das Praxishandbuch Flash MX aus der Reihe Best Friend von Data Becker.
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DER AUFBAU DES BUCHES
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Das Buch arbeitet grundsätzlich mit praktischen Beispielen, die der Leser des Buches nach und nach bearbeiten sollte, um die Grundlagen von Flash MX zu erarbeiten und alle Möglichkeiten des Programms kennen zu lernen. Dabei sind die Beispielaufgaben interessant gewählt, Langeweile kommt so nicht auf.
Die drei Grundaufgaben wären zum Beispiel: Eine Textanimation erstellen, in der der text durch das Flashfenster läuft oder aber als nächste ebene, den text laufend vergrößern oder verkleinern zu lassen.
Danach werden Pfotenabdrücke animiert, die nach und nach entstehen und wieder vom Schnee verdeckt werden. Die dritte Grundübung besteht aus dem animieren eines Ufos mit realistischen Hintergrund.
Damit ihr einen Einblick in die Bereiche erhaltet, in die die Autoren einführen möchten, hier ein kurzer Überblick der Kapitel:
1. Quickstart-Beeindruckende Flashs in wenigen Minuten
2. Basis Techniques – Schritt für Schritt
3. Tolle Tricks mit Bitmap – Bildern
4. So kombinieren sie Bild und Sound
5. Filme und andere animierte Quellen nutzen
6.Mit Sieben Mausklicks zum eigenen Flash Screensaver
7.Effekte, Effekte, Effekte
8. Flash und 3D
9. Vom einfachen Schalter zur Navigation
10. Eine ganze Webseite in Flash
11. Interaktivität: Mausverfolger und mehr ..
Diese Übersicht wird sicherlich das eine oder andere nennen, dass viele von euch schon immer auf ihrer Webpage haben wollten, oder nicht?!?
Allen „Kurseinheiten“ vorangestellt ist ein gelber Textkorpus, der sich Quickstep nennt. Hier werden die Schritte des Kurse, die auf den folgenden Seiten behandelt werden, in Kurzfassung genannt. Diese Quicksteps – Rubrik richtet sich dabei freilich nicht an den absoluten Programmneuling, sondern vor allem an fortgeschrittene Nutzer, die Änderungen zu Flash 5 nachschlagen wollen oder aber die in der Arbeit des Programms schon zu eingefuchst sind, dass sie eine längere Einleitung und Einführung nicht brauchen.
Andererseits dienen diese Rubriken dann auch für den Anfänger die Möglichkeit, nochmals ganz schnell nachzuschlagen, was man schon gemacht hat, wie noch mal dieser Befehl lautete, den man dann schon wieder vergessen hat usw.
Grundsätzlich ist das Buch aber verständlich beschrieben und geht Schritt für Schritt mit dem Leser die Übungen durch. Klar, denjenigen, der Flash schon kennt, spricht das Buch nicht an. Wichtig vor allem aber ist, dass das Buch durchgehend farbig und sehr ausführlich bebildert ist. Infokästen und Hilfekästen erleichtern es, sich immer wieder zu vergewissern.
Insofern handelt es sich um eines der gelungensten Bücher auf dem Markt, was die Einführung für Laien in ein recht komplexes Programm betrifft.
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NEGATIVES
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Dass man Flash gerne auf seiner Webpage haben möchte, wird der Grund sein, sich damit auseinander zu setzen. Klar. Nur: Für alle jene, die kein Html beherrschen, wird’s ärgerlich, denn wie man das entworfene Flash in einem Webseiten-Editor wie Frontpage in seine Seiten bekommt, steht leider nicht drin.
Da muss man sich via Netz Rat holen.
Na ja: Tipp dazu: Beim veröffentlichen eures Flash (so nennt man den Arbeitsgang, in dem das Programm aus dem Entwurf einen fertigen Flash macht), entstehen eine swf-Datei, eine HTML-Datei und eine Bilddatei. Öffnet die HTML –Seite mit einem Texteditor und kopiert alles von OBJEKT bis OBJEKT. Öffnet die Seite, auf der das Flash eingebaut werden soll mit eurem Webeditor und aktiviert die HTML – Ansicht. Fügt die Kopie aus der Zwischenablage in das Seiten Html ein – fertig. Jetzt nur noch die swf- Datei und die Bilddatei (FLA. Datei) in den entsprechenden Ordner der Web Seite via Explorer kopieren. Fertig!
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TIPPS und HINWEISE
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Ab und an ist auch dieses Einsteigerbuch ein wenig verwirrend. Da half mir immer wieder ein Blick in das Flash 5 Bändchen aus der Reihe des knowware – Verlages (www.knowware.de bzw. www.bilke.de (Autorin)). Das liegt auch daran, dass leider Gottes auch diesem Software – Buch eine Legende der wichtigsten Begrifflichkeiten fehlt. Und da das Stichwortverzeichnis eigentlich sehr knapp und dürftig ausfällt, kann man trotz des grundsätzlich sehr guten Aufbaues und der klaren Strukturierung ein wenig ins Straucheln kommen.
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FAZIT
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Für 17,95€ erhält man ein sehr gut aufgebautes und gut durchdachtes Einsteigerbuch in FLASH MX. Dieses wiegt einige Ärgerlichkeiten auf, wie der Tatsache, dass die Autoren davon ausgehen, dass jeder Flash Nutzer auch gleichzeitig HTML – Kenntnisse höherer Weihen besitzt. Das Veröffentlichen selbst erstellter FLASH Animationen via Webeditor fehlt nämlich völlig, wobei das im Grunde auf zwei bis drei Seiten zu machen wäre und auch nicht all zu schwer ist, wenn man erst einmal weiß, wie es geht.
Auch die fehlende Legende und das etwas knapp ausfallende Register können den grundsätzlich sehr guten Eindruck des Buches nur ein wenig schmälern.
Für mich eines der besten Einsteigerbücher.
Michael weiterlesen schließen -
Der Gärtner war es nicht
12.09.2002, 12:53 Uhr von
Schlumpfinchen
Ich bin meistens ein sehr gut gelaunter und fröhlicher Mensch, der grundsätzlich sagt was er denk...Pro:
Sehr facettenreich, spannend, einfach zu lesen, geheimnisvolle Atmosphäre
Kontra:
Die Hauptfigur war mir etwas zu klischeehaft
Empfehlung:
Nein
Kriminalromane sind ja normalerweise nicht so mein Fall, dachte ich bisher zumindest immer. Grundsätzlich wird einer ermordet, es gibt viele Verdächtige, und meistens ist der Mörder dann ein unscheinbares Persönchen auf den man nie kommen würde. Deswegen war ich nicht gerade begeistert als mir meine Oma zum Geburtstag schon wieder ein Buch aus ihrer bevorzugten Sparte schenkte. Deswegen stand das Buch "Das Schloß im Moor" von Victoria Holt, wahrscheinlich Jahre lang in meinem Regal ohne das ich es jemals zur Hand nahm. Warum auch, hatte ich doch so viele andere Bücher die mehr in meinem Interessenbereich lagen? Doch irgendwann sind die eben alle gelesen und das Limit für Bücher im Monat war auch schon mehr wie überschritten, so nahm ich es doch mal, machte es mir auf der Couch bequem und begann zu lesen.
DIE STORY
Catherine kehrt nach einem 4-jährigen Schulaufenthalt zurück in ihr Elternhaus. Doch schon nach wenigen Minuten in Haus Glen holten sie die Bedrückung und die Sehnsucht diesem Haus zu entfliehen wieder ein. Die junge Frau wünschte ihr Onkel Richard wäre hier dann gäbe es keine geschlossenen Fenster, die mit schweren Vorhängen versehen waren so das kein Lichtstrahl sie durchdringen konnten. Ebenso hätte dieser sie ganz anders empfangen wie ihr Vater, der zwar bemüht war sie mit Wärme zu begrüßen, bei dem aber sehr gut spürbar war das sie nicht von Herzen kam. Selbst nach Jahren trauerte ihr Vater noch um seine verstorbene Frau und ist aus seinen Depressionen nicht herauszuholen. Nur einmal im Monat verlässt er das Haus und kehrt am darauf folgenden Abend noch trauriger zurück.
Kein Wunder also, dass die 19 jährige Catherine schon nach sehr kurzer Zeit den Heiratsantrag von Gabriel Rockwall annimmt, der ihr bei einem Ausritt im Moor geholfen hatte einen kleinen Hund zu retten. Gabriel und der Hund "Freitag" wecken einen starken Beschützerinstinkt in Catherine, und gerade bei Gabriel macht sie sich große Sorgen da dieser nur vom Tod spricht und immer wieder in seine Melancholie zurückfällt. Nach ihrer Heirat, bei der keiner von Gabriels Verwandten teilnahm, fuhren die beide nach Kirkland Revels dem Familiensitz der Rockwalls, ein historischen Edelhof von wo an auch sie jetzt leben würde.
Nach und nach lernt Catherine alle Hausbewohner und somit Gabriels Familie kennen. Da wäre die kühle Ruth und ihr lebenslustiger Sohn Luke, Sir Matthew der freundliche Vater von Gabriel und seine Tante Sarah die am liebsten in der Vergangenheit lebte. Ebenso Simon Redvers, Gabriels Vetter und seine Tante Hagar, die jedoch auf Kelly Grange zu Hause waren. Auch lernt sie bei einem ihrer Spaziergänge mit Freitag durch die Ruinen einer früheren Abtei Dr. Deverel Smith kennen, den Hausarzt und Freund der Familie wie seine Tochter Damaris.
Catherine spürt das Geheimnisse dieses Haus umgeben, ebenso um deren Bewohner. Auch Gabriel scheint Angst zu haben und geht auch immer wieder davon aus das er nicht mehr lange leben würde. Jede Nacht treibt es ihn auf den Balkon des Südflügels als würde ihn dieser magisch anziehen, doch warum will er seiner Frau nicht sagen. Catherine schwört sich ihren Mann zu beschützen, sie nimmt sich vor die Geheimnisse zu lüften und ihm so seine Angst und Melancholie zu nehmen, doch schon eine Woche später nach ihrer Ankunft in diesem Haus ist Gabriel tot ? vom Balkon des Südflügels gestürzt. War es Selbstmord, ein Unfall oder wurde er ermordet?
Catherine verlässt nach der Testamentseröffnung Kirkland Revels und kehrt in ihr Elterhaus zurück, doch immer wieder fragt sie sich was passiert sein könnte. Und was ist mit Freitag geschehen, der einen Tag vor Gabriels Tod spurlos verschwand?
Schon kurz darauf stellt Catherine fest das sie schwanger ist und unterrichtet auch die Familie Rockwall über ihren Zustand. Woraufhin diese sie bitten doch zurückzukommen, schließlich ist ihr ungeborenes Kind der Erbe von Kirkland Revels.
Catherine kehrt mit dem Vorhaben Gabriels Tod aufzuklären zurück, doch muss sie schon bald feststellen das man auch ihr und ihrem Kind nach dem Leben trachtet. Oder wird sie einfach verrückt, wie damals ihre Mutter...
DAS COVER
Der Schutzumschlag, des gebunden Buches, wurde sehr dezent gestaltet. Abgebildet sind wild wachsende Pflanzen, ein abgestorbener Baum und im Hintergrund einige Ruinen. Allein eine in weiß gekleidete Frau sticht deutlich hervor, ebenso der in weiß gehaltene Schriftzug der die Autorin und den Buchtitel preisgeben. Für mich macht es einen etwas düsteren Eindruck, passt aber sehr gut zum Inhalt.
ZUR AUTORIN
Eleanor Alice Burford Hibbert wurde am 1.9.06 geboren und fing schon in frühen Jahren zu schreiben an doch ihr erster Roman wurde erst 1946 veröffentlicht, wobei dieser kein großer Erfolg wurde. Die Autorin schrieb unter mehreren Pseudonymen. Unter Jean Plaidy schrieb sie über historische Erfindungen und die englische Königsfamilie. Victoria Holt war ihr Pseudonym für Bücher über historische Spannung und Geschichte, diese Werke beeinflussten zu einem späteren Zeitpunkt viele andere Autoren des gleichen Genre. 1972 schrieb sie unter dem Pseudonym Philippa Carr die 17 -teilige St. Bruno Serie, eine Familiensaga. Aber auch unter den Pseudonymen Elbur Ford, Kathleen Kellow und Ellalice Tate und ihrem Mädchennamen Eleanor Burford kann man ihre Romane lesen. Bis zu ihrem Tod am 18.1.1993 schrieb die Autorin mehr als 200 Bücher.
MEINE MEINUNG
Das Kriminalromane normalerweise nicht sehr gerne von mir gelesen werden habe ich ja bereits erwähnt, und doch muss ich sagen das mich dieses Buch wirklich gefesselt hat. Es war einfach und mühelos zu lesen und auch die vielen verschiedenen Personen waren keineswegs verwirrend. Der Autorin ist es hervorragend gelungen einem die einzelnen Personen nahe zu bringen, sie ist bei jeder Person auf deren Stärken und Schwächen eingegangen, so das man meinen könnte einen Mensch aus Fleisch und Blut vor sich zu haben.
Am meisten faszinierte mich Sarah, die am liebsten in der Vergangenheit schwelgte. Obwohl sie eine Frau um die 80 ist, kommen gerade bei ihr viele kindliche Züge zum Vorschein, besonders wenn sie sich über etwas freut oder sie etwas weiss, was anderen verborgen geblieben ist. Manchmal hatte ich den Eindruck als wäre sie geistig verwirrt, und im nächsten Atemzug musste ich dann wieder feststellen das sie klüger ist wie alle anderen zusammen. Doch gibt sie ihr Wissen nie wirklich preis, sie wirft Catherine öfters einzelne Brocken zu und freut sich dann auf eine kindlich naive Art über deren Neugier mehr zu erfahren, auf die Sarah allerdings nicht eingeht. Stattdessen entwirft sie Gobelins (gestickte Bilder) in denen sie ihr Wissen preisgibt.
Auch das Schloß und die Umgebung, zu der einige Katakomben und Ruinen gehören, wurden von der Autorin sehr facettenreich mit eingewoben. Was meiner Meinung nach für die düsterne Atmosphäre die das Haus umgibt mit verantwortlich ist, doch aber auch hin und wieder für eine romantische Stimmung sorgt.
Die Figur der Catherine hat mir weniger zugesagt, auch wenn das Buch aus ihrer Sicht geschrieben wurde und sie somit auch die Hauptperson darstellt. Das war mir einfach zu klischeehaft - unscheinbares Mädchen, gerät in Gefahr und wird von einem Märchenprinzen gerettet. Doch kann ich darüber hinwegsehen, wenn ich bedenke wie viele Ereignisse noch eintreten, auf die ich in der Buchbeschreibung nicht eingegangen bin, und die mich richtig mitfiebern ließen.
FAZIT
Meiner Meinung nach handelt es sich bei "Das Schloß im Moor" um eine wirklich spannende Leselektüre, die sehr ausführlich und detailreich ausgeschmückt ist. Durch die düstere und doch romantische Stimmung denke ich das sich aber eher Frauen von so einem Buch angesprochen fühlen werden.
Da das Buch ein Geschenk war kann ich nicht sagen was es gekostet hat, auch ist es im Moment vergriffen und es besteht keine Neuauflage. Doch kann man es bei amazon.de über einen Händler für 9.90 Euro erhalten oder aber bei Ebay ersteigern.
Das Buch hat 255 Seiten weiterlesen schließen -
Hastings, Susan - Der Schwarze Magier
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Nein
In dem Roman dreht sich alles um das Leben eines Mannes im Mittelalter, der für seine Zeit eine sehr fortschrittliche Denkweise und seine eigene Religionsauffassung hat, die er mutig gegen die Kirche vertritt.
Hauptfigur:
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Rupert de Cazeville hat die Gabe des Gesichts, das heißt er bekommt durch Visionen und Träume vermittelt was in der Zukunft geschehen wird und er kann die Seelen der Menschen lesen und beherrschen. Zudem arbeitet er als Arzt, der als einer der ersten seiner Zeit u.a. entdeckt wie wichtig Hygiene bei Operationen ist. Er strebt stets nach Wissen und nach Freiheit. Von Religion hält er nichts, denn die Kirche verbot zu jener Zeit jegliche Form von Fortschritt ( alles sei "Teufelswerk"). Er geht stets seinen eigenen Weg und will sich an nichts und niemanden binden, am liebsten ist er alleine in der Natur.
Handlung:
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Rupert de Cazeville wird auf einer normmanischen Burg zur Zeit des Mittelalters geboren. Im Gegensatz zu seinen beiden älteren Brüdern taugt er überhaupt nicht zum Ritter, Rupert ließt viel lieber und spielt mit seiner Schwester. Bei einem Ausritt werden die beiden von den drei Brüdern des verfeindeten Nachbars angegriffen. Um seine Schwester vor einer Vergewaltigung zu Schützen nutzt Rupert zum ersten mal seine magischen Fähigkeiten uns tötet einen der gegnerischen Brüder. Aus Entsetzten darüber verstößt Ruperts Vater ihn. Seine Mutter bringt ihn in ein Kloster, auf das er lesen und schreiben lernt. Doch davon ist Rupert zuerst einmal weit entfernt. Als Novize besteht sein Klostertag nur aus harter Arbeit und Dienerschaft gegenüber den Mönchen. Rupert verliert jeden Glauben an Gott und die Kirche und sein Klosterleben als er sieht, was die Mönche im gegenüberliegendem Nonnenkloster treiben, nämlich vollfressen und sich mit den Nonnen vergnügen. Doch auch in den eigenen Klostermauern muss Rupert damit umgehen können, dass sich die Mönche immer wieder an seinen Novizen-Freunden vergehen und auch ihn attackieren. Letztendlich hält ein Junge den Drill nicht mehr aus und erhängt sich. Rupert findet seine Leiche zuerst, sucht sich sofort den verantwortlichen Mönch und kastriert ihn. Anschließend flieht er in den Wald und wird von der Kräuterfrau Regina aufgenommen. Regina zeigt ihm den ersten Umgang mit Heilkunde und seinen Visionen, aber vor allem zeigt sie ihm was Geschlechtsverkehr ist. Rupert verliebt sich in sie. Doch nachdem Regina ihn nichts mehr zu lehren weiß, schickt sie ihn zu einem Druiden, der ihm darin lehrt seine Fähigkeiten zu benutzen und richtig ein zu setzten. Nach dem Tod des Druiden studiert Rupert Medizin. Doch anstatt sich, wie damals für Ärzte üblich, an Patienten nicht die Hände schmutzig zu machen, interessiert Rupert sich vor allem für das Innere eines Menschen und will operieren. Nach seinem Studium eröffnet er in einer großen Hafenstadt seine Praxis. Trotz seiner fortschrittlichen und für die Menschen ungewohnten Behandlungsmethoden hat er Erfolg, denn seine Behandlungen glücken jedesmal. Letztendlich traut er sich, einer Frau den Bauch aufzuschneiden, als diese droht über der Geburt zu sterben. Die Operation ist erfolgreich, Mutter und Kind überleben, doch das abergläubische Gerede der Leute handelt Rupert die Inquisition ein. Nur durch seine Fähigkeit die Seele des Richters beherrschen zu können kommt Rupert frei, doch er weiß, das er den Ort verlassen muss. Die Gelegenheit ergibt sich, als König Richard Löwenherz, König von England, auf dem Weg in den Kreuzzug in der Hafenstadt halt macht. Rupert gelingt es, einem von Richards Männern die Hand wieder anzunähen, und zieht so das Interesse des Königs auf sich. Richard nimmt ihn mit auf dem Weg in den Orient. Auf der langen Reise wird Rupert zu einem wichtigen Berater und Freund von Richard. Noch bevor sie im Orient angekommen sind, hat Richard schon allerhand Schwierigkeiten zu bewältigen. Besonders mit dem französischen König Philipp, der ihn auf dem Kreuzzug begleitet, gerät er aufgrund deren homosexuellen Neigungen zueinander immer wieder in Konflikte. Im Orient angekommen schrumpft Richards Heer immer weiter zusammen, und letztendlich läuft Rupert auch noch zum Sultan über. Denn Rupert ist fasziniert von der Wissensförderung, die der Islam mit sich bringt und den Behandlungsmethoden er muslimischen Ärzte, die den seinen ähnlich sind.
Aber vor allem genießt er die Liebeskunst der arabischen Frauen.
Bei einem Vermittlungsauftrag im Namen des Sultans gerät Rupert in Gefangenschaft. Seine Träume verraten ihm, das der Sultan getötet wurde und König Richard sich ebenfalls in Gefangenschaft befindet. Geplagt von seinem schlechten Gewissen gegenüber Richard, gelingt Rupert ein Fluchtversuch und er macht sich auf den Weg zurück nach Norden, um nach Richard zu schauen. Doch er ist noch geschwächt von seiner eigenen Gefangenschaft und macht so immer wieder Halt in verschiedenen Orden, wo er sich gesund pflegen lässt. Doch egal in welchem Gotteshaus er sich aufhält, überall bekommt er Schwulenszenen zu Gesicht.
Um so überraschter ist er, als er die schöne Lady Gwendolyn sieht, die selbst zum Schwert greift um ihr Anwesen zu verteidigen. Als Gwendolyn von einem Pfeil getroffen wird, pflegt Rupert sie gesund. Beide sehen sich gegenseitig als Herausforderung an und wollen sich erobern, doch Rupert hat nach wie vor Angst vor einer festen Bindung.
Obwohl Richard, für den inzwischen Kaution bezahlt worden ist, genau diese Angst seines einzelgängerischen Freundes kennt, verheiratet er Rupert mit Gwendolyn. Der goldene Käfig schließt sich über Rupert, Richard hat es geschafft den freiheitsliebenden Rupert zu binden, auch an ihn selbst. Doch was ihm Ruperts Träume verraten ist eindeutig, Richard Löwenherz wird sterben. Richard lacht nur über Ruperts Warnung und lässt ihn zurück. Nach Richards Tot macht sich Rupert ununterbrochen Vorwürfe. Es zieht ihn weiter nach Norden, wo er schließlich auf seinen alten Familienbesitz stößt. Doch seine Geschwister sind verschwunden, nur seine Schwägerin sitzt auf den Thron. Schnell erkennt er, dass diese sich auf ein Verhältnis mit den verfeindeten Nachbarn eingelassen hat, deswegen seinen Bruder töten ließ und nun zuläßt, das diese die Burg herunterwirtschaften. Rupert schafft es nicht schnell genug Männer und Waffen zu organisieren um seine Burg gegen den Nachbarn verteidigen zu können. Kurz bevor sie fällt, eilt ihm überraschenderweise Gwendolyn samt Heer zur Hilfe. Gwendolyn ist glücklich, nach der erzwungenen Hochzeit nun wieder von Richard geliebt zu werden. Sie kann nicht ahnen, das Rupert wieder deutliche Visionen hat. So ist er nicht sonderlich überrascht, als sein Sohn vor ihm steht und ihn zurück zu Regina holt.
Gwendolyn weiß, dass sie den Kampf um Rupert verloren hat und geht traurig davon.
Das Maß, in dem im Verlauf der Geschichte Sex erwähnt wird, ist ungünstig gewählt. Ständig und immer wieder hat Rupert seine Abenteuer, doch sind diese nie sonderlich beschrieben, aber auch nicht nur kurz erwähnt. Viel zu weit greift die Autorin meiner Meinung nach bei der Homosexualität. Die größten Herrscher und sämtliche Geistliche sind allesamt schwul in dem Buch. Schon nach kurzer Zeit fragt man sich beim Lesen was das eigentlich soll. Überhaupt ließt sich der größte Teil des Buchen mit der Frage >>was soll das eigentlich alles??<< Mit jedem Kapitel zieht Rupert einen Ort weiter, ohne das sonderlich Spannung aufkommt oder man Rückschlüsse ziehen kann. Die Ereignisse reihen sich halt unaufhörlich aneinander. Lediglich auf der vorletzten Seite, wo es ihn nach allen Abenteuern mit der arabischen Sklavin und seiner Frau Gwendolyn wieder zu Regina zieht, schließt sich etwas. Meiner Ansicht nach ist der Weg, den Richard braucht um wieder zurück zu finden, zu lang gewählt. Oder aber die Autorin bringt Ruperts Streben nach Wissen und Einsamkeit nicht stark genug hervor.
Das Ende hingegen empfinde ich als sehr klug gewählt. Es ist einerseits traurig, anderseits ein Happyend. Traurig für Gwendolyn, die einsieht den Falken Rupert trotz allen Kämpfens nicht länger halten zu können, glücklich für Rupert, der nun zu seiner einzig wahren Liebe zurückkehren kann und vor allem seine Freiheit wieder hat.
Ebenfalls positiv ist dem Buch zu vermerken, dass es zwar von einem Menschen mit heutigem Denken handelt, aber nie die Sicht des Mittelalters verliert. Z.B. erkennt Rupert auf einer Schifffahrt an dem Auf- und Abtauchen eines Landes am Horizont und dem gleichen Verhalten des Kopfes des Stallknechtes hinter einem (runden) Pferdehintern, das die Welt keine Scheibe sein kann. Ebenfalls zum Schmunzeln bringt einen die Idee des Kondoms, bestehend aus Rinderdarm.
Im Nachwort des Buches führt die Autorin einen Dialog zwischen ihr und ihrem Fantasiegeschöpf Rupert, der ihr so vertraut geworden ist und den nun auch sie gehen lassen muss.
Wissenswertes:
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Sämtliche Figuren des Romans haben tatsächlich gelebt. weiterlesen schließen -
Skuril, aber faszinierend bis zum Schluss
Pro:
spannend und fesselnd erzählt
Kontra:
teilweise etwas grausig beschrieben
Empfehlung:
Nein
Dieses Buch von E.T.A. Hoffmann zählte zur Unterrichtslektüre im Deutsch-LK...obwohl, dies nun schon 2 Jahre her ist, ist es mir noch gut in Erinnerung; hat sozusagen einen bleibenden Eindruck hinterlassen;) Aber mit gutem Grund. "Der Sandmann" stammt aus der Epoche der Romantik und erschien Ende 1816...manche würden das Werk wohl als Vorläufer moderner Gruselgeschichten bezeichnen. Obwohl der Titel wenig Aufschluss darauf gibt, denn unter dem Sandmann stellte ich mir eher eine Kindergeschichte vor...doch dem ist auf keinen Fall so.
« (( Charaktere )) »
•~•Nathanael•~•
Nathanael ist der Protagonist des Buches. Er bekommt seit seiner Kindheit Horrorgeschichten vom Sandmann erzählt und muss sein Leben lang mit Ängsten kämpfen, welche schließlich ihren Tribut zollen und Nathanael im wörtlichen Sinne in den Wahnsinn treiben.
•~•Clara•~•
Sie ist die Geliebte/Verlobte von Nathanael und gleichzeitig Lothars Schwester. Clara denkt sehr rational und hat daher wenig Verständnis für Nathanaels "Hirngespinste".
•~•Lothar•~•
Obwohl Lothar und Nathanael ein eher gespanntes Verhältnis zueinander haben, fungiert Lothar als sein Vertrauter.
•~•Professor Spalanzani•~•
Professor der Physik...beschäftigt sich auch mit alchimistischen Vorgängen. Er ist der "Schöpfer" von Olimpia und macht gemeinsame Sache mit Coppelius.
•~•Olimpia•~•
Olimpia ist die "Tochter" vom Professor...zumindest wird sie als solche ausgegeben. Sie wird zum Objekt Nathanaels Begierde und somit die verantwortliche für den dramatischen Verlauf der Geschichte.
•~•Coppola/Coppelius•~•
Der vermeintliche Sandmann. Zu Anfang tritt er als Advokat auf der mit Nathanaels Vater in Verbindung steht und mit ihm zusammen alchimistische Versuche durchführt. Später gibt er sich als Wetterglashändler aus und spricht plötzlich mit italienischem Akzent. Er ist der Initiator, der Nathanaels Schicksal besiegelt.
« (( Wer/Was ist der Sandmann? )) »
Der Sandmann ist eine Figur aus einer Erzählung (im Buch) um unartigen Kindern, die Abends nicht einschlafen wollen Angst zu machen. Ihnen wird erzählt, dass der Sandmann kommt und ihnen Sand in die Augen streut, damit sie "blutig aus dem Kopf springen". Er braucht die Augen um seine eigenen Kinder zu füttern.
« (( Was ist Alchimie? )) »
Alchimie wurde hauptsächlich im Mittelalter praktiziert. Man versuchte anorganische Stoffe zu veredeln und aus minderwertigen Metallen Gold zu gewinnen. Das spirituelle Ziel der Alchimisten war die Entdeckung des "Stein der Weißen" welcher gleichgesetzt wurde mit dem Lebenselixier. Er sollte die Offenbarung der tiefsten Geheimnisse des Kosmos sein...in Bezug auf den Sandmann : die Konstruktion von Menschen (-> Olimpia).
« (( Handlung )) »
Das Buch beginnt mit einem Brief Nathanaels an Lothar, indem er von jüngster Begegnung mit einem Wetterglashändler spricht, welche alte Kindheitserinnerungen wieder wachruft:
Als Kind wurde Nathanael immer mit den Worten "der Sandmann kommt" zu Bett geschickt. Und tatsächlich vernimmt er all abendlich ein Gepolter auf der Treppe, das die Ankunft des Sandmanns verriet. Durch Erzählungen über diesen in Angst und Schrecken versetzt gehorchte er auch immer und ging ins Bett. Doch seine Neugierde wer denn der mysteriöse Sandmann sei siegt über die Angst und Nathanael versteckt sich eines Abends im Arbeitszimmer seines Vaters. Niemand anderes als der Advokat Coppelius betritt das Zimmer...von diesem Zeitpunkt an ist Coppelius für Nathanael gleichbedeutend mit dem Sandmann. Doch er wird in seinem Versteck entdeckt und von dem Advokat misshandelt; nur das Einschreiten des Vaters kann schlimmeres verhindern. Doch Nathanaels Angst entwickelt sich von diesem Zeitpunkt an zu einem regelrechten Wahn, der ihn sein weiteres Leben verfolgen wird.
Besagter Brief in dem diese Geschichte beschrieben wird, landet aber nicht bei Lothar, sondern versehentlich bei Nathanaels Verlobten Clara. Diese allerdings hat kein Verständnis für ihn und tut die traumatischen Erlebnisse als fantastische Ausgeburt ab. Kurz sie hält Nathanael für psychisch gestört.
Verärgert über Claras Reaktion wendet sich Nathanael ein zweites mal per Brief an Lothar mit der Bitte um Unterstützung.
Nun wird die Erzählung aus Sicht eines neutralen Erzählers fortgesetzt:
Nathanael fährt für einige Zeit zu Besuch nach Hause...doch ist er wieder ganz in seine kindliche Angst verfallen und hat sich dementsprechend verändert. Dies hat zur Folge, dass Clara und Nathanael immer öfter streiten.
Nachdem er wieder abreist findet er seine alte Wohnung abgebrannt vor. Er sucht sich ein neues Zimmer - scheinbar zufällig hat er von dort aus Einblick in die Wohnung Spalanzanis und dessen Tochter Olimpia. Er ist so fasziniert von ihr, dass er sie unablässig beobachtet...was ihm durch die Tatsache erleichtert wird, dass er dem Wetterglashändler Coppola ein Fernglas abgekauft hat. Schließlich kommt es wie es kommen muss und Nathanael verliebt sich in Olimpia.
Bei einem Ball, denn der Professor gibt hat er Gelegenheit Olimpia näher zu kommen. Nathanael scheint nicht aufzufallen, was den anderen offensichtlich ist...nämlich das Olimpia kein wirklicher Mensch ist. Sie ist nur eine ferngesteuerte Puppe. Ein Machwerk des Professors. Doch Nathanael ist quasi blind vor Liebe - oder verschließt er die Augen vor der Realität?
Letztendlich werden Nathanael durch einen Streit zwischen Spalanzani und Coppola die Augen geöffnet und er erkennt das Olimpia nichts weiter als ein "Automat" ist.
Dem völligen Zusammenbruch nahe reist er wieder nach Hause, wo er durch Claras Hilfe wieder in die Normalität und Realität zurückkehrt. Doch der Schein trügt!
Als er und Clara eines Tages auf einen Turm steigen und Nathanel durch sein Fernglas nach unten schaut meint er plötzlich wieder Coppelius/Coppola zu sehen. Er dreht nun völlig durch und will Clara vom Turm stoßen...dieser Versuch wird aber in letzter Sekunde von Lothar vereitelt.
Das Drama nimmt seinen Lauf und Nathanael stürzt sich wie von Sinnen selbst in den Tod.
« (( Bedeutung der "Augen" )) »
Die Augen sind ein immer wiederkehrendes Element der Geschichte. Sie haben von Nathanaels Kindheit an eine große Bedeutung in seinem Leben. Die Angst vorm Verlust seiner Augen weckt in ihm die Angst vorm Sandmann. Bei jeder Figur, die im Roman auftaucht werden die Augen genau beschrieben; ihnen wird also eine zentrale Bedeutung beigemessen und als "Fenster der Seele" charakterisiert. Sie sind für Nathanael praktisch ein Charaktermerkmal anhand dessen er zwischen Mensch und Automat zu unterscheiden vermag. Doch letztendlich zerstört sein besonderer Bezug zu den Augen Nathanaels Psyche und das Verhältnis zu Clara.
è Der Grundgedanke des Autors ist, dass das Auge als Sinnesorgan nur einen Teil der Wirklichkeit wiedergibt und nicht alleine maßgebend sein darf.
« (( Schreibstil )) »
Ein gutes Buch, braucht nicht nur eine interessante Geschichte...wichtig ist, dass der Autor es schafft den Leser an die Geschichte zu fesseln. Und Hoffmann gelingt dies Zweifels ohne, da man sich mühelos in die Charaktere hineinversetzen kann und sich ein Spannungsaufbau durch die ganze Geschichte zieht. Die Erzählperspektiven wechseln im Verlauf der Geschichte. Die Briefe am Anfang sind natürlich in Ich-Form geschrieben. Nathanaels Erzählweise is typisch romantisch und sehr ausschmückend. Claras Brief hingegen wirkt eher ernüchternd. Im späteren Verlauf übernimmt dann ein Aussenstehender (ein Freund von Nathanael) die Rolle des Erzählers; er wendet sich direkt an den Leser und berichtet sehr objektiv das Geschehen. Durch diesen Wechsel der Perspektiven wird einem ein guter Einblick in die Figuren geboten.
Da das Buch ja wie gesagt schon im 18. Jhd. geschrieben wurde, werden viele Worte gebraucht, die heute keine Verwendung mehr in der Literatur finden; aber natürlich findet man im Anhang eine Erläuterung zu deren Bedeutung. Hoffmann hat wie viele Autoren seiner Zeit oft sehr lange, komplizierte Sätze verwendet...was aber nicht unbedingt nachteilig ist. Denn man muss sich dadurch eben etwas genauer auf die Geschichte konzentrieren, was ja bekanntlich zum Mitdenken anregt ;)
« (( Fazit )) »
Ein wirklich lesenswertes Buch, welches sich mit Themen wie Wahnsinn, Alchimie, Liebe und Fantasie befasst. Durch die manchmal verwirrende und skurile Geschichte wird man zum Nachdenken angeregt. Obwohl die Handlung an sich etwas realitätsfern scheint wird sie absolut glaubhaft erzählt. Oft weiß man nicht was nun Realität ist und was nur Nathanaels Fantasie entspringt...aber gerade dieses macht das Buch so faszinierend. Auch weiß man nicht wirklich ob denn Coppelius und Coppola nun tatsächlich die selbe Person darstellen...vermutlich schon, aber es wird nicht explizit gesagt. Das muss wohl jeder für sich selbst herausfinden.
« (( Kurze Info zum Autor )) »
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann lebte im 17. / 18. Jhd. Er war eine Art Universaltalent, was typisch für die Romantik ist - - Maler, Dichter, Komponist und Schriftsteller in einem. Weitere bekannte Werke von ihm sind z.B. "Der goldene Topf" und "Die Elexiere des Teufels"...mehr Informationen zum Autor findet man z.B. hier: http://www.xlibris.de/Autoren/Hoffmann/HfBio/HfBio01.htm
«ISBN 3-15-000230-3»...erschienen im Reclam-Verlag
Preis : ca. 2,00 Euro
Das Buch umfasst ca. 70 Seiten und daher beträgt der Leseaufwand gerade mal 1 bis 2 Stunden. Ich kann nur jedem ans Herz legen sich diese Zeit zu nehmen! weiterlesen schließen
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